Heute bei uns zu Haus - Hans Fallada - E-Book

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Hans Fallada

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Beschreibung

Heute bei uns zu Haus ist ein Sammlung von Erinnerungen des Schriftstellers Hans Fallada von 1943. Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 veröffentlichten Roman Der junge Goedeschal verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von Hans im Glück und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus Die Gänsemagd: Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verkündet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich spätestens 1931 mit Bauern, Bonzen und Bomben gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan prägten ein objektiv-nüchterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine überzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg Kleiner Mann – was nun?, der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die späteren Werke Wolf unter Wölfen, Jeder stirbt für sich allein und der postum erschienene Roman Der Trinker werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet.

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Inhaltsverzeichnis

Mit dem Heiraten fängt es an

Ich weiß ein Haus am Wasser

Das brave und das verflixte Rindvieh

Fräulein Bäht und der kleine Herr Pudulle

Bienen im Garten, Honig des Leben

Glück aus Leder, Lack und Stahl

Von Rautchen bis Brumbusch

Ruhe, jetzt wird gearbeitet!

Porträt meiner Kinder

1. Der Jüngste

2. Die in der Mitte

3. Unser Erstgeborener

Abschied von Mahlendorf

Hans Fallada

Heute bei uns zu Haus

Ein anderes Buch Erfahrenes und Erfundenes

Zuerst erschienen: 1943

Dieses Buch gibt Bilder aus dem Familienleben eines Schriftstellers auf dem Lande, in unserer Zeit, will sagen, von etwa 1929 bis 1942. Für meinen Geschmack ist es reichlich privat geraten, aber ich hatte keine Wahl: es mußte so geschrieben werden, wie es in mir war.

So möge es denn in die Welt hinaus gehen, wie es geworden ist. Wer aber meint, jetzt den Verfasser zu kennen, der irrt sich! Denn hier ist niemand auf ›Ähnlichkeit‹ porträtiert – nicht einmal der Autor. Manche Gestalt ist aus zwei, manche aus fünf Menschen zusammengesetzt, denen ich einmal begegnete; manche ist auch völlig erfunden. Ganz zu schweigen von all den erdachten ›Pointen‹, die das Leben uns meist vorenthält, während sie doch der Leser vom Bücherschreiber erwartet.

Alles in allem: dies ist eine kleine Welt, die ich mir erschaffen. Ich gestehe offen: sie gefiel mir – beim Schreiben sowohl wie beim Überarbeiten. Möge es vielen ähnlich gehen – beim Lesen!

H. F.

Mit dem Heiraten fängt es an

Am Anfang und am Ende dieses Buches und auf allen seinen übrigen Seiten ist von meiner Frau Suse die Rede – auch wo nicht von ihr gesprochen wird. Sie erst hat mich zu dem gemacht, was ich geworden bin, sie hat einen Verbummelten wieder das Arbeiten gelehrt, einen Hoffnungslosen die Hoffnung. Durch ihren Glauben, ihre Treue, ihre Geduld wurde aufgebaut, was wir heute besitzen, was uns alle Tage freut. Und das alles geschah ohne viele Worte, ohne Aufhebens, ohne Schulmeisterei, einfach dadurch, daß sie da war, daß sie in guten und schlimmen Stunden zu mir hielt. Daß sie an mich glaubte. Daß sie so war, wie sie war. Güte und Geduld und Verzeihenkönnen, auch wo sie nicht verstand.

Heute, da ich diese Zeilen schreibe, feiern wir unsern vierzehnten Hochzeitstag, das heißt wir feiern ihn nicht, wir denken daran, daß wir jetzt dreizehn Jahre zusammengehören. Keiner menschlichen Gemeinschaft, die so lange gedauert hat, bleiben Stürme und Enttäuschungen erspart. Manches Jahr gab es, da konnte ich stolz sagen: »Wir haben uns noch nie gestritten. Wir sind immer einer Ansicht gewesen. Was ich wollte, wollte auch sie.«

Nun kann ich das nicht mehr sagen. Doch, wir haben uns gestritten. O ja, wir waren manchmal sehr verschiedener Ansicht. Und vor allem: da wir beide keine redseligen Menschen sind, so haben wir uns auch angeschwiegen. Das Anschweigen durch Wochen, durch Monate ist ein furchtbares Kampfmittel. Wir sind beide Wasserkantenmenschen, wir konnten zur Vollendung schweigen. Kein noch so wilder Zank ist auch nur halb so schlimm wie Schweigen. Diese ewige tote Stille im Haus, dieses trockene Schlucken statt eines ersten einlenkenden Wortes, dieses verstellte Parlieren vor den Kindern und den Haustöchtern und den Gästen – und dieses abgrundtiefe Schweigen, sobald wir beide wieder allein miteinander waren! Monate! Schreckliche Monate! Doch mit Glanz und Gloria stieg aus alledem wieder unser Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Sie vergaß es auch in den dunkelsten Tagen nicht, daß wir zusammengehörten. Ich mochte noch so schwierig, noch so unleidlich sein, ich mochte mit allen Streit anfangen, wegen jeder Kleinigkeit wüten: sie bekam mich wieder zurecht. Einfach dadurch, daß sie da war. Daß ihre Güte, ihre Geduld, ihre Liebe über alles triumphierten. Daß sie unermüdlich wieder von vorn anfing, aufbaute, wo alles zerstört schien.

Da ich davon erzählen will, wie wir zu unserm kleinen Landeigentum kamen, muß ich zuerst berichten, wie ich zu Suse kam. Denn ohne Suse wäre nie etwas mit einem Eigentum geworden.

Es war im Jahre 1928, und ich saß in einem möblierten Zimmer in der Stadt Hamburg. Die Arbeitslosigkeit war schon ziemlich schlimm. Auch ich war arbeitslos, aber stempeln ging ich darum doch nicht. Ich brauchte ja so wenig zum Leben, nach einer Zeit der Verschwendung hatte ich mir fast völlige Bedürfnislosigkeit angewöhnt. Ich war der stolze Herr einer alten Schreibmaschine, und wenn gar kein Geld mehr im Hause war, lief ich die Hamburger Exporthäuser ab, bis ich Adressenaufträge hatte. Ich schrieb Adressen in allen Sprachen, deutsche zu zwei Mark fünfzig das Tausend, ausländische für einen Taler. Ich glaube, ich war konkurrenzlos billig.

Außer der Schreibmaschine besaß ich noch einen Anzug, einen Handkoffer mit ein bißchen Wäsche und drei oder vier Büchern und einen völligen Mangel an Ehrgeiz. Es war mir ganz egal, ob etwas aus mir wurde und was aus mir wurde. Ich war mittlerweile fünfunddreißig Jahre alt geworden und hatte eingesehen, daß sich alles Abstrampeln nicht lohnte. Ich hatte eben kein Glück. Wozu sich anstrengen? In meinen Papieren stand von Geburt an: Pechvogel.

Sechs Tage in der Woche bestand mein Essen aus Brot, zwei Bücklingen und einem halben Liter Milch, am siebenten Tag aß ich an einem Mittagstisch warm. Wenn ich nicht grade Adressen tippte, was möglichst selten geschah, trieb ich mich in der Stadt umher, am Hafen, im Gängeviertel. Ich kannte die seltsamsten Menschen und die anrüchigsten Kneipen; es machte mir Vergnügen, recht hundeschnäuzig mit mir und andern umzugehen. Meine Familie, will sagen, meine Eltern hatten mich noch immer nicht ganz aufgegeben, so oft und so gründlich ich sie auch entmutigt hatte. Aber ich hatte meine Familie aufgegeben, ich schrieb nur selten und kaum der Wahrheit gemäß.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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