Hebräische Gebete - Abija Bücher - E-Book

Hebräische Gebete E-Book

Abija Bücher

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Beschreibung

Ein Gebetsbuch für Christen mit Liebe zu Israel: Enthalten sind hebräische Gebete mit Transkription in lateinische Schrift, mit deutscher Übersetzung und Erläuterungen. Diese Zusammenstellung traditioneller jüdischer Gebete ist eine Gebetsanregung für Christen, die das Judentum als Wurzel ihres Glaubens ehren möchten. Die zum Teil über 2000 Jahre alten Gebete werden von gläubigen Juden bis heute täglich gebetet. Mit Hilfe dieses Buches können die traditionellen Segensverse und Gebete auch von Menschen, die Hebräisch nicht beherrschen, in der Originalsprache gesprochen werden - vom Tischgebet bis zum berühmten Kaddisch.

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Seitenzahl: 97

Veröffentlichungsjahr: 2017

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Die Gebetssprache

Der Siddur

Gebete im jüdischen Alltag

Der Name Gottes

Gebet und Musik

Die Kraft des rituellen Gebets

Der Schmerzensschrei – von Rabbi Yitschak Naki

Morgengebete

Mode ani – Dank nach dem Erwachen

Brichot Haschachar – Die Morgensegnungen

Adon Olam – Herr der Welt

Shma Israel – Höre Israel

Amidah – Anbetung vor Gottes Thron

Tefila leDavid – Psalm 86

Nachmittagsgebete

Psalm 84

Segensbitte Poteach etjadecha – Öffne Deine Hand

Abendgebete

Adonai Zewa-ot – Herr der Heerscharen

Schir lama-alot – Psalm 121

Sonstige Gebete

Tischgebete

Tischgebete nach dem Essen

Birkat ha-mason – Tischgebet nach Brotgenuss

Birkat ha-banim – Segnung der Kinder

Awinu Malkenu – Unser Vater, unser König

Gebet um Gottes Beistand im Alltag

Bitte um Vergebung und Hilfe

Birkat ha-lewana – Der Mondsegen

Kaddisch

Mein Herz fließt über vor einem guten Wort. Ich weihe mein Werk dem König. (Psalm 45)

VORWORT

Jeder praktizierende Christ kennt und nutzt alte jüdische Gebete: die Psalmen. Doch die Gebetsvielfalt des jüdischen Volkes ist noch weitaus größer und komplexer. Die Psalmen sind lediglich ein kleiner Teil davon.

Mit diesem Buch halten Sie einen Schatz in Ihren Händen: Sie finden hier ausgewählte, zum Teil über 2000 Jahre alte Gebete des jüdischen Volkes. Seit vielen Generationen wird der Gott Israels täglich mit diesen Gebeten von seinem Volk angebetet – bis heute.

Der Alltag orthodoxer Juden besteht aus einer Vielzahl von Gebeten, die den Tag bestimmen und die Gedanken immer wieder neu auf Gott ausrichten sollen – vom ersten Gedanken morgens nach dem Erwachen bis zum letzten Gedanken am Abend vor dem Einschlafen.

Einige der kostbaren überlieferten Gebete der umfangreichen jüdischen Gebetssammlung sind in diesem deutsch-hebräischen Gebetsbuch enthalten. Wer diese Gebete spricht, kann sich verbunden fühlen mit jüdischen Gläubigen auf der ganzen Welt, über unzählige Generationen hinweg. Möge das Buch seinen Lesern viel Segen bringen!

DIE GEBETSSPRACHE

Die hebräischen Gebete sind in diesem Buch jeweils erst in literarisch-bearbeiteter deutscher Übersetzung aufgeführt. Diese Übersetzung eignet sich für Beter, die diese Gebete in ihrer deutschen Muttersprache sprechen möchten. Der Talmud lehrt, dass Gebete natürlich in jeder Sprache gesprochen werden können - gleichwohl Hebräisch als heilige Sprache betrachtet wird.

Im Anschluss an diese literarisch-bearbeitete deutsche Übersetzung folgt das Gebet im hebräischen Originaltext, übertragen in lateinische Schrift. Damit können Beter, die der hebräischen Schriftzeichen nicht mächtig sind, diese Gebete auf Hebräisch sprechen. Die hebräischen Worte sind reich an verborgenen Bedeutungen und verschiedenen Nuancen. Das macht eine der Besonderheiten des Gebets in der Originalsprache aus.

Im Hebräischen wird in der Regel die letzte Wortsilbe betont. Ein „ej“ wird in der vorliegenden Transkription nicht als „ei“ sondern als Einzelbuchstaben e+j ausgesprochen.

Um die Bedeutung der einzelnen hebräischen Wörter besser zu verdeutlichen, ist jeder hebräische Satz direkt im Anschluss noch einmal übersetzt, diesmal allerdings ohne literarische Bearbeitung, so dass möglichst nahe am hebräischen Ursprungstext und Satzbau geblieben werden kann. Deshalb wurden hier auch teils eigenwillige Wortkonstruktionen entsprechend des Originaltextes übernommen.

Um den Charakter der hebräischen Sprache besser erlebbar zu machen, wurden dafür teilweise deutsche Sprachregeln missachtet.

Da in der hebräischen Schreibweise nicht in Groß- und Kleinschreibung unterschieden wird, ist bei der Wiedergabe in lateinischer Schrift hier ebenfalls durchgehend die Kleinschreibweise gewählt worden. Lediglich die Bezeichnungen für Gott und der Name Israel sind aus Respekt in Großschreibweise niedergeschrieben.

Die hebräische Sprache ist sehr logisch strukturiert, arbeitet mit vielen Vor- und Nachsilben und ermöglicht es so, Inhalte kurz und prägnant zu formulieren. Für die Übersetzung eines hebräischen Satzes in das Deutsche sind deshalb wesentlich mehr Wörter notwendig. So benötigt die hebräische Sprache beispielsweise für die Aussage: „um Deines Namens Willen“ lediglich ein Wort: „lischma“.

Im jüdischen Gebet taucht immer wieder die Wendung „baruch ata Adonai“ auf. Wörtlich übersetzt bedeutet „baruch ata“ eigentlich „gesegnet bist du“. Damit ist allerdings nach Interpretation jüdischer Lehrer nicht gemeint, dass der Mensch Gott segnet (denn wie sollte ein Mensch Gott segnen können?). „Baruch ata“ bedeutet viel mehr, dass Gott selbst der Segen ist. Dies soll zugleich höchste Dankbarkeit und Ehrerbietung ausdrücken. In der literarischen Übersetzung wurde deshalb für „baruch ata“ in diesem Buch der Ausdruck „gepriesen bist du“ gewählt.

Wo es zum besseren Verständnis des Gebets erforderlich ist, wurden Anmerkungen in kursiver Schrift eingefügt.

DER SIDDUR

Alle in diesem Buch enthaltenen Gebete sind im Siddur enthalten, dem jüdischen Gebetsbuch. Der Siddur gehört zu den wichtigsten Büchern im Judentum. Er ist traditionell das erste Buch, in dem jüdische Kinder in Israel lesen lernen.

Ablauf und Inhalt der überlieferten Gebete sind weltweit in jeder Gemeinde im Kern gleich, so dass ein Jude sich jederzeit überall auf der Welt einer jüdischen Gebetsgemeinschaft anschließen kann.

Bei der Aussprache und im Gebetsaufbau finden sich Unterschiede. Hier gibt es im Wesentlichen zwei Gruppen: die Aschkenazi, Juden mit europäischen bzw. osteuropäischen Wurzeln und die Sephardim aus dem spanischen bzw. arabischen Raum. Das vorliegende Gebetsbuch orientiert sich überwiegend am Siddur der Sephardim.

Gebetstexte, die sich im Siddur finden, wurden bereits in der Antike durch geistliche Führer Israels in der sogenannten "Großen Versammlung", der Ha-Knesset hagedola", formuliert. Seine Basis hat das jüdische Gebetsbuch damit bereits im fünften bis dritten Jahrhundert vor Christi Geburt. Weiter vereinheitlicht, strukturiert und festgelegt wurden die Gebete nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 bis ca. 135 nach Christi Geburt vom Sanhedrin, dem jüdischen Hohen Rat. Da es zu dieser Zeit aber verpönt war, Gebetstexte niederzuschreiben, war es schwierig, die Einheitlichkeit zu bewahren.

Mit der Zeit setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass die Bewahrung der Kultur, der hebräischen Sprache und der Gottesdienste langfristig für Gemeinden vor allem in der Diaspora nur möglich sein kann, wenn die alten Gebete schriftlich festgehalten und weitergegeben werden können.

Die Erfindung des Buchdrucks half der jüdischen Gemeinde bei der Vereinheitlichung der Gebetstexte ganz wesentlich. Der erste gedruckte Siddur stammt vermutlich aus dem Jahr 1475.

Der Siddur hat nicht zuletzt entscheidend dazu beigetragen, dass die hebräische Sprache mit der Gründung des heutigen Staates Israel von einer reinen Sakralsprache zu einer gesprochenen Alltagssprache wiederbelebt werden konnte.

GEBETE IM JÜDISCHEN ALLTAG

Das Judentum kennt im Alltag drei Hauptgebete: das Morgengebet Schacharit, das Mittags- bzw. Nachmittagsgebet Mincha und das Abendgebet Arbit. Mindestens zehn Beter sollten für diese drei Hauptgebete jeweils versammelt sein – ein Minjan.

Warum sollen es gerade zehn Beter sein? Diese Zahl basiert laut Überlieferung auf der Erzählung im 1. Buch Mose 18 ff: Als Gott gegenüber Abraham, dem ersten Juden, die Vernichtung der gewalttätigen, sündhaften Städte Sodom und Gomorra ankündigt, ringt Abraham Gott die Zusage ab, die Städte zu verschonen, wenn 50 Gerechte darin gefunden werden. Ermutigt von Gottes Entgegenkommen beginnt Abraham zu handeln: Ob nicht auch 45 Gerechte ausreichen? Vielleicht schon 40, 30 oder gar nur 20? Bis auf zehn Gerechte handelt Abraham seinen Gott schließlich herunter.

Gott willigt ein: Zehn Gerechte reichen aus, um eine ganze Stadt voller Bosheit und Gewalt vor dem Untergang zu bewahren – Gott ist kein Gott der Mehrheit. Die zehn Beter des Minjans stehen mit ihrer Gebetsgemeinschaft symbolisch für ihre Stadt ein und sollen Gott an seine Zusage erinnern.

Neben diesen drei Hauptgebeten gibt es viele weitere Gebete, die den Alltag eines gläubigen Juden begleiten. Zu den täglichen Gebeten gehören ein Morgenlob, das unmittelbar nach dem Erwachen gesprochen wird, verschiedene Gebete vor und nach dem Essen oder Trinken und sogar ein Gebet, das nach jedem Gang zur Toilette gesprochen wird.

DER NAME GOTTES

Der Name Gottes, der sich hinter den hebräischen Buchstaben Jod, He, Waw und He verbirgt, taucht im Siddur an vielen Stellen auf. Es ist der Name, mit dem sich Gott Moses vorgestellt hat (2.Mose 3,14ff). Diese Buchstabenkombination wird jedoch nicht gelesen. Stattdessen „liest“ der Beter an diesen Stellen das Wort „Adonai“ („mein Herr“).

Weil „Adonai“ als „Ersatzname“ Gottes verwendet wird, gilt dieser Begriff als hochheilig. Außerhalb des Gebets ist die Verwendung der Bezeichnung „Adonai“ deshalb üblicherweise nicht erwünscht. Damit soll eine unnütze Verwendung der Bezeichnung verhindert werden – was auch für die Gottes-Bezeichnung Elohim gilt. Auch hier ist die Benutzung dieser Gottesbezeichnung nur im Moment des Gebets vorgesehen, wobei es sich auch um ein gesungenes Gebet handeln kann.

Ansonsten wird in Gesprächen über Gott umgangssprachlich die Gottesbezeichnung „HaShem“ benutzt, was wörtlich eigentlich nichts anderes bedeutet als „Der Name“.

Um nichtjüdische Beter nicht zu verwirren, wurde an allen Stellen, an denen in einem Siddur die Buchstabenfolge Jod, He, Waw, He im Original steht, in der Lautschrift und in der Übersetzung der Begriff „Adonai“ eingesetzt.

Der wahre Name Gottes laut 2.Mose 3,14 ff gilt übrigens als geheim und unaussprechlich. Die Buchstabenkombination lässt keinen Rückschluss auf die korrekte Aussprache zu. Denn da die hebräische Sprache eine Konsonantensprache ist, werden Vokale nicht geschrieben. So handelt es sich auch bei den vier hebräischen Buchstaben, die im 2. Mose genannt sind, lediglich um Konsonanten. Welche Vokale zwischen diese Konsonanten gesetzt werden, durfte laut jüdisch-orthodoxer Lehrmeinungen jeweils nur der Hohepriester erfahren, der auch als einziger berechtigt war, diesen Namen auszusprechen. Gemeinsam mit dem letzten Hohenpriester ging dieses Wissen verloren.

Aus Respekt vor dem Namen Gottes wird im orthodoxen Judentum nicht darüber spekuliert, welche Vokale wohl „passen“ könnten. In orthodoxen Kreisen werden alle Rekonstruktionsversuche aus Respekt vor Gott strikt abgelehnt – und damit werden auch weder die Namen „Jahwe“ noch „Jehowa“ akzeptiert.

Unstrittig ist allerdings, dass die vier Konsonanten vom hebräischen Verb „sein“ abstammen und der Name Gottes damit die Bedeutung von „Ich bin (da)“ oder „Ich werde sein, der ich sein werde“ hat.

GEBET UND MUSIK

Immer schon wurde Gott in der Geschichte Israels mit Musik und Liedern angebetet, von Männern genauso wie von Frauen. So griff beispielsweise Moses Schwester Mirjam zur Pauke und stimmte ein Loblied an zur Ehre Gottes, nachdem das Volk Israel den Ägyptern entkommen war (2. Mose 15.20). Zur Zeit des ersten und zweiten Tempels wurden besondere Festtage von den Kohanim mit rituell vorgeschriebenen Trompetenstößen begleitet (4. Mose 10.10).

Auch an Schabbat wird gesungen. Musikinstrumente zu spielen ist an diesem Tag jedoch verboten.

DIE KRAFT DES RITUELLEN GEBETS

Sind Gebete, die abgelesen werden, nicht nur leere Worte? Diese Frage ist gelegentlich zu hören. Doch ob ein Gebet nur aus leeren Worten besteht oder mit dem Herzen gebetet wird, hängt immer vom Beter selbst ab – gleichgültig, ob die Worte nun frei gesprochen oder abgelesen werden. Ziel des orthodoxen Beters ist es, sich auf jedes einzelne Wort der vorgegebenen Gebete zu konzentrieren, um es zum eigenen, innigen Reden mit Gott zu machen. Das gelingt sicherlich nicht jeden Tag. Doch auch, wer freie Gebete bevorzugt, wird solche unbefriedigende Momente kennen.

Die rituellen Gebete enthalten Lob, Dank und Bitten und sollen dem Beter helfen, sich während der Gebetszeit ganz auf die Ehrfurcht und Liebe zu Gott ausrichten zu können, ohne inhaltlich etwas zu vergessen. Die Gebete helfen außerdem, Gott zu preisen und zu danken, auch wenn der Beter gerade schwere Zeiten durchlebt und vielleicht keine eigenen Worte für Lobpreis und Dank finden könnte. Die jüdischen Gebete ermöglichen es, Treue zu zeigen, wenn sie auch an Tagen gesprochen werden, an denen man die Liebe Gottes nicht fühlt und den Eindruck hat, dass Gott fern ist.

Dieses „Durchbeten“ der Stellen, die inhaltlich so gar nicht zur aktuellen Lebenssituation passen wollen, kann sich als besonders segensreich erweisen und tiefes Vertrauen und Liebe zu Gott ausdrücken.

Die regelmäßigen, über den Tag verteilten Gebete dienen außerdem dazu, den Beter immer wieder an Gottes Gegenwart zu erinnern. Der Tag wird mit Gott erlebt, ER ist gegenwärtig und ansprechbar in jedem Moment, an jedem Ort, für jeden, der seinen Namen anruft.

Auch im Judentum gibt es außerdem freie Gebete. Das eine muss das andere nicht ausschließen.

DER SCHMERZENSSCHREI