Einfach reisen lernen - Walter Vogt - E-Book

Einfach reisen lernen E-Book

Walter Vogt

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Beschreibung

Dieses Büchlein ist die Essenz aus bald fünfzig Jahren Reiseerfahrung. Die darin aufgeführten Hinweise und Tipps sind praktisch, erprobt und im besten Sinne eigenartig. Sie helfen Dir dabei, Deine Reise für Dich und Deine Mitmenschen positiv zu gestalten. Reisen ist eine der interessantesten und dichtesten Möglichkeiten, sich persönlich weiter zu entwickeln. Wer individuell in fremden Ländern reist, kommt mit vielen Menschen in Kontakt. Man ist selber plötzlich, als reisender Fremder, eine Minderheit. Eigene Werte und Vorstellungen werden täglich relativiert. Dieser Perspektivenwechsel kann eine starke Erfahrung und Horizonterweiterung sein. Gelungene Individualreisen haben bei vielen Menschen eine nachhaltige Wirkung auf ihr Selbstbewusstsein, ihre Courage und ihre Zuversicht. "Du chasch um die halbi Wält go und ke Schret witer cho" sang Polo Hofer. Er hat recht, leider! Dieses Büchlein hält dagegen.

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Jeden Tag kommt es zu Milliarden von Interaktionen zwischen Reisenden und Einheimischen. Man kauft, man isst, man fährt, man wohnt, man küsst - mit ganz - oder mehr oder weniger unbekannten Menschen - und alles kommt gut…

Inhaltsverzeichnis

Koffer oder Rucksack – reisen nur mit Handgepäck

Folter oder Reisefreuden – heitere Stunden auf langen Flügen

Reiseoutfit oder Alltagskleider – reisen ohne Zusatzkosten

Skepsis oder Gottvertrauen – Sicherheit durch Höflichkeit

Fremder oder Freund – mehr Fragen als Antworten haben

Verhandeln oder zahlen – faire Preise machen Freude

Schneider oder Friseur – Gewerblern eine Freude machen

Freundlich oder bestimmt – falls es doch mal mühsam wird

Bus oder Tuck Tuck – das stimmigste Fortbewegungsmittel wählen

Vorbuchen oder vor Ort recherchieren – bequem und flexibel unterwegs sein

Booking.com oder Airbnb – Buchungsportale sinnvoll nutzen

Natel, Laptop oder nichts davon – Technik auf Reisen

Postkarte oder Reiseblog – das eigene Mitteilungsbedürfnis stillen

Mit Velo oder Roller – unterwegs auf eigenen Rädern

Strassenstand oder Hotelküche – local Food ist Reisespass

Sicherheit vor Risiko – jederzeit gut unterwegs

Sehenswürdigkeiten oder Alltagsleben – reisen ohne Konventionen

Joggen oder Yoga – fit werden oder bleiben beim Reisen

Bakschisch oder Bestechungsgeld – keine Macht der Korruption

Grosser oder kleiner Fussabdruck – Umweltschutz auf langen Reisen

Dank

1. Koffer oder Rucksack – reisen nur mit Handgepäck

Dieses Kapitel ist so kurz, wie das Gepäck leicht sein soll. Handgepäck, also wenig dabei zu haben, ist die zentrale Voraussetzung für diejenige Art von Reisen, um die es in den kommenden Kapiteln geht.

Je weniger, desto bequemer, flexibler und wendiger. Reisen nur mit Handgepäck hat nur Vorteile. Weniger Flugkosten, schnell durch die Abfertigung, immer frei in der Wahl des Transportmittels, ohne sperriges Gepäck passt man in jeden kleinen Bus, in noch so enge Rikschas, man geht einfach entspannt zu Fuss oder fährt mit Fahrrad oder Roller für Tage heiter und unbelastet durchs Land.

Je wärmer die Region, desto einfacher ist es, auf grosses Gepäck zu verzichten. Praktische Entwicklungshilfe ist auch, in den Ländern zu investieren, welche man bereist. Handgepäck macht das einfacher. Man gibt die wenigen Sachen, die man mit sich führt in die Wäscherei, kauft ab und zu ein neues, dem Klima entsprechendes Kleidungsstück und lässt dafür ein anderes, nicht mehr so passendes, zurück.

Toilettenartikel sind klein und werden laufend erneuert. Bücher tauscht man unterwegs und liest so auch mal etwas Ungewohntes. Wenn man etwas Unvorhergesehenes braucht, wird man es finden und macht dabei allenfalls noch die Bekanntschaft mit hilfsbereiten Einheimischen.

Sobald man auf langen Reisen die Klimazone wechselt, tauscht man die Kleider entsprechend aus. Austauschen, nicht ergänzen, sonst reicht der Platz nicht aus.

Geeignetes Reisegepäck wie Schultertaschen, kleine handgepäckkompatible Rucksäcke etc. gibt es bei uns haufenweise in jeder Brockenstube.

Die Reise kann also starten mit einer Investition von fünf Franken für das Gepäck. Und das Vergnügen geht gleich schon los. Du gehst leichtfüssig zum Flughafen und bist auch am Zielort die erste Person, welche die Abflughalle wieder verlässt. Alle anderen warten noch am Gepäckband.

Ort des Geschehens: Trivandrum Flughafen

Nirgendwo geht es beim Verlassen des Flughafens derart «wusslig» zu und her wie in Indien. Dutzende von Taxi- und Rikscha-Fahrer bieten lautstark und drängend ihre Dienste an. Neben mir stehen zwei Amerikaner mit riesigen Koffern, jeder hat noch einen zusätzlichen Rucksack dabei, der grösser ist als mein ganzes Gepäck zusammen.

Ohne Taxi geht es nicht und bei Preisgesprächen hat man, derart schwer bepackt, schlechte Karten - aber dafür viel zu viele Kleider im Koffer, die nun die nächsten Wochen mitgeschleppt werden müssen.

Ich gehe mit meiner leicht gepackten Umhängetasche zu Fuss vor den Flughafen und fahre mit einem Rikscha-Fahrer, welcher keine Zulassung für den Flughafen hat, in die Stadt. Am Abend sehe ich die beiden Amerikaner wieder, ebenfalls heiter unterwegs wie ich, aber allenfalls ein wenig ermatteter…

Praktische Tipps

Nur mit Handgepäck reisen

Keine neuen Gepäckstücke kaufen, in der Brockenstube hat es eine grosse Auswahl

Sich dann im Gastland eine schöne Tasche leisten

Alle Bedarfsartikel bekommt man in irgendeiner Form auch im Reiseland, meist erst noch günstiger

Vor Ort etwas zu beschaffen gibt Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen

Entspann Dich, alles was Du nicht dabeihast, kannst Du nicht verlieren

Kleider immer der aktuellen Klimazone entsprechend austauschen

Nicht mehr Benötigtes bleibt zurück

Nur kleine Einheiten an Bedarfsartikeln kaufen

Bücher unterwegs austauschen oder digital lesen

Wenig Zeit zum Packen einrechnen, in fünf Minuten bist Du startklar…

2. Folter oder Reisefreuden – heitere Stunden auf langen Flügen

Die Sache beginnt im Vorfeld. Je nach Gefühlslage und subjektivem Sicherheitsbedürfnis bist Du vorfreudiger unterwegs, wenn Du mit der Airline Deines Vertrauens fliegst. Sicher sind alle, die in Europa landen dürfen. Aber richtig entspannt fliegen Einige eher an Bord von «Emirates» oder «Thai» oder einer sonstigen favorisierten Airline. Es kann sich lohnen, ein paar Franken mehr zu investieren und die Atmosphäre an Bord zu erleben, welche Dir am ehesten entspricht.

Vor langen Flügen ist es grossartig, an den Flughafen zu wandern. Das ist ein interessanter erster Reisetag. Wenn man am Morgen von Baden zu Fuss nach Kloten geht oder den Hongkonger Airport so klein wie ein Spielplatz vom Hügel aus beobachtet, von dem man dann in vier Stunden bis zur Abflughalle wandert, hat man bereits etwas Unvergessliches erlebt.

Es ist schlau, genug Zeit für die Anreise zum Flughafen einzuplanen. Staus, defekte Busse, falsch programmierte GPS, Kühe auf der Fahrbahn, nicht auffindbare Terminals und anderes mehr können einem in die Quere kommen. Leicht fährt man auch mal zum falschen Flughafen, in grösseren Städten gibt es meist mehrere. Also unbedingt vorher checken, gilt auch für allfällige Anschlussflüge, manchmal muss man den Airport wechseln. Die Zeit am Flughafen lässt sich dann meist gut vertreiben. Bei Lindt in Zürich kannst Du allenfalls noch etwas Süsses degustieren – in anderen Abflughallen anderes. Überall hat es auf alle Fälle eine gute Auswahl an Parfüms zum Testen, nicht auf die Kartonstreifen sprayen, sondern direkt an den Hals, der Sitznachbar freut sich.

Noch beim Check-in kann man nach einem Sitz beim Notausgang fragen, mehr Beinfreiheit für wenig Geld, wenn das nicht funktioniert, auch egal, die nächsten Stunden werden im Flug vergehen, unabhängig davon, wo und wie Du sitzt. Bevor es an Bord geht, nochmals durch die Wartehalle joggen oder an der Bar stehen, anstatt in irgendeinem Stuhl zu hängen, so ersehnt man bald mal den mehr oder weniger bequemen Sitz an Bord.

Ich esse vorher wenig, so freue ich mich auf das Essen im Flugzeug. Meine Liebste macht das Gegenteil, vorausschauend wie sie ist – manchmal wird der Service nach dem Start wegen Turbulenzen verzögert – aus meiner Sicht ein vernachlässigbares Risiko. Wenn Du zu den Ersten gehören willst, welche das Essen serviert bekommen, ordere beim Buchen ein spezielles Menu, zum Beispiel vegetarisch oder «indienspicy», Derartiges wird immer vor dem regulären Bordservice gebracht.

Nun im Flugzeug. Ein hilfreiches Ritual ist es, ein Dutzend vorbereitete Lernkarten dabei zu haben, auf denen die wichtigsten Worte in der Sprache des Ziellandes stehen. Die kannst Du unterwegs lernen. Einen schönen Apéro bestellen und gleich loslegen. Wenn Du nicht weisst, wie man etwas ausspricht, weiss es sicher der nette Flugbegleiter. Beim Einchecken im Hotel erntet man dann ein erfreutes Lächeln, wenn man statt Hello «siku nzuri» oder «selamat siang» sagt.

Wer nicht gerne fliegt (ich weiss wovon ich schreibe, ich hatte Jahrzehnte lang Flugangst, auch ein Flugangstseminar, damals noch bei Swissair, half gaaaaaaaar nichts, vielleicht auch weil die Seminarleiterin Sturzenegger hiess – kein Scherz) hat nun die interessante Herausforderung, aus den nächsten Stunden das Beste zu machen. Für die, die gerne fliegen, ist eh alles in Butter. Drum zu den Erstgenannten:

Das Wichtigste, lass Dich fliegen, flieg die Maschine nicht selbst. Jeder Kurswechsel, jedes Geräusch, jedes Rütteln kann Dir egal sein, Du wirst geflogen, von Profis, mit coolen Sonnenbrillen, gestärkten Hemden und entschlossenem Blick. Deine Aufgabe ist nur, Dein Lieblingsbuch zu lesen, einen netten Film zu schauen, beim Schach alles zu geben, etwas Feines zu trinken, philanthropische Objektstudien an Deinen Mitmenschen durchzuführen (fällt einem nicht immer leicht…), immer mal wieder Deine Lernkärtli durchzuschauen, etwas zu dösen und Dich auf das Ziel zu freuen.

Wenn alles nichts hilft, hilft ein Dormicum, welches Dir Dein Freund, der Arzt, im Vorfeld vertrauensvoll in die Tasche gesteckt hat.

Ort des Geschehens: Sucre (übrigens die Hauptstadt Boliviens, nicht wie oft vermutet La Paz)

Wir haben ausserhalb auf einem Bauernhof übernachtet und beschliessen, zum Flughafen zu wandern. Nach rund drei Stunden über Feldwege und durch kleine Siedlungen stehen wir auf einem Hügel und sehen weit unten das Rollfeld. Sieht recht verlassen aus, aber wir sind auch noch mindestens drei Wanderstunden weit weg. Details sind nicht zu erkennen.

Nach weiteren sechzig Minuten haben wir immer noch kein Flugzeug gehört oder gesehen. Es beginnt zu regnen. Ein Minibus nimmt uns mit und wir steigen direkt vor dem Flughafen aus. Viele Soldaten stehen vor dem Tor. Kaum sind wir ausgestiegen, kommt der erste auf uns zu. Nein, das ist nicht der Flughafen von Sucre, oder ja, doch, der stillgelegte alte Militärflughafen…. Mit dem Taxi schaffen wir es noch zum richtigen Airport, knapp, - La Paz wir kommen.

Praktische Tipps

Buche Deine favorisierte Airline und nicht die Billigste

Ordere ein spezielles Menu, falls Du als Erster an Bord essen willst

Mach Dir Sprachkarten in der Sprache des Gastlandes, die Du bis zur Landung lernst