Hessabi - Tom Appleton - E-Book

Hessabi E-Book

Tom Appleton

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Beschreibung

"Hessabi" ist ein persischer Roman auf deutschem Boden, die Coming-of-Age-Geschichte eines Persers, der im Deutschland der 60er-Jahre aufwächst. Jeans, Zigaretten, Politik, die erste große Liebe und immer wieder die Beatles prägen den Ton des Neuseeländers Tom Appleton, der dem jungen Protagonisten eine unverwechselbare Stimme zwischen Erwachsenwerden, Genie und Wahnsinn verleiht. Bonn, Coburg und Heidelberg sind die schulischen Stationen, die der jugendliche Adam Hessabi seinen schlechten Noten und dem großen Ehrgeiz seiner etwas verrückten Eltern zu verdanken hat Hessabi ist Perser und hat wohl gerade deshalb die Gabe, seinem Aufwachsen in Deutschland mit einer gewissen Distanz zu begegnen. Schonungslos erinnert er sich an sadistische Lehrer, Jugendriten und die kleinen verbotenen Fluchten in Musik und Mädchen. An seine Kindheit, die Adam offenbar in Persien verbracht hat, erinnert er sich nicht. Immer wieder stolpert er über seine Vergangenheit. Doch sosehr er das Rätsel um seine Herkunft lösen möchte, es wird ihm nicht gelingen. Im Gegenteil: Seine Familie verstrickt ihn zunehmend in ihre Bande, denn auf fast jede rebellische Pubertät folgt erst einmal die Kapitulation der vermeintlichen Vernunft.

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Seitenzahl: 540

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Tom Appleton

HESSABI

Roman

Tom Appleton

HESSABI

Roman

Czernin Verlag, Wien

Appleton, Tom: Hessabi / Tom AppletonWien: Czernin Verlag 2016ISBN: 978-3-7076-0570-9

© 2016 Czernin Verlags GmbH, WienLektorat: Eva SteffenUmschlaggestaltung: sensomaticUmschlagbild: 123rfAutorenfoto: Jerome MatilainenProduktion: www.nakadake.atISBN E-Book: 978-3-7076-0570-9ISBN Print: 978-3-7076-0569-3

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabein Print- oder elektronischen Medien

Hessabi

TEIL I

1. Kapitel

(1)

In dieser Geschichte, die acht Jahre meines Lebens erzählt, von 1960 bis 1968, spielen die Beatles eine Rolle, aber damals war mir das nicht klar. Ich lebte in Bonn, nicht etwa in Liverpool oder New York. Bonn war die deutsche Hauptstadt, oder besser: die Hauptstadt Westdeutschlands. Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik, hatte Bonn als Hauptstadt ausgewählt, weil das Klima im Bonner Kessel, diesem Ring aus sieben Gebirgen, sich besser für seine Rosenzucht eignete. Das Klima in Bonn war genau wie das Klima in Singapur, schwül und heiß im Sommer. Es gab kaum genügend Atemluft. Im Winter war es genauso, nur eben sehr viel kälter. Aber es war eigentlich immer regennass, feucht, glitschig. Schnee gab es kaum. Dafür heizten alle Leute mit Bricketts und Koks, die Atemluft war auch dadurch nicht mehr abrufbar. Ich habe Bonn seit damals kaum mehr wiedergesehen. Ich war einmal kurz zu Besuch, als die Stadt noch deutsche Bundeshauptstadt war, im Jahre 88, was auch schon wieder unendlich lange her ist. Die Bäume waren höher gewachsen, und die Menschen waren alle wie ausgewechselt. Der Stadtteil, in dem ich damals gewohnt hatte, Bad Godesberg, war kaum mehr wiederzuerkennen.

Ich beginne wohl am besten mit meinen Eltern. Meine Mutter sah genau so aus wie Maria Callas und sang auch genau wie sie, wenn sie nicht gerade tobte, wobei der Unterschied nicht sonderlich ins Gewicht fiel – genauso wenig wie bei der Callas. Es war immer dieselbe schrille, hysterische Sopranstimme, ein gellendes Schreien, ein grelles Kreischen, das mir wie ein elektrischer Schlag durch alle Glieder fuhr.

Mir wäre es lieber gewesen, mit einer ganz normalen Mutter aufzuwachsen, aber was wissen Kinder schon von ihren Eltern? Meine Mutter hatte die Nazi-Jahre in Deutschland verbracht, vor allem die letzten Kriegsjahre in Berlin, und es war eine Zeit ständiger Anfeindungen, eine Zeit großer Angst gewesen. Die Callas hätte in Nazi-Deutschland gewiss auch keine schöne Zeit erlebt. Meine Mutter war dunkelhaarig und ihre Nase war auffallend groß. Sie sah melancholisch, verträumt und irgendwie »interessant« aus, aber dafür hatte keiner einen Blick. In einer Zeit, als alle Menschen in Deutschland ihr Interesse einzig darauf richteten, arische oder unarische Gesichtsmerkmale an ihren Mitbürgern zu erkennen, und diejenigen mit unarischem Aussehen umzubringen, sahen alle Menschen in meiner Mutter nur das eine: eine Jüdin.

Schon aus purem Selbstschutz wurde sie zur fanatischen Antisemitin, und zugleich zur fanatischen Katholikin. Dass ihre Kreischkanonaden Angstschreie waren, erkannte ich damals nicht. Erst später hörte ich in ihren hasstriefenden Judenverfluchungen denselben heulenden Unterton heraus, der mir aus den Aufnahmen von Goebbelsreden, aber auch aus allen Filmen der Nazizeit, und immer wieder aus den hysterisch tränenfeuchten Stimmen eines Heinz Rühmann oder Hans Albers entgegenwimmerte.

(2)

Wie gesagt, die meisten Kinder wissen gar nichts von ihren Eltern, besonders dann nicht, wenn Eltern und Kinder kein besonders enges Verhältnis zueinander haben. Ich wusste so gut wie gar nichts von meinen Eltern, außer eben – aber auch das nur sehr undeutlich, weil das Thema nie angesprochen wurde – dass sie in Wirklichkeit gar nicht meine Eltern waren. Erst jetzt, in diesem Moment, während ich dies schreibe, wird mir bewusst, dass meine Mutter soeben auf ihren 50. Geburtstag zusteuerte, als ich in diese neue Schule kam. Irgendjemand hatte mir gesagt, und ich vermute, dass es mein Vater war, obwohl ich mir weder meinen Vater noch meine Mutter dabei vorstellen kann, wie sie so etwas überhaupt sagen konnten, dass dies eine Eliteschule wäre, wo lauter Diplomatenkinder hingingen. Ich glaube sogar, man nannte sie eine Europaschule.

Meine Mutter schickte mich auf diese Schule, weil sie nach irgendeinem katholischen Heiligen benannt war. Alles andere war ihr herzlich egal. Mein Vater kümmerte sich um die schulischen Belange überhaupt nicht.

(3)

Mein Vater war damals schon über 60, genauer gesagt, in diesem Jahr war er bereits 67, dazu ziemlich beleibt, ich denke, ungefähr 130 Kilo bei einer Körpergröße von knapp 1,80 Meter. Glatze, aber oberhalb der Nase eine durchgehende buschige dunkle Bürste aus Augenbrauen, und unterhalb der Nase das Gleiche noch mal als weißer Schnurrbart. Rund um den Kopf ein weißer Haarkranz. Er selber war immer in maßgeschneiderte Anzüge gekleidet. Jedenfalls in der Öffentlichkeit. Komplett mit Weste, Krawatte, Manschettenknöpfen. Goldene Schweizer Uhr. Sehr gediegen. Trotzdem wirkte er wie – nicht von dieser Welt. Wie eine ältere, aber auch sehr viel fettere Kopie von Nasreddin Schah, vor allem im Winter, wenn er seine dreieckige, nach oben spitz zulaufende schwarze Lammfellmütze auf dem Kopf trug. Klarerweise in Bonn schon auf 150 Meter als »Ausländer« erkennbar. Sehr dunkel. Auf allen Fotos von damals sieht er fast schwarz aus. Aber die Fotos waren natürlich auch schwarz-weiß.

Ich habe oft gehört, und viele Leute haben es mir immer wieder persönlich bestätigt, dass sie als Kinder vor dem Spiegel standen, ihr eigenes Gesicht studierten, und sich fragten, wie sie wohl mit diesen Monstern verwandt sein könnten, bei denen sie da lebten. Mit ihren Eltern. Ich musste mir diese Frage nicht stellen. Ich wusste es. Ich war mit ihnen nicht verwandt. Ich nannte sie Pedar und Maman, aber der alte Mann war nicht mein Vater, und diese Frau war ganz bestimmt nicht meine Mutter. Und das andere Kind, das bei ihnen lebte, Bahador, war mit Sicherheit nicht mein Bruder. Sie nannten ihn zwar so. »Das ist dein Brüderchen«, sagte meine Mutter, oder: »Sei nett zu deinem kleinen Bruder.« Aber Bahador hatte mit mir genauso wenig Ähnlichkeit, wie die beiden Leute, die sich als unsere Eltern ausgaben. Wir waren wie die Bremer Stadtmusikanten, ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn, willkürlich in einer kleinen Wohnung in Bad Godesberg zusammengesperrt. Durch irgendeinen komischen und vielleicht kosmischen Zufall, den ich nicht kannte. Das Einzige, was uns verband, war, dass wir alle Perser waren, dass wir zu Hause gelegentlich Persisch miteinander sprachen.

Ob meine Mutter wirklich Perserin war, könnte ich dabei nicht einmal beschwören. Ihr Akzent war halb deutsch, halb türkisch, und die Hälfte der Zeit fielen ihr sowieso nur die deutschen Wörter ein. Sie schimpfte – andauernd, 24 Stunden am Tag und wahrscheinlich sogar im Traum – fast nur auf Deutsch. »Ja, euer Vater ist natürlich wieder bei seiner Juden-Schickse. Vor Mitternacht wird er nicht nach Hause kommen, das elende Schwein. Wenn er nicht gleich die ganze Nacht fortbleibt. Oh, warum habe ich nur einen solchen Dreckskerl von einem Mann geheiratet?« Andauernd schrie sie dabei wie am Spieß und die Nachbarn in der Wohnung über uns klopften mit dem Stock. Der alte Herr Scheitz war schon etwas gehbehindert, aber in seiner Wohnung benutzte er den Stock nur, um von oben an unsere Zimmerdecke zu pochen. Meine Mutter erhob dann ihr Gesicht wie eine Wölfin, die den Mond anbetet, und jaulte nur immer ein »Der Herr Scheissss!« oder »Der Herr Scheissss kann mich mal am Arrrsch lecken!« nach oben in die Höhe. Auf dem Papier sieht das nicht nach sehr viel aus, aber in echte Dezibel übersetzt, konnten einem diese Schreie durch Mark und Bein gehen, und ich bin überzeugt, der alte Scheitz hörte es klar und deutlich wie aus einem Megafon in seinem Wohnzimmer. Wenn mein Vater dann endlich nach Hause kam, gab es erst mal eine Extra-Runde. »Du Hurenbock, du gottverdammter, du Scheißkerl, du Stellvertreter des Teufels auf Erden, wo hast du dich wieder herumgetrieben? Du ausgemachter Idiot comme il faut. Warst du wieder bei deiner Juuuden-Huuure, deiner schwanzleckenden Frau Soundso – oder gar bei diesem unappetitlichen Flittchen mit dem fetten Arsch, dem Frollein Sowieso?« – und es folgten in langer Reihe alle Namen der gegenwärtigen und vergangenen Sekretärinnen meines Vaters oder diverser anderer Damen, deren Personalien meiner Mutter zufällig zu Ohren gekommen waren. »Die Frau ist doch verrückt. Warum lässt du dich nicht von ihr scheiden, Pedar?«, fragte ich ihn manchmal. »Lass es gut sein, Adam. Das verstehst du nicht«, sagte er dann.

(4)

Was mein Vater eigentlich machte, was sein Job war, wusste ich nicht. Ich weiß es bis heute nicht. Ich versuche dabei nicht mal, besonders naiv zu wirken, oder besonders unbedarft zu tun. Aber ich weiß es wirklich nicht. Die Väter der meisten Kinder in meiner Klasse waren Diplomaten und waren vor kurzem aus Chile, Ägypten, Amerika oder Indonesien angereist gekommen. Diejenigen, die vor Ort lebten, waren »Regierungsbeamte.« Jobs wie »Elektriker«, »Bäckermeister« oder »Hotelangestellter« kamen so gut wie nicht vor. Mein Vater war auch ein »Regierungsbeamter.« Ich fragte ihn: »Du meinst, bei der deutschen Bundesregierung?« – »Was tut das zur Sache? Sag einfach, dein Vater ist Regierungsbeamter.« – »Ja, aber bei der persischen Regierung oder bei der deutschen Regierung?« – »Regierungsbeamter ist Regierungsbeamter. Alles andere geht niemand etwas an. Dich auch nicht.« Wenn mich jemand gefragt hätte – aber es hat mich nie jemand gefragt –, wo arbeitet dein Vater, was macht er? – hätte ich sagen müssen, keine Ahnung, frag mich was Leichteres.

Er verreiste ab und zu, meistens nach »Wiesbaden«, wobei nie klar war, ob mit »Wiesbaden« der richtige Ort Wiesbaden gemeint war oder irgendein getarnter anderer Ort. Immerhin, in Wiesbaden wohnte sein Bruder, ein »Onkel«, den wir nie zu Gesicht bekamen. Meine Mutter nannte ihn immer nur »diesen Hurenbock« und »diesen Bubi« und sprach ausschließlich in den anzüglichsten Ausdrücken von seinen Männerbekanntschaften. Auf einem Foto von damals sieht man meinen Vater im Anzug und daneben zwei Herren, ebenfalls im Anzug, die auf einer Straße promenieren. Ein gutaussehender Perser mit einem dezenten Schnurrbart und ein sehr modisch gekleideter deutscher Herr. Das eine ist wohl unser Onkel, der andere könnte einer seiner schwulen Bekannten sein, umso mehr, als er an einer Leine einen Dackel führt. Andererseits fragt man sich: Wer hat das Foto aufgenommen? Es kann genauso gut die Gattin dieses Herrn mit dem Dackel gewesen sein. Oder natürlich auch irgendein beliebiger Passant, dem man kurz einmal die Kamera in die Hand gedrückt hat.

Meine Mutter nahm selbstverständlich immer an, dass die Herren in Wiesbaden gemeinsam ins Puff gingen. Oder ins Casino. Oder beides. Wenn ich sagte, »Warum fährst du nicht einfach mit?«, musste ich mir gewöhnlich ein stundenlanges Traktat über die Gemeinheit und Schlechtigkeit dieses Onkels anhören – und dann gleich auch noch etlicher anderer Freunde meines Vaters. Der Oberbösewicht in dieser Galerie von Puff- und Casino-Besuchern war der Baron de B., ein Jugendfreund meines Vaters, der in der französischen Schweiz lebte und zeitlebens nichts anderes tat, als sich in seinem Chevrolet Bel Air oder in seinem Opel Admiral von einem jungen Chauffeur durch die Gegend kutschieren zu lassen. Grandhotels, Puffs, Casinos, junge Frauen, Wiesbaden, Genf, Monte Carlo, Paris. Er hatte es sich mit meiner Mutter gründlich verscherzt, als er spaßeshalber einmal zu ihr sagte, »Ach Madame, heute sehen Sie aber um einhundertfünfunddreißig Jahre jünger aus!« – Es folgte ein Gala-Auftritt der Callas, eine Privatvorführung von »Tosca«!

(5)

In der Schule war ich immer schlecht. Mein Notenspiegel stand gewöhnlich bei 4,5. Eine 6 zu bekommen, in jedem beliebigen Fach, war für mich vollkommen normal. »Du bist doch nicht dumm«, sagten die Lehrer zu mir. »Warum sind deine Leistungen so schlecht?« Meine Antwort, die ich mir verkneifen musste, lautete: Weil die Lehrer so bescheuert sind.

In der Quarta begannen wir mit Latein, und ich schrieb sofort meine erste 5. Kurz darauf die erste 6. Der Lateinlehrer, einer dieser Schreihälse und Ohrfeigenverteiler, wie es sie damals zuhauf an jeder Schule gab, schrieb meinem Vater einen Brief. Wenn meine Leistungen bis zur Jahresmitte nicht besser würden, sei meine Versetzung ernsthaft gefährdet. Umso mehr, als meine Leistungen in Mathematik und allen anderen Fächern ebenfalls abgrundschlecht wären. Mein Vater setzte sich im Wohnzimmer heftig schnaufend auf das Sofa, das unter seinem Gewicht ebenfalls schwer zu stöhnen begann, und ich musste mich zu ihm dazusetzen. – »Du kennst den Brief, den dieser kranke Seminarist mir geschrieben hat, vermute ich?« – »Wer?« – »Dieser Herr Küss-Mich.« – Mein Vater hatte, obwohl er gut Deutsch sprach, einen so starken persischen Akzent, dass ich zunächst glaubte, er hätte einen persischen Namen genannt, einen Namen, der auf Persisch so ähnlich klang wie »Herr Küss-Mich«. Oder genauer, »Herr Mein-Kuss«. Dann wurde mir klar, dass er den Lateinlehrer meinte. – »Ach der.« – »Was findest du so schwer an Lateinisch? Es ist genauso eine Sprache wie Persisch.« – »In der Schule habe ich das noch nicht bemerkt. Agricola, Agricolae. Was ist daran so persisch?« – »Mein Junge, pass auf. Die lateinische Sprache ist eine alte Sprache, genau wie das Persische. Jedes Wort ist aus kleinen Teilen zusammengesetzt, wie ein Satz. Es ist ganz leicht. Nimm zum Beispiel dieses eine Wort, Agricola, das du genannt hast, ›der Bauer‹. Da hast du Ager, das bedeutet ›Acker, Feld‹. Eigentlich ist Ag wie das persische Wort Khak, ›Erde‹, mit hartem Rachen-ch, wie in Bach, Krach, lach, Schach. Die Engländer sagen khaki für ›erdfarben‹. Aber sie sprechen es aus wie das deutsche Wort ›Kacke‹. Das kommt auch von ›Erde‹, weil es hat diese Farbe, und da wird es vergraben, die ›Kacke‹ in der ›Erde‹. Im Persischen bleibt das harte kh am Anfang, Khak. Wir sagen Khers, ›der Bär‹. Die Lateiner sagen Urs, sie haben das kh am Wortanfang wieder gestrichen, verstehst du? Ag=er, ›das Stück vom Land‹. Auf Deutsch ›Acker‹. Verstehst du? Jetzt kommt Ager=i, Genitiv partialis, besitzanzeigender zweiter Fall, ›von dem Stück vom Land‹ oder ›zu dem Stück vom Land dazugehörig‹. Sperr die Ohren auf! Du sprichst hier von einem Bauern, es geht um ein bestimmtes Stück Land, der Mann gehört dazu. Jetzt kommt col, das bedeutet ›bearbeiten‹. Und col=a, der Mensch, der bearbeitet. Das a zeigt dir, dass es früher die Frauen waren, die die Landarbeit gemacht haben, aber später haben die Männer die Kontrolle übernommen, oder die schwere Arbeit. Das Wort col=a ist geblieben, aber es hat sein Geschlecht gewechselt. Männlich, aber weibliches a am Ende. Maschallah, da hast du es: ag=er=i col=a. Als würdest du auf Persisch sagen, ›der Kollah von Ageri‹, ›der Hut von Herrn Ageri‹. Aber es bedeutet ›zu dem Stück Land gehörig, der Mensch, der es bearbeitet‹ – und das ist gleich wer oder was?« – »Der Hut von Ageri?« – »Der Bauer. Mein Sohn. Sei doch nicht so begriffsstutzig. Natürlich der Bauer! Und jetzt, agericola=e. Dein kranker Seminarist kennt die Sprache nicht. Er spricht, wie alle Katholiken, agricolä. Er kennt es nicht anders. Aber wir wissen, im Persischen wird im Genitiv ein e an das Wort angehängt, zum Beispiel agha und dann agha=e. Bei den Römern: ganz genau so. Ageri-cola=e. »Von dem Menschen, der zu dem Stück vom Land gehört und es bearbeitet«. So einfach ist das. Es ist genau wie im Persischen. Lateinisch ist eine ganz einfache Sprache. Ein Welt-Esperanto. Genau wie das Persische. Verstehst du?«

Ich verstand es nicht und verstand es doch – irgendwie. Ich begriff, dass ich lateinische Wörter mit persischem Akzent aussprechen musste, damit sie zu persischen Wörtern werden konnten. Am Ende des Jahres stand ich in Latein auf einer 2. »Nur deine Aussprache lässt noch sehr zu wünschen übrig, Hassebi«, meinte der Lateinlehrer. Meinen Namen sprach er natürlich auch falsch aus. – Ich fragte meinen Vater noch: »Warum nennst du ihn einen kranken Seminaristen?« – »Lass es gut sein, Adam. Ich weiß, wovon ich spreche. Aber das sind Dinge, von denen du nichts verstehst.«

(6)

Immerhin verstand ich, dass die meisten unserer Lehrer krank waren. Krank und katholisch. Sie schrien, prügelten und beteten. Es war klar: Adenauer war Kanzler, die CDU beherrschte das Land, eine Bonner Eliteschule konnte nur katholisch sein, so weltoffen sie sich auch gab. Wir hatten eine Lehrerin, die auf mich damals wie eine Nonne wirkte – eine Ex-Nonne. Heute würde ich sagen, wie eine KZ-Wächterin. Dass sie Geschichte unterrichtete, wenn auch nicht bei uns, und Deutsch, passte dazu. Ein verkniffenes Mündchen, wie ein Strich im Gesicht, und am Ende jedes Satzes ein kleines Koblenzer »nit?«.

Das war das andere Komische. Obwohl die Hälfte der Kinder Deutsch mit einem ausländischen Akzent sprach, meistens Amerikanisch, aber oft eben auch ganz andere Akzente, dauerte es gar nicht lange, bis wir alle Deutsch mit einem rheinischen Tonfall sprachen. Ich kannte schon nach wenigen Monaten den Unterschied zwischen dem Friesdorfer und Mehlemer Zungenschlag, erkannte alle Varianten des Godesberger Dialekts, von Muffendorf bis Plittersdorf, im Gegensatz zu Bönnsch oder Kölsch, und konnte drüben auf der anderen Rheinseite ebenso alle Dialekte unterscheiden, von Beuel, Oberkassel, Königswinter bis runter nach Honnef und noch weiter weg vom Schuss. Das schlürfende Godesberger Platt wurde zur lingua franca der gegenseitigen Verständigung, aber auch zur Absetzung von den eigenen Eltern.

Da ich als Neuer in der Klasse zunächst die unterste Stufe der Rangliste belegte, klinkten sich als Erstes die echten Loser der Klasse bei mir ein. Ein oder zwei von ihnen kamen mit zu uns nach Hause, und sie merkten natürlich sofort, dass meine Mutter eine Verrückte war. Sie bot ihnen Tee und Halwa an, dann schrie sie herum. – »Ist deine Mutter immer noch so hysterisch?«, fragte mich einer von ihnen später mal. Ich habe seinen Namen nicht vergessen, doch ich werde ihn hier nicht nennen. Ich erinnere mich, dass er später als Unterstandsloser am Bonner Bahnhof lebte. Damals galt er als der Klassenidiot. Aber zu der Zeit, als wir noch miteinander befreundet waren, ging ich einmal mit zu ihm nach Hause. Seine Mutter sah genau so aus wie er, eine Frau mit langen weißblonden Haaren, noch im Morgenmantel, obwohl es schon Nachmittag war. Sie flüsterte irgendetwas Geisterhaftes und stand in der Küche mit der Hand an die Tür gelehnt, dann ging sie ins Wohnzimmer oder sonst ein Zimmer im Innern der Wohnung, und ich hörte sie am Klavier spielen. Wumm-ta, wumm-ta, eine undefinierbare Musik. Wir saßen unterdessen in der Küche und aßen Weißbrot mit Butter und dazu dicke Scheiben Bundeswehrsalami. Ich fragte mich, was sein Alter wohl für einen Job hatte, damit er sich diese große Wohnung mit so vielen Zimmern in der Viktoriastraße leisten konnte. Während wir in einer kleinen Dreizimmer-wohnung in einer Neubausiedlung lebten, die Teppiche aufgerollt an die Wohnzimmerwand gelehnt. Jedenfalls hatte er auch eine verrückte Mutter, eine Gemütskranke. Meine Mutter war eher eine Psychopathin. Trotzdem war das keine Grundlage für eine Freundschaft, und sie ging auch bald auseinander. Wie gesagt, der Typ war der Klassenidiot. Er verstand die Schwanzwitze, die wir uns in den Pausen erzählten, immer erst als Letzter. Einmal standen wir im Kreis auf dem Schulhof, und er mampfte sein Weißbrot mit Butter und Leberwurst. Der Gestank war unerträglich. Dazu saugte er mit einem Strohhalm seinen Pausenkakao. Irgendjemand erzählte einen Witz. Es war ein guter Witz. Alle lachten. Als alle fertig gelacht hatten, machte der Weißbrot seinen Mund auf und lachte endlich auch laut los: Bru-ha-ha-ha. Und verteilte den ganzen Inhalt seines Mundes – zerkautes Leberwurstweißbrot mit Butter und Kakao – auf alle, die im Kreis herumstanden. Das war sein Tod. Ich konnte mit einem solchen Idioten unmöglich weiter befreundet bleiben.

(7)

Später fragt man sich oft, welchem Umstand man es verdankt, dass man eine bestimmte Situation überstanden hat. In meinem Fall ist es ziemlich klar. Ich wurde von der Quarta in die Untertertia versetzt, weil meine Latein-Noten so gut waren. Ich hatte eine »schwache« 2 (weil ich zum Jahresanfang so miese Noten eingefangen hatte – sonst wäre es eine »klare« 2 gewesen). Ich hatte in Deutsch eine 1, in Englisch eine 1, in Religion eine 1, in Kunst eine 1, in allen anderen Fächern 4 bis 5. Ich machte natürlich nie irgendwelche Hausaufgaben. Wie auch? Meine Mutter schrie die ganze Zeit, und dann war da auch noch Bahador in meinem Zimmer. Er führte ein Eigenleben, denn er ging zuerst noch in die Volksschule, und auch später in eine andere Schule, weil meine Mutter, in ihrer Weisheit, ihn für eine kaufmännische Lehre auserkoren hatte. Dafür sollte er eine Mittelschule besuchen. So würden ihre beiden Söhne gleichzeitig ihren Schulabschluss machen, der eine mit Abitur, der andere mit Mittlerer Reife. Bahador war ein kleiner Lockenkopf, dem man schon mit zehn Jahren den verschlagenen Charakter eines zukünftigen Polizeispitzels ansehen konnte. Ich fragte mich oft, wo die Alten wohl dieses Prachtexemplar von einem Miststück aufgegabelt hatten. Ich ließ mich natürlich nicht zu der unsagbaren Erniedrigung hinreißen, diese Kröte in Menschengestalt jemals als meinen »Bruder« anzuerkennen. Aber da wir gezwungen waren, im selben Zimmer zu leben, musste ich mich natürlich irgendwie mit ihm arrangieren.

Wenn ich mich nachts selbst berührt hatte und dampfend im Geruch frischer Walnüsse in meinem Bett lag, kam unweigerlich von seiner Seite ein weinerliches Stimmchen. »Ich habe Angst. Kann ich zu dir ins Bett kommen?« – »Untersteh dich. Bleib, wo du bist.« – »Ach komm doch und leg dich ein bisschen zu mir. Nur bis ich eingeschlafen bin.« – »Halt die Klappe und schlaf ein.« – Dann weinte er. – Dann kam auch schon bald die Schreierin dazu. Die Tür flog auf. Das Licht im Gang leuchtete mir in die Augen, und sie stand im Türrahmen, wahrscheinlich angetrunken. »Was ist hier los? Warum weint das Kind?«, schrie sie. – »Adam ist gemein zu mir.« – »Bahador, mein Schnuckelchen, komm zu deiner Mutter. Und du, du gottloser Teufelsbraten, was riecht es hier wieder so. Du verspritzt deine Manneskraft, genau wie dein Vater, dieser Schweinearsch – dieser ausgemachte Hurenbock. O Herr, Gott, wie musst du mich hassen, dass du mich so strafst in diesem Leben. Seine Mutter hat mich damals gewarnt. ›Der Sumpf lockt ihn.‹ Ach, hätte ich doch nur auf die alte Hexe gehört. Nicht, dass sie eine von den Engeln gewesen wäre, das kann ich dir verraten. Sie waren alle so wie er – einer immer schlimmer als der andere, eine teuflische Brut. Und du schlägst ganz in dieselbe Richtung! Komm, Bahador, lass deinen Bruder alleine in seinen sündigen Säften schmoren. Aber das eine sag ich dir …« – Und dann ging die Suada meistens noch zehn Minuten weiter.

Bahador saß dann ab zehn Uhr nachts mit meiner Mutter in der Küche und durfte Rechenaufgaben machen, während sie zusehends betrunkener wurde. Wenn mein Vater endlich gegen Mitternacht nach Hause kam, erwachte das ganze Haus noch einmal zu Geschrei. Ich meine, nicht nur dass ich aus dem Schlaf geweckt wurde. Auch die Scheitzes über uns erwachten und klopften mit dem Stock, der herzkranke Herr Uckermarck oben rechts am anderen Ende des Treppenhauses stand an der Brüstung und rief wie jede Nacht: »Ja geht das denn schon wieder los? Das ist Ruhestörung! Ich rufe die Polizei!«, und eine der ostpreußischen Schwestern von nebenan stand im Nachthemd vor der Tür und klingelte, bis die Tür geöffnet wurde. »Das geht jetzt aber wirklich zu weit!« Die beiden Damen, deren Namen ich jeden Tag auf dem Klingelschild gelesen und trotzdem vergessen habe, waren die jüngste und älteste von neun Schwestern einer Adelsfamilie. Die ältere war auch gemütskrank und führte ihrer Schwester den Haushalt, die jüngere arbeitete in Bonn irgendwo als Chefsekretärin. Sie sah für eine 50-Jährige noch unbeschreiblich gut aus. Leider war es immer die ältere Schwester, die bei uns klingelte. Sie war eher um die 70.

Jedenfalls wohnte in jeder Wohnung unseres Hauses ein Kranker. Eine Gemütskranke, ein Herzkranker, ein Fußkranker und eine Geisteskranke. Wie konnte man unter solchen Umständen normal bleiben?

(8)

Überraschenderweise verstand sich meine Mutter, die sonst mit aller Welt nur zankte, ausgesprochen gut mit der alten Frau von nebenan. Sie redete sie nur als »Frau Baronin« an, und jeder zweite Satz war »Sie haben ja so recht«. Umgekehrt sprach die Alte mich zuweilen auf der Straße an, oder im Koma-Laden oben auf der Mittelstraße. »Du machst deiner Mutter ja große Sorgen, wie ich höre?« – »Ach nein? Was hören Sie denn so?« – »Na, du bist aber kein höflicher junger Mann, das muss ich schon sagen!« Manchmal, wenn ich nur ein Brot kaufen ging, oder ein Eis, stand sie schon hinter dem Haus zwischen den Jasminbüschen und zischelte mir irgendetwas zu. »Was? Was haben Sie gesagt?« – »Wie bitte, sagt man als höflicher junger Mann. Ich sehe schon, deine Mutter hat es wirklich nicht leicht mit euch drei Mannsbildern.«

Ob sie katholisch war, weiß ich nicht, aber da sie eines von neun Geschwistern war, ist natürlich alles möglich. Sie schien jedoch großen Wert darauf zu legen, dass ich mit meiner Mutter in die Kirche ging. Meinem Vater war alles, was mit Religion zu tun hatte, ziemlich egal. Er sagte manchmal, wie zum Spaß: »Wir sind meinetwegen Christen, aber ganz bestimmt keine Katholiken.« Gelegentlich ging er in die evangelische Kirche, und wir mussten mitgehen. Es war meistens irgendein Feiertag, und meine Mutter, die nie rechtzeitig angezogen war, rannte halbnackt und tobend hinterher, weil ihre Männer ihr vorausrannten und alle Türen offen stehen gelassen hatten. »Kommst du jetzt? Ich gehe«, sagte mein Vater und verließ das Haus. In der Kirche saß meine Mutter neben ihm und sobald das Gesangbuch geöffnet wurde, sang sie wie eine Nachtigall, dass alle Köpfe sich zu ihr umdrehten. Nachtigall war das Wort, das mein Vater verwendete. »Sie singt wie eine Nachtigall«, sagte er. Ich hätte es anders genannt. Es rollte mir immer die Zehennägel bis in die Fingerspitzen auf. Sie sang um drei Oktaven höher als alle anderen, und mit unzähligen Koloraturvariationen, als ob eine verrückte Operndiva soeben auf der Bühne aufgetreten wäre. Der evangelische Pfarrer wandte sich uns zu, lächelte ein wenig zweifelhaft, und nickte, vielleicht um anzudeuten, »Das reicht jetzt.« Mein Vater nickte anerkennend, als ob man ihm gesagt hätte: »Wie wunderbar, dass Sie uns die Ehre antun, diese himmlische Sängerin bei uns in der Kirche zu Gehör zu bringen. Wir sind alle zuhöchst der Bewunderung voll. Nur weiter so. Und bitte: Noch eine Strophe …« In der katholischen Kirche – in die mein Vater nie mitging, weil er die Katholiken allesamt für Lügner hielt – sang sie ganz normal, mit halber Lautstärke. So habe ich schon den Verdacht, dass ihre Auftritte in der evangelischen Kirche als Protest, als Störung beabsichtigt waren. Andererseits blieb sie in der katholischen Kirche oft dreimal so lang wie in der evangelischen. Es war beides eine Qual. Meine Mutter bestellte mir eine katholische Jugendzeitschrift, die ich unbeschreiblich langweilig fand. Ich habe nie auch nur ein einziges dieser Hefte gelesen. Ich erinnere mich mit Abscheu daran, wie ich diese tödlich öden Hefte durchblätterte und nichts, aber auch absolut nichts, darin entdecken konnte, was ich lesen wollte. Es gab keine Rettung für mich. Einmal begegnete ich morgens der jüngeren Ostpreußenbaronin im Treppenhaus, wie sie die Milch hereinholte. Sie war noch im Nachthemd, und ich sah ihre Körperformen im Licht durchscheinen, als wäre sie nackt, und oben ihren Busen, der ihr halb aus dem Hemd herausfiel. Ich ging sofort in den Kohlenkeller hinab und onanierte im hohen Bogen über die Kohlen, und sogar ein halbes Jahr später noch einmal, in der Erinnerung daran, als es schon Winter war. Sie war wirklich die Einzige in diesem Haus, die mir irgendeine Nahrung für meine Seele bot.

Aber zum Glück gab es außerdem noch in der Nähe die Diplomatensiedlung mit ihren amerikanischen Autos, die mich vor der schleichenden Verblödung retteten, und den amerikanischen Thrift Shop, mit seinen alten Schallplatten, die mich vor der seelischen Zerrüttung und Einsamkeit bewahrten. Und das alte Klavier meiner Mutter, das eines Tages ganz überraschend von irgendwoher auftauchte. Und dann entdeckte ich, erst ganz zufällig, und dann allmählich, zu meinem zusehends größeren Erstaunen und Entsetzen, immer deutlicher meine hellseherischen Fähigkeiten.

2. Kapitel

(1)

Die meisten Menschen denken bei dem Wort »Hellsehen« an Kristallkugeln. Auch das englische Wort clairvoyance deutet auf ein gläsernes »Klarsehen«. Es bezeichnet die Fähigkeit gewisser Leute, tatsächliche Begebenheiten, die ihnen auf normalem Wege gar nicht bekannt sein können, deutlich vor ihrem geistigen Auge erstehen zu lassen, wie in einem Film. Manche bekommen aber auch nur rasende Kopfschmerzen, wenn sich zum Beispiel gerade irgendwo auf der Welt ein Erdbeben ankündigt. Das »wie« und »wo« erfahren sie dann gewöhnlich selber erst am nächsten Tag aus der Zeitung. Diese Art von Hellseherei nützt wenig zur Erdbebenvorhersage, aber es ist dasselbe Phänomen, ein Erspüren von fernen Ereignissen, in diesem Fall, das Erzittern der Erdoberfläche in weit entfernten geografischen Regionen. Präkognition deutet auf ein Vorauswissen zukünftiger Ereignisse in zeitlicher Distanz hin, und Telepathie erlaubt den geistigen Kontakt mit anderen Personen, manchmal über Kontinente hinweg, also eine Art »biologisches Telefon.« Dann gibt es wieder andere Leute, die den Kontakt mit dem Totenreich pflegen. Aber ich komme mir vor wie ein Hochstapler, wenn ich von diesen Dingen spreche, denn in Wirklichkeit verstehe ich rein gar nichts davon. Ich war noch nie bei einer Seance, und die einzigen Glaskugeln, die mir begegnet sind, taugten einzig dazu, um in ihrem Innern ein Schneegestöber zu veranstalten. Ich war meistens ein extrem nachlässiger Beobachter, und das genaue Gegenteil eines Hellsehers. Von Rechts wegen dürfte ich mich selber bestenfalls als einen »Dunkelseher« bezeichnen. Ich war immer wie einer, der gedankenverloren des Nachts auf einem Eisenbahngleis spazieren geht und dabei weder das ferne Licht des heraneilenden Schnellzuges sieht, noch auf das frenetische Dröhnen der Hupe aufmerksam wird. Erst sehr viel später kam es mir gewöhnlich zu Bewusstsein, dass der Ablauf der Dinge sich schon von langer Hand angekündigt hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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