Hilde Domins Gedichte und ihre Geschichte - Marion Tauschwitz - E-Book

Hilde Domins Gedichte und ihre Geschichte E-Book

Marion Tauschwitz

0,0

Beschreibung

Hilde Domin (1909–2006) wurde nicht müde zu betonen, wie eng ihre Gedichte mit ihrem Leben verwoben waren. Ihr Werk bezeichnete die große Nachkriegslyrikerin als »Anthologie ihrer selbst«. Die Domin-Biografin und -Vertraute Marion Tauschwitz hat zwanzig Gedichte ausgewählt und sie der jeweiligen, oft heiklen Lebenssituation der Lyrikerin gegenübergestellt. Tauschwitz erzählt so die Entstehungsgeschichte der Gedichte, die sich im Wissen um den biografischen Kontext neu erschließen und Impulse für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Werk der jüdischen »Dichterin der Rückkehr« geben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 227

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Marion Tauschwitz

Hilde Domins Gedichteund ihre Geschichte

® 2016 zu Klampen Verlag . Röse 21 . 31832 Springe

www.zuklampen.de

Umschlaggestaltung: Hildendesign . Münschen . www.hildendesign.de

Umschlagmotiv: Foto Domin: Privatarchiv Hilde Domin

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019

Das »Privatarchiv Hilde Domin« ist in den Nachlass des Literaturarchivs Marbach eingegangen.

Dieses Buch folgt der Ausgabe, die zuerst 2012 im Verlag André Thiele erschien.

ISBN 978-3-86674-468-4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.dnb.de› abrufbar.

Und als ich euch meine Schmerzen geklagt,

Da habt ihr gegähnt und nichts gesagt;

Doch als ich sie zierlich in Verse gebracht,

Da habt ihr mir große Elogen gemacht.

Heinrich Heine

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Einleitung

Santo Domingo / Haiti: 1951 bis 1952

Makabrer Wettlauf

Topographie

Das kleine rote Band

Harte fremde Hände

New York: Herbst 1952 bis Februar 1954

Vademecum

Auf welch verläßlichen Stern?

Deutschland: 1954 bis 1955

Apfelbaum und Olive

Spanien: 1955 bis 1957

Herbstzeitlosen

Frankfurt und Rudolf Hirsch: 1957 bis 1959

Banges Neujahr

Nur eine Rose als Stütze

Wahl

Astano 1959

Die Heiligen

Unaufhaltsam

Spanien: 1959 bis 1961

April

Pícara

Abel steh auf

Die Sechzigerjahre

Graue Zeiten

Ich will dich

Erwin Walter Palms Tod am 7. Juli 1988

Mein Herze wir sind verreist

Ein blauer Tag

Editorische Notiz

Weiterführende Literatur

EINLEITUNG

Fragste die Lilie, die Rose,warumse, weshalbse, wiesose

Bedrückende Erfahrungen in allen Lebensbereichen waren der Auslöser für die Gedichte der Lyrikerin Hilde Domin.

Hildegard Löwenstein, die Kölnerin aus großbürgerlichem, jüdischem Elternhaus, war 1932 mit dem jüdischen Frankfurter Studenten Erwin Walter Palm zum Auslandsstudium nach Italien aufgebrochen. Gegen den Willen der Eltern und voller Enthusiasmus, dem Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 ein jähes Ende setzte: Italien war für die beiden Studenten über Nacht zum ersten Exilland geworden, bis die italienischen Rassegesetze sie im März 1939 zur Flucht nach England veranlassten. Vor der dort befürchteten deutschen Invasion im Juni 1940 retteten sie sich auf den dominikanischen Teil der Antillen-Insel Hispaniola. Nur das Land des Diktators Rafael Leónidas Trujillo hatte sich im Juli 1938 auf der von US-Präsident Franklin D. Roosevelt einberufenen Konferenz von Évian-les-Bains bereiterklärt, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen.

Flucht, Verlust der Heimat, Einsamkeit, Entbehrungen, Krankheiten und permanente Geldnot – alles ließ sich im Exil ertragen, solange sich Hilde Domin der Liebe ihres Mannes sicher sein konnte. Diese Basis zerbrach 1951, als sich Erwin Walter Palm einer anderen Frau zuwandte und bereit war, Hilde Domin zu verlassen. Zeitgleich erreichte Hilde Domin die Nachricht vom Tod ihrer Mutter, die im September 1951 an den Folgen einer Unterzuckerung gestorben war. Der Mutter und der Liebe beraubt. Hilde Domin war einem Suizid nahe. Als sie nicht leben und nicht sterben konnte, wurde das Schreiben zum zweiten Leben. Schreiben war Atmen. Sie war ein Sterbender, der gegen das Sterben anschrieb. Gedichte kommen mit Blaulicht daher, pflegte die Lyrikerin deshalb zu sagen, denn momentane Erregung steuerte Hilde Domins Gedichte.

Doch die Kunst des Schreibens besteht darin, sich vom Leben nicht überwältigen zu lassen. Damit Erlebtes Dichtung werden kann, wird sich der souveräne Dichter psychisch, doch nie faktisch offenbaren. Exaktes Sprachhandwerk gibt dem Gedicht die unspezifische Genauigkeit mit, die es dem Leser erlaubt, es in seine Obhut zu nehmen. Entindividualisiert nur wird es zu dem Erlebnisträger, anwendbar für jedermann. Der gefrorene Augenblick kann vom Leser wieder zum Fließen gebracht werden und wird zu einem Magischen Gebrauchsgegenstand – ein Begriff, den Hilde Domin 1987 in ihrer Frankfurter Poetikvorlesung geprägt hat.

Sprachhandwerk vervollkommnet die Dichtung, umfassendes Wissen ist die Quelle, aus der sie schöpft. Domins Gedichte sind eindringlich, weil sie sich aus dem Reichtum und der Fülle solider humanistischer Bildung entwickeln. Seit Kindheitstagen war Hilde Domin die griechische Mythologie vertraut. Später bediente sie sich bei Ovids Metamorphosen, paraphrasierte Hofmannsthal und flocht auch Spinozas Philosophie spielerisch in ihr Werk ein. Im ersten Exil in Italien hatte sie Giuseppe Ungaretti schätzen gelernt, an seinen Gedichten ihr Italienisch geschult. Später übersetzte sie ihn. Hilde Domin setzte sich mit den Surrealisten auseinander und öffnete sich im Exil in Santo Domingo ganz den Einflüssen der Spanier, allen voran Rafael Alberti. Goethe, Hölderlin und Heine hatten sie seit früher Jugend geprägt, Yvan Goll mehr als bisher bekannt. Seine »Malaiischen Liebeslieder« waren ihr unmittelbar nach Erscheinen aus den USA von Freunden nach Santo Domingo geschickt worden. Golls Gedichte waren eingängig und scheinbar einfach, so dass sie anfangs tatsächlich für malaiische Volksdichtung gehalten wurden. Doch Golls Inspiration entsprang einer persönlichen Quelle, seiner unglücklichen Liebe zu der Lyrikerin Paula Ludwig. Goll setzte seine Worte in eine phantastische Landschaft und nahm den Blickwinkel seiner Geliebten an. In Golls Versen fand Hilde Domin ihre eigene Sehnsucht und Wehmut aufgehoben, möglicherweise gerade wegen der Verschränkung aus Überpersönlichem und Persönlichem. Hilde Domins erster primitiv handgefertigter Gedichtband – doppelt verklebter Karton, die Seiten selbst zusammengenäht – den sie 1953 unter dem Pseudonym »Denise Isla« an den Schweizer Pflugverlag Thal schickte, kam mit dem Vermerk zurück, dass ihre Gedichte doch sehr an Yvan Goll erinnerten. »Gegen die Verniemandung Yvan Golls« – 1973 – brach Hilde Domin in ihrem Essay eine Lanze für den ihr lieben Dichter.

Hilde Domins Worte waren aus dem Schmerz geboren, ein heikles Leben war darin verschnürt. Alles ist Bekenntnis: Die Gedichte tragen deshalb keine karibische Leichtigkeit, sondern thematisieren Einsamkeit, Verfolgung, Schrecken, Trauer und Sehnsucht nach Liebe. Sie sind vom persönlichen Verlust von Liebe und Vertrauen geprägt. Und weil die Erfahrungen des Exils Hilde Domins Sprachbilder prägten, zeugen sie auch von der gelebten Zeit.

Viele von Hilde Domins Gedichten lesen sich in der ursprünglichen Manuskriptfassung noch sehr intim. Sie appellieren an ihr Gegenüber und legen Rechenschaft ab. Vor sich, vor anderen. Indem sie meist schon im Entstehungsprozess eine ästhetische Umsetzung erfahren haben, gehen die Verse über die tagebuchartige Abbildung des gelebten Lebens hinaus. Doch zum Zeitpunkt ihrer Entstehung waren es Grenzgedichte, denen Hilde Domin erst Jahre später faktisch Verräterisches nahm, indem sie strich und kürzte. So lange, bis das poetische Ausdrucksmittel nur mehr das exemplarische Gefühl einer individuellen Lebenserfahrung transportierte. Doch die symbiotische Wechselwirkung ihrer Gedichte zu ihrer Biografie blieb: Aber die Gedichte sind doch so sehr das Selbe wie ich, schrieb sie 1957 dem Verlagsleiter des S. Fischer Verlags, Rudolf Hirsch. Doch wie sehr ihre Worte das Buch zu ihrem Leben öffnen, offenbarte erst die Sichtung des Nachlasses nach Hilde Domins Tod im Februar 2006.

War es ihre Überzeugung, dass Gedichte von der Symbiose zwischen dem Werk eines Dichters und seiner Biografie leben, die Hilde Domin 1966 das Experiment mit den »Doppelinterpretationen« wagen ließ? Etwa dreißig Lyriker lud sie zu einer Eigeninterpretation eines Gedichts ein, ein anderer Interpret analysierte anschließend denselben Text. Das Experiment der doppelten Interpretationen sollte dem souveränen Umgang mit Gedichten dienen und Sprachbilder nachvollziehbar machen. Genau deshalb verweigerten einige angesprochene Lyriker die Mitarbeit, wollten grundsätzlich niemanden an ihrer eigenen Reflexion über ihre Arbeit teilhaben lassen. Die österreichische Künstlerin und Schriftstellerin Christine Lavant nahm an dem Projekt zwar teil, versagte sich aber einer Auflösung ihrer Sprachbilder: »Die Stadt ist oben auferbaut / voll Türmen ohne Hähne; / die Närrin hockt im Knabenkraut, / strickt von der Unglückssträhne. […] Sie hat den Geist verloren / er grast als schwarz und weißes Lamm / mit einem roten Hahnenkamm«. Hilde Domin insistierte kindlich auf einer Lösung: Wieso fehlen die Hähne bei der himmlischen Stadt. Hat gerade diese keine Hähne? Soll sie Hähne noch bekommen? […] Das Knabenkraut? […] Was hat es damit auf sich? […] Besonders wird sich der Leser ja den Kopf zerbrechen über den roten Kamm […] auf dem Kopf des Lamms (in einem andern Gedicht ist auch Rotes da, der Fliegenpilz) […]. Auch der in Aussicht gestellte Dank der Leserschaft dafür, dass die im Gedicht steckenden Zeichen und Winke dann leichter entschlüsselt werden könnten, bewegte die Österreicherin nicht zur Preisgabe der Auflösung: »Dies Gedicht ist, wie fast alle anderen meiner Gedichte, der Versuch, eine – für mich notwendige – Selbstanklage verschlüsselt auszusagen.«

Ich habe Tausende von Briefen und Fassungen der Manuskripte ausgewertet und bin auf überraschende, neue Erkenntnisse gestoßen: Hilde Domin hat ihre Gedichte vor der Erstveröffentlichung gründlich überarbeitet, Gedichte umdatiert und so in einen neuen biografischen Kontext gestellt, damit der schöne Schein eines harmonischen Lebensgespräches mit ihrem Mann Erwin Walter Palm zu seinen und ihren Lebzeiten nicht getrübt wird. Nahezu mit Verklärungswonne hat sie an ihrer Selbstmythisierung gewebt. Zwanzig Gedichte Hilde Domins habe ich ausgewählt, die den Einfluss der Lebens-Zyklen der Dichterin auf ihr Werk dokumentieren und darüber hinaus exemplarisch Einsicht in die Arbeitsweise einer genialen Sprachhandwerkerin vermitteln. Der biografische Kontext, der die emotionale Kreativität auslöste und die Sprachbilder provozierte, wurde den Gedichten jeweils vorangestellt.

Dieses Buch soll ein Vademecum sein – eine Einladung, ein Geh-mit-mir, ein Wegbereiter für Erkenntnisse und Einsichten, die den Leserblick schärfen und Hilde Domins Gedichte zu magischen Gebrauchsgegenständen werden lassen: anwendbar für jedermann. Das heikle Leben der Worte Hilde Domins soll nicht durch Interpretationsmodelle zerzupft werden, sondern zu einer innigen Begegnung zwischen der Dichterin und dem Leser ihrer Gedichte führen. Sozusagen zu einem Stelldichein zwischen Dichter, Leser und Gedicht – genauso wie sich das Hilde Domin für ihre »Doppelinterpretationen« gewünscht hatte.

SANTO DOMINGO / HAITI

1951 bis 1952

Makabrer Wettlauf – Topographie – Das kleine rote Band – Harte fremde Hände

Seit ihrem ersten Aufeinandertreffen im April 1931 in der Heidelberger Mensa labten sich die beiden jüdischen Studenten Hilde Domin und Erwin Walter Palm am geistigen Vorrat des Anderen und nährten sich vom gegenseitigen Wissen. Kannibalischer Bildungshunger – Fluch und Segen zugleich. Denn er eröffnete den Kampf um die Vormacht auf geistigem Terrain, der die Beziehung von Hilde Domin und ihrem späteren Ehemann Erwin Walter Palm vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an prägen sollte. Auf ihrem weiteren 56 Jahre währenden gemeinsamen Lebensweg änderte sich daran nichts.

1932 hatten die jungen Leute Deutschland für ein Auslandsstudium in Italien verlassen, das mit Hitlers Machtergreifung zur ersten Exilstation wurde. Durch die Rassegesetzgebung Mussolinis waren sie bald auch im Land der Antike zu Verfolgten geworden, flohen 1939 nach England, das sie 1940 Hals über Kopf verließen und im August desselben Jahres Zuflucht in der diktatorisch regierten Dominikanischen Republik fanden, damals Santo Domingo genannt. Das Exil sollte bis 1954 währen und verflocht sie miteinander.

Vertreibung und Verfolgung lagen 1951 zwanzig Jahre hinter ihnen. Die Bilanz war betrüblich: Die wirtschaftliche Notlage des Paares hatte sich von Jahr zu Jahr verschlechtert. Mehr als acht Jahre lang hatte der Archäologe in Santo Domingo und Lateinamerika aus der Not eine Tugend gemacht, eher verzweifelt als überzeugt das Material für ein Werk über die Geschichte der kolonialen Bauten zusammengetragen. »Los monumentos arquitectónicos de la Española. Con una introducción a América« sollte erst 1956 ediert werden. Doch so war er in die Rolle des Experten für iberoamerikanische Kunst hineingewachsen – immer von Hilde Domin unterstützt. Sie hatte seine Essays ins Spanische übertragen, die Fotoarbeiten zur Dokumentierung der Architektur übernommen, nachdem sie dafür einen Crash-Kurs bei einem Fotografen absolviert hatte. Ökonomische Gewinne oder neue Anstellungsverträge an der Universität waren ausgeblieben. Erwin Walter Palms Vortragsreisen in Lateinamerika strapazierten die geschröpfte Haushaltskasse zusätzlich, so dass Hilde Domins Klagen über horrende Ausgaben nicht abrissen: Frage Deines Aufenthalts. Wovon er bestritten wird ist mir schleierhaft. Soweit ich sehe doch Hotel allein 100 im Monat.

Obendrein drohte 1951 die Universität von Santo Domingo Erwin Walter Palms Lehrerlaubnis nicht weiter zu verlängern. Doch der Status des Universitätsangestellten war unerlässliche Voraussetzung für Palms kunsthistorische Vorträge in Lateinamerika. Es waren ohnehin unregelmäßige Lehraufträge gewesen, deren einzige Konstante die magere Bezahlung war.

Das Jahr 1951 entwickelte sich zum Annus horribilis. Hilde Domins Mutter war im September des Jahres 1951 an Unterzuckerung gestorben. Erwin Walter Palm trat dennoch wie geplant seine Vortragsreisen nach Honduras, Mexiko und Kuba an. Seine Frau überließ er der Einsamkeit der dominikanischen Berge, wo sie am Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, verzweifelte. Als Mutter starb und es das einzige Mal im Leben war, dass ich eine Stütze gebraucht hätte, statt zu stützen, dass ich der Empfangende hätte sein müssen, da verliess er mich. Auch aus Palms Briefen sprach keine Anteilnahme. Unbekümmert pries er in schillernden Reiseberichten seine momentane Freiheit und das unbeschwerte Sichtreibenlassen. Meere trennten die Eheleute nicht nur geografisch, auch emotional waren sie sich fern. Die Entfremdung war schon lange greifbar gewesen, doch nun schien sie unüberbrückbar: Deine Briefe, so nett und unterhaltsam sie sich lesen, geben keine Nähe mehr, und das in ihnen beschriebene Milieu, in das du immer weiter hineingekehrt bist, hat für mich etwas geradezu verdriesslich Leeres und Falsches. Deine Stimmung ist – wie ich vor Deiner Reise befürchtet – um Welten von meiner getrennt. Und wenn Du auch schreibst: »près de toi« so sind es Worte. Mit keinem oberflächlichen Gedanken denkst Du an mich. Doch Hilde Domins Vorwürfe liefen ins Leere. Denn längst hatte sich Erwin Walter Palm der wohlhabenden Exilkubanerin Maria Luísa Gómez de Mena zugewandt, die viele Künstler zu ihrer Muse auserkoren hatten. Die Generalswitwe lockte nicht nur mit finanzieller Unbeschwertheit. Auch Erwin Walter Pam widerstand nicht. 1951 war er bereit, seine Frau zu verlassen.

Hilde Domin flüchtete sich in den Trost der Natur und der Reden Buddhas, richtete sich an Riten der Trauerbewältigung auf. Sie zerfleischte sich obendrein mit Selbstvorwürfen, weil sie den Besuch bei ihrer Mutter in Deutschland zwar immer wieder geplant, doch genauso oft verschoben hatte. Seit 1946 lebte die Mutter Paula Löwenstein bei ihrem Sohn John Lorden in Deutschland (Hans Löwenstein hatte seinen Namen 1942 in den USA naturalisieren lassen, Paula Löwenstein nahm 1946 ebenfalls den Namen Lorden an). John hatte eine Stellung bei der amerikanischen USAREUR (US Army Europe) inne und war in Oberammergau stationiert. Die Mutter empfand sich als Belastung im Leben ihres Sohnes.

Natur und Isolation waren bisher zuverlässige Helfer gewesen, wenn die Last des Alltags Hilde Domin in die Knie zu zwingen drohte. Doch diesmal boten die Berge des dominikanischen Hinterlandes Hilde Domin keinerlei Trost und fingen weder ihren psychischen Zusammenbruch noch den unmittelbar darauf folgenden physischen Kollaps auf. Dem Tod näher als dem Leben fand sie Rettung im Schreiben. Im Schreiben von Gedichten. Schreiben wurde zum zweiten Leben. Denn wer schreibt, versucht zu entkommen. Ich setzte den Fuss in die Luft und sie trug, schrieb sie ihrem Bruder John nach Deutschland und legte dem Brief ihre Gedichte bei. In der gemeinsamen Trauer um die Mutter waren sich die Geschwister nach jahrelanger Entfremdung wieder sehr nahe gekommen. John berührten und verwirrten die Worte seiner Schwester gleichermaßen: Er staunte über die Gedichte und ahnte, dass sich »solche Wortkombinationen nicht nur aus dem Intellekt schöpfen« ließen – die beschriebenen Qualen musste seine Schwester tatsächlich durchlitten haben. Doch erst sieben Jahre später offenbarte sie sich dem Bruder.

Hilde Domin wusste, welch heikles Terrain sie betrat, als sie begann, Gedichte zu schreiben. Sie war sich wohl bewusst, dass sie im geistigen Revier ihres Mannes wilderte und entschuldigte sich deshalb nach Abschluss eines kleinen Gedichts: apologies for pfusching in Dein Handwerk.

Denn Schreiben, vor allem das von Gedichten, hatte Erwin Walter Palm bisher als seine Disziplin betrachtet. Schon seit frühen Schulzeiten hatte sich der Stefan-George-Verehrer zum Dichter berufen gefühlt. Dichten sollte den Männern vorbehalten bleiben. Schrieb seine Frau dennoch, so nicht unter seinen Augen: Er verbannte sie deshalb in die Berge in eine »Menstruationshütte«. Verschärft wurde der Konflikt, weil das Paar tatsächlich lange Jahre aus demselben Brunnen der Sprache geschöpft hatte, als sie gemeinsam Gedichte übersetzten. Ihre Exilstationen hatten ihnen eine Sprachodyssee abverlangt, die sie bewältigten, indem sie sich der jeweiligen Landessprache des Exillandes näherten, dadurch, dass sie Gedichte lasen und übersetzten. Nun befürchtete Palm, durch das Engagement seiner Frau seiner Kreativität beraubt zu werden. Musenabfang nannte er das.

Hilde Domin sträubte sich gegen die Erkenntnis, dass ihr die Liebe ihres Mannes entglitten war. Und so unterwarf sie sich ihm selbst in dieser desolaten Situation immer von Neuem in Demut: Sie tippte seine Manuskripte, die er ihr aus der Ferne zusandte. Sie übersetzte seine Kurse, die er an der Universität zu halten hatte: Eine Stunde Vortrag verlangte ihr zwanzig Stunden Übersetzungstätigkeit ab. Sie fühlte sich als Dienstmädchen in seiner intellektuellen Küche.

Obwohl das Semester 1951 längst begonnen hatte, zögerte Erwin Walter Palm seine Rückkehr nach Santo Domingo stetig hinaus. Seine Frau entschuldigte seine Verspätungen der Universitätsverwaltung gegenüber und versuchte Ausfälle aufzufangen, indem sie seine Kurse kurzerhand übernahm. Palm genoss derweil die Gesellschaft von Maria Luísa in Mexiko.

Erst Anfang Dezember 1951 kam er zurück nach Santo Domingo. Die räumliche Nähe entspannte ihre Lage nicht, sondern vertiefte die emotionale Distanz. Die letzte Nacht des Schicksalsjahres 1951 musste besonders verheerend und trostlos gewesen sein: »Jedes Mal wenn ich ›Letzte Nacht 1951‹ lese, muss ich weinen«, schrieb John Lorden seiner Schwester. Sie hatte ihm das Gedicht der Sylvesternacht 1951 kommentarlos zugeschickt. Die Erschütterung über die Einsamkeit las sich aus den Zeilen. Erst 1999 schien Hilde Domin die eigene Betroffenheit weit genug zurück zu liegen. Erst dann veröffentlichte sie dieses Gedicht unter dem Titel »Unsere langen Schatten« in ihrem letzten Gedichtband »Der Baum blüht trotzdem«.

Der Tod ihrer Mutter hatte Hilde Domin außerdem erneut mit ihrer Kinderlosigkeit konfrontiert. Plötzlich stand sie in der ersten Reihe – doch beruhigt auf Nachkommen zurückblicken konnte sie nicht. Aus ihrem Poem »Friedhöfe in der Landschaft«, das sie Erwin Walter Palm am 6. September 1951 zuschickte, spricht ihre Trauer. Später benannte sie das Gedicht in »Erste Reihe« um und verlieh dem Thema der Kinderlosigkeit auch durch den Titel sein Gewicht.

Wer sind wir,

um in der ersten Reihe zu stehn

und standzuhalten?

Und welche Zeichen halten wir hoch

für welches Gefolge?

Der Schmerz über die Abtreibung von 1940 überwältigte sie auch noch nach vielen Jahren. Nur so lässt sich nachvollziehen, dass Hilde Domin ihren Wunsch nach einem Kind selbst in dieser zerrütteten Partnerschaft mit der Beharrlichkeit der Verzweiflung verfolgte. Ich dachte, ein Kind hülfe mir hinweg über das mit dem Nichtsterbenkönnen, im Nichtlebenkönnen. Ich sagte: ›gib mir ein Kind und geh.‹ Er wollte nicht. Ich bekam das Kind, trotzdem. Dieser Umstand erzürnte Erwin Walter Palm derart, dass er seiner Frau nicht nur anlastete, dass es zu einer Schwangerschaft gekommen war, sondern ihr sogar unterstellte, ihn damit hintergehen zu wollen. Dass sie ihn in Briefen und Gedichten beschwor, dem neuen Leben eine Chance zu geben, verstimmte ihn nachhaltig. Obwohl Hilde Domins Metapher, er könne wie quellendes Korn in der Furche sein, ihn regelrecht empörte, griff sie genau diese Zeilen wenig später in ihrem Gedicht »Heckenrose« auf. Für ihren ersten Gedichtband datierte sie das Gedicht auf 1954 um. Frankfurt galt nun als geistiger Geburtsort der Worte, auch wenn die hessische Heimatstadt ihrer Mutter lediglich der Ort war, an dem sie ihre Gedichte überarbeitet hatte. Immer wieder entfremdete das Verwirrspiel um Ort und Entstehungsdatum Hilde Domin von ihren Gedichten und vom lyrischen Ich.

1952 aber nährte Hilde Domin die so kurz währende zweite Schwangerschaft mit zahllosen Gedichten und päppelte sie mit zärtlich-wehmütigen Bildern auf. Zwischen uns ist Segen gesetzt und das Unsere mehrt sich – ein schmerzendes Saatfeld von Rosen – neu erblühte Provinzen für Deinen Besitz: Sprachschöpfungen, mit denen sie ihre Hoffnung auf ein neues Erblühen ihrer Liebe beschwor. Ihr Mann hatte sie dieser Metaphern wegen fast umgebracht. Je schmaler die Basis, je mobiler, ereiferte er sich und beharrte auf seiner Entscheidung: keine Kinder. Nicht nur, weil wir arm waren. Sondern weil man dann das Altern fühlt. Man hat einen Masstab für die Jahre. Weil es wie ein Abdanken ist. Weil ein Sohn vielleicht tut, was man selber hätte tun wollen. […] weil es mich wegnimmt. Weil es ihm Schatten macht. Weil er es alleine tun will. Immer neue Gründe führte Hilde Domin ihrer nahen Freundin Minne an.

Die Diskussion um die Ausweglosigkeit der Situation eskalierte schließlich im Juni 1952 in einer heftigen Auseinandersetzung, die bei Hilde Domin eine Fehlgeburt auslöste – weil Erwin Walter Palm so wütend war. Hilde Domin flüchtete, um zu überleben. Sie kaufte sich in aller Heimlichkeit ein Busticket, breitete den Krankenbericht und ihre Gedichte in Santo Domingo auf Palms Schreibtisch aus und entkam – am ganzen Körper braun und blau und rot – in die Bergwelt Haitis. Jeglicher Kampfgeist schien ihr abhanden gekommen zu sein. Ihr Briefgespräch erhielten sie dennoch aufrecht. Wieder ging Erwin Walter Palm nicht auf die Enttäuschungen und Verletzungen seiner Frau ein. Doch erstaunlicherweise schien ihm nun zum ersten Mal gelegen zu kommen, dass seine Frau Gedichte schrieb. Wie sonst lässt sich erklären, dass er ihren Versen plötzlich Lob zollte und sie sogar ermunterte, ein neues Leben als Dichterin zu beginnen? Sah er in ihrer Selbstständigkeit die Chance, sich von ihr zu lösen? Denn längst schmiedete er mit der Kubanerin Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Und während er sich mit seiner Frau brieflich austauschte, drängte Maria Luísa zeitgleich in ihren Telegrammen an ihn auf ein Wiedersehen in Puerto Rico. »Estare puerto rico hilton hotel domingo noche mil cosas« (Ich werde Sonntagnacht im Hilton Hotel in Puerto Rico sein), lockte sie und versprach ihm tausend Dinge. Hilde Domin war überzeugt, dass ihr Mann mittlerweile an ihren Tod mit Gleichmut dachte.

Sie feierte ihren Geburtstag am 27. Juli 1952 allein auf Haiti. Ihr Drohen und Flehen hatte Erwin Walter Palm unbeeindruckt gelassen: Kommst Du am Dienstag nicht, je veux changer ma vie. Je me ferais frivole, et adieu. Plus de lettres, plus de larmes, plus de tout ce qui étais. (… dann werde ich mein Leben ändern. Ich werde schamlos werden, und das war’s. Keine Briefe mehr, keine Tränen mehr, nichts von alledem, das war.)

Vor ihrem Bruder versuchte Hilde Domin einstweilen noch eine Fassade aufrechtzuerhalten, als sie ihm ihren Aufenthalt in Haiti mit dem Wunsch nach begründete. Sie verwirrte ihn noch mehr mit dem Vorschlag, sich in jenem Teil von Hispaniola niederzulassen und mit ihm dort ein neues Leben zu beginnen. John Lorden schien nicht abgeneigt. Auch er hatte in den zurückliegenden Jahren von vielen Illusionen lassen müssen und fühlte sich einsamer denn je. Im September 1952 jährte sich der Todestag der Mutter zum ersten Mal und verstärkte seine Trauer. Mit seiner neuen Münchner Bekannten hatte er noch keine glückliche Beziehung aufgebaut – er konnte sich zu jener Zeit einen radikalen Schnitt in seinem Leben durchaus vorstellen.

War es Dankbarkeit, dass Erwin Walter Palm schließlich doch noch seiner Frau nach Haiti hinterherreiste und sie um Vergebung bat? Dankbarkeit gegenüber ihrem Engagement und letztlich dem Erfolg, für ihn ein Stipendium in New York erkämpft zu haben? Für das Jahr 1953 öffneten sich dadurch die Türen aus ihrer Inselkäfigexistenz auf Santo Domingo – doch nur einen Spalt breit.

1

MAKABRER WETTLAUF

Du sprachst vom Schifte-Verbrennen

– da waren meine schon Asche –,

du träumtest vom Anker-Lichten

– da war ich auf hoher See –,

von Heimat im Neuen Land

– da war ich schon begraben

in der fremden Erde,

und ein Baum mit seltsamem Namen,

ein Baum wie alle Bäume,

wuchs aus mir,

wie aus allen Toten,

gleichgültig, wo.

Verwaist, verzweifelt und verlassen – in der Eremitage der Berge von Haiti rettete sich Hilde Domin im Sommer 1952 in ihre Gedichte. Paradoxerweise schrieb sie herrliche, fast schon »die Grenze erreichende erotische Gedichte«, so Marcel Reich-Ranicki. Der Rückzug in die Sprache lockerte die Fesseln der Qual und so trieb sie schon auf hoher See, während ihr Mann noch vom Schiffe-Verbrennen sprach.

Tatsächlich dachte auch Erwin Walter Palm an Anker-Lichten, seit sein Verhältnis zu Maria Luísa Gomez sich intensiviert hatte und ihm eine konkrete Entscheidung abverlangte. Sprach er vom Schiffe-Verbrennen, so hoffte er, damit alte Brücken hinter sich wegbrechen lassen zu können. Längst strebte er nach Heimat im Neuen Land – doch nicht mit seiner Frau. Brieflich tauschte er sich mit der Geliebten über konkrete Pläne für einen Umzug nach Mexiko aus. Obendrein diskutierte er zum Entsetzen Hilde Domins mit Maria Luísa den Wunsch nach einem gemeinsamen Kind. Hilde Domin betrog sich selbst, indem sie seinen Kinderwunsch als blanken Egoismus wertete. Aber mit einem Kind würde Erwin Walter Palm Maria Luísa an sich binden. Das Kind wäre der erste Anker im fremden Land.

Erwin Walter Palm hatte sich durch die vorübergehende Trennung von seiner Frau lyrische Inspiration erhofft – die sich jedoch nicht einstellte. Deshalb wandte er sich dem Drama zu. Auch für ihn war das Schreiben kathartisch. In zwei Theaterstücken handelte er sein persönliches Dilemma ab. Führt in »Labyrinth« die weibliche Retterin den männlichen Protagonisten zwar wie Ariadne aus seinem labyrinthischen Gefängnis heraus, so zwingt sie ihm doch nur ein neues Joch auf: das der Abhängigkeit von der Retterin. Wahre Rettung bietet einzig die Flucht, indem er alle Schiffe hinter sich verbrennt. Unschwer ist in dem Stück Hilde Domin als Retterin auszumachen. Die Presse sollte es nach der Uraufführung 1955 in Deutschland lakonisch auf den Punkt bringen: Es gehe um einen jungen Mann, »der der Frau überdrüssig wird und sich aus dem Staub macht«. Mit »Cortés und Marina« suchte Palm ebenfalls nach Wegen aus seinem Konflikt: Welche Möglichkeiten bieten sich dem, der einem übermächtigen (inneren) Gefängnis zu entkommen versucht? Auch Palm sprach vom »Schiffe-Verbrennen«. Um seine Vergangenheit abzustreifen, musste er sich die Rückzugsmöglichkeit versagen.

Versperrt man sich selbst den Fluchtweg, so zwingt man sich zum Vorwärtsgehen und erhöht die eigene Motivation zum Handeln. So hatte es der spanische Eroberer Hernán Cortes gemacht, als er 1519 an der Ostküste Mexikos gelandet war. Damit keiner seiner Soldaten fliehen konnte, hatte er befohlen, alle seine Schiffe zu verbrennen – ein Wagnis, doch auch Beweis für seinen unumstößlichen Entschluss, weder Rückzug noch Scheitern zuzulassen. Cortés hatte damit Erfolg gehabt. Zum Bleiben verdammt, hatten seine Männer gekämpft, nach zwei Jahren das Reich der Azteken unterworfen und Reichtum und Ansehen gesichert.

Es mag folglich nicht verwundern, dass Hilde Domin in ihrem Gedicht diese historischen Fakten aufgreift. Zumal offensichtlich war, dass das, was in Palms Cortés an Problemen abgehandelt ist, das Resultat [ihres] Leben, [ihrer] täglichen Analyse [ist]: auch die darin verkochte (verhehlte?) erotische Erregung hat mit [ihnen] kaum mehr zu tun als dass sie [ihnen] als eine Art Peitsche gedient hat. Hilde Domin versetzten die Dramen regelrecht in Panik. Sie beschwor ihren Mann in ihren Briefen, mit diesem Stück nicht an die Öffentlichkeit zu treten. Doch dass er es Maria Luísa widmete, mobilisierte Hilde Domins Kampfgeist. Der makabre Wettkampf verlagerte sich auf eine zweite Ebene: Zum Kampf um das Recht am Gedichteschreiben gesellte sich der Kampf um den Mann. Zunächst focht ihn Hilde Domin mit den Mitteln der Sprache aus: Wenn wir nach Mexiko gehen, so gehe ich mit einem Revolver, wie ich Dir vor Monaten gesagt habe. Und wenn auch nur der kleinste Zweifel in Deinem Auge ist, so […] mache ich ein Exil, das Stil hat, das verspreche ich Dir. Die Idee, dass Du Maria Luísa im Tête-à-Tête den Cortés vorliest, schlage dir aus dem Kopf. Gleich anschließend handelte sie gemäß ihrer Maxime: Nie Objekt werden, immer Subjekt sein. Sie nahm Briefkontakt zur Nebenbuhlerin auf: Sie würde Maria Luísa ihren Mann nicht kampflos überlassen.

Aber mit dem »Schiffe-Verbrennen« waren neue Verhältnisse geschaffen worden. Ehemals Vertrautes war fremd geworden. An ihr Haus in Santo Domingo dachte Hilde Domin nur mehr mit Bitterkeit und Wehmut. Dass sie dort die intensivste Liebe ihres Lebens gelebt hatte, ging unter angesichts der schlimmsten Tränen, die sie dort geweint hatte: ce sont des chambres, maintenant, et des terraces ou j’ai pleuré des larmes les plus amères de ma vie – et ce sont des coins où je t’ai aimé follement (das sind jetzt Zimmer und Terrassen, wo ich die bittersten Tränen meines Lebens geweint habe – und dort überall habe ich dich irrsinnig geliebt.)