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Vielleicht kennen Sie die Situation: Sie sitzen am reich gedeckten Tisch und fragen nach dem Salz. Sie sehen es nicht – dabei steht es direkt vor Ihnen. Und wie ein Freund Ihnen das Salz zeigt, so zeigt Ihnen der Ho‘oponopono-Experte Ulrich Emil Duprée, auf welch einfache Weise Sie ein friedliches, erfolgreiches und gutes Leben führen können: mit dem hawaiianischen Vergebungsritual Ho‘oponopono. In seinen philosophischen Ausführungen, anschaulichen Geschichten und lebensnahen Ho‘oponopono-Übungen bringt er dabei so viele naheliegende Gedanken auf den Punkt, dass Sie sich fragen werden: »Warum habe ich das vorher nicht so gesehen?« Sie werden Ihre Umwelt und Ihre Mitmenschen ganz neu wahrnehmen. Sie werden sich seltener ärgern und sich weniger Sorgen machen. Werden Sie einfach ein vollkommen glücklicher und zufriedener Mensch!
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Seitenzahl: 195
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Die Informationen in diesem Buch dienen in erster Linie der persönlichen Charakterschulung und der Heilung von Beziehungen im zwischenmenschlichen Bereich. Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors oder des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
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ISBN 978-3-8434-6308-9
Ulrich Emil Duprée
Heile dich selbst, und heile die Welt
Der hawaiianische Weg zu Glück, Frieden und Harmonie – Ho‘oponopono
© 2016 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Murat Karaçay, Schirner,
unter Verwendung von # 330767441 (p.studio66) und # 85784290 (Anna Omelchenko),
www.shutterstock.com
Printlayout: Silja Bernspitz, Schirner
Lektorat: Janina Vogel, Schirner
Gesetzt aus der Arimo (© Ascenderfonts.com) unter der Apache-Lizenz 2.0: www.apache.org/licenses/LICENSE-2.0
E-Book-Erstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany
www.schirner.com
1. E-Book-Auflage 2016
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Ulrich Emil Duprée, Jahrgang 1962, ist erfolgreicher Buchautor, Berater und Seminarleiter. Seit Ende der 1980er-Jahre setzt er sich aktiv für den Umweltschutz und den Weltfrieden ein. Als Experte für »Neues Denken« steht er in der Tradition von James Allan, Dr.Joseph Murphy und Florence Scovel Shinn.
Er studierte u.a. westliche und fernöstliche Philosophie und lebte von 2005 bis 2008 in einem Hindu-Kloster. Seit einer mystischen Einweihung 2009 durch eine Kahuna unterrichtet er Interessierte in der hawaiianischen Konfliktlösungsmethode Ho‘oponopono. Sein Buch »Ho‘oponopono. Das hawaiianische Vergebungsritual« erscheint im Schirner Verlag bereits in der 22. Auflage und wurde bisher in neun Sprachen übersetzt.
Termine für Workshops, Aus- und Weiterbildungen:
www.HooponoponoSeminare.de
www.HeileDeinHerz.de
www.Ayurveda-Fastenwandern.de
Über den Autor
WIDMUNG UND DANKSAGUNG
VORHANG AUF!
WAS IST HO‘OPONOPONO?
Wortbedeutung – oder: ein Konsens ist möglich
Herkunft und Ursprung
Die Flamme von Aloha: Wie man das innere Licht wieder zum Leuchten bringt
Dein Problem ist auch mein Problem
Aktiv am Gesundungsprozess der Welt mitwirken
Historische Strömungen
Das schamanistische Ho‘oponopono
Das traditionelle Ho‘oponopono
Das moderne Ho‘oponopono
Weiterentwicklungen
Welches Ho‘oponopono ist das richtige?
HO‘OPONOPONO – DIE PRAXIS
Die Vorgehensweise – eine Übersicht
Vier Sätze, die etwas bewegen
Das Resonanzprinzip (Kuolo)
Warum hätte ich so gehandelt?
Ich verstehe dich und meinen Anteil am Problem
Allein ein schriftliches Ho‘oponopono machen
Die hawaiianische Familienkonferenz
Beispiel für ein persönliches Anliegen
Beispiel für einen Konflikt mit mehreren Beteiligten
Gemeinsame Ziele
Wenn es keine Lösung gibt
WORAUF GRÜNDET HO‘OPONOPONO?
Energie, Geist und Materie
Wir sitzen alle in einem Boot
Harmonische und disharmonische Schwingungen
Eine große Familie
Niemand ist unabhängig
Die fünf Entwicklungsstufen
Das Haus der Wahrheit
Die Maus und der Asket
Verantwortung ist eine Antwort
Schuld und Schuldzuweisungen
Eine offene Rechnung
Oki, gemeinsam ans Ziel – ohne Schuldzuweisung
Die Verbrechen der Vorfahren
Verantwortung, Mitgefühl, Verstehen
Vergeben ist göttlich
Loslassen und vor der eigenen Haustür kehren
Wer sich selbst überwindet, zeigt wahre Größe
Das Prinzip von Aloha
Der eigene Beitrag
Der Frieden beginnt mit mir
Ein gemeinsames Gedankenfeld
Gelebte Spiritualität
Der weise Junge
Das Innere Kind
Das Du-bist-nicht-okay-Programm
Wie Innen so Außen
KLEINE WUNDER AUS DER PRAXIS
Bernds Drache
Wie Ruth ihren Erfolg sabotierte
Die Vergangenheit heilen oder: eine mentale Entschlackungskur
Die Zukunft reinigen oder: Sabine und Manfred lassen sich scheiden
Marinas Nachbarin oder: Was sollen die anderen von mir denken?
Andrea ist verzweifelt
Martins Unsicherheit
Finanzielle Probleme oder: Uwes Bankkonto mit dem Jo-Jo-Effekt
Warum haben Menschen Rückenschmerzen?
Das neue Notebook
SPIRITUELLE LÖSUNGEN FÜR MATERIELLE PROBLEME
Man erntet, was man sät
Wir haben die Wahl: Wollen wir uns beklagen oder erfolgreich sein?
Wer wir wirklich sind
Dualität
Das Leben als stürmische See
Gleich und gleich gesellt sich gern
Vertrauen und Glauben
Zwei Mönche
Liebe, Glück und Frieden
Unser persönliches Regelsystem
Unsere unerfüllbaren Wünsche
Der König und die Öllampe
EINE NEUE ART ZU DENKEN
Eine Entscheidung für das Leben
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit
Vergebung ist ein Geschenk, das man sich selbst macht
100 % Macht
Beten oder handeln?
Das Bild, das wir von uns haben
Selbstachtung und Selbstbild
In der Selbstvergebung liegt die große Kraft
Das Spiel des Lebens
DER MOMENT DER KRAFT IST JETZT!
Ein Krokodil wird verwirrt
ANHANG
Die hawaiianische Familienkonferenz im Detail
Worterklärungen
Literatur
Bildnachweis
Fußnoten
Gewidmet Gott, den Menschen,
den Tieren und Pflanzen.
In Demut verneige ich mich vor Mutter Erde, dem hawaiianischen Volk und allen indigenen Völkern.
Mein besonderer Dank geht in dieser Ausgabe an Andrea Bruchacova, Haleaka Iolani Pule, Dr.Diethard Stelzl, Dietmar Rothaar, Victoria Shook, Dr.Manfred Mohr, Karma Yeshe Tarchin, Swami Sacinandana, Dr.Wayne Dyer, Louise Hay, Collin C. Tipping, Bill Ferguson, Marcus Schmieke, Dr.
Bedenke, dass jede Begegnung eine heilige Begegnung ist.
So, wie du jemandem begegnest, begegnest du dir selbst.
So, wie du mit jemandem sprichst, so sprichst du mit dir selbst.
So, wie du jemanden behandelst, so behandelst du dich selbst.
Jede Begegnung ist eine heilige Begegnung.
Willkommensspruch über einer Haustür,
gesehen in England
Blicke ich auf mein Leben, so sehe ich zahlreiche wertvolle Begegnungen mit vielen weisen Menschen, darunter christliche Mystiker, buddhistische Mönche, Yogis und Asketen, Unternehmerinnen und Unternehmer. Besonders wertvoll waren in den letzten Jahren die Begegnungen mit unseren wundervollen Seminarteilnehmern.
In meinen Studien zur Psychologie, Philosophie und Spiritualität lernte ich über all die Jahre zwei Lehren besonders intensiv kennen: die christliche und die vedische Philosophie. Letztere dürfte den meisten als Hinduismus bekannt sein. Beide Lehren scheinen sehr unterschiedlich zu sein, doch betrifft dies nur ihre äußere Erscheinungsform. Sie sind wie Kleider, ja wie Bühnenbilder, die dem gleichen Inhalt eine Gestalt geben. Sie sind Erscheinungen der einen Wahrheit, die sich zu allen Zeiten und in allen Kulturen offenbart. Es scheint mir fast so, als würde das Göttliche – die kosmische Intelligenz, die Urquelle, die Liebe oder die Wahrheit – sich einem Schauspieler gleich verkleiden und sich in tausendfacher Gestalt und mit tausend verschiedenen Namen den Zuschauern entsprechend ihren Neigungen offenbaren. Die Ureinwohner Hawaiis nennen diese Wahrheit Ke Akua – die Urquelle.
Nun, diese Stelle des Vorworts scheint mir geeignet zu sein, all jenen zu danken, die ebenfalls den Weg der Wahrheitssuche gehen oder schon gegangen sind, und dabei für die nachfolgenden Pilger verschiedene Schlüssel am Wegesrand liegen gelassen haben. Schlüssel zu einem wertvollen Schatz. Danke!
Auf meiner Wanderung habe ich in Ho‘oponopono, einer alten hawaiianischen Methode, um Beziehungen zu heilen, solch einen Schlüssel erhalten. Indem ich Ihnen diesen Schlüssel nun weiterreiche, möchte ich Sie an einem großartigen Schatz teilhaben lassen. Vielleicht ist es der Schlüssel zu Ihrem Herzenswunsch, der Schlüssel zu Ihrer Berufung oder der Schlüssel zu einer liebevollen Beziehung. Es liegt an Ihnen. Ich kann Ihnen diesen Schlüssel nur überreichen – nutzen und benutzen müssen Sie ihn selbst. Mögen Sie aus den folgenden Seiten für sich und für die Welt, in der Sie leben, einen unendlich großen Nutzen ziehen. Herzlich willkommen in einer Welt voller Wunder!
Aloha und Namasté
Ihr Ulrich Emil Duprée
Konflikte lösen
Beziehungen heilen
das Herz reinigen
Die amerikanische Ärztin Dr.Erika Haertig († 1972) bezeichnete Ho‘oponopono bereits 1970 in ihrem Buch Nana I ke Kumu (»Schau auf die Quelle«) als die wohl wirkungsvollste Konfliktlösungsmethode, die je von einer Kultur erfunden wurde.1 Es handelt sich dabei um eine einfache und elegante Methode, die eigenen persönlichen Probleme, wie die innerhalb einer Partnerschaft, einer Gruppe oder allgemein einer Beziehung, und die globalen Probleme durch Annehmen, Ausgleichen, Verzeihen, Vergeben, Versöhnen und gemeinsames, zielgerichtetes Handeln zu lösen.
Ho‘oponopono ist ein kraftvoller Weg zu innerem und äußerem Frieden. Es kommt aus Hawaii2 und ist traditionell eine Familienkonferenz – ein klar strukturiertes System, um die Harmonie sowohl innerhalb einer Familie oder Sippe als auch zwischen verschiedenen Stämmen bzw. Clans wiederherzustellen, um so das Überleben aller zu sichern und ein gutes Leben zu bewahren. Dieses Konflikt-Lösungskonzept drückt den Wunsch aus, mit sich selbst, den Vorfahren, den Menschen, der Natur, Mutter Erde und dem Ursprung allen Seins in Harmonie zu leben. Mit dieser Technik kommen Sie und Ihre Familie, Ihre Freunde und Ihre Bekannten, Ihre Mitarbeiter und Ihr Umfeld wieder in ein inneres Gleichgewicht, alle kommen von der Trennung in die Einheit, in die Mitte und somit in die Heilung.
Doch verstehen Sie mich bitte richtig – Ho‘oponopono ist keine Methode, um Krankheiten zu heilen, sondern eine, die darauf zielt, wieder heil im Sinne von vollständig zu werden. Das, was bisher abgelehnt und ausgeklammert wurde, wird gewürdigt, wieder aufgenommen und möglicherweise verwandelt. Wie Sie feststellen werden, ist Ho‘oponopono eine Möglichkeit, sich zu reinigen – und die Heilung Ihres Herzens, Ihrer Beziehungen, Ihres Unternehmens oder Ihrer Finanzen folgt dann wie von allein aus der Integrität, der Harmonie, der Vollkommenheit, der Gemeinschaft, der Verbundenheit, der Erkenntnis, dem Frieden und der Klarheit im Handeln heraus.
Ho‘o heißt »machen«, »verursachen«, »auf den Weg bringen« und »sich kümmern«. Pono bedeutet »richtig«, »in Ordnung«, »harmonisch«, »in der Waage«, »gerade« und auch »flexibel«. Das Leben selbst ist flexibel und anpassungsfähig, und wir erstarren erst im Tode. Will man Konflikte mit Liebe und nicht mit psychischer oder körperlicher Gewalt lösen, muss man flexibel sein und nachgeben können. Es ist ja gerade das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen, sich auf den anderen einlassen zu können – und was für Paare gilt, gilt auch für Nationen, für die Wirtschaft oder allgemein für das Zusammenleben aller Lebewesen auf der Erde. Das Leben ist Vielfalt. Was hätte es auch für einen Nutzen, wenn alle anderen genau so wären, wie man selbst? Wer möchte schon exakt mehr von dem, von dem man sowieso schon genug hat? In dieser Flexibilität (als Teilaspekt der Liebe) finden wir den Kern von Ho‘oponopono – oder wie mir die hawaiianische Priesterin Haleaka Iolani Pule anvertraute: »Bei Ho‘oponopono geht es nicht darum, wer recht hat, sondern um gute Beziehungen.«
Ponopono ist zum einen eine Verstärkung und bedeutet »die Dinge wieder richtig stellen«, »alles wieder ins Lot bringen und zur Harmonie führen«. Zum anderen heißt pono pono auch »richtig für mich und gleichzeitig richtig für dich; richtig für die Menschen und gleichzeitig richtig für die Tiere und Pflanzen; richtig für die Erde und die Natur und richtig für jeden Einzelnen« – kurzum, richtig für alle. Über einen Kompromiss wird ein Konsens aller Beteiligten erreicht, und das macht Ho‘oponopono so effektiv. In diesem Sinne ist Ho‘oponopono auch ein geistig-spiritueller Prozess, der sich mit »ein Weg zur Vollkommenheit« übersetzen ließe.
Ho‘oponopono gehört zum praktischen Teil der alten hawaiianischen Lehren, und zwar zu den traditionellen Reinigungsmethoden innerhalb der Kahuna-Wissenschaften, innerhalb des Huna. Die Familie (Ohana) bildet die Grundlage der hawaiianischen Gesellschaft. In der Ohana sind alle Mitglieder auf unterschiedlichen Beziehungsebenen eng miteinander verbunden. Geschwister wachsen zusammen auf, die Älteren kümmern sich um die Jüngeren. Eltern, Tanten und Onkel sind Lehrer und Vorbilder. Die Großeltern und Ältesten bewahren das Wissen und die Tradition: Weisheit und reiche Lebenserfahrung, Gesänge (Chants) und Tänze, handwerkliches, medizinisches und spirituelles Wissen werden von ihnen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Man entstammt einer gemeinsamen Wurzel, bewahrt zusammen das große kulturelle Erbe und arbeitet schließlich in einer Art Familienbetrieb zusammen.
Sämtliche Reibereien, Probleme und Schwierigkeiten innerhalb der Familie müssen irgendwie gelöst werden. Wenn Menschen zusammenleben, gibt es immer Konflikte – und wenn man so eng wie die Hawaiianer auf ihrer kleinen Insel zusammenlebt, ist man schon von Natur aus gezwungen, Lösungen zu finden, will man in Frieden leben. Alle Vermeidungsstrategien, sich dem Problem nicht stellen zu müssen – zum Beispiel wegzulaufen, wegzusehen, sich zu betäuben oder jemanden auszugrenzen–, hätten auf Hawaii nur zu noch mehr Problemen geführt. Rache und Vergeltung hätten die Inseln entvölkert, und auf die Idee, Gefängnisse zu bauen, kam man zum Glück nicht. Stattdessen stellten die Kinder des Mondes (so nennen sich manche Hawaiianer noch heute) einen allgemeinen Verhaltenskodex mit ethisch-moralischen Zielen auf, der sich mit einem Wort zusammenfassen lässt: Aloha. Aloha bedeutet Liebe oder: »Ich sehe das Göttliche in dir, und ich sehe das Göttlich in mir.« Aloha, die Urkraft, ist die Essenz der Urquelle, des Göttlichen. Man sagt, sie sei der Ursprung der Heilung, und genau davon handelt die folgende Geschichte.
In einem alten Gesang vergleichen die Ureinwohner von Hawaii das Herz eines Menschen mit einer Schale. In dieser Schale brennt ein wundervolles sanftes Licht: die Flamme der Liebe – Aloha. Mit und durch diese Liebe ist alles möglich, mit ihrer Hilfe kann man mit den Vögeln fliegen und mit den Haien schwimmen. Jedes Mal aber, wenn jemand zum Beispiel ärgerlich oder neidisch wird, ist es so, als würde er einen Stein in seine Schale legen. Dieser Stein verdrängt das Licht, und mit jedem Stein des Neids, der Gier oder des Zorns wird es dunkler im Herzen. Wenn das Herz jedoch schwer, das Gemüt trübe wird und die Kräfte nachlassen, wird es unmöglich, mit den Vögeln zu fliegen und mit den Haien zu schwimmen. Dann muss man seine Schale herumdrehen und die Steine herausfallen lassen. Das Licht der Liebe, die Flamme von Aloha, brennt wieder hell, sanft und strahlend wie zuvor – und alles wird wieder möglich.
ABSICHT UND ZIEL EINER HO‘OPONOPONO-ZEREMONIE:
mit sich selbst und den Menschen in Harmonie leben
mit der Natur in Harmonie leben
mit Gott, der Urquelle in Harmonie sein
Hatte ein Hawaiianer in der eigenen Familie oder in einer anderen Familie ein Problem, so war dies das Problem aller. Ein Mensch wurde mit seinem Konflikt nie isoliert, sondern stets vor dem Hintergrund seiner Umgebung – zu der man auch selbst gehörte – betrachtet. Der Mensch wurde auf Hawaii immer als Teil seines Stammes, einer gemeinsamen Familiengeschichte und der Insel gesehen, abhängig vom Meer und eingebettet in die Natur.
Jeden Buchstaben, jedes Wort, das Sie hier zum Beispiel lesen, können Sie nur wegen des Hintergrunds des weißen Papiers erkennen. Wäre das Papier schwarz, so würde die schwarze Schrift unleserlich werden und ihre Funktion verlieren. In ähnlicher Weise wird jeder Mensch erst vor dem Hintergrund seiner Umgebung lesbar, vor dem Hintergrund seiner sozialen und kulturellen Geschichte und den damit verbundenen Rollen zum Beispiel als Mutter, Vater, Tochter oder Sohn. Menschen definieren ihre Identität aber nicht nur durch ihre Position innerhalb einer Familie, sondern auch durch ihre Nationalität, durch ihre Zuordnung zu einer Mehrheit oder Minderheit, durch ihre Hautfarbe, Religion usw. Kurz gesagt: Der Mensch muss immer als Mitglied einer Gruppe gesehen werden. Wir alle tragen bestimmte Stempel bewusst und unbewusst in uns und mit uns herum – und diese erweiterte ganzheitliche Sichtweise wurde in den 1950er-Jahren in den USA von der Familientherapie aufgenommen.
Als Mitspieler auf der Bühne des Lebens sahen sich die Hawaiianer aber nicht nur an Problemen innerhalb der hawaiianischen Familie, der Ohana, beteiligt, sondern auch an sämtlichen Problemen auf höherer Ebene wie zum Beispiel einem Ernteausfall, denn der Mensch und die Natur leben ebenfalls in einer Gemeinschaft.
In unserer modernen mobilen Informationsgesellschaft sind wir jedoch geneigt, es möglicherweise gewohnt, uns von unserer Familie zu trennen. Das beginnt schon sehr früh, indem Kinder einsam vor dem Fernseher oder ihrem Tablet sitzen. Später mögen wir uns von unserer Familie dann sogar räumlich und gedanklich trennen – doch wir alle nehmen unsere Familiengeschichte mit.1
Versuche, dieses geistige Erbe abzulehnen, enden bestenfalls auf der Couch eines Therapeuten, aber auch der Konsum von Alkohol, Drogen oder Tabletten, Überarbeitung, eine Essstörung oder sogar ein Suizid kann die Folge sein, wenn das Leben selbst nicht mehr zu ertragen ist. Will man wirklich frei sein, so gilt es, die Vergangenheit und die Erinnerungen durch Annehmen, Reflektieren und Vergeben zu heilen, und sie nicht durch Verdrängung von sich zu schieben. Um persönlich zu wachsen, müssen wir zurück von der Trennung in die Einheit kommen und dabei lernen, uns selbst und anderen zu vergeben.
Es gibt viele Gelegenheiten, Beziehungen zu heilen und zu vergeben, und die Variationsmöglichkeiten, dabei ein Ho‘oponopono anzuwenden, scheinen grenzenlos: Probleme in der Partnerschaft, mit den Eltern, den Kindern oder am Arbeitsplatz, Geldsorgen, wiederkehrende blockierende Muster, Arbeitslosigkeit, Konflikte mit Kunden oder Mitarbeitern, Schwierigkeiten bei der persönlichen Zielfindung, Versuche der Einigung und Versöhnung auf nationaler Ebene – um nur ein paar wenige zu nennen. Auf Hawaii und in den USA nutzen es Therapeuten und Berater erfolgreich in der Sozialarbeit, der Eheberatung und in der Jugendbetreuung.1
Unsere Arbeit mit Ho‘oponopono hat gezeigt, dass sich diese Methode hervorragend dazu eignet, die persönliche und berufliche Entwicklung zu beschleunigen und allgemein Beziehungen zu heilen – vielleicht ist sie so etwas wie ein Paar therapeutische Siebenmeilenstiefel. Manche nennen sie auch einen Turbo bei den Bestellungen, die wir ans Universum richten.2 Man kann sie allein oder in einer Gruppe vielseitig zur Konfliktlösung anwenden: um den Teamgeist zu stärken und Ziele und Beweggründe zu definieren, um ein Geschäft oder ein Unternehmen wieder aufzurichten oder um die seelischen Ursachen von Krankheiten zu finden. So gibt es in der schamanistischen Tradition zahlreiche Berichte von Menschen, die körperlich und seelisch gesund wurden, nachdem sie dieses Vergebungsritual durchgeführt hatten.
Das Besondere an Ho‘oponopono ist, dass auch die persönliche Umgebung, die Familie und das Arbeitsumfeld eine positive Veränderung erfahren, sobald man selbst in den inneren Frieden tritt und sich selbst heilt. Man kommt von der Trennung in die Einheit – oder einfacher ausgedrückt: man wird ein angenehmerer Zeitgenosse, den sich andere Menschen zum Vorbild nehmen. Wir alle sind ein Teil dieser Welt und beeinflussen einander. Wenn wir leiden, vergrößern wir das Leid in der Welt, und wenn wir zu innerem Frieden gelangen, vergrößern wir den Frieden in der Welt – ganz einfach.
Heute scheinen wir, die Menschen, das Maß unseres Handelns allerdings verloren zu haben. Der ökologische Fußabdruck beweist, dass wir mehr von der Erde nehmen als wir geben. Wie im Vorübergehen vergiften wir die Luft und das Wasser. Tiere, Pflanzen, Menschen werden ausgebeutet oder getötet. Artensterben und Kriege um Ressourcen stehen auf der Tagesordnung. Deswegen scheint mir die Methode des Ho‘oponopono auch dafür geeignet, auf vielerlei Krisen zumindest besänftigend zu wirken und neue Perspektiven zu eröffnen – denn wie wir alle wissen, lassen sich Probleme nicht mit der gleichen Sichtweise lösen, mit der sie verursacht wurden. Dazu aber später mehr.
Ich lade Sie nun dazu ein, sich für neue Gedanken zu öffnen und diese in Ihre Tätigkeiten als Eltern, Therapeuten, Seelsorger, Wissenschaftler oder Politiker miteinzubeziehen. Nutzen Sie einfach die Informationen aus diesem Buch, die zu Ihnen und Ihrem Leben passen, und lassen Sie den Rest beiseite. In den folgenden Kapiteln geht es um den persönlichen und um den internationalen Frieden. Dabei orientiere ich mich an der Maxime: »Der Weg ist das Ziel«, denn wenn das Ziel der Frieden ist, so muss auch der Weg dorthin ein Weg des Friedens sein. Wenn wir uns selbst heilen, indem wir unsere Herzen und Beziehungen heilen – jeder für sich –, wird diese Welt, werden die Länder, die Natur, die Tiere und Pflanzen rasch wieder gesunden.
Die Anfänge von Ho‘oponopono reichen weit in die Vergangenheit zurück, und in jener alten Zeit galten Reinigungsrituale und Vergebungszeremonien immer als wichtige Vorbereitung auf die Heilung körperlicher Krankheiten. In der Tradition des Ho‘oponopono gelten Krankheiten genauso wie Kriege oder Umweltkatastrophen (in unserer Zeit auch Terrorismus, Banken- und Flüchtlingskrisen, Zivilisationskrankheiten oder der Klimawandel) als sichtbare, an die Oberfläche kommende Symptome der inneren Konflikte der Menschen: Ein Unrecht gegen die Natur, die Tiere, die Pflanzen, gegen andere Menschen oder gegen sich selbst führt zu einer energetischen Verspannung bzw. Blockade, die in einer Ho‘oponopono-Zeremonie gelöst werden kann. Schon vor Jahrhunderten rief man dafür den Kahuna Ho‘oponopono, der (oder die) untersuchen sollte, was auf geistiger Ebene geschehen bzw. was der auslösende innere Konflikt war. Welches Gedankenmuster hatte zum Unrecht geführt? So heilte man das Seelische – und die Heilung des Körpers folgte häufig wie von selbst.
Heute sind diese Themen aktueller denn je und werden unter anderem in der Gesellschafts- und Wirtschaftspsychologie sowie in der Mind-Body-Medicine1 erforscht. Vergebung und Meditations- und Entspannungstechniken sind damals wie heute wichtige Faktoren auf dem Weg zur Genesung.2
Seit den Veröffentlichungen der hawaiianischen Wissenschaftlerin und Autorin Mary Kawena Pukui (1895–1986) in den 1950er-Jahren kennen wir im Westen Ho‘oponopono als Familienkonferenz bzw. als Familientherapie. Es ist die traditionelle Methode, die in vier oder zwölf Schritten beschrieben wird und auf das Lösen und Klären von Konflikten innerhalb einer Gruppe, der Ohana, abzielt. Missverständnisse und Fehlverhalten werden im Beisein eines Vermittlers oder Mediators (Haku und Tutu) besprochen und diskutiert. Anschließend blicken alle Beteiligten vor Gott und den Anwesenden in ihre Herzen, wo sämtliche Aspekte des Grolls, der Enttäuschung, des Widerstands und Misstrauens, die einem konstruktiven Miteinander entgegenstehen, durch bedingungsloses wechselseitiges Vergeben gelöscht werden.
In den 1970er-Jahren stellte die als lebendiger Schatz Hawaiis geehrte Morrnah Nalamaku Simeona (1913–1992) der Öffentlichkeit eine modernisierte Methode in zwölf Schritten vor. Sie integrierte christliche und indische Elemente sowie das System der drei Selbste1 in das traditionelle Ho‘oponopono und präsentierte es so als Hilfe-zur-Selbsthilfe-Methode. Nun war es möglich, diese Technik zur mentalen und seelischen Reinigung nur für sich selbst auch ohne einen Vermittler anzuwenden. Im Zentrum dieser Methode steht das Gebet.
Nach dem Tode Morrnah Simeonas 1996 übernahm einer ihrer zahlreichen Schüler, Dr.Ihaleakala Hew Len, die Leitung ihrer Stiftung Foundation of I. Durch ihn und seine Geschichte wurde der Bekanntheitsgrad von Ho‘oponopono noch größer.1 Dr.Len lehrt Ho‘oponopono unter anderem als Reinigung von Erinnerungen (Daten), die der Harmonie entgegenstehen. Seine Methode wird häufig als ein vereinfachtes Ho‘oponopono bezeichnet, das sich in vier Sätzen zusammenfassen lässt:
Ich liebe dich.
Es tut mir leid.
Bitte verzeihe mir.
Danke.
Später werden wir diese vier Sätze nutzen, um einen direkten Einstieg in die Übungen und in die Praxis des Ho‘oponopono zu finden. Diese vier Sätze sind wie vier kleine Diamanten, und wenn Sie den Übungen und den Ho‘oponopono-Inspirationen folgen, werden Sie immer mehr Diamanten finden.
Die Kahuna Haleaka Iolani Pule beantwortete mir diese Frage 2012 folgendermaßen: »Ho‘oponopono besteht aus vielen Blättern – genau so, wie ein Baum voller Blätter ist. Doch die Blätter sind nicht der Baum.«
In diesem Buch möchte ich Ihnen von diesem Baum berichten. Die Blätter sind dabei die Möglichkeiten, Ho‘oponopono für sich zu entdecken und je nach Aufgabe zu variieren, ohne etwas zu verfälschen. So sieht in der Paarberatung ein Ho‘oponopono natürlich anders aus als in einem Unternehmensgespräch, wo es zum Beispiel darum geht, einen Fall von Mobbing zu beenden, Fehlzeiten zu verringern, Tarifverhandlungen zu führen oder zu untersuchen, warum sich verschiedene Kunden zurückziehen. Sie können aber auch erfolgreich ein Ho‘oponopono machen, wenn Sie eine neue Wohnung suchen, die Nachbarn zu laut sind oder Ihr Knie schmerzt.
Manchmal wird die eine oder andere Variante als die einzige oder wahre Methode bezeichnet. Wir alle kennen solche Aussagen in Bezug auf »die wahre Religion«, »den einzig wahren Weg« usw. Doch wohin führen solche Bezeichnungen? Zu Streit. Ho‘oponopono hat nichts mit einem bestimmten Glauben bzw. einer bestimmten Religion zu tun, sondern mit tiefen spirituellen Wahrheiten, die Sie möglicherweise in allen religiösen Traditionen finden können. Es geht um gewaltfreie Kommunikation und Mediation. Das, was Sie hier lesen, finden Sie auch im tibetischen Dhammapada,1