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Im Ziel wartet die Liebe
Nach einem One-Night-Stand stehen sich Journalist Josh und Formel-1-Pilot Henry plötzlich bei einem Rennen wieder gegenüber. Um ihrer beider Karriereträume nicht zu gefährden, muss die gemeinsame Vergangenheit allerdings ein Geheimnis bleiben. Josh, der gerade unverhofft als Sportreporter in die Formel 1 berufen wurde, würde alles tun, um seinen Ruf und seine Karriere wiederherzustellen. Währenddessen will Henry um jeden Preis sein öffentliches Bild als Sunnyboy der Formel 1 schützen – denn Homosexualität ist noch immer ein Tabuthema. Während Henry versucht, auf Distanz zu gehen, verstrickt sich Josh immer weiter in Lügengeschichten. Doch zwischen Rennstrecken und Pressekonferenzen kommen sie sich näher und können schon bald die aufkeimenden Gefühle nicht mehr ignorieren. Müssen sie sich zwischen Liebe und Karriere entscheiden?
Der zweite Band der Heart-Racing-Reihe mit Henry, den wir in Band eins schon lieben gelernt haben
Mit diesem Roman widmet Katharina Juli sich einem wichtigen Thema für den zukünftigen Profisport
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Seitenzahl: 524
Veröffentlichungsjahr: 2025
Zum Buch
Nach einem One-Night-Stand stehen sich Journalist Josh und Formel-1-Pilot Henry plötzlich bei einem Rennen wieder gegenüber. Um ihrer beider Karriereträume nicht zu gefährden, muss die gemeinsame Vergangenheit allerdings ein Geheimnis bleiben. Josh, der gerade unverhofft als Sportreporter in die Formel 1 berufen wurde, würde alles tun, um seinen Ruf und seine Karriere wiederherzustellen. Währenddessen will Henry um jeden Preis sein öffentliches Bild als Sunnyboy der Formel 1 schützen – denn Homosexualität ist noch immer ein Tabuthema. Während Henry versucht, auf Distanz zu gehen, verstrickt sich Josh immer weiter in Lügengeschichten. Doch zwischen Rennstrecken und Pressekonferenzen kommen sie sich näher und können schon bald die aufkeimenden Gefühle nicht mehr ignorieren. Müssen sie sich zwischen Liebe und Karriere entscheiden?
Zur Autorin
Katharina Juli, Jahrgang 1992, liebt das Geschichtenerzählen, seit sie klein ist. Ihre Liebe gilt dabei vor allem romantischen und fantastischen Welten. Wenn sie nicht schreibt, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit Lesen, bei einem Kaffee mit Freunden & Familie oder auf Reisen durch Europa. Dabei ist sie stets auf der Suche nach neuen bunten Ideen. Katharina lebt mit ihrem Partner und mehr Büchern, als der Platz erlaubt, in Mittelhessen.
Katharina Juli
Heart Breaking
Band 2: Henry & Josh
Roman
reverie
Originalausgabe
© 2025 reverie in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH
Valentinskamp 24 · 20354 Hamburg
Covergestaltung von FAVORITBÜRO, München
Coverabbildung von design36, rangizzz, Sky_light1000 / Shutterstock
E-Book Produktion von GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783745704648
www.reverie-verlag.de
Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte der Urheberin und des Verlags bleiben davon unberührt.
Liebe Leserinnen und Leser,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet ihr am Romanende eine Themenübersicht, die demzufolge Spoiler enthalten kann.
Wir wünschen euch das bestmögliche Erlebnis beim Lesen der Geschichte.
Euer Team von reverie
Für alle, die fest daran glauben, dass die Liebe am Ende stärker ist.
Henry
Ich mache so etwas nicht. Und mit nicht meine ich nie.
Rückwirkend betrachtet, weiß ich nicht einmal, was in den letzten Stunden eigentlich in mich gefahren ist, dass ich alles um mich herum vergessen habe.
Ein ungläubiger Laut entweicht mir, ehe ich ihn zurückhalten kann. Na ja, genau genommen weiß ich das schon. Das macht es jedoch kein bisschen besser. Es war leichtsinnig, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Ich hätte mein Ziel im Auge behalten müssen, das ist es, was die Leute von mir erwarten. Was ich von mir erwarte!
Der vertraute Geruch von Benzin, Reifen und Motoröl steigt mir in die Nase, als ich tief einatme, und vermischt sich mit dem Duft des frisch gefallenen Schnees, der das Hotel umgibt. Ich blicke durch das kleine vergitterte Fenster der Tiefgarage nach draußen, wo gerade die Sonne hinter einem Gipfel auftaucht. Es dürfte ein perfekter Tag zum Skifahren werden.
In meinem Magen beginnt es unangenehm zu ziehen, als mir klar wird, dass ich davon nichts mehr haben werde.
Fester, als nötig wäre, drücke ich auf die kleine schwarze Fernbedienung in meiner Hand, und mein Offroader erinnert mich mit einem Blinken daran, wo ich ihn vor einigen Tagen geparkt habe.
Meine schweren Schritte hallen von den Wänden wider, als ich die Tiefgarage durchquere und schließlich vor meinem Wagen stehen bleibe. Mit einem weiteren Knopfdruck öffnet sich der ausladende Kofferraum, und ich werfe meine Reisetasche und die Jacke hinein. Fröstelnd verschränke ich die Arme vor der Brust, ehe ich zur Fahrertür gehe. In meinem dünnen Wollpullover ist es bei Temperaturen um die null Grad eindeutig zu kalt, doch gleich im Auto, während der Fahrt zum Flughafen, würde mich das dicke Teil nur stören.
Als sich meine Finger um den eisigen Türgriff des Wagens legen, wandert mein Blick wie ferngesteuert noch ein letztes Mal zurück zu der grauen Metalltür, durch die ich gekommen bin. Ich schlucke gegen den Kloß in meinem Hals an. Für einen Sekundenbruchteil gebe ich mich der Vorstellung hin, er würde die Tür aufreißen, die dunkelbraunen Haare noch vom Schlaf zerzaust, und mich bitten zu bleiben.
Kopfschüttelnd hole ich mich zurück in die Realität. Natürlich weiß ich, dass das Unsinn ist. Wir kennen uns nicht einmal zwei Tage – die dank mir ein jähes Ende gefunden haben. Nicht wirklich lange genug, um jemandem hinterherzulaufen, um ihn aufzuhalten. Das hier ist nicht Hollywood. Vermutlich schläft er noch und hat gar nicht bemerkt, dass ich weg bin. Wenn er aufwacht, wird er den Notizzettel auf dem Nachttisch finden, sich eine Weile über mein Verhalten wundern – dann wird er mich vergessen und zu seinem Alltag zurückkehren. Ich sollte das Gleiche tun.
Mit pochendem Herzen steige ich ein. Der Motor erwacht mit einem tiefen Brummen zum Leben, und das vertraute Geräusch gibt mir endlich die Energie, die ich brauche, um von hier zu verschwinden. Ich habe schon zu viel Zeit vertrödelt.
Kurze Zeit später jage ich meinen Offroader über die Landstraße. Die Wetterbedingungen sind nicht optimal, doch die Straßen sind zum Glück besser geräumt, als ich es erwartet habe. Gleich, wenn ich die schmalen Serpentinen erreicht habe, die mich heraus aus den kleinen Alpendörfern und in Richtung Innsbrucker Flughafen führen, werde ich das Tempo drosseln müssen, doch für den Moment koste ich das berauschende Gefühl aus, das durch meinen Körper fährt, wenn ich aufs Gas drücke.
Ich lasse die Playlist in voller Lautstärke laufen, gebe mich ganz den Bässen und Gitarrenklängen hin. Die Straße vor mir wird steiler, ich muss mich konzentrieren, um den Wagen über die vereiste, kurvige Fahrbahn zu lenken. Gut, dass so früh am Morgen kaum Gegenverkehr herrscht.
Ganz langsam werden meine Gedanken leiser, und für eine Weile gelingt es mir, die Erinnerungen an das vergangene Wochenende zurückzudrängen. Es war ein schöner Traum, eine kleine Flucht aus der Realität.
Dann spielt mir jedoch meine eigene Playlist einen Streich, als ausgerechnet die ersten Töne von Heaven erklingen. Auf der Stelle bin ich gedanklich in den Moment zurückversetzt, in dem ein hochgewachsener Kerl mit dunklen, vollen Haaren und Dreitagebart an der Hotelbar aufgetaucht ist. Das Lied von Niall Horan lief leise im Hintergrund, und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.
Mit klammen Fingern zupfe ich mit einer Hand an meinem Shirt herum, das mir mit einem Mal unangenehm am Körper klebt. Obwohl ich die Sitzheizung abschalte und die Lüftung komplett herunterdrehe, fühlt es sich so an, als würde mein Blut kochen. Der Song treibt mich immer weiter in die Erinnerung hinein, doch ich schaffe es nicht, den kleinen Knopf am Lenkrad zu drücken, um ihn zu skippen.
Wie er den Raum betrat und mein Blick auf der Stelle an ihm hängen geblieben war. Die kantigen Gesichtszüge mit dem dunklen Bartschatten und seine selbstbewusste, scheinbar unbekümmerte Ausstrahlung, die mich regelrecht gefangen nahm. Die Art, wie er sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn strich. Augenblicklich schien die schummrige Bar heller geworden zu sein. Und dann wählte er ausgerechnet den Barhocker neben mir. Mein Atem stockte, als er den Kopf drehte und ich direkt in seine tiefblauen Augen hinter der schwarzen Brille starrte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen, und sein Blick war so durchdringend, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Fast hätte ich überhaupt nicht mitbekommen, dass er mich ansprach, so sehr stand ich neben mir.
Vielleicht wäre es besser gewesen. Vielleicht wäre ich dann jetzt nicht in dieser Situation.
Ob ich diesen Song auf ewig mit ihm verbinden werde? Ich schüttle die Erinnerung ab und schaffe es endlich, das Lied zu wechseln. Sentimentalität hilft mir nicht. Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Unsere gemeinsame Zeit hatte von Anfang an ein Ablaufdatum – nur, dass sie jetzt früher endet als erwartet. Ich sollte mich darauf konzentrieren, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Oder noch besser: wie ich es in Zukunft vermeiden kann, meinen Urlaub nach drei Tagen vorzeitig abbrechen zu müssen, weil ich mich Hals über Kopf in etwas stürze, das mir zum Verhängnis werden könnte.
Eigentlich wollte ich mit meinem besten Freund Liam in die Alpen in den Skiurlaub. Diese eine Woche Auszeit nach Weihnachten ist in den letzten Jahren zu einem Ritual geworden. Egal, wie die Rennsaison lief, wir feiern sie mit einigen Tagen auf der Piste. In diesem Jahr verbringt Liam die Weihnachtstage jedoch bei seiner Freundin Ronja in München. Ich freue mich für die beiden, trotzdem war ich enttäuscht über seine Absage. Nur deshalb saß ich allein und mit mieser Laune an der Hotelbar und habe mich bereitwillig von einem Fremden anquatschen lassen. Einem Fremden, dessen meerblaue Augen mich nicht mehr loslassen.
Während ich auf die Autobahn in Richtung Innsbruck fahre, hänge ich gedanklich noch immer dem heutigen Morgen hinterher. Es war alles so verdammt perfekt. Noch nie zuvor habe ich mich jemandem nach kürzester Zeit so nah gefühlt. Ich hätte ewig daliegen, seinen gleichmäßigen Atemzügen lauschen und ihn anschauen können. Doch dann habe ich den Fehler gemacht aufzustehen. Ich wollte nur kurz eine Wasserflasche holen, stattdessen habe ich auf mein Handy geschaut und die Nachricht von Gregor entdeckt. Es war, als hätte mir jemand eine kalte Dusche verpasst, die mich augenblicklich zurück in die Realität katapultierte. Wenn mein Manager die Fotos des Boulevardmagazins nicht rechtzeitig gesehen hätte – ich will gar nicht darüber nachdenken, wie das hätte ausgehen können. Wenn sie nicht nur mich, sondern uns beide fotografiert hätten. Mein ganz persönlicher Albtraum.
Dabei dachte ich, hier oben in den Bergen, so weit abgelegen und entfernt von den Rennstrecken, wäre ich vor Reportern sicher. Eigentlich macht es mir gar nichts aus, wenn ein paar Schnappschüsse von mir auf Skiern oder bei einem Drink im Internet auftauchen. Das ist völlig unproblematisch. Vermutlich hätte ich sogar Spaß daran gehabt, ein paar Autogrammkarten zu unterschreiben. Aber was in den letzten zwei Tagen passiert ist … ist das Gegenteil von unproblematisch. Nicht nur, weil ich auf keinen Fall riskieren will, vor der versammelten Motorsportwelt unfreiwillig geoutet zu werden, sondern auch, weil ich mich auf meine erste Saison als Formel-1-Pilot konzentrieren muss.
Als ich meinen Geländewagen eine Stunde später auf dem Flughafenparkplatz abstelle, wo ihn die Autovermietung abholen wird, weiß ich noch immer nicht, wie ich in diese Situation geraten konnte. Ich bin überhaupt nicht der Typ für solche undurchdachten Aktionen. Doch dieser Kerl hat mich einfach vollkommen aus der Bahn geworfen. Die Stunden mit ihm haben sich angefühlt, als wäre ich in eine andere Welt gestolpert.
Ich reibe mir über meine müden Augen. Jetzt, wo ich hier am Flughafen stehe, könnte ich beinahe glauben, mir das alles nur eingebildet zu haben. Doch das habe ich nicht. Nicht ohne Grund bin ich vollkommen überstürzt und hektisch aus der Suite verschwunden, obwohl ich nichts lieber tun wollte, als da weiterzumachen, wo wir gestern Abend aufgehört haben. Ein Glück hat es nur eine kurze Antwort an Gregor gebraucht, damit er mir direkt den nächsten Flug zurück nach England organisierte.
Um mich auf andere Gedanken zu bringen, greife ich nach dem Handy in der Mittelkonsole und öffne den Gruppenchat mit meinen Freunden. Es ist kurz vor neun, vermutlich sitzen Liam und Ronja gerade beim Frühstück. Keine Ahnung, was Julie, die Vierte in unserer Clique, gerade treibt.
Obwohl ich die Antwort bereits kenne, frage ich erneut, ob es bei unserer Verabredung an Silvester bleibt. Es vergeht keine Minute, ehe Julie, Liam und Ronja mit drei hochgestreckten Daumen auf meine Nachricht reagieren.
Anschließend schicke ich meiner Mum eine kurze Info, dass ich früher zurückkommen werde, und lade sie für den Abend zum Essen ein. Beschäftigt zu sein, wird mich ablenken. Das hoffe ich zumindest. Meine Kochkünste halten sich zwar in Grenzen, doch zum Glück hat die Menschheit den Lieferdienst erfunden.
Als ich wenige Minuten später aus dem Wagen steige, fühle ich mich schon ein wenig leichter. Es ist nichts passiert, ich habe gerade noch rechtzeitig die Kontrolle über die Situation zurückgewonnen. In ein paar Tagen kann ich wahrscheinlich darüber lachen, und die Erinnerung an die Zeit mit ihm wird nichts weiter als eine verblassende Erinnerung sein.
Ich nehme Jacke und Tasche aus dem Kofferraum, werfe den Schlüssel in den Briefkasten der Vermietungsstelle und mache mich auf den Weg zu den Sicherheitskontrollen.
Bahrain / Sachir
Josh
Ein dumpfer Schmerz zwischen meinen Rippen reißt mich unsanft aus meinem Dämmerschlaf. Träge blinzelnd öffne ich die Augen.
Wie angestochen fahre ich in meinem Stuhl hoch, als ich erkenne, wo ich mich befinde. Nicht in meinem Schlafzimmer, sondern im Konferenzraum der Day in Dublin!
Shit, wie konnte ich mitten in der Zeitungsredaktion einschlafen?! Unauffällig schaue ich mich um, doch zum Glück scheint niemand meinen kleinen Ausfall bemerkt zu haben.
Mein Blick bleibt an meinem Kollegen Ali hängen, der mich verräterisch grinsend beobachtet. Vermutlich war es sein Ellenbogen in meiner Seite, der mich eben aufgeweckt hat.
»Da hat wohl jemand eine lange Nacht gehabt«, flüstert er so leise, dass nur ich es hören kann. »Wenigstens schnarchst du nicht.«
»Was kann ich dafür, wenn dieses Meeting jeder Schlaftablette Konkurrenz macht«, brumme ich und drehe meinen Kopf zu dem gigantischen Whiteboard, vor dem unser Chefredakteur Roger steht und den geplanten Inhalt unserer nächsten Ausgabe herunterbetet. Die schmale silberne Brille ist ihm auf der Nase heruntergerutscht, seine Halbglatze glänzt im künstlichen Licht der Deckenbeleuchtung. Gerade erzählt er auf seine übliche monotone Art etwas von sinkenden Schafpopulationen auf irischen Weiden, über die dringend berichtet werden muss.
Ich gähne. Da habe ich wohl nichts verpasst.
»Kommen wir zum letzten Agendapunkt«, verkündet unser Boss, und ein Aufatmen geht durch die Runde.
Ich kann es niemandem verdenken. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir seit gut zwei Stunden in dem schlecht belüfteten Besprechungsraum zusammensitzen, und inzwischen ist der Sauerstoff weitestgehend aufgebraucht.
Es dauert nicht lange, bis meine Aufmerksamkeit wieder davondriftet. Gelangweilt schaue ich aus dem leicht beschlagenen Fenster. Die Liffey fließt direkt an der Redaktion vorbei, spätwinterliche Sonnenstrahlen haben sich durch die dichte Wolkendecke gekämpft und glitzern auf dem Wasser. Wie üblich drängen sich Touristenscharen über die Ha’penny Bridge. Ich kann die Guides, die ihnen lautstark Bootstouren über den Fluss anpreisen, bis hier hoch in die Redaktion hören.
»Bin ja gespannt, wer den Job bekommt. Verrückt, dass die bei uns anfragen.« Ali stößt mich erneut an, und ich drehe mich stirnrunzelnd zu ihm.
»Was? Sorry, war kurz abgelenkt.«
»Schon klar. Mit kurz meinst du wohl eher seit Weihnachten.« Ali wackelt vielsagend mit den dunklen Augenbrauen, wobei der silberne Ring aufblitzt, der in einer davon steckt. Ich hätte ihm nicht von meinem Wochenende in den Alpen erzählen sollen. Aber ich konnte ja meine Klappe nicht halten.
»Sagst du mir jetzt, worum es hier geht, oder was?«, übergehe ich seinen Kommentar.
»Roger sucht einen Ersatz für Sean.«
Ich schaue meinen Kumpel an, als hätte er gerade versucht, mir die Relativitätstheorie zu erklären. »Und wer ist Sean?«
»Mann, du bist ja komplett von der Rolle. Sean Walsh. Sportjournalist bei der Irish Headline. Motorsport-Reporter. Klingelt da was?«, flüstert Ali, weil Roger bereits tadelnd in unsere Richtung schaut.
Ich zucke innerlich zusammen, als mein Kumpel meinen ehemaligen Arbeitgeber erwähnt, der zum gleichen Verlagshaus gehört wie die Day in Dublin. Ich denke nicht besonders gerne an diese Zeit zurück. Wobei, an meinen Job eigentlich schon, nur an meinen Rauswurf nicht.
»Gut, das wäre es dann für heute«, schallt Rogers brummige Stimme durch den Raum. »Falls hier zufällig jemand Formel-1-Fan ist und Bock auf einen spontanen Flug nach Bahrain hat, meldet euch bei mir – der Rest zurück an die Arbeit!« Schneller, als ich schalten kann, hat mein Chef seine Notizen eingesammelt und den Konferenzraum verlassen.
Überrascht drehe ich mich zu Ali. »Die suchen jemanden, der zur Rennstrecke fliegt? Zum Formel-1-Rennen?«
»Jep. Ziemlich cool, oder? Wenn ich nicht die Titelstory zum St. Paddy’s Day auf dem Tisch hätte, wäre das echt ’ne Überlegung wert. Aber die Party des Jahres lasse ich mir nicht entgehen. Feiern und noch dafür bezahlt werden – Here I am!« Ali deutet eine ungelenke Tanzbewegung an und wirft sich dabei die zotteligen Haare aus der Stirn.
»Hat er gesagt, was mit Sean ist?« In meinem Kopf beginnt es zu rattern, und es formt sich eine so irrsinnige Idee, dass es mir ehrlich gesagt relativ egal ist, wie ausgelassen Alis Pläne für das kommende Wochenende sind.
»Irgendeine Routineoperation, wenn ich es richtig verstanden habe. Roger meinte, er ist bald wieder fit.«
Ich nicke langsam. Ob ich es wagen sollte? Seit Monaten überlege ich, was ich tun kann, um meinen alten Job zurückzubekommen, und das hier könnte die perfekte Gelegenheit sein, um zu zeigen, dass man immer noch mit mir rechnen muss. Der Personalmangel bei der Irish Headline könnte mein Glücksfall sein.
»Ich muss zu Roger.« Mein Stuhl erzeugt ein laut scharrendes Geräusch, als ich ihn schwungvoll nach hinten schiebe und aufstehe. Ich muss mich beeilen, bevor mir irgendeiner hier zuvorkommen kann.
»Du? Du willst dich doch nicht etwa bewerben?«
Als Antwort presse ich die Lippen fest aufeinander.
»Ich halte dich nicht auf.« Lachend fährt sich Ali durch die schwarze Mähne auf seinem Kopf. »Wir sehen uns heute Abend im Greenscreen? Da will ich dann aber hören, seit wann du plötzlich Motorsport-Fan bist!«
Im Gehen strecke ich beide Daumen in die Höhe, obwohl ich schon wieder völlig vergessen hatte, dass Ali und ich heute Abend in unserem Stammpub verabredet sind.
Zu meiner Enttäuschung entdecke ich in dem kalkweißen Redaktionsflur keine Spur mehr von meinem Chef. Er ist einer dieser Typen, die rund um die Uhr beschäftigt sind. Dafür, dass er so viel zu tun hat, lässt er sich allerdings überraschend viel Zeit, wenn er einmal ins Reden kommt.
Wie vermutet finde ich ihn auf seinem Schreibtischstuhl, wo er wild gestikulierend telefoniert. Die Büros sind nur durch dicke Glasscheiben von den Fluren getrennt, wie man das aus den schicken Anwaltsserien kennt. Damit hat es sich an modernen Elementen hier allerdings auch schon wieder erledigt. Mit der Irish Headline kann die Lokalredaktion der Day in Dublin in keiner Weise mithalten.
Neben mir hebt Rogers Assistentin fragend den Kopf. Es grenzt an ein Wunder, dass sie mich hinter all den Pflanzen, die ihren Arbeitsplatz einrahmen, überhaupt gesehen hat. Das Grün bildet einen auffälligen Kontrast zu dem tristen Empfangsbereich, in dem ihr Schreibtisch steht.
»Hi, Brenda«, begrüße ich sie mit einem extrabreiten Lächeln und gehe einen Schritt auf sie zu. Brenda ist die gute Seele des Hauses und bereits länger hier, als die meisten von uns alt sind. Sie hat mich unter ihre Fittiche genommen, als ich vor einem knappen Jahr hierherversetzt wurde, wofür ich ihr bis heute dankbar bin.
Meine Kollegin rückt ihre Brille zurecht. »Josh. Was verschafft mir die Ehre?« Die Freude über meinen Besuch ist ihrer Stimme eindeutig anzuhören, auch wenn sie versucht, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Darf man nicht einfach mal seine Lieblingskollegin besuchen?«
»Dann hättest du zwei Tassen Kaffee dabei.« Sie schmunzelt. »Wenn du zu Roger willst, der ist leider bis achtzehn Uhr verplant.«
Mist, so lange will ich nicht warten. Ich schiele in sein Büro, wo mein Chef anscheinend gerade aufgelegt hat. Jedenfalls sitzt er zurückgelehnt vor seinem Laptop.
»Komm schon, Brenda. Ich brauche nur fünf Minuten.«
Seufzend legt sie die Stirn in Falten. »Du bringst mich noch in Teufels Küche! Aber gut, husch rein. Wenn Roger Ärger macht, nimmst du das auf deine Kappe, klar?«
»Du bist die Beste!«
Ich verliere keine weitere Zeit und klopfe selbstbewusst gegen die Glastür.
Roger zögert kurz, dann winkt er mich mit einer unwirschen Handbewegung herein. »Welcher Teil von ich will nicht gestört werden war missverständlich?«, höre ich ihn vor sich hin murmeln.
»Brenda kann nichts dafür«, beeile ich mich zu sagen. »Ich bin hier wegen Bahrain.«
Mein Boss zieht die grauen Augenbrauen zusammen. »Du willst zum Formel-1-Rennen? Wie kommst du denn darauf?«
Selbstbewusst straffe ich die Schultern. »Ich bin Sportjournalist. Und ich kenne die Anforderungen der Irish Headline. Deshalb bin ich der beste Kandidat, um einzuspringen.«
»Hätte nicht gedacht, dass Motorsport dein Ding ist. Als Vertretung von Sean muss man richtig Ahnung davon haben«, meint Roger. »Aber unabhängig davon: Ich halte das für keine gute Idee, Josh. Du bist raus aus diesen großen Nummern. Ich habe keine Lust, mich mit Violet anzulegen.«
Als ich den Namen meiner ehemaligen Chefin höre, zwinge ich mich, tief durchzuatmen. Angespannt balle ich meine Hände zu Fäusten, öffne sie wieder und setze eine entschlossene Miene auf. Wenn ich Roger überzeugen will, muss ich ruhig bleiben. »Klar, ich liebe Formel 1! Schon immer! Schaue jedes Rennen. Sean zu vertreten wäre überhaupt kein Problem für mich.« Ich lege so viel Überzeugung in meine Stimme wie möglich. Dass ich noch nie ein Rennen bis zum Ende geschaut habe und Motorsport eigentlich ziemlich langweilig finde, muss mein Boss nicht wissen. Es sind noch ein paar Tage Zeit, ich kann mich einarbeiten. Das hier ist meine Chance, endlich wieder echten Journalismus zu betreiben, nicht diesen Lokalquatsch.
Roger runzelt skeptisch die Stirn. »Seans Kolumne ist eine reine Berichterstattung über das Rennwochenende, nicht mehr und nicht weniger. Das sind unsere Leserinnen und Leser gewohnt, und so soll es auch bleiben. Glaubst du wirklich, dass du der richtige Kandidat dafür bist? Die suchen nur im ganzen Verlagshaus nach einer Vertretung, weil sie im Team der Irish Headline niemanden haben.«
Ich nicke eifrig. »Selbstverständlich. Glaub mir, du würdest es nicht bereuen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher …«, grummelt mein Chef, wohl mehr zu sich selbst. »Meinetwegen, wenn sich bis heute Abend niemand anderes meldet, soll Brenda ein Flugticket buchen. Vorausgesetzt, Violetstimmt zu. Sie wird begeistert sein, wenn ausgerechnet dein Name fällt … aber gut, wir werden sehen. Hoffentlich bekommen wir rechtzeitig eine Akkreditierung für dich.«
»Danke, Roger!« Ich mache mich eilig auf in Richtung Tür, ehe mein Chef es sich anders überlegen kann. Beschwingt greife ich nach der Klinke, gedanklich bereits beim Kofferpacken.
»Josh!«
Ich halte abrupt in meiner Bewegung inne und drehe mich noch einmal zu meinem Boss, der sich ebenfalls erhoben hat und die Arme in die breiten Hüften stemmt.
»Wenn ich mich darauf einlasse, muss dir klar sein, dass es keine Alleingänge geben wird. Verstanden?«
Ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. »Verstanden!«
Ich kann nicht fassen, dass er so schnell zugestimmt hat! Mir ist klar, dass ich nicht die erste Wahl bin, dafür war der Skandal um mich letztes Jahr viel zu groß. Aber ich werde ihm, Violet und den Redakteuren der Irish Headline zeigen, dass sie mich zu Unrecht strafversetzt haben. Drei Tage, dann bin ich hier endlich raus.
Henry
Das ist mein Moment.
Mein Körper vibriert vor Freude auf das Rennen, als ich mich nach der Aufwärmrunde in der Startaufstellung einreihe. Das tiefe Brummen des Wagens unter mir, der feste Sitz, in den ich gepresst werde. Das Jubeln der Fans, das dumpf von den Tribünen zu mir schallt. Ich habe so unglaublich lange von diesem Tag geträumt, mich jahrelang darauf vorbereitet. Ich kenne jede Kurve und jede Besonderheit der Strecke im Schlaf. In diesem Augenblick gibt es nur meinen Rennwagen und mich, wir sind eins, während die Welt um uns herum in weite Ferne rückt.
Nur noch wenige Sekunden, bis endlich mein erstes Formel-1-Rennen startet!
Feiner Wüstensand wirbelt zwischen den wartenden Autos über die Strecke, doch den Prognosen zufolge sollte uns das heute nicht groß behindern. Unter meinem Helm hat sich bereits ein feiner Schweißfilm auf meiner Stirn gebildet. Ich blende die Hitze aus, die über den Asphalt flackert, obwohl es bereits achtzehn Uhr ist. Alles, was ich fühle, ist die unbändige Energie, die jede einzelne Faser in mir antreibt.
Mein Herz hämmert aufgeregt gegen meinen Brustkorb, als ich den Blick in die Ferne richte. Von meinem zehnten Startplatz aus kann ich die Poleposition gerade noch sehen, die sich Liams Bruder Fred O’Brien, der aktuelle Weltmeister, gesichert hat. Er ist momentan der absolute Topstar der Formel 1. Noch bin ich nicht dort angekommen, wo er ist, doch es schadet nicht, ein Ziel zu haben, auf das man hinarbeiten kann. So oder so bin ich stolz auf meinen Startplatz heute. Es wäre der Wahnsinn, wenn ich in meinem ersten Rennen für Fuller Racing direkt Punkte holen könnte!
Wie gebannt starre ich auf die Ampeln, die über der Start-Ziel-Markierung hängen und jeden Moment den Großen Preis von Bahrain eröffnen werden. Meine Hände umklammern das Lenkrad noch ein wenig fester. Ich kann es nicht erwarten zu zeigen, wie weit ich es in diesem Wagen bringen kann.
In Gedanken zähle ich herunter. Noch zwei Sekunden … Noch eine … Die Ampellichter gehen aus, und ich drücke das Gaspedal durch. Ein Adrenalinschub jagt durch meine Adern, mein ganzer Körper steht unter Strom.
Ich stoße einen Jubelschrei aus, als ich in dem Getümmel der anderen Autos gut wegkomme und in der ersten Kurve meine Position halte. So kann es weitergehen! Ich liebe dieses Gefühl über alles auf der Welt. Nichts außerhalb der Rennstrecke ist in diesem Moment von Bedeutung. Jetzt geht es nur darum, sich mit den anderen Fahrern zu messen, meine Bestleistung abzurufen und so weit vorne wie möglich mitzufahren. Das hier ist es, wovon ich immer geträumt habe! Es gibt nichts, was ich mehr will, als zu zeigen, wie richtig Tonys Entscheidung war, mich in die Königsklasse zu holen.
Zwei Stunden später steige ich völlig fertig aus dem Cockpit. Der Schweiß rinnt mir über den Nacken und die Stirn. Jede Faser und jeder Muskel meines Körpers sind noch zum Zerreißen angespannt, doch es kümmert mich nicht. Ich habe alles gegeben!
»Platz neun! Good Job, Henry!« Tony Fuller, der Inhaber und CEO meines Teams, läuft freudestrahlend und mit leuchtenden grünen Augen auf mich zu, als ich nach dem obligatorischen Wiegen zurück zu meinem Rennstall komme. Seine kräftigen Schultern stecken in einem hellen Hemd, das seinen Bauchansatz kaschiert. »Ich wusste, dass du der Richtige für dieses Cockpit bist!«
Mit einem Ruck streife ich mir Helm und Haube ab und fahre mir durch die verschwitzten Locken. »Danke, Tony! Aber ohne die gute Arbeit des Teams hätte ich das nicht geschafft.« Ich halte nach meinem Renningenieur Thilo Ausschau, kann ihn jedoch in dem Gewusel um mich herum nirgendwo entdecken. Es ist alles andere als selbstverständlich, als Rookie Punkte zu holen, und das habe ich auch ihm zu verdanken.
»Wir haben heute alle einen guten Job gemacht.« Tony klopft mir beschwingt auf den Rücken. »Das ist ein gutes Omen für die anstehende Saison!«
Es fühlt sich unglaublich befreiend an, direkt in meinem ersten Rennen einen Erfolg für das Team eingefahren zu haben. Ich platze beinahe vor Stolz! So perfekt hätte ich mir meinen Start in der Formel 1 kaum wünschen können. Seit meiner frühesten Kindheit ist ein Cockpit in der höchsten Rennklasse mein Traum, und endlich hat sich all die harte Arbeit ausgezahlt. Es bedeutet mir die Welt, meinen Mentor, den CEO von Fuller Racing, so zufrieden zu sehen.
Einige Crewmitglieder kommen auf mich zu und beglückwünschen mich zum guten Ergebnis. Wieder wird mir bewusst, wie glücklich ich bin, Teil dieses Rennstalls zu sein. Schon in der Formel 2 kam ich mit allen gut zurecht, doch hier arbeiten die Mechaniker und Ingenieure noch mal auf einem ganz anderen Niveau. Nicht umsonst ist das hier die Königsklasse des Motorsports. Und endlich bin ich mittendrin! Tony legt viel Wert auf Zusammenhalt, und trotz des Erfolgsdrucks sind alle super wertschätzend. Ganz anders als bei Liam und Ronja im letzten Jahr.
Das kann einfach nur eine gute Saison für uns werden! Schon jetzt kann ich es kaum erwarten, in den nächsten Wochen mit den Ingenieuren und Mechanikern zusammenzusitzen und unser Auto noch weiter zu verbessern. Im Qualifying gestern hatten wir einige kleinere Probleme mit der Lenkung, doch heute war davon nichts mehr zu spüren.
Gregor, mein Manager, kommt auf Tony und mich zu und hält mir seine Hand zum High Five hin. »Spitzenleistung! Hätte nicht gedacht, dass du aus dem Wagen so viel rausholst.«
Ich werfe ihm einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, ehe ich einschlage. »Gut zu wissen, wie sehr du an mich glaubst. Hast du etwa vergessen, dass mich ein spanisches Motorsportmagazin letztens als das Überraschungstalent des Rennsports vorgestellt hat?«
Gregor lacht auf. »Aller Anfang ist schwer. Aber ganz ehrlich, Henry: Das war der Hammer heute.«
Breit grinsend erwidere ich die kurze Umarmung, in die er mich zieht.
»Wir geben eben alles für unsere Talente«, erklärt Tony an meinen Manager gewandt. »Ich hab den Mechanikern gestern Abend noch mal ein bisschen Beine gemacht.«
Gregor und ich schauen uns schmunzelnd an. Unserem Teamchef Darius hat es bestimmt überhaupt nicht gefallen, dass sich Tony mal wieder eingemischt hat.
In diesem Moment kommt auch mein Teamkollege Andrik in die Box. Er sieht erschöpft aus, aber trotz seines dreizehnten Platzes nicht unzufrieden.
Als er mich entdeckt, nickt er anerkennend. »Gutes Rennen, Rookie!«
»Danke!«, rufe ich über den Lärm der werkelnden Mechaniker zurück. Wir sind keine engen Freunde, kommen aber miteinander aus. Trotzdem fühlt es sich gut an, den deutlich erfahreneren Dänen heute hinter mir gelassen zu haben. Es wird sicherlich spannend, mich nachher mit ihm über das Rennen auszutauschen.
»Ich ziehe dann mal weiter.« Tony macht eine Kopfbewegung in Richtung Andrik, verabschiedet sich lächelnd und lässt mich mit Gregor allein zurück.
Endlich komme ich dazu, meinen Rennanzug ein Stück zu öffnen. Für März ist es hier in Sachir heute ungewöhnlich heiß, und ich bin froh, mir gleich etwas Leichteres anziehen zu können. Ein angenehmer Luftzug streift mein verschwitztes Longsleeve, und ich atme kurz auf. Das Teil klebt wie eine zweite Haut an meinem Körper.
»Wasser gefällig?« Gregor hält mir eine mit Elektrolyten angereicherte Flasche Wasser hin, aus der ich gierig ein paar Schlucke nehme. So viel wir Rennfahrer auch trainieren, man sollte nicht unterschätzen, wie anstrengend so ein Rennen ist und wie ausgelaugt man sich anschließend fühlt. Trotzdem kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Noch immer schießen Adrenalin und Endorphine durch meinen Körper, ich bin erschöpft und energiegeladen zugleich. Keine Ahnung, wie das überhaupt möglich ist.
»Das war wirklich eine gute Leistung, Henry. Man merkt, dass sich das Training ausgezahlt hat. Du hattest den Wagen im Griff.« Gregor nimmt mir die Flasche wieder ab und reicht mir stattdessen ein Handtuch, das ich mir um den Nacken lege.
Ich bin überglücklich, ihn an meiner Seite zu haben. Nicht nur, weil er selbst Anfang der Zweitausender zweimal einen Meistertitel in der DTM geholt hat, sondern vor allem auch, weil er inzwischen viel mehr als ein Manager und Trainer für mich ist. Er ist ein väterlicher Freund, den ich nicht mehr missen möchte. Obwohl seine aktive Rennfahrerzeit lange her ist, ist Gregor noch immer fit und strahlt pure Energie aus. Das gemeinsame Training mit ihm ist Gold wert. Die meisten Rennfahrer arbeiten neben ihrem Management lieber mit professionellen Privattrainern zusammen, ich kann mir für beide Jobs jedoch niemand Besseren als Gregor vorstellen.
»Brauchst du eine Minute?«, will er wissen und deutet zu dem großen Bildschirm hinter sich, wo bereits die Vorbereitungen für die Siegerehrung zu sehen sind. Wie erwartet hat Fred das Rennen gewonnen, er scheint auch in dieser Saison in Topform zu sein.
Dankbar nicke ich. »Ganz kurz nur.«
Eilig verschwinde ich in meiner Kabine. Der winzige Raum hat gerade Platz für ein schmales Sofa mit Tischchen und ein Regal, neben dem ein Waschbecken angebracht ist. Dennoch bin ich dankbar für den Rückzugsort nahe der Box.
Nachdem ich mir etwas Bequemeres angezogen habe, drehe ich den Wasserhahn auf und genieße das kühle Nass, das ich mir über die Handgelenke laufen lasse. Anschließend nehme ich die Kappe mit dem breiten Fuller Racing-Logo vom Wandhaken, unter der ich meine verschwitzten Haare verstecke.
Suchend drehe ich mich in dem kleinen Raum einmal um die eigene Achse. Warum liegt hier überhaupt schon wieder überall Zeug herum? Ich habe nicht viel Zeit, bis die Siegerehrung beginnt, doch ich will zumindest kurz mein Handy checken.
Unter dem Handtuch, das ich achtlos zur Seite geworfen habe, entdecke ich es endlich. Tatsächlich habe ich mehrere Benachrichtigungen. Liam, der diese Saison pausiert und erst in Monaco zur Vorbereitung zu seinem neuen Team Cascata Racing dazustoßen wird, hat mir eine begeisterte Nachricht geschickt, ebenso Julie, meine engste Freundin seit Kindertagen. Wir hatten so gehofft, dass auch sie in dieser Saison endlich den Sprung in die Formel 1 schaffen würde, doch leider hat sie trotz guter Leistungen immer noch keinen Vertrag. Es macht mich so wütend, dass es für sie als Fahrerin noch schwieriger ist, eine Chance zu bekommen.
Ich antworte beiden mit einem kurzen Danke und wende mich dann dem dritten Chat zu, in dem eine Sprachnachricht meiner Mum angezeigt wird. Sie wollte unbedingt beim ersten Rennen der Saison hier in Bahrain dabei sein, doch hat sich vor ein paar Tagen noch eine fiese Erkältung eingefangen. Ganz automatisch verziehen sich meine Lippen zu einem Lächeln, als ich ihre lobenden Worte höre. Sie ist mein größter Fan, und ich bin froh, dass sie mich so unterstützt. Ein Glück klingt ihre Stimme schon weniger kratzig, sodass sie hoffentlich bald wieder fit ist.
»Henry? Wir sollten wieder raus.« Gregor klopft an meine Tür und drückt beinahe gleichzeitig die Klinke hinunter.
»Ja, bin sofort fertig.«
Achtlos werfe ich mein Handy zurück auf die Ablage, rücke meine Kappe noch einmal zurecht, grinse in den Spiegel über dem Waschbecken und folge Gregor und den anderen nach draußen zur Siegerehrung.
Auch wenn dieses Mal nicht wir auf dem Treppchen stehen, freue ich mich riesig auf die Party nachher. Die Begeisterung der Fans und der anderen Teams so hautnah mitzuerleben, fühlt sich einfach überwältigend an, und ich kann es gar nicht abwarten, das Auftaktrennen in großer Runde zu feiern. Bestimmt hat Tony recht: Das wird eine gute Saison für uns!
Josh
Dieser Job wird schwieriger, als ich es erwartet habe.
Angespannt stehe ich zwischen den anderen Journalisten im Mediencenter der Rennstrecke und warte darauf, dass die Fahrer eintreffen. Ich reibe mir über meine Arme, auf denen sich eine Gänsehaut gebildet hat. Die Klimaanlage ist viel zu stark aufgedreht, sodass ich in meinen dünnen Klamotten bereits fröstle, obwohl es durch die vielen Leute hier drin ziemlich stickig ist.
Ich lasse meinen Blick umherschweifen. Überall prangen große Sponsorenlogos, und die zahlreichen Lautsprecher, Mikrofone und üppigen Pflanzenkübel, die wohl den Schall schlucken sollen, sind zwischen all den Reportern und Fotografen kaum zu erkennen. Wenigstens habe ich eine einigermaßen gute Sicht auf die schicken hellen Ledersessel, auf denen gleich die Fahrer sitzen werden.
Angespannt trete ich von einem Fuß auf den anderen. Weil wir so spät dran waren, konnte Brenda keinen Flug mehr buchen, der mich rechtzeitig nach Bahrain gebracht hätte. Also bin ich erst gestern Abend angekommen und habe somit ärgerlicherweise das halbe Rennwochenende bereits verpasst. Es wäre hilfreich gewesen, mich am Freitag beim freien Training oder gestern beim Qualifying etwas auf meinen neuen Job einzustimmen.
Mehrmals habe ich mich verlaufen, weil das Gelände so weitläufig ist und überall Fans, Crewmitglieder und Journalisten herumirren. Die heiße Wüstensonne und der Wind haben ihr Übriges getan, um mir meinen Start möglichst unangenehm zu machen. Noch immer juckt meine Haut ein wenig von den feinen Sandkörnern, die draußen umherwirbeln. Ein Glück war wenigstens der Zugang zum Mediencenter gut ausgeschildert. Das Spektakel auf dem Gelände gleicht einem riesigen, glitzernden Zirkus, der beinahe in den Hintergrund drängt, dass es eigentlich um Autorennen geht. Die enorme Geräuschkulisse lässt einen das allerdings nicht so schnell vergessen. Das hier ist eine ganz andere Hausnummer als die Fußballstadien, in denen ich mich früher bewegt habe.
Während die Kollegen um mich herum langsam unruhig werden, schaue ich mir die Screenshots in meinem Handy an, die die wichtigsten Eckdaten zur aktuellen Formel-1-Saison zeigen. Ich habe es nicht mehr geschafft, mir alle Teams und Fahrer zu merken, doch zumindest die bedeutendsten Fahrer der aktuellen Saison sind mir ein Begriff. Fred O’Brien beispielsweise oder Nino Vincenzo – der aktuelle und der vorherige Weltmeister. Auch was die Regeln angeht, fühle ich mich einigermaßen gewappnet. Zwanzig Fahrer fahren knapp zwei Stunden im Kreis – was gibt es da großartig zu wissen? Learning by doing, das war schon immer meine Devise. Hauptsache, am Ende des Wochenendes steht mein Name endlich wieder in der Irish Headline und sorgt dafür, dass ich nicht in Vergessenheit gerate. Auf dem Flug hierher habe ich mir Seans Kolumne aus der letzten Saison noch einmal angeschaut, besonders ins Detail gegangen ist er ohnehin nie. Mein Notizbuch ist gut gefüllt – aus dem, was ich heute während des Rennens mitbekommen habe, kann ich sicher einen Artikel zaubern, der Seans Arbeit in nichts nachsteht. Tatsächlich fand ich das Rennen sogar halbwegs spannend, ich muss also nur dafür sorgen, dass dieses Gefühl auch im Artikel spürbar ist. Gerade die ausgelassene Stimmung während der Siegerehrung hat mich mitgerissen. Ich werde noch ein paar Fachwörter googeln, aus der anstehenden Pressekonferenz ein paar Details aufgreifen, dann wird das schon. Ich weiß, dass ich ein guter Sportjournalist bin.
Als ich Stühlerücken höre, wende ich mich von meinem Handybildschirm ab und hebe den Kopf. Endlich scheint die Pressekonferenz loszugehen, denn ich sehe ein paar junge Männer in bunten Shirts ihrer Rennställe auf den Sesseln vorne Platz nehmen. Jedem von ihnen wird ein Mikrofon gereicht.
Die Journalisten und Fotografen um mich herum begeben sich in Position. Auch ich zücke Notizbuch und Kugelschreiber – was das angeht, bin ich altmodisch – und rücke meine Brille gerade. Ich bin froh, dass nicht alle zwanzig Fahrer gleichzeitig an der Veranstaltung teilnehmen. Sonst hätte ich wahrscheinlich völlig den Überblick verloren, wer eigentlich wer ist. Und vor allem, wie sie beim Rennen abgeschnitten haben. Zwar habe ich keine Ahnung, nach welchem Schema ausgewählt wird, welche Fahrer zuerst Interviews geben, aber wenigstens erkenne ich dort vorne nicht nur den Sieger des heutigen Rennens, Fred O’Brien von Silver Petroleum, sondern auch Nino Vincenzo von Velocità Rossa. Ich erinnere mich allerdings nicht, auf welchem Platz er durchs Ziel gefahren ist, und auch die anderen beiden, die links und rechts von ihm sitzen, kommen mir nur vage bekannt vor.
In der nächsten Viertelstunde kritzle ich alles mit, was ich für wichtig halte. Ein paar der Begriffe werde ich definitiv nachschauen müssen, doch es gibt einige Kollegen von großen Sportmagazinen, deren Fragen ich auf jeden Fall in der Kolumne aufgreifen kann. Vincenzo scheint ein sehr erfahrener Formel-1-Pilot zu sein, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Und auch die anderen Fahrer beantworten selbstbewusst die Pressefragen. Man merkt ihnen an, dass sie alle Medienprofis sind. Die Rennfahrer strahlen ohnehin eine beneidenswerte Energie aus, die sich auf alle anderen Anwesenden zu übertragen scheint.
Bevor die nächsten von ihnen den Presseraum betreten, überfliege ich meine Notizen. Gedanklich probiere ich schon einmal ein paar Satzfragmente aus, schiebe Formulierungen hin und her und überlege mir den Aufbau des Textes. Roger will ihn bereits morgen früh auf dem Tisch haben, da die Kolumne immer dienstags erscheint. Ich werde heute Nacht also noch einiges zu tun haben. Ursprünglich hatte ich geplant, gleich noch zur Saisoneröffnungsfeier zu gehen, doch darauf werde ich wohl verzichten müssen. Der Jetlag und der Temperaturunterschied zwischen Dublin und Bahrain machen mir sowieso noch ziemlich zu schaffen.
»Gibt es Fragen an Fuller Racing?«, höre ich jemanden durch den Raum rufen. Offensichtlich geht die Pressekonferenz weiter.
Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne – und erstarre. Nein, das kann nicht sein. Spielen mir meine Augen gerade einen Streich? Angespannt kneife ich sie zusammen, doch das Bild verändert sich nicht.
Von einer plötzlichen Unruhe gepackt, beginne ich, an meinem Bart herumzuzupfen. Er ist es, ganz sicher. Die aschblonden Locken, die unter der Kappe hervorlugen, würde ich überall wiedererkennen. Genau wie seine dunklen Augen und die Grübchen, die sich auf seinen Wangen bilden, wenn er lacht. Die Erinnerung an unsere erste Begegnung, unsere Gespräche und seine Berührungen ist so lebendig, als wäre es gerade gestern gewesen. Er trägt ein enges dunkelgrünes Poloshirt, unter dem sich definierte Muskeln abzeichnen. Seine Haut ist sonnengebräunter als beim letzten Mal, als wir uns gesehen haben, doch das Schmunzeln, das auf seinen Gesichtszügen liegt, während er gerade eine Frage beantwortet, ist noch genau dasselbe. Mein Puls beschleunigt sich, und ich spüre Hitze in mir aufsteigen. Ich habe nicht damit gerechnet, ihn wiederzusehen. Das hier erwischt mich gerade eiskalt.
Kurz verselbstständigt sich mein Körper, ich mache einen Schritt nach vorne. Doch dann wird mir klar, wo ich mich befinde. Ich halte inne, strecke mich nur ein wenig, um ihn besser sehen zu können. Wie zur Hölle konnte mir bei meiner Recherche nicht auffallen, dass er einer der Fahrer ist?
Als Henry den Kopf hebt, scheint er für einen Sekundenbruchteil direkt in meine Richtung zu schauen. Scharf hole ich Luft. Bilde ich mir das ein, oder weiten sich auch seine Augen ein wenig? Ob er mich von dort vorne überhaupt erkennen kann? Vermutlich nicht, schließlich ist ein Scheinwerfer auf ihn gerichtet, und der Raum platzt aus allen Nähten. Dennoch kann ich nichts dagegen tun, dass mein Inneres plötzlich Achterbahn fährt.
Ich schlucke gegen meinen unangenehm trockenen Hals an. Wie oft habe ich mich in den letzten Monaten gefragt, warum er einfach verschwunden ist. Ob ich mir die Verbindung, die ich zwischen uns zu spüren geglaubt hatte, nur eingebildet habe. Der gelbe Notizzettel, auf welchem nur stand: Sorry, mir ist etwas dazwischengekommen. Danke für das schöne Wochenende, hat sich regelrecht in mein Gedächtnis gebrannt. Die Worte verhöhnten mich, schienen nicht genug für das zu sein, was ich an diesem Wochenende in den Alpen empfunden habe.
Nur zu gut erinnere ich mich daran, wie ich den Zettel ungläubig angestarrt habe, wieder und wieder, bis ich ihn enttäuscht in den Papierkorb warf. So hatte ich mir das Ende unseres Wochenendes definitiv nicht vorgestellt. Der Rest meines Urlaubs war danach jedenfalls gelaufen.
An so etwas wie Schicksal glaube ich zwar nicht, dennoch ist es ein schräger Zufall, dass nun ausgerechnet Henry dort vorne sitzt und mit einem Strahlen im Gesicht von seinem Rennen erzählt.
Der Klang seiner Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken, und ich muss mich zwingen, nicht in Gedanken an unsere gemeinsame Zeit abzudriften. Das ist vorbei. Seine Notiz hat klargemacht, dass es für ihn nur ein bisschen Spaß war, mehr nicht. Wenn er mich hätte wiedersehen wollen, hätte er mir doch zumindest seine Handynummer hinterlassen, oder nicht?
Ehe ich mir überlegt habe, wie ich auf Henrys plötzliches Auftauchen direkt vor meiner Nase reagieren kann, haben die Journalisten ihre Fragerunde beendet, und er und sein Teamkollege stehen auf. Henry winkt noch einmal in die Runde, dann ist er wieder verschwunden.
Und ich bleibe mit dem Gefühl zurück, einen Geist gesehen zu haben.
Henry
Es ist bereits spät, als ich mich nach der Pressekonferenz auf den Weg zur Saisoneröffnungsparty mache.
Kaum habe ich den Paddock betreten, blicke ich bereits in eine erste Kameralinse. Eigentlich war ich gemeinsam mit Gregor auf dem Weg hierher, doch er hat sich irgendwo unterwegs mit einem der Ingenieure von Silver Petroleum verquatscht.
Ganz automatisch setze ich ein breites Lächeln auf, als sich die Aufmerksamkeit der Journalisten auf mich richtet. »Hey, hat euch schon jemand einen Drink zur Feier des Tages gebracht? Ich kümmere mich darum!«, scherze ich und strecke beide Daumen in die Höhe, als einige von ihnen begeistert johlen. Die Reporter und Fotografen erwarten eine Show. Eine Rolle. Den strahlenden Formel-1-Fahrer. Und ich gebe ihnen genau das. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ich Ausschau nach einem ganz bestimmten Gesicht halte, das überhaupt nicht hierher gehört, aber alles ist, woran ich denken kann.
»Henry! Hey! Können wir ein Foto machen?« Zwei junge Frauen, vermutlich um die zwanzig, kommen mit ihren Smartphones wedelnd auf mich zugelaufen.
Eigentlich liebe ich diese Momente, von den Fans gefeiert zu werden, die Aufmerksamkeit. Doch gerade bin ich nicht bei der Sache. Trotzdem bleibe ich stehen und hebe die Mundwinkel noch ein Stückchen weiter, bis es in meinen Wangen zu ziepen beginnt. Niemand darf merken, dass ich gedanklich noch in der Pressekonferenz festhänge.
Erneut macht sich eine Gänsehaut auf meinen Armen breit, als ich an den Moment zurückdenke, in dem ich ihn zwischen den Journalisten gesehen habe. Oder besser: zu sehen geglaubt habe. Ich muss mich täuschen. Vielleicht war es nur eine zufällige Ähnlichkeit. Was sollte ausgerechnet Josh hier in Sachir zu tun haben? Das kann nicht sein. Das darf einfach nicht sein.
»Na klar!«, sage ich schnell, als die zwei Frauen mich abwartend mustern. Ich nicke ihnen zu, und sie platzieren sich links und rechts neben mir. Beide tragen ein Shirt mit Aufdruck von Fuller Racing, schon allein deshalb will ich das Foto unbedingt machen. Eine von ihnen hält ihr Handy in die Höhe und schießt Bilder von uns, die vermutlich binnen Sekunden im Internet landen werden.
»Wir lieben dich, Henry. Viel Erfolg für die Saison!«, verabschieden sie sich überschwänglich.
Ehe ich auch nur dazu komme, kurz durchzuatmen, erscheinen vor mir weitere Reporter, die ich winkend begrüße.
»Gutes Rennen heute!«, ruft mir einer der Journalisten zu. Dieses Mal ist die Freude in meinem Gesicht echt, als ich mich im Vorbeigehen bei ihm bedanke.
Ich mache ein paar Schritte, passiere die Team Hubs von Silver Petroleum und Velocità Rossa, vor denen gut besuchte Empfänge aufgebaut sind. Im Laufen nestle ich an dem Kragen meines schwarzen Hemds und zupfe ihn etwas zurecht. Seit Wochen freue ich mich bereits auf die Party, doch gerade bin ich seltsam nervös.
Der Eingang zu unserer Veranstaltung ist hell beleuchtet. Auch hier drängen sich jede Menge Leute dicht an dicht, um ins Innere zu gelangen.
Ich halte nach Julie Ausschau, mit der ich verabredet bin, und entdecke sie in Bluse von Rapide Engineering und weißer Stoffhose, neben einer in einen riesigen Kübel getopften Palme stehen. Sie sieht toll aus, wie immer.
»Hey, Henry!« Als sie mich sieht, fällt sie mir, die roten Lippen zu einem Lächeln verzogen, sofort um den Hals, sodass mich die Haare ihres blonden Bobs an der Wange kitzeln.
Fest erwidere ich ihre stürmische Umarmung. »Na? Hast du auf mich gewartet?«
»Klar, was soll ich denn allein auf der Tanzfläche?«
»Als ob du da lange allein bleibst.« Ich knuffe sie scherzhaft gegen die Schulter.
»Da hast du wohl recht. Sollen wir rein?«
Ich nicke, und wir bahnen uns einen Weg an den herumstehenden Grüppchen vorbei, hinein in den Saal, der bereits gut gefüllt ist. Überall sehe ich bekannte Gesichter. Alle, die in der Welt der Formel 1 eine Rolle spielen, sind heute hier vertreten. Nicht nur Rennfahrer, Crewmitglieder der Teams und Sponsoren, auch zahlreiche Sportreporter und VIP-Fans.
Es dauert nicht lange, bis ich von den Ersten angesprochen werde. Alle paar Schritte müssen wir stehen bleiben. Wir halten Small Talk, schütteln unzählige Hände, und ich verliere schnell den Überblick, wem ich alles versprochen habe, gemeinsam anzustoßen. Immer wieder höre ich Lob zum Rennen heute, werde nach meiner Meinung zu den neusten Regelungen für die aktuelle Saison gefragt. Ich freue mich unglaublich über den vielen Zuspruch, doch gleichzeitig bin ich völlig reizüberflutet. Es ist voll und stickig und die Musik des DJs eine Nuance zu laut, um sich angenehm unterhalten zu können.
Suchend recke ich den Kopf. Wo steckt überhaupt Thilo? Mein Renningenieur hat sich seit der Siegerehrung vorhin nicht mehr blicken lassen. Eigentlich müsste er hier irgendwo sein.
Statt Thilo entdecke ich Andrik im hinteren Bereich des Raums. Mein Teamkollege winkt mir kurz, wendet sich dann aber wieder seinen Gesprächspartnern zu. Ein Blinzeln später erkenne ich, dass es sich dabei um unseren Teamchef Darius und Tony handelt. Sie stehen zum Glück mit dem Rücken zu mir und bemerken mich nicht. Eigentlich fällt mir Small Talk auf Partys gar nicht schwer, aber im Moment bin ich einfach nicht in der Stimmung dafür. Dabei hatte ich mich noch heute Mittag so auf diesen Abend gefreut.
Genau wie ich wird auch Julie hier und da in Gespräche verwickelt. Im Gegensatz zu mir wirkt sie aber, als hätte sie großen Spaß daran. Julie hat solche Auftritte schon immer beeindruckend souverän gemeistert. Sie lebt für diese Abende und für die Möglichkeit, sich zu zeigen, um Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen.
Mir dagegen fällt es mit jeder Minute schwerer, die Feier zu genießen. Seit ich vorhin ausgerechnet den Mann gesehen habe, an den ich seit Wochen immer wieder denken muss, fühlt sich mein Kopf wie in Watte gepackt an. Ich muss mich richtig zwingen, ein gut gelauntes Gesicht aufzusetzen und fröhlich zu wirken.
»Schade, dass Liam und Ronja es nicht rechtzeitig geschafft haben«, ruft Julie über den Lärm hinweg, als wir uns zur Bar durchgekämpft und zwei Gläser Champagner zum Anstoßen bestellt haben.
Dankbar für die Ablenkung wende ich mich ihr zu. »Finde ich auch. Wann startet noch mal ihre Rallye in Italien?«
»Nächste Woche, glaub ich. Hast du Mr. O’Brien oder Fred schon irgendwo gesehen?« Sie streckt den Hals, als würde sie Liams Vater und seinen Bruder suchen.
»Nein. Nur vorhin bei der Siegerehrung. Aber ehrlich gesagt hatte ich wenig Lust auf ein Gespräch.«
»Nachvollziehbar …«, murmelt Julie und verzieht den Mund.
Liam, Julie und ich sind seit Kindertagen eng befreundet. Uns verbindet nicht nur unser gemeinsamer Traum, sondern auch unzählige Stunden, Tage und Wochen, die wir zusammen in Trainingsprogrammen verbracht haben. Im letzten Jahr kam Ronja, Liams Freundin, in unseren Freundeskreis dazu und ist seitdem ein absoluter Herzensmensch für mich. Die beiden haben sich durch Liams ehemaliges Team Velocità Rossa kennengelernt, das ihnen die Saison nicht gerade leicht gemacht hat. Auch, weil Liams Vater Hauptsponsor des Teams war. Unwillkürlich verziehe ich das Gesicht bei der Erinnerung daran, was die beiden durchmachen mussten. Und obwohl ich Liam hier an der Strecke vermisse, kann ich gut verstehen, dass die beiden dringend eine Pause von alldem brauchen.
»Also, trinken wir auf uns?« Julie hebt eines der Gläser, die ein Barkeeper gerade vor uns abgestellt hat.
Ich greife nach meinem, an dem bereits feine Kondenswassertröpfchen herabperlen. Mit einem leisen Klirren stoße ich es gegen ihres. »Auf eine erfolgreiche Saison!«
Der herbe, prickelnde Champagner hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl in meinem Magen, und ich entspanne mich ein wenig. Normalerweise trinke ich während der Saison keinen Alkohol, doch heute zur Eröffnungsfeier ist eine kleine Ausnahme okay. Außerdem haben Gregor und ich besprochen, dass wir vor dem nächsten Rennen in Suzuka zusätzliche Trainingseinheiten einlegen, also kann ich mir einen Drink heute erlauben.
Während wir an unserem Getränk nippen, beobachten wir das Treiben auf der Tanzfläche, die sich merklich gefüllt hat. Die Stimmung ist gut, von allen Seiten schallt Lachen und Gläserklirren zu uns.
»Wirkt fast, als hätten sich heute alle mehr auf die Party als auf das Rennen gefreut«, rufe ich Julie zu.
»Seit wann hast du denn ein Problem mit Party?«
»Hab ich nicht. Ich kann es einfach nicht erwarten, mich auf das nächste Rennen vorzubereiten.« Dass ich dadurch vor allem den Kopf freikriegen will, um nicht länger an Josh zu denken, verschweige ich ihr.
»Genieß doch einfach den Abend. Nicht, dass du noch Liam Konkurrenz machst in Sachen Verbissenheit.«
Ich schenke Julie ein schiefes Lächeln. »Keine Sorge, da kann ich nicht mithalten.«
Zufrieden nickt sie und beginnt wieder, sich langsam im Takt der Musik zu bewegen. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie auf die Tanzfläche wechselt. Wir beide lieben es zu tanzen, etwas, das uns völlig von Liam unterscheidet, der höchstens einmal mit dem Fuß wippt.
Ob Thilo inzwischen hier ist? Ich lasse meinen Blick über die Menschenmenge gleiten. Statt ihm erkenne ich ein Stück von uns entfernt jedoch lediglich Fred und seinen Teamkollegen von Silver Petroleum. Gregor steht ein paar Meter daneben und unterhält sich mit Shou Tanaka, Liams Trainer, und bemerkt mich nicht. Kurz überlege ich, mich zu den beiden zu gesellen und Shou zu begrüßen, als mir plötzlich im Augenwinkel ein Mann mit dunklem Dreitagebart und Brille auffällt. Hastig drehe ich den Kopf, doch er ist zu schnell wieder in der Menge verschwunden.
Das kann er nicht gewesen sein, versuche ich mich selbst zu überzeugen. Es gibt keinen Grund dafür, dass er hier ist. Dennoch werde ich das brodelnde Gefühl in meinem Magen und die Enge in meiner Brust nicht los. Ich klammere mich an meinem Champagnerglas fest, als hinge mein Leben daran. Meine Handflächen sind unangenehm feucht, und mir ist viel zu heiß. Fühlt sich so eine Panikattacke an? Während um mich herum ausgelassene Stimmung herrscht, ist alles in mir zum Zerreißen angespannt. Ich sollte diesen Tag feiern, schließlich läutet er einen riesigen Schritt in meiner Rennfahrerkarriere ein, doch das kann ich nicht.
Mir wird schwindelig. Mein Körper befindet sich hier, auf der schillernden Saisoneröffnungsparty, meine Gedanken hängen jedoch mit einem Mal in einem einsamen Alpenhotel fest. Ich will ihn nicht wiedersehen. Ich will ihn wiedersehen. Ach, keine Ahnung!
»Hey, alles klar bei dir?« Julie stupst mich von der Seite an und schaut durch ihre blonden Ponyfransen besorgt zu mir auf. »Sonst bist du doch immer der Erste auf der Tanzfläche.«
Ich ringe mir ein mühsames Lächeln ab. Natürlich kann ich ihr nichts vormachen. Doch ich kann ihr einfach nicht erzählen, was in mir vorgeht. »Mir geht es nicht so gut. Ich glaube, ich verschwinde ins Hotel«, erkläre ich und fahre mir demonstrativ über die verschwitzte Stirn.
Julie zieht fragend die Augenbrauen zusammen. »Sicher? Noch vor der Ansprache?« Sie schielt auf ihre Smart Watch. »Müsste jeden Moment so weit sein, ist immerhin fast Mitternacht.«
»Ich will wirklich ins Bett, sorry.« Unmöglich kann ich jetzt noch die Rede des FIA-Präsidenten überstehen.
»Ist dir der Alkohol nicht bekommen? Oder die Sonne? Wenn du eine Begleitung brauchst, kann ich auch …«
»Danke, schon gut. Ich muss mich einfach hinlegen. Vielleicht die Aufregung wegen des ersten Rennens. Bis morgen wird es schon wieder gehen.« Ich stelle mein inzwischen leeres Glas auf dem Tresen ab und ziehe Julie in eine kurze Umarmung. »Ich wünsch dir noch viel Spaß.«
»Pass auf dich auf und schreib mir, wenn du im Hotel bist.«
»Jetzt klingst du schon wie meine Mutter.« Trotz der Übelkeit, die in mir aufsteigt, kann ich ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
»Ja, und wenn Florence hier wäre, würde sie mir zustimmen. Also schlaf dich aus und melde dich bei mir.«
»Versprochen«, murre ich, weil ich keine Lust habe, mit Julie zu diskutieren. Sie meint es nur gut, das weiß ich. »Kannst du den anderen sagen, dass ich gegangen bin, wenn du sie siehst? Darius, Tony, Gregor und so?«
»Klar, mach ich. Gute Besserung!«, erwidert sie nickend.
Ich verabschiede mich von ihr und bahne mir meinen Weg durch den gut gefüllten Saal. Inzwischen haben sich die Begrüßungsrunden weitestgehend aufgelöst, und die Gäste verteilen sich in der Nähe des Büfetts oder auf der Tanzfläche, sodass ich es schnell nach draußen schaffe.
Vor der Tür atme ich schwer aus und die noch warme, trockene Nachtluft tief ein. Ich bin noch nie früher von einer Party abgehauen. Erst recht nicht, weil sich meine Gedanken so sehr im Kreis drehen, dass ich bei jedem Kerl mit Bart zusammenzucke. Und davon gibt es hier echt einige.
Ich lege den Kopf in den Nacken. Der Himmel über der Wüste von Sachir, in der der Bahrain International Circuit liegt, ist sternenklar, und eigentlich würde ich nichts lieber tun, als noch eine Runde über das Gelände zu drehen. Doch hier finde ich niemals Ruhe. Kurz überlege ich, Liam anzurufen, aber was sollte ich ihm sagen? Dass ich neuerdings Gespenster sehe? Das kommt nicht infrage.
Bevor jemand meinen Zustand bemerken kann, mache ich mich auf den Weg in Richtung Parkplatz, auf dem mein Porsche steht. Es wird höchste Zeit, dass ich ins Bett komme und meine verdammten Gedanken sortiert kriege. Ich muss akzeptieren, dass ich Josh nicht mehr wiedersehen werde. Es war meine Entscheidung, und es war richtig so.
Japan / Suzuka
Josh
»Ja, Roger, ich hab es verstanden«, schnaube ich mehr in den Hörer, als dass ich spreche.
Vor wenigen Minuten erst ist mein Flug von Dublin in Japan gelandet, und ich bin viel zu erschöpft, um dieses Gespräch mit meinem Boss zu führen, der vermutlich gerade entspannt mit einer Tasse Schwarztee beim Frühstück sitzt.
»Gut.« Er klingt vollkommen unbeeindruckt. »Dann kann ich also erwarten, dass ich keine bösen Leserbriefe mehr erhalten werde, wenn dein Bericht über Suzuka erscheint? Ich will Violet nicht noch einmal erklären müssen, warum sich deine Kolumne nüchterner liest als ein Wikipedia-Artikel und die Hälfte der Daten fehlt.«
»Natürlich, kommt nicht wieder vor. Das war einfach die Eile, du weißt, dass ich das besser kann.«
»Josh, versteh mich nicht falsch: Du magst ein guter Journalist sein, aber diese Kolumne war Mist. Wir erwarten eine Zusammenfassung des Qualifyings und des Rennens, ein Statement des Siegers, ein paar Eindrücke von der Strecke. That’s it. Die Basics. Aber eben vollständig! Die Leserinnen und Leser der Irish Headline erwarten, dass sie mitgenommen werden auf die Strecke und sich nicht noch Infos zusammensuchen müssen. Die bloßen Fakten kann jedes Kind googeln. Es geht um das Gefühl! Ich weiß, es fällt dir schwer, aber halte dich an die Vorgaben!«
Ich atme hörbar aus. Mir ist klar, dass Roger mir mit dem Rennwochenende in Suzuka nur deshalb eine zweite Chance gegeben hat, weil Sean weiterhin ausfällt. Überhaupt war es nichts als Glück, dass wir erneut kurzfristig eine Akkreditierung für mich bekommen haben. Das hat nur geklappt, weil Sean jemanden kennt, der ein Auge zugedrückt hat.
Ich weiß, dass die Kolumne über das Rennen in Bahrain nicht meine beste Leistung war. Aber ich habe seitdem Stunden damit verbracht, mich weiter einzulesen und mir mehr Hintergrundwissen anzueignen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass das ausreichen wird. Doch das kann ich Roger natürlich nicht sagen, er glaubt schließlich, dass ich ein totaler Motorsport-Fan bin.
Am liebsten würde ich meinen Chefredakteur bitten, mir mehr Freiraum zu lassen, um den Storys meine eigene Note zu verpassen. Ich bin am besten, wenn es um spannende, außergewöhnliche sportliche Themen und Hintergrundberichte geht, die man nicht in jedem Klatschblatt findet. Also wage ich einen Vorstoß. »Wir könnten mehr Leserinnen und Leser ansprechen, wenn ich Ereignisse aufgreifen könnte, die hinter den Kulissen diskutiert werden. Da gibt es doch sicherlich einiges an schmutziger Wäsche, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Exklusiv recherchiert, Behind the Scenes sozusagen«, schlage ich enthusiastisch vor. Vielleicht kann ich ihn damit überzeugen.
»Welchen Teil von nur die Basics hast du nicht kapiert?«, fragt Roger merklich gereizt, und ich schlucke. Ich brauche diese Chance. »Du steckst deine Nase nicht in Schubladen, die dich nichts angehen, haben wir uns da verstanden?! Die Zeiten sind vorbei. Das ist mein letztes Wort zu diesem Thema. Du hast ohnehin Glück, dass Violet zugestimmt hat, dass wir dich einsetzen. Riskier den Vertrauensvorschuss nicht.«
Die freie Hand zur Faust geballt, grummle ich ein »Okay« in den Hörer. Offenbar traut mir niemand mehr zu, dass ich meine Arbeit ordentlich mache. Ich beschleunige meine Schritte durch die überfüllte Ankunftshalle in der Hoffnung, so etwas von dem Ärger loszuwerden, der dank Rogers Worten in mir hochkocht. Automatisch sehne ich mich nach der Zeit zurück, in der mir meine ehemalige Chefredakteurin freie Hand in allem gelassen hat. Damals sind regelmäßig Doppelseiten mit meinen Berichten über den internationalen Fußball erschienen, manche Leser kauften die Zeitung nur deshalb. Doch das ist Geschichte.
Am richtigen Gepäckband angekommen, ziehe ich energisch meinen verbeulten silbernen Hartschalenkoffer vom Rollband, der glücklicherweise in diesem Moment an mir vorbeifährt. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass Rogers Standpauke bereits mehr als eine Viertelstunde andauert. »Roger, ich muss jetzt ein Taxi zum Hotel suchen. Du hast Sonntagabend einen ordentlichen Artikel auf dem Tisch, darauf kannst du dich verlassen.«
Mein Chef betont noch einmal nachdrücklich, dass ich mich zurückhalten soll, dann legt er endlich auf.
Entnervt fahre ich mir durch die Haare, während ich mich mit dem Koffer auf den Weg zum Ausgang mache. Warum lässt er mich nicht einfach meinen Job machen? So hatte ich mir den Start ins Rennwochenende echt nicht vorgestellt.
Eine Stunde später betrete ich die klimatisierte Lobby meines Hotels. Zwar ist es im März hier in Suzuka noch nicht besonders warm, dafür aber ziemlich schwül. Ich kann es gar nicht erwarten, endlich in mein Hotelzimmer und unter die Dusche zu kommen. Nach weit über zehn Stunden Anreise bin ich einfach nur erledigt.