Herzgeschichten für kleine Glücksmomente - Steffen Zöhl - E-Book

Herzgeschichten für kleine Glücksmomente E-Book

Steffen Zöhl

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Beschreibung

Inspirierende Geschichten. In meiner Praxis, durch Freunde und in meinem Leben bekomme ich immer wieder Inspirationen, einzelne Themen in Geschichten umzusetzen. Die Texte regen zum Nachdenken an, da sie sich mit Emotionen wie Glück, Trauer, Ängsten oder der Schönheit des Lebens auseinandersetzen. Viele der kurzen Geschichten sind auch für Kinder gut verständlich und lassen ausreichend Raum, seine eigenen Gedanken dazu zu ent­wickeln. Gisela Rieger (Autorin): Lassen Sie sich verzaubern, von der Welt der Geschichten. In diesem Buch finden Sie viele herzerwärmende Geschichten zu verschiedensten Themen und Lebenssituationen. Steffen Zöhl bringt meisterhaft viele große Weisheiten feinfühlig auf den Punkt. So wirken seine Geschichten wie Balsam für die Seele und sorgen nachhaltig für Momente des Glücks.

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Kleine Geschichten für

 Glücksmomente

Kurzgeschichten zum

Nachdenken und Entspannen

 

 

 

 

Praxis Der ZuhörerSteffen Zöhl

2018

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://www.dnb.de abrufbar.

 

 

 

 

Steffen Zöhl

Herzgeschichten für kleine Glücksmomente

 

© Lehmanns Media • Berlin 2018

Helmholtzstraße 2-9 • 10587 Berlin

www.lehmanns.de

 

Druck und Bindung: docupoint GmbH, Barleben

 

ISBN 978-3-86541-940-8

 

 

 

Über das Buch

Kleine Geschichten zum Nachdenken und sich daran erfreuen.

Bei Problemen, Ängsten und Sorgen im Alltag fehlt einem oft nur ein anderer Blickwinkel. Wir haben gelernt, die Dinge in einer bestimmten Weise zu sehen und zu bewerten. Unsere Gefühls­welt ist eher durch ein bildhaftes, symbolisches oder fantasievolles Erleben gekennzeichnet.

Daher werden gerne Märchen oder Geschichten genutzt, um Menschen zum Nach­denken anzu­regen, ihnen neue Blickwinkel zu ermöglichen und selbst Lösungen finden zu lassen. Denn wer kennt die Aufga­ben­stellung (das „Problem“) besser als der/die Betroffene?

Jede dieser Kurzgeschichten hat ihre eigene „Geschichte“ und darf als Idee, Vorbild oder Anre­gung für andere dienen.

 

Über den Autor

 

Steffen Zöhl, geb. 1975, machte eine Bankausbildung, studierte Betriebswirt­schafts­lehre und arbeitete ca. 20 Jahre in der Vermögens­bera­tung bevor er einem inneren Wunsch folgte.

 

Nach diversen Ausbildungen (Mediation, Hypnose, EMDR, Integrative Psycho­therapie, Heilpraktiker für Psychotherapie) eröffnete er seine „Praxis Der Zuhörer“ in Berlin Charlottenburg.

Mit Humor, Tiefgründigkeit und Empathie widmet er sich schwerpunktmäßig Themen wie Ängsten / Phobien, Stress, Selbstwertgefühlen und Zwischen­mensch­lichem (Paare, Selbstwert, Trauer, Team­coaching).

Neben der therapeutischen Tätigkeit arbeitet er als Coach, Dozent/Trainer (Ausbildungsinstitut), veran­staltet Vorträge, Seminare und Workshops und schreibt therapeutische Kurzgeschichten.

 

 

 

 

„Ich liebe es, Menschen zu motivieren und von sich selbst zu begeistern. Das Vertrauen zwischen meinen Klienten und mir ist in meinen Augen dabei der entscheidendste Erfolgsfaktor.“

(Steffen Zöhl)

 

derzuhoerer-berlin.de

 

 

Das Buch vom Glück

- gewidmet Diana Grabowski -

 

Eine Freundin von mir hatte einmal eine längere Reise durch die Welt - vor allem durch Asien - unternommen. Als sie zurück kam, schien sie mir verändert. Irgendwie war sie ausgeglichener, zufrie­dener und konnte trotz aller Spontaneität und trotz Frohsinns, in sich ruhen.

Etwas auf dieser Reise musste sie glücklicher gemacht haben. Ihr Gesichtsausdruck, ja ihre ganze Körpersprache hatten sich verändert. Und sie trug das Notizbuch stets mit sich, das ich ihr vor der Reise geschenkt hatte - ein dickes Notizbuch, um ihre Eindrücke festzuhalten. Nach ihrer Rückkehr hatte sie sich nochmals herzlich bei mir dafür bedankt. Es hätte ihr Leben verändert. Ich weiß, dass sie anfangs alles für die Reisevorbereitung notiert hatte, um an alle Dinge zu denken. Aber wie könnte das ihr Leben verändert haben? Sie musste während der Reise etwas Besonderes erlebt haben.

Auf das Buch hatte sie geschrieben „Mein Buch vom Glück“. Ich bewunderte sie für ihr neues Leben. Sie schien stets gut gelaunt und positiv. Nach einiger Zeit war meine Neugierde so groß, dass ich sie fragte, was es mit diesem Buch auf sich hatte. Sie hatte wohl bemerkt, wie sehr mich das Geheimnis dieses Buches interessierte. „Nun“, sagte sie und lächelte, „das Buch ist für mich ‘nur’ eine Erinne­rungshilfe, an das, was mich meine Reise gelehrt hat. Nimm es dir und lies es, wenn du magst. Vielleicht gefällt es dir ja.“

Auf den ersten Seiten waren tatsächlich die Noti­zen zu Visa- und Einreisebestimmungen, Dingen, die man auf Reisen braucht und einige Reiseziele, die sie wohl ansteuern wollte.

Plötzlich fiel mir eine Seite ins Auge, auf der selt­same Schriftzeichen oder Symbole standen. Dahin­ter etwas in lateinischen Buchstaben, das ich jedoch nicht verstand. War sie etwa einem okkul­ten Bund beigetreten?

Ich blätterte weiter und es schien sich ein Muster zu ergeben. Offenbar waren es Namen - in ver­schie­denen Sprachen notiert - und dahinter, wie man die Namen ausspricht. Zu jedem dieser Namen gehörte eine Geschichte und jede endete mit einer kleinen Weisheit, die sie für sich mitge­nommen hatte. Oftmals waren es Begegnungen mit Menschen im Alltag, manche fröhlich, einige trau­rig. Auch in Klöstern, Kirchen und Moscheen hatte sie Gesprä­che gefunden.

Auf den letzten Seiten hatte sie das zusammen­getragen, was sie an Wichtigem für sich mitge­nom­men hatte. Es waren nicht so viele Worte, manche Fragen und andere Antworten, und doch veränder­ten diese Worte mein Weltbild.

Als Erstes hatte sie die Frage einer alten Frau notiert, die sie am Anfang ihrer Reise kennenlernte und mit der sie sich wohl lange unterhalten hatte. Diese Geschichte hatte ich gelesen und wusste, wie lange sie zu dieser Frage überlegt hatte.

„Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?“ - Ich. Nur wenn ich mich achte und auf mich achte, kann ich für andere da und mit anderen sein.

Zunächst schien mir diese Antwort egoistisch. Dann aber war sie für mich so klar, liebevoll und wahr.

Da waren so viele Erlebnisse und Geschichten - einige davon habe ich mir für mich notiert:

 

„Ich entscheide in meinem Leben, ob ich glück­lich bin. Die Dinge sind wie sie sind - Taten, Worte, Ereignisse - meine Bewertung davon bestimmt meine Gefühle.“

„Mach alles in deinem Leben in Liebe - in Liebe mit und zu dir und in Liebe zu anderen.“

„Wenn man etwas wirklich will, können Wünsche und Träume wahr werden.“

„Unzufriedenheit beginnt mit dem Vergleichen.“

„In Frieden mit uns selbst und anderen kom­men wir, wenn wir akzeptieren, dass unsere Realität regelmäßig aus Meinungen und Wahr­nehmungen besteht und nicht aus Wahrheiten und Fakten.“

„Kein anderer Mensch macht mich glücklich. Er kann nur Bedürfnisse befriedigen, die ich habe. Emotionen entstehen immer in und aus mir selbst heraus.“

„Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, immer glücklich sein zu wollen, sondern fröh­lich zu sein, wenn es möglich ist, und Tränen zu weinen, wenn wir traurig sind. Jede Emo­tion hat ihren Platz im Leben.“

„Ein Lächeln ist entwaffnender als eine Hand.“

„Mein Leben ist ein Geschenk. Da ich nicht weiß, wie viel Zeit mir bleibt, will ich jeden Moment nutzen, genießen und bestmöglich leben.“

 

Ich verschlang die Geschichten und verstand im­mer mehr, was meine Freundin verändert hatte. Es war fast so, als wäre ich bei ihrer Reise dabei gewe­sen. Drei Jahre später unternahm ich meine eigene Reise, fand mehr zu mir und kam als ein anderer Mensch zurück.

 

 

 

Das Meer in mir

- inspiriert von Nicki -

 

Seit meiner Kindheit darf ich im Sommer (m)eine Zeit an der Ostsee verbringen. Ich liebe den Geruch von Mischwald, der auf das Meer trifft. Es liegt Salz in der Luft und wenn die Sonne den Wald­boden wärmt, gibt das einen einzigartigen Duft.

Schon als kleines Kind hatte ich eine besondere Beziehung zum Meer und zu Wasser. Ich konnte nicht lange genug am und im Wasser spielen.

Das Wasser und die Wellen haben mich schon früh fasziniert, wenn man den Erzählungen meiner Mutter glauben darf. Mein Opa sagte dann gern: „Der Junge hat wohl Wasser in seinen Adern.“

Mein Opa verbrachte den ganzen Sommer in dem kleinen Häuschen an der Ostsee, mit dem auch ich so viele wundervolle Kindheitserinnerungen ver­binde. Er war handwerklich sehr begabt. Viele Tricks und Fertigkeiten habe ich bei und von ihm gelernt.

Wenn es manchmal nicht gleich klappte und ich lieber spielen wollte, sagte er: “Da steckt mehr in dir - versuch es nochmal.“ In meinen Ohren war es ein „Meer“, das da in mir stecken sollte“ und ich grinste. Und doch prägte sich dieser Satz bei mir ein.

Wenn es einmal schwer oder schwieriger wurde, hörte ich diese Stimme in mir: „Da ist ein Meer in dir.“ und ich stellte mir „meine Ostsee“ vor - dieses riesige Wasser, die Kraft, die in ihm steckte und die Beharrlichkeit. Diese Ausdauer, harte Steine solange gegeneinander und im Sand zu schleifen, so dass sie rund und glatt wurden, war und ist für mich ein Zeichen von Beharrlichkeit.

Nach Ausbildung und Studium hatte ich viel mit Kunden und Telefonaten zu tun. Viele meiner Kun­den und die, die es noch werden sollten, bemerkten, ich sei beharrlich, ohne jedoch auf­dring­lich zu werden. Das war für mich ein tolles Kompliment. Auch wenn ich meinen Beruf mochte, merkte ich, dass eine Stimme in mir lauter wurde: „Da ist MEHR in dir ...“

Es war wie Wellen, die immer stärker ans Ufer hervordrangen und gesehen werden wollten.

Was ich als Auszeichnung und Vertrauensbeweis empfand, war, dass einige meiner Kunden mir auch Privates und Persönliches anvertrauten. Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich schon als Kind für andere oft Kummerkasten oder Aus­tausch­partner war, obwohl ich eigentlich sehr schüchtern war. Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass es wohl nicht selbstverständlich ist, dass andere mit einem ihre Gedanken oder Sorgen teil­ten. Auch wenn es meine Mitschüler meist nicht aussprachen, schienen ihnen diese Gespräche mit mir gut zu tun, da sie sie wiederholten.

Dann fand ich eine Gesprächspartnerin, die mir half, meine Gedanken zu sortieren und „das Mehr in mir“ zu erkennen. Heute bin ich stolz und froh, Menschen begleiten zu dürfen, sie von sich selbst zu begeistern und sie wachsen zu sehen.

Aus dem „Mehr in mir“ wurde wieder ein „Meer in mir“. Ich fühl(t)e ein Meer in mir, ein Meer voller Kraft und doch Ruhe, eine unglaub­liche Tiefe, neue Ideen und den Wunsch, diese umzusetzen, wie Wellen, die sich immer wieder ans Ufer kämpfen.

Und vielleicht werde auch ich wie das Wasser sein und den einen oder anderen Menschen, der sich bewegen will, tragen können...

Das Meer in dir

- gewidmet Malamati -

 

 

 

Manchmal wenn wir reden, sehe ich deine Zwei­fel ... in deinen Augen.

Du fragst dich dann, ob du all das, was vor dir liegt, schaffen kannst oder was du noch ändern - besser machen - könntest.

Manchmal glaubst du, nicht gut genug zu sein. Manchmal fragst du dich, was du noch tun oder verändern solltest, um endlich liebenswert zu sein und gemocht oder geliebt zu werden.

Bei anderen Menschen erkennst du schnell das Positive, die Stärken und kannst über die Schwä­chen schnell hinwegsehen. Du siehst den Men­schen gerne als Ganzes, gehst über Oberfläch­liches hinweg und stehst anderen offen und empathisch gegenüber.

Dich selbst betrachtest du VIEL kritischer. Jeder Gedanke über dich, was du tust oder nicht, was du sagst oder nicht - wird von dir hinterfragt.

Was werden andere über dich denken? Werden sie vielleicht enttäuscht, traurig oder unzufrieden sein? Könnten sie dich weniger schätzen oder mögen, weil du VIELLEICHT manchmal nicht den Erwartungen entsprichst, von denen DU glaubst, dass die anderen sie von dir haben? Ob du nicht intelligent, schön, stark, oder was auch immer, genug sein könntest … oder auch nur so zu wirken, beschäftigt dich manchmal.

Wenn ich dir dann spiegele, was ich in dir sehen kann und wie ich es wahrnehme, schaust du mich ungläubig an. Du kannst nicht verstehen, wie ich so viel mehr in dir sehen kann. Wir grinsen beide, wenn ich frage, warum es bei anderen denn anders sein sollte als bei dir.

Wenn ich dann genau beschreibe, was ich wahr­nehme und warum ich so viel Potenzial in dir sehe, zögerst du meistens. Wie kann es sein, dass ich all das so klar und leicht sehen kann, was dich aus­macht und du dir diesen Blick so schwer erlaubst?

Ich sehe Meer in dir - so viel Kraft, Potenzial und Wellen, die etwas bewegen. Neben der Stärke sehe ich aber auch die sanfte Seite, wie Wasser, das andere trägt und ihnen Raum gibt - zum Leben, um sich weiterzuentwickeln oder neue Ufer zu finden. Ich sehe die Klarheit, mit der du dem Leben begeg­nest - mal kraftvoll und stark und ein anderes Mal sanft und flexibel. Wenn du weißt, was du willst, findest du deinen Weg und bahnst ihn dir mit aller Kraft.

An der Oberfläche sieht man das farbenfrohe Leben und das Leichte, wie Segelboote, die über das Wasser gleiten. Doch du hast auch so viel Tiefe und je tiefer du gehst, desto mehr empfindest du den Druck von außen.

Nur der, dem du diesen Tief­gang erlaubst, kann auch das Salz schmecken, das deine Tränen dort in der dunklen Tiefe hinter­lassen. Und nur wenigen erlaubst du, diese Trop­fen deiner Seele, die deine Wangen herunter­fließen, mit dir zu teilen.

An den Ufern nimmt sich ein Meer Land oder gibt es frei. Noch fällt dir das Nehmen deutlich schwe­rer, als das Geben. Ohne zu zögern, gibst du für andere - mit viel Zögern nimmst du Hilfe von anderen an. Wen du liebst, dem gibst du dich mit ganzem Herzen hin und trägst ihn. Wer dich liebt, sollte auch dich tragen dürfen. Wenn du im Ein­klang mit dir sein wirst, wird dir beides gelingen.

Heute mag dir noch ein Nebel die Sicht auf das Meer in dir erschweren, aber ich bin sicher, du wirst dieses weite Meer in seiner einzigartigen Schönheit sehen können - so wie ich.

 

 

 

Das Schneeglöckchen

- gewidmet S.I.N. -

 

Schneeglöckchen sind zarte Geschöpfe, filigrane erste Boten des Frühlings. Sie halten ihre weißen Köpfchen elegant gen Boden geneigt und sie „läuten“ mit ihrem Erblühen den Frühling und die wiederkehrende Sonnenwärme ein.

Die kleine Eileen liebt Schneeglöckchen und sucht sie manchmal schon im Januar. Heute ging sie wie­der einmal mit ihrem Opa durch den Garten und suchte. Ihr Opa wusste zwar, dass sie noch keine Schneeglöckchen finden würden, aber er genoss den Spaziergang und die Zeit mit seiner Enkelin.

„Ob sie wieder kommen, die Schnee­glöckchen? Sie sind doch so klein und zierlich. Vielleicht sind sie zu schwach.“, fragte die kleine Eileen.

Der Opa lächelte. „Ein Schneeglöckchen mag zart und zierlich aussehen, aber doch ist es vor allen anderen Blumen bereit, die Sonne zu begrüßen.“, sagte der Opa zu ihr, „Vor langer Zeit haben man­che Blumen das Schneeglöckchen geärgert. Weil es so klein und zierlich war, sagten einige Blumen, es wäre zu klein, zu blass und schwach. Sie meinten, niemand würde das kleine Schnee­glöckchen beach­ten, weil es so klein wäre, und die Sonne würde es nicht sehen wollen, weil es so blass, so weiß und zierlich wäre. Da war das Schnee­glöck­chen traurig und weinte. Doch die Sonne lächelte ihm wohlwollend zu und schenkte ihm seine schöns­ten und wärmendsten Strahlen. Da beschloss das kleine Schneeglöckchen, für sich einzustehen und als erste Blume die neue Früh­lingssonne zu begrüßen. Anfangs lachten manche Blumen und zweifelten.

Doch ganz gleich, wie hart oder lang der Winter sein mag, wenn die Frühlingssonne ihre ersten Strahlen schickt und den Boden erweckt, wird ein Schneeglöckchen sich seinen Weg ans Licht erkämp­fen. Es wird sich mit aller Kraft durch die Dunkelheit des Bodens arbeiten, um ans Licht zu kommen und die Sonne zu begrüßen. Anfangs reckt es den Kopf dem Sonnenlicht entgegen und genießt die erste Wärme, und dann senkt es demü­tig den Kopf und schaut auf den Boden. Es schaut auf das, was es geschafft hat. Durch den Boden zu brechen, hat es stark gemacht für die noch rauen Winde und die Kälte. Das Schneeglöckchen betrach­tet und würdigt, was es in seiner Zeit des Wachsens geschafft hat.

Mit Stolz und Ehrfurcht blickt sein Köpfchen daher anmutig auf den Boden.“, fuhr der Opa fort, „Noch bevor die anderen Blumen sich heraus­wagen und die Sonne sehen, blickt die Sonne voll Stolz auf die Schnee­glöckchen. Sie mögen klein und weiß und zierlich sein, doch sie wissen genau, was sie wollen und kämpfen jedes Jahr aufs Neue. Sie sind in ihrem Inneren stark und dafür liebt die Sonne die Schnee­glöckchen.“

„Lass dir nie einreden, du seiest zu klein, zu schwach oder zu zart für etwas. Wenn du etwas errei­chen willst, kannst du wie ein Schneeglöck­chen sein.“, sagte der Opa und umarmte seine kleine Eileen.

„Opa, wenn ich groß bin, werde ich ein Schnee­glöckchen sein ...“

 

 

 

Der Glücksknochen

- gewidmet Luna -

Selene war eine glückliche kleine Hündin. Und das im doppelten Sinne - zum Einen war sie sehr lebens­froh und quicklebendig und zum Anderen lebte sie bei Ramon. Und der liebte seine kleine Begleiterin sehr.

Selene mochte am liebsten Lachs oder einen richti­gen Knochen, an dem sie nagen konnte. Der Kno­chen half auch, Probleme mit Zahnstein zu vermei­den und ein kräftiges Gebiss zu trainieren. Ansons­ten liebte sie es, sich im herbstlichen Laub zu wäl­zen oder den Schnee mit ihrer kleinen Nase zu durchstöbern.

Eines Tages brachte Ramon wieder einmal einen großen Knochen für sie mit. Mit Genuss knabberte und knackte Selene an dem Knochen - über einige Stunden und Tage. Nach ein paar Tagen bemerkte Ramon, dass Selene nicht mehr so fraß wie sonst. Zunächst war das nichts Besonderes - manchmal gibt es kurze Phasen, in denen das so ist.

Dann jedoch kam Selene immer häufiger zu ihm und ließ sich ihr kleines Bäuchlein streicheln. Sie zitterte und hatte offenbar Schmerzen. Er fragte ein paar befreundete Hundebesitzer/innen und bekam meistens die Antwort, er solle einfach noch etwas warten.