Heimat-Roman Treueband 17 - Sissi Merz - E-Book

Heimat-Roman Treueband 17 E-Book

Sissi Merz

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Beschreibung

Lesen, was glücklich macht. Und das zum Sparpreis!

Seit Jahrzehnten erfreut sich das Genre des Heimat-Bergromans sehr großer Beliebtheit. Je hektischer unser Alltag ist, umso größer wird unsere Sehnsucht nach dem einfachen Leben, wo nur das Plätschern des Brunnens und der Gesang der Amsel die Feierabendstille unterbrechen.

Zwischenmenschliche Konflikte sind ebenso Thema wie Tradition, Bauernstolz und romantische heimliche Abenteuer. Ob es die schöne Magd ist oder der erfolgreiche Großbauer - die Liebe dieser Menschen wird von unseren beliebtesten und erfolgreichsten Autoren mit Gefühl und viel dramatischem Empfinden in Szene gesetzt.

Alle Geschichten werden mit solcher Intensität erzählt, dass sie niemanden unberührt lassen. Reisen Sie mit unseren Helden und Heldinnen in eine herrliche Bergwelt, die sich ihren Zauber bewahrt hat.

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Alpengold 175: Mach mich glücklich, Barbara
Bergkristall 256: Was Tag und Nacht mein Herz erfüllt
Der Bergdoktor 1707: Unruhe des Herzens
Der Bergdoktor 1708: Die Leiden der verstoßenen Tochter
Das Berghotel 112: Mit Martha kam das Glück zurück

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 320 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 606

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2014/2016 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv von © Bastei Verlag/Michael Wolf ISBN 978-3-7325-9248-7

Sissi Merz, Rosi Wallner, Andreas Kufsteiner, Verena Kufsteiner

Heimat-Roman Treueband 17 - Sammelband

Inhalt

Sissi MerzAlpengold - Folge 175Als die hübsche Barbara an diesem Morgen aufwacht, erleuchtet helles Sonnenlicht die kleine Kammer. Wo bin ich?, fragt sich Barbara verwirrt, doch die herrliche Bergwelt hinter dem Fenster und das Gezwitscher der Vögel bringen die Erinnerung an den gestrigen Abend und ihre überstürzte Flucht aus der Pension im Dorf jäh zurück. Fort, nur fort!, war ihr einziger Gedanke, fort von Tom und seinen Lügen! Und dann der Sturz am alten Steig hoch oben am Berg, das tosende Unwetter, ihre Verzweiflung ... und das bärtige Gesicht eines schweigsamen Fremden! Ja, der Mann namens Sebastian muss sie gerettet und auf diese Hütte im Gebirge gebracht haben! Schon wenige Wochen später kann sich Barbara ein Leben ohne Sebastian und die Wildkogel-Alm nicht mehr denken. Längst hat sie sich hoffnungslos in ihn verliebt! Doch er bleibt zurückhaltend, fast abweisend - denn er hat ein Geheimnis, das sein Leben überschattet und das einem neuen Glück im Wege steht ...Jetzt lesen
Rosi WallnerBergkristall - Folge 256Angespannt lauscht Thomas Arnegger dem Gespräch am Nebentisch, und unwillkürlich hält er den Atem an. Vom reichen Aichner-Hof reden sie, vom Großknecht, der dort verunglückt ist, und von der jungen Bäuerin, die jetzt allein die Verantwortung für alles tragen muss. Thomas' Herz schlägt schneller. Ein großer Hof und eine alleinstehende Frau? Kann das nicht die Erfüllung all seiner Träume bedeuten? Bauer auf eigenem Land sein - das ist doch von jeher sein einziges Lebensziel! Thomas strafft sich. Er wird mit allen Mitteln um diese Barbara Aichner werben. Er wird Herr auf dem stolzen Hof sein, auch wenn er Liebe heucheln muss, die er nicht empfindet! Alles will er tun, um ans Ziel seiner Träume zu gelangen. Thomas ahnt nicht, welchen Preis er für sein Glück zahlen muss ...Jetzt lesen
Andreas KufsteinerDer Bergdoktor - Folge 1707Ein Familiengeheimnis bedroht ihr Liebesglück. Mit mehreren Entwürfen für Festdirndl macht sich die junge Schneiderin Gundi auf den Weg nach St. Christoph. Hoffentlich gefallen der Altbäuerin Irma Kertner die stilvollen Modelle aus Seide, Taft und kostbarer Spitze! Für Gundi, die bis jetzt nur wenig Glück gehabt hat und in einem dunklen Hinterhofzimmer wohnt und arbeitet, hängt viel von einem Erfolg ab, denn sie träumt davon, sich eines Tages mit einem eigenen Trachtenatelier selbstständig zu machen. Wenig später ist Gundi am Ziel, wo man sie schon erwartet - mit einer sehr traurigen Nachricht ...Jetzt lesen
Der Bergdoktor - Folge 1708Über sieben Jahre sind mittlerweile vergangenen, seit ein Mann das schrankenlose Vertrauen der damals erst sechzehnjährigen Susanne Schwaiger ausgenutzt und sie in einer Berghütte verführt hat. Kurz darauf musste sie ihren Eltern unter Tränen beichten, dass sie ein Kind erwartet - ein Kind der Sünde! Ihre Eltern hatten kein Erbarmen und wiesen sie vom Hof, um der Schande zu entgehen. Seitdem gab es keinen Kontakt mehr. Es ist, als ob Susanne nie existiert hätte! Niemand ahnt, dass die junge Frau längst wieder ins Zillertal zurückgekehrt ist und mit brennenden Augen beobachtet, was auf dem Schwaiger-Hof geschieht...Jetzt lesen
Verena KufsteinerDas Berghotel - Folge 112Schon vor über fünf Jahren hat der in sich gekehrte Jannes jeglichen Kontakt zu seinem Vater abgebrochen. Er macht ihn nicht nur für den Tod seiner Mutter verantwortlich, sondern kann ihm auch etwas anderes nicht verzeihen: Jahrelang hat sein Vater ein Doppelleben mit einer Geliebten geführt. Aus dieser heimlichen Beziehung ist damals ein uneheliches Kind hervorgegangen, Jannes' fast gleichaltriger Halbbruder Daniel. Seitdem er das Elternhaus verlassen hat, lässt der junge Mann niemanden an sich heran. Den Preis der Einsamkeit zahlt er gern, wenn er dafür die Gewissheit hat, nicht noch einmal verletzt zu werden. Beim Wandern lernt er dann jedoch die gefühlvolle Zahnarzthelferin Martha kennen. Die beiden kommen sich langsam näher, und fast scheint es, als würde Jannes' Panzer langsam aufbrechen. Vielleicht gibt es ja doch wenigstens einen Menschen, dem er sein Herz anvertrauen kann? Aber plötzlich tritt Jannes' Vater mit einer flehentlichen Bitte an seinen Sohn. Es geht um Daniel, den ungeliebten Halbbruder. Brüsk weist Jannes seinen Vater zurück, ohne zu ahnen, dass er damit nicht nur das Glück seiner Familie zu vernichten droht, sondern auch sein eigenes. Denn am nächsten Morgen ist Martha plötzlich fort ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Mach mich glücklich, Barbara

Vorschau

Mach mich glücklich, Barbara

Zu Herzen gehender Roman um eine aussichtslose Liebe

Von Sissi Merz

Als die hübsche Barbara an diesem Morgen aufwacht, erleuchtet helles Sonnenlicht die kleine Kammer. Wo bin ich?, fragt sich Barbara verwirrt, doch die herrliche Bergwelt hinter dem Fenster und das Gezwitscher der Vögel bringen die Erinnerung an den gestrigen Abend und ihre überstürzte Flucht aus der Pension im Dorf jäh zurück. Fort, nur fort!, war ihr einziger Gedanke, fort von Tom und seinen Lügen! Und dann der Sturz am alten Steig hoch oben am Berg, das tosende Unwetter, ihre Verzweiflung … und das bärtige Gesicht eines schweigsamen Fremden! Ja, der Mann namens Sebastian muss sie gerettet und auf diese Hütte im Gebirge gebracht haben!

Schon wenige Wochen später kann sich Barbara ein Leben ohne Sebastian und die Wildkogel-Alm nicht mehr vorstellen. Längst hat sie sich hoffnungslos in ihn verliebt! Doch er bleibt zurückhaltend, fast abweisend – denn er hat ein Geheimnis, das sein Leben überschattet und das einem neuen Glück im Wege steht …

»Ja, mei, so ein Haderlump! Der Hundling hat’s wirklich nur auf den Hof abgesehen. Gut, dass du mich gewarnt hast, Hias!« Das rundliche Madel mit den Flechtzöpfen schmachtete den muskulösen Burschen im Holzfällerhemd an. Der grinste recht selbstzufrieden.

»Gelt, Reserl, jetzt bist schon froh, dass du so einen gewitzten Großknecht auf deinem Hof hast?«

»Freilich!« Sie schenkte ihm einen gekonnten Augenaufschlag. »Und weil ich dir so dankbar bin, Hias, hast was bei mir gut.« Ihr Blick wurde kokett. »Hast einen Wunsch?«

»Da muss ich net lang überlegen!« Er packte sie entschlossen um die Taille. »Die Meine sollst werden. Und ich bin dann der Bauer auf dem schönen Erbhof. Dann wird’s kein gescherter Lump mehr wagen, seinen Fuß auf unser Land zu setzen. Was sagst?«

Sie seufzte glücklich. »Ich sag Ja!«

Das Busserl, das die beiden tauschten, wurde vom begeisterten Applaus des Publikums begleitet. Langsam senkte sich der Vorhang, und wieder einmal hatte das Ensemble des Mittenwalder Bauerntheaters eine Vorstellung erfolgreich beendet.

Im Gemeindehaus von Unterfelden im Berchtesgadener Land ging das Licht wieder an, doch die Zuschauer mochten sich noch nicht so recht von den in zwei Stunden lieb gewonnenen Akteuren trennen. Mit ausdauerndem Beifall lockten sie die Volksschauspieler und den Regisseur hinter dem Vorhang hervor und sogar einige Bravorufe waren zu vernehmen.

Georg Haseler, der ehrenamtliche Ortsvorstand von Unterfelden betrat die Bühne und überreichte den weiblichen Ensemble-Mitgliedern Blumen. Der korpulente Landwirt glühte richtig vor Eifer, als er im Gegenzug manch süßes Busserl abstauben konnte. Nur die giftigen Blicke seiner besseren Hälfte im Zuschauerraum bremsten ein wenig seinen Enthusiasmus. Tom Wallner, Chef und Regisseur der Truppe bedankte sich routiniert und ließ die Zuschauer noch wissen, dass am nächsten Abend eine weitere Vorstellung stattfinden würde. Wieder klatschen die Leute und freuten sich sichtlich über die kulturelle Abwechslung in ihrem sonst eher ruhigen Alltag.

Unterfelden lag ein wenig versteckt in einem schmalen Tal abseits der Touristenrouten, es gab nur zwei Pensionen mit einem guten Dutzend Fremdenzimmern. Bislang hatte noch keine Theatertruppe hier Station gemacht. Aber ebensolche Dörfer suchte Tom Wallner für seine Tourneen aus, denn er wusste aus Erfahrung, dass die Zuschauer dort besonders dankbar waren. Und der Erfolg hatte ihm bislang immer recht gegeben.

»Wir haben einen kleinen Empfang im Bürgermeisterhaus arrangiert«, ließ Georg Haseler den jungen Mann nun noch wissen. »Der Rat, meine Familie und ich, wir täten uns sehr freuen, wenn alle kommen.«

»Das ist außerordentlich nett von Ihnen, Herr Haseler«, versicherte Tom liebenswürdig. »Wir kommen gern.«

»Ja, dann will ich mich gleich auf den Weg machen und schauen, ob auch alles hergerichtet ist, wie es sich gehört. Bis gleich!« Er winkte der weiblichen Hauptdarstellerin mit seinen Wurstfingern neckisch zu und eilte dann erstaunlich flink von der Bühne. Tom Wallner klatschte in die Hände.

»Ihr habt’s gehört, Leut, es geht zum Bürgermeister zum Schnabulieren. Na, mir soll’s recht sein, sparen wir für heut Abend die Verpflegungskosten.«

»Ehrlich gesagt, hab ich net viel Lust«, gab Barbara Angermeier, die Hauptdarstellerin, zu. »Bin rechtschaffen müd.«

»Wir müssen ja net lang bleiben«, tröstete Tom sie.

Rosi Zacharias, die in dem Stück »Der falsche Erbe« die Magd Milli gegeben hatte, merkte spitz an: »Ihr wollt wohl lieber unter euch sein, ihr Turteltauberln. Ja, jeder, wie er will.«

Tom legte einen Arm um Barbara und fragte Rosi: »Hast du vielleicht etwas dagegen einzuwenden?«

Die verdrehte die Augen und zog ihr Kopftuch von ihrer roten Lockenpracht.

»Ich werde mich hüten …«

»Komm, Roserl, beeilen wir uns ein bisserl, nachher sind wieder die besten Sachen weggefressen«, meinte Fred Köhler. Er war groß und sehr schlank und schien immer Hunger zu haben. Rosi fand ihn nett, verliebt war sie allerdings in einen anderen.

»Na schön, auf zur heißen Schlacht am kalten Büffet!«, scherzte sie ein wenig lau. Ihre klaren, grünen Augen folgten neidvoll Barbara und Tom, die in Richtung Garderoben verschwanden.

»Schwärmst du allerweil noch für Tom?«, fragte Fred, dem ihr Blick nicht entgangen war. »Schlag ihn dir lieber aus deinem hübschen Köpferl! Er ist es net wert.«

»Woher willst denn du das wissen?«, murrte sie ungehalten.

»Ganz einfach, weil ich Augen im Kopf hab. Und im Gegensatz zu allen weiblichen Mitgliedern dieses Tourneetheaters bin ich net in den Tom verliebt. Deshalb kann ich ihn sachlich beurteilen. Er ist egoistisch, oberflächlich und untreu. Net unbedingt das, was man als Traummann bezeichnen würde, oder?«

»Was weißt du schon?« Rosi seufzte leise. »Warum rede ich überhaupt mit dir darüber? Du vertrittst doch bloß deine eigenen Interessen, gib’s halt zu!« Sie öffnete die Tür zu dem kleinen Raum, der als Garderobe diente, und bedachte Fred mit einem vielsagenden Lächeln. Der erwiderte ihr Lächeln nonchalant.

»Ich geb zu, dass du mir gefällst. Aber das weißt du eh schon. Ich bin übrigens ein geduldiger Mensch und kann warten. Irgendwann werden dir die Augen aufgehen und du begreifst, dass der Tom genauso ist, wie ich ihn beschrieben habe.«

»Und du bildest dir ein, dann laufe ich mit fliegenden Fahnen zu dir über? Mei, du leidest auch net eben unter Minderwertigkeitsgefühlen.«

»Mag sein, wäre ich sonst Schauspieler geworden? Das ist es aber net allein. Ich seh in deinen schönen Augen, dass du mich gern hast. Das ist ausbaufähig.«

Rosi musste lachen und schloss die Tür hinter sich. Fred war wirklich keine schlechte Wahl. Er sah passabel aus, hatte Witz und Humor und war ein Typ zum Pferdestehlen. Trotzdem würde er für sie immer nur die zweite Wahl sein, davon war sie fest überzeugt. Denn ihr Herz gehörte nun mal Tom Wallner, auch wenn der – noch – mit einer anderen zusammen war.

Aber das konnte sich jederzeit ändern, wie die Erfahrung zeigte …

***

Der Abend im Bürgermeisterhaus wurde für die Truppe recht kurzweilig. Georg Haseler hatte überreichlich aufgetischt und selbst Fred Köhler wurde satt. Man plauderte angeregt, wobei Tom Wallner wie immer im Mittelpunkt stand und dies auch genoss.

Marie Haseler flirtete ungeniert mit dem feschen Regisseur, um ihrem Mann seine Tändeleien mit den Schauspielerinnen ein wenig heimzuzahlen. Barbara hielt sich zurück, sie hatte sich schon daran gewöhnt, dass Tom ungezählte Bewunderinnen hatte.

Nachdem Barbara in der Garderobe die Perücke mit den dicken Zöpfen und die Auspolsterungen ihrer Figur mittels Schaugummi losgeworden war, trug sie nun Jeans und eine helle Bluse und sah darin wie ein junges Madel aus. Ihre schlanke, gut gewachsene Figur, das hübsche Gesicht mit den himmelblauen Augen und das schulterlange, glänzende blonde Haar machten sie zu einer auffallend attraktiven Erscheinung.

Sie und Tom bildeten ein fesches Paar, das sogleich alle Blicke auf sich zog. Doch darauf kam es Barbara gar nicht an. Sie hatte, im Gegenteil, lange gezögert, Tom zu vertrauen, eben weil er so gut aussah und so sehr aufs weibliche Geschlecht wirkte.

Barbara stammte aus einem kleinen Flecken im Werdenfelser Land. Sie war mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof in Grainau aufgewachsen und daher von Natur aus bodenständig. Schon früh hatte sie aber auch ihre kreative Ader entdeckt und gespürt, dass sie anders war als ihre Schwestern und ihr Bruder. Um ihren Traum zu verwirklichen, hatte sie – gegen den Willen der Eltern – eine Schauspielschule in München besucht.

Das hübsche Madel hatte aber nie vorgehabt, zum Film oder Fernsehen zu gehen. Barbara wollte Theater spielen. Und als sie erfahren hatte, dass man beim Mittenwalder Bauerntheater neue Talente suchte, hatte sie sich sofort beworben.

Zu dieser Zeit, etwa zwei Jahre war das her, hatte Tom Wallner die Truppe eben übernommen und war bemüht gewesen, alles ganz anders zu machen. Er wollte weg vom altväterlichen Image des traditionellen Bauerntheaters, den Zuschauern etwas Zeitgemäßes bieten, das aber zugleich auf der Tradition fußte.

Es war ein Grenzgang, der mit einigen zu modernen Stücken und ein paar Fehlgriffen bei den Akteuren zunächst ein wenig schwer in die Gänge kam. Doch schließlich hatte der charismatische Regisseur es geschafft, der jungen Truppe seinen Stempel aufzudrücken. Und der Erfolg sprach für sich. Man war das ganze Jahr unterwegs, tourte ständig und hatte so bereits fast jeden Winkel des schönen Bayernlandes kennengelernt. Für Barbara war dies aber eher eine Schattenseite ihres Jobs.

Die junge Frau litt oft an Heimweh. Die Eltern hatten sich mittlerweile mit ihrer Berufswahl abgefunden, und ihre Schwestern beneideten sie heimlich. Wann immer es möglich war, besuchte Barbara ihre Familie. Tom hatte sie allerdings bislang nicht dazu überreden können, sie zu begleiten. Er hielt nichts von Familienbanden, nannte das »spießig«. Das war nicht der einzige Punkt, in dem die beiden unterschiedlicher Meinung waren.

Barbara war vom ersten Moment an von Tom fasziniert gewesen, doch sie hatte auch bald festgestellt, dass ihm nicht zu trauen war. Er flirtete ständig mit jedem hübschen Madel, das in seine Nähe kam, und das Wort »Treue« schien er nicht zu kennen.

Der junge Mann hatte es mit Barbara aber ernst gemeint. Und er hatte ihr versprochen, keine andere mehr anzuschauen. Auf diese Weise hatte er ihr Herz erobert. Manchmal fragte das Madel sich allerdings, ob er tatsächlich immer Wort hielt. Konnte ein Mann wie Tom denn auf die Dauer überhaupt treu sein?

Sie wollte es gern glauben, aber es fiel ihr nicht ganz leicht.

Während Tom nun, umringt von seiner Truppe und den anwesenden Unterfeldenern, lustige Anekdoten aus seinen Anfangszeiten als Regieassistent zum Besten gab, trat Barbara hinaus auf die Terrasse, um ein wenig frische Luft zu schnappen.

Es war ein angenehm milder Abend Mitte August. Am klaren Himmel flimmerten bereits die Sterne, die schmale Sichel des Mondes lugte über den Gipfel des Ettenbergs. Eine Amsel sang in der Spitze einer Tanne ihr melancholisch anmutendes Lied.

Es war ein rechtes Idyll, das Barbara das Herz jedoch schwer werden ließ. Sie dachte an daheim, und die Sehnsucht erfüllte sie. Ob die Zeit des Herumwanderns wohl irgendwann vorbei sein würde? Ob sie eines Tages wieder in ihr Heimattal zurückkehren und eine Familie gründen würde? Vielleicht, aber wohl kaum mit Tom …

Dieser Gedanke erschreckte sie. Schließlich hatte sie Tom Wallner lieb und konnte sich ein Leben ohne ihn kaum mehr vorstellen. Aber er passte eben auch nicht in ihre Auffassung von der Zukunft, das musste sie sich insgeheim eingestehen. Und dieser Zwiespalt zwischen Wunsch und Wirklichkeit machte ihr zu schaffen.

Als sich ihr Schritte näherten, drehte Barbara sich um. Sie lächelte schmal, denn Rosi Zacharias gesellte sich zu ihr und merkte ironisch an: »Der Tom läuft mal wieder zu großer Form auf. Er muss eben immer im Mittelpunkt stehen. Fällt es dir net manchmal schwer, nur die zweite Geige zu spielen?«

Barbara musterte ihre Kollegin nachdenklich. Rosi war ein sehr selbstbewusster Mensch, Zurückhaltung für sie ein Fremdwort. Sie war wohl die geborene Schauspielerin, denn sie kannte keine Unsicherheit, leider auch keine Skrupel. Sie ging ihren Weg und nahm wenig Rücksicht auf andere.

»Ich empfinde das so net«, stellte Barbara nun mit ruhiger Stimme richtig. »Mir ist es nicht so wichtig, im Mittelpunkt zu stehen.«

»Geh, das gibt’s doch net! Jedenfalls nicht in unserem Beruf. Oder magst du vielleicht auf scheues Hascherl machen?« Sie lachte perlend. »Das nehm ich dir net ab.«

»So war das auch net gemeint. Freilich genieße ich es, auf der Bühne zu stehen und eine Rolle zu spielen. Dafür hab ich viel aufgegeben. Aber das hat mit dem wirklichen Leben doch nix zu tun. Da kommt es auf ganz andere Dinge an.«

»Zum Beispiel?« Rosi nippte an ihrem Wein und machte neugierige Augen. »Nun sag schon, was du meinst!«

»Na ja, ich denke halt, dass man sich im richtigen Leben aufeinander verlassen können muss. Und ich halte Treue für wichtig. Sonst hat doch alles keinen Sinn.«

»Treue? Mei, dann bist du beim Tom aber an der falschen Stelle. Ich hab mich eh schon gewundert, dass er bei dir hat landen können. Oder macht er dir etwa vor, dass es für ihn nur noch dich gibt?«

»Das macht er mir net vor, das ist so.« Barbaras Miene verschloss sich. »Für mich ist Treue die Grundlage einer Beziehung. Das weiß Tom, deshalb würde er nie …«

Rosi lachte amüsiert auf. »Mei, bist du aber naiv! Soll ich dir vielleicht mal ein Lichterl aufstecken? Der Tom gehört zu der Sorte Männer, die niemals treu sein können. Es liegt ihm im Blut, verstehst du? Wenn ihm ein hübsches Madel über den Weg läuft, dann ist sein Jagdinstinkt geweckt. Dagegen kann er gar nix machen. Und selbst wenn er einen heiligen Eid auf die Bibel schwört, dir treu zu sein, vergiss es! Das schafft der nie!«

»Du musst es ja wissen. Ich glaub, dir liegt daran, den Tom und mich auseinanderzubringen.«

»Meinst?« Rosi musterte Barbara mit einem seltsamen Blick, der dieser irgendwie heimtückisch erschien. »Dazu brauch ich nix zu tun, glaub mir. Das passiert von ganz allein. Wart’s nur ab.«

Barbara hatte genug gehört. Sie fühlte sich mit einem Mal nicht mehr wohl im Bürgermeisterhaus von Unterfelden. Aus der guten Stube drangen Lachen und Gläserklirren, alle schienen bester Laune zu sein. Und sie stand hier draußen, hörte sich Rosis Sticheleien an und fühlte sich wie eine Aussätzige.

Sie beschloss, sich wieder den anderen anzuschließen. Doch als sie in die Terrassentür trat, saß Marie Haseler gerade auf Toms Schoß und herzte ihn wie einen lebensgroßen Teddybären, während ihre bessere Hälfte fleißig dem Enzian zusprach.

Barbara reichte es da. Sie verließ das Bürgermeisterhaus und ging hinüber, zu der Pension, in der sie untergebracht waren. Dabei fragte sie sich ernsthaft, was Tom sich dachte. Musste er denn überall, wo sie hinkamen, den Partylöwen spielen? Missmutig betrat sie ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Wieder erfasste sie das Heimweh, und sie hätte am liebsten ihre Mutter angerufen.

Doch sie konnte sich schon vorstellen, was Walli Angermeier sagen würde: »Komm halt heim und hör auf mit dem Schmarren! Dein Platz ist hier. Kein anständiges Madel gondelt mit einer Truppe Narrischer ständig durch die Weltgeschichte.« So oder ähnlich.

Das hatte Barbara schon oft gehört, und es hätte jetzt wohl auch nicht dafür gesorgt, dass es ihr besser ging; im Gegenteil.

Als Tom endlich erschien, hatte Barbara bereits geschlafen. Er war bester Dinge und fragte sie verständnislos, wieso sie einfach gegangen sei.

»Der Haseler hat dich sehr vermisst. Außerdem war es lustig.« Er setzte sich aufs Bett und musterte sie fragend. »Was hast du, Mauserl, was fehlt dir denn?«

»Ich hab mich net amüsiert«, beschwerte sie sich. »Die Rosi stänkert ständig und will mir einreden, dass es mit uns net klappen kann, weil du angeblich unverbesserlich bist.«

»So? Na, der werde ich morgen mal den Schädel zurechtrücken. Ich hoffe sehr, du hörst net auf ihr dummes Gerede.«

»Stimmt es denn net?«

Tom nahm ihre Hände und suchte ihren Blick. Wenn er ihr so nah war und sie mit seinen haselnussbraunen Augen so sanft ansah, dann wäre sie bereit gewesen, ihm auch die größten Verbrechen zu vergeben.

»Freilich net. Ich hab dich lieb, andere interessieren mich nicht, das weißt du doch. Oder muss ich dir das jeden Tag wieder aufs Neue beteuern? Ich finde, ein klein bisserl Vertrauen könntest du schon zu mir haben. Oder hab ich dir vielleicht einen Grund gegeben, an mir zu zweifeln?«

»Freilich net. Verzeih mir!« Sie fiel ihm um den Hals und schmiegte sich in seine Arme. »Ich war so dumm.«

»Das mag ich net bestätigen, denn du bist ein kluges Madel«, scherzte er und stahl ihr ein verliebtes Busserl. »Auf das Gerede von der Rosi ist schon so manch einer reingefallen. Ich hoffe, der Fred wird sie bald an sich binden und dem ein Ende bereiten. Das kann nämlich die Moral in der Truppe zersetzen, wenn so eine Ratschbase dabei ist.«

»Denkst du, sie will den Fred? Er läuft ihr doch schon eine ganze Weile erfolglos nach.«

»Die Rosi will umworben werden. Die mit ihrem Stargehabe, ich glaub, die wär beim Film besser aufgehoben.« Er grinste frech. »Vielleicht wirbt sie mal einer ab, ich wär net bös.«

Barbara lachte. »Mei, Tom, sei mir wieder gut! Ich versprech dir auch, nimmer so empfindlich zu reagieren.«

»Abgemacht.« Er stahl ihr noch ein Busserl und noch eins, und bald lag sie selig in seinen Armen, genoss seine Zärtlichkeit und war wunschlos glücklich.

***

Auch die Aufführung am nächsten Abend war ausverkauft. Das Mittenwalder Bauerntheater spielte vor voll besetzten Reihen, und der Applaus war ihnen sicher.

Obwohl Georg Haseler auch an diesem Abend gerne noch eine lustige Feier für die Schauspieler veranstaltet hätte, machte ihm doch das Wetter einen Strich durch die Rechnung.

Schwere Sommergewitter zogen über das Berchtesgadener Land, und für den Landkreis gab es sogar eine Unwetterwarnung vor Starkregen und Erdrutschen. Deshalb machten sich die Zuschauer nach dem Ende des Theaterabends rasch auf den Heimweg, und auch die Mitglieder des Rates hatten kein Interesse an einem weiteren gemütlichen Beisammensein.

Einige von ihnen lebten auf Einödhöfen außerhalb von Unterfelden oder auf Berghöfen oberhalb des Tals. Für den Notfall hielten sich die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und der Bergwacht bereit.

Georg Haseler bedauerte, dass man den Abend nicht geselliger ausklingen lassen konnte, und bedankte sich noch einmal überschwänglich bei den Schauspielern.

Tom schlug vor, den Abend in der Pension zu verbringen, zumal sie am nächsten Tag weiterreisen mussten. Alle waren einverstanden. Barbara fühlte sich recht abgespannt und wollte gleich auf ihr Zimmer, aber da spielte Tom nicht mit.

»Sei doch net so ungesellig!«, forderte er sie munter auf. »Dass wir in der Pension festsitzen, muss schließlich net heißen, dass wir bereits um zehn Uhr ins Bett gehen. Wir können noch ein bisserl gemütlich zusammensitzen und über die nächste Station auf unserer Tournee reden.«

»Tut mir leid, aber mir brummt der Schädel. Außerdem bin ich so müd, dass ich gewiss in fünf Minuten eingeschlafen wär. Bist du mir bös, wenn ich auf unser Zimmer geh und mich schon mal hinlege?«

»Gewiss net, ruh dich nur aus!« Er hauchte ihr ein flüchtiges Busserl auf die Lippen und hatte sich im nächsten Augenblick schon zu den anderen im Aufenthaltsraum gesellt.

Barbara zögerte. Tom schien überhaupt kein Interesse an ihrem Wohlergehen zu haben. Am Vorabend war er noch liebevoll und fürsorglich gewesen, und nun kümmerte er sich nicht um sie. Seine sprunghafte Art irritierte sie. Doch Barbara war nun einfach zu müde, um sich noch länger Gedanken darüber zu machen. Also ging sie auf ihr Zimmer und legte sich angezogen aufs Bett. Es dauerte tatsächlich nur einen Moment, dann war sie eingeschlafen.

Barbara wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie unvermittelt aus wirren Träumen aufschreckte. Sie fuhr hoch und starrte in die Dunkelheit des Zimmers. Was hatte sie geweckt?

Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann wusste sie es: Es war das Gewitter, das sich draußen entlud. Blitz folgte auf Blitz, der Donner war wie ein stetiges dumpfes Hintergrundgrollen, das unheimlicher nicht sein konnte.

Schon als Kind hatte Barbara sich vor dem Gewitter gefürchtet. Sie wollte die Nachttischlampe anknipsen, doch es tat sich nichts, alles blieb dunkel. Also stand sie vom Bett auf und versuchte es bei der Deckenbeleuchtung. Die rasche Folge von Blitzen erhellte dabei ihren Weg durch das Zimmer. Sie drückte den Schalter – nichts.

Ein zittriger Seufzer entrang sich ihrer Brust. Wo war Tom? Gerade jetzt brauchte sie ihn, doch sie war allein. Sicher saß er noch gemütlich mit den anderen zusammen, vermutlich bei Kerzenschein. Wenn es darum ging, den Abend in netter Runde zu verbringen, war er unschlagbar und fand nie ein Ende. Er war stets als Erster dabei und ging als Letzter.

Barbara verfluchte seine gesellige Ader. Wieder flammte ein Blitz auf, und der Donner war schlicht ohrenbetäubend.

Das Madel zuckte zusammen und schrie leise auf. Es drückte sich in die Zimmerecke, presste die Augen zu und stopfte die Finger in die Ohren. Doch es nutzte alles nichts; die Angst blieb und peinigte Barbara.

Es gab nur einen Ausweg: Sie musste Tom suchen. Wenn es ihm nicht einfiel, endlich auf ihr Zimmer zu kommen, dann würde sie ihn eben daran erinnern!

Fest entschlossen, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, ging sie zur Tür. Obwohl Barbara sich lieber im Bett verkrochen und die Decke über ihren Kopf gezogen hätte, setzte sie doch mutig ihren Weg fort. Sie wusste, dass Tom sie ausgelacht hätte, wenn er sie nun hätte sehen können. Doch das war ihr Einerlei. Sie wollte Schutz in seinen Armen suchen, nur dann würden sich ihre angespannten Nerven halbwegs beruhigen.

Während sie sich langsam an der Wand entlangtastete, flammten weiter die Blitze auf.

Barbara sah die Treppe, die nach unten führte, und konnte auch einen Blick auf die Tür des Aufenthaltstraums werfen. Dort war aber alles dunkel. Niemand schien sich mehr darin aufzuhalten.

Aber wo war Tom dann? Ein ungutes Gefühl beschlich das Madel. Gerade passierte Barbara die Zimmertür von Rosi Zacharias, als sie etwas hörte. Es waren leise Stimmen, die beinahe in dem tosenden Donnern von draußen untergingen.

Barbara blieb stehen und lauschte. Sie sah, dass Rosis Zimmertür nur angelehnt war, und sie sah auch den matten Lichtschein, der vermutlich von einer Kerze stammte.

»Jetzt hör endlich auf, mir Vorwürfe zu machen!«, sagte drinnen eine Männerstimme.

Barbara schoss das Blut ins Gesicht, als sie Tom erkannte. Er war bei Rosi, mitten in der Nacht! Und sie schienen etwas zu besprechen, das offenbar keiner wissen sollte.

Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und hörte genauer hin. Was sie dann mitbekam, das sollte ihre heile Welt restlos zum Einsturz bringen.

»Was heißt da Vorwürfe?«, antwortete Rosi mit einer Gegenfrage. »Es ist schließlich alles deine Schuld. Und ich verlange, dass du endlich Verantwortung übernimmst. Ewig werde ich dieses Versteckspiel nimmer mitmachen, dass du es nur weißt!«

»Ich kann der Barbara nix sagen. Du kennst sie doch. Sie würde mir glatt zusammenbrechen. Und was soll ich denn anfangen ohne Hauptdarstellerin, kannst du mir das vielleicht sagen?«

»Ist net mein Bier«, kam es schnippisch von Rosi. »Ich find aber, dass ein Mannsbild zumindest so viel Schneid besitzen muss, um zu seinen Gefühlen zu stehen. Wenn du die Barbara satthast, dann sag es ihr. Und wenn du mich satthast, bitte, dann kannst du mir das auch sagen. Aber so leicht kommst du bei mir net vom Haken, das sollte dir klar sein.«

Barbara biss sich auf die Hand, um nicht aufzuschreien. Das Gewitter mit all seiner einschüchternden Gewalt trat für sie plötzlich in den Hintergrund. Sie konnte nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. Tom schien nebenher eine Beziehung zu Rosi zu unterhalten! Deshalb hatte sie ständig dumme Bemerkungen fallen lassen und sich eifersüchtig gezeigt. Sie hatte offenbar jeden Grund dafür. Das war unfassbar!

Barbara spürte, wie die Tränen heiß in ihr aufstiegen, während das heimliche Paar sich drinnen weiter stritt.

»Ich hab dir nix versprochen«, stellte Tom gereizt klar.

»Freilich net, das tust du ja nie. Aber was passiert ist, das lässt sich nimmer rückgängig machen. Und du glaubst doch net im Ernst, dass ich allein die Verantwortung übernehme.«

»Ich hab dir angeboten, eine Abtreibung zu bezahlen.«

Barbara riss ungläubig die Augen auf. Abtreibung? Das hieß, Rosi war nicht nur Toms Geliebte, sie erwartete zudem ein Kind von ihm!

Sie hatte das Gefühl, den seelischen Schock keine Sekunde länger unterdrücken zu können. Ein gepeinigter Schrei drängte ihre Kehle hinauf, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Sie schwankte und wäre gefallen, hätte sie sich nicht reflexartig am Treppengeländer festgehalten. Sie klammerte sich an das Geländer und schnappte nach Luft.

Das konnte doch nicht wahr sein! Das war schlichtweg unmöglich! Wie lange ging das nun schon so? Wussten vielleicht alle im Ensemble darüber Bescheid? Lachten sie hinter ihrem Rücken über ihren naiven Glauben an Tomas Treue? Machten sie sich über die betrogene Geliebte lustig und schlossen Wetten darüber ab, wann Tom ihr reinen Wein einschenkte?

»Ich will keine Abtreibung«, sagte Rosi im Zimmer mit fester Entschlossenheit. »Ich will, dass wir heiraten.«

Tom lachte ironisch auf. »Das kannst du vergessen. Eine Heirat steht net zur Debatte. Entweder wirst du jetzt vernünftig oder …«

»Oder was?« Barbara stieß die Zimmertür mit Schwung auf und trat einen Schritt näher.

Rosi schaute sie überrascht an, dann aber lächelte sie abfällig, während Tom sichtlich erschrak.

»Sie hat uns belauscht«, stellte Rosi mit einer gewissen Genugtuung fest. »Das erspart dir weitere Lügen, praktisch.«

»Was willst du tun, wenn sie net vernünftig wird? Suchst du dir wieder eine Neue?«, rief Barbara mit kippender Stimme. »Darin bist du doch groß. Wenn es Probleme gibt, dann schleichst du dich. Aber du verschwindest auch, wenn es keine gibt, weil dir fad wird, net wahr?«

Tom erhob sich vom Bett, wo er neben Rosi gesessen hatte, und machte eine beschwichtigende Geste. »Bitte, Mauserl, reg dich net auf, du hast da was in den falschen Hals bekommen. Wir haben ja nur für ein neues Stück geprobt.«

»Ach ja? Mitten in der Nacht bei Kerzenschein? Du scheinst mich wirklich für arg damisch zu halten.«

Rosi lachte. »Bist du das denn net? Oder wie würdest du es nennen, wenn sich eine mit einem Casanova einlässt und sich dann einbildet, der wäre ihr treu?«

»Halt die Goschen!«, fuhr Tom sie an, dann packte er Barbara am Arm und bestimmte: »Komm mit! Wir reden in Ruhe über alles. Du wirst sehen, dass es nur ein Missverständnis gewesen ist. Und tu mir den Gefallen, net auf Rosis dummes Gestänker zu hören! Aus ihrem Mund kommt doch kein wahres Wort.«

Die Schauspielerin bekam schmale Augen. »Ach ja? Dann sind wir ja schon zwei«, rief sie Tom hinterher, der rasch ihr Zimmer verließ und die Tür hinter sich ins Schloss zog.

Das wollte Rosi sich allerdings nicht bieten lassen. Sie folgte ihm, riss die Tür wieder auf und fauchte: »So leicht kannst du mich net abservieren. Du hast Pflichten. Und ich werde dich beizeiten daran erinnern!«

Der Regisseur kümmerte sich nicht um ihre Worte. Er knallte Rosi einfach die Tür vor der Nase zu und schloss diese auch gleich ab, damit sie ihnen nicht folgen konnte.

Zornig hämmerte sie gegen das Türblatt, musste aber einsehen, dass sie nichts erreichen konnte. Giftig kehrte sie in ihr Zimmer zurück, lief eine ganze Weile auf und ab und murmelte dabei: »Na wart, das lass ich mir net bieten! Das wirst du noch bereuen, Tom Wallner, das schwör ich dir …«

***

Tom hatte Barbara losgelassen, die sogleich etwas Abstand zwischen sie legte. Sie drückte sich in eine Zimmerecke und biss sich auf die Lippen, bis sie Blut schmeckte, denn sie wollte nicht mehr weinen. Doch es war schwer, die Fassung wiederzufinden, nachdem sich ihr Traum vom Glück als Illusion entpuppt hatte.

Tom riss ein Streichholz an und hielt es an eine Kerze, die auf dem Nachttisch stand. »Der Wirt hat mir erzählt, dass es hier öfter zu Stromausfällen kommt«, sagte er dabei im Plauderton. »Ist ja auch ein heftiges Wetter draußen.«

Noch immer gewitterte es, Regen strömte mit lautem Rauschen zur Erde und trommelte in ungezählten Tropfen auf das Dach. Es war ein eher beruhigendes Geräusch, doch in der jetzigen Situation konnte Barbara nichts beruhigen.

Als der junge Mann sich ihr zuwandte, murmelte sie mit unsicherer Stimme: »Lass mich in Ruh, Tom, ich will keine Lügen mehr hören! Denkst du net, dass du mich schon genug belogen hast?« Ärgerlich wischte sie sich über die Wangen, denn die Tränen wollten einfach nicht versiegen.

»Mauserl, ich bitt dich, hör mir nur zu!«, beschwor er sie da auf seine einschmeichelnde Art. Bisher hatte das immer gewirkt, aber nun war es Barbara, als wäre alles an Tom falsch und aufgesetzt, nur dazu da, ein Ziel zu erreichen. Sie erschrak selbst über diesen Gedanken.

»Barbara, du musst mir jetzt glauben«, bat er sie zerknirscht. »Das mit der Rosi war ganz unwichtig. Ich bin nur einmal schwach geworden. Es hatte nichts zu sagen, jedenfalls net für mich.«

»Dann tut es mir ehrlich leid für dich. Denn dafür, dass du unsere Liebe zerstört hast, hätte es dir wenigstens wichtig sein müssen«, erwiderte sie verbittert.

»Sag net so was!«, murmelte er betroffen. »Das zwischen uns ist was Besonderes. Aber ich bin nun mal, wie ich bin. Und du hast von Anfang an gewusst …«

»Du hast von Anfang an gewusst, dass es aus ist, wenn du mich betrügst!«, hielt sie ihm aufgebracht entgegen.

»Das eine Mal. Ich bitte dich! Sei doch net so bigott.«

»Ich bin vielleicht bigott, aber ich bin keine Lügnerin. Und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dich zu betrügen.«

Tom lachte leise. »Mauserl, ich bitt dich, das musst du nicht extra betonen. Ich kenn dich schließlich.«

Sie wurde hellhörig. Das hatte gerade so geklungen, als machte er sich zu allem Überfluss auch noch über sie lustig. Und das war nun eindeutig zu viel für Barbara.

»Was willst du damit sagen?«, rief sie erbost. »Hältst du mich für ein dummes Trutscherl, mit dem man nach Belieben verfahren kann? Jetzt sei endlich ehrlich zu mir. Oder hab ich net mal das verdient?«

»Ich halte dich ganz gewiss net für dumm. Aber du stammst vom Land. Gewiss kennst du den Spruch ›Kinder, Küche, Kirche‹. Das trifft es halt. Keiner kann aus seiner Haut.«

Barbara konnte es nicht fassen. Sie griff sich an die Stirn und begehrte auf: »Das kann doch net dein Ernst sein! Du betrügst mich, bringst eine andere in die Hoffnung, und dann stellst du mich als die kleinliche Spielverderberin hin? Das ist wirklich kaum zu glauben.«

»Es reicht jetzt, Barbara«, hielt ihr da unwirsch entgegen. »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Wenn du mir Worte in den Mund legst und mich absichtlich falsch verstehst …«

»Das haben dumme Madeln vom Land so an sich!«

»Mauserl, jetzt sei vernünftig«, bat er sie begütigend.

»Nenn mich net so! Und sag gefälligst nicht das Gleiche zu mir wie zur Rosi. Ich glaub dir kein Wort, dass du es nur weißt. Wie lange geht das mit der Rosi schon? Wissen die anderen Bescheid?«

»Schmarren, keiner weiß was. Du musst dich net sorgen, wir waren wirklich sehr vorsichtig.«

»Das hab ich gemerkt. Also, wie lange schon?« Sie stand mitten in der Stube, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Tom ebenso ernst wie wütend an.

Er konnte nicht umhin festzustellen, dass sie im Kerzenschein einfach zauberhaft aussah. Und ihr Zorn machte sie nur umso begehrenswerter. Er wollte sie in seine Arme nehmen, sie ohne Worte versöhnen, denn er war den Streit längst leid.

Einer der Gründe, weshalb Tom Wallner die Freundinnen so oft wechselte, war seine Abneigung gegen jegliche Art von Streit und Spannung. Es war ihm lieber, wenn alles freundlich und nett an der Oberfläche entlangplätscherte. Bevor sich das ändern konnte, machte er lieber rasch Schluss. Nun aber war er gezwungen, sich mit Barbara auseinanderzusetzen, denn sie ließ sich nicht auf seine lauwarme Art ein.

Sie versetzte ihm eine Watschen und beharrte: »Ich will wissen, wie lang du schon heimlich ein Gspusi mit der Rosi hast!«

»Was weiß ich?« Er rieb sich mit beleidigter Miene die getroffene Wange und schnauzte: »Ein paar Wochen oder so. Ist doch eh einerlei.«

»Wenn dir das so unwichtig erscheint, warum hast du es dann überhaupt angefangen? Bin ich dir fad geworden, oder was war der Grund?«, bohrte sie unerbittlich nach. Obwohl Barbara all dies lieber niemals erfahren hätte, wollte sie nun doch reinen Tisch machen. Sie musste wissen, was Tom hinter ihrem Rücken getrieben hatte, denn davon hing für sie alles ab. Konnte sie überhaupt noch bei der Truppe bleiben, oder hatte er sie unmöglich gemacht? So schmerzlich es auch war, sie brauchte Gewissheit.

»Lass mich in Ruh, Barbara!«, blockte der junge Mann nun aber ab. »Wir sollten ins Bett gehen, schließlich müssen wir morgen früh raus und …«

»Das hättest du dir eher überlegen sollen. Du glaubst doch net im Ernst, dass ich mich jetzt seelenruhig neben dich ins Bett lege und so tue, als wäre nix geschehen?«

Er seufzte gereizt. »Ich hab keine Lust auf Paartherapie. Okay, ich hab dich betrogen. Aber davon geht die Welt net unter. Lass es uns einfach vergessen und neu anfangen.«

»Und wie stellst du dir das vor? Die Rosi steht von dir in der Hoffnung, oder hast du das vergessen?«

»Na und? Was geht mich das an? Soll sie doch sehen, wie sie allein zurechtkommt«, knurrte er giftig und warf sich aufs Bett. »Und jetzt hör endlich auf, mir den letzten Nerv zu töten! Ich bin müd und will schlafen. Das hält doch keiner aus, gleich zwei hysterische Weiber am Hals!«

Barbara zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Sie starrte Tom an und hatte das Gefühl, ihn gar nicht zu kennen. War das wirklich alles, was sich hinter der Maske des charmanten Künstlers verbarg – ein elender kleiner Egoist, der mit den Katastrophen, die er verursacht hatte, nicht belästigt werden wollte? Das war schwer zu glauben, doch sein Verhalten jetzt ließ keinen anderen Schluss zu.

Barbara fühlte sich plötzlich schmutzig und kümmerlich. Und sie hatte das Gefühl, Toms Nähe keine Sekunde länger ertragen zu können. Sie wollte nicht einmal mehr im selben Zimmer mit ihm sein und dieselbe Luft atmen wie er.

Hastig griff sie nach ihrer Jacke und fuhr ihn an: »Wenn dir das so zuwider ist, dann befreie ich dich jetzt von einem hysterischen Weib!« Sie eilte zur Tür und schloss sie auf.

Tom starrte sie verständnislos an. »Was soll denn das nun wieder? Wohin willst du mitten in der Nacht? Barbara? Barbara!«

Als sie nicht reagierte, sprang er vom Bett und rannte ihr nach. Er hörte eben die Haustür klappen. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Hastig kehrte er ins Zimmer zurück, griff nach einer Joppe und folgte ihr.

Als Tom Wallner die Pension verließ, war Barbara verschwunden. Draußen tobte das Unwetter mit unverminderter Stärke. Die Nacht war tiefschwarz, Mond und Sterne versteckten sich hinter den schweren Wolken, aus denen es blitzte und wie aus Kübeln schüttete. Barbara musste vollkommen den Verstand verloren haben.

Tom wusste, wie sehr sie sich vor Gewitter fürchtete. Was bezweckte sie nur mit dieser sinnlosen Flucht? Er konnte das nicht verstehen. Wollte sie ihn bestrafen? Das konnte in dem Fall allerdings leicht ins eigene Auge gehen.

»BARBARA!« Er brüllte gegen das Wüten der entfesselten Naturkräfte an, so laut er konnte, erreichte aber nichts. Als er ein paar Schritte über den Bürgersteig gelaufen war, spürte Tom, dass er trotz Jacke bereits völlig durchnässt war. Da packte ihn die Wut auf Barbara, und er beschloss, nicht weiter auf ihr Manöver einzusteigen. Sollte sie sich doch einen kräftigen Schnupfen holen, den hatte sie verdient!

Er kehrte rasch in die Pension zurück und verschwendete keinen weiteren Gedanken an das Madel, das er doch angeblich liebte. Denn er war überzeugt, dass sie neben ihm liegen würde, wenn er morgen früh aufwachte.

Doch in dem Punkt sollte Tom Wallner sich gründlich irren …

***

»Wird böse.« Sebastian Scheibler hängte seinen vom Regen nass glänzenden Wetterumhang an den Haken neben der Tür und trat in die gute Stube, wo Hias Burger auf der Ofenbank saß und ihn mit einer Mischung aus Respekt und Beklommenheit anschaute.

»Was hast du, Hias?«, fragte der junge Mann und nahm sich ein Haferl Kaffee. »Stimmt was net?«

»Ich leb schon mein ganzes Leben lang hier, und ich hab ein jedes Wetter mitgemacht, das man sich denken kann«, erwiderte der Alte bedächtig. »Aber so ein starkes Sommergewitter ist mir in meinen fünfundsiebzig Lenzen noch net untergekommen. Soll mich net wundern, wenn es uns den Steig weghaut. Wir können froh sein und am Sonntag ein Kerzerl anzünden, wenn kein Erdrutsch über die Stallungen geht.«

»Es wird schon nix passieren«, meinte Sebastian. Er setzte sich und fuhr sich mit einer knappen Geste durch seine braunen Locken, die weder mit einem Kamm noch einer Bürste zu bändigen waren. Sein Bart gab dem jungen Mann ein verwegenes Aussehen. Schaute man aber genauer hin, dann sah man unter der rauen äußeren Schale ein gut geschnittenes Männergesicht mit klugen, grauen Augen und einem sensiblen Mund. Der Schmerzenszug, der um diesen lag, sprach allerdings von schwerem Kummer und Leid, auch wenn Sebastian das nie tat.

Hias kannte den jungen Mann nun schon seit einer ganzen Weile. Die beiden kamen gut miteinander aus, obwohl sie mehr als eine Generation Lebenszeit trennte. Und doch hatte Sebastian nie über das gesprochen, was ihn bewegte und antrieb. Und Hias respektierte sein Schweigen.

»Vor gut zehn Jahren hat es den Steig schon einmal erwischt«, sinnierte der Alte nach einer Weile. »Die Wildkogel-Alm war fast eine Woche lang von der Außenwelt angeschnitten.«

»Hast du dich gelangweilt hier heroben?«, scherzte Sebastian ein wenig grimmig.

»Freilich net. Damals war das noch kein richtiges Haus wie jetzt, sondern nur ein Holzhüttel, und ich war der Senn. Bei dem Unwetter hab ich an die zehn Stück Vieh verloren und konnte von Glück sagen, dass ich net selbst in der Klamm gelandet bin. Nachher hab ich mir noch vom Haseler anhören müssen, dass ich net gut genug auf seine Tiere aufgepasst hätte.«

Hias schüttelte leicht das in Ehren ergraute Haupt. »Ein Zuckerlecken war das damals gewiss net als Senn vom Burgermeister.«

»Da arbeitest jetzt wohl lieber für mich, gelt?«, merkte Sebastian mit einem angedeuteten Schmunzeln an. Er mochte den Alten, der alle Geheimnisse der Schafzucht und des Käsens ebenso kannte, wie er sich auf die Naturheilkunde verstand. Zudem war Hias kein Schwätzer. Er beschränkte sich aufs Wesentliche, und das kam dem jungen Mann entgegen. Vor all dem oberflächlichen Gerede und Getue, aus dem die Welt unterhalb der Wildkogel-Alm bestand, war er schließlich geflohen.

»Es ist kein schlechtes Leben hier heroben«, gab Hias nun zu. »Das Häusel kann sich sehen lassen, allen Komfort gibt es jetzt. Wenn ich allein an die Strohsäcke denke, auf denen ich früher hab schlafen müssen …«

Sebastian wollte etwas erwidern, als ein dumpfes, Angst einflößendes Donnern an sein Ohr drang. Er verstummte und hob lauschend den Kopf. Sein Blick traf den des Alten, der rasch ein Kreuz schlug und dann angstvoll zum Fenster schaute.

»Ist es das, was ich meine?«, fragte der junge Mann.

»So ähnlich hat es sich auch damals angehört. Aber es scheint weiter weg zu sein.« Hias trat ans Fenster und blickte in die von zuckenden Blitzen taghell beleuchtete Natur hinaus. Er spähte eine ganze Weile nach draußen, als plötzlich ein Krachen und Splittern zu hören war. »Sapperlot, der Pferch!«

Sebastian war im nächsten Moment neben ihm und blickte ebenfalls nach draußen. »Sackerl Zement!«, knirschte er, machte auf dem Absatz kehrt, griff sich im Laufen seinen Umhang und war in der folgenden Sekunde schon draußen im strömenden Regen.

Hias folgte ihm, denn er wusste, dass der junge Schäfer es allein nicht schaffen würde. Einige der Schafe hatten in Panik vor dem Gewitter die hölzerne Stalltür aufgedrückt und waren auf die Weide gelaufen. Da der Pferch ihnen nur einen begrenzten Platz bot und sie in ihrer Panik völlig unkontrolliert herumrasten, hatten sie die Einzäunung schließlich durchbrochen und waren kopflos geflüchtet.

Hias hoffte, dass sie die Tiere einfangen konnten, bevor sie in die Klamm stürzten. Böse Erinnerungen stiegen in ihm auf. Noch einmal wollte er so ein Unglück nicht erleben.

Sebastian wurde beim Einfangen der Schafe von Poldi, ihrem treuen Hütehund, unterstützt. So dauerte es nicht lange, bis sie alle Tiere wieder im Stall hatten. Triefend nass, aber zufrieden zählte Hias durch, während Sebastian Poldi lobte.

»Ein Lamm fehlt«, musste der Alte am Ende aber Sebastians Erleichterung einen Dämpfer verpassen. »Das Kleine von der Minna. Ich kann es nirgends entdecken. Und sie schreit nach dem Kleinen.« Er senkte den Blick. »Es wird in die Klamm gefallen sein, sonst wäre es da, wo seine Mutter ist.«

»Das ist net gesagt.« Der junge Schäfer leinte Poldi an.

»Was hast du vor? Mei, Bastian, sag net, dass du jetzt losgehen und das Lamm suchen willst! In dem Unwetter ist das doch ganz aussichtslos. Du wirst dir höchstens was brechen.«

»Schmarren! Ich nehm eine starke Taschenlampe mit. Wenn das Kleine irgendwo dort draußen herumirrt, wird der Poldi es finden. Ich bin bald zurück. Achte du lieber darauf, dass die Stadltür hält! So, wie’s ausschaut, wird das Wetter net so bald nachlassen.«

»Ist schon recht, du guter Hirte«, spöttelte Hias.

Sebastian bedachte den Alten mit einem vielsagenden Blick, sagte aber nichts weiter und machte sich rasch auf die Suche nach dem vermissten Tier.

Poldi fand den Steig, der ins Tal führte, ohne jede Schwierigkeit, sodass Sebastian die Taschenlampe gar nicht brauchte. Der treue Hütehund war zwar bis auf die Haut durchnässt und sein sonst so hübscher, buschiger Schwanz hing wie ein trauriges Würmchen an ihm herab, doch das schien ihm nicht das Mindeste auszumachen. Er hatte von seinem Herrchen einen Auftrag erhalten, und den musste er erledigen.

Mit der Nase auf dem glitschigen Boden trottete er durch das Gewitter und suchte nach dem Lamm oder zumindest nach einer Geruchsspur des vermissten kleinen Springers.

Sebastian überließ Poldi die Führung, denn er vertraute dem treuen Gefährten, ohne nachzudenken. Der junge Schäfer hatte in den vergangenen Monaten gelernt, Tiere den Menschen vorzuziehen. Die einzige Ausnahme bildete Hias. Allen anderen ging Sebastian lieber aus dem Weg. Er schätzte die einfachen Bedürfnisse und die offenen direkten Reaktionen von Hund, Schaf und allem anderen Getier, das sich auf seiner Alm tummelte. Tiere waren ehrlich, sie belogen und betrogen einen nicht.

Der junge Mann blickte auf, als Poldi plötzlich stehen blieb. Der Hund gab kurz Laut und setzte sich dann mitten auf den Weg. Sebastian ging noch ein paar Schritte weiter und stolperte dabei über ein Hindernis. Beinahe wäre er gefallen, konnte sich aber im letzten Moment am Geländer des Steigs festhalten.

Mit einem leisen Fluch schaltete er seine Taschenlampe ein. Er meinte, es sei das Lamm, auf das er unvermutet gestoßen war. Doch er irrte sich. Denn im Lichtkegel der Lampe schaute ihn ein bleiches, völlig verängstigtes Gesicht an. Das Gesicht einer jungen Frau …

***

Barbara dachte nicht nach, als sie die Pension verließ und einfach durch den strömenden Regen davonrannte. Sie hörte Toms Stimme undeutlich hinter sich, doch sie wurde vom Grollen des Donners fast vollständig übertönt.

Während immer wieder gleißende Blitze die Nacht erhellten, lief das Madel davon, so schnell es konnte. Dabei achtete Barbara weder auf ihre Umgebung noch auf die Richtung, in die sie lief. Sie hatte nur den einen Gedanken, der sie beherrschte und antrieb: weg von Tom!

Immer wieder sah sie ihn vor sich, wie er lässig auf dem Bett lag und sie ein hysterisches Weib nannte. Es war ihr plötzlich so, als sähe sie Tom zum ersten Mal. Sie wollte und konnte nicht glauben, dass er so lieblos, so gleichgültig mit ihr umging. Und sie wünschte sich nur das eine: niemals an dieser Tür vorbeigegangen zu sein und das heimliche Gespräch zwischen Rosi und Tom belauscht zu haben. Dadurch war in ihrem Innern etwas zerbrochen, das vielleicht nie wieder heilen würde.

Doch es war geschehen und ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Also wollte sie wenigstens Tom nicht mehr sehen müssen, nicht mehr mit ihm reden oder so tun, als wäre alles in Ordnung. Denn das war es nicht, nicht mehr.

Als ein Blitz mit infernalischem Knall irgendwo einschlug, verbarg Barbara erschrocken das Gesicht in den Händen. Sie blieb einfach stehen und presste die Augen fest zu. Dann steckte sie die Finger in die Ohren, denn das Donnergrollen wollte überhaupt kein Ende nehmen.

So stand sie im strömenden Regen und hatte das Gefühl, das Ende der Welt wäre gekommen. Am liebsten wäre sie in dem sprichwörtlichen Mauseloch verschwunden. Sie war so verzweifelt wie nie zuvor in ihrem Leben, wusste nicht, wohin sie sich wenden, zu wem sie gehen sollte.

Als Barbara die Augen einen Spalt weit öffnete, sah sie – gar nichts. Finstere Nacht umgab sie. Kein Licht leuchtete in ihrer Nähe. Der nächste Blitz zeigte ihr, wieso das so war: Sie hatte das Dorf hinter sich gelassen, war einem schmalen Weg gefolgt, der nun als Steig bergan führte. Zu beiden Seiten wuchsen hohe Föhren und verwehrten den Blick in die weitere Umgebung.

Barbara war so überrascht, dass sie einen Moment lang nicht auf den Weg achtete. Statt nach dem Holzgeländer zu greifen, das den Steig begrenzte, drehte sie sich einfach um und wollte den Pfad hinunter ins Dorf nehmen. Sie musste dorthin zurück, bevor sie sich in der ihr gänzlich unbekannten Umgebung verirrte.

Doch der Untergrund war tückisch. Durch die Sturzbäche, die das Unwetter schickte, war der Boden rutschig, ja teilweise glatt wie Schmierseife. Das bekam Barbara nun drastisch zu spüren.

Ohne jede Vorwarnung verlor das Madel den Halt, rutschte aus und fiel. Barbara konnte sich nirgends mehr festhalten, knallte auf ihre Knie und verdrehte sich dabei den rechten Fuß. Ein heißer Schmerz fuhr ihr ins Bein und ließ sie laut aufschreien.

Da hockte sie nun, mitten im aufgeweichten Erdreich, die Hände darin halb vergraben. Ihre Kleidung war über und über mit Schlamm bespritzt, das Haar hing ihr als nasse Strähnen in die Stirn. Ihr Herz pochte schmerzhaft heftig, und schon wieder wollten die Tränen fließen.

Am schlimmsten aber war ihr Knöchel. Als sie versuchte aufzustehen, wiederholte sich der Schmerz von gerade eben, nur um einiges stärker. Barbara schrie gepeinigt auf und sackte wieder auf die nasse Erde.

Was sollte sie tun? Die Verzweiflung schwappte wie eine gigantische Welle über ihrem Denken und Fühlen zusammen. Sie war hier ganz allein, dem Wüten der Elemente schutzlos ausgesetzt. Tom würde ganz sicher nicht nach ihr suchen. Er war ja froh, sie los zu sein. Jedenfalls legte sein gemeines Verhalten diesen Schluss nah. Vermutlich lag er längst wieder im Bett und schlief seelenruhig dem Morgen entgegen, ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.

Bei dieser Vorstellung konnte Barbara die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie flossen reichlich, vermischten sich mit dem Regen und brachten doch keine Erleichterung. Sie versucht krampfhaft, ruhiger zu werden, logisch nachzudenken. Es musste einen Ausweg aus dieser schrecklichen Lage geben! Und sie würde ihn finden müssen, denn Hilfe konnte sie keine erwarten. Oder doch?

Barbara hob den Kopf und lauschte. Zwischen dem lauten Rauschen des Regens und dem Grollen des Donners meinte sie, etwas zu hören. Es klang wie tappende Schritte, die sich ihr näherten. Kam da jemand den Steig hinunter? Aber doch nicht mitten in der Nacht und bei diesem Wetter, das erschien ihr unmöglich. Und doch rissen die Schritte nicht ab, wurden, im Gegenteil, lauter. Sie näherten sich ihr!

Das Madel wusste nicht, ob es sich nun freuen oder fürchten sollte. Wer war schon zu dieser unchristlichen Zeit im Regen unterwegs? Vielleicht wäre es sogar sicherer für sie gewesen, sich zu verstecken. Aber da gab es hier keine Möglichkeit. Und sie konnte mit dem verletzten Knöchel nicht weglaufen.

Barbara starrte nach vorne auf den Steig. Nun wartete sie fast auf den nächsten Blitz, um etwas erkennen zu können. Doch es blieb dunkel. Obwohl der Regen unvermindert stark fiel, schien das Gewitter langsam weiterzuziehen. Im Normalfall hätte sie sich darüber gefreut. Aber ihre Lage war keineswegs normal.

Mit weit aufgerissenen Augen spähte sie in die Nacht, ihr Herz pochte wild, und die Angst ließ sie leise wimmern. Eine Weile tat sich nichts, Barbara meinte schon, sich geirrt zu haben. Hatten ihre überreizten Nerven ihr vielleicht einen Streich gespielt?

Dass dem nicht so war, erfuhr sie gleich darauf recht drastisch. Urplötzlich prallte etwas gegen sie und schob sie ein Stück den Steig hinunter. Sie griff nach dem Geländer, um nicht noch weiter zu rutschen. Im nächsten Moment schnüffelte eine feuchte Nase an ihrem Gesicht. Und dann flammte ein grelles Licht auf, blendete sie und ließ sie das Schlimmste befürchten …

***

Sebastian brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass er über ein Madel gestolpert war, das da mitten in der Nacht im strömenden Regen auf dem Steig kauerte.

»Ja, Sackerl Zement!«, entfuhr es ihm prompt. »Bist du vielleicht narrisch?«

»Net, dass ich wüsste. Ich hab mir den Knöchel verletzt«, rief Barbara empört und schob den Hund von sich, der sie noch immer neugierig beschnüffelte. »Wenn Sie ins Tal gehen, sagen Sie doch bittschön in der Pension ›Zum Hirschen‹ Bescheid, dass ich Hilfe brauche!«

Sebastian musterte sie nachdenklich. Er machte gewiss einen nahezu Furcht einflößenden Eindruck auf die Fremde, in dem Umhang mit Wanderstock und dichtem Bart. Sie hielt ihn gewiss für einen Unhold, der in der Nacht Jagd auf arme verirrte Madeln machte. Bei dieser Vorstellung musste er wider Willen schmunzeln, was Barbara nicht verborgen blieb.

Sie fürchtete sich vor Sebastian und hielt ihn tatsächlich für nicht ganz koscher. Dass er sich nun aber auch noch über ihre Notlage lustig machte, das reizte ihren Zorn.

»Finden Sie es vielleicht lustig, dass ich hier hocke und Schmerzen habe?«

Poldi, der offenbar Mitleid mit ihr hatte, schleckte ihr rasch übers Gesicht als Zeichen seiner spontanen Zuneigung.

Doch Barbara wusste das gar nicht zu schätzen. Sie schrie: »Und nehmen Sie endlich Ihren Köter weg, ich leid es net, dass der mich ständig belästigt!«

Sebastian machte eine entschuldigende Geste. Auf ein kurzes Kommando hin zog Poldi sich zurück und widmete sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe, der Suche nach dem vermissten Lamm.

»Bitte entschuldigen Sie, ich hab mich gewiss net über Sie lustig machen wollen«, beteuerte der junge Mann nun sehr höflich. »Mein Name ist Sebastian Scheibler, und ich bewirtschafte die Wildkogel-Alm, ein Stückerl über uns. Mein Knecht, der Hias, versteht sich auf Naturheilkunde. Er wird sich gern um Ihren Knöchel kümmern. Und sie können bei uns im Gästezimmer schlafen, denn es hat wenig Sinn, jetzt noch ins Tal absteigen zu wollen.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte Barbara misstrauisch. Wollte der Bergkauz sie etwa unter einem Vorwand in sein Versteck locken und sie dort … Sie wischte diesen Gedanken ärgerlich beiseite.

Sebastian Scheibler sah eigentlich nur auf den ersten Blick wie ein Kauz aus. In seinen Augen leuchtete deutlich die Freundlichkeit. Und er wusste sich zu benehmen, konnte sich ausdrücken. Noch war Barbara nicht sicher, ob sie ihm vertrauen konnte. Das hing von seiner Antwort ab.

»Der Hias und ich, wir haben bereits eine kleinere Schlammlawine abgehen gehört. Das wird sicher net die letzte sein, denn der Regen lässt ja net nach«, erklärte Sebastian freundlich. »Es kann jeden Moment mehr herunterkommen. Und dann wird es vermutlich den Steig erwischen. Deshalb wäre es besser, den kürzeren Weg nach droben zu wählen.«

»Eine Schlammlawine?«, wiederholte Barbara erschrocken.

»Ja, bei diesem Unwetter ist das mehr als wahrscheinlich. Sie können net hier bleiben und warten, bis jemand aus dem Tal heraufkommt, um Ihnen zu helfen. Vertrauen Sie mir?«

Er streckte ihr die Hand hin, Barbara zögerte noch einen Moment, dann aber legte sie ihre Rechte hinein. Sebastian hatte starke, angenehm warme Hände, die aber auch sensibel genug waren, um ihr nicht wehzutun. Dieser Händedruck überzeugte sie, ihm zu vertrauen.

»Ich muss Sie tragen, denken Sie sich nix dabei!«, bat er und nahm sie auf den Arm, als wäre das gar nichts. Sie schaute ihn ein wenig unsicher an, dann legte sie die Arme um seinen Hals und hielt sich gut fest, denn er legte ein beachtliches Tempo vor. Sie hatten den kleinen Berghof fast erreicht, als Poldi, der ein Stück hinter ihnen trabte, Laut gab.

»Einen Moment!« Sebastian setzte Barbara vorsichtig ab, dann folgte er dem Hund und kehrte gleich darauf mit einem völlig durchnässten, erbärmlich blökenden Lamm zurück. Das Madel machte große Augen.

»Deshalb war ich unterwegs«, erklärte der junge Mann, während er das kleine Tier in eine Kiepe hockte, die er auf dem Rücken trug. Erstaunlicherweise ließ das Lamm sich diese Behandlung gefallen und machte keine Anstalten auszubüchsen. Sebastian lobte Poldi und nahm Barbara dann wieder auf den Arm.

»Wird es Ihnen auch net zu viel? Ich könnte versuchen, selbst zu laufen, wenn Sie mich stützen«, schlug sie vor.

Er lächelte schmal. »Seh ich aus, als ob ich zusammenbrechen würde? Keine Sorge, wir sind eh gleich da.«

Hias, der bereits hinter dem Fenster gestanden und auf seinen Brotherrn gewartet hatte, machte große Augen, als Sebastian seine lebende Last auf der Kaminbank in der guten Stube absetzte.

»Ja, sag einmal, wo hast du denn das Madel gefunden?«, wunderte er sich und nahm seine speckige Mütze vom Kopf. »Grüß Gott, ich bin der Hias Burger.«

Barbara drückte die schwielige Hand des Alten und lächelte ein wenig schief. »Barbara Angermeier.«

»Sie hat auf dem Steig gelegen, hat wohl den Knöchel verstaucht«, gab Sebastian knapp Auskunft. »Kümmer du dich darum, Hias, ich bring das Kleine zu seiner Mutter.«

Nun erst bemerkte der Alte, dass Sebastian das Lamm in der Kiepe auf dem Rücken trug. Er schlug sich auf den Oberschenkel und rief verblüfft: »Du narrischer Kerl, du schaffst wohl alles, was du dir vornimmst, gelt?«

Sebastian drehte sich in der offenen Haustür noch einmal um, lächelte knapp und erwiderte: »Net alles. Leider.« Dann ging er und schloss die Tür hinter sich.

***

Hias half Barbara, den Schuh auszuziehen, was sich als ziemlich schmerzhaft erwies. Dann schob er ganz behutsam ihr Hosenbein hinauf und streifte den Strumpf ab. Der Knöchel war deutlich geschwollen, aber der Alte erschrak nicht gleich.

»So arg ist es net, ich hab schon Schlimmeres gesehen«, beruhigte er Barbara. »Wir baden den Knöchel in einem Absud aus Kräutern, und hernach gibt’s eine dicke Packung Kräutersalbe. Die wickeln wir warm ein, damit sie ordentlich einwirken kann. Und in ein paar Tagen ist der Knöchel so gut wie neu.«

»Woher wissen Sie das alles? Sind Sie Arzt?«, fragte das Madel erstaunt.

Hias lachte. »Ich bin der Hias, sag bittschön Du zu mir! Ein Doktor bin ich net, aber ich hab von meiner Mutter seinerzeit eine ganze Menge gelernt. Die war nämlich das, was man ein Kräuterweibel nennt. Schon als Bub hat sie mich mitgenommen zum Sammeln der Kräuter. Sie hat mir alles genau erklärt und mich in all ihre Geheimnisse eingeweiht. Deshalb hab ich auch noch nie einen Doktor gebraucht.«

»Dann bist du aber zu beneiden.«

»Ja, stimmt schon. Momenterl, ich hol dir ein paar Handtücher und trockene Sachen. Während ich Wasser warm mache, kannst du dich trocknen, damit es keinen Schnupfen gibt. Und dann gehst am besten bald schlafen. Es ist spät. Oder hast du noch Hunger?«

Barbara schüttelte den Kopf. Sie musste plötzlich wieder weinen und fragte leise: »Warum tust du das alles für mich?«

»Weil es Christenpflicht ist, einem Menschen in Not zu helfen. Das versteht sich doch von selbst.«

Das Madel seufzte. Was dieser Hias für ganz selbstverständlich hielt, das war Tom nicht eingefallen. Er hatte sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Die Erleichterung über ihre Rettung wurde kurz von diesem Gedanken überschattet. Doch Barbara schob ihn beiseite. Sie wollte jetzt nicht an Tom denken. Er trug ja die Schuld an der Misere, in der sie steckte. Wozu auch nur einen Gedanken an ihn verschwenden? Er dachte ganz sicher keine Sekunde lang an sie.