Herzproblem - DJ Jamison - E-Book

Herzproblem E-Book

DJ Jamison

4,0

Beschreibung

Als Gage Evans einen Blick auf seinen Krankenpfleger wirft, ist er total geflasht. Dumm nur, dass er bei Ben den Eindruck erweckt, als sei er ein Draufgänger der schlimmeren Sorte. Dabei könnte das nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein. Gage ist Dozent am College und schreibt an einer Serie, die verlangt, dass er immer neue Erfahrungen sammelt. Eine witzige Aufgabe, doch nicht gerade dazu geeignet, Ben zu überzeugen, dass er KEIN Adrenalin Junkie ist.

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DJ Jamison

Herzproblem

Hearts & Health Band 1

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2019

http://www.deadsoft.de

© 2016 DJ Jamison

Titel der Originalausgabe: Heart Trouble

Übersetzung: Florentina Hellmas

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte: © Tony Marturano – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-299-1

Inhalt:

Kapitel 1

Ben eilte in die Notaufnahme. Seine Wangen waren gerötet und sein braunes Haar war vom Wind zerzaust. Es war eine Spur zu lang und die lebhafte Frühlingsbrise hatte verheerende Auswirkungen darauf gehabt, als er mit heruntergelassener Scheibe zur Arbeit gefahren war, hauptsächlich deshalb, weil es keine Scheibe mehr gab. Aber zumindest war das Wetter mild. Der bloße Gedanke daran, was passiert wäre, wenn die Vandalen sein Fenster einen Monat früher aufgebrochen hätten, reichte schon fast, um ihn zum Zittern zu bringen. Er kam zu spät zur Arbeit. Nicht nur, weil er Glas von der Straße hatte aufsammeln müssen, es gab schließlich Kinder in der Nachbarschaft, sondern auch, weil eine streunende Katze irgendwann, nachdem die Vandalen zugeschlagen hatten, beschlossen hatte, es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich zu machen. Ob Mensch oder Tier, Ben hatte eine Schwäche für alles, was niedlich und behaart war, also hatte er das arme, verwahrloste Ding gerettet, obwohl er sich angesichts der Gegenwehr ziemlich sicher war, dass der Kater es für eine Entführung gehalten hatte. Das fehlende Stück an seinem Ohr und die verschorfte Beule unter einem Bein hatten darauf hingedeutet, dass das Fellbündel ein ziemlicher Rabauke war. Dazu kamen die Kratzer, die er auf Bens empfindlichen Unterarmen hinterlassen hatte. Die brannten immer noch. Gut, dass der Kater trotz seiner Beulen und Schrammen bezaubernd war. Er hatte eine schwarz-weiße Zeichnung, die sein Gesicht schief aussehen ließ, als wäre er eine Art Katzen-Hofnarr. Jester, der Spaßvogel. Das würde einen guten Namen abgeben. Ben rieb an einem der Kratzer, der bereits verschorfte. Nein, Bruiser, der Rabauke war passender.

»Ben, da bist du ja!«, rief Oberschwester Alex. Sie klang nicht allzu irritiert, dass er zu spät kam, aber etwas an ihrem Tonfall erregte seine Aufmerksamkeit.

»Tut mir leid, ich bin spät dran«, sagte er und griff nach den Karteikarten, die Alex für ihn vorbereitet hatte. »Ich werde meine Pause verkürzen.«

»Kein Problem, Schätzchen.«

Ben zog die Augenbrauen hoch, als sie sich verschwörerisch über den Schreibtisch lehnte. Er sah sich um und bemerkte, dass Dawn sie amüsiert beobachtete. Er beugte sich vor und flüsterte theatralisch: »Was? Habe ich wieder Spinat zwischen den Zähnen?«

Alex grinste. »Nein, aber ich finde, du solltest wissen, dass wir deinen Freund in Untersuchungsraum drei haben. Ich habe ihn für dich aufgehoben, aber du bist spät dran und er hat Schmerzen …«

Der Rest dessen, was sie sagte, ging in Bens frustriertem Stöhnen unter. »Im Ernst? Wann wirst du diese Geschichte vergessen?«

Sie lachte leise. »Nie.«

Ben zog an den Karten, machte einen Schritt in Richtung Untersuchungsraum 3 und drehte sich rasch noch einmal um.

»Es ist nicht … er, oder?«

Er brauchte keinen Namen nennen, denn Alex wusste, wen er meinte. Ihr Blick wurde sanfter und voller Mitgefühl. »Nein, Schätzchen, nur ein weiterer …«

»Draufgängerischer Motorradfahrer«, unterbrach Ben sie. »Okay, ich hab es kapiert.« Er drehte sich um und ging schnell auf den Untersuchungsraum zu. Seine Wangen glühten noch immer. Warum musste er auch immer fragen? Natürlich hätte Alex ihn nicht so aufgezogen, wenn Tripp in der Notaufnahme wäre. Er dachte an den Tag zurück, an dem Tripp ihn eiskalt abserviert hatte. Sie hatten sich zu einem späten Mittagessen und ein paar Bieren getroffen und er hatte angenommen, dass sie danach wie immer zu ihm nach Hause fahren würden. Tripp war nicht der kuschelige Typ, und während Ben sich mehr gewünscht hatte und mit dem Kopf gegen die Wand gerannt war, als er versucht hatte herauszufinden, wie er bekommen könnte, was er wollte, hatte Tripp einen anderen getroffen, jemanden, der irgendwie würdiger war. Musste ja ein toller Typ gewesen sein. Ben hatte versucht seinen Schmerz zu verbergen, aber Tripp hatte ihn bemerkt. Daraufhin hatte er zu Ben gesagt, dass er wahrscheinlich irgendwann einen umwerfenden Arzt treffen würde. Als Ben darüber gespottet hatte, dass viele Ärzte Arschlöcher waren und er jederzeit wieder einen Biker wählen würde, hatte Tripp gescherzt, dass Ben die Liebe seines Lebens irgendwann verletzt in der Notaufnahme begegnen würde. Wann immer sie jetzt einen Biker in der Notaufnahme hatten, sorgte Alex dafür, dass Ben die Karte bekam, und ein paar scherzhafte Bemerkungen gleich dazu. Ein Biker als Liebe seines Lebens? Verdammt unwahrscheinlich. Er war bei Tripp ein Idiot gewesen, aber er hatte seine Lektion gelernt. Er war nicht dafür geschaffen, das Herz eines Mannes zu gewinnen, der sich nach Aufregung sehnte. Er war Krankenpfleger. Er verbrachte seine Tage damit, Katheter zu wechseln, an deren Geruch er sich immer noch nicht gewöhnt hatte, Nadeln in Menschen zu stoßen und Einläufe durchzuführen, wobei bei seinem ersten Versuch sprichwörtlich die Kacke am Dampfen gewesen war. Ein Wunder, dass er danach je wieder Analsex wollte. Er beendete seine Schichten öfter, als er zugeben wollte, war bedeckt mit Erbrochenem, Blut oder anderen Substanzen, die ungenannt bleiben sollten. Nichts daran war sexy. Aber der Mann in Untersuchungsraum 3 … der war sexy. Ben zog den Vorhang mit einem Klirren der Schiebehaken zur Seite und hielt inne. Sein Atem stockte. Der Mann vor ihm war schlank und so groß, dass seine Füße über den Rand der Liege hingen. Sein hellblondes Haar war ein zerzaustes Durcheinander auf dem Kissen. Er war unrasiert und die blassen Stoppeln ließen sein Kinn kaum dunkler erscheinen, aber sie gaben dem Milchgesicht eine raue Note. Im Moment war sein Kiefer allerdings angespannt vor Schmerz. Der Mann drehte beim Geräusch des sich aufziehenden Vorhangs den Kopf und Ben beeilte sich, den Ausdruck von mitfühlender Freundlichkeit aufzusetzen, mit dem er allen Patienten begegnete.

»Hey«, sagte Ben, trat ein und zog den Vorhang hinter sich zu. Er warf einen kurzen Blick auf seine Karte und suchte nach dem Namen. »Gage. Wie fühlen Sie sich?« Er sah auf und blickte in hellblaue Augen, die ihn fixierten.

»Es ging schon mal besser«, antwortete Gage, seine Stimme klang heiser. Er deutete auf sein mit einem Laken bedecktes Bein. »Wurde ein wenig lädiert.«

Ben überflog die Karte und verwertete die wenigen Informationen, die er darauf fand. Es handelte sich um Abschürfungen zweiten Grades, die durch einen Motorradunfall verursacht worden waren, und ein paar Wunden, die genäht werden mussten.

Mann, ich hoffe, Alex hat ihn nicht meinetwegen lange warten lassen.

Er war ein wenig überrascht, als er sah, dass der Patient eine Lederjacke über dem Krankenhaushemd trug. Der linke Ärmel war total zerfetzt, was darauf hindeutete, dass er sich auch fast den Arm aufgeschürft hätte.

»Interessante Aufmachung«, neckte Ben, als er die Karte ans Fußende der Liege klemmte und näher kam, um sich die Verletzungen anzusehen. Beim Anheben des Lakens sah er, dass Alex Gage nicht wirklich unversorgt hatte leiden lassen, während Ben eine streunende Katze hatte retten müssen. Sein Bein war gereinigt und verbunden worden. Der Anzahl der Verbände nach zu urteilen, die einen großen Teil der Wade und des äußeren Oberschenkels bedeckten, hatte der Mann wahrscheinlich Schmerzen.

»Tut mir leid«, brummte Gage. »Es war ein wenig kalt hier drin und ich hasse Krankenhausklamotten.«

»Es ist ein bisschen wie ein Kühlschrank, nicht wahr?«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich bin übrigens Ben. Ich werde heute Abend Ihr Krankenpfleger sein. Ich werde einfach einen Blick unter diese Verbände werfen und einen Arzt nötigen, hier reinzukommen und sich um Sie zu kümmern. Sie haben nichts gegen die Schmerzen erhalten, stimmt das? Ich werde versuchen, das so schnell wie möglich zu erledigen.«

»Schon in Ordnung. Ich habe der anderen Krankenschwester gesagt, dass ich nichts brauche.«

Ben zog eine Augenbraue hoch. Das bedeutete in der Regel eines von zwei Dingen. »Also, sind Sie ein Idiot mit zu viel Stolz oder ein genesender Süchtiger?«

Gage versteifte und sein Lächeln sah gezwungen aus. »Sie sind nicht von der zurückhaltenden Sorte, oder?«

Er tätschelte seinen Arm. »Ich bin Krankenpfleger, Süßer. Das sind wir nie.«

Gages Augen weiteten sich angesichts des Kosenamens. Es bedeutete nichts, außer vielleicht, dass er seine schwule Seite zeigte, denn er redete mit all seinen Patienten so. Aber Gage konnte das nicht wissen.

Ohne darauf zu warten, dass die Stille unangenehm wurde, trat er zurück, um seine Hände über dem kleinen Waschbecken an der Wand zu waschen, und kehrte dann zum Bett zurück. »Ich werfe nur einen kurzen Blick darauf«, murmelte er und wartete auf Gages zustimmendes Nicken, bevor er eine Ecke seines Verbandes löste, um einen Blick auf das beschädigte Gewebe zu werfen. Er verzog das Gesicht bei dem Anblick. Der Mann war ganz schön zugerichtet. Tiefe Kratzer überzogen sein Bein und er würde an zwei Stellen Nähte brauchen. Aber alles sah sauber und desinfiziert aus, also befestigte er den Verband wieder und schob die Decke nach oben. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als dabei ein enger, orangefarbener Slip unter Gages Krankenhaushemd hervorlugte.

Interessante Wahl.

Der Typ hatte ein gewisses Flair. Als er die zerfetzte Jacke sah, runzelte er die Stirn. »Ist das Bein Ihr einziger Schaden?«

Gage kicherte und Ben sah ihn an. Er grinste spöttisch, als er antwortete. »Darüber kann man streiten. Von welcher Art von Schaden sprechen wir? Geistig, emotional oder körperlich?«

Er lachte. »Ich kümmere mich nur um das Physische, Schätzchen.«

Gages Grinsen wurde breiter.

Ben wurde klar, wie sich das angehört hatte. Er beeilte sich, das Gespräch wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Er flirtete normalerweise nicht mit Patienten und mit einem Biker schon gar nicht. Trotz allem, was er zu Tripp gesagt hatte, hatte er es nicht eilig, der Fickkumpel eines anderen Kerls zu werden, bis es dem zu langweilig wurde. »Ich habe gemeint, dass die Jacke übel mitgenommen aussieht. Haben Sie noch andere Verletzungen?« Noch während er fragte, schnappte er sich die Patientenkarte, um noch einmal die Details durchzugehen. Nicht, dass er dem Patienten nicht traute, aber er wollte sicher sein bezüglich dessen, was festgehalten worden war.

»Die Jacke hat mich gerettet«, murmelte Gage. »Ich habe vielleicht ein paar blaue Flecke.«

Er schüttelte den Kopf. Zusätzlich zu den Nähten benötigte Gage eine Reihe von Untersuchungen, um sicherzugehen, dass es keine Brüche oder inneren Verletzungen gab.

»Soll ich sie ausziehen?«

Ben zuckte zusammen und sah auf. »Was?«

»Die Jacke?«, fragte er. »Wollen Sie den Rest von mir sehen?«

Er biss sich auf die Lippe, als ihm Bilder durch den Kopf schossen. Selbst in einem , der von einer Lederjacke bedeckt war, war Gage ein gut aussehender Mann. Seine Brust war kräftig und seine Schultern waren breit. Es war verlockend, zuzustimmen und einen kurzen Blick zu erhaschen nach der Dürreperiode, die er durchlebt hatte, seit Tripp ihn verlassen hatte, aber das wäre ein Spiel mit dem Feuer. Ben schüttelte den Kopf und steckte die Karte wieder an ihren Platz. »Der Arzt wird eine umfassendere Untersuchung durchführen. Ich werde schauen, dass ich Doktor Johnston auftreibe. Ich werde auf ihn einreden, bis er Sie zu seiner obersten Priorität macht.« Er setzte sein höfliches Krankenpflegerlächeln auf und drehte sich um. Er musste aus dem Raum, bevor er noch seinen Patienten ansabberte.

***

Verfluchte Scheiße, ich war ein verdammter Idiot.

Zum tausendsten Mal fragte sich Gage, warum zum Teufel er es für eine gute Idee gehalten hatte, mit einer Gruppe von Bikern herumzufahren, nur weil er für den Kurs in alternativem Journalismus, den er auf dem College unterrichtete, eine Gastkolumne schrieb.Er hatte sich vor einigen Harley-Fahrern zum Narren gemacht, die vom “The Ashe Sentinel“-Team überzeugt worden waren, ihm zu helfen. Anscheinend war einer ihrer ehemaligen Presseleute mit ihnen gefahren und sie waren dafür offen gewesen, dass er einen Tag am Leben eines Kleinstadtbikers teilhaben wollte. Seine Kolumne konzentrierte sich auf das Zulassen neuer Erfahrungen in der Gemeinde und er war während der kurzen Lektionen, die sie ihm zu geben versucht hatten, irgendwie ausgestiegen. Motorradfahren war nicht schwierig. Unzählige Männer schafften das. Zum Teufel, selbst Teenager konnten es. Doch irgendwie hatte er es geschafft, ausgerechnet von einem verdammten Eichhörnchen erschreckt zu werden, einen Schlenker zu machen, mit der Maschine umzukippen und die Straße entlangzurutschen. Außerdem hatten die Biker sich schlappgelacht, mit ihren Handys Fotos geschossen und großzügig angeboten, ihn auf Facebook zu markieren, damit er sie für seine Kolumne nutzen konnte. Arschlöcher. Glücklicherweise hatte einer von ihnen einen Freund angerufen, um ihn ins Krankenhaus zu bringen, sodass er nicht mit dem Krankenwagen hatte kommen müssen. Das wäre peinlich gewesen und hätte eine ganz andere Kolumne ergeben: Meine erste Krankenwagenfahrt, von Gage Evans. Alles in allem ein wirklich beschissener Tag. Mal abgesehen davon, dass er eine Abneigung gegen jede Art von Drogenkonsum hatte, ob verordnet oder nicht. Doch er hatte ziemliche Schmerzen. Sein Bein pochte rhythmisch und er spürte förmlich das Blut durch seinen Körper rauschen, wobei es schien, als wäre sein Puls direkt unter seinen Verletzungen besonders stark. Gleichzeitig brannte seine Haut wie Feuer. Es machte ihn verrückt. Und dann war da noch der heiße Typ von Krankenpfleger. Die erste Krankenschwester war ein netter, mütterlicher Typ gewesen, aber dieser Mann war knapp unter 1,80 m, hatte gewellte, braune Haare und ebenso braune Augen. Seine Haut hatte einen warmen, fast braunen Farbton und Gage hätte darauf gewettet, dass er das ganze Jahr über und bei jedem Wetter so aussah. Glückspilz. Er hätte nichts dagegen gehabt, einen Blick unter diese lächerliche Arbeitskleidung zu werfen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber an diesem scharfen Pfleger sah das triste, formlose Outfit gut aus.Er war freundlich und herzlich, hatte sogar geflirtet, und Gage war angenehm abgelenkt gewesen, bis er gegangen war. Deshalb war er erleichtert, als der hübsche Pfleger mit einem ziemlich attraktiven, wenn auch älteren, Arzt zurückkam. Er war allerdings weniger glücklich darüber zu sehen, wie die Augen des Arztes auf den Arsch des heißen Typen gerichtet waren.

Sieht so aus, als könnte ich mir meine Fantasien, wie ich mit einem Schwamm gewaschen werde, aus dem Kopf schlagen.

»Gute Nachrichten, Gage«, sagte der Pfleger und lächelte breit. »Doktor Johnston ist hier, um Sie richtig zu behandeln. Also nehme ich jetzt diese Verbände ab und lasse ihn damit beginnen, Sie zu nähen.«

»Danke«, erwiderte Gage erleichtert, auch wenn Dr. Johnston mehr Interesse daran hatte, den heißen Pfleger zu beobachten, als seine Krankenakte zu lesen. Der Pfleger zog einen Rollwagen heran und bereitete einige Dinge vor: eine Schere und ein kleines Becken mit Wasser und antibakterieller Seife. Er zog ein Paar Handschuhe über seine offenbar starken, flinken Hände und nahm die Schere. Gage sah weg, als die Hände seinen Oberschenkel erreichten. Er wollte nicht zusehen. Bei der Vorstellung seiner aufgerissenen Haut drehte sich ihm der Magen um. Er hatte auch keine Lust, den Arzt zu beobachten, der dicht hinter dem Pfleger stand. Zu dicht. Stattdessen konzentrierte er seinen Blick auf das Gesicht des schönen Mannes, während dessen Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet war. Seine Lider waren gesenkt, als er nach unten blickte, um sich seiner Arbeit zu widmen. Gages Interesse wurde zu seinen langen Wimpern gelenkt. Sie waren dunkel wie sein Haar, aber es waren auch ein paar hellere Härchen darunter, die für einen leicht goldenen Schimmer sorgten.Seine Augen wanderten weiter zu Bens Mund. Seine Lippen kräuselten sich konzentriert, während er arbeitete, aber sie sahen voll und fest aus. Lecker sogar.

Großer Gott, hör endlich auf, den Krankenpfleger zu mustern. Er versucht seinen Job zu machen.

Gerade als er anfing sich Sorgen zu machen, dass er hart werden könnte, ließ ihn ein Ruck an seiner Haut zusammenzucken und nach Luft schnappen. Jede Chance auf eine Erektion hatte sich damit erledigt.

Der heiße Pfleger blickte bedauernd mit seinen großen braunen Augen auf. »Tut mir leid, Süßer. Sie sind jetzt für den Doktor bereit.« Er klopfte Gage auf den Knöchel, entfernte sich aus der Gefahrenzone und trat zurück. Dabei stieß er gegen Dr. Johnston, der dicht hinter ihm stand.

»Oh, tut mir leid«, sagte er und trat zur Seite.

Nein, er mochte Dr. Johnston nicht. Jedenfalls nicht so.

Gage lächelte und fühlte, wie sich seine Stimmung hob, als der Pfleger ohne einen weiteren Blick zum Arzt zur Tür ging. »Warten Sie!«, rief er und der hübsche Typ drehte sich um.

»Was denn, Schätzchen?«

»Ihr Name«, sagte er und seine Stimme wurde vor Nervosität wieder rau. »Wie heißen Sie noch mal?«

Der Pfleger lächelte breit und strahlte ganze Wellen von Wärme aus. »Mein Name ist Ben. Viel Glück, Gage. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.«

»Okay, viell… Au, verdammt!« Der Arzt hatte genau diesen Moment gewählt, um eine Nadel in ihn zu stechen und das Arschloch war nicht gerade sanft. Als Gage wieder genug Luft bekam, um zur Tür zu schauen, war Ben weg.

***

Es war eine relativ ruhige Nacht in der Notaufnahmeund Ben nutzte die Gelegenheit, um den Papierkram am Aufnahmeschalter abzuarbeiten. Durch sein starres Blicken auf den Computerbildschirm sah er Alex nicht näher kommen, bis vor ihm ein Kichern ertönte. Er schaute kurz auf, sah ihren selbstgefälligen Gesichtsausdruck und wandte sich entschlossen wieder dem Bildschirm zu. Seine Lippen spannten sich an. Ihre Neckerei machte allen Spaß, aber er mochte es nicht, an Tripps Ablehnung erinnert zu werden.

»War er so, wie du erwartet hast?«

Ben tippte auf die Eingabetaste, übermittelte sein Update an die Datei auf dem Bildschirm und schloss dann das Fenster. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Ja, Doktor Johnston war genau so, wie ich erwartet habe.«

Alex schnaubte. »Du meinst, er hat sabbernd auf deinen Arsch gestarrt. Das war abzusehen.«

Seine Wangen wurden heiß. »Hat er nicht.«

Alex winkte ab. »Wie auch immer, wir reden nicht über ihn. Du glaubst mir ohnehin nicht, wenn ich es dir sage, und das ist in Ordnung, aber ich würde kotzen, wenn du mit ihm zusammen wärst. Ich hab eigentlich den heißen Biker in Untersuchungsraum drei gemeint. Gibt es da einen neuen Freund am Horizont?«

Ben verdrehte die Augen und mühte sich innerlich um Geduld.

»Sie haben einen Freund?«

Er schreckte hoch, sein Blick fokussierte sich wieder und richtete sich auf Dr. Johnston, der sich dem Schwesternstützpunkt genähert hatte und ihn mit etwas zu viel Interesse beobachtete. Zum Teufel, hatte Alex recht? Er hob den Kopf und musterte das Gesicht des Arztes. Seine Haut war rein und glatt, seine Gesichtszüge gleichmäßig. Seine Augen standen vielleicht etwas zu eng hinter seiner Brille zusammen, aber insgesamt war er ein attraktiver Mann. Er sah nur akademischer aus als Bens üblicher Typ. Er hatte nicht viel gemein mit Männern wie Tripp, die Machoappeal und ein paar Ecken und Kanten hatten. Natürlich hätte Ben nichts gegen einen Mann, der weniger wie die Typen war, die ihn ohne Skrupel abserviert hatten. Er konnte das Interesse eines Mannes nicht bloß durch körperliches Verlangen aufrechterhalten. Er war süß genug, um jemanden für eine Nacht oder eine lockere Affäre aufzureißen, aber nicht für etwas Langfristiges. Also brauchte er vielleicht einen Mann, der nach etwas suchte, das ein wenig anders war. Sein Blick schweifte zur linken Hand des Arztes, die auf dem Pult lag. Ein Silberring steckte an seinem Ringfinger. Das hatte sich erledigt.

»Ja«, antwortete Alex für ihn, als er zu lange zögerte. »Ben hat einen Freund, Sie haben eine Frau und ich habe meine Katze. Wir haben es alle gut.«

»Ah, ja, ja. Nun …« Dr. Johnston räusperte sich ungeschickt. »Ich mache besser weiter.« Er winkte vage in Richtung des Flurs hinter sich und eilte davon.

»Oh, hey, wo wir gerade davon sprechen«, sagte Ben und wechselte das Thema, bevor Alex ihm die Meinung sagen konnte, »ich habe jetzt einen Kater!«

»Oh, erzähl mir alles. Wie habt ihr euch kennengelernt? Ist er attraktiv?«

***

»Heilige Scheiße, du hast dich ja ganz schön übel zugerichtet.«

Gage schreckte aus dem Halbschlaf hoch und zuckte unter den Schmerzen zusammen, als er sich zu schnell aufzusetzen versuchte. Chloe stand in der Tür und starrte beeindruckt auf sein Bein. Er blickte nach unten und war erleichtert, dass die neuen Verbände sauber und trocken waren; nicht ein Tropfen Blut war zu sehen. Er hatte die Decke zurückgeschlagen, kurz nachdem der Arzt ihm seine Nachsorgeanweisungen gegeben hatte, weil sie sich auf den Verbänden unangenehm anfühlte. Sein Krankenhaushemd war im Schlaf hochgerutscht und enthüllte seinen leuchtend orangefarbenen Slip. Gott, war das peinlich. Er hatte gar nicht daran gedacht, da er zu große Schmerzen gehabt hatte. Ob der heiße Pfleger seine extravagante Unterwäsche bemerkt hatte? Nachdem der Arzt ihn genäht hatte, hatte er seinen Rest Würde, in Form seiner Jacke über dem schrecklichen Krankenhaushemd, aufgeben müssen. Der Arzt hatte darauf bestanden, den Rest von Gages Körper zu untersuchen. Offensichtlich waren innere Verletzungen denkbar, wenn Prellungen zu schwer waren. Er hätte es vorgezogen, wenn der süße Pfleger derjenige gewesen wäre, der ihn abgetastet und herumgestochert hätte, aber er hatte es ausgehalten, auch die Reihe Röntgenaufnahmen, die er ziemlich sicher nicht brauchte, und sein Bankkonto auch nicht. Nun da Chloe im Raum war, zog er die Decke über seinen Schritt.

»Hier, ich hab dir auftragsgemäß Shorts mitgebracht«, sagte sie und ließ eine Sporttasche neben seiner Hüfte auf das Bett fallen. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Die Proben für das Stück haben heute Abend ewig gedauert. Niemand konnte sich an eineverdammte Zeile erinnern.«

Er fuhr mit einer Hand über sein Gesicht, um die Benommenheit abzuschütteln. Er hatte den Arzt doch ein Schmerzmittel verschreiben lassen, weil er ein verdammtes Weichei war und sein Bein so verflucht wehtat. Es war nur extra starkes Tylenol, kein Betäubungsmittel. Aber als der Schmerz nachgelassen hatte, war er eingeschlafen.»Ist okay«, meinte er, öffnete den Reißverschluss und zog ein Paar Basketballshorts heraus. Er glaubte nicht, dass er es schaffen würde, eine Jeans oder auch nur eine Jogginghose anzuziehen. »Kannst du mein Shirt von dem Stapel da drüben nehmen?«

Chloe ging zu dem Stuhl, auf dem Gages Kleidung ordentlich gefaltet lag. Eine der Krankenschwestern musste das gemacht haben, denn er hatte alles zu einem Haufen auf den Boden fallen lassen, als er das Krankenhaushemd angezogen hatte. Sie durchwühlte den Stapel, bis sie sein langärmeliges Shirt fand. Er hatte ihnen gesagt, sie sollten seine kaputte Jeans wegwerfen, die total zerrissen und voller Blutflecken war. Chloe hielt seine Lederjacke hoch und musterte die zerfetzte Außenschicht auf der linken Seite. »Großer Gott, Gage«, sagte sie und schüttelte den Kopf, bevor sie mit dem Shirt an sein Bett zurückkehrte. »Vielleicht bist du nicht dafür geschaffen, ein harter Typ zu sein.«

Er ignorierte ihren Kommentar, obwohl er nicht leugnen konnte, dass sie nicht unrecht hatte. Er hatte keine Lust, wieder auf ein Motorrad zu steigen. Wenn das nötig war, um ein knallharter Typ zu sein, dann nein danke. Er wäre dann nur ein langweiliger Collegelehrer, aber ein Lehrer, der noch in einem Stück war. Damit konnte er leben. Er hob die Decke an und hielt inne. Als er aufsah, grinste Chloe ihn an.

»Ich hab die hautenge Orange schon gesehen.«

»Du bist ja so witzig«, brummte er mürrisch. »Dreh dich bitte um.«

Sie drehte sich weg. »Oh mein Gott, du bist so eine verschämte Jungfer.«

Er kicherte, als er die Decke zurückschlug und die Shorts überzog, zuerst über sein gesundes Bein, dann vorsichtig über sein verletztes. Chloe war oft genug mit ihm in Bars gegangen, auch in Schwulenbars, um zu wissen, dass er nicht schüchtern war. »Ich will deinen lüsternen Blick nicht auf mir wissen, wenn ich angeschlagen und verletzbar bin.«

Chloe kicherte.

Schmerz traf Gage wie ein Blitz, als er sein Bein unglücklich verbog. »Verdammt! Verdammte, dämliche Kolumne! So eine dumme Idee! Blöder Kurs!«

Sie drehte sich um. »Es war deine Idee und du liebst es, diesen Kurs zu unterrichten.«

»Wie auch immer«, murmelte er und alle Schamhaftigkeit war vergessen, als er darum kämpfte, sich anzuziehen, ohne sich noch mehr Schmerzen zuzufügen.

Sie hatte Mitleid mit ihm und half, die Shorts über sein Bein zu ziehen. »Anheben«, befahl sie und er hob seine Hüften an, damit sie die Shorts über seinen Hintern ziehen konnte. »So ist es gut. Braver Junge.«

»Verzieh dich.«

»Behandelt man so jemanden, den man liebt?«

»Klopf, klopf«, rief eine warme Stimme, die vertraut genug war, um Gages Magen zum Flattern zu bringen.

Der scharfe Pfleger!

Ben schob einen Rollstuhl herein. »Dein Fluchtfahrzeug ist hier«, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Verdammt, ist er süß.

Chloe grinste, als sie von Gage, der durch Bens Stimme vermutlich die Ohren aufgestellt hatte wie ein glücklicher Cockerspaniel, zum Krankenpfleger schaute.

Bei dem Ausdruck auf ihrem Gesicht ertönten Gages Alarmglocken. Er versuchte ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber sie war damit beschäftigt, seinen Krankenpfleger einer gründlichen Musterung zu unterziehen. Verdammt, er hoffte, dass er nicht falsch lag, was Bens Verhältnis zu Männern anging. Er würde es hassen, seine beste Freundin töten zu müssen.

»Wer sind Sie denn?«, wollte sie wissen.

»Er ist mein Krankenpfleger«, sagte Gage knapp und warf ihr einen bösen Blick zu.

»Oh, ich verstehe.« Sie klang ein wenig zu wissend. Wenn er bedachte, wie gut Chloe ihn kannte, dann hatte sie wahrscheinlich schon herausgefunden, dass er Ben anziehend fand. »Hat dein Krankenpfleger auch einen Namen?«

Ben trat vor und streckte die Hand aus. »Ben Griggs. Schön, Sie kennenzulernen.«

»Nun, Ben Griggs, Sie sehen nett aus.« Sie warf einen Blick zu Gage. »Vielleicht hat mich Gage deshalb nicht vorgestellt? Ich bin übrigens Chloe.«

Ben errötete. »Ähm, danke. Schön, Sie kennenzulernen, Chloe. Ich lasse den einfach hier, falls Sie rausfahren möchten mit Ihrer …«

Er ließ den Satz unvollendet, als wartete er darauf, dass jemand ihn vervollständigte, und Gage beeilte sich, ihn zu ergänzen. »Freundin«, sagte er schnell. »Nur eine Freundin.«

Chloe zwinkerte in seine Richtung. »Genau, und diese Freundin braucht eine Raucherpause.« Sie sah Ben an. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, ihn zum Eingang zu schieben? Es war eine lange Nacht.«

»Kein Problem«, erwiderte er. Sein Blick wanderte zu Gage. »Ich wollte sowieso mit Ihnen über Ihre Nachsorge sprechen. Es sei denn, sie hilft dabei.«

Gage hatte bereits Anweisungen vom Arzt erhalten, aber er wollte die Gelegenheit nicht verpassen, ein wenig länger mit Ben zu reden. Und er würde definitiv nicht auf die Chance verzichten, klarzustellen, dass Chloe nicht seine Freundin war.»Nein«, sagte er schnell. »Wir stehen uns nicht so nahe.«

Chloe verdrehte die Augen. »Richtig. Wir sind praktisch Fremde. Ich warte draußen.«

Ben sah ihr verwirrt nach, als sie rausging. »Habe ich was verpasst?«

»Achten Sie nicht auf sie. Sie ist Schauspiellehrerin.« Er drehte sich zur Seite und stellte seine Füße vorsichtig auf den Boden. Mit einer Grimasse stand er auf, als die Nähte unangenehm zogen.

Ben schob den Rollstuhl nahe an das Bett heran und fixierte ihn an seinem Platz, dann griff er nach Gages Arm, um ihn zu stützen und zu drehen, damit er sich auf dem Sitz niederlassen konnte.

Leider war Gage zu sehr darauf konzentriert, seinen Arsch auf den Rollstuhl zu bekommen, um die Nähe des Pflegers genießen zu können. »Danke«, sagte er und fühlte sich erschöpft, als er sich hinsetzte.

Ben löste die Fixierung, wendete den Rollstuhl und ging auf den Flur zu. »Also, es ist wichtig, dass Sie gut auf sich achten, wenn Sie hier entlassen werden.«

»Der Doc ist einige Anweisungen mit mir durchgegangen.«

»Ja, das ist gut«, sagte er unbeirrt. »Es besteht die Gefahr einer Infektion, verstehen Sie? Sie wollen doch keinen Wundbrand bekommen.«

Wund… Was?

Ben blickte ernst drein. »Sie wissen schon. Wird grün, sondert Eiter ab, führt zu Amputation.«

Gage schüttelte den Kopf und ihm war etwas übel. Sicherlich waren seine Verletzungen nicht schlimm genug für all das.

Ben kicherte und entlarvte den Scherz, bevor er sich ernsthaft Sorgen machen konnte. »Okay, das ist nur ein bisschen Pflegerhumor. Aber Sie sollten alles trocken halten. Achten Sie auf die drei Ws: Wärme, Wasser und Wetter. Ich empfehle, Ihre Wunde alle paar Stunden zu überprüfen.«

»Ich glaube, ich verstehe Wärme und Wasser. Aber Wetter?«

»Überprüfen Sie, ob sich der Bereich um die Verletzung herum heiß anfühlt, nässt oder die Farbe verändert. Kommen Sie sofort wieder her, wenn Sie etwas davon bemerken.«

Gage nickte und fühlte sich immer noch ein wenig verwirrt.

»Es wird alles gut gehen, aber ich will Sie nicht mit Schmerzen wieder hier sehen. Also befolgen Sie bitte genau die Anweisungen.«

Er legte den Kopf zurück, seine Stirn berührte Bens Brust, sein Blick war auf die starke Linie seines Halses und seiner Kieferunterseite gerichtet. Der Pfleger war ausgesprochen hübsch, freundlich und hatte Sinn für Humor, auch wenn Witze über Wundbrand ein wenig außerhalb seiner Komfortzone lagen. Das war definitiv ein Kerl, den er gerne wiedersehen würde. Die Worte formten sich in seinem Kopf, ohne dass er sie überdachte. »Glaub mir, wenn du mich das nächste Mal im Bett siehst, wird es überhaupt nicht schmerzhaft sein.«

Der Stuhl kam zu einem abrupten Stillstand und Ben umkreiste ihn, um auf Gage herabzublicken. »Soll mich dieser Satz beeindrucken?«

Seine Augen weiteten sich, als er bemerkte, wie irritiert Ben wirkte. »Ich wollte nicht respektlos erscheinen«, sagte er und seine Südstaaten Wurzeln kamen zum Vorschein, als er eine Entschuldigung stotterte. »Du bist ein toller Krankenpfleger, Ben. Heute war ein schrecklicher Tag und du hast ihn erträglicher gemacht, dafür möchte ich mich bedanken. Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe.«

Ben lächelte, obwohl er sich scheinbar unbehaglich fühlte. »Es ist alles in Ordnung. Pass einfach auf dich auf.« Er kehrte zu seinem Platz hinter dem Rollstuhl zurück und schob Gage zum Ausgang.

Den ganzen Weg dorthin raste Gages Herz, hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, den Mund zu halten, und dem, seinen Mut zusammenzunehmen und Ben nach einem Date zu fragen. Nach dieser lahmen Anmache war er besorgt, dass Ben sofort ablehnen würde, aber wer nichts wagte, konnte auch nichts gewinnen, richtig?

Okay, erzähl das deinem linken Bein.

Die Türen schwangen auf und Ben schob ihn in einen frischen Abendwind. Der Geruch von Rauch wehte von rechts auf sie zu und er sah Chloe an die Wand gelehnt rauchen. Der Gedanke, dass sie herkommen und Ben hineingehen würde, ließ Gage sein Schweigen brechen. »Ben«, flüsterte er, bevor der Pfleger ins Gebäude zurückkehren konnte. »Ich, ähm … wollte nur … Ich … Scheiße. Ich habe mich gefragt, ob ich dich vielleicht irgendwann mal zum Essen einladen dürfte?«

Ben stand hinter ihm und machte keine Anstalten, sich in sein Sichtfeld zu bewegen. Es folgte eine lange Pause. Dann antwortete er: »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.«

»Weil ich vorhin etwas Dummes gesagt habe? Ich war nur nervös«, erklärte Gage. »Du bist so hübsch und talentiert …«

Ben lachte leise, aber es hatte einen bitteren Beigeschmack. »Spar dir die Schmeichelei, okay?«

Gage schluckte einen Klumpen der Enttäuschung herunter. »Okay. Es war nur eine Frage.«

Mist.

»Warum wäre es eine schlechte Idee?«