Himmel oder Hölle? - Mel Wallis de Vries - E-Book
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Himmel oder Hölle? E-Book

Mel Wallis de Vries

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Beschreibung

Danielle kann ihr Glück kaum fassen: Im Skiurlaub mit ihren Freundinnen hat sie Dante kennengelernt. Der gut aussehende Student spielt ihrer Meinung nach in einer ganz anderen Liga, und dennoch scheint er sich ausgerechnet für sie zu interessieren. Doch gerade als sie sich näherkommen, taucht plötzlich Dantes Stiefschwester auf und warnt Danielle: Seine letzte Freundin Florence wurde ermordet, und Dante galt als Hauptverdächtiger. Jetzt ist Florence' Mörder zurück - und Danielle scheint sein nächstes Ziel zu sein ...

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über die Autorin

Titel

Impressum

Triggerwarnung TEIL

Widmung TEIL

TAG: 0

ZEIT: 21:48 Uhr

Gerlos, Österreich

17 Tage zuvor

TAG: -17

ZEIT: 16:24 Uhr

TAG: -16

ZEIT: 10:21 Uhr

TAG: -16

ZEIT: 17:24 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 22:10 Uhr

TAG: -16

ZEIT: 21:48 Uhr

TAG: -15

ZEIT: 10:39 Uhr

TAG: -15

ZEIT: 19:04 Uhr

TAG: -15

ZEIT: 21:28 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 22:23 Uhr

TAG: -13

ZEIT: 07:15 Uhr

TAG: -13

ZEIT: 18:17 Uhr

TAG: -13

ZEIT: 20:54 Uhr

TAG: -13

ZEIT: 23:21 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 22:37 Uhr

TAG: -12

ZEIT: 11:33 Uhr

TAG: -11

ZEIT: 08:18 Uhr

TAG: -11

ZEIT: 18:07 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 22:43 Uhr

TAG: -6

ZEIT: 19:14 Uhr

TAG: -6

ZEIT: 19:39 Uhr

TAG: -5

ZEIT: 09:34 Uhr

TAG: -5

ZEIT: 10:21 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 22:59 Uhr

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ZEIT: 12:49 Uhr

TAG: -5

ZEIT: 17:30 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 23:06 Uhr

TAG: -5

ZEIT: 18:14 Uhr

TAG: -4

ZEIT: 01:31 Uhr

TAG: -4

ZEIT: 08:17 Uhr

TAG: -4

ZEIT: 15:00 Uhr

TAG: 0

ZEIT: 23:11 Uhr

TAG: -3

ZEIT: 07:32 Uhr

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ZEIT: 18:03 Uhr

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ZEIT: 21:15 Uhr

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ZEIT: 21:59 Uhr

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ZEIT: 23:16 Uhr

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ZEIT: 23:00 Uhr

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ZEIT: 23:18 Uhr

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ZEIT: 23:19 Uhr

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ZEIT: 23:20 Uhr

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ZEIT: 23:21 Uhr

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ZEIT: 23:22 Uhr

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ZEIT: 23:24 Uhr

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ZEIT: 23:55 Uhr

TAG: +122

ZEIT: 10:36 Uhr

TRIGGERWARNUNG

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Da waren’s nur noch zwei

Schnick, schnack, tot

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Mädchen, Mädchen, tot bist du

Wer sich umdreht oder lacht ...

Ich sehe was, was du nicht siehst

Über die Autorin

Mel Wallis de Vries, geboren 1973, ist in den Niederlanden DIE Autorin für Psychothriller im Jugendbuch. Ihre Titel finden sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten wieder und werden von Jugendlichen wie Erwachsenen gerne gelesen, wie die verschiedenen Preise beweisen, mit denen die Bücher der Autorin ausgezeichnet wurden.

Mel Wallis de Vries

Himmel oder Hölle?

Übersetzung aus dem Niederländischen von Verena Kiefer

Deutsche Erstausgabe

Titel der niederländischen Originalausgabe:

»Wreed«

Für die Originalausgabe:

Copyright ® 2013 by Mel Wallis des Vries, Uitgeverij de Fontein

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright ® 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Covergestaltung: Cornelia Niere, München

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0435-9

Sie finden uns im Internet unter www.one-verlag.de

Bitte beachten Sie auch www.luebbe.de

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Dazu findet ihr eine Triggerwarnung auf S. 247.

ACHTUNG: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Euer Team vom ONE-Verlag

Für Roos.

So süß. So schön.

TAG: 0

ZEIT: 21:48 Uhr

Ihre goldblonden Haare bedecken das Kissen wie ein Fächer. Sie ist schön, so wie sie da liegt. Reglos. Still. Die Haut so glänzend und weiß wie Porzellan. Ich atme ihren Duft ein. Ein frisches, zitroniges Parfüm mit einem blumigen Oberton. Ich schnuppere noch etwas intensiver. Und dann rieche ich es, versteckt unter Deodorant und Körperlotion. Ein säuerlicher, abgestandener Schweißgeruch. Angst ist aus ihren Poren gesickert, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor.

Ich nehme mein Handy und richte die Kamera auf ihr Gesicht. »Take one«, murmele ich. Unten im Bild laufen die Sekunden mit. Ihr Mund ist leicht geöffnet, und auf ihrer Unterlippe glänzt ein Speicheltröpfchen. Am liebsten würde ich es ablecken wie ein junger Hund. Aber dann wird sie wach, und das will ich nicht. Noch nicht. Ich zoome an die schwarze Augenmaske heran. Man könnte meinen, sie würde sie hässlich machen, doch sie verleiht ihr etwas Unbeholfenes. Etwas Niedliches.

Ich schwenke nach unten und filme ihren Hals, die dünnen Spaghettiträger ihres Tops und ihre milchweißen Brüste, die wie zwei Ballons in ihrem BH flach gedrückt werden. Meine Kamera wandert weiter, an ihrer Taille entlang zum Bund ihres Slips, der in die fleischigen Hüften schneidet. Ein billiges, synthetisches H&M-Teil. Offensichtlich hat sie ihn eine Größe zu klein gekauft. Warum kaufen Frauen immer zu kleine Unterhosen? Ist ihnen nicht klar, wie hässlich sie sich unter engen Hosen und Leggings abzeichnen?

Die Kamera filmt ihre Beine. Noch mehr kleine Schönheitsfehler. Die weiße Haut ist voller dicker schwarzer Stoppeln. Wann hat sie sich wohl zuletzt rasiert? Vor zwei Tagen? Drei? Ich halte die Kamera auf ihre Füße: Hornhaut an den Fersen und abgeblätterter violetter Nagellack auf den Zehen. Warum lässt sie sich so gehen?

Ich kann das nicht mehr länger mit ansehen und richte die Kamera auf mich selbst. Gedankenverloren betrachte ich meine Augenbrauen, die kantige Kinnlinie, meine weißen Zähne, das Schwarz meiner Pupillen. Ob man in meinen Augen das Feuer sehen kann, das ich in mir spüre? Das wachsende Selbstvertrauen? Ich nicke meinem Handy zu, als gäbe ich mir selbst die Erlaubnis anzufangen. Mit einem Daumenwischen schalte ich die Kamera aus.

Für einen Moment sauge ich die Stille in mir auf. Sie gehört ganz mir. Wie eine Blüte wird sie sich für mich öffnen. Und ich werde ein Blättchen nach dem anderen pflücken, bis nichts mehr da ist, wohinter sie sich verstecken kann. Ich spüre wie sich Der Schatten tief in mir regt, wie er versucht, den Schlaf abzuschütteln. Psst, noch nicht, besänftige ich ihn zurück ins Dunkel.

Es ist Zeit, sie zu wecken.

Ich hebe meine Hände. Wie Raubvögel sausen sie durch die Luft und klatschen laut zusammen. Ich stelle mir vor, wie sich die Schallwellen blitzschnell im Raum ausbreiten. Wie das Geräusch innerhalb von Nanosekunden ihr Ohr erreicht. Wie es sich in ihren Gehörgang presst und einen Weg ins Gehirn bahnt.

Ihre Nasenflügel beginnen zu zittern und weiten sich. Wie eine Katze streckt sie sich. Erst krümmt sie ihren Rücken, träge und zufrieden. Danach bewegt sie Arme und Beine. Weit kommt sie nicht. Das Seil um ihre Handgelenke und Fußknöchel hindert sie daran.

Es gibt keinen Weg zurück. Aber das ist ihr noch nicht bewusst. Sie liegt nur da, die Arme halb über ihrem Kopf, als könnte sie nicht glauben, was sie fühlt. Die Muskeln in ihren Gliedmaßen spannen sich erneut. Dieses Mal ist die Bewegung kräftiger – und das Seil schneidet ihr tiefer in Hand- und Fußgelenke.

Ich sehe, wie die Wirklichkeit zu ihr durchsickert. Ihre Atmung beschleunigt sich, und ihr Mund klappt auf. Mit aller Kraft zieht sie an den Seilen. Es rührt mich. Ist es nicht das, womit jeder geboren wird? Die Angst zu sterben? In so einem Augenblick sind wir alle gleich, und alle Unterschiede fallen weg.

»Nein!«

Ein Urschrei aus ihrem tiefsten Inneren. Wunderbar.

»H-Hilfe.«

Ihre Stimme bricht.

»H-hilf m-ir, bitte.«

Auf ihrer Augenmaske zeichnen sich feuchte Flecken ab. Wie ein Schwamm nimmt der Stoff ihre Tränen auf. Mit der Schuhspitze tippe ich auf den Boden.

Ihr Kopf ruckt hoch. »Ist da jemand? H-Hallo?«

Ich warte. Ich habe es nicht eilig.

»H-hallo?« Die Angst in ihrer Stimme schwillt an.

Ich tippe die Schuhspitze noch einmal auf.

»W-wer ist da? S-sag etwas, b-bitte.«

Ich lächele und falte die Hände. Für sie bin ich unsichtbar. Ich kann alles tun, was ich will.

Gerlos,Österreich

Frühlingsferien

17 Tage zuvor

TAG: -17

ZEIT: 16:24 Uhr

»O mein Gott!« Loulous laute Stimme schmettert durch das Appartement. »Das muss ein Albtraum sein. Wake me up, please!« Ihr Blick huscht über die vergilbten Vorhänge, die Miniküche, den verschlissenen grauen Fußboden, das klapprige Sofa. »Hier sieht's ja aus wie im hinterletzten Sozialkaufhaus!«

Mit Schwung reißt Loulou eine Tür auf. »Igittigittigitt. Das ist mit Abstand das dreckigste Badezimmer, das ich je in meinem Leben gesehen habe! Und der Geruch! Es stinkt nach Scheiße.«

Über Loulous Schulter spähe ich in ein Badezimmer, das kaum größer ist als ein Schrank. »So schlimm ist es doch nicht«, sage ich und versuche den schmuddeligen Duschvorhang und das stinkende WC zu ignorieren.

»Ich hätte Flipflops mitnehmen sollen«, seufzt Robin. »Du glaubst doch nicht, dass ich hier barfuß rumlaufe?«

»Angst vor Fußpilz?«, fragt Madelief.

»Echt jetzt, hör auf.«

Loulou ignoriert sie und geht zur nächsten Tür. »Was wird hier wohl drin sein?« Wieder reißt sie die Tür auf. »Ah, ein Schlafzimmer.«

Robin, Madelief und ich drängen uns hinter ihrem Rücken zusammen. Leicht benommen lasse ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Ein Etagenbett, ein Schrank und graue Vorhänge vor dem Fenster. Nicht gerade gemütlich, aber auch nichts Schlimmes. Erleichtert atme ich auf.

»Bisschen ranzig«, Loulou rümpft die Nase.

Innerlich stöhne ich auf. Was hat sie denn jetzt schon wieder?

Loulou zieht eine Decke vom unteren Schlafplatz. »Schaut mal! Alles voller gelber Flecken. Die ganze Matratze ist voll davon. Kotze, Spucke, Sperma – das kann alles Mögliche sein.«

»Hör auf, Loulou.« Robin schüttelt sich. »Das ist wirklich zu eklig.«

»Zu eklig? Das ist die Wahrheit.« Loulou schaut sich um. »Wo ist eigentlich das andere Schlafzimmer? Ich sehe keine weiteren Türen.«

Robin und Madelief drehen sich um.

»Jetzt, wo du es sagst«, murmelt Robin. »Es war doch ein Dreizimmer-Appartement, oder?«

Der Beschreibung im Internet nach schon.

Tolles Dreizimmer-Appartement, großzügiges Schlafzimmer mit Etagenbett. Das praktische zweite Schlafzimmer hat ein bequemes Doppelbett und lässt sich leicht vom Wohnbereich abtrennen.

Aber wo ist dann die Tür? Verwirrt schaue ich mich um. Und dann sehe ich es. Ein schmuddeliger zugezogener Vorhang neben der Garderobe. Oh nein, bitte lass es nicht wahr sein!

Loulou hat den Vorhang ebenfalls gesehen, denn sie stiefelt mit großen Schritten darauf zu. In einer fließenden Bewegung zieht sie ihn auf.

»Und der Albtraum geht weiter«, sagt sie nüchtern.

Wir starren auf ein Doppelbett, das zum Vorschein gekommen ist. Es ist zwischen drei Wänden eingeklemmt, sodass es nur eine einzige Methode gibt, ins Bett zu kommen: über das Fußende. Aber das Schlimmste ist eher, dass es gar kein Fenster in der Nische gibt.

»O Gott, o Gott«, murmelt Robin. »Das ist ja ein Sarg mit Kissen. Hier kann ich nicht schlafen. Ich habe Klaustrophobie.«

Loulou lässt den Vorhang fallen. Mit gespreizten Beinen baut sie sich vor uns auf. »Wer hat dieses Appartement gebucht?« Wie ein General schaut sie uns eine nach der anderen an.

Robin schüttelt den Kopf. »Ich nicht. Wenn ich diesen Urlaub geplant hätte, säßen wir jetzt in einem Fünf-Sterne-Hotel.«

»Macht es einen Unterschied, wer das gebucht hat?«, fragt Madelief. »Ich meine, ich war es auch nicht, aber sonst hätte ...«

»Dann bleibt ja nur noch eine übrig«, unterbricht sie Loulou. »Danielle!«

Alle drei sehen mich an. Großartig.

»Auf den Fotos sah es ganz anders aus«, höre ich mich selbst zur Verteidigung sagen. »Viel großzügiger und auch sehr schön eingerichtet.«

»Auf den Fotos?«, wiederholt Loulou kühl.

»Ja, du weißt schon, die Fotos im Internet. Diese Schlafnische sah aus wie ein echtes Schlafzimmer«, schnattere ich, »und die Küche war auch viel größer!«

Loulou schüttelt den Kopf, als könne sie es nicht glauben. »Schon mal was von Weitwinkel gehört? Oder Photoshop? Fotos lügen immer. Du hättest die Bewertungen im Internet lesen müssen. Hast du?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Also nein«, seufzt sie.

Es ärgert mich, dass sie die Wahrheit so leicht von meinem Gesicht ablesen kann.

»Das nächste Mal kümmere ich mich selbst«, sagt Loulou herablassend. »Dann weiß ich wenigstens, dass es gut ist.«

Loulou ist meine Freundin, weil sie immer so ehrlich und geradeheraus ist. Aber diese Eigenschaft geht mir jetzt auf die Nerven. Sie sollte mir dankbar sein, dass ich diesen Wintersporturlaub organisiert habe! Als wäre das so einfach gewesen. Ich bin fast verrückt geworden von all den Wunschlisten. Robin wollte unbedingt ein Appartement im Zentrum von Gerlos. Loulou bestand auf ein Appartement in der Nähe des Skilifts. Außerdem durfte es auch nicht mehr als 300 Euro kosten. Eigentlich war Madelief die Einzige, die keine lächerlichen Ansprüche hatte. Nach langem Suchen habe ich dieses Appartement gefunden: vier Nächte für 299 Euro, inklusive Busreise.

Loulou zieht ihr Handy aus der Tasche. »Mal schauen. Wie heißt die Hütte hier?«

»Appartementkomplex Edelweiß«, antwortet Robin hilfsbereit.

Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu, aber Robin tut, als würde sie ihn nicht bemerken.

»Bingo, gefunden!«, ruft Loulou kurz darauf. »Edelweiß hat bei Tripadvisor eine durchschnittliche Beurteilung von 4,8 bekommen. Ein dickes Ungenügend also.« Sie schaut zu mir hinüber. »Schon was anderes als deine Fotos, was?«

Ich balle meine Hände zu Fäusten. Zähl bis zehn, Dany! Oder bis zwanzig. Wir haben Urlaub. Das ist keinen Streit wert.

»Mal sehen, was steht hier sonst noch?«, fährt Loulou fort. »Es ist heruntergekommen, verdreckt. Ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Betten sind ...«

»Hast du auch eine Austaste?«, unterbricht Madelief sie.

Loulou schweigt.

Endlich, denke ich.

»Eine was?«, fragt sie nach einigen Sekunden.

»Eine Austaste«, wiederholt Madelief trocken. »Du weißt schon, so eine Taste, mit der man dein Genörgel abstellen kann.«

»Findest du denn, dass ich herumnörgele?« Loulou klingt aufrichtig erstaunt.

»Ja.«

»Aber das ist doch wirklich ein Mega-Scheiß-Appartement! Oder spinne ich jetzt?«

»Nein.« Madelief schüttelt den Kopf, und ihre braunen Locken hüpfen auf und ab. »Die Unterkunft ist wirklich schrecklich. Aber werft doch mal einen Blick nach draußen.«

Wir starren alle vier zum Fenster. Die verschneiten Berggipfel leuchten goldgelb im Sonnenlicht. Es ist, als hätte man eine Ansichtskarte an die Fensterscheibe geklebt, so atemberaubend schön ist die Aussicht.

»Deswegen sind wir doch nach Gerlos gekommen, oder?«, fragt Madelief. »Zum Skifahren und für den Après-Ski. Also was kümmert uns dieses Appartement?«

Sie stellt ihre Tasche auf das Doppelbett in der Nische. »Dany und ich schlafen hier, Robin und Loulou im anderen Zimmer.«

Robin faltet ihre Hände, als wäre sie tiefgläubig. »Danke, Gott. Danke, Madelief.«

»Es ist jetzt halb fünf«, sagt Madelief. »Wenn wir uns beeilen, können wir uns noch schnell Skier mieten und einen Skipass kaufen.«

»Ich hoffe, das Dorf ist schöner als das Appartement«, meint Loulou.

»He!« Madelief hebt ihren Zeigefinger. »Was habe ich gerade gesagt? Nicht nörgeln. Du darfst dich ruhig auch bei Dany bedanken, dass sie das Ganze organisiert hat.«

Loulou seufzt. »Sorry, dass ich so rumnörgele, Dany. Ich finde es wirklich sehr nett von dir, dass du diesen Wintersporturlaub organisiert hast.«

Meint sie das ernst? Ich forsche in ihrem Gesicht nach Spuren von Spott, aber der Blick in ihren Augen ist freundlich.

»Es tut mir auch leid«, gebe ich widerwillig zu. »Dieses Appartement ist wirklich ein wenig ...« Ich schaue um mich, auf der Suche nach dem richtigen Wort. »Anders als auf den Fotos.«

»BFF again?«, fragt Loulou.

Ich nicke.

»Schön, dann gehen wir jetzt raus«, sagt Madelief. »Ich brauche wirklich frische Luft nach dieser grässlichen Busreise.«

TAG: -16

ZEIT: 10:21 Uhr

Mein Magen dreht sich, und meine Beine sind wie aus Gummi. Ich fühle mich wie am Rande des Grand Canyons, so steil ist diese Piste. Ich hätte nicht mitgehen sollen. Aber die schwarze Piste wäre so einfach, hatte Loulou gesagt. Schwarz ist in Österreich wie blau. Also wirklich auch für Anfänger. Von wegen. Ich traue mich weder vor noch zurück.

Robin, Madelief und Loulou sind wahrscheinlich längst unten. Soll ich sie anrufen und anflehen, mir zu helfen? Aber was dann? Sie können mich wohl kaum den Berg runterrollen. Ich gratuliere mir selbst zu meiner Unbeholfenheit. Es gibt nur eine Lösung: Ich muss selbst runterfahren. Ich hole tief Luft und stelle meinen Bergski in einen spitzen Winkel zum Talski und halte mich mit den Skistöcken. Von allen Seiten schießen Skifahrer und Snowboarder an mir vorbei und machen mich damit noch nervöser.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und verlagere mein Gewicht vom Talski auf den Bergski. Ganz langsam drehe ich mich um die eigene Achse, bis die Skispitzen ins Tal weisen. Ich fange an zu gleiten. Schneller und immer schneller. Der Berg saust mit einem Affenzahn an mir vorbei. Was soll ich machen, was soll ich nur machen? Mein Skiunterricht vom vergangenen Jahr – wie weggeblasen. Ich bin ... und dann höre ich die Stimme meines alten Skilehrers in meinem Kopf: »Gewicht auf den Talski! Jetzt!« Ohne zu zögern mache ich, was er sagt.

Die Welt kommt allmählich wieder in die richtige Perspektive. Ich bremse und lehne mich keuchend auf meine Stöcke. Schwindelig starre ich nach unten. Die Tiefe zieht an mir wie ein unsichtbares Seil. Nicht hinschauen, nicht nachdenken. Einfach noch einen Bogen, sonst stehst du heute Abend noch hier. Zitternd setze ich mich in Bewegung. Wieder schießt der Berg vorbei, aber dieses Mal stütze ich mich mit vollem Gewicht auf den Talski. Ich drehe! Sofort schwinge ich in den nächsten Bogen. Und noch einen. Und noch einen. Meine Arme flattern neben meinem Körper, mein Hintern ragt nach hinten, aber es ist mir egal – wenigstens komme ich hinunter!

Die Piste wird flacher und geht in einen Pfad über. Ich habe es geschafft! Das letzte Stück lege ich im Pflug zurück. Mir zittern die Beine, und mein Shirt klebt an meinem verschwitzten Rücken. Unten am Hügel sehe ich Loulou, Madelief und Robin. Drei Pünktchen, die immer größer werden. Loulou lehnt gelangweilt an ihrem aufrechtstehenden Snowboard. Madelief und Robin sitzen nebeneinander im Schnee.

»Wo kommst du denn her?«, ruft Loulou, als sie mich entdeckt. »Wir warten schon seit einer Stunde auf dich. Weißt du eigentlich, wie kalt es ist?«

Ich bremse, noch einigermaßen würdevoll, hoffe ich. »Ich ... hing ... oben ... auf ... dem ... Berg ... fest«, keuche ich und denke: Wegen dir, du blöde Nuss.

»Fest? Wieso? Das ist wirklich die leichteste schwarze Piste, die ich kenne. Wo um Himmels willen hast du Skifahren gelernt? In Marokko oder so?«

Es ist weniger die doofe Bemerkung als ihr Ton: arrogant, überheblich. Sie hat leicht reden. Ihr fällt jede Sportart leicht. Hockey, Tennis, Schwimmen, Turnen, Snowboarden – in allem ist sie die Beste.

»Tu doch nicht so, Lou. Das war schon eine kniffelige Piste«, sagt Madelief, während sie aufsteht. »Und Dany hat erst letztes Jahr Skifahren gelernt.«

»In Saalbach«, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen.

»Ach ja, das war der letzte Urlaub, in dem deine Eltern noch zusammen waren, oder?«, fragt Loulou achtlos. »Wusste dein Pa da eigentlich schon, dass deine Mutter mit einem anderen rummacht? Oder hat er das erst nach dem Urlaub herausgefunden?«

Bäm. Es fühlt sich an, als hätte sie mir mit voller Wucht in den Magen geboxt.

»Das hat er erst ein paar Monate später rausgekriegt«, sage ich und versuche meine Tränen zurückzuhalten. Ich will in diesem Urlaub gar nicht an meine Eltern denken. Und auch nicht an Stan. »He, schaut mal.« Ich deute ins Tal. »Ist das nicht eine Almhütte?«

Ablenkungsmanöver gelungen! Alle drei schauen in Richtung meines Fingers, der zu einer hölzernen Berghütte mit großer Terrasse zeigt.

Robin springt auf. »Yes, eine Cola light in der Sonne.«

»Es ist halb elf!«, ruft Loulou. »Wir sind erst eine Piste gefahren.«

»Ich habe eigentlich auch Lust auf eine Cola«, sagt Madelief.

»Ihr seid vielleicht ein paar Luschen«, murrt Loulou. »Wir sind doch zum Skifahren und Snowboarden hier.«

»Und zum Trinken«, sagt Robin. »Wer will eine kurze Pause?«

Drei Hände heben sich.

»Sorry, Lou, aber du bist überstimmt«, sagt Robin und klickt ihre Skier fest.

»Das ist wirklich göttlich«, murmelt Robin und kuschelt sich in ihren Liegestuhl. Sie sieht aus wie ein Filmstar mit ihrer weißen, schmal geschnittenen Skihose, der rosafarbenen Daunenjacke, den blonden Haaren und der Piloten-Sonnenbrille. »Burn Baby Burn.«

»Willst du meine Sonnenmilch?«, fragt Madelief im Liegestuhl neben ihr. »Faktor 30.«

»Nein, danke«, sagt Robin. »Ich bekomme nie Sonnenbrand.«

»Das ist ja wohl nicht dein Ernst?«, schnaubt Loulou, die auf Robins anderer Seite sitzt. »Bei den blonden Haaren bist du garantiert Hauttyp 1. Ich sehe schon die ersten Falten.«

Robin schielt über den Goldrand ihrer Sonnenbrille und hebt einen Mittelfinger. »Schon mal was von Botox gehört?«

»Schon mal was von Hautkrebs gehört?«, kontert Loulou. »Aber besser du als ich.«

»Dann gib mir mal die Sonnenmilch«, sage ich.

»Fang.« Madelief wirft die Tube über Robin und Loulou zu mir hinüber. Sie landet auf meiner Skihose.

Ich drücke einen dicken Klecks auf meine Hand und fange an, mich einzucremen. Ich habe die blonden Haare meines Vaters und die blasse Haut meiner Mutter geerbt und bekomme immer Sonnenbrand. Mit geschlossenen Augen rutsche ich in meinem Liegestuhl nach unten. Die Sonne dringt durch alle Lagen meiner Skikleidung bis auf meine Haut. Ich öffne den Reißverschluss meiner Jacke. Das ist ein seltsames Gefühl: Von vorn ist es, als läge ich zum Sonnenbaden am Strand, von hinten wird mir eiskalt.

»Huhu! Wir sitzen hier!«, höre ich Robin brüllen.

Ich spähe durch die Wimpern. Robin ist aufgestanden und winkt, als hinge ihr Leben davon ab.

»Ich glaube ja nicht, dass dieser Kellner Niederländisch spricht«, sagt Loulou.

»We're here!«, brüllt Robin noch etwas lauter. »Wir sind hier!«

Die Augen des Obers finden sie wie ein Magnet. Er trägt ein grünes Hemd und eine kurze Lederhose. Grinsend kommt er auf uns zu und ignoriert den Rest der übervollen Terrasse.

»Schickes Höschen«, ruft Robin über ihre Schulter.

»Psst, gleich hört er dich noch.«

»Unsinn, der ist noch lange nicht hier. Der Typ ...«

»Guten Tag.« Der Kellner steht vor Robin.

»Ups, doch schneller als erwartet«, murmelt sie und fährt dann auf Deutsch fort: »Hallo, wir möchten etwas bestellen.«

»Aber natürlich. Es gibt Getränke, warme Speisen ... Oder möchten Sie lieber eine unserer ... Spezialitäten?« Der Typ macht ein Gesicht, als hätte er sich selbst auch auf die Karte gesetzt.

»Was sagt er?« Robin schaut uns fragend an. »Ich verstehe kein Wort.«

»Er fragt, was du haben willst«, übersetzt Loulou und seufzt.

»Ja, hallo, das habe ich auch noch verstanden.« Robin verdreht die Augen. »Aber was sind diese Speziali-noch-was-Dinger?«

»Spezialitäten. So schwer ist das doch nicht.«

Der Kellner schaut verblüfft von Robin zu Loulou. »Gibt es ein Problem?«

»Nein!« Loulou schüttelt den Kopf. »Wir möchten gern zwei Cola light, einen Kaffee und ...«

Sie dreht den Kopf zu mir und fragt: »Was willst du, Dany?«

»Heißer Kakao mit Schlagsahne. Und ein Stück Apfelstrudel, bitte.«

»Apfelstrudel?«, wiederholt Loulou. »Geht's noch? Wir sind doch hier nicht bei deiner Mutter in Vught zum Kaffee.«

Ich sehe Loulou verärgert an, aber sie hat sich schon zum Kellner umgedreht. »Kein Apfelstrudel, nur ein heißer Kakao mit Sahne. Das war alles.«

»Ich bin gleich wieder da.« Er zwinkert Robin zu und geht.

»Lieber Himmel, man könnte meinen, der gefällt dir«, meint Madelief, als er außer Hörweite ist.

»Ich finde ihn auch knackig«, sagt Robin grinsend. »Dumm, aber knackig.«

»Wie du also«, stichelt Loulou.

»Bitch!« Robin wirft einen Handschuh nach Loulou, die kreischend vor Lachen zur Seite abtaucht.

»Hört doch mal auf mit dem Gezanke, bitte.« Madelief verzieht das Gesicht. »Da kommt er.«

»Jetzt schon?« Loulou wirft den Handschuh zu Robin zurück. »Hat der Typ vielleicht ADHS?«

»Heißer Kakao mit Sahne?«, fragt der Kellner mit einem vollen Tablett in den Händen.

»Ja«, sage ich.

»Die Colas sind für ...?«

»Was sagt er jetzt wieder?«, fragt Robin gähnend und scheint plötzlich alles Interesse verloren zu haben.

»Für wen die Colas sind«, sagt Loulou.

»Me! Für mir«, ruft Robin.

»Für mich«, verbessert Loulou. »Vierter Fall, durch, für, gegen, ohne ...«

»Ja, ja«, unterbricht Robin sie. »Wenn du sowieso alles besser weißt: Übernimmst du das hier? Nachher zahlen wir alle was in die Urlaubskasse ein.«

Loulou zuckt mit den Schultern. »Von mir aus.«

»Die zweite Cola für Sie?«

»Für das Mädchen da.« Loulou zeigt auf Madelief. »Und für mich ...« – sie wirft Robin einen kurzen Blick zu, aber die tut, als würde sie es nicht hören –, »ist der Kaffee.«

»Das macht insgesamt 11 Euro 95.«

Loulou fischt ihren Geldbeutel aus ihrer Snowboardhose. Sie bezahlt mit einem Zehner und einem 2-Euro-Stück.

»Keep the change«, sagt sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Äh, ja, danke.« Der Kellner steckt die 5-Cent-Münze in seine Tasche.

»Und jetzt, ciao!« Robin wedelt mit der Hand, als wollte sie eine lästige Fliege davonjagen.

»Ciao«, sagt der junge Mann und dreht sich hölzern um. Fast habe ich Mitleid mit ihm: Wenn Loulou und Robin so richtig in Fahrt kommen, werden sie zu Hexen.

»Auf den Urlaub!« Madelief hebt ihre Cola light.

»Auf drei Tage ü-ber-haupt nichts tun«, prostet Robin uns zu.

Loulou und ich halten unsere Becher hin.

Neben den Cola-light-Fläschchen sieht mein heißer Kakao mit Sahne fett und süß aus. Und ich wirke sowieso schon so riesig in meiner Skihose. Das Bild von einem Elefanten in Skiklamotten steigt in mir auf. Nein! Ich schiebe das Bild zur Seite. Das Ich-bin-zu-dick-Syndrom habe ich in Amsterdam gelassen, zusammen mit allen anderen Sorgen wegen zu Hause. Ich habe keine Lust mehr, ein Trauerkloß zu sein. Ich trinke einen großen Schluck Kakao, wobei meine Nasenspitze fast in der Sahne verschwindet. Mit der Zunge schlecke ich mir über die Lippen.

»Hot guy-Alarm!«, zischt Robin. »Dort rechts, beim großen Picknicktisch.«

Ich schaue nach rechts. Drei Jungs um die zwanzig kommen auf uns zu. Ich sehe sofort, welchen Robin meint: den mittleren. Er hat tiefschwarze Haare, eine leicht gebräunte Haut und ist mindestens einen Kopf größer und viel breiter als seine beiden Freunde. Ich kenne diese Art von Typ: selbstsicher, blendendes Aussehen und vollkommen unerreichbar.

»Der mit den dunklen Haaren wäre echt was für dich, Lou«, flüstert Robin.

»Hm-m«, murmelt Loulou.

Die Jungs gehen an Robin, Madelief und Loulou vorbei; unmittelbar vor meinem Stuhl bleiben sie stehen. Der mit den dunklen Haaren steht nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich kann die Webstruktur seiner schwarzen Snowboardhose erkennen, die Knötchen auf seinem Fleecepullover. Als mein Blick noch weiter hochwandert, sehe ich, dass er mich anstarrt. Seine Augen sind goldbraun mit einem gelben Rand um die Iris. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Es ist, als würde die Welt immer kleiner, als gäbe es Robin, Loulou und Madelief nicht mehr, als würden alle Geräusche verstummen. Ich höre nur noch meinen eigenen Atem und das Klopfen meines Herzens.

Plötzlich leuchten seine Augen auf, als hätte er etwas sehr Witziges gesehen. Seine Mundwinkel ziehen sich spöttisch nach oben. Was ist wohl so lustig?, frage ich mich ein wenig unbehaglich.

Als könnte er Gedanken lesen, zeigt er mit dem Finger auf seine Nasenspitze und dann auf mich. Nase? Was ist mit meiner Nase? Gedankenverloren berühre ich mein Gesicht. Und dann fühle ich ihn, den dicken Sahneklecks. Oh, shit!

»Hi stranger«, höre ich Loulou heiser sagen. »Looking for something?«

Der Dunkelhaarige verlagert seinen Blick auf Loulou. Schnell wische ich mir mit dem Ärmelbündchen die Sahne von der Nase.

»Mag sein«, antwortet er mit einer dunklen, warmen Stimme.

Loulou fährt sich mit einer Hand durch die langen dunkelbraunen Haare. »Sieh an, ein Niederländer! Woher kommt ihr?«

»Amsterdam.«

»Wir auch.« Loulou wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »So ein Zufall.«

»Ja.« Er sagt es sehr bedächtig, als hielte er es gar nicht für einen Zufall.

Ich schaue in sein Gesicht. Nichts lässt erahnen, dass er zuerst nach mir geschaut hat.

»He, Dante.« Einer seiner Freunde stößt ihn an. »Weiter geht's. Ich will zu dieser geilen schwarzen Piste in Königsleiten.«

Sein Freund sieht mich unter seiner gestrickten Grunge-Mütze genervt an. »Kannst du mal ein Stück rutschen mit deinem Stuhl? Dann können wir vorbei.«

»Ja, klar«, murmele ich, während ich Platz mache. Plötzlich fühle ich mich sehr dumm. Deswegen war dieser Dante also vor meinem Stuhl stehen geblieben: Nicht, weil er mich interessant fand, sondern weil ich den Weg blockiert habe.

Esel bleibt Esel, höre ich die Stimme meiner Mutter wieder in meinem Kopf. Gott, wie ich diese Art von Bemerkungen hasse. Manchmal bin ich froh, dass sie nach Vught gezogen ist.

»Vielleicht sehen wir euch nachher beim Après-Ski«, ruft Loulou den Jungs hinterher. »Habt ihr einen guten Tipp?«

Der mit der Strickmütze dreht sich um. »Wir waren gestern im Cin Cin. Das ist die runde Holzbar beim Übungshügel. Paar Niederländer zu viel, aber sonst ganz okay. Bis später!«

Ich schaue den Jungs hinterher, bis sie außer Sicht sind.

»Diesen Dante hast du in der Tasche, Lou«, sagt Robin und grinst. »Hast du gesehen, wie er guckte? He wants you.«

»Wer nicht«, sagt Loulou gespielt gelangweilt. Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. »Kommt, lasst uns wieder Skifahren. Ich verplempere hier schon seit sechsundvierzig Minuten meine Zeit.«

TAG: -16

ZEIT: 17:24 Uhr

Ich schaffe es nicht.

Meine Augen tränen, meine Wangen sind wie eingefroren und ich kann kaum atmen, so müde bin ich. Ich werde wirklich nie wieder Wintersport machen. Ich weiß nicht, wie oft ich mir das schon gesagt habe. Wieder bin ich die Letzte, wieder warten Loulou, Robin und Madelief unten an der Piste. Ich kann sie etwa zehn Meter unterhalb von mir sehen. Aber bevor ich dort bin, muss ich erst noch an einem eisigen steilen Felsstück vorbei. Verkrampft fahre ich einen Bogen.