Herz 2.0 - Thilo Städtler - E-Book

Herz 2.0 E-Book

Thilo Städtler

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Beschreibung

Einen Herzinfarkt zu erleben ist ein prägendes Ereignis. Wer einen Herzinfarkt überlebt hat, macht sich ernsthafte Gedanken und fragt sich, warum gerade ich? Was ist da passiert mit mir und warum? Gibt es ein Leben nach dem Herzinfarkt? Verunsicherung und Angst macht sich breit. Angst davor, einen weiteren Infarkt zu erleiden, Angst vor der Zukunft. Der Autor beschreibt den selbst erlebten Herzinfarkt von Beginn an und schildert seinen Weg zurück ins normale Leben. Vielen Informationen rund um das Herz, den Herzinfarkt und vor allem die Risikofaktoren für einen Infarkt werden im Buch ausführlich beschrieben. Die Themen Familie und Psyche stehen genauso im Mittelpunkt wie verschiedene Entspannungstechniken bis hier zur Vorsorge. Auf viele Fragen gibt es Antworten und Ratschläge. Ratschläge, die dem Infarktpatienten aber auch den Menschen, die mit den beschriebenen Risiken zu kämpfen haben, Mut machen sollen, wirklich im Leben etwas zu ändern. Es lohnt sich, gesund zu leben. Und nein, nicht irgendwann damit beginnen, sondern jetzt. Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Und ja, es gibt ein lebenswertes Leben nach dem Herzinfarkt.

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2024

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THILO STÄDTLER

HERZ 2.0

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

DER TAG X

ERSTE HILFE

NOTRUFE

VORBOTEN HERZINFARKT

DER HERZINFARKT

IM KRANKENHAUS

DIE REHABILITATION (REHA)

PSYCHE UND FAMILIE

DAS HERZ

DIE RISIKOFAKTOREN

RISIKORFAKTOR STRESS

RISIKORFAKTOR RAUCHEN

RISIKORFAKTOR ALKOHOL

RISIKORFAKTOR CHOLESTERIN

RISIKORFAKTOR BLUTCHOCHDRUCK

RISIKORFAKTOR ÜBERGEWICHT

RISIKORFAKTOR BEWEGUNGSMANGEL

RISIKORFAKTOR FALSCHE ERNÄHRUNG

MEDIKAMENTE

ENTSPANNUNG

WORK-LIFE-BALANCE

PATIENTENVERFÜGUNG

VORSORGEVOLLMACHT

QUELLENVERZEICHNIS

SCHLUSSWORT

URHEBERRECHT

DISCLAIMER

HAFTUNG FÜR LINKS

IMPRESSUNG

VORWORT

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt ein Leben nach dem Herzinfarkt – mit ein paar Regeln, Einschränkungen und für den einen oder anderen wahrscheinlich mit neuen Gewohnheiten – aber: Ja, es gibt ein Leben nach einem Herzinfarkt.

Zunächst möchte ich mich dir aber kurz vorstellen:

Mein Name ist Thilo Städtler, ich bin 1964 in Halle an der Saale geboren und wohne und lebe seit über 20 Jahren in der Schweiz. Ich bin zum zweiten Mal verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder.

Sorry, wenn ich dich als Leser dieses Buches gleich mit du anspreche. Als Patient eines Herzinfarktes, so wie ich es war (und eigentlich auch immer noch bin), sind wir ja sozusagen gleichermassen "Leidensgenossen", zumindest im Geiste.

Für alle anderen interessierten Leser dieses Buches, welche glücklicherweise noch keinen Infarkt hatten (und hoffentlich auch keinen bekommen!) gehe ich davon aus, dass die gewählte Anrede auch so ok ist. Vielen Dank für euer Verständnis.

Der zweite wichtige Hinweis: ich verwende in meinem Buch meist die männliche Ausdrucksweise für Personen, Personengruppen oder Berufsgruppen. Ich habe weder die Endung «-Innen» oder ein «*» im Buch integriert. Die Verwendung der männlichen Ausdrucksform gilt gleichermassen für alle Geschlechter und wurde rein aus optischen Gründen nicht im Buch angewendet. Auch hierfür vielen Dank für das Verständnis.

Zurück zu meiner Person: meine Kindheit und meine Jugend habe ich in Halle/Saale in der ehemaligen DDR verbracht. In der Nähe von Dresden habe ich mein Fachhochschulstudium in der Fachrichtung «Stahlbau» absolviert und kurz nach dem Mauerfall erfolgreich abgeschlossen. Mit der Wende hat sich das Leben schlagartig geändert, alle war plötzlich anders, alles neu und vor allem ungewohnt. Kurzum, mit meinem frischen Abschluss als Stahlbauingenieur bin ich dann ohne meine Familie auf Reisen gegangen und habe zuerst in Berlin, dann in München, Köln und Dormagen Jobs gefunden, welche zum einen zu meinem Studium gepasst haben und zum anderen unheimlich viel Spass gemacht haben. Ich war also mein ganzes Leben lang der Baubranche treu – zunächst nur im Stahlbau, später auch im Industrie- und Wohnungsbau. Bis heute bin ich als Projektleiter in einem Baumanagementbüro in der Schweiz tätig und realisiere viele schöne, spannende, aber auch sehr anspruchsvolle Bauwerke im Hochbau.

Ich habe in meinem Leben immer gern und viel geschrieben, habe aber nie den Mut gehabt, irgendetwas zu veröffentlichen. So entsteht heute mit dem «Herz 2.0» mein erstes Buch, in diesem Fall als Sachbuch über meine Erlebnisse und Erfahrungen mit meinem Herzinfarkt.

Ein Herzinfarkt ist ein sehr einschneidendes Erlebnis im Leben eines jeden Menschen. Ein Infarkt änderte Vieles. 

Da geht einem vieles durch den Kopf, eine ganze Menge Fragen tauchen auf, die du dir wahrscheinlich früher nicht gestellt hast. Du fragst dich:  Warum gerade ich? Was ist schiefgelaufen? Ich habe doch einigermassen gesund gelebt? Habe ich das wirklich? Was ist da gerade mit und in meinem Körper passiert? Hätte ich es vermeiden können?

Wenn du dann so einige Tage im Krankenhaus liegst, hast du viel Zeit zum Nachdenken und um dir all diese Fragen zu stellen. Und du versuchst Antworten zu finden. So war es zumindest bei mir.

Ich war sehr viel am Handy (das war das Einzigste, was mir damals erlaubt wurde) und habe auf verschiedenen Internetseiten versucht herauszufinden, was gerade passiert war.

Auf der einen Seite liest du, dass es 8 Faktoren gibt, welche einen Herzinfarkt hervorrufen können, auf einer nächsten Seite liest du dann über die Ernährung, dann musst du weiter klicken, um dich über die sportlichen Aktivitäten oder über dein Gewicht zu informieren und, und, und …

Irgendwann weisst du dann nicht mehr, was auf der ersten Seite gestanden ist, welche du aufgerufen hast.

Das hat mich dazu inspiriert, an dieser Situation etwas zu ändern, sozusagen das nützliche mit dem angenehmen zu verbinden: Also alle, oder möglichst viele Fragen, die den Herzinfarkt-Patienten bewegen, in einem Buch zusammenzufassen und verständlich zu beantworten und zum anderen: ja, mein erstes Buch zu schreiben.

Ich möchte eine weitere Gruppe mit meinem Buch ansprechen: Alle Menschen, die in irgendeiner Art und Weise mit den Risikofaktoren zu kämpfen habe und nicht wissen, wie damit umgehen. Ich möchte jeden ermutigen, etwas für seine Gesundheit zu tun in dem Wissen, das es funktioniert und das es guttut.

Ich wünsche viel Spass beim Lesen und viel Erfolg bei der Umsetzung.

PS: Obwohl der gleiche Duden in vielen Ländern Anwendung findet, ist die Schreibweise in der Schweiz etwas anders als in den anderen deutschsprachigen Ländern. Man gewöhnt sich aber sehr schnell daran.

DER TAG X

Es regnet an diesem Sonntagvormittag, aber wirklich kalt ist es nicht. Wir schreiben den 7. Januar 2024 und heute ist wirklich kein Wetter, um auf die Strasse zugehen. Aber schliesslich haben wir mit den Kindern und Enkelkindern abgemacht, noch die Weihnachtsgeschenke vom letzten Jahr zu überreichen.

Über die Weihnachtstage haben meine Ehefrau und ich uns ein paar Tage im Wellness gegönnt, über Silvester waren die Kinder auf Reisen. So ist heute der erste Tag im neuen Jahr, wo wir beide ein wenig Zeit gefunden haben, uns auf einen Kaffee zu treffen.

Wir haben es nicht allzu weit; von Tür zu Tür sind es keine Viertelstunde Fussweg, den wir zurücklegen müssen. Mit Schirm und Regenjacke ausgestattet machen wir uns auf den Weg. Die Geschenke haben wir auch eingepackt. Eine Abkürzung führt uns über eine kleine Treppe auf einen eher privat angelegten Weg zu unserem Ziel.

Oben an der Treppe angekommen, merke ich, wie mir plötzlich schwindlig wird und mein Kreislauf nicht mehr mitmacht.

«Das kann ja nicht sein», denke ich bei mir, «dass ich nach dem kurzen Stück Treppe jetzt schlapp mache».

Wir sind gerade erst gut erholt und ausgeruht aus den Ferien zurückgekommen. Mittlerweile ist auch meine Frau stehengeblieben.

«Was ist mit dir, Du bist kreidebleich im Gesicht?»

fragt sie mich.

«Ich weiss nicht, mir ist kotzübel.»

antworte ich ihr nur knapp. Mittlerweile war ich bei einem nur wenige Meter entfernten Treppengeländer angekommen, wo ich mich abstützen konnte. Ich hatte jetzt das Gefühl, dass mein linker Arm beginnt zu kribbeln, so wie eingeschlafen, aber mit leichten Schmerzen im Arm. Auch das Schwindelgefühl wurde immer stärker, es wurde mir schwarz vor den Augen. Mir war kalt und gleichzeitig spürte ich den Schweiss auf meiner Stirn.

«Setz dich bitte hin, bevor du mir umkippst, ich kann dich nicht halten.» bat mich meine Frau.

«Ich rufe die Kinder an, damit sich uns mit dem Auto abholen können».

Im Unterbewusstsein habe ich mitbekommen, dass meine Frau begonnen hat, zu telefonieren. Mittlerweile habe ich auch festgestellt, dass das Geländer, an dem ich mich schon eine Weile festhielt, zu einer Kellertreppe eines Hauses gehörte. Ich habe mich auf die erste Stufe gesetzt und beim Hinsetzen schlagartig einen heftigen Stich in der linken Brust verspürt. Instinktiv ging automatisch meine Hand an den Brustkorb. Die Schmerzen wurden immer stärker. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Meine Frau hat auch sofort bemerkt, dass ich meine Hand auf der Brust liegen habe und wahrscheinlich vor Schmerzen das Gesicht verzogen habe. Es war alles so surreal. In so einer Situation verlierst du jedes Zeitgefühl und nimmst das, was um dich herum passiert, nicht wirklich wahr. Du hast das Gefühl, alles ist so schemenhaft und läuft eigentlich an dir vorbei. Oder sind das schon die Momente, an denen du dem Tod näher bist als dem Leben?

Plötzlich steht eine fremde Frau vor mir mit einem Glas Wasser in der Hand und reicht es mir. Ich trinke ein paar Schlucke und gebe ihr das Glas zurück. Ich weiss nicht einmal mehr, ob ich mich bedankt habe. Es war eine Anwohnerin der angrenzenden Häuser, die meine Situation vom Fenster aus beobachtet hat und helfen wollte. Das war mir aber zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, ich habe es erst später erfahren und realisiert.

Ich sass immer noch auf der nassen Kellertreppe und es regnete noch immer. All das ist dir in so einer Situation sowas von egal, du bekommst es gar nicht wirklich mit. Ich weiss nicht, wie lange Zeit vergangen ist, bis ich das Auto von meinem Schwiegersohn gesehen habe, als es auf diesem schmalen Weg, der eigentlich ein Fussweg ist, angefahren kam.

An meinem Zustand hatte sich nichts verändert, im Gegenteil, die Schmerzen wurden stärker und ich war immer wieder nah dran, ohnmächtig zu werden. Das ist aber zu keinem Zeitpunkt geschehen. Ich war immer bei Bewusstsein und habe dennoch die Welt um mich herum nicht wirklich wahrgenommen.

Im Hintergrund wurde telefoniert, der Notarzt wurde angerufen, aber irgendetwas stimmte nicht. Der Notarzt konnte oder wollte nicht kommen, weil wir den Standort nicht angeben konnten. Niemand wusste genau, wo wir uns befinden und die Leitstelle wollte exakt die Strasse und Hausnummer wissen, sonst kommen sie nicht. So war es auch. Sie kamen nicht. Auch der Hinweis und die Bitte, das Handy zu orten, war nicht möglich.

Dagegen spricht wohl irgendein Datenschutzgesetz, wie ich ebenfalls später leidlich erfahren musste. In diesem Moment ist jeder Beteiligte überfordert, man funktioniert nur noch.

Auch wenn es ausdrücklich empfohlen wird, es nicht zu tun, haben wir es trotzdem getan. Wir sind mit dem privaten Auto in das ca. 8 km entfernte Krankenhaus zur Notaufnahme gefahren, um professionelle Hilfe zu bekommen.

Ich habe hier im Buch die Themen «Erste Hilfe» und «Notrufe» ausführlich beschrieben, um dir eine Hilfestellung für solche Situationen zu geben. Ich weiss, im Notfall handelt man instinktiv und denkt nicht an das gelesene aus einem Buch. Wenn man aber versucht, sich die Wichtigsten Punkte und Abläufe bei Notfallsituationen einzuprägen, werden die Ersten Hilfe Schritte auch bewusster ausgeführt.

Irgendwie habe ich es geschafft, ins Auto zu steigen. Die Schmerzen im linken Arm und in der Brust waren mittlerweile unerträglich geworden und die Übelkeit hat sich im Auto noch verstärkt, wahrscheinlich auch von der Autofahrt.

Komischerweise hatte ich im Auto nur einen Gedanken, der mich bis in die Notaufnahme beschäftigt hat:

«Ich darf das Auto jetzt nicht vollkotzen».

Nach einer gefühlten kurzen Fahrt (was mir sagt, dass wir sehr schnell gefahren sein müssen) sind wir im Notfall angekommen. Meine Frau hat auf der Autofahrt die Notfallstation telefonisch informiert. Ein Pfleger mit einem Rollstuhl stand schon bereit, mich vom Auto abzuholen und in die Notaufnahme zu bringen. Auf dem Weg dorthin, und dieses kleine Ereignis hat sich sehr bei mir und meiner Frau gut eingeprägt, auf dem Weg zu Behandlung sind wir an der Anmeldung des Notfalls vorbeigefahren. Die Dame hinter dem Tresen fragte mich ernsthaft nach meiner Versichertenkarte!

Das möchte ich gern hier unkommentiert stehen lassen. Ich überlasse es dir, das zu bewerten.

Meine Frau hat das administrative, wohl ziemlich aufgebracht über diese Frage, geregelt.

Bevor ich mich auf die Pritsche gelegt habe, musste ich mich komplett, bis auf die Unterhose, ausziehen. Meine Frau, die mittlerweile auch in diesem engen Behandlungsabteil in der Notfallstation war und eine Schwester haben mir dabei geholfen.

Irgendwann lag ich auf der Pritsche und sofort hatten ganz viele Hände etwas an mir zu tun. Trotz meiner Schmerzen habe ich alles mitbekommen, aber erst im Nachhinein wirklich realisiert, was da alles mit mir gemacht wurde. Ich denke, es waren 6 bis 8 Ärzte, Schwestern und Pfleger um mich herum und es ging, so möchte ich es einmal ausdrücken, sehr militärisch zu. Jeder hat sehr exakte Anweisungen erhalten, welche nach der Erledigung dann auch als erledigt zurückgemeldet wurden.

Fast gleichzeitig hat man mir an jeder Hand einen sogenannten Zugang gelegt, auch Peripherer Venenkatheter genannt, am linken Oberarm wurde der Blutdruck gemessen, am rechten Mittelfinger die Sauerstoffsättigung des Blutes. Eine weitere Person hat mir auf dem Oberkörper, auf dem Oberarm und auf dem Oberschenkel Elektroden aufgeklebt, um den Herzrhythmus kontrollieren zu können. Es wurde ein EKG geschrieben.

Nachdem die Zugänge auf dem Handrücken fertiggestellt waren, wurde mir Blut abgenommen und anschliessend Medikamente darüber verabreicht. Ich denke, das waren in erster Linie Schmerzmittel und Blutverdünner.

Ich habe versucht, mich auf irgendetwas zu konzentrieren, was mir aber nicht wirklich gelang. Das Stimmengewirr rings um mein Bett war zu gewaltig, um dort etwas herauszufiltern. Neue Anweisungen wurden gegeben, ständig wurden meine Messwerte der mittlerweile angeschlossenen Geräte aufgerufen. Eines habe ich aber deutlich verstanden: der Patient hat einen akuten Hinterwandinfarkt.

Wenn ich heute daran zurückdenke, ist das, was das Personal geleistet hat, eine absolute Höchstleistung. Alles ist sehr hochprofessionell organisiert gewesen. Was mich zudem sehr beeindruckt hat, war die ausgestrahlte Ruhe aller Beteiligten, mich bestmöglich zu versorgen.

Etwas später, offensichtlich, nachdem ich mich ein wenig stabilisiert hatte, wurde mir mitgeteilt, dass die weitere Behandlung in diesem Krankenhaus nicht möglich sei.

Die kardiologische Abteilung sei am Wochenende nicht besetzt. Wenn du dich an den Anfang dieses Kapitels erinnerst, mein Herzinfarkt fand, du erinnerst dich an den Anfang vom Kapitel, an einem Sonntag statt.

Es kamen weitere Personen an mein Bett, die sich als Mitarbeiter vom Krankentransport vorstellten. Man möge mir verzeihen, wenn ich mich nicht mehr an die Namen erinnere.

«Wir bereiten Sie jetzt vor für den Transport in die Stadt» sagte die nette Dame und begann zugleich, die inzwischen zahlreichen an mir platzierten Schläuche und Drähte neu zu sortieren. Viel konnte ich dabei nicht sehen, da ich noch immer flach liegend gegen die Decke der Notaufnahme geschaut habe.

«Wir werden Sie nun auf unsere Transportliege legen. Bitte bleiben Sie ruhig und möglichst nicht bewegen. Sie müssen nichts tun, das Übernehmen alles wir.»

waren ihre freundlichen, aber bestimmten Anweisungen.

«Ich brauche hier ein paar Helfer zum Umbetten.»

rief sie in den Raum und ich schwebte, getragen von mehreren Händen, auf dem Bettlaken von der einen Liege zu anderen.

Jetzt begann man mich auf der neuen Liege transportfertig zu machen. Ich wurde angeschnallt und nach draussen zum Krankenwagen gerollt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass diese Liege sehr schmal und unbequem war. Ich hatte immer das Gefühl, herunterzufallen. Ich habe die Ärztin dann gefragt, ob man meinen Kopf nicht etwas höher legen könnte.

«Nein, leider nicht», antwortete sie, «wenn sie ohnmächtig werden oder schlimmstenfalls einen Herzstillstand erleiden, müssen wir darauf vorbereitet sein, Sie auch intubieren zu können. Die Fahrt dauert nicht lange».

Das war auch so. Während der ganzen Fahrt war ich durch die Monitore im Krankenwagen voll überwacht. Die Ärztin sass neben mir und hat mit mir gesprochen. Ich konnte sie nicht sehen, weil mein Kopf fixiert war und so hatte ich nur den Blick durch das Dachfenster des Rettungswagens in den immer noch wolkenverhangenen grauen Himmel. Ab und zu, wenn wir durch eine Brücke oder einen Tunnel gefahren sind, konnte ich das Blaulicht sehen. Meine Frau durfte bei der Fahrerin vorne sitzen und mitfahren.

Meine anfänglichen Schmerzen im Arm und in der Brust waren immer noch heftig, aber mittlerweile erträglicher geworden. Ich schätze, dass mir in der Zwischenzeit eine ganze Menge Schmerzmittel gespritzt worden sind.

ERSTE HILFE

Wir erinnern uns sicher noch alle mehr oder weniger an unseren erste Hilfe Kurs bei der Fahrschule. Ich eher weniger, weil es nun doch schon eine ganze Weile her ist, seit ich den Führerschein bestanden habe. Einen Kurs zur Auffrischung habe ich, das muss ich zu meiner Schande gestehen, leider nie mehr gemacht.

Bei einem Herzinfarkt und natürlich auch bei allen anderen akuten lebensbedrohlichen Situationen ist die Zeit entscheidend, bis der Patient professionelle Hilfe bekommt.

Jede Sekunde zählt!

Zuallererst: den Rettungsdienst alarmieren!

Warte nicht ab in der Hoffnung, dass es dem Betroffenen vielleicht gleich besser geht. Das gilt auch, wenn du dir nicht sicher bist. Im Zweifel immer den Notdienst anrufen. Und du musst nicht befürchten die Kosten tragen zu müssen, wenn du für jemand anderes einen Rettungswagen rufst oder deine erste Einschätzung nicht richtig war.

Wie du bei einer Alarmierung vorgehst und was du dabei alles beachten musst, lies bitte im Kapitel «Notrufe» nach.

Als zweiten Schritt überprüfe die Lebenszeichen bei der Person. Ist der Patient ansprechbar und bei Bewusstsein, sind Herzschlag und Atmung erkennbar?

Wenn die betroffene Person auf deine Fragen reagiert und ansprechbar ist, sorge für eine bequeme Lagerung. Dabei muss der Oberkörper erhöht sein, um das Herz zu entlasten.

Öffne die Kleidung, nimm gebundene Krawatten und Tücher ab, öffne gegebenenfalls einen sehr engen BH bei einer Frau. Damit wird das Atmen beim Patienten erleichtert.

Öffne in geschlossenen Räumen die Fenster, um genügend Sauerstoff zu haben.

Lass auf keinen Fall den Patienten allein. Beobachte sein Befinden, seine Atmung und das Bewusstsein. Nicht selten kommt es zu einem Herzstillstand und somit sind weitere Erste Hilfe Massnahmen notwendig.

Bei einem Kreislaufstillstand, auch wenn der schon beim ersten Antreffen der Person festgestellt wird, muss unverzüglich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Diese musst du so lange durchführen, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist und die Versorgung des Patienten übernimmt.

In allen Fällen gilt, immer Ruhe zu bewahren. Aufregung und Anstrengung sind unbedingt zu vermeiden. Wirke beruhigend auf den Patienten ein.

Weise Schaulustige weg und schirme den Betroffen so gut es geht von den «Gaffern» ab.

NOTRUFE

Grundsätzlich gilt: Notfallnummern sind für echte Notfälle da.

Wer eine Notrufnummer ohne wirklichen Notfall anruft, muss mit einer Strafe rechnen.

Anrufe, welche unabsichtlich getätigt wurden, also man ist versehentlich auf die Notfalltaste gekommen, sind nicht strafbar, absichtliche Alarmierungen ohne triftigen Grund schon.

Die Notrufnummern sind täglich 24 Stunden erreichbar.

Die Anrufe können per Handy, einem öffentlichen Telefon oder privatem Festnetzanschluss wie auch über Notrufsäulen angewählt werden.

Eine Länder– oder Ortsvorwahl ist nicht notwendig.

Anrufe zu Notrufzentralen sind grundsätzlich immer kostenfrei.