Herr Pfarrer, beten Sie richtig! - Peter Schulthess - E-Book

Herr Pfarrer, beten Sie richtig! E-Book

Peter Schulthess

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Beschreibung

Arbeitet ein Pfarrer eigentlich nur einmal in der Woche? Darf er daran zweifeln, dass es einen Gott gibt? Und welche Menschen trifft man an der Pfarrhaustür? Auf lebendige, anschauliche und gut verständliche Art lässt Peter Schulthess hinter die Kulissen des Pfarrberufs blicken. Dabei gelingt es ihm, den Menschen hinter der Rolle des Pfarrers sichtbar werden zu lassen. Er schildert Begegnungen, die berühren aber auch manchmal ein Schmunzeln und Kopfschütteln hervorrufen. Anekdotisches ist immer wieder durchsetzt mit Zitaten und hintergründigen Überlegungen, die inspirieren.

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Vorspann

Cover

Widmung

Als Dank

an die Kirchgemeinde Pfäffikon und die evangelisch-­reformierte Landeskirche des Kantons Zürich für den erlebnisreichen und erfüllenden Arbeitsplatz

an die Bevölkerung von Pfäffikon und Umgebung für das mir entgegengebrachte grosse Vertrauen

Titel

Peter Schulthess

Herr Pfarrer, ­beten Sie richtig!

Geschichten aus dem Pfarralltag

Impressum

Impressum

2. Auflage 2018

© 2017 Blaukreuz-Verlag Bern

Illustrationen: Nora Pfund, Lenzburg

Satz: diaphan gestaltung, Liebefeld

Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN E-Book: 978-3-85580-534-1

ISBN Print-Ausgabe: 978-3-85580-521-1

Inhalt

Inhalt

Vorwort von Ruedi Josuran

Einführung

1. Von der Kasse auf die Kanzel

2. Aller Anfang ist voller Überraschungen

3. Eine globalisierte Welt an der Pfarrhaustür

4. Engel, Demonstranten und andere Besucher in Gottesdiensten

5. «Herr Pfarrer, danke für die schöne Predigt!»

6. Blicke hinter die Kulissen der Seelsorge

7. Als Pfarrer in der Krise

8. In Trauer selbst getröstet werden

9. Ein Ereignis, das meinen Berufsalltag veränderte

10. Begegnungen mit Menschen anderer Kulturen und Religionen

11. Haussegnungen – ein besonderer Dienst der Seelsorge

12. Wenn Menschen sich auf die letzte Reise machen

13. Die falsche Person bestattet

14. Wie ein Missgeschick an Ostern erinnert

15. 450 Mal sagten sie JA

Zum Schluss ein grosses Danke

Über den Autor

Weitere Titel von Peter Schulthess

Vorwort von Ruedi Josuran

Es war im August 2011. Ich war auf dem Weg zu einer Sitzung des «Fenster zum Sonntag» bei ERF Medien. Normalerweise ging ich den Weg zu Fuss. Aber es regnete extrem stark. So nahm ich den Bus. Nach etwa zwei Minuten fuhren wir über den Bahnübergang. Da sah ich einen Mann und eine Frau heftig streiten, sie schubsten sich und zerrten aneinander. Der Bus fuhr nur ein paar Meter weiter. Um 12.02 Uhr hörte ich plötzlich zwei, drei Schüsse. Ich drehte mich um und sah die Frau am Boden liegen. Ich sah aus dem Bus, wie der Killer seine Frau erschoss! Dann wieder drei Schüsse. Shani S. streckte auch die Leiterin des Sozialamts nieder. Die Ambulanz traf ein.

Wie ferngesteuert, lief ich eine Stunde im Kreis herum. Ein kurzer Moment, der vieles in meinem Leben auf den Kopf gestellt hat. Die Normalität war weg.

Stunden später stand er vor mir. Inmitten einer Menge von Polizisten, Ärzten, Medienleuten, Behördenmitgliedern. Peter Schulthess. Pfarrer, Notfallseelsorger. Ich werde seine Umarmung nie mehr vergessen. Seinen Blick, seine beruhigende aber klare Stimme. Er war da – ohne sich aufzudrängen. Schwieg immer wieder auch, anstatt mit einem aufgesetzt fröhlichen Gespräch die traurige Situation überspielen zu wollen. Alles durfte sein. Ohne Bewertung. Es war nichts Falsches an mir. Ich konnte nicht fühlen, nicht weinen, es war kein Schmerz da, nur Leere. Und – Gott sei Dank – Peter. Mit seiner ganzen Erfahrung, aber ohne einfach routiniert ein Programm abzuspulen. An diesem Tag war er für mich ein Engel. Spätestens jetzt würde er mir widersprechen. Er, der mich auch später in einer Sendung mit seinen ausserordentlichen Engels-Erfahrungen bereichert und meinen Horizont weit gemacht hat.

Das und noch viel mehr ist Peter Schulthess. In seinem Buch lässt er uns hinter die Kulissen blicken. Schreibt über Schlaflosigkeit und Angstzustände, über dunkle Momente, über eigene Krisenerfahrungen, aus denen er nur schwer herausfindet – und welche ihn fast verzweifeln lassen. Über offene Fragen und Enttäuschungen im Glauben.

Seine Geschichten und Erfahrungen sind aber vor allem Einladungen, sich Gott anzuvertrauen. Diesem persönlichen «Du», der mir Hoffnung und Zuversicht schenkt, der mich liebt. In Peters Gedankengängen spüre ich, dass es um lebendige Beziehung geht. Nicht einfach um theologische Konstrukte. Ich muss immer wieder beim Lesen eine Träne unterdrücken und kann dann wieder schmunzeln oder lachen. Peter Schulthess ist für mich ein Original. Er braucht kein «Personal Branding», weil er authentisch ist. Weil er zu denen gehört, die Spuren hinterlassen haben und er dies sicher weiterhin noch tun wird.

Einführung

In der Passionszeit 2017, genauer gesagt am 12. April 2017, geschah dies: Ich hatte in einer Altersinstitution eine Besinnungsstunde zu halten. Wie immer lieferte ich der Pianistin mein Programm im Voraus ab, damit sie über die Lieder informiert war. Hinter die Nummer des Liedes schrieb ich jeweils den Liedanfang. Als ich kam, eilte sie mit dem Programmblatt lachend auf mich zu und sagte: «Hast du auch gesehen, was du geschrieben hast?» Sie zeigte auf das dritte Lied. Da stand doch tatsächlich: «Jesu, Deine Pension»! War das ein Gaudi. Richtig müsste es nämlich heissen: «Jesu, Deine Passion will ich jetzt bedenken». Dieses Lied singt die Gemeinde in der Zeit vor Ostern, in der über das Leiden von Jesus nachgedacht wird. Diese Wochen nennt man Passionszeit. Sie geht mit dem Karfreitag, dem Todestag von Jesus zu Ende.

Zwar beschäftigte mich in jenen Tagen die Passion Christi, das Leiden von Jesus. Sein Leidensweg bedeutet mir viel. Offensichtlich aber befasste sich mein Unterbewusstes ebenso stark mit meiner Pensionierung und dem damit verbundenen Abschied von der Kirchgemeinde, der im Herbst 2017 bevorsteht. Geht ein Lebensabschnitt zu Ende, schaut man zurück, man wirft so quasi einen Blick in den Rückspiegel. Das soll auf den nächsten Seiten geschehen.

Dass ich den Rückblick in Buchform gestalte, hat damit zu tun, dass sich Leserinnen und Leser meiner bisherigen Publikationen regelmässig danach erkundigten, ob ich nochmals etwas schreiben werde. Auch nach Vorträgen und Gottesdiensten wurde ich darauf angesprochen. Eine Person bearbeitete mich deswegen besonders hartnäckig. Sie schrieb in einem Mail «Hinter die Kulissen eines Pfarrers blicken – so ein Buch habe ich tatsächlich noch nicht gefunden. Wie geht es dem Pfarrer in seinem Innern? Er hört den Leuten zu, hilft wo er kann – wo bleibt er? Was fühlt er bei einer nicht einfachen Situation, bei einer Beerdigung zum Beispiel, oder gab es auch lustige Erlebnisse mit Hochzeiten? Und er selber, was bewegte ihn manchmal?»

Wenn Sie solches auch interessiert, finden Sie auf den nächsten Seiten Antworten dazu.

Berichtet man als Pfarrer aus seinem Berufsalltag, ergibt sich eine besondere Herausforderung: die gesetzliche Schweigepflicht, auch Seelsorgegeheimnis genannt. Dieses bedeutet, dass einer Pfarrperson persönlich Anvertrautes nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf. Deshalb kann vieles nicht erzählt werden. Ich schätze in meiner Arbeit dieses Berufsgeheimnis sehr, ist es doch die Basis dafür, dass manche Menschen das Gespräch suchen und einem sehr Persönliches und Intimes anvertrauen. Um Personen zu schützen, sind alle Namen abgeändert und wo es allenfalls ins Persönliche geht und nicht in der Öffentlichkeit von vielen miterlebt wurde, habe ich die Situationen verfremdet. Aus diesem Grund finden sich auch nur vereinzelt Erlebnisse aus dem Bereich von Religionsstunden und Konfirman­denunterricht. Ich erachte Konfirmanden- und Schulzimmer als Schutzräume.

Noch einige Worte zum Aufbau des Buches. In Kapitel eins erzähle ich in groben Zügen, wie es dazu kam, dass ich Pfarrer wurde. Am Ende des Kapitels finden sich einige Fakten und Zahlen zu den Arbeitsbereichen im Pfarramt. Im darauffolgenden Kapitel berichte ich von den Anfängen in der Kirchgemeinde Pfäffikon. Eine Besonderheit des Pfarrberufes bei einer 100 %-Anstellung ist die Wohnsitzpflicht im Pfarrhaus. Von Erfahrungen an der Pfarrhaustür handelt das dritte Kapitel.

In Kapitel vier bis sechs schildere ich Erlebnisse aus den Bereichen Gottesdienst, Verkündigung und Seelsorge. In den nächsten zwei Kapiteln erzähle ich von einer persönlich erlebten Krise und wie sich diese auf meinen Beruf ausgewirkt hat. In Kapitel neun bis elf folgen Einblicke in die Bereiche Notfallseelsorge und Haussegnungen als besonderer Dienst der Seelsorge. Kapitel zwölf und dreizehn befassen sich mit dem Lebensende, also mit Sterbebegleitung, Bestattungen auf dem Friedhof und Abdankungsfeiern. Im letzten Kapitel tauchen wir in die licht- und glanzvolle Welt von Hochzeiten ein.

Kapitel 1

Von der Kasse auf die Kanzel

«Herr Pfarrer, wann stehen Sie morgens eigentlich auf ?»

Diese Frage wurde nicht mir gestellt. Zum Entsetzen meiner Eltern fragte ich dies meinen Konfirmationspfarrer, als er zu Besuch kam. Ich konnte mir als Teenager und Konfirmand nicht vorstellen, was ein Pfarrer arbeitet.

Dass es ein wenig anstrengender Beruf sein muss, diese Vorstellung geisterte nicht nur mir im Kopf herum. Sie ist mir erst kürzlich wieder in einem Traugespräch begegnet. In solchen Gesprächen frage ich immer auch nach Berufsträumen, welche die jungen Leute in ihrer Kindheit hatten. Ein Bräutigam erzählte, dass er sich als Knabe überlegt habe, den Beruf eines Sankt Niklaus zu wählen. Der Grund war: dieser müsse nur einmal im Jahr arbeiten. Irgendwann fand er, dass einmal im Jahr etwas langweilig sei. So kam ihm der Beruf des Pfarrers in den Sinn, der nur jede Woche einmal am Sonntag zu Arbeit gehen muss. So ähnlich stellte ich mir die Arbeit des Pfarrers damals als 15-Jähriger vor.

Eine Scheune – Ort des Aufbruchs

Und dann wurde ich Pfarrer. War es die Aussicht auf einen Beruf mit geringen Arbeitsstunden? Es geschah so: Ich erlernte den Beruf eines Speditionskaufmanns. Die Arbeit gefiel mir und machte Freude. Mit aller Welt vernetzt zu sein, war spannend. Meine Lehrzeit fiel in die wilden 68er Jahre, in denen mit manchen Traditionen gebrochen wurde. Es war die Zeit der Hippies. Viele junge Leute eiferten Vorbildern nach wie dem südamerikanischen Freiheitskämpfer Che Guevara oder dem chinesischen Revolutionär Mao Tsetung. «Das Rote Buch», eine Sammlung von Zitaten des chinesischen Diktators, war der Leitfaden für viele junge Menschen, welche die Welt verändern wollten.

In jener Zeit, ich war damals um die 18 Jahre alt, wurde ich in eine christliche Gruppe eingeladen, in der sich regelmässig Jugendliche in meinem Alter trafen. Ihre Kirche war eine Scheune. Die Lieder wurden nicht von einer Orgel begleitet, sondern von Schlagzeug und Gitarre. Man kleidete sich wie die Hippies. Es war eine christliche Parallelbewegung, welche sich «Jesus People» nannte. Studiert wurde jedoch nicht das Rote Buch, sondern die Bibel. Die prägende Figur war Jesus.

Mit Jesus sollte die Welt verändert werden.

Was ich in dieser Gruppe als christlich erlebte, war ganz anders als ich es bis zu jenem Zeitpunkt erlebt hatte: aufregend, begeisternd, mitreissend, herausfordernd und vielleicht auch etwas extrem. Aber als junger Mensch muss man manchmal ausbrechen, um sich finden zu können. Zudem verkehrten in diesem Kreis attraktive Mädchen, was den Besuch zusätzlich interessant machte. Ich schloss mich der Gruppe an. Jesus wurde meine Leitfigur.

In jener Zeit begegnete ich auf dem Flughafen Zürich, wo ich zeitweise arbeitete, zufälligerweise einem mir bekannten Missionar. Er hatte verschiedentlich erlebt, wie ich an Basaren Versteigerungen durchgeführt und lautstark für den Verkauf von Waren geworben hatte. Mit dem Erlös wurden jeweils soziale Projekte im In- und Ausland unterstützt, was mir ein grosses Anliegen war. Er meinte nur: «Wann wird deine Stimme für Gott gebraucht?»

Eine faszinierende Pfarrpersönlichkeit

Später weilte ich im Welschland in Vevey. Dort arbeitete ich in einem Hotel. Ich besuchte die Jugendgruppe der Landeskirche. Eine mich beeindruckende Pfarrpersönlichkeit amtete in dieser Kirchgemeinde. Der Pfarrer war längere Zeit in Kairo tätig gewesen. Durch ihn erhielt ich einen Einblick in den Pfarrberuf. Besonders aufgefallen war mir, wie intensiv er sich mit biblischen Texten befasste. Noch heute sehe ich seine Bibeln vor mir. Er studierte sie in arabischer und griechischer Sprache. Beide Exemplare waren sehr abgenützt, weil er viel darin las.

Weil Ferien bevorstanden, bat er mich, einen Gottesdienst zu übernehmen. In meinem jugendlichen Übermut wagte ich es. Erstmals bestieg ich eine Kanzel. Gerne wüsste ich, über was ich damals gesprochen habe. Leider gingen die Notizen verloren. Noch durch andere Erlebnisse und Anstösse entwickelte sich die Idee zu einem Berufswechsel.

Auf Umwegen zum Ziel

Mein letzter Arbeitsort als Kaufmann war die Kasse der Universität Zürich. Als ich jeweils durch die Säulenhallen schritt, kam immer wieder der Wunsch hoch, hier einmal zu studieren. Seltsamerweise hatte ich den Wunsch zu studieren schon als Knabe gehabt. Meine Schulnoten reichten jedoch nicht aus, um ein Gymnasium zu besuchen. Da mir eine Matura fehlte, blieb die Tür zum Studium an einer Universität zunächst verschlossen. Ich entschied mich für ein Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona, wo ich in den Jahren 1973 bis 1977 eine gute erste und sehr praxisorientierte theologische Grundausbildung erhielt. Dieses Erststudium weckte in mir das Bedürfnis, mich noch weiter in Theologie ausbilden zu lassen, um später einmal als Pfarrer arbeiten zu können. Nach zwei Jahren Mitarbeit in der Jugendarbeit der evangelischen Stadtmission in Lausanne war es dann soweit: Im «zarten» Alter von 27 Jahren drückte ich wieder die Schulbank, um auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nachzuholen und danach an den Theologischen Fakultäten der Universitäten Basel und Zürich zu studieren.

Nackte Frauenbilder und der Theologiestudent

Aus der interessanten und intensiven Studienzeit gäbe es natürlich viel zu erzählen.

Folgendes Erlebnis möchte ich nicht unterschlagen.

Während der Semesterferien arbeitete ich in Basel in der chemischen Industrie in der Farbproduktion und im Magazin eines Pharmaunternehmens. Es waren für mich kostbare Erfahrungen.

Den Arbeitern machte es natürlich Spass, einem Studenten mit zwei linken Händen ihre Arbeit zu zeigen, zu schmunzeln, wenn er sich unbeholfen benahm und ihn auch ab und zu auf den Arm zu nehmen, wie das folgende Beispiel zeigt.

In einer Werkhalle gab es einen Werkzeugschrank. Einmal schickten mich die Arbeiter der Abteilung zu jenem Schrank, um ein Werkzeug herauszuholen. Sie taten so, als ob sie alle auch in jene Richtung gehen müssten, und als ich die Schranktüre öffnete, stellten sie sich im Halbkreis um mich. Sie wollten sehen, wie der zukünftige Pfarrer reagieren würde.

Ich öffnete die Türe. Die ganze Innenseite war mit knapp bekleideten und nackten Frauenbildern beklebt. Wie sollte ich reagieren? Ich schaute mir die Bilder zu ihrem grossen Erstaunen genau an. Ich nahm mir Zeit und liess sie warten. Eigentlich aber brauchte ich diese Zeit, um zu überlegen, wie ich reagieren sollte. Ich ahnte: Das ist für die Beziehung zu ihnen und für das Bild, das sie von einem Pfarrer haben werden, ein entscheidender Moment. Ich kehrte mich um und sagte: «Meine Frau ist schöner!» Das muss sie überrascht haben. Von da an war der Bann gebrochen und jede Distanz aufgehoben. Ich war einer von ihnen geworden.

Das Pfarramt kommt in Sicht

Nach einem lehrreichen Praxisjahr in der Kirchgemeinde Gossau ZH wurde ich 1987 von der Zürcher Landeskirche ordiniert. Damals herrschte Pfarrermangel und es wurden einem früh Stellen angeboten. Obwohl mittlerweile 36-jährig, faszinierte und interessierte mich besonders die Arbeit mit Jugendlichen. Als ich vom freikirchlichen Verband der Chrischona-Gemeinden das Angebot bekam, als Jugendpfarrer die Jugendarbeiten in den Gemeinden der ganzen Schweiz zu fördern, neue Konzepte zu erarbeiten, Jugendleiterinnen und Jugendleiter auszubilden, in der Jugendseelsorge tätig zu sein, eine Jugendzeitschrift zu verantworten und jährlich ein nationales übergemeindliches Jugendfestival zu organisieren, sagte ich mit Begeisterung zu. Parallel erfolgte die Ausbildung zum Armeeseelsorger. Diese Jahre boten mir nochmals ein intensives Lernfeld für die späteren Aufgaben in der Kirchgemeinde Pfäffikon, wo ich für siebzehn Jahre den Schwerpunkt Jugendarbeit übernahm, um dann die letzten Jahre vermehrt in der Altersarbeit tätig zu sein.

1994 aber war die Zeit reif, mich nach einer Pfarrstelle umzusehen. Was ich in den vergangenen sieben Jahren in Gemeinden erfahren und gelernt hatte, wollte ich nun selbst umsetzen. So landete ich im Alter von 42 Jahren auf der Kanzel der Pfäffiker Kirche.

Fakten und Zahlen zum Pfarrberuf