Hilmer - Jörg Olbrich - E-Book

Hilmer E-Book

Jörg Olbrich

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Seit vielen Generationen ist es eine heilige Pflicht für alle Lemminge, sich mit Vollendung des 15 Lebensmonats von den Klippen des Todesfelsen in die Tiefe zu stürzen. So schafft es das Volk von König Helmut seine Bevölkerungszahlen konstant zu halten. Einst war es der Prophet Wonibalt, der als erster eine Gruppe von Lemmingen zum Todesfelsen geführt hatte. Seit diesem Tag ist es für jedes Mitglied dieser Rasse eine Ehre, dem Propheten ins gelobte Land zu folgen. So ist es Brauch. So ist es Sitte. Bisher hat dagegen auch nie ein Lemming protestiert. Außer Hilmer!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 238

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jörg Olbrich

Hilmer

Der Lemming, der nicht sterben wollte

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

Impressum neobooks

1

„Ich halte es für keine gute Idee, was wir hier tun“, sagte Hilmer und schaute seine drei Vettern skeptisch an.

„Warum?“, fragte Turgi überrascht. „Es steht doch schon ewig fest.“

„Das macht die Sache nicht besser“, erwiderte Hilmer.

„Was soll das auf einmal?“, regte sich Turgi auf.

„Wir warten nun schon seit Monaten auf diesen Tag“, sagte Targi.

„Du solltest froh sein, dass es endlich so weit ist“, stimmte Torgi seinen Brüdern zu.

Hilmer stand mit seinen Vettern inmitten eines wahren Heeres von Lemmingen am Fuße des Schicksalsberges. Alle warteten darauf, den Aufstieg zum Todesfelsen beginnen zu dürfen, wo ihr Leben genau fünfzehn Monate nach ihrer Geburt enden sollte. Genau wie bei Millionen von Lemmingen vor ihnen und sicherlich nicht weniger nach ihnen. So war es Brauch. So musste es geschehen. Keiner konnte etwas dagegen tun.

Genau genommen gab es niemanden, der etwas dagegen tun wollte.

Außer Hilmer.

Der fasste in diesem Moment den Entschluss, dass er auf keinen Fall an diesem Irrsinn teilnehmen wollte.

In seinem bisherigen Leben hatte Hilmer diesem Tag entgegengefiebert. Wochenlang hatte er sich mit seinen Vettern auf diesen Tag vorbereitet. Sie hatten davon geschwärmt, wie es wohl in der Totenwelt sein würde, in der alles besser war und kein Lemming sich darüber Gedanken machen musste, ob es zu viele von ihnen gab. Dort würde genügend Platz für alle sein. Niemand müsste auf etwas verzichten.

Jetzt, wo sein geplanter Todestag gekommen war, fand Hilmer es gar nicht mehr so erstrebenswert, sich von der Klippe in den Tod zu stürzen. Er beschloss, Turgi, Targi und Torgi davon zu überzeugen, dass es besser sei, zurück nach Hause zu gehen.

„Nur weil sich alle anderen Lemminge in den Tod stürzen, heißt das nicht, dass wir hinterher springen müssen“, erklärte Hilmer seinen Vettern.

„Aber so will es das Gesetz“, sagte Turgi.

„Wo steht das?“, setzte Hilmer dagegen.

„In den heiligen Schriften des furchtlosen Wonibalts“, antwortete Turgi.

„Hast du sie gesehen?“

„Natürlich nicht“, gab Turgi zu. „Niemand außer dem König hat das.“

„Was soll das, Hilmer?“, stand Torgi seinem Bruder bei. „Du weißt doch, dass nur Helmut die Aufzeichnungen des Propheten kennt.“

„Eben“, sagte Hilmer. „Darum weiß auch keiner, ob es stimmt, was uns der König erzählt. Vielleicht legt er die heiligen Thesen ja falsch aus.“

„Lass das bloß keinen der Wachleute hören“, warnte Turgi.

„Helmut lässt nicht zu, dass man schlecht über ihn redet“, ergänzte Targi.

„Wenn sie dich erwischen, bist du dran“, warnte Torgi.

„Was soll mir denn passieren?“, fragte Hilmer verblüfft. „Wenn ich die Klippen runterspringe, bin ich tot. Was kann schlimmer sein? Ich gehe jetzt nach Hause.“

„Das kannst du nicht machen!“

„Doch, Targi. Das kann ich und das werde ich auch.“

„Dann bist du kein richtiger Lemming“, warf Turgi seinem Vetter vor.

„Du solltest dich schämen“, ergänzte Targi.

„Deine Eltern würden sich im Grabe herumdrehen“, behauptete Torgi.

„Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht“, sagte Hilmer und beschloss, sich von seinen Vettern nicht weiter aufhalten zu lassen. Er drehte sich um und ging die Straße hinunter in Richtung Stadt.

„Warte!“, schrie Torgi und nahm die Verfolgung auf, weil Hilmer einfach weiterging. Turgi und Targi blieb nichts anderes übrig, als sich ihrem Bruder anzuschließen. Die drei waren fest entschlossen, Pfote in Pfote von den Klippen zu springen. Dieses Versprechen wollte keiner der Brüder brechen.

An der Kreuzung zur Hauptstraße, wo der Weg in Richtung Todesfelsen abzweigte, holten Turgi, Targi und Torgi ihren Vetter ein, der dort von einem Wächter festgehalten wurde. Dieser wiederum war völlig überrascht, plötzlich tätig werden zu müssen. Die Stellen in der Garde des Königs waren sehr beliebt, weil sie gut bezahlt wurden und mit sehr wenig Arbeit verbunden waren. Dies war auch der Grund dafür, dass die meisten Mitglieder dieser Einheit unter starkem Übergewicht litten.

„Was soll das heißen? Du willst nicht?“, blaffte der Lemming, nahm seine Zigarre aus dem Mund und starrte Hilmer sichtlich irritiert an.

„Ich habe keine Lust, von dem Felsen in den Tod zu springen. Ich will weiterleben.“

„So ein dummes Zeug hat vor dir noch keiner geredet“, sagte der Wächter grinsend. „Du musst völlig den Verstand verloren haben.“

„Ich meine es todernst.“

Helmuts Helfer schien mit der Situation völlig überfordert zu sein. Niemals hatte er erlebt, dass ein Lemming den Hang wieder herunterkam. Normalerweise bestand seine Aufgabe darin zu verhindern, dass sich einer seiner Artgenossen in den Tod stürzte, bevor er seinen fünfzehnten Lebensmonat vollendet hatte. Unsicher wechselte er den Blick von Hilmer zu den drei Brüdern, die nun ebenfalls neben dem Wachhäuschen stehen geblieben waren.

„Was ist mit euch?“, fragte der Lemming barsch. „Weigert ihr euch ebenfalls, den uns vorbestimmten Weg zu gehen?“

„Selbstverständlich nicht“, entrüstete sich Turgi.

„Das würden wir niemals tun“, bestätigte Targi.

„Wir sind ehrenvolle Lemminge“, versicherte Torgi.

„Ihr seid Spinner“, sagte Hilmer und schickte sich an, seinen Weg in die Stadt fortzusetzen.

„Halt“, schrie der Wächter und baute sich vor dem Flüchtigen auf. „Ich kann das nicht dulden.“

„Was willst du dagegen tun?“, fragte Hilmer grinsend. Er wusste genau, dass sein Verhalten ein einzigartiger Skandal war. Nie zuvor hatte ein Lemming so reagiert. Es gab keine dafür festgesetzte Strafe.

„Ich werde dich zu König Helmut bringen. Soll er entscheiden, was mit dir geschieht.“

„Du kannst mich nicht gegen meinen Willen irgendwo hinbringen“, stichelte Hilmer weiter.

„Wenn wir ihm helfen schon“, sagte Turgi.

„Ihr wollt euch tatsächlich gegen euren Vetter stellen?“, fragte Hilmer.

„Ja“, antwortete Targi. „Wir können nicht zulassen, dass du Schande über unsere Familie bringst.“

„Helmut wird schon eine Lösung einfallen“, bekräftigte Torgi. „Er wird nicht wollen, dass sich andere ein Beispiel an dir nehmen.“

Hilmer blieb nichts anderes übrig, als Turgi, Targi und Torgi in den Palast zu folgen. Er war selbst gespannt darauf, wie Helmut reagieren würde. Angst hatte er nicht. Keine Strafe konnte schlimmer sein als der Tod. Das war ihm an diesem Tag klar geworden. Die drei Brüder nahmen ihren Vetter in die Mitte, um einen Fluchtversuch im Keim ersticken zu können. Der Wächter blieb an seinem Platz und bewachte weiter den Hang, der zum Todesfelsen führte.

2

„Wollt ihr Schwachköpfe mich verarschen?“, schrie Helmut und sprang von seinem Thron auf. „So einen Unsinn habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört.“ Der König sah die beiden Lemminge vor sich mit finsterem Blick an.

Einmal im Monat kamen die beiden Verrückten zu ihm, um ihre neuesten Erfindungen vorzuführen. Viel Brauchbares war in der Vergangenheit nicht dabei gewesen. Jetzt schienen sie aber völlig den Verstand verloren zu haben.

„Unser Kaubonbon funktioniert“, sagte Henni und erwiderte den Blick des Königs.

„Wir haben es mehrfach ausprobiert“, fügte sein Freund Hörg grinsend hinzu.

„Das wird ja immer schlimmer“, wetterte Helmut. „Könnt ihr denn nicht einmal etwas erfinden, was unser Volk auch gebrauchen kann?“

„Aber das haben wir doch“, sagte Henni. „Wenn ein Weibchen diesen Kaubonbon benutzt, wird es nicht mehr trächtig. Damit haben wir unser Übervölkerungsproblem gelöst.“

„Und die Pärchen können sich miteinander vergnügen, sooft sie wollen, ohne dass sie sich über den Nachwuchs Gedanken machen müssen. Stell dir nur vor, was auch dir das für Möglichkeiten bieten würde.“ Hörg sah Helmut grinsend an. Wie alle im Palast wusste er, dass der König für diese Art von Vergnügen nichts übrig hatte und rieb ihm das genussvoll unter die Nase.

„Wir halten unsere Bevölkerungszahlen seit vielen Generationen konstant“, sagte Helmut entschieden. „Muss ich euch wirklich an die heiligen Schriften erinnern? Seitdem der furchtlose Wonibalt zu Beginn unserer neuen Zeitrechnung als Erster eine Gruppe über den Todesfelsen geführt hat, folgen wir diesem Beispiel und es geht uns gut. Hunger, Wohnungsnot und Seuchen gehören der Vergangenheit an und sind uns nur noch aus sehr alten Schriften bekannt. Solange wir diese geregelten Selbstmorde beibehalten, wird es uns an nichts mangeln.“

„Aber genau dafür haben wir ja jetzt die Alternative“, erwiderte Hörg. „Kein Lemming muss sich mehr umbringen.“

„Schweig“, donnerte Helmut. „Ich will nichts mehr von diesem Unsinn hören. Ihr lästert damit gegen die heiligen Thesen unseres Propheten.“

„Vielleicht sollten wir zumindest einen Versuch machen, ob diese Bonbons funktionieren“, schlug Dieter vor. Der Hamster hatte bisher schweigend auf einem Teppich neben dem königlichen Thron gesessen und das Gespräch interessiert verfolgt.

„Halte du dich da raus!“, rief Helmut und warf Dieter einen bösen Blick zu.

„Aber ich bin dein Berater“, entgegnete der Hamster verwirrt.

„Nicht in diesen Fragen“, wiegelte Helmut ab.

„In welchen dann?“, wollte Hörg wissen und fing sich dafür einen Tritt von Henni ein.

„Bist du wahnsinnig“, zischte dieser leise. „Reiz den König nicht noch mehr. Sei froh, dass das außer uns keiner gehört hat.“

Außer den drei Lemmingen und Dieter war der Audienzsaal leer. Zumindest, wenn man die Fliegen nicht mitzählte, die an der großen Fensterscheibe saßen, durch die das Licht in den Raum fiel.

Vor der verschlossenen Eingangstür standen zwei Wachen, um zu verhindern, dass sich ungebetene Gäste dem König näherten. Die meisten Einwohner in der Stadt waren froh, wenn sie Helmut nicht sahen. Deswegen bestand kaum die Gefahr, dass sich einer der Lemminge in den Palast verirrte. Aber man konnte ja nie wissen.

„Mit unseren Bonbons können wir die Massenselbstmorde stoppen“, unternahm Henni einen erneuten Versuch, Helmut zu überzeugen.

„Warum sollte ich das wollen? Es hat sich doch nie jemand über dieses Gesetz beschwert.“

„Weil du dann als der König in die Geschichte eingehen wirst, der den Lemmingen ein längeres Leben brachte“, antwortete Hörg.

„Und wenn ich das nicht will? Seit vielen Generationen folgen wir nun dem großen Propheten in das Totenreich. Ich sehe keinen Grund das zu ändern.“

„Wir folgen ihm“, verbesserte Henni den König.

„Was willst du damit sagen?“, blaffte Helmut.

„Dass du Wonibalt nicht folgst. Du bist der einzige Lemming, der sich nicht nach Vollendung seines fünfzehnten Lebensmonats von den Klippen stürzt.“

„Höre ich da leise Kritik?“, fragte Helmut scharf.

„Nein! Natürlich nicht“, versicherte Henni. „Vielleicht wäre es aber der richtige Zeitpunkt, die Gesetze zu überdenken.“

„Ich soll mich gegen die heiligen Thesen stellen?“, fragte der König und starrte den Erfinder aus funkelnden Augen an. „Niemals!“

„Vielleicht wäre Wonibalt nicht von den Klippen gesprungen, wenn er eine andere Lösung gehabt hätte“, warf Hörg ein. „Womöglich hätten ihn unsere Bonbons überzeugt.“

„Blasphemie“, schrie Helmut. Die Gesichtsfarbe des Königs nahm ein gefährliches Rot an und er griff sich mit der rechten Pfote an die Brust.

Dieter brachte sich in Sicherheit, indem er schnell ein paar Schritte vom König weg huschte. Böse Zungen behaupteten, dass seine Beziehung zum König alles andere als geschäftlich war. Glaubte man den Tratschweibchen im Palast beriet er ihn in ganz anderen Dingen. Gegen Helmuts Wutausbrüche war aber auch der Hamster machtlos.

„Ich werde es nicht dulden, dass ihr Wonibalts Namen weiter in den Dreck zieht“, schrie Helmut. „Dieter, hol die Wachen! Sie sollen diese beiden Ungläubigen in den Kerker werfen. Dort bekommen sie bis zu ihrem Todestag Gelegenheit, über ihr unsittliches Treiben nachzudenken.“

Dieter eilte zum Eingang, öffnete die Tür und wechselte ein paar Worte mit den Wachen.

„Schafft sie mir aus den Augen!“, befahl Helmut energisch, als die beiden Lemminge in den Raum traten. „Ich möchte diese Witzfiguren niemals wieder in meinem Audienzsaal sehen.“

Henni und Hörg wussten, dass es an diesem Tag keinen Sinn mehr machte, mit dem König zu sprechen. Sie ließen sich abführen, ohne sich zu wehren. Schon mehrmals waren sie nach einer Audienz in den Katakomben des Palastes gelandet. Bisher hatte es aber nie lange gedauert, bis man sie wieder an ihren Arbeitsplatz gelassen hatte. Beide vertrauten darauf, dass es auch diesmal so sein würde.

Helmut setzte sich erleichtert auf seinen Thron, als die Wachen mit den Erfindern verschwunden waren. „War es das für heute?“, fragte der König seinen Berater, der als Einziger bei ihm im Saal geblieben war.

„Leider nicht“, antwortete Dieter. „Draußen steht noch eine Gruppe von vier Männchen, die dich unbedingt sprechen wollen.“

„Lass sie herein“, sagte Helmut resignierend. „Schlimmer als mit den beiden Verrückten kann es jetzt auch nicht mehr werden.“

3

„Du weigerst dich also, dem furchtlosen Wonibalt in das gelobte Land zu folgen?“, stellte Helmut irritiert fest.

Der König wunderte sich, welch seltsame Stimmung an diesem Tag in seinem Volk zu herrschen schien. Während seiner fast zehnjährigen Regentschaft hatte nie ein Lemming die Massenselbstmorde infrage gestellt. Heute geschah dies nun schon zum zweiten Mal.

„Ich möchte einfach noch nicht sterben“, antwortete Hilmer. „Es erscheint mir nicht besonders sinnvoll, mich freiwillig den Todesfelsen hinunterzustürzen.“

„Es erscheint dir nicht besonders sinnvoll?“ Helmut sah den Lemming vor sich amüsiert an.

„Mir gefällt mein Leben hier. Das sogenannte gelobte Land habe ich noch nie gesehen. Woher weiß ich, dass dort wirklich alles besser ist? Wer garantiert mir, dass es überhaupt existiert?“

„Du zweifelst also an den heiligen Schriften des furchtlosen Wonibalts“, stellte der König fest. „Hast du denn in der Schule nichts gelernt?“

„Wie kann ich an etwas glauben, dass ich niemals gesehen habe?“, fragte Hilmer.

„Wie meinst du das?“ Einerseits wurde Helmut langsam ungeduldig und hatte keine Lust mehr sich weiterhin mit widerspenstigen Untertanen abzugeben, andererseits interessierten ihn Hilmers Beweggründe. Wenn dessen Ansichten Schule machten, musste er etwas dagegen unternehmen. Die drei Vettern des Ungläubigen schienen dagegen tadellose Vertreter ihrer Art zu sein. Dennoch. Wenn sie energischer mit Hilmer umgegangen wären, gäbe es auch Turgi, Targi und Torgi inzwischen nicht mehr.

„Ich habe die heiligen Schriften niemals gesehen“, erklärte Hilmer.

„Ich kann dir versichern, dass sie existieren“, gab Helmut zurück.

„Das reicht mir nicht.“

„Was soll das heißen?“, fuhr der König Hilmer an. „Willst du damit sagen, dass ich mein Volk anlüge und betrüge?“

„Ich will nichts dergleichen sagen“, entgegnete Hilmer. „Ich will mich nur nicht wegen ein paar alter Schriften in den Tod stürzen. Warum reformieren wir unseren Staat nicht? Es muss doch andere Möglichkeiten geben, unsere Bevölkerungszahl in den Griff zu bekommen, als diese unsinnigen Todessprünge.“

„Es reicht!“, schrie Helmut und fuhr von seinem Thron auf. Dabei stieß er mit dem Fuß gegen einen Beistelltisch, auf dem ein paar Speisen und Getränke für den König bereitstanden. Zwei der Flaschen fielen um und zersprangen klirrend auf dem Steinboden des Audienzsaales. Dieter, der die ganze Zeit über neben seinem Herrn gelegen und so getan hatte, als ginge ihn das alles nichts an, sprang entsetzt auf und brachte sich in Sicherheit. Lediglich die Fliegen schienen sich für die auslaufenden Getränke zu interessieren. Sie landeten auf dem Tischchen und krabbelten auf die Lache zu, die sich langsam darauf ausbreitete.

Helmut war jetzt sauer und nicht gewillt, sich noch weitere spitzfindige Fragen über den Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften stellen zu lassen – weder von Hilmer noch von den anderen beiden Spinnern, die im Kerker auf seine Entscheidung warteten.

„Würdest du dich denn nicht freuen, wenn du einen liebgewonnenen Freund länger als ein paar Monate bei dir hättest?“, wollte Hilmer wissen.

Helmut, der gerade den Wachen den Befehl geben wollte, den Ungläubigen aus dem Saal zu schaffen, hielt überrascht inne. Über diese Frage hatte er sich in seinem bisherigen Leben noch keine Gedanken gemacht. Er hatte ja Dieter. Der Hamster lebte schon seit vielen Jahren im Palast. Das wechselnde Personal hatte der König nie richtig wahrgenommen.

„Wenn du ein Eheweib hättest, würdest du auch nicht wollen, dass sie dich verlassen muss, nachdem sie dir einen oder zwei Nachkommen geschenkt hat.“

„Schweig“, brüllte Helmut, dem innerhalb von Sekundenbruchteilen die Zornesröte ins Gesicht gestiegen war. Wenn es ein Thema gab, auf das man den König besser nicht ansprach, war es die Tatsache, dass er mit dem weiblichen Geschlecht nichts anfangen konnte und keine Nachkommen hatte. Wer König werden sollte, wenn Helmut einmal starb, war ihm egal. Vermutlich würde es der Lemming sein, der zu diesem Zeitpunkt am ältesten war. Freilich wäre dieser auch nicht viel älter und erfahrener als seine Artgenossen, weil ja alle nach Vollendung ihres fünfzehnten Lebensmonats sterben mussten.

„Sollen wir den Kerl in den Kerker werfen?“, fragte Dieter nach einer Weile, in der es im Saal so ruhig war, dass man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können.

„Nein“, entschied Helmut. „Wir würden diesem Verräter einen Gefallen tun, wenn wir ihn in den Kerker werfen. Er muss sterben. Und das so schnell wie möglich. Ihr drei werdet dafür sorgen, dass euer Vetter noch heute von den Klippen des Todesfelsens springt. Und wenn ihr ihn hinunterwerfen müsst.“

Der König ging ein paar Schritte auf Turgi, Targi und Torgi zu, die sich in die hinterste Ecke des Saales verzogen hatten, um nicht Ziel des königlichen Zorns zu werden.

„Du kannst dich voll und ganz auf uns verlassen“, sagte Turgi.

„Wir werden dich nicht enttäuschen“, versicherte Targi.

„Der Ungläubige ist schon so gut wie tot“, behauptete Torgi.

„Ihr seid Verräter“, schimpfte Hilmer und wollte sich auf seine drei Vettern stürzen, doch Dieter sprang ihm in den Weg und knurrte ihn böse an. Jetzt hatte er fünf Personen gegen sich. Seine Chancen standen nicht gut.

„Du bist der Verräter“, entgegnete Turgi.

„Ohne dich wäre das alles nicht passiert“, stimmte Targi zu.

„Wir könnten längst tot sein“, jammerte Torgi.

„Es reicht“, unterbrach Helmut das Gespräch zwischen seinen Untertanen. „Ich bin hier der Boss. Ich bestimme, was geschehen wird, und ihr habt euch an meine Anweisungen zu halten. Der Geist des furchtlosen Wonibalts wacht über mich. Wer sich meinem Willen widersetzt, wird niemals in das gelobte Land eingelassen werden.“

Turgi, Targi und Torgi starrten den König entsetzt an. Jetzt stand auf einmal auch ihr persönliches Seelenheil auf dem Spiel. Das durfte nicht sein.

„Ihr drei seid verantwortlich dafür, dass Hilmer stirbt“, sagte der König. „Erst wenn ihr mir persönlich von seinem Tod berichtet, soll es euch selbst erlaubt sein, den Weg über die Todesklippe zu gehen.“

„Das ist nicht fair“, rief Turgi entsetzt.

„Wir haben nichts Ungesetzliches getan“, versuchte Targi den König zu überzeugen.

„Wir sind die Guten“, versicherte Torgi.

„Meine Entscheidung ist gefallen“, sagte Helmut. „Und jetzt geht. Ich habe genug für heute und will nichts mehr von diesem Unfug hören.“

Turgi, Targi und Torgi machten lange Gesichter, fügten sich aber ihrem Schicksal. Sie nahmen Hilmer wieder in die Mitte und führten ihn aus dem Palast.

„Ich hoffe, dass nicht noch mehr Lemminge vor der Tür stehen, welche die Lehren des furchtlosen Wonibalts anzweifeln“, seufzte der König.

„Für heute war es das“, sagte Dieter.

„Das ist gut. Ich bin müde und werde mich ein wenig ausruhen.“

„Ich werde dich begleiten“, entschied der Hamster. „Wollen wir doch einmal sehen, ob wir dich nicht auf andere Gedanken bringen können.“

4

„Habt ihr Blödmänner denn nicht ein bisschen Verstand im Kopf?“, jammerte Hilmer und wehrte sich verzweifelt gegen den Griff seiner Vettern. „Wo bleibt eure Familienehre?“

„Du musst gerade von Ehre sprechen“, schimpfte Turgi, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und zeigte seinem Vetter so den Käfer.

„Du bist derjenige, der den Geist des heiligen Propheten mit Füßen tritt“, sagte Targi.

„Deine Seele wird in der Hölle schmoren“, prophezeite Torgi.

Die drei Brüder trugen Hilmer den Hang des Schicksalsberges hinauf. Dabei hielten Turgi und Targi ihn an den Oberarmen fest. Torgi hatte ihn an den Füßen gepackt.

Hilmer musste alle Kraft aufwenden, um den Kopf aufrecht zu halten. An Gegenwehr war nicht zu denken. Hilmer dachte angestrengt über seine bescheidene Situation nach. Ein Ausweg wollte ihm jedoch nicht einfallen. Nach wie vor war er der Meinung, dass alles besser war als der Tod. Sogar ein Leben im dunkelsten Verlies von Helmuts Palast hätte er dem Sprung vom Todesfelsen vorgezogen.

An dem Wächter, der sie am Morgen zu König Helmut geschickt hatte, waren sie inzwischen schon vorbeigekommen. Der Soldat hatte Hilmer nur verächtlich angeschaut und den drei Brüdern viel Erfolg für ihre Mission gewünscht. Für ihn waren die vier Lemminge bereits tot.

„Jetzt denkt doch einmal nach“, unternahm Hilmer einen letzten, verzweifelten Versuch, seine Vettern zu überzeugen. „Was soll euch denn im sogenannten gelobten Land erwarten? Im besten Fall ist das Leben genauso wie hier. Daran glaube ich nicht.“

„Was passiert denn deiner Meinung nach, wenn wir sterben?“, wollte Torgi wissen.

„Ich weiß es nicht“, gab Hilmer zu. „Dennoch kann ich nicht glauben, dass alles besser werden wird.“

„Rede nicht mehr mit ihm“, wies Targi seinen Bruder zurecht. „Der Ungläubige will nur noch seine Haut retten.“

„Du kannst mich ruhig beim Namen nennen“, zischte Hilmer. „Ich bin dein Vetter, verdammt noch mal.“

„Du bist unserer Familie nicht mehr würdig“, sagte Turgi.

„Und wenn du nicht endlich aufhörst zu nörgeln, bekommst du eine Maulschelle“, drohte Targi. „Wir wollen die Sache einfach nur hinter uns bringen.“

„Du hast dir das alles selbst zuzuschreiben“, stellte sich Torgi, den Hilmer noch am ehesten hätte überzeugen können, nun endgültig auf die Seite seiner Brüder.

Mittlerweile hatten die ehemals besten Freunde den Gipfel des Schicksalsberges fast erreicht. Die anderen Lemminge, die sich auf dem Weg zum Todesfelsen befanden, machten der eigenartigen Prozession Platz. Vermutlich hatte keiner von ihnen jemals davon gehört, dass man ein Mitglied ihrer Art hatte zwingen müssen, diesen Weg zu gehen.

„Jetzt haben wir unser Ziel endlich erreicht“, rief Turgi erleichtert aus.

„Nichts kann uns mehr aufhalten“, behauptete Targi.

„Wir werfen dich runter und springen dann hinterher“, freute sich Torgi.

Hilmer spürte wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er wusste nicht, was er noch unternehmen sollte. Er war seinen Vettern körperlich weit unterlegen. Die Kerle würden nicht eher ruhen, bis sein Körper mit gebrochenen Knochen zwischen den Klippen lag. Auch von den Fliegen, die den Schicksalsberg umkreisten wie die Geier, konnte er keine Hilfe erwarten.

Die anderen Lemminge begannen nun damit, Turgi, Targi und Torgi anzufeuern. Sie boten den dreien sogar ihre Hilfe an, die diese aber stolz ablehnten. Hilmer erschrak bis ins Mark als er sah, wie sehr sich sein Volk darüber freute, dass einer der ihren mit Gewalt zum Tode gezwungen werden sollte.

Insgeheim hatte er auf Hilfe gehofft, merkte aber nun, dass er erst gar keinen Versuch unternehmen brauchte, einen der anderen auf seine Seite zu ziehen. Sie waren wie im Todesrausch und freuten sich so sehr auf ihren eigenen Tod, dass alles andere unwichtig geworden war. Auch Hilmer schloss langsam mit dem Leben ab. Den Jubelrufen entnahm er, dass direkt vor ihm einige seiner Artgenossen über den Todesfelsen gingen.

„Springst du freiwillig oder sollen wir dich hinunterwerfen?“, fragte Targi lachend, als sie die Kante erreichten.

Hilmer überlegte einen Moment. Wenn er sich freiwillig nach unten stürzte, hatte er zumindest noch eine Chance, Einfluss auf seinen Sturz zu nehmen. Wurde er geworfen, würden seine Vettern schon dafür sorgen, dass er sich nicht irgendwo an einem Felsvorsprung retten konnte.

„Ich werde mir nicht die Blöße geben, mich von euch Verrätern hinunterstoßen zu lassen“, erklärte Hilmer. „Lasst mich los, ihr Blödmänner! Dann springe ich.“

„Nach diesen Sprüchen hättest du es verdient, dass wir dich auf die Klippen werfen“, zischte Turgi.

„Das wäre Mord“, entgegnete Hilmer. „Ich weiß nicht, ob der Geist des furchtlosen Wonibalts das gutheißen würde. Zumal Helmut gesagt hat, dass ihr mir die Chance zum Springen geben sollt.“

„Genug geredet“, erklärte Turgi und ließ Hilmer los.

„Genau. Es wird Zeit, dass wir endlich vorankommen“, sagte Targi.

„Es wird bald dunkel“, meckerte Torgi.

Hilmer ging an den Rand des Felsens und schaute nach unten. Seine Befürchtung, einer seiner Vettern könnte ihn stoßen, erwies sich als unbegründet. Scheinbar hatten Turgi, Targi und Torgi zu viel Angst, so dicht vor ihrem Ziel doch noch in der Hölle zu landen. Etwa zehn Meter unter sich entdeckte Hilmer einen Busch, dessen Wurzeln aus einem Felsspalt herausragten.

Mit ein bisschen Glück würden die Äste sein Gewicht tragen. Sicher hatte kein Lemming vor ihm versucht, sich so vor dem sicheren Tod zu retten. Die toten Körper zwischen den Klippen verrieten ihm, dass alle anderen im Gegenteil sogar das Ziel hatten, möglichst weit von den Felsen wegzuspringen. Er wunderte sich darüber, wie wenige Leichen er in der Tiefe erblicken konnte. Sicher gab es einen Aufräumtrupp, der die Kadaver entfernte. Hilmer hatte noch nie davon gehört, was mit den Toten geschah. Im Moment hatte er aber andere Sorgen und konzentrierte sich auf seinen Sprung.

„Willst du ewig da stehen?“, fragte Turgi ärgerlich und tippte Hilmer auf die Schulter.

„Wenn du nicht gleich springst, stoßen wir dich doch“, drohte Targi.

„Du wirst heute sterben“, freute sich Torgi.

Hilmer ging einen Schritt vor und merkte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Dicht am Felsen stürzte er in die Tiefe und sah auf einmal den Busch direkt unter sich. Der Lemming griff mit beiden Pfoten nach den Ästen und hatte Glück, dass er einen davon mit der Rechten zu fassen bekam. Ein entsetzlicher Ruck zog durch seinen Arm und drohte, ihn aus der Schulter herauszureißen.

Hilmer zog sich am Ast hoch und fand in dem Busch sicheren Halt. Von dort aus sah er nach oben, wo ihm Turgi, Targi und Torgi mit den Fäusten drohten. Er hörte die Stimmen seiner drei Widersacher, konnte ihre Worte allerdings nicht verstehen.

Er war seinen Vettern fürs Erste entwischt. Aufgeben würden sie aber sicherlich nicht. Hilmer sah sich nun den Felsen etwas genauer an. Zu seiner Überraschung war die Wand längst nicht so glatt, wie er befürchtet hatte. Sicher. Der Abstieg war gefährlich. Unmöglich war er aber nicht. Begleitet von den Beschimpfungen und Drohungen seiner Vettern machte sich Hilmer auf den Weg nach unten. Als ihm eine der nervigen Fliegen zu nahe kam, nahm er einen Stein und zerschmetterte sie am Fels. Zufrieden schaute er danach auf den reglosen, schwarzen Klumpen, der vor ihm an der Wand klebte.

5

„Wer bist du?“, fragte Hilmer und sah das Männchen verwirrt an, das in der Eingangstür der Wohnung stand, die er heute Morgen noch mit seinem Weibchen bewohnt hatte.

Hier stimmte etwas nicht.

„Mein Name ist Fred. Ich wohne hier.“

„Nein. Das tust du nicht“, sagte Hilmer, dessen Verwirrung sich jetzt in Ärger wandelte. „Das ist mein Appartement. Ich teile es mir mit meinem Weib Agnes.“

„Ach, du bist das“, sagte Fred, machte aber keinerlei Anstalten, Hilmer in die Wohnung zu lassen.

„Was soll das jetzt wieder heißen?“

„Agnes hat mir von dir erzählt. Ich dachte, du seist tot.“

„Wie du siehst, bin ich das nicht. Wo ist sie?“

„Sie ist unter der Dusche.“

Hilmer starrte Fred fassungslos an. Es fiel ihm schwer, seinen Zorn im Zaum zu halten. Offensichtlich hatte Agnes die Trauerzeit um ihn nicht über die Maßen ausgedehnt. Der Kerl musste direkt eingezogen sein, nachdem er selbst zum Schicksalsberg aufgebrochen war. Dieses treulose Weib konnte etwas erleben.

„Lass mich vorbei“, sagte Hilmer und hob die Faust. „Ich war noch nie so lebendig wie jetzt. Das ist meine Wohnung.“

„Nicht mehr“, entgegnete Fred unsicher. „Agnes hat mir versichert, dass ich hier wohnen kann. Was willst du hier?“

„Was ich hier will?“ Einen Moment lang glaubte Hilmer sich verhört zu haben, schluckte seine Erwiderung dann aber herunter. Seine Wut wurde noch größer. Er hätte sich am liebsten auf den Fremden gestürzt und ihm mit seinen Fäusten gezeigt, was er von seinem Verhalten hielt. Das brachte Hilmer aber auch nicht weiter. Es war normal, dass sich ein Weibchen nach dem Tod des Ehemannes einen neuen Partner suchte. Dass Agnes aber noch nicht einmal eine Nacht allein geblieben war, ärgerte Hilmer maßlos. Fast sah es so aus, als hätte sie seinen Tod herbeigesehnt.

„Lass mich vorbei, sonst geschieht ein Unglück“, sagte Hilmer, nachdem er zweimal tief durchgeatmet hatte. Der drohende Unterton in seiner Stimme hatte Fred wohl überzeugt, und er gab den Weg frei.

Kaum war Hilmer in der Wohnung, spürte er, wie er erneut dicht vor einen Tobsuchtsanfall stand. Er ging zum Badezimmer und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. „Komm sofort da raus! Ich weiß, dass du da bist, und werde nicht eher gehen, bis du mit mir gesprochen hast!“

Es dauerte nur wenige Sekunden, da öffnete sich die Tür. „Hilmer!“, rief Agnes überrascht. „Warum bist du denn nicht tot?“

„Diese Frage geht mir langsam gegen den Strich“, zischte Hilmer ärgerlich. „Es scheint keinen wirklich zu freuen, dass ich noch am Leben bin. Ihr müsst mich ja alle wirklich sehr vermissen.“

„Du siehst das völlig falsch“, versuchte Agnes einen Erklärungsversuch, aber Hilmer winkte nur ab.

„Wie kannst du nur so pietätlos sein, bereits am Tag meines geplanten Todes mit einem anderen in die Kiste zu springen?“

„Hilmer, du musst das verstehen.“

„Ich muss gar nichts. Du hättest ja wenigstens ein paar Tage warten können.“

„Du weißt, dass ich selbst nur noch zwei Monate zu leben habe“, entgegnete Agnes. „Wir haben keine Kinder, da kann ich ja nicht ewig warten.“