Hilfe, mein Hund macht, was er will! - André Henkelmann - E-Book
SONDERANGEBOT

Hilfe, mein Hund macht, was er will! E-Book

André Henkelmann

0,0
16,99 €
8,49 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

 In diesem Ratgeber geht der erfolgreiche Hundetrainer André Henkelmann auf die häufigsten Schwierigkeiten im Bereich der Hundeerziehung ein, denn sie können den Alltag mit Hund und die Mensch-Hund-Beziehung stark belasten. Er greift dabei genau die Probleme auf, die seit vielen Jahren regelmäßig an ihn herangetragen werden – angefangen beim ständigen Ziehen an der Leine über das Anspringen von Besuchern bis hin zur Aggression gegenüber Artgenossen. André Henkelmann erklärt, wie es zu Problemen kommt, und bietet praxiserprobte Lösungen an – leicht verständlich und gut nachvollziehbar. So lässt sich das Verhalten des Hundes sanft und ohne Zwang Schritt für Schritt in die richtigen Bahnen lenken. 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 308

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Unsere eBooks werden auf kindle paperwhite, iBooks (iPad) und tolino vision 3 HD optimiert. Auf anderen Lesegeräten bzw. in anderen Lese-Softwares und -Apps kann es zu Verschiebungen in der Darstellung von Textelementen und Tabellen kommen, die leider nicht zu vermeiden sind. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Anita Zellner

Lektorat: Jens van Rooij

Bildredaktion: Petra Ender

Korrektorat: Annette Baldszuhn

Covergestaltung: ki36 Editorial Design, München, Bettina Stickel

eBook-Herstellung: Pia Schwarzmann

ISBN 978-3-8338-8575-4

01. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Stocksy

Icons: The Noun Project

Fotos: Claudia Rahlmeier, iStockphoto, Shutterstock, stock.adobe.com, Stocksy, Trio Bildarchiv

Syndication: www.seasons.agency

GuU 8-8575 03_2023_02

Unser E-Book enthält Links zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte wir keinen Einfluss haben. Deshalb können wir für diese fremden Inhalte auch keine Gewähr übernehmen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich. Im Laufe der Zeit können die Adressen vereinzelt ungültig werden und/oder deren Inhalte sich ändern.

Die GU-Homepage finden Sie im Internet unter www.gu.de

www.facebook.com/gu.verlag

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.

Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem Online-Kauf.

KONTAKT ZUM LESERSERVICE

GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 München

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Tipps in diesem Buch basieren auf den Erfahrungen des Verfassers. Sie wurden von ihm nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder Autor noch Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

DIE ALTE SCHULE:ICH BIN HIER DER CHEF!

Über Zwang und Druck in der Hundeerziehung – und wie Sie es viel besser machen können

Bestimmt haben auch Sie solche markigen Sprüche bereits des Öfteren gehört: »Du musst deinem Hund klarmachen, wer der Boss ist!« oder »Wenn du ihm nicht zeigst, wo der Hammer hängt, tanzt er dir bald auf der Nase herum!« Solche und ähnliche Aussagen implizieren fälschlicherweise, dass das Zusammenleben mit Hunden nur dann funktioniert, wenn man sie dominiert und mit strenger Hand führt.

Bis heute hält sich diese Sichtweise hartnäckig. Das erkennt man allein schon daran, dass Begriffe wie »Kommandos« und »Befehle« in der Hundeerziehung immer noch populär sind. Auf der Beziehungsebene drückt diese Wortwahl aus: Ich bin oben, du bist unten! Einzug hält dieses hierarchische Denken dann leider häufig auch ins Training: Vor allem, wenn es darum geht, unerwünschtes Verhalten des Vierbeiners zu korrigieren, kommen Erziehungsmethoden zum Einsatz, die auf Bestrafung und militärischem Drill basieren. Diese Herangehensweise führt zu unglaublich viel unnötigem Tierleid.

Mit diesem Ratgeber will ich Ihnen zeigen, dass es auch ohne Härte, Druck und Strafe geht. Stattdessen möchte ich Ihnen alternative Lösungswege anbieten, die mit positiven Anreizen zum Erfolg führen. Wie viel besser und nachhaltiger diese Methoden im Vergleich zu den Lösungsansätzen der »alten Schule« funktionieren, weiß ich aus meiner langjährigen Erfahrung als Hundetrainer und Verhaltensberater.

Sie werden in diesem Buch erfahren, wie Sie mit Ihrem Hund alternative Verhaltensweisen trainieren, die Sie dann nutzen können, um eine Vielzahl typischer Alltagsprobleme in den Griff zu bekommen. Im Kern geht es dabei um einen einfachen Perspektivenwechsel: Wir konzentrieren uns nicht (mehr) auf unerwünschtes Verhalten, sondern vielmehr auf Verhaltensweisen, die wir uns von unserem Hund in bestimmten Situationen wünschen. Jetzt haben wir einen klaren Weg vor Augen, den wir mit etwas Training und Geduld bis zum Ziel verfolgen können.

Sie werden feststellen, dass Sie mit dieser verhältnismäßig kleinen Einstellungsänderung eine große Wirkung erzielen. Und das Schönste daran ist, dass diese Herangehensweise jede Form von Strafe und Härte überflüssig macht: Selbst wenn es mal zu Problemen oder Konflikten kommt, können Sie mit Ihrer Fellnase stets auf Augenhöhe kommunizieren. Keine Angst, das Zusammenleben mit Ihrem Liebling wird dadurch nicht aus dem Ruder laufen. Im Gegenteil: Sie werden beide viel Spaß beim Training haben und sich schon bald über eine tiefe Bindung und ein harmonisches Miteinander freuen!

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Üben!

Ihr Hundetrainer & Verhaltensberater

André Henkelmann

TEIL 1

Probleme mit dem Hund ohne Zwang lösen

Ihr Hund macht nicht, was Sie wollen? Dann sagen Sie ihm doch einfach, was er stattdessen tun soll! Nur so kommunizieren Sie mit Ihrem Liebling auf Augenhöhe – ohne jede Form von Strafe!

01

HILFE, MEIN HUNDEBABYBEISST MICH STÄNDIG!

So lösen Sie das Problem in nur zwei Schritten

Eigentlich will man seinen neuen Schützling nur ganz zärtlich am Hals kraulen, doch kurz darauf spürt man ein paar scharfe Zähnchen, die sich in den Oberarm oder in die Finger bohren. Oder ein anfangs harmloses Spiel im Garten endet damit, dass das Hundebaby zuschnappt und knurrend am Hosenbein oder am Jackenärmel zerrt. Das Beißen zählt mit Abstand zu den größten Herausforderungen, die auf frischgebackene Hundehalter zukommen, sofern sie sich für einen Welpen entschieden haben.

Vermeidbares Schicksal

Zunächst haben viele das Thema gar nicht auf dem Schirm. Zu sehr ist man gedanklich damit beschäftigt, dass die kleine Fellnase stubenrein wird, die Sozialisation des Hundes gelingt und er sich rasch an sein Umfeld gewöhnt und sich im neuen Zuhause wohlfühlt. Nach ein paar Tagen fällt dann vielen auf, dass das kleine Wollknäuel ständig und überall seine Zähne einsetzt und sich das Ganze langsam, aber sicher zu einem handfesten Problem entwickelt. Wenn dann auch noch Kinder mit im Spiel sind, die Mama oder Papa regelmäßig und mit schmerzverzerrten Gesichtern um Hilfe anflehen, schaukelt sich die Situation rasch hoch und droht außer Kontrolle zu geraten: Der Haussegen hängt schief, und die Angst um die Kinder ist größer als die Freude über den neuen Vierbeiner. In diesem Stadium werden viele Welpen zurück zum Züchter gebracht: »Wir haben da wohl leider ein besonders bissiges Exemplar erwischt!«, heißt es dann oft. In vielen Fällen – ich behaupte sogar in fast allen – wäre dieses Schicksal vermeidbar.

Wenn Ihr Hund nur harmlos beißt oder an Ihren Fingern knabbert, hilft es oft schon, ihm sofort die Aufmerksamkeit zu entziehen.

Der typische Verlauf

An einem alltagsnahen Beispiel möchte ich Ihnen kurz einen klassischen Verlauf des Problems schildern. Dafür nehmen wir einen Golden-Retriever-Welpen. Diese Rasse ist landläufig für ihr liebevolles und eher unkompliziertes Wesen bekannt – ein von vielen Seiten empfohlener Anfängerhund. Darüber hinaus entscheiden wir uns für eine Hündin, da Hündinnen, so ihr allgemeiner Ruf, einfacher zu führen sind als Rüden und entsprechend weniger Schwierigkeiten bereiten sollen.

Gleich vorweg sei aber betont: In puncto Beißverhalten unterscheidet sich die für dieses Szenario gewählte Kombination so gut wie überhaupt nicht von anderen Fällen. Man kann also sagen, die Problematik ist völlig rasse- und geschlechtsunabhängig. Bei manchen Hunden tritt sie zwar häufiger, bei anderen wiederum etwas seltener auf, fest steht jedoch: Bei 99 Prozent aller Welpen ist das Beißen ein Thema!

Aber zurück zu unserem Beispiel: Mit zarten acht Wochen wird Lucie, so nennen wir unsere kleine Hündin, voller Vorfreude von einer Familie mit Kind abgeholt. Die Begeisterung ist groß, und zunächst läuft alles prima. Doch nach drei bis vier Tagen im neuen Zuhause wird Lucie immer lebhafter. Sie hat inzwischen gelernt, dass sie mit dem achtjährigen Sohn toll toben kann. Was Lucie aber noch nicht weiß, ist, dass sie dabei möglichst nicht ihren Fang und ihre spitzen Milchzähnchen benutzen darf.

Mit der Hausleine haben Sie Ihre Fellnase in Problemsituationen unter Kontrolle.

Ist Ihr Vierbeiner aufgeregt und in Spiellaune, wird er an seinem Platz angeleint, bis er wieder zur Ruhe kommt.

Ist der Hund positiv an seinen Platz gewöhnt, wird er sich dort rasch entspannen.

Der will doch nur spielen?

Für Lucie ist es gar nicht so einfach, diese Regel zu begreifen. Denn von Natur aus ist es für einen Welpen (wie auch für erwachsene Hunde) ganz normal, dass beim Spielen geschnappt und gebissen wird. Neben den Pfoten sind Fang und Zähne sogar die wichtigsten Hilfsmittel bei der sozialen Interaktion. Beobachtet man Vierbeiner beim Spielen, sieht man schnell, wie oft dabei das Maul zum Einsatz kommt. Denn solche Sozialspiele dienen auch dazu, die jagdlichen Fähigkeiten zu entwickeln und zu verbessern.

Betrachtet man diese Interaktionen genauer, erkennt man, dass es sich überwiegend um sogenannte »Jagdsequenzen« (>) handelt: Hund A jagt Hund B, packt ihn und unterwirft ihn. Bei gesundem Spielverhalten wechseln sich Jäger und Gejagte ständig ab, und so gut wie immer spielt dabei das Maul eine wichtige Rolle. Typisch für spielende Hunde ist zudem ein übertriebenes Ausdrucksverhalten; das betrifft sowohl die abgegebenen Laute als auch Mimik und Gestik der Tiere. Den Mitspielern zu schaden, wird aber tunlichst vermieden, und dazu kommt es normalerweise auch nicht – abgesehen von unbeabsichtigten Kratzern oder kleinen Blessuren, die durch Übereifer verursacht werden.

Entscheidende Weichenstellung

Unsere Beispiel-Familie hat natürlich andere Vorstellungen von Spiel und Interaktion, doch das kann die kleine Lucie noch nicht wissen. Sie reagiert auf ihre spielfreudige Art auf unser Angebot – so wie es Hunde eben von Natur aus tun. Und dazu gehört auch, dass das Maul und entsprechend die Zähnchen mitbenutzt werden. Anschließend kommt es zu einer ganz entscheidenden Weichenstellung: Denn je intensiver unsere Familie auf das spielerische Beißen reagiert, desto intensiver wird auch Lucie reagieren. Sie passt ihr Spielverhalten an. Diese Dynamik in Verbindung mit falschen Erziehungstipps führt nicht selten dazu, dass sich ein intensives Problemverhalten entwickelt.

Gefährlicher Teufelskreis

In etlichen Ratgebern und Onlineforen werden Sie lesen, dass Sie Ihren Welpen zurechtweisen, auf den Rücken drehen oder mit Druck von oben über die Schnauze greifen müssen, wenn er beim Spielen sein Maul oder seine Zähnchen einsetzt. Im Prinzip können Sie in Bezug auf dieses Problem so ziemlich jeden Lösungsvorschlag finden, den der Korrektur-Markt hergibt.

Aber was passiert, wenn sich die Familie für eine dieser Methoden entscheidet? Ganz einfach: Das Einzige, das Lucie dann lernen wird, ist, dass man anscheinend auf diese Weise mit ihr spielt! Die Kleine ist in Spiellaune, ist aufgeregt, und in den meisten Situationen wird sie die Korrekturabsicht nicht als solche deuten, sondern höchstwahrscheinlich als grobes Spiel wahrnehmen. In dieser Phase wird Lucie also beginnen, ihr Spielverhalten anzupassen, und energischer werden. Daraus kann, und das passiert leider nicht selten, ein regelrechter Teufelskreis entstehen.

Und ebenso wie beim Spiel unter Hunden kann auch in der Interaktion zwischen Mensch und Hund die Stimmung kippen – und aus Spiel wird plötzlich bitterer Ernst. Die Gefahr, dass das geschieht, besteht vor allem, wenn Lucie durch überholte, gewaltsame Methoden wie das Auf-den-Boden-Drücken oder gar das Schütteln im Nacken in eine aus ihrer Sicht lebensgefährdende Lage gebracht wird. In diesem Fall bleibt unserer Hündin quasi nichts anderes übrig, als ernsthaft um sich zu beißen, um der bedrohlichen Situation zu entkommen.

Praktischer Helfer

Eine Hausleine ist ein einfaches, etwa 50 Zentimeter langes Band, das am Halsband des Hundes befestigt wird. Im Haus trägt er es die nächsten 1–2 Wochen immer mit sich herum. Die kurze Schnur stört in der Regel nicht, und Sie können Ihren Welpen unkomplizierter zu seinem Platz bringen, um ihn dort »richtig« anzuleinen.

Gewalt und Strafe führen nicht zum Ziel

An dieser Stelle können wir schon einmal festhalten, dass die oben beschriebenen Korrekturmethoden absolut kontraproduktiv sind. Nur sehr wenige Welpen – nämlich die extrem sensiblen – werden ihr Beißverhalten aus Angst vor weiteren scharfen Sanktionen einstellen.

Die meisten Vierbeiner hingegen sind sprichwörtlich ganz schön »harte Hunde« und weichen auch dann nicht zurück, wenn drakonische Strafen zum Einsatz kommen. Wenn das geschieht, ist das natürlich in der Regel der Anfang vom Ende. In solchen Fällen hat der Hund dann wirklich ernsthaft zugebissen und wird wieder zum Züchter zurückgebracht. Dabei hat man doch vermeintlich alles richtig gemacht: sich im Internet informiert, alle Tipps befolgt, versucht, sich gegenüber dem bissigen Frechdachs zu behaupten … Und doch ist letztlich alles komplett aus dem Ruder gelaufen. Wie kann man es also besser machen?

ÜBUNGSTIPPS

In der Anfangsphase empfehle ich Ihnen, das im zweiten Schritt beschriebene Anleinen zwei- bis dreimal täglich mit Ihrem Welpen zu üben, und zwar ganz unabhängig von der Problemsituation. Durch diese trainierte Routine erreichen Sie, dass sich Ihr Hund an seinem Platz immer schneller entspannt. Beim Training gehen Sie wie folgt vor:

1 Sie bringen Ihren Welpen zu seinem Platz, leinen ihn an und geben ihm dann einen tollen Kauartikel zur Beschäftigung. So verknüpft er dieses Ritual von Anfang an positiv. Er wird sich also in Zukunft sogar darauf freuen und das Anleinen nicht als Strafe empfinden.

2 Wichtig: Verzichten Sie auf den Kauartikel, wenn Sie das Anleinen in Problemsituationen nutzen möchten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass eine unerwünschte Verhaltenskette entsteht. Ihr Hund würde also lernen zu beißen, um kurz danach belohnt zu werden. Um dies zu verhindern, arbeitet man also in den Problemsituationen ohne Kauartikel. Doch auch in diesen Fällen wird Ihr Hund belohnt, nämlich durch das Wiederableinen, wenn er an seinem Platz zur Ruhe gekommen ist.

3 Sollten Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Hund zu seinem Platz zu bringen, können Sie eine Hausleine nutzen. Mehr dazu lesen Sie im Kasten auf >.

In zwei Schritten zum Erfolg

An dieser Stelle möchte ich Ihnen meinen Zwei-Schritte-Plan vorstellen, der sich in meiner Arbeit über viele Jahre bewährt hat. Mit dieser Methode bekommen Sie das Problem – Welpe setzt seine Zähnchen ein – unkompliziert, schnell und vor allem gewaltfrei in den Griff.

Schritt 1 Wenn Ihr Welpe seine Zähne sachte einsetzt, also ganz entspannt neben Ihnen liegt und nur sanft an Ihren Fingern knabbert, nehmen Sie Ihre Hand langsam weg und brechen den Kontakt zu Ihrem Hund ab. Konkret bedeutet das: nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht anfassen! Dadurch leiten Sie den Aufbau der Beißhemmung ein. Der Welpe lernt nun, dass Sie nicht mehr mit ihm interagieren, wenn er seine Zähne benutzt. Ganz wichtig: Dieser Schritt ist nur dann zu empfehlen, wenn der Hund nur zart und liebevoll seinen Fang und entsprechend seine Zähnchen benutzt.

Schritt 2 Ist der Welpe aufgeregt und in Spiellaune, wird das Entziehen der Aufmerksamkeit nicht ausreichen, um sein Verhalten zu korrigieren. Sollten Sie es dennoch versuchen, wird Ihr Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit nachsetzen. Er wird also beispielsweise hinter Ihnen herlaufen, sich in Ihre Kleidung verbeißen und dabei wahrscheinlich knurren und zerren, was das Zeug hält. In diesem Fall ist es wichtig, die Interaktion so rasch wie möglich zu beenden, damit sich das unerwünschte Verhalten für Ihren Vierbeiner nicht mehr lohnt. Dabei hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

›› Bringen Sie den Welpen zu seinem Platz (Decke, Körbchen oder Kissen) und leinen Sie ihn dort an. Alternativ können Sie auch den Raum verlassen und eine Tür hinter sich schließen; ich bevorzuge aber das Anleinen.

›› Nachdem Sie Ihren Hund angeleint haben, kann er das unerwünschte Verhalten nicht mehr fortsetzen. Zudem entspannt sich der Hund an seinem Platz meist rasch. Dies ist ein wichtiger Hinweis, denn das spielerische Beißen von Welpen tritt meist in Verbindung mit Aufregung auf. Wenn Sie die Aufregung Ihres Hundes reduzieren, reduzieren Sie also das Problemverhalten gleich mit!

›› Das Anleinen am Hundeplatz soll keine Strafe sein. Es ist eine alternative Handlung, die verhindern soll, dass der Welpe sein Fehlverhalten fortsetzen kann. Hat er sich an seinem Platz entspannt, leinen Sie ihn wieder ab. Die meisten Welpen tapsen daraufhin ruhig und deutlich ausgeglichener von ihrer Decke.

›› Sollte Ihr Welpe eine erneute »Attacke« starten, leinen Sie ihn einfach wieder an und wiederholen den Vorgang.

›› Wenn Sie diese Methode konsequent über 1–2 Wochen anwenden, wird das spielerische Beißen Ihres Welpen in der Regel spürbar seltener vorkommen. Das liegt daran, dass sich das Verhalten für ihn einfach nicht mehr lohnt. Und Verhaltensweisen, die sich nicht lohnen, lösen sich auf. So will es die Natur, und dieses Wissen machen wir uns in der Verhaltenskorrektur zunutze.

Lösungsschritte kompakt

SCHRITT 1: Knabbert Ihr Welpe nur ganz sanft an Körperteilen, entziehen Sie ihm sofort die Aufmerksamkeit.

SCHRITT 2: Ist der Hund zu aufgeregt, bringen Sie ihn direkt an seinen Platz und leinen ihn dort an. Sobald er entspannt ist, leinen Sie ihn wieder ab. Alternativ können Sie den Raum verlassen und die Tür schließen.

BEIDE SCHRITTE werden so lange wiederholt wie nötig. Wenn Sie dabei konsequent bleiben, löst sich das unerwünschte Verhalten in der Regel nach 1–2 Wochen auf.

Bleiben Sie am Ball!

Abschließend noch ein Hinweis: Bei diesem Problem ist es wichtig, dass Sie konsequent an einer Herangehensweise festhalten. Üben Sie also geduldig mit dem beschriebenen Zwei-Schritte-Plan und greifen nicht nach ein paar Tagen wieder auf vermeintlich einfachere Methoden zurück, die auf Druck und Strafe basieren. Das wäre absolut kontraproduktiv. Gewiss, das Training erfordert etwas Selbstdisziplin. Sie werden aber sehen, dass sich die Mühe lohnt. Auch Ihr Hund wird es Ihnen danken. Und wenn Sie am Ball bleiben, werden sich rasche Erfolge einstellen!

02

DIE WILDEN FÜNF MINUTEN

Übersprunghandlungen erkennen und auflösen

Ihr Hund rastet häufiger aus – ganz plötzlich und ohne erkennbaren Grund? Ähnlich wie das zuvor beschriebene Beißen sind auch die »wilden fünf Minuten« ein Problem, das überwiegend Welpen und Junghunde betrifft. Vereinzelt tritt das Phänomen auch noch später auf, aber deutlich seltener. Und bei den meisten Hunden verschwindet es mit fortschreitendem Alter vollständig. Aber was genau ist das für ein Verhalten, was bedeutet es? Wenn bei Ihrem kleinen Tausendsassa von hier auf jetzt eine Sicherung durchbrennt, erleben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine sogenannte »Übersprunghandlung«. Etwas vereinfacht erklärt, können Sie sich das Ganze wie einen Energiestau vorstellen, der sich in bestimmten Situationen abrupt entlädt.

Was ist bloß in den Hund gefahren?

Am häufigsten kommt es nach Spaziergängen, nach dem Fressen oder manchmal auch einfach aus dem Nichts heraus zu solchen Entladungen. Erwähnt sei gleich an dieser Stelle, dass eine Unter- bzw. Überforderung des Hundes sowie generell Stress die Entstehung begünstigen. Bevor ich Ihnen aber Tipps gebe, wie Sie das Problem in den Griff bekommen, sehen wir uns das Phänomen etwas genauer an. Nachfolgend habe ich Ihnen einige Alltagssituationen zusammengestellt, in denen dieses ebenso interessante wie kuriose Verhalten typischerweise auftritt.

Nach dem Spaziergang

Vielleicht haben Sie das ja bereits erlebt: Sie kommen mit Ihrem Welpen vom Gassigehen zurück, und gleich nach dem Ableinen beginnt dieser wie ein Irrer durch die Wohnung zu flitzen: Er rast von Zimmer zu Zimmer, springt über Sofa, Sessel und Betten und begleitet seine Aktion mit lautstarkem Bellen. Auf seiner Rennstrecke schnappt sich der Kleine auch noch einen Ihrer Schuhe, läuft damit vor Ihnen weg oder animiert Sie aktiv zum Mitmachen: Dabei steuert er Sie an, zeigt eine Spielaufforderung (erkennbar an der Vorderkörper-Tiefstellung), springt mit Anlauf an Ihnen hoch, verbeißt sich vielleicht sogar in Ihr Hosenbein, zerrt eine Weile daran und startet daraufhin eine neue Runde. Das Ganze kann natürlich auch deutlich abgeschwächter auftreten, und es müssen nicht alle beschriebenen Elemente vorkommen. Aber eines ist sicher: Sollte Ihr Hund seine »wilden fünf Minuten« bekommen, werden Sie es bemerken!

Wie tickt Ihr Hund?

Beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam! Nach und nach werden Sie so ein gutes Gespür dafür entwickeln, wann Ihr Vierbeiner außer Rand und Band gerät. Vorbeugend können Sie ihn dann aktiv beschäftigen, etwa mit einem Kauartikel, einem Schnüffelteppich (>) oder mit einer kleinen Trainingseinheit. Jede Form der mentalen bzw. körperlichen Aktivität ist förderlich und kann die Übersprunghandlung verhindern. Übertreiben Sie es aber bitte nicht mit dem Training, insbesondere wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Hund eher bei Überforderung seine »wilden fünf Minuten« bekommt. In diesem Fall ist es sinnvoller, ausschließlich auf die Kauartikel-Variante zurückzugreifen.

Im Park und auf der Hundewiese

Draußen im Park können Sie solche wilden Übersprunghandlungen ebenfalls beobachten. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie stehen mit einigen anderen Hundehaltern auf der Freilauffläche und schauen Ihren Fellnasen beim gemeinsamen Spielen zu. Plötzlich stößt ein neuer Vierbeiner zur Gruppe, der sofort extrem aufgeregt und mit einem Affenzahn mehrere Runden um seine Artgenossen dreht.

Warum tut er dies? Die anwesenden Hunde üben einen so starken emotionalen Reiz auf den Neuankömmling aus, dass er mit einer typischen Übersprunghandlung (das Rundendrehen um die Gruppe) reagiert. Nach wenigen Minuten löst sich das Verhalten normalerweise auf, und der Hund fügt sich in das laufende Gruppengeschehen ein. In dieser Situation müssen Sie als Hundehalter in der Regel nicht eingreifen. Wenn es die Umgebung hergibt, können Sie das Verhalten des Hundes ignorieren und warten, bis er seine überschüssige Energie losgeworden ist.

Tür auf, Problem gelöst: Oft hilft es schon, wenn sich Ihr Hund kurz im Garten austobt und abreagiert.

Hier müssen Sie einschreiten!

In der Wohnung sieht das natürlich häufig anders aus: Denn nicht selten passiert es, dass der junge Hund während der Übersprunghandlung destruktiv wird. Er beschädigt bzw. zerstört dann Möbel und andere Dinge oder verletzt ungewollt – sozusagen im Eifer des Gefechts – seine Menschen. Hier müssen Sie rechtzeitig aktiv werden. Im Folgenden möchte ich Ihnen vier Möglichkeiten an die Hand geben, wie Sie auf die »wilden fünf Minuten« Ihres Hundes in geschlossenen Räumen reagieren können:

Möglichkeit 1 Ist das Verhalten schwach ausgeprägt und Ihre Fellnase rennt »nur« durch die Wohnung, ohne dabei Schaden anzurichten, können Sie das Verhalten ignorieren. Nach wenigen Minuten sollte der Spuk vorbei sein.

Möglichkeit 2 Wenn Sie einen eingezäunten Garten haben, können Sie einfach die Haus- oder Terrassentür öffnen und Ihren Hund hinausrennen lassen. Normalerweise dreht er dann einige Runden auf Ihrem Rasen, entlädt dabei seine überschüssige Energie und kann sich anschließend wieder entspannen.

Möglichkeit 3 Wenn Sie keinen Garten haben, können Sie alternativ mit Ihrem Hund (noch einmal) einen kurzen Spaziergang machen: Solche Bewegungsangebote werden ihm dabei helfen, seinen Energiestau loszuwerden.

Möglichkeit 4 Leinen Sie Ihren Hund an seinem Platz an und beschäftigen Sie ihn mit einem attraktiven Kauartikel. Dieser Vorschlag wirkt vielleicht auf den ersten Blick etwas befremdlich, da sich das Tier ja augenscheinlich bewegen möchte. Aber Sie werden sehen: Auch über das Kauen kann Ihr Vierbeiner Stress und überschüssige Energie abbauen (>). Das Anleinen in Verbindung mit einem spannenden Kauartikel verhindert zudem, dass der Hund in Ihrer Wohnung Schäden verursacht.

Falls doch einmal etwas zu Bruch gehen sollte, seien Sie bitte nachsichtig mit Ihrem Hund und probieren Sie es weiter mit den vier Optionen. Zu Ihrer Beruhigung sei noch gesagt: Die »wilden fünf Minuten« sind bei jungen Hunden normal und werden mit zunehmendem Alter in der Regel seltener bzw. lösen sich komplett auf.

Wer keinen Garten hat: Drehen Sie noch eine Runde, damit Ihr Liebling seine überschüssige Energie loswird.

Kauartikel wirken oft Wunder: Das Kauen beruhigt und bringt Ihre Fellnase schnell wieder ins Gleichgewicht.

Lösungsschritte kompakt

SCHRITT 1: Ist eine ausgelöste Übersprunghandlung mild, kann sie ignoriert werden. Draußen, bei ausreichendem Platzangebot, können Sie auch über intensivere Übersprunghandlungen hinwegsehen.

SCHRITT 2: Handlungsbedarf besteht in der Wohnung, wenn sich der Hund destruktiv verhält. Dabei können eine oder mehrere der vier Möglichkeiten angewendet werden. Noch besser ist es, wenn Sie Ihren Hund so gut kennen, dass Sie den »wilden fünf Minuten« mit gezielten Beschäftigungs- und Auslastungsangeboten vorbeugen können.

Kauen und Schnüffeln – mehr als nur ein Zeitvertreib!

In diesem Buch ist immer wieder vom Kauen und Schnüffeln als Auslastungsmöglichkeiten die Rede. Und das aus gutem Grund! Denn clever und gezielt eingesetzt, eignen sich diese Aktivitäten hervorragend, um das Verhalten Ihres Hundes in die gewünschten Bahnen zu lenken. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei überraschend vielfältig. Aber warum wirkt das Kauen überhaupt so positiv, welche Kauartikel bzw. Kauspielzeuge gibt es, und wie kann man einen Schnüffelteppich ganz einfach selbst basteln? Das erfahren Sie in diesem Sonderkapitel.

Kauen wirkt beruhigend und stressmildernd auf das limbische System des Hundes.

Ein essenzielles Grundbedürfnis

Kauartikel und Kauspielzeuge sind fast allen Hundehaltern ein Begriff, und die meisten von ihnen werden ihren Fellnasen zumindest gelegentlich einen Kauknochen oder Ähnliches anbieten. Das Knabbern bereitet den Tieren große Freude, das sieht man oft schon auf den ersten Blick. Doch es steckt mehr dahinter: Das Kauen ist für Hunde ein Grundbedürfnis! Und wird dieses Bedürfnis nicht aktiv von uns gestillt, suchen sich unsere Vierbeiner eben in Eigenregie Gegenstände, an denen sie herumnagen können. Meist sind das dann Dinge, bei denen wir das gar nicht gerne sehen – etwa Stuhlbeine, Bücher, Schuhe oder auch das Hundekörbchen.

Kraftvolle psychologische Wirkung

Beim Kauen wird das Nervensystem der Hunde stimuliert; es wirkt stressmildernd und beruhigend und macht, stark vereinfacht ausgedrückt, glücklich! Vielen Hundebesitzern ist dieser psychologische Effekt gar nicht bewusst, zumindest nicht in seinem vollen Ausmaß. Das möchte ich unter anderem mit diesem Buch ändern. Daher werden Sie in den folgenden Kapiteln immer wieder Anregungen finden, die Ihnen zeigen, wie Sie Kauartikel, Schnüffelteppich & Co. gezielt für Verhaltenskorrekturen einsetzen können.

Auslastung für Nase und Geist: Auf einem Schnüffelteppich werden Leckerchen verstreut, die dann zwischen den Teppichfasern versinken.

Der Vierbeiner darf die Leckerchen dann mit Nase und Pfoten aufspüren – und natürlich anschließend fressen.

Je nach Größe und Beschaffenheit des Schnüffelteppichs nimmt die Suche mehr oder weniger Zeit in Anspruch.

Verzehrbare Kauartikel

Und welche Kauartikel gibt es? Beginnen wir mit den verzehrbaren, tierischen Varianten. Im Handel werden sie in der Regel luftgetrocknet angeboten. Diese Produkte sind besonders beliebt:

Rinderhaut (beispielsweise als Röllchen)

Ochsenziemer

Schweineohren

Kaninchenohren

Rinderohren

Rinderkopfhaut

Rinderlunge

Pansen

Geweih

Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Alternativen. Probieren Sie einfach aus, was Ihrem Hund am meisten Freude bereitet. Auch für diejenigen, die sich entschieden haben, ihren Hund vegan zu ernähren, gibt es mittlerweile Optionen. Achten Sie beim Kauf aber generell immer darauf, dass die Größe des Kauartikels für Ihren Hund geeignet ist.

Der Schnüffelteppich

Auch Schnüffelteppiche existieren in verschiedensten Varianten. Man kann sie entweder fertig kaufen oder alternativ auch selbst basteln. Die Funktionsweise eines Schnüffelteppichs ist so einfach wie effektiv: Auf dem Teppich bzw. zwischen den dichten Teppichfasern werden Leckerchen versteckt, die der Hund dann mit Nase und Pfoten aufspüren und anschließend schnabulieren darf. Je tiefer das Teppichgewebe und je raffinierter die Leckerchen darin versteckt sind, desto anspruchsvoller und zeitintensiver ist diese Aufgabe für Ihren Vierbeiner.

Slow Food für Hunde

Befüllbare Spielzeuge, speziell solche, die sich einfrieren lassen, eignen sich hervorragend für Hunde, die ihr Futter aus dem Napf zu sehr schlingen. Über diese Möglichkeit nimmt der Hund das Futter langsam und schonend zu sich. Zu schnelles Fressen und Schlingen gilt als Risikofaktor für eine Magendrehung. Diese Verletzung ist ein Notfall und für Ihren Vierbeiner extrem gefährlich.

Schnell und einfach selbst gebastelt!

Ein Schnüffelteppich muss übrigens nicht immer einem echten Teppich bzw. einer Matte ähneln. Eine Do-it-yourself-Variante können Sie mit ein paar Handgriffen auch aus einem ausrangierten Bettlaken herstellen: Sie legen das Laken ausgebreitet auf den Boden, reiben etwas Käse oder Ähnliches über die gesamte Fläche und rollen es dann – inklusive Käsestückchen – vorsichtig wie einen Pfannkuchen zusammen. Anschließend können Sie diesen »Stoffpfannkuchen« noch zu einer Schnecke aufrollen – und fertig!

Schicken Sie Ihren Hund nun zu Ihrer selbst gebastelten »Schnüffelschnecke« und lassen Sie ihn mit der Nase arbeiten. Die meisten Vierbeiner lieben es, die Futterstückchen aufzuspüren, dann mit Maul und Pfoten freizulegen, und sind eine ganze Weile damit beschäftigt.

Befüllbare Kauspielzeuge

Der Unterschied zwischen den eingangs erwähnten Kauartikeln und befüllbaren Kauspielzeugen ist, dass Letztere nicht verzehrt werden, zumindest nicht komplett. Sie werden mit Futter befüllt, das der Hund dann mit etwas Geschick herausarbeiten muss. Die beliebteste Variante ist immer noch der »Kong«. Die Füllungen für dieses Spielzeug kann man fertig kaufen, oder man wird einfach selbst kreativ. Nachfolgend habe ich für Sie als Anregung drei attraktive »Rezepte« zusammengestellt, die ich persönlich häufig zur Befüllung meiner Kongs nutze:

Rezept 1 Nehmen Sie qualitativ hochwertiges und individuell für den Hund passendes Trockenfutter. Sie können das Futter bei Bedarf einweichen oder trocken ins Spielzeug füllen. Die Öffnung des Spielzeugs verschließe ich dann mit Erdnussbutter. Achtung: Die Erdnussbutter sollte ungesalzen und ungesüßt sein und darf, das ist wichtig, keinesfalls Xylit enthalten. Dieser auch Birkenzucker genannte Stoff ist hochgiftig und kann schon in geringen Dosen für Hunde lebensbedrohlich sein!

Rezept 2 Für diese sommerliche Smoothie-Füllung schneide ich einen Apfel ohne Kerngehäuse und eine geschälte Banane in Würfel. Wer will, kann die Früchte vorab auch mit dem Mixer pürieren, um einen echten Smoothie-Effekt zu erzielen. Die klebrige Masse wird dann ins Spielzeug gefüllt; die Öffnung wird in diesem Fall mit Quark verschlossen. Den Kong lege ich anschließend mitsamt Füllung ins Kühlfach. Vor allem bei diesem Rezept ist das Einfrieren ratsam. Denn beim Kauen läuft der Kong später nicht so schnell aus, was grobe Schmutzunfälle vermeidet. Zudem ist Ihr Hund mit dem gefrorenen Inhalt länger beschäftigt. Nicht zuletzt ist der kalte Smoothie an heißen Tagen eine tolle Erfrischung für Ihren Liebling.

Rezept 3 Eine dritte Variante besteht aus Reis und/oder Kartoffeln (beides gekocht) mit geriebenen Karotten. Optional können Sie die Rezeptur mit gegartem Hühnchen oder Ähnlichem für den Hund noch schmackhafter machen. Die einzelnen Komponenten werden auf eine befüllbare Größe gebracht, gemischt und eingefüllt. Nach dem Einfüllen kann man die Spielzeugöffnung beispielsweise wieder mit unbehandelter Erdnussbutter oder alternativ auch mit etwas Leberwurst – aus dem Fachgeschäft, speziell für Hunde – verschließen.

Kongs sind beliebte Kauspielzeuge aus Hartgummi, die mit Futter befüllt werden können.

Die Füllung kann man im Handel fertig kaufen – oder auch zu Hause selbst nach den Vorlieben des Hundes zubereiten.

Als Füllung eignet sich etwa ein gekochter Mix aus Reis und Karotten, der mit Kartoffeln und Fleisch verfeinert werden kann.

03

MEIN HAUS IST DOCHKEIN HUNDEKLO!

So wird Ihr Vierbeiner schnell stubenrein

Egal, wie alt Ihr Hund ist: Der Weg zum Aufbau der Stubenreinheit ist immer der gleiche. Klar, die meisten, die dieses Kapitel gerade lesen, werden zu Hause einen Welpen haben. Aber auch wenn Ihr Hund bereits etwas älter ist und seine Stubenreinheit entweder verloren oder nie zuverlässig erlernt hat, können Sie das Thema noch mit sehr guten Erfolgsaussichten angehen.

Hier gleich das Allerwichtigste, das Sie im Zusammenhang mit der Stubenreinheit wissen müssen: Hunde merken sich den Untergrund, auf dem sie sich lösen, und suchen dann immer wieder Orte mit gleicher Bodenbeschaffenheit auf, um dort ihr »Geschäft« zu erledigen.

Ein wenig Disziplin, dann klappt’s!

Konkret bedeutet das für Sie: Je öfter sich ein Hund an Orten löst, an denen er das darf und soll (etwa auf Gras, Erde oder Laub), desto höher steigt seine Hemmschwelle, sich auf Untergründen zu lösen, auf denen uns das überhaupt nicht recht ist. Dazu zählen natürlich die Teppich- und Holzfußböden in Ihrem Haus, aber bestimmt auch die Fliesen auf Ihrer Terrasse.

Bieten Sie Ihrem Welpen also so häufig wie möglich das gewünschte Terrain an, auf dem er sein Geschäft erledigen darf und soll. Je öfter er sich draußen an geeigneten Plätzen löst, desto schneller wird er dies im Haus unterlassen – und desto schneller und zuverlässiger wird er stubenrein. Folgende Tipps werden Ihnen beim Training zusätzlich eine große Hilfe sein:

Tipp 1 Für den Aufbau der Stubenreinheit ist es wichtig, dass Sie die vier typischen Aktivitäten bzw. Situationen kennen, nach denen sich Hunde fast immer lösen müssen. Diese sind:

nach dem Schlafen

nach dem Spielen

nach dem Fressen

nach dem Trinken

Ist Ihr Vierbeiner noch nicht zuverlässig stubenrein, sollten Sie nach diesen Situationen immer mit Ihrem Hund hinausgehen. Suchen Sie dann mit ihm einen Ort mit geeigneter Bodenbeschaffenheit auf, an dem er sich lösen darf.

Nach dem Spielen wollen sich die meisten Vierbeiner lösen – sie müssen also zeitnah an die frische Luft.

Tipp 2 Legen Sie Zeitintervalle fest, nach deren Ablauf Sie mit Ihrem Hund hinausgehen und eine Gassirunde drehen. Zu Beginn sollte die Taktung recht eng sein – etwa alle anderthalb bis zwei Stunden. Sollte Ihr Hund zum gewünschten Zeitpunkt schlafen, müssen Sie ihn aber nicht wecken. Gehen Sie dann einfach mit ihm los, sobald er wieder aufwacht.

Generell gilt, dass die vier zuvor beschriebenen Situationen Vorrang haben und unabhängig von Ihrer Zeitplanung berücksichtigt werden. Ein Beispiel: Sie kommen vom Spaziergang nach Hause, Ihr Hund hat sich kurz zuvor draußen gelöst und macht dann ein Nickerchen. Wacht er eine halbe Stunde später auf, müssen Sie gleich wieder mit ihm vor die Tür – auch wenn das definierte Zeitintervall von beispielsweise zwei Stunden noch nicht vorbei ist.

Sie merken schon, das Training ist zu Beginn recht aufwendig, es zahlt sich aber aus! Von Woche zu Woche können Sie die Zeitintervalle ausdehnen und werden rasch bei Ihren »normalen« Gassizeiten angekommen sein. Später müssen Sie auch nicht mehr gleich nach dem Schlafen, Spielen etc. mit Ihrem Hund hinausgehen. Er schafft es dann locker, so lange zu warten, bis die nächste Gassirunde auf dem Programm steht.

Bitte nicht stören!

Hat Ihr Hund draußen sein Geschäft erledigt, dürfen Sie ihn natürlich loben. Warten Sie damit aber, bis er wirklich fertig ist. Andernfalls könnte er sich erschrecken und abrupt aufhören. Suchen Sie am Anfang reizarme Umgebungen auf. Je weniger Ihr Hund abgelenkt ist, desto leichter wird es ihm fallen, sich zu lösen.

Schlafende Hunde muss man nicht wecken; erst wenn sie aufwachen, geht’s raus.

Auch nach dem Fressen und Trinken sollten Sie mit Ihrem Vierbeiner in der Trainingsphase immer eine Gassirunde drehen.

Gewohnheitstiere: Hunde merken sich, auf welchem Untergrund sie sich lösen.

Tipp 3 Ein konsequentes Training ist für den Aufbau der Stubenreinheit zwar unabdingbar, gleichzeitig brauchen Sie aber auch etwas Geduld. Wenn Sie mit einem acht Wochen alten Welpen starten, wird dieser in der Regel zwischen der 16. und 20. Lebenswoche zuverlässig stubenrein. Ist der Hund schon älter, kann es mitunter schneller gehen.

Sollte Ihr Hund zum Ende der Trainingsphase immer noch bestimmte Untergründe im Haus bevorzugen, reicht es oft, wenn Sie ihm eine Zeit lang den Zugang zu einzelnen Wohnbereichen verwehren oder Teppiche und Ähnliches vorübergehend entfernen. Danach sind die meisten Vierbeiner wirklich zuverlässig stubenrein.

Die häufigsten Fehler

Zum Abschluss möchte ich noch auf die häufigsten Fehler eingehen, die beim Aufbau der Stubenreinheit gemacht oder übersehen werden.

Fehler 1 Zu Beginn wird nicht häufig genug mit dem Hund hinausgegangen. Folglich erledigt er immer auch wieder im Haus sein Geschäft. Die gewünschte Hemmung, die dieses Verhalten verhindern soll, kann so gar nicht erst entstehen. Befolgen Sie daher diszipliniert Ihren festgelegten Zeitplan und gehen Sie zudem ausnahmslos nach dem Schlafen, Spielen, Fressen und Trinken mit Ihrem Hund Gassi. Wenn Sie beide Regeln befolgen, sind Sie nicht nur oft genug, sondern immer auch zum richtigen Zeitpunkt mit Ihrem Liebling draußen.

Fehler 2 Warten Sie nicht darauf, dass sich Ihr Hund bei Ihnen meldet – etwa bellt oder Sie anstupst –, wenn er sich lösen muss. Wenn überhaupt, tun das Hunde nur dann, wenn die Stubenreinheit bereits zuverlässig aufgebaut ist.

Fehler 3 Der Hund bevorzugt im Verlauf des Trainings noch bestimmte Bodenflächen im Haus, weil betroffene Wohnbereiche nicht abgesperrt oder Teppiche, auf denen er sich gerne löst, nicht entfernt wurden.

Fehler 4 Der Hund hat Trennungsängste und löst sich in der Wohnung, wenn er allein gelassen wird. Hier ist es wichtig, zunächst die Trennungsängste abzubauen (>). Gelingt das, lässt sich die Stubenreinheit meist problemlos aufbauen bzw. wiederherstellen.

Fehler 5 Der Hund ist krank, und dies wird nicht als Ursache erkannt. Sollten Sie dies vermuten, ist es wichtig, einen Tierarzt zu konsultieren. Warten Sie damit bitte nicht zu lange!

Lösungsschritte kompakt

SCHRITT 1: Bieten Sie Ihrem Hund im Freien so häufig wie möglich den gewünschten Untergrund an, auf dem er sich zukünftig lösen darf und soll (Gras, Erde, Laub etc.).

SCHRITT 2: Legen Sie einen anfangs eng getakteten Zeitplan für Ihre Gassirunden fest, den Sie streng befolgen. Unabhängig davon gehen Sie mit Ihrem Hund immer und zeitnah nach draußen, wenn er geschlafen, gespielt, gefressen oder getrunken hat.

SCHRITT 3: Falls sich Ihr Hund trotzdem noch gelegentlich im Haus löst: Entfernen Sie Teppiche oder verwehren Sie ihm den Zugang zu Bodenbelägen, auf denen er noch bevorzugt sein Geschäft verrichtet.

04

KEINE GASSIRUNDEOHNE MUSKELKATER?

So stoppen Sie lästiges Ziehen und Zerren an der Leine

Zieht ein Hund an der Leine, zieht er in den meisten Fällen stark und ständig. Entsprechend groß ist der Leidensdruck für den Menschen und natürlich auch für das Tier. Leider greifen viele Halter bei diesem Problem immer noch auf längst überholte Methoden zurück, die auf Strafe beruhen. In diese Kategorie fällt auch der kräftige Leinenruck. Er ist nicht nur unnötig, sondern eigentlich sogar verboten. Im deutschen Tierschutzgesetz heißt es schließlich nicht umsonst: »Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen.« In diesem Kapitel möchte ich Ihnen daher einige zeitgemäße und vor allem gewaltfreie Lösungsvorschläge vorstellen, die sich in den letzten Jahren bei meiner Arbeit als Hundetrainer bewährt haben. Alle vorgestellten Techniken folgen dabei dem gleichen Trainingsprinzip: