Herr Popel - Elmar Stelzer - E-Book

Herr Popel E-Book

Elmar Stelzer

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Beschreibung

In seinem vierten Buch legt Elmar Stelzer eine Sammlung kleiner Geschichten vor, komprimiert auf die Essenz der einzelnen Stories. Jede einzelne enthält den Stoff eines ganzen Romans, doch die Reduktion auf den eigentlichen Kern wirkt wie eine Lupe. So begegnen dem Leser die unterschiedlichsten Charaktere, mal in Alltagssituationen, mal in ganz ungewöhnlichen Umständen. Immer wirft Stelzer ein Schlaglicht auf das, was er hervorheben will und zeigt seine Protagonisten mit all ihren menschlichen Eigenheiten und mit dem ihm ­eigenen augenzwinkernden Humor.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 50

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Elmar Stelzer

Herr Popel

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HerrPopel

Geschichten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2020 by edition fischer GmbH

Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

Alle Rechte vorbehalten

Schriftart: Baskerville

Herstellung: ef/bf/2B

ISBN 978-3-8301-9465-1 EPUB 2023

Für Viktoria und für alle, die versuchen,etwas Menschlichkeit zu leben

Inhalt

Sie

Der Hundefreund

Herr Popel

Freunde

Die Katzenmutter

Popels Leben

Der Fromme

Corona sei Dank

Der Besuch

Die Psychologin

Der Politiker

Die treue Patientin

Herr Popel

Vor 20 Jahren

Die Katze

Schule

Das Missverständnis

Der Mitschüler

Der Arzt

Berufung

Eine wahre Geschichte

Der Schauspieler

Jesus

Non scholae sed vitae discimus

Die Erzieherin

Abitur

Engel

Sie

Sie lächelt ihn an. Sie muss so um die 14 Jahre alt sein und ist gerade dabei, die Tür zu ihrem Leben zu öffnen. Sie scheint sich auf alles zu freuen, was noch kommen wird. Er kann sich ihrem einnehmenden Wesen nicht entziehen. Er hat verloren. Sie hat ihn gefesselt.

Er kreist um sie und kann sich nicht mehr aus ihrem Bann befreien. Wie soll er seine Arbeit tun?

Er kämpft um Fassung. Er will das nicht. Ihre Probleme sind jetzt seine.

Es zerreißt ihn. Alles dreht sich um sie. Er wacht morgens mit diesen Gedanken auf und geht abends mit ihnen ins Bett.

Sie hat Krebs im fortgeschrittenen Stadium und nur er ist auf Station als Zuständiger. Er macht Fehler. Er will sie nur aufheitern und sie hängt sich an ihn.

Er weiß, dass er die Show nicht lange durchhalten kann.

Ihre Eltern wollen mit ihm sprechen. Ihre Blicke nageln ihn fest. Los, sag uns, dass sie gesund wird!

Los! Sag es! Sie zwingen ihn zu dieser Lüge.

Er ist in seinen jungen Jahren überfordert. Er weicht aus, labert die üblichen allgemeinen Floskeln.

Wie können wir weiterleben, wenn unsere Tochter sterben wird? Los, sag, dass sie gesund wird! Wir lassen uns nicht vertrösten. Los, sag es!

Er zittert. Er könnte heulen. Alles ist so ungerecht. Er würde sie so gerne retten.

Los, sag es!

Wundersam gewinnt er an Kraft und überzeugt sie.

Sie wird leben.

Der Hundefreund

Er hatte es schon immer gehasst. Als Kind brachte er es an den Schuhen ins Haus.

Die Eltern flippten aus. Er musste alles selbst reinigen. Den Teppich und die Schuhe. Nicht selten erbrach er sich dabei. Die Hundescheiße stank einfach bestialisch.

Er war hundescheißegeschädigt. Er sah und roch sie überall. Auf Bürgersteigen, in Parks, neben Bäumen. Überall befanden sich diese Hundeklos, und sie schissen und schissen. Man konnte förmlich zuschauen, wie sich die Scheißhaufen vermehrten.

Anfangs versuchte er, die Hundehalter auf den Unrat aufmerksam zu machen. Er wurde belächelt, ignoriert, dann beschimpft und angegriffen. Sie hetzten die Hunde auf ihn. Es reichte ihm.

Er hasste nicht nur die uneinsichtigen Hundehalter, nein, er hasste auch die nichtsnutzigen Kläffer.

Er ging zum Gegenangriff über. Zuerst zündete er Böller und warf sie den sich in Kackposition befindenden Köter unter ihre Kacklöcher. Auseinandersetzungen mit den Hundehaltern oder der Polizei scheute er nicht.

Er war im Recht. Er ließ sich nichts mehr gefallen. Er stellte die Unrat produzierenden Mistviecher samt ihren Herrchen ins Internet.

Vor Angriffen war er gewappnet. Pfefferspray, Elektroschocker, Schreckschusspistole.

Sein Kampf war aussichtslos. Schon Hitler hat seinen Hund mehr geliebt als jegliches menschliche Wesen. Die jetzige Generation war nicht anders.

Die wollen doch nur spielen. Inzwischen hatte er einen Waffenschein.

Er erschoss zwei angreifende Pitbulls und wurde kurzfristig als Held gefeiert. Es ging ihm eigentlich nicht um den Jungen, den er gerettet hatte.

Sie schnappten ihn.

Er hatte die Giftköter ausgelegt, an denen all die Lieblinge der Hundehalter und Hundehalterinnen krepierten.

Herr Popel

Morgens, sobald Herr Popel aus seinem Bett steigt, fällt er in dieses Loch.

Ein trichterförmiges Sandloch. Sobald er versucht herauszukrabbeln, rutscht der darüber liegende Sand nach und spült ihn wieder nach unten.

Er will die schiefe Sandfläche überwinden. Je mehr Sand nachrutscht, desto größer ist die Chance herauszukommen. Heraus aus dem sich immer mehr verbreiternden Loch.

Sobald er es geschafft hat, ist er völlig erschöpft und muss sich ausruhen.

Den Rest des Tages bringt er damit zu, alle Löcher aufzuspüren, in die er hätte fallen können. Er dürfte eigentlich nicht nachdenken. In die Niederungen der Menschen zu fallen, wäre fatal.

Es würde seine Energie übersteigen. Er setzt sich einfach hin und versucht, den Geist auszuschalten. Er schafft es ab und zu. Er ist nicht mehr anwesend, nicht mehr existent. Er löst sich auf, in Luft. Es ist sein höchstes Glück.

Doch morgen, er weiß es, fällt er wieder in dieses Loch.

Freunde

Sie kannten sich, seit sie sich erinnern konnten. Nachbarskinder. Sie gingen zusammen in den Kindergarten, spielten miteinander, bis die Eltern sie riefen, übernachteten jeweils beieinander. Sie waren unzertrennlich. Sie gingen in dieselbe Schule, in dieselbe Klasse, in denselben Sportverein. Sie hingen zusammen wie Pech und Schwefel. Was sollte sie noch auseinanderbringen?

Das Studium trennte sie nur kurz. Stefan bereitete sich auf sein Staatsexamen vor. Bernd war etwas enttäuscht, dass der geplante Urlaub mit Stefan und seiner Freundin ausfallen würde. War es Übermut, dass Stefan seine Freundin drängte, mit Bernd in den geplanten Urlaub zu fahren? Es kam, was naheliegend war. Bernd spannte Stefan die Freundin aus.

Es dauerte einige Zeit, bis die Wunde vernarbte. Sie fanden wieder zueinander. Stefan hatte eine neue Partnerin, die ein Kind von ihm erwartete. Beide Freunde wohnten wieder in demselben Ort. Beide Familien verstanden sich bestens. Als Stefans Frau das zweite Kind zur Welt brachte, schlich sich bei ihren Freunden etwas Wehmut ein. Sie hatten schon alles versucht, ein Kind zu bekommen. Selbst ärztliche Eingriffe fruchteten nichts.

Sie kam in die Sprechstunde und war schwanger. Was für ein Glück, dachte der Arzt. Ihre Haltung signalisierte etwas anderes. Das zu erwartende Kind war nicht von ihrem Mann. Hatte sie es darauf angelegt? Es war von Stefan, dem engsten Freund ihres Mannes. Was sollte sie tun?

Das vermeintlich erfüllte Leben hatte seinen Preis.