Herrchenglück - Michael Frey Dodillet - E-Book

Herrchenglück E-Book

Michael Frey Dodillet

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Gemischtes Doppel: Der Wahnsinn geht weiter

Nach dem Bestseller Herrchenjahre schlägt jetzt der Zweithund-Virus im Hause Frey Dodillet zu. Alle umliegenden Tierheime werden abgeklappert, und es kommt, wie es kommen muss: Hündin Luna verliebt sich Hals über Kopf in einen zwölf Monate alten Schwerstrüpel, einen Mix aus kleinem Jagdhund und noch kleinerem Terrier – hyperaktiv und pubertierend. Getreu dem Motto »Warum einfach, wenn’s auch doppelt geht?« lässt sich Herrchen fortan von zwei Hunden auf der Nase herumtanzen . . .

Als sich der Autor entschließt, einen zweiten Hund aufzunehmen, ahnt er nicht, auf welches Abenteuer er sich einlässt. Jung, ungestüm und mopsfidel – das ist Wiki, der jüngste Hundespross in der Familie. Kaum hat der Kleine die Probezeit überstanden, zeigt er, was er wirklich draufhat. Gänse jagen in Nachbars Garten, Butter vom Frühstückstisch klauen und BHs zerfetzen sind bevorzugte Hobbys und treiben Herrchen in den Wahnsinn. Aber auch Lunas Geduld hat Grenzen, als der Rotzlöff el am dritten Tag in Folge ein Kaustäbchen aus ihren Pranken mopsen will: Sie verpasst dem Kleinen eine gehörige Abreibung, die fünf schmerzhafte Stiche beim Tierarzt einbringt. Womit ein für alle Mal geklärt wäre, wer hier der Chef ist. Mit viel Witz und Ironie erzählt der Autor von seinem nervenaufreibenden Leben mit zwei sehr liebenswerten, aber erziehungsresistenten Hunden – feinstes Lesefutter für alle Hundeliebhaber

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Seitenzahl: 265

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Michael Frey Dodillet

Herrchen-

glück

Vom Chaos auf acht Pfoten

Copyright © 2013 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Judith Schwaab

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Umschlagfoto: Thinkstock

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN:978-3-641-09126-2

www.heyne.de

Für Max, Lotta und Marie, meine drei großartigen Kinder, die aufmüpfige Hunde einfach als das nehmen, was sie sind: gute Freunde mit Fell.

Wie es zu diesem Buch kam

Luna atmet tief durch und wirft mir einen gereizten Blick zu. Ich kenne diesen Blick gut. Er bedeutet: Warum hast du uns das angetan, Idiot, es war so schön ruhig hier!

Was ist passiert? Was kann so dramatisch sein, dass es einen vierzig Kilogramm schweren, siebenundsechzig Zentimeter hohen Schäferhundpumakängurumischling von altem Krawall-Adel, dessen Unbotmäßigkeiten mittlerweile ein ganzes Buch füllen, aus den Latschen haut?

Ganz einfach:

Charlton Heston ist passiert.

Wer mit einem Hund glücklich ist, will früher oder später einen zweiten. Das ist so sicher, wie Blutwurst schmeckt und Pansen stinkt. Infiziert der Zweithundvirus einen Zweibeiner, muss mit einer sechswöchigen Inkubationszeit gerechnet werden, in der der Mensch ein bisschen in sich geht, an seiner Führungskompetenz zweifelt und überlegt, ob er wohl zwei Hunde gebacken kriegt. Nach sechs Wochen ist er zu dem Entschluss gekommen, dass die Aufnahme eines Zweithundes in die Familie aus siebenundzwanzig sehr guten Gründen vollkommen ausgeschlossen ist. Daraufhin bricht die Krankheit schlagartig aus, und der Mensch klappert der Reihe nach alle umliegenden Tierheime ab.

Tierheimkandidaten haben einen ganz entscheidenden Vorteil. Wenn ein Tierheimhund Unfug macht, kann man immer und überall seufzend und achselzuckend darauf verweisen, dass Hundi eine schwere Kindheit hatte, man für seine Dispositionen üüüberhaupt nichts könne, aber selbstverständlich daran arbeite, obwohl man leiderleider niemals die Erfolge erzielen werde, die man erzielt hätte, wäre er schon als Welpe bei einem gewesen.

Wenn hingegen eine Hündin wie Luna, die man vom Welpenalter an großgezogen hat, Erziehungsmängel aufweist, helfen keine Ausreden. Das hat man alles selbst verbockt!

Auf einer unserer Touren durch die Tierheime rund ums Neandertal verknallt sich Luna Hals über Kopf in einen zwölf Monate alten Schwerstrüpel, der je zur Hälfte aus Nase und Flummi besteht. Halbwegs Fachkundige würden von einem Mix aus kleinem Jagdhund und noch kleinerem Terrier sprechen und sich anschließend fragen, welcher Wahnsinnige denn solche Rassen verpaart.

Ausgerechnet in so einen!

Jagdtrieb, Hyperaktivität, Pubertät. Jedes Merkmal für sich ist Garant für eine Katastrophe. Alle drei zusammen in Verbindung mit massiven Erziehungsdefiziten sind der Super-GAU. Das Einzige, was der muntere Knabe halbwegs beherrscht: Er hört auf seinen albernen Namen. Den hat er vom Verpaarer bekommen, weil er am 11. September 2009 geboren wurde, zwei Tage nachdem ein beliebter Kinderfilm in den Kinos angelaufen war.

Seitdem kommt er angaloppiert, sobald er den weiblich klingenden Namen des männlichen Hauptdarstellers hört. Die nähere Umgebung reagiert jedes Mal mit Verblüffung, erwartet sie doch die primären Geschlechtsmerkmale einer Dame und nicht einen wippenden Pillermann. Ich muss aber dankbar sein. Angesichts der Kinostarts jenes Herbstes hätte es durchaus schlimmer kommen können. Er hätte auch Pelham 123heißen können. Oder Wüstenblume. Oder Päpstin.

Wenigstens lässt sein Kampfname keine Fehlinterpretation zu: Charlton Heston. Sobald ich mit einer Beißwurst winke, schnappt er zu, zwackelt sich fest und lässt nicht mehr los. Wenn ich ihn daran hochziehe, ihn wie ein Handtäschchen über die Wiese schlenkere und ganz, ganz leise bin, kann ich ihn begeistert knurren hören:

»Du willst diese Wurst, Mann? Nur aus meinen kalten, toten Pfoten.«

Und so kommt es, wie es kommen muss. Während ich Herrn Heston eines Tages aus Nachbars Garten trage, wo er von einer renitenten Martinsgans vermöbelt wurde, die sich von ihm nicht rupfen lassen wollte; während mir von dem Gezeter noch die Ohren klingeln und der Meister sich vergnügt die eingedellte Schnauze leckt; während ich dem aufgebrachten Nachbarn meine beste Flasche toskanischen Roten verspreche und Luna mir gereizte Blicke zuwirft; während alldem denke ich im Stillen:

»Na warte, du Saubär. Das schreibe ich alles auf. Und ich fange ganz vorne an und lasse nichts aus. Und jedes Wort ist wahr, wahr, wahr!«

Erkrath, im Februar 2013

Die Kapitel-Häppchen

Wie es zu diesem Buch kam

Das Zweithund-Syndrom

Frau Dr. Jekyll und Mrs. Hyde

Das zentnerschwere Küken

Die Terrakottakrieger

Das Kandidaten-Chaos

Beagle im Schäferhundpelz

Hundegulasch in Sakon Nakhon

W wie Wildsau

Der Schnuffelwuffel-Krieg

Chez Lune

Das Sachenmopserle

Sonnenschein mit vier Buchstaben

Das Doppel-Pack

Blödarschkuh!

Killerhunde im Blutrausch

Entscheidung auf dem Pommes-Acker

Die Schul-Schwänzler

Sind wir nicht alle ein bisschen Krause?

Ein Pils für den jungen Mann

Bloody Wurstfinger

Der Urlaubs-Unfug

Harte Knochen auf hoher See

Gassi provençale

Wilde Wutz auf Lesereise

Die Ogottogott-Überraschungen

Der Neunhundertachtzig-Euro-Hammer

Merkwürden auf dem Weg zur Heiligkeit

Schreckschrauben haut man nicht

Die Schmuse-Backen

Weltmeister im Anwanzen

Knallfrösche in liebevolle Hände abzugeben

Grappa für den Panikheinz

Wie es nach diesem Buch weitergehen wird

Das Zweithund-Syndrom

»Ein zweiter Hund???

Nur über meine Leiche!«

»Wie jetzt?

Soll der über dich hopsen, oder was?«

Frau Dr. Jekyll und Mrs. Hyde

»Und? Wie war die Hunderunde?«, fragt Stella, als ich mich in den Gartenstuhl sinken lasse und Luna um meine Frau herum zum Steintrog trottet, um eine Portion moosiges, abgestandenes Brackwasser zu schlürfen.

»Keine besonderen Vorkommnisse«, schwindle ich.

Luna legt sich zufrieden brummend auf den Rasen, macht die Augen zu und sieht verdächtig danach aus, als ließe sie sich gerade besondere Vorkommnisse durch den Kopf gehen.

Zwei Stunden vorher. Auf einmal ist es totenstill im Wald. Das Laub raschelt nicht mehr. Die Kette meines Fahrrads dreht sich lautlos. Der Sattel hört auf zu quietschen. Die Vögel verstummen. Die Blätter stellen das Fallen ein. Die neben mir auf den Waldboden trommelnden Pfoten meiner Hündin Luna sind nicht mehr zu hören. Es ist, als hätte eine göttliche Hand von oben in den Hildener Stadtwald gegriffen und den Geräuschpegel auf null gedreht.

Muss der Kriegsgott gewesen sein!

Luna verlangsamt ihre Bewegungen und beginnt, neben dem Fahrrad den Puma zu geben. Tiefgelegt wie ein Sportwagen und von der Nasen- bis zur Schwanzspitze steif wie ein Brett stiert sie in den frühmorgendlichen Dunst. Ihr Blick fixiert, einem Laser gleich, einen Punkt in hundert Metern Entfernung. In ihrem Nacken stehen die Haare senkrecht zu Berge. Die Muskeln an ihren Hinterläufen treten hervor. Die Nase legt sich in Falten, die Lefzen fahren hoch und erlauben freie Sicht auf blutrotes Zahnfleisch und schneeweiße Hauer.

Ein Donnergrollen bahnt sich den Weg aus den tiefsten Tiefen der Hündinnenbrust, dort, wo die schwarze, finstere Seele haust, hinaus in den Wald und hinauf in die Wipfel. Igel beben. Tannennadeln erzittern. Das Moos duckt sich. Die Wühlmaus erstarrt. Ohnmächtig fällt ein Käuzchen vom Baum.

Was ist geschehen?

Nichts Besonderes.

Ein zweiter Hund hat Deutschland betreten.

Und zwar der Airdale Terrier von Herrn Lohse mit seinem Bällchen.

»Morgen!«, grüßt Herr Lohse aufgeräumt.

»Mohrmpf«, mache ich und versuche vierzig Kilo Krawallmaus unter Kontrolle zu bringen, die sich gerade wutentbrannt auf zwei Beine stellt, um die Schulterhöhe von siebenundsechzig Zentimetern auf beeindruckende einen Meter zweiunddreißig hochzuschrauben.

»Schönen Tag noch und Gruß an die Gattin«, wünscht Herr Lohse, hebt andeutungsweise den Hut und zieht mit Airdale und Bällchen souverän vorbei. Er kennt uns seit sieben Jahren und steht unseren Defiziten bei Frontalbegegnungen freundlich und aufgeschlossen gegenüber.

»Kein Terz im Wald? Oder vor Wolfis grünem Tor?«, fragt Stella.

»Nein«, sage ich und betrachte das schlafende Monster auf dem Rasen. »Gar nicht. Also kaum. Fast nicht. Na gut, irgendwie wie immer. Aber dass sie bei Wolfi ausrastet, ist ja schon Routine. Das zählt quasi nicht mehr.«

Luna gluckst im Schlaf und zuckt. Ihre Hinterläufe schubbern über den Rasen. Sie sieht zufrieden aus. Vermutlich hetzt sie im Traum gerade Herrn Lohse über Stock und Stein.

»Kaffee?«

»Ja, danke. Und in der Baumschule ist dann noch ein Willnurspielen in uns reingerauscht. Mehr war aber wirklich nicht. Wir hatten einen guten Tag.«

»Du solltest den anderen schon von Weitem klarmachen, dass du lieber in Ruhe gelassen werden willst.«

»Ein Halbkrause hat unlängst in einem Hundeforum vorgeschlagen, man solle unterschiedliche Hüte aufsetzen. Roter Hut heißt: Danke, ich und mein Hund wünschen jetzt keinen Hundekontakt. Grüner Hut bedeutet das Gegenteil.«

»Das meint der doch nicht ernst, oder?«

»Das weiß man bei dem nie. Wahrscheinlich hat er auch noch einen rosa Hut dabei. Das wäre dann die Botschaft: Tabletten sind alle, bitte weisen Sie mich umgehend ein. Jedenfalls bin ich froh, dass er nur im Internet praktiziert und nicht im wirklichen Leben.«

Wenn Luna fremden Hunden begegnet, detoniert sie wie ein Atompilz. Ich stehe währenddessen da wie ein Betonpfeiler im Urlaub und gebe ihr Sicherheit. Oder ich verunsichere sie! Wer weiß das schon. Nicht einmal die Fachwelt ist sich darüber im Klaren. Wir haben in den letzten Jahren unzählige Experten und Nichtexperten zu diesem Thema gehört. Erstere im Rahmen professioneller Hundeschulkurse, Letztere bei Besuchen auf Hundewiesen, wo sie herumlungern und jedem Hundehalter ungefragt ihre Meinung aufs Auge drücken. Ich kann mir ihre Namen nicht merken. Ich nenne sie der Einfachheit halber alle Krause. Aus ihrer Richtung kommt eine wahre Springflut krauser Theorien, warum die Krawallmaus so ist, wie sie ist.

Angeblich ist Luna so krawallig, weil sie extrem unsicher, nein, extrem dominant, Blödsinn, extrem ängstlich, ach was, extrem aggressiv ist. Luna flippt nur aus, weil sie keinen Scheff hat, Luna flippt nur aus, weil sie zu viel Scheff hat. Luna zetert, weil ihr die feste Hand fehlt. Luna zetert, weil sie zu hart rangenommen wird.

Ich als Halter bin wahlweise schuld, weil ich ihre Signale richtig interpretiere und falsch reagiere oder weil ich ihre Signale falsch interpretiere und richtig reagiere oder weil ich ihre Signale komplett übersehe und gar nicht reagiere.

Madame mobbt andere, weil sie bald läufig wird, gerade läufig ist, gerade läufig war. Weil sie bald scheinträchtig wird, gerade scheinträchtig ist, gerade scheinträchtig war.

Sie hat zu viel Östrogen. Nein, hat sie nicht. Sie hat zu viel Testosteron.

Der Ochsenziemer ist schuld. Getrockneter Bullenpenis weckt das Raubtier.

Ich unternehme zu viel mit ihr. Ich unternehme zu wenig mit ihr.

Sie ist total überdreht. Sie ist total unausgelastet.

Ich spreche zu viel mit ihr, ich texte sie zu. Ich spreche zu wenig mit ihr, sie weiß nicht, woran sie ist. Ich führe sie zu eng. Ich lasse ihr zu viel Raum. Ich bin viel zu konsequent. Ich lasse zu oft fünf gerade sein.

Es könnte aber auch sein, dass es die Hündin an der Schilddrüse hat. Oder am Kopf. Oder eine versteckte Epilepsie. Oder dass überhaupt viel zu viel nervöser Schäferhund im Genpool steckt. Dass sie unter impulsverstärkendem Serotonin-Mangel leidet, weil sie nicht mit Pferd biogebarft wird.

Dass die Sonne scheint und Stress macht. Dass der Regen prasselt und Stress macht. Dass das ganze Leben Stress macht, egal, was für Wetter gerade herrscht.

»Es liegt eindeutig daran, dass sie zu früh kastriert wurde«, sagt Krause dreihundertfünfundfünfzig.

»Es liegt eindeutig daran, dass sie zu spät kastriert wurde«, meint Krause dreihundertsechsundfünfzig.

»Sie ist überhaupt nicht kastriert worden«, sage ich.

»Das sagt alles«, so Krause dreihundertsiebenundfünfzig.

»Im Grunde ist es wurscht, welcher Krause nun welche Theorie vertritt«, sage ich und schaufle mir Sahne auf meinen Pflaumenkuchen. »In einem haben sie alle recht: Lunas Benehmen anderen Hunden gegenüber ist unter aller Sau.«

»Das wäre so«, sagt Stella, »als radelten wir durchs Neandertal und hauten jedem Spaziergänger im Vorbeifahren kommentarlos eine rein.«

»Nachdem die freundlich Grüß Gott gesagt haben«, sage ich.

»Das ist ja auch eine unglaubliche Provokation«, sagt Stella.

»Wo wir doch gar nicht katholisch sind.«

Meine Kuchengabel kratzt über den Teller. Luna wird wach. Zumindest ihr rechtes Ohr. Es stellt sich interessiert auf und fängt verlockenden Schall ein. Wo Besteck über Porzellan kratzt, könnte etwas zu holen sein.

»Dieser Hund ist im Wald eine Katastrophe«, sagt Stella. »Und im Haus ein Traum.«

»Drinnen Frau Dr. Jekyll und draußen Mrs. Hyde«, sage ich und ignoriere tapfer den bettelnden Bumskopf auf meinem Oberschenkel, der der unerschütterlichen Ansicht ist, es müsse auf der Stelle Sahne in ihn hineingestopft werden.

Gelegentlich kommt mir im Haus eine abgrundtief seufzende Luna entgegen. Sie trägt gelbe Shorts, ein rosa T-Shirt und ein knallrotes Kopftuch. Letzteres ist so fest um die Schlappohren gewickelt, dass die Sonnenbrille – Typ Porno, goldener Rahmen, violette Tönung – tadellos auf der Nase hält und dem Hund erst nach fünf Stufen aus dem Gesicht fällt.

Sie sieht mich mit herzerweichendem Blick an, und ich frage mich, wie lange dieser sozial angeblich völlig inkompetente, als brandgefährlich verschriene Schäferhundmischling wieder im Kinderzimmer stillgehalten hat. Meist wird Luna von unseren beiden Töchtern mit einem unwiderstehlich duftenden Stück Fleischwurst ins Zimmer gelockt. Kaum ist sie drin, knallt die Tür zu, und der Koffer mit den Faschingsklamotten geht auf. Marie, unsere Jüngste, und Lotta, ihre ältere Schwester, leisten als Outfitberater ganze Arbeit. Luna hält still und lässt die Verkleidungsarie ergeben über sich ergehen.

Und nicht nur die!

Luna lässt sich von jedem in der Familie den Napf unter der Schnauze wegnehmen. Wir dürfen ihre Wurst mopsen und am Ochsenziemer ziehen. Die Kinder betrachten sie zu gleichen Teilen als Kopfkissen und als gute Freundin, bei der man sich ausheulen kann. Meckerfrei lässt sie sich einmal im Jahr zu Weihnachten shampoonieren und frisieren. Sie belästigt unsere Gäste nicht, weder die bekannten noch die unbekannten, und beherrscht sämtliche albernen Kommandos wie zum Beispiel Rolle, Peng, Winkewinke und Spüli aus dem Effeff.

Der Unterschied zwischen drinnen und draußen ist derart verblüffend, dass ich in regelmäßigen Abständen Schizophrenie beim Hund googele, was mich aber auch nicht schlauer macht. Ab und an werde ich von Leuten gefragt, warum ich Luna nicht abgebe. Man könne ja nun wirklich nicht von Lebensbereicherung sprechen, wenn einen der eigene Hund am Strick erst vom Fahrrad und dann durch die Böschung zieht – wegen einer Lappalie!

Ich pflege mir dann den Dreck von den Hosen zu klopfen und freundlich zu antworten: »Erstens ist ein Eichhörnchen keine Lappalie, und zweitens liebe ich diesen Hund! Und zwar jeden aufgebrachten Millimeter.«

Seit ich Luna kenne, habe ich eine hohe Achtung vor allen Hunden, die ihren eigenen Kopf behalten haben, ihr eigenes Herz und ihren eigenen Willen. Genauso hoch ist mein Respekt vor den Menschen, die ihr Leben mit diesen besonderen Geschöpfen teilen. Was uns mit unseren Hunden verbindet, ist seelentief. Wir erleben Momente höchsten Glücks und tiefster Enttäuschung, beides so intensiv, dass wir manchmal glauben, die Luft brennt. Es ist nicht bloß zusammen leben. Es ist zusammen lebendig sein.

Aufmüpfige Hunde sind Hunde, die dir in guten wie in schlechten Zeiten ganz nah sind. Sie kämpfen und sie streiten mit dir! Du musst dich mit ihnen wirklich versöhnen! Bestechen lassen sie sich nicht. Sie sehen dich an und sagen NEIN. Sie stampfen auf. Sie fügen sich vielleicht, aber eigentlich nur, wenn sie müde sind. Sie zwinkern dir zu. Sie teilen deine Ängste und deine Zuversicht. Sie lassen dich staunen und lachen, wieder und wieder. Es sind Hunde, die sich ganz schnell aus der Ruhe bringen lassen und trotzdem deinen Herzschlag annehmen, sobald sie neben dir liegen.

Marie kommt in den Garten und legt sich zu Luna auf die Wiese.

»Ist das da Sahne auf Lunas Nase?«, fragt sie.

»Das könnte sein«, sage ich.

»Der Hund wird nicht am Tisch gefüttert«, sagt Marie.

»Wird er auch nicht«, sage ich.

»Warum ist dann Sahne drauf?«

»Das war nicht Füttern. Das war ein neues Kommando.«

»Welches?«

»Spüli!«, sage ich. »Wenn man Spüli sagt, muss sie den Teller abschlecken. Ob sie will oder nicht. Da bin ich konsequent.«

»Als ob die jemals nicht will«, sagt Stella und bewirft mich mit Gras.

»Luna ist langweilig«, sagt Marie und krault Luna hinter dem Ohr. »Die liegt den ganzen Tag nur rum.«

»Das tun Hunde eben«, sage ich. »Die sind nicht unglücklich deswegen. Außerdem waren wir gerade spazieren.«

»Ja, aber jetzt seid ihr wieder da, und Luna liegt rum. So ganz ohne Lesen, Radiohören oder Filmegucken. Nur abhängen, das ist doch nix. Die braucht doch auch Gesellschaft.«

»Hat sie doch. Du bist ja da. Und Lotta. Und euer Bruder.«

»Das ist nicht dasselbe«, sagt Marie. »Ich finde, wir brauchen einen zweiten Hund.«

Vor meinem geistigen Auge ziehen Bilder von einem Hundegespann vorbei, das außer Rand und Band durch die Bude tobt, gemeinsam den Garten umgräbt und sich draußen beim Kollegenmobbing gegenseitig anfeuert.

»Ein zweiter Hund???«, schnappe ich. »Nur über meine Leiche!«

»Wie jetzt? Soll der über dich hopsen oder was?«

Das zentnerschwere Küken

Sandy heißt man, wenn man in Florida wohnt und im Coral Key Park mit seinem Delfinkumpel um die Wette schwimmt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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