Mach's gut, Winnetou - Elmar Stelzer - E-Book

Mach's gut, Winnetou E-Book

Elmar Stelzer

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Beschreibung

»Mein Alter fragte mich, ob ich nicht die Familien­geschichte weiterschreiben möchte. Eigentlich hab ich überhaupt keinen Bock dazu. Wozu soll das gut sein? Wenn ich dem Alten ab und zu was abliefern würde, könnte er mir bei dem neuen Computer großzügig unter die Ärmchen greifen. Das hat mich überzeugt.« Und so beginnt Joshua, zu den Ideen seines Alten ­seinen Senf hinzuzugeben. Ob dem Alten, der ja schließlich noch seine Ausbildung zu finanzieren hat, bevor er ins ­Altenheim abgeschoben wird, immer alles schmeckt, was hier angerichtet wird, kann dahin­stehen. Denn in der ­Beschäftigung mit dem Thema beginnt Joshua zu verstehen, wie »brüchig« doch auch die Welt ist, in der er lebt und ahnt noch nicht, dass sein Austauschjahr in Amerika dies nicht nur ­bestätigt, sondern die Familiengeschichte auf ganz eigene Weise fortschreibt.

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Seitenzahl: 48

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Elmar Stelzer

Mach’s gut Winnetou

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Mach’s gut Winnetou

Die Biographie einer Familie

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2018 by edition fischer GmbH

Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

Alle Rechte vorbehalten

Titelbild: Evgeniya Litovchenko – © 123rf.com

Schriftart: Bergamo 11 pt

Herstellung: ef/bf/1B

ISBN 978-3-8301-9466-8 EPUB 2023

Inhalt

Mach’s gut Winnetou

Wenn du die Wahl hast,

tu alles aus Barmherzigkeit.

Entscheide dich,

alles aus Barmherzigkeit zu tun.

Entscheide dich und

leide mit den anderen mit.

(frei nach Pabst Franziskus, Miserando atque eligendo)

HEY, ICH BIN DER JOSHUA. Früher haben sich meine Eltern oft Sorgen um mich gemacht. Ich bin jetzt 14 Jahre alt und fühl mich wie Supermann, okay, manchmal auch wie Donald Duck. Mein Alter fragte mich, ob ich nicht die Familiengeschichte weiterschreiben möchte. Eigentlich hab ich überhaupt keinen Bock dazu. Wozu soll das gut sein? Wenn ich dem Alten ab und zu was abliefern würde, könnte er mir bei dem neuen Computer großzügig unter die Ärmchen greifen. Das hat mich überzeugt. »Schreib was Positives«, gab er mir mit auf den Weg.

Dann lass ich mal das ganze Theater mit meinem großen Stiefbruder weg.

Mein zweiter Bruder ist der Überflieger. Hat in der Grundschule die dritte Klasse übersprungen, hat nur die besten Noten und macht nichts dafür. Hängt nur am Computer rum.

Seit er mit der Schule an einem Israel-Austauschprogramm teilnimmt, kommt er aus seiner Höhle und ist nur noch mit Israelis und den anderen beteiligten Austauschschülern unterwegs. Großes Programm, wie Europaparlament in Straßburg, KZ-Besuch, jüdisches Worms und Speyer, Besuch der Firma Benckiser usw. Dabei hatte er keine Lust, am Austauschprogramm teilzunehmen. Mein Alter hat ihn dazu gedrängt und freut sich jetzt still und leise.

Eigentlich ungerecht. Er macht nichts und hat die besten Noten. Ich muss büffeln, zusätzlich Legasthenietraining, und das Vokabellernen fällt mir auch schwer. Latein, das Tor zur Zivilisation. Wann kann man endlich die Daten vom Computer auf das Gehirn übertragen? Kein Büffeln von Vokabeln mehr.

Mein Alter nervt mich andauernd mit lateinischen Sprüchen, die wichtig seien.

Errare humanum est (Irren ist menschlich). Alter, du irrst wohl im Alzheimerland umher. Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich). Ist die Mehrzahl der Menschen, die nicht denken, also nicht? Und was ist mit den Affen? Ora et labora (Bete und arbeite).

Da soll er mir lieber mal meinen Freund Karl Marx beibringen. Si tacuisses, philosophus mansisses (Wenn du geschwiegen hättest, wärest du Philosoph geblieben). Das trifft wohl auf all die Laberköppe in der Politik zu.

Mein dritter Bruder ist der Lauch, faul wie ’ne Tomate. Man kann jedoch viel Spaß mit ihm haben. Zurzeit ist er für ein Jahr auf dem Internat in England. Zu viert in einem Zimmer, Heizung und Dusche funktionieren marginal. Die nächste Stadt 20 km entfernt. Das Internet so lahm wie in Sibirien. Robin Hood Bay, das sagt schon alles. Die arme Sau. Ihn abzuschieben ist nicht gerade die feine englische Art.

Gestern erzählte mir mein Alter von seinem Kindergarten. Er habe einen Nachbarjungen, der eine blaue Unterhose seiner Schwester anziehen musste, gehänselt. Dieses blaue Ungetüm habe unter seiner Lederhose hervorgelugt und alle hätten ihn als Pumphosenträger ausgelacht. Als der Junge anfing zu weinen, erschrak mein Alter und es tat ihm leid. Altes Weichei.

Von Cybermobbing hatte er nur in der Zeitung gelesen. Ich hab ihm eine Bewertung seiner Praxis gezeigt. Da stand: »Eigentlich ein netter Mensch, aber veraltete Methoden.« Er hat sich den ganzen Tag nicht mehr eingekriegt. Als ich ihn darauf hinwies, dass Altern zum Leben gehöre, schaute er mich ganz entgeistert an.

Zurzeit fällt mir nichts mehr ein, was ich dem Alten abliefern könnte. Natürlich möchte ich bald meinen Computer haben. Er sagt, er helfe mir mit den Themen. Ich könnte dann dazu schreiben, was ich aus meiner Sicht zu seinem Senf meine.

Das mit den Hasen fand ich cool. Sein Vater hat auf dem Weg zur Schule etliche Hasen gejagt und erlegt. Damals gab’s diese Hoppelviecher noch überall. Durch das Fernlicht geblendet, rannten sie einfach die Straße entlang. Ein kleiner Schlenker mit dem Lenkrad – und der Hase konnte nicht mehr laufen. Ausgestiegen, ein Schlag ins Genick und einen Stich ins Herz. Mein Alter konnte bei dieser rohen Gewalt nicht den Mund aufkriegen. Es kostete ihn sehr viel Überwindung, den Sonntagsbraten zu schlucken. Wie überall auf der Welt meinen die Alten, sie hätten in ihrer Jugend viel mehr gearbeitet als die faule Jugend heutzutage.

Als Kind musste mein Alter stundenlang Obst, Pflaumen, Mirabellen und Quitten, sammeln. Alles kam ins Fass, gärte und wurde im Dorf schwarz gebrannt. Zweimal wurde sein Vater erwischt und verurteilt. Er durfte zehn Jahre lang sein Obst nicht mehr zu Schnaps verarbeiten.

Eine Sünde, alles verderben zu lassen. Die Idioten hätten keinen Respekt vor der Natur. Bürokratenhengste und Sesselfurzer seien sie. Er meldete dann seine drei Söhne an. Auf deren Namen wurde weiter gebrannt. Ich glaub legal, da er ja ihre Staatsexamen nicht gefährden wollte.

Im Unterschied zu meinem Opa ist mein Alter ein Weichei. Gestern erzählte er mir wieder so eine rührselige Geschichte vom Dorf. Schon im Studium beschäftigte sich mein Alter mit Geschehnissen, die in seiner Kindheit im Dorf Schicksale veränderte.

Ein Junge seines Alters aus der Nachbarschaft hatte keine Mutter mehr. Sie ist drei Tage nach seiner Geburt gestorben. Das kann doch nicht sein, wozu gibt es denn die Medizin? Auch Leute, die es hautnah mitgekriegt haben, hatten keine schlüssigen Erklärungen. So mussten acht Kinder ohne Mutter groß werden.