Hart am Meer - Wolfgang Klapper - E-Book

Hart am Meer E-Book

Wolfgang Klapper

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Beschreibung

"Hart am Meer" beinhaltet Episoden, die sich auf Irland beziehen, wo der Autor drei Jahre verbrachte. Dort war er viel unterwegs, beschäftigte sich mit irischer Geschichte und Dichtung, lernte Land und Leute kennen und lieben. Viele der hier wiedergegebenen Begebenheiten beruhen auf selbt Erlebten, die, klassischen Vorbildern wie W. B. Yeats und P. Kavanagh folgend, eigene Formen und Wortmelodien entfalten.

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Sammlungen



Inhaltsverzeichnis

Begegnung mit der Riesenwoge

Das Mädchen auf dem schwimmenden Einhorn

Das Golfmatch

Plastikwal

Werben um Emer

Die Aussöhnung

Die Auswegsuchende

Ein Tag im Leben des Fußgängers B.

Begegnung mit einer Riesenwoge

Single

Mitternacht vorbei

Große Einsamkeit

Schicksalsspiel

Das Sesselpolster

Die Prothesenfrau

Der Tanz

Ich brauch dich

Schwangerschaftsbefürwortung?

Und dann?

Argwohn

Irgendeine Miss

Einfachticket

Sinneswandel

Gealteter Ballettänzer

Sehnsucht nach einer Jugendliebe

Ein bisschen Arbeit, ganz viel Freizeit

Grannuaile

Die Alte

Der 3-D-Landschaftsgärtner

Halloweenscherz

Caroline

Die Verabredung

Die Moorleiche von Old-Croghan

325 Bewerbungen

Die Feeneys

Auslandsstipendium

Granuaile

Imaginäre Flucht: Gesang der Harfenistin

Seán und Deidre

Streifzüge

Uferhymne

Unter Bäumen

Kalte Wellen

Glendalough

Wind

Ersteigung des Croagh Patrick

Besuch auf Skellig Michael

Der Fuchs ist tot

Am Rande – der Halfpenny Bridge

Unterwegs in nächtlicher Landschaft

Brans Seefahrt

Hafeneinfahrt

Die Meerjungfrau

T

änzerlaunen

Reite

Pfade

Wenn’s Leben

Tony Kavanagh

Einsamer Schulweg

Irlandurlaub

Tony Kavanagh

Die Delphinstreichlerin

Begegnung mit der Riesenwoge

Und andere Balladen

Das Mädchen auf dem schwimmenden Einhorn

Ein Mädchen, das am Strandesbogen

Vor Ayrshire’s sommerlicher Badeküste

Auf aufblasbarem Einhorn plantscht,

Wird, weil sie über Meereslevel flanscht,

Mit einem Male heftig

Von ablandigen Böen einverleibt

Hinaus aufs Meer gezogen,

Wo starke Strömung sie sehr kräftig

Rasch weiter seewärts treibt.

Wohin? Wenn sie‘s nur selber wüsste!

»Hier können wird jetzt ganz alleine

Für immer miteinander spielen.«

»Schön wär’s. Hier dürfte, meine Kleine,

Der Meeresgott kalt nach dir schielen.«

Umsonst versuchen Rettungsschwimmer

Das abdriftende Mädchen einzuholen.

In Schottland und bis Belfast wird

Der Seenotrettungsdienst mobilisiert.

Weit draußen aber schwellen

Die Wogen an. Das aufbrausende Meer

Verfinstert und mit grimmer,

Gereizter Stimme aus den Wellen

Tönt Manannan mac Lir:

»Wie reitet sich dein Einhornfohlen?«

»Trag mich nur weiter, Freund, mein bester,

Dass ich nicht ins Verderben gleite.«

»Halt mein Genick umschlungen, fester,

Press dich auf meine Rückensseite!«

»Das Tief, das gestern die Färöer

Bedrängte, bringt dich offenbar in Nöte?

Das ist der harmlose Beginn

Des Unwetters, und merkst du, du schwimmst in

Verschmutztem Meer? Das bringt dich

Noch weitaus mehr in die Bredouille als

Die Dünung, die jetzt höher

Und frecher schäumt.« »Mir schlingt sich

Ein Treibnetz um den Hals.

Wenn sich uns nur ein Ausweg böte!«

»Mir reißen scharfe Gegenstände

Den Leib auf, tödlich klafft die Wunde.«

»Mein Einhorn, bleib!«»Es geht zu Ende.

Ich spüre, Kind, ich sink zu Grunde«.

»Die Chance auf Rettung wird rasch trüber

Mit jeder noch so trivialen Welle?

Du prustest, strampelst untauglich?

Tauchst ab auf deiner Insel? Habe ich

Dir zu viel abgefordert?« -

Da naht ein Helikopter. Der Pilot

Kreist unvermittelt über

Der Hilfesuchenden. Er ordert

Das Seenoteinsatzboot

Minutiös zur Unglücksstelle.

»Da ist das Mädchen! Dicht vorm Kiel in

Der See, ich packe es beim Schopfe.«

»Mein Einhorn!« »Lebe wohl, Gespielin.

Der Meeresgott nimmt mich als Opfer.«

Das Golfmatch

Golfball lässt die Bahn korrekter Bälle

Ignoriert, schwirrt durch den Schirm der Bäume,

Plumpst in dichtem Unterholz zu Boden.

Wir entscheiden beide auf der Stelle,

Match zu stoppen. Farn bewuchert Räume,

Die wir absuchen, durchforsten,- roden.

Plötzlich bist du weg! Ein Rascheln, Knistern:

Blätter, die mit tausenden Geschwistern

Grün umhauchend mich zum Narren flüstern.

Bleibst wie abgetaucht. Ich such dich, rufe

In den Wald, wo sich skurril-bizarr

Efeu, Moosgeäst und Heidekraut

Urtümlich entzaubern. Plötzlich: Hufe

Scheuer Tiere dröhnen beim Geknarr

Morscher Stämme. Dort stehst du. Ruf laut.

Du nimmst mich nicht wahr? Ich spurte sicher

Zu dem Flecken. Da raunt das Gekicher

Schroffer Zweige umso unheimlicher.

Seh dich wieder, wie du durch ein Tor

Ausweichst, das zur Burgruine mündet.

Innenhof ist rosenüberwachsen.

Gern schenkt’ ich dir eine als Dekor.

Von verrauschten Liebesszenen kündet

Wilde Einsamkeit. Dann: Ästeknacksen,

Wiehern. Seh dich, wie du mit der Gerte

Antreibst. Scheuchst. Verschwindest. Reitend. Sperrte

Ablenkungsmanöver deine Fährte?

Durch den Wall kompakter Dornensträucher

Folge ich dem Lauf diverser Bäche,

Tret in Schlick, umgarnt von Algenschemen.

Schreck durchfährt mich, atemloser Keucher:

Durch die Tümpelwasseroberfläche

Höre ich es blubbern, glucksen, strömen.

Dein Gesicht am Grunde, schwebender

Haare! Aufgedunsen, lebender

Gliedmaßen versuchst du bebender

Lippen mit dem Ausdruck sanften Flehens

Mich herabzuziehn. Willst meine Leiche?

Angst- und furchtvoll wate ich hinweg.

Durch das Dickicht. Dreh ich unversehens

Abseits horroraufwühlendem Teiche

Mich im Kreise? Gleicht der Urwaldtrack

Nicht präzise dem von eben, samt

Gegend? Ausgangslos? Bin ich verdammt

Hier zu bleiben? Klamm und ganz zerschrammt

Stolpre ich auf nobel strahlenden

Rasen, dessen satte Prominenz

Überschwänglich flimmert. Golfer tummeln

Sich vergnügt auf markig prahlenden

Bahnen. Da stehst du. Umarm dich arg.

Warnung: »Zeit blöd wartend zu verbummeln

Kam ich nicht.« Du musterst mich befrem-

Det, Zupfst Rosenblatt von meinem Hemd.

Drängst mich fortzuspielen – unverklemmt.

Plastikwal

Es wurde berichtet

Ein Wal sei gesichtet.

Ob man das schon wüsste?

Vor Donegals Küste.

Ob er krankhaft zahm war,

Verletzt, dadurch lahm war?

Er schwamm in das Becken

Des Häfchens, blieb stecken.

Die Fischer erkannten

Der Leib des Giganten

Seh heil aus – von außen –

Der Wal soll nach draußen.

Sie zogen den sterblich-

En Riesen fast zärtlich

Heraus in die Fluten,

Froh über den guten

Akt. Dann ließ ein Staunen

Die Anwohner raunen:

Der Wal schwamm aufs Neue

Zum Häfchen. Aus Treue?

Vielleicht, dass er Spürungs-

Und Orientierungs-

Sinn eingebüßt hatte?

Nach kurzer Debatte

Entschieden die Leute

Den Wal aufs erneute

Und koste es Mühen

Aufs Meer rauszuziehen.

Nachdem die Erschlafften

Dies Meisterwerk schafften,

Verfolgten sie nüchtern

Mit langen Gesichtern

Wie sich der Befreite

Beileibe nicht scheute

Zum nun dritten Male

Zum Hafenportale

Zu schwimmen, um an den

Kaikanten zu stranden.

Die Leute beschlossen

Der Wal wird erschossen.

Ein solch anormales

Verhalten des Wales

Sei nicht korrigierbar

Und auch nicht kurierbar.

Der Walfisch verwehre,

Dass man ihn errette,

Er sei hergeschwommen,

Im untiefen Bette

Nah menschlicher Stätte

Zu sterben. Denn hätte

Er sonst wohl vom Meere

So Abschied genommen?

Ein Schuss fiel. Experten

Der Wissenschaft zerrten

Kadaver des Tieres

An Land. »Ich sezier es

Gleich hier auf dem Kooge«,

Sprach ein Zoologe.

Er fand in dem Magen

Des Tiers eine Kruste

Aus Plastikabfällen,

Die dieses beim Jagen

In Ozeanwellen

Verschluckt haben musste.

Sythetische Knäuel

Im Tierleib, ein Greuel!

Welch furchtbare Qualen

Die Menschen den Walen

Durch die folgenschwere

Vermüllung der Meere

Zufügten! Um leise

Dies Elend zu klagen

Schwamm er in den Hafen.

Er konnte nichts sagen.

Es war seine Weise

Die Menschen zu strafen.

Werben um Emer

»Das Reich ist stark bedrängt. Ein Schwiegersohn«

– spricht der König –

»Aus edlem Hause, mit Soldaten, Macht,

Kampfpraxis brächte satte,

Jedoch auch dringend nötige Verstärkung.

Darum, mein Tochterherz, gestatte,

Mir die Bemerkung:

Sei nicht zu wählerisch in Anbetracht

Der Not: Ein Gatte festigte den Thron.«

Prinzessin Emer weiß, ihr Vater hat

Nichts beschönigt,

Weshalb sie ihm entschieden helfen will.

Dank ihrer Keuschheit, Tugend,

Gewandtheit, Grazie ist die Verehrte

Der adeligen Ritterjugend

Idol, Begehrte.

Doch gilt sie auch als kurzentschlossen, schrill

Und unkonventionell in Staat und Stadt.

Als Conchobar aus Ulster um sie wirbt

Und sich glühend

In sie verliebt, ist Emer angetan,

Was sie ihm gern bekundet.

Doch wird der Königssohn von Feindes Lanze

Alsbald im Bauch so schwer verwundet,

Dass die Romanze

Jäh endet. Der Erwählte fällt in Wahn

Und es besteht kein Zweifel, dass er stirbt.

Der Todgeweihte rappelt sich zum Schluss

Qualvoll mühend

Vom Lager auf und bittet inständigst

Sie heiraten zu dürfen.

Sie willigt ein – mit traurigen Gebärden,

Weil aus gemeinsamen Entwürfen

Nun nichts zu werden

Scheint. Gattenwahl, wie gnadenlos! Verflixt!!

Ihr Liebes- ist zugleich ihr Abschiedskuss.

Als Emer noch ganz schlapp und elend ist,

Macht ein neuer

Verehrer ihr den Hof. Cu Chulainn will

Die Jungfer ehelichen.

Sie ist nicht abgeneigt, doch der Bewerber

Scheint ihr mit Conchobar verglichen

Zu jung, auch derber.

Sie bittet ihn, der siegreich wie Achill

Vom Schlachtfeld heimkam, um Bewährungsfrist

Und stellt ihm Aufgaben. So soll er ein

Ungeheuer

Besänftigen, von Scáthach‘s düsterer

Gefechtserfahrung lernen

Und Waffen mitbringen zwecks Felderprobung.

Cu Chulainn willigt ein. Im Licht von Sternen

Wird die Verlobung

Vollzogen. Hurtig zieht der junge Herr

Von dannen. Emer ist erneut allein.

Indes hat eine Fee sich ungefragt

Der Gebeine

Von Conchobar bemächtigt. Ihr gelingt

Es tatsächlich, die Leiche

Zu Leben zu erwecken. Als der Wieder-

Erwachte aus dem Schattenreiche,

Geschwächt, noch müder

Verfassung, zu Bewusstsein kommt, erklingt

Die Stimme Emers, was die Fee verjagt.

Der Braut devot weiß Conchobar noch nicht

Dass es eine

Akutere Verlobung Emers gibt:

Stolz kehrt Cu Chulainn wieder,

Der sich mit Emer rasch vermählen möchte.

Die Freier stellen fest hybrider

Kontraktgeflechte

Subjekt zu sein. Weil jeder Emer liebt,

Droht der Eklat, den Emer stoppt. Sie spricht:

»Ich bin bereit, euch beide, Mann für Mann,

Zu Gemahlen

Zu nehmen. Schließlich hab ich links und rechts

Zwei Ringfinger, an welche

Zwei wundervolle Eheringe passen.

Ich habe auch zwei Lippenkelche,

In deren Gassen

Ich eure schwellenden Geschlechts-

Organe gleichzeitig bewirten kann.

Auch kann ich euer beider Kinderwunsch

Zur totalen

Erfüllung bringen, allerdings mit dem

Effekt, dass ihr nicht wüsstet,

Wer der Erzeuger welchen Kindes

Ist. Umso wichtiger: Ihr müsstet

Respekt und blindes

Vertrauen zueinander fassen, mensch-

Lich wäre das doch machbar und genehm?

Damit ihr euch nicht in die Quere kommt,

Würden eure

Zuständigkeiten glasklar festgelegt.