Herzog Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg - Heinz Bohn - E-Book

Herzog Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg E-Book

Heinz Bohn

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Beschreibung

Über das auf der ehemaligen Markung Lauterburg im Jahre 1846 erbaute Jagdschloss des Herzogs Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg auf dem Hirschrain nahe Bartholomä ist bisher kaum etwas bekannt. Ob es sich bei diesem Besitz tatsächlich um ein Jagdschloss oder nur um ein Jagdhaus gehandelt hat, sei dahingestellt. Nachdem sich neue und interessante Dokumente und Aufzeichnungen gefunden haben, soll die Geschichte dieses Jagdschlosses und dessen Bewohner ausführlicher behandelt werden. Es gibt verschiedene Vermutungen darüber, warum der Herzog sich ausgerechnet auf die abgelegene raue Lauterburger Heide zurückgezogen hatte. Es hielt sich lange das Gerücht, dass er sich dort vor seinen vielen Gläubigern versteckt hätte; zu beweisen ist das nicht. Seltsam ist es aber, dass sich in den persönlichen Dokumenten des Herzogs keinerlei Hinweise oder Andeutungen auf den Hirschrain finden. Als sich sein Bevollmächtigter Hofrat Schumacher 1848 um die Bereinigung der herzoglichen Schulden kümmerte, erfuhr er wohl nur durch Zufall von der Existenz dieses Jagdschlosses auf dem Hirschrain.

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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Die Grundherrschaft von Woellwarth

Die Jagdgebiete auf dem Albuch

Wilderer aus Essingen im herzoglichen Jagdgebiet Irmannsweiler

1845 Feuersbrunst in Bartholomä

1846 Bau des Hauses durch Waldschütz Wilhelm Friedrich Kümmele

1847 Kauf durch Herzog Paul Wilhelm von Württemberg und Umbau zu einem Jagdschloss

Abschluss einer Mobiliarversicherung im Januar 1848 auf 900 Gulden

Erhöhung der Mobiliarversicherung im Juli 1848 auf 2.600 Gulden

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg gerät in Geldnot

Bewohner des Jagdschlosses auf dem Hirschrain im Jahr 1849

Vermögensuntersuchung gegen den Herzog

Particular Inventar

Die beiden unehelichen Töchter Maria Elisabetha Jäger (später Louise) und Pauline Dermühl

Große Not im Jagdschloss auf dem Hirschrain - Pfleger Hettenbach und seine Pflegebefohlene Louise

Weiterer Lebensweg von Louise

Hirschrain als Treffpunkt zwischen dem Herzog, seinem ehelichen Sohn Maximilian und seinen beiden unehelichen Töchtern

Anzeige über Verkauf oder Verpachtung des Jagdschlosses im März 1855

1858 wird das Jagdschloss an Michael Wamsler verkauft

Neue Gebäudenummer Hirschrain 2

1979 wird der Hirschrain nach Bartholomä eingemeindet

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg - Kurzbiografie

Der Forschungsreisende

Danksagung

Quellenverzeichnis

Herzog Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg1 und sein Jagdschloss auf dem Hirschrain bei Bartholomä

Lauterburg Gebäude Nr. 96, später Hirschrain 2,

heute Bartholomä, Hirschgasse 26

Vorbemerkung

In der Broschüre „Acht Burgen und Schlösser sowie ein Traumschloss in den ehemaligen woellwarthschen Orten Essingen und Lauterburg“2 wurde auch das auf der ehemaligen Markung von Lauterburg stehende, fast vergessene Jagdschloss des Herzogs Paul Wilhelm von Württemberg3 kurz beschrieben.

Nachdem sich zwischenzeitlich neue und interessante Dokumente und Aufzeichnungen gefunden haben, soll das Jagdschloss auf dem ehemals den Freiherren von Woellwarth gehörenden Hirschrain nahe Bartholomä und dessen Bewohner ausführlicher behandelt werden.

Ob es sich bei diesem Besitz nun um ein richtiges Jagdschloss oder nur um ein Jagdhaus gehandelt hat, sei dahingestellt. Da zumindest bei den älteren Bewohnern von Lauterburg und Bartholomä noch heute das ehemalige „herzogliche Jagdschloss“ bekannt ist, wird in diesem Beitrag auch dieser Begriff verwendet.

Es gibt verschiedene Vermutungen darüber, warum Herzog Paul von Württemberg seinen offiziellen Aufenthalt im Schloss zu Mergentheim verlassen und sich auf die abgeschiedene woellwarthsche Heide bei Bartholomä zurückgezogen hatte. Es hielt sich lange das Gerücht, dass sich der Herzog auf der abgelegenen rauen Alb vor seinen vielen Gläubigern versteckt hätte; beweisbar ist dies nicht. Seltsam aber ist, dass sich in den persönlichen Dokumenten des Herzogs keinerlei Hinweise oder Andeutungen auf den Hirschrain finden.

Als sein Bevollmächtigter Hofrat Schumacher sich 1848 um die Bereinigung der Schulden des Herzogs kümmerte, erfuhr er wohl nur durch Zufall von der Existenz dieses Hauses auf dem Hirschrain.

Die weit verbreitete Meinung, dass das Herzogenhaus in den 1930er Jahren abgerissen worden sei, ist nicht richtig. Das Haus wurde erst nach 1962 auf den Grundmauern des ehemaligen Herzogenhauses komplett umgebaut und modernisiert.

Die Grundherrschaft von Woellwarth

Die jüngere Linie der Freiherren von Woellwarth konnte im 15. und 16. Jahrhundert am Nordrand des Albuchs zwischen den Reichsstädten Gmünd und Aalen, der Fürstpropstei Ellwangen und der württembergischen Herrschaft Heidenheim ein Kleinstterritorium ausbilden, dessen Mittelpunkt bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1732 die Lauterburg war; danach wurde die Marktgemeinde Essingen Mittelpunkt und Verwaltungssitz des autonomen Kleinstaates innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In diesem dem Ritterkanton Kocher inkorporierten Herrschaftsbereich übten die Freiherren von Woellwarth, vom Reich ausgestattet mit dem Blutbann, Galgen und Stock, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus. Seit der Reformation hatten sie auch die Kirchenhoheit inne; sie selbst unterstanden nur dem Kaiser.

Durch die Mediatisierung und Säkularisierung erlosch mit dem mittelalterlichen Römischen Reich auch die Reichsunmittelbarkeit und jahrhundertelange politische, grund- und gerichtsherrschaftliche Selbstständigkeit der Freiherren von Woellwarth; ihr Territorium wurde dem von Napoleon I. ab 1. Januar 1806 zum Königreich erhobenen Württemberg einverleibt. Württemberg überließ dabei den Herren von Woellwarth vorübergehend noch die niedere Gerichtsbarkeit sowie das Recht auf Benennung und Verleihung eines Kirchenamtes (Patronat).

Urkarte 1833

Die Markungsgrenze der woellwarthschen „Lauterburger Heide“ mit dem Hirschrain verläuft nahe dem Ort Bartholomä. Der Hirschrain gehört heute zu Bartholomä, die Freiherren von Woellwarth besitzen aber noch Teile davon.

Die Jagdgebiete auf dem Albuch4

Auf dem Albuch gab es drei Jagdhoheitsgebiete:

Die Freie Pürsch war ursprünglich Jagdhoheitsgebiet der Hohenstaufen, welche das Jagdausübungsrecht an die staufischen Ministerialien in Gmünd im Wege der Gnade verliehen hatten.

Im Ulmer Forst war ein Teil der Gmünder Bürger jagdberechtigt. Der größte Teil war jedoch an die Grafen von Rechberg und die Freiherren von Woellwarth verpachtet, welche auch den Gmünder Besitz innerhalb des Ulmer Forsts als „Gnadenjagd“ innehatten.

Im Wildbanngebiet Heidenheimer Forst, das auch den Albuch umfasste, hatte das Haus Württemberg seit 1448 die Jagdhoheit inne.

Seit 1507 gestand Württemberg den Freiherren von Woellwarth die Gnadenjagd auf dem Albuch zu. Im Jahre 1552 erneuerte Christoph Herzog zu Württemberg (1550 - 1568 ) „aus Gnade und auf Widerruf“ das Recht, in folgenden Wäldern Rehe, Rot- und Schwarzwild zu jagen: Am Albtrauf, bei der Bargauer Straße, im Rechberger Buch, im ulmischen Forst bei Heidenheim, Bärenberg, Heubacher Loch, Tonnenwang, Eichhalde und Langert. Die Freiherren von Woellwarth hatten Jagdfrevler anzuzeigen, Grenzsteine und Grenzmarken instand zu halten und dem Herzog vier gerüstete Pferde zu stellen.5

Bis zum Jahre 1814 hielt Friedrich II. von Württemberg selbst hin und wieder mit großem Gefolge Jagden auf dem Albuch und der »Irmannsweiler Huth« ab, wozu sich die Treiber aus dem gesamten Umkreis von zehn Stunden einzufinden hatten. Allein am 19. November 1814 mussten aus Essingen und Lauterburg zum königlichen Jagddienst nach Tauchenweiler 62 Pferde und 31 Treiber gestellt werden, für das Hauptjagen in der Irmannsweiler Huth am 23. November zusätzlich ein Paar Ochsen mit einem Mann, 20 Reitpferde mit zehn Mann, 18 Zugpferde und neun Mann, zwei Wagen mit vier Pferden und zwei Mann. Für die Hof- und Meisterjäger mussten zusätzlich noch vier Pferde und zwei Mann gestellt werden.

Durch die Revolution von 1848 fielen diese letzten feudalen Vorrechte; das Jagdrecht stand ab diesem Jahr den Eigentümern von Grund und Boden zu. Es folgte eine Zeit der intensiven Jagd auf Rotwild, Raubwild, Hasen und Rebhühner, aber auch auf seltene, vom Aussterben bedrohte Arten wie das Birkhuhn, welches noch bis zum Jahr 1880 auf der „Heide bei Bartholomä“, dem heutigen Birkenteich, vorkam. 1881 wurde auch die letzte Wildkatze bei Oberkochen im Hagental vom Waldschützen Ebert erlegt. Neben den Wildkatzen lebten nachweislich bis zum Jahr 1700 in den Wäldern des Albuchs neben Wildschweinen, Füchsen, Rehen, Mardern, Hasen, Wildenten, Dachsen und Iltissen auch noch Wölfe, Bären, Wasserhühner, Schnepfen und Wachteln.6

Forstkarte mit den Besitzungen der Freiherren von Woellwarth im 18. Jahrhundert. HStAS A153 Büschel 218

Wilderer aus Essingen im herzoglichen Jagdgebiet Irmannsweiler

Bereits vor dem Bau seines Jagdschlosses auf dem Hirschrain hatte Herzog Paul Wilhelm von Württemberg die »Irmannsweiler Huth« zur Jagd gepachtet. Dem leidenschaftlichen Jäger waren die abgelegenen Wälder bei Irmannsweiler sowie die woellwarthsche Heide bei Bartholomä daher wohl bekannt.