Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
'Himmlischer Sex' ist eine Einladung, Liebe im und durch den Körper auszudrücken. Hier beschreibt Iris von Stosch - in sehr persönlichen Erfahrungen - wie Frau und Mann, indem sie ihr wahres Wesen finden, eine zutiefst erfüllende körperliche Intimität leben können. Wir erfahren, wie himmlischer Sex sein kann, wenn sich darin unsere ganze Liebe spiegelt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 316
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
HIMMLISCHER SEX
Der Weg von Mann und Frau in die tiefe körperliche Liebe
© tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld
1. Auflage (2015)
Autor: Iris von Stosch
Umschlaggestaltung, Layout: Stefan Eisen
Umschlagmotiv: nach William Adolphe Bouguereau
Lektorat, Korrektorat: Sinntext Literaturagentur, Ina Kleinod
Printed in Germany
Verlag: tao.de in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld,
www.tao.de, eMail: [email protected]
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Hardcover:
978-3-95802-877-7
ISBN Paperback:
978-3-95802-876-0
ISBN e-Book:
978-3-95802-878-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.
Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.
Inhalt
Vorwort der Autorin
Prolog
Teil I Wenn wahres Mann- und Frau-Sein die Basis für körperliche Liebe ist
1. Auf Knopfdruck Lust
2. Wo die Furie herkommt
3. Was zwischen uns steht
Weibliche Emotionalität verstehen
Das Patriarchat beherrscht Männer und Frauen!
Die Furie lauert im Untergrund
Wütende Frauen und ‘Memmen’-Söhne
4. Emotionen wollen verstanden werden!
Vom Hochschaukeln und Schuldsein
Emotion oder Gefühl oder Situation?
Wie wir miteinander umgehen?
5. Männer haben Probleme mit Frauen
Männer ziehen sich zurück
SIE macht IHM schwer zu schaffen
Er will Dich glücklich machen!
Wann ist ein Mann ein Mann?
6. Der Mythos Mann
Was für ein Mann bist Du?
Frauen brauchen Männer!
Die Wahrheit über den Märchenprinzen
7. Der Mythos Frau
8. Das Female ist schön
Sieh’ die Frau in ihr!
Deine Aufgabe, Dein Ziel
Eine Frau ‘richtig’ verehren
9. Keine Sorge, Du schaffst es!
Oh my God, kann ich das überhaupt?
Die Göttin ‘testet’ jeden Mann
Die ‘richtige’ Frau ist nicht Deine Mutter
Teil II Wie Sexualität erfüllend wird
10. Jetzt bin ich da!
11. Sex ist nicht einfach – für Männer
Männer haben es auch nicht leicht
Ist genug Liebe im Körper?
Der Trieb
12. Sex ist nicht einfach – für Frauen
Weibliche Furien
Männliche Dämonen
13. Die jüngere Generation
Liebe mit 30 plus
Abenteuer Liebe zwischen 18 und 28
Starke Mädchen – schwache Jungs?
Schwache Mädchen – starke Jungs?
14. Befriedigung oder Liebe?
‘Liebemachen’ ist mehr als
40 Sekunden, das war’s!
Making Love für Frauen
Making Love für Männer
15. Wir brauchen Verbundenheit
Ganz im Moment sein
Intimität und Präsenz
Mut zum Risiko
16. Neue Wege im Sex
‘Stilles Liebemachen’
In der Tiefe der Frau
17. Die Aufgaben sind verschieden
Die Essenz der Frau
Die Kraft des Mannes
Teil III Partnerschaft als Spiel-Raum für erfüllenden Sex
18. Etwas wollen und dazu stehen
19. Liebe und Erotik im Alltag
Öffne Dich und bleib’ geheimnisvoll!
Behalte Deinen Wert!
Sei Du selbst!
Fantasien erweitern die Komfortzone!
Offenheit macht schön!
Entscheidung und Engagement
20. Intimität entsteht im Zusammenspiel
Verantwortung für mich und uns
Das freie Ich und das glückliche Wir
21. Raus aus der Stagnation!
22. Eine neue Qualität
Bewusstheit macht kreativ
Er hält den Raum
Sie tanzt im Raum
23. Der Herzenskrieger
Sie traut es ihm zu
24. Das weibliche Tor
Wie Du sie berührst …
Die weibliche Erregungskurve
Er folgt ihr!
Yoni und Penis
25. Älter werden und ‘Liebe machen’
Epilog
Autorin
Literatur
Vorwort der Autorin
Dieses Buch richtet sich an ganz normale Männer und Frauen – an Singles genauso wie an Paare. Ihr müsst weder Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung oder Erleuchtung besucht noch eine besondere Neigung zur Psychologie, Spiritualität oder Sexualkunde haben. Aber es schadet auch nicht. Alles, was Ihr braucht, ist einfach Interesse an sexueller Liebe – ob Euer Sex-Leben gerade aktiv ist oder nicht. Das schönste Kompliment, das ich zu meinem Buch bisher gehört habe, stammt von einer jungen Single-Frau, die zurzeit weder Partner noch Sex hat. Der Kommentar, den sie mir vor wenigen Tagen geschickt hat, lautet: “Dein Buch macht richtig Lust auf Liebe!” Das hat mich total gefreut. Wenn mein Buch auch in Euch etwas bewirken soll, dann dürft Ihr es nicht mit einem intellektuellen Anspruch lesen oder rational zu verstehen suchen. Stellt es nicht in eine Reihe netter Theorien. Das Thema, über welches wir im Folgenden miteinander reden, muss Spaß machen. Es darf meines Erachtens nicht zu lange ausgewalzt oder langweilig werden. Vor allem aber soll es Euch erreichen und berühren. Es muss Euch die körperliche Liebe wirklich nahebringen. Ihr wisst, was ich mit ‘nahe’ meine? Hautnah sozusagen.
Dieses Buch beschreibt das ‘Liebemachen’ immer wieder auf’s Neue. Es kreist um das Thema und findet den Zugang immer wieder neu, immer wieder von einer anderen Seite – mal aus der männlichen, mal aus der weiblichen Perspektive. Außerdem wiederholen sich Aspekte, aber das ist pure Absicht. Die Verknüpfungen unserer Nerven im Gehirn entwickeln sich aufgrund gemachter Erfahrungen ja auch nicht gleich beim ersten Mal. Um eine Sache tiefer zu begreifen, müssen wir sie wiederholt erleben und verstehen. Das weiß ich ganz sicher aus meiner Seminararbeit. Ich wünsche mir, dass Ihr, wenn Ihr dieses Buch zu Ende gelesen habt, wirklich wisst, was mit ‘Liebe machen’ gemeint ist und wie es sich anfühlt, damit Ihr herausfinden könnt, was Ihr wollt. Dann können Eure Gespräche darüber – mit dem bzw. der jetzigen oder zukünftigen Partner/Partnerin – wirklich tief und ernsthaft werden. Mehr noch, sie werden Eure eigene Wahrheit widerspiegeln, weil Ihr spürt, was Euch in der Liebe wichtig ist, anstatt nur darüber nachzudenken. Das ist die Intention, das Ziel dieses Buches und im Übrigen genau dasselbe, was wir auch mit den Seminaren erreichen wollen.
Prolog
“Hallo, mein geliebtes Mädchen.
Habe heute Nacht lange mit drei Frauen über die Liebe gesprochen – hat damit begonnen, dass sie sich über die Männer beschwert haben (ich merke immer mehr, dass ich das gar nicht so mag). Ich habe sie gleich zu Anfang gefragt, was sie ihnen, diesen Männern, denn gesagt haben? … Vielleicht gleich, sofort, dabei … als es begann, nicht mehr schön zu sein? Ja, Liebe, da hat sich wohl keine getraut!!!
Habe versucht, ihnen aufzuzeigen, dass wir Männer es ganz einfach nicht wissen können, wie es gut und richtig für euch Frauen ist. Woher denn auch, wenn von dort, wo wir etwas bewirken wollen, nicht die Wahrheit kommt?
Ja ja, Liebe, da gibt es noch viel zu tun! Bis Männer und Frauen miteinander Liebe leben können!”
“Hallo, mein Liebster.
Du hast natürlich recht damit, was Du über die Frauen sagst. Und ihr Gemecker wollen wir nicht mehr hören! Grins! Wir müssen sie nur noch davon überzeugen, dass die Männer sie wirklich hören wollen! Nicht das Gemecker, sondern die unmittelbare Resonanz auf ihr Verhalten im Bett. Hoffen wir das Beste, nämlich dass das stimmt. Die Empfindlichkeit der Männer, wenn sie sich von Frauen ‘korrigiert’ fühlen, habe ich auch schon öfter mitgekriegt. Aber wir lernen ja alle dazu!”
“Hi, meine Schöne.
Ja, es kann schon sein, dass es da bei den Männern ‘Empfindlichkeiten’ geben wird – mein Junior hat es mit drei Jahren auch überhaupt nicht verstanden, warum er auf einmal seinen Schnulli hergeben soll …
Ja, Liebe, dennoch bin ich mir sicher, dass es ganz viele Männer gibt, die es können und können wollen! Und die anderen? Die haben bei einer Frau einfach nichts zu suchen! Sie würden sie sowieso nicht erreichen! Sorry, aber das ist nun mal meine Wahrheit – auch wenn sie hart klingt. Ich glaube nun mal, dass Mann die Frau erst einmal aushalten können muss, bevor er sie wirklich lieben kann!”
Teil I
Wenn wahres Mann- und Frau-Sein die Basis für körperliche Liebe ist
1. Auf Knopfdruck Lust
Es ist ein wunderbar lauer Abend an der australischen Ostküste nahe der Grenze zwischen New South Wales und Queensland. Ich liebe dieses Klima, das Land, die warme Luft auf meiner Haut … einfach alles hier. Vor allem zu dieser Jahreszeit, wenn in Deutschland alle frieren. Und ich genieße das Zusammensein mit Freunden, die Offenheit und das rege Interesse an den Themen ‘Liebe’, ‘Bewusstsein’, ‘Spiritualität’ – vor allem unsere Gespräche.
Pia und Steffen, beide knapp über 40, sind seit ungefähr 12 Jahren ein Paar. Wir sitzen am Ende eines anregenden Seminartages abends nach dem Essen zusammen. “Wir haben unser Problem erkannt und können es auf einen Punkt bringen”, erzählt Steffen. “Wenn wir mal – und das kommt nicht allzu häufig vor – richtig schönen Sex hatten, dann denke ich: ‘Das war jetzt richtig gut, das machen wir morgen gleich wieder!’ Und weißt du, was sie denkt?” Pia ergänzt: “Das war jetzt richtig gut, das muss wieder reichen für mindestens eine Woche!”
Welch unterschiedliche Schlussfolgerungen aus der gleichen Situation gezogen werden, denke ich. Es kommt mir jedoch allzu bekannt vor. Ich kenne viele Pias. Mann und Frau haben anscheinend eine unterschiedliche Sichtweise auf die Dinge. Denn so oder so ähnlich wird dieser Unterschied ziemlich oft beschrieben. Und er beginnt nicht erst bei verschiedenartigen Schlussfolgerungen, sondern schon viel früher!
Wenn ich die beiden genauer frage, erhalte ich weitere deutlich andersartige Informationen darüber, was ihre Erfahrungen angeht. Für ihn war der Sex einfach. Er hat sich drauf gefreut und ihm fiel das ‘Liebemachen’ leicht. Ihn stört nur, dass es so selten passiert. Und tatsächlich könnte es noch viel einfacher und schöner sein, wenn sie es häufiger wollte und ihre Lust mehr zuließe. Nicht, dass sie es über sich ergehen lassen sollte. Wenn sie nur ihre Hemmungen, Blockaden oder was auch immer abbauen könnte und einfach mehr Spaß daran hätte … Zumal er sicher ein einfühlsamer, liebevoller Partner ist. Das sagt sie selber.
Mich erinnert das, was Steffen sagt, an den Beginn eines meiner Seminare vor vielen Jahren. Ich hatte einen Fragebogen ausgeteilt, der etwas umfangreicher ausfiel, weil es um eine fortlaufende Gruppe über einen längeren Zeitraum ging. Es gab darin auch Fragen zum Thema Sex. Ein Mann schrieb sinngemäß, die sexuellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien doch gar kein Problem, wenn die Frauen ihre Lust zulassen könnten. Wenn sie ihre Konditionierungen aus der Kindheit, die Prägungen durch die Gesellschaft, religiöse Tabus und so weiter überwinden würden. Denn, wenn sie in der Lage wären, endlich ihre Lust und Sinnlichkeit zu befreien, könnte der Sex mit ihnen so viel schöner sein. Das Problem wäre gelöst!
Wie viele Frauen haben das eigentlich schon gehört oder sogar selber gedacht? Pia ist eine davon. Für sie ist Sex überhaupt nicht ‘einfach’. Ihre Lust würde sie gerne zulassen, wenn sie überhaupt welche finden könnte. Sie hat – natürlich – schon viel an sich und ihren Blockaden ‘gearbeitet’, den Schalter für Lust hat sie jedoch nicht gefunden. Sie findet es mühsam, Erregung aufzubauen. Ja, sogar anstrengend, weil ihr der Weg so weit erscheint von ‘nicht-erregt’ (da, wo sie ist) zu ‘mindestens-orgiastisch’ (da, wo sie hin soll). Und was den ‘Erfolg’ angeht, unzuverlässig obendrein. Es kann schnell passieren, dass sie mittendrin die Lust verliert und dann in einem Dilemma steckt. Sie will nicht abbrechen, weil sie ihn nicht enttäuschen will, und ist selbst frustriert. Sie will aber auch nicht weitermachen, weil es sich eben nicht mehr wirklich gut anfühlt. Und sie will es auch nicht ‘über sich ergehen’ lassen – darin sind sich beide einig. Einig sind sie sich auch darin, dass das Problem auf ihrer Seite liegt. Wenn sie nur mehr Lust hätte …
Übrigens: Wenn es diesen Schalter gäbe, der bei Frauen die Lust anschaltet, einen Trick oder sogar eine Pille dafür, dann wäre der Erfinder wahrscheinlich der reichste Mann der Welt! Wahrscheinlich wäre es überhaupt ein Mann, denn heutzutage würde er in unserer westlichen Gesellschaft den Männern den allergrößten Dienst erweisen. Ob Frauen den Schalter wirklich wollen würden, wage ich zu bezweifeln. Vordergründig vielleicht, weil sich dann viele Selbstzweifel und noch viel mehr Stress von ihnen lösen könnte. Aber – wollen Frauen allen Ernstes nur ‘funktionieren’? Hilft ihnen das wirklich weiter? Macht es ihre Sexualität irgendwie besser, wenn sie auf ‘Knopfdruck’ Lust haben?
Nun, Pia und Steffen haben sich ein paar Jahre später getrennt. Damals wussten wir alle noch zu wenig über die körperliche Liebe, aber mein Forschen im Bereich der Intimität zwischen Mann und Frau hatte dort – in Australien – längst begonnen.
Zwischenzeitlich gibt es die ersten ‘Erfolge’ im Hinblick auf ebendiese Pille. “Lust. Jetzt.” titelt der Stern im Juni 2013. “Forscher sind dabei, Viagra für die Frau zu erschaffen”. Dabei muss ihnen jedoch schnell klar geworden sein, dass “eine Pille wie Viagra, die schlichtweg dazu da ist, einen hydraulischen Apparat in Gang zu setzen, wenig nützt. Sie hilft Männern, die wollen, aber nicht können. Dass die Frau immer kann, aber manchmal einfach nicht will, muss für die männlich geprägte Wissenschaft eine erschütternde Erkenntnis gewesen sein”, schreibt die Journalistin Andrea Ritter. Also ist das Gehirn die weibliche Lustzentrale und das Ziel der ‘erogenen Arzneikunst’. Ob es gelingen wird, eine Pille für die Lust der Frau zu entwickeln, ist noch reichlich fraglich. Und ob sie es will, erst recht.
“Liebe,
ja, die Sache mit der Schönheit. Ich möchte Dir gerne sagen, wie ich das sehe und erlebe. Wenn ich Dich ansehe, dann ist da eine sehr attraktive Frau und – was uns Männer nochmal hinschauen lässt – es prickelt Erotik.
Aber da ist noch viel mehr. Nämlich Wärme in Deinen Augen und etwas Unsagbares, das mich zu Dir hinzieht.
Und da ist noch etwas: Der Mut, wie Du Dich den Unberechenbarkeiten des Lebens stellst. Wie Du Dein Leben in Deine Hände nimmst und damit weitergehst.
Und weil ich Dich auch schon umarmen durfte, weiß ich auch, wie gut Du Dich anfühlst.
Ohne Zweifel, dies sind einige Dinge, die Du ausdrückst und die Dich schön machen.
Manchmal jedoch, in meinem Leben, geschieht es für einen kurzen Moment lang, dass ich das Allerschönste sehen darf, was man – glaube ich – als Mensch wahrnehmen kann. Nämlich dieser kurze Augenblick, wenn alle Dinge, die uns Menschen schön machen, nicht mehr zählen und ich sehen darf, wie sich die Seelen berühren … Das ist wahre Schönheit!
Danke, dass ich mit Dir auch schon solche Augenblicke sehen durfte!”
“Lieber,
es berührt mich sehr, was Du sagst. Und ich weiß auch, wie kostbar es ist, in dieser Tiefe gesehen zu werden. Und sich zu begegnen. Ich wünsche mir nichts mehr als das.
Nur eins noch: Mit all meinen Macken und ganz profanen Seiten gesehen und gemocht zu werden. Eigentlich möchte ich mich nämlich ganz entspannen.
Und wenn ich dann feststelle, dass ich nicht immer superperfekt und toll und wichtig sein, also auch keine Rolle spielen und mich auch nicht anstrengen muss … ist das wunderbar!
Also, ich sehe Dich und spüre Dich und Dein Lächeln, und dann fallen mir oft keine (schlauen) Worte mehr ein … aber eine neue Frage: Würdest Du meine Seele immer noch sehen, wenn Du dieser körperlichen Anziehung zwischen uns folgen würdest?
Ich bin sehr dankbar für diese Begegnung mit dir!”
“Hallo, Du Liebe.
Ja, ganz sicher würde ich sie – Dich – genau so weiterhin sehen und spüren wollen. Denn genau da geschieht etwas ganz Besonderes – das Erleben von Körper, Geist und Seele zusammen.
Lass es mich so ausdrücken: Ich denke, so, wie unser Körper ohne seinen Geist und seine Seele sofort damit beginnen muss, sich in die Ganzheit ‘Staub’ (einfach Materie) aufzulösen, genauso verliert sich unsere Seele ohne Geist und Körper in die Stille des Nichts zurück. Wenn sich jedoch zwei suchende Seelen begegnen und dabei auch nur ein kleines bisschen berühren, weil – einfach so – ganz viel zusammenpasst, dann geschieht etwas Wunderbares!
Liebe wird frei, durchströmt ganz sanft aus einem undefinierbaren Zentrum heraus beide Körper, geht tief in ihre Gedanken hinein und beginnt, die beiden füreinander wach zu machen.
Ja, Du Liebe, das kann man dann sogar mit eigenen Augen in den Augen des Anderen als kleine ‘Blitzlichter’ sehen. Und eben das macht diesen Menschen dann für uns (Dich für mich) zum Wundervollsten, was wir sehen können – einfach unglaublich schön.
Ich denke, dies ist der wahre Moment, wo die Sinnlichkeit beginnt! Ja, ich glaube, der Geist fängt dann an, den Weg der Liebe zurück zu ihrer Quelle zu suchen – zurück in die Tiefe dieses Zentrums, wo die Seelen sich berühren.
Also, Du Liebe, darum mein sehr sicheres ‘Ja’! Weil ich so verrückt bin und glaube, dass die Sinnlichkeit der wache Weg der Liebe zurück in ihren Ursprung ist! Ja, ich glaube sogar, dass ich immer mehr Deine Seele sehen könnte, wenn wir dieser körperlichen Anziehung zwischen uns folgen würden.
Ich freue mich, Dich bald wieder sehen zu dürfen!”
2. Wo die Furie herkommt
“Meine Mutter hat gemeint, man muss es halt hinnehmen, dass er ständig will. Sie hat dann beim Sex ein Buch gelesen.” (Carola)
”Es ist nichts abtörnender, als wenn ich weiß: Jetzt kommt gleich das … und jetzt kommt gleich das … deshalb, sagt meine Freundin, spiel ich ihm einen Orgasmus vor, dann hab ich meine Ruhe.” (Britta)
Es stimmt natürlich nicht, dass wir Frauen keine Lust haben. Wahrscheinlich nicht einmal, dass wir weniger Lust haben als die Männer. Es kommt vielleicht eher darauf an, worauf wir Lust haben? Das ist sicher eine bessere Spur!
Und tatsächlich ist die Frage nach der Lust der Frau noch nicht sehr alt. Es ist noch gar nicht so lange her, da interessierte sich so gut wie niemand für weibliche Lust und Sexualität. Wie viele aus der Generation unserer Mütter und Großmütter hatten nie einen Orgasmus? Und fanden das möglicherweise ganz normal. Wie viele von uns und den jüngeren Frauen tun sich schwer, einen zu kriegen?
Früher wurden die persönlichen Belange und das Lebensglück von Frauen und Mädchen generell nicht so wichtig genommen. Meine Oma zum Beispiel hatte neun Geschwister – vier Mädchen und fünf Jungs. Sie erzählte mir, dass ihr Vater zum Essen in der Bibliothek saß und selbstverständlich bedient wurde. Von den Mädchen. Die Brüder saßen im Esszimmer und wurden ebenfalls von den Mädchen bedient. Die Mädchen aßen in der Küche und wurden nicht bedient, und die Mutter saß auf der Ofenbank und aß zwischendurch etwas. Meine Großmutter wurde eine große Gerechtigkeitsfanatikerin – vor allem, was weibliche Benachteiligung anging …
Es gibt unzählige Beispiele und Geschichten. Frag’ doch mal Deine Großeltern aus der Kriegsgeneration, wenn Du noch welche hast, welche Regeln früher für das weibliche Geschlecht galten. Du wirst Dich wundern.
In der Sexualität hieß das ‘eheliche Pflicht’! Es war normal, dass es Frauen weniger Spaß machte. Es ging ja vor allem um’s Kinderkriegen. Der Einfluss der Kirche war enorm, und ihr Verhütungsverbot hat dazu beigetragen, dass Frauen – wie meine Mutter – jahrelang unter inneren Konflikten und Schuldgefühlen litten. Männer hingegen sollten und sollen schon ihren Spaß haben. Wenn nicht mit der Ehefrau, dann mit einer Mätresse. Auch das hat die Katholische Kirche bei Männern eher geduldet als bei Frauen – denen sie grundsätzlich recht wenig zugestanden hat.
Der Umgang mit Frauen bis in diese Zeit hinein ist noch ‘in unserem Wissen’ verankert, das heißt, in den Erfahrungen unserer Mütter und Großmütter oder zumindest in dem, was sie selbst noch ‘live’ gehört haben. Und je weiter wir in die Geschichte zurückgehen, desto schlimmer wird’s. Wir werden tatsächlich von den Erfahrungen unserer Vorfahrinnen beeinflusst und verfolgt. Jedoch anders, als es uns Therapeuten erzählen, die uns helfen wollen, unsere alten Muster aufzulösen.
Patriarchale Strukturen und alte religiöse Moralvorstellungen haben ihre frauen- und sexfeindlichen Spuren in uns hinterlassen – in Frauen und Männern! Aber, um das zu erkennen, müssen wir gar nicht erst in die Vergangenheit schauen. Wir können uns auch in der Gegenwart umsehen. In vielen uns fremden Kulturen dürfen Frauen beispielsweise nicht aus dem Haus gehen, einen Pass besitzen, einen Beruf ausüben, einen Führerschein machen oder eigene Entscheidungen treffen, ohne den Vater, Ehemann oder Bruder zu fragen. Frauen haben wenig bis fast keinen Wert, ihre Stimme gilt nichts, und ihre Sexualität wird nicht nur symbolisch, sondern in einigen Ländern – immer noch! – ganz physisch beschnitten.
Genitalbeschneidung bei Mädchen ist eins der schrecklichsten Rituale überhaupt. Aber das Schlimmste daran ist vielleicht, dass die jeweilige Tradition den Frauen selbst einredet, die weiblichen Genitalien seien ‘schmutzig’, sodass diese sich selbst dafür einsetzen – auch heute noch – ihre eigenen Töchter beschneiden zu lassen. Welch ein dunkles Kapitel der Gegenwart!
“Ich spüre richtig, wie darüber eine Wut in mir aufsteigt”, gestand mir kürzlich eine Freundin zu diesem Thema. Diese Wut – man könnte sagen, auf jede frühere oder jetzige Benachteiligung und Beschränkung – ist jeder Frau schnell zugänglich. Ich behaupte, in jeder Frau – sozusagen im kollektiven Unterbewusstsein – sitzt ein uralter Zorn, eine feurige Ladung Kali-Energie (nach der indischen Göttin der Zerstörung). Sie fordert schäumend Rache und Strafe für all das, was Männer je Frauen und ihren Kindern angetan haben, und schaut voll Verachtung auf die Schwäche des Mannes, die ihn dazu treibt, seine körperliche Kraft zu missbrauchen. Mein australischer Lehrer Barry Long (1) nannte diese tief verwurzelte Wut ‘Fiendess’ – deutsch: die Furie!
Diese – unpersönliche – Energie zu verstehen, hat mir mehr geholfen als alle therapeutischen Techniken, die ich je praktiziert habe. Und – schlechte Nachrichten für Euch Männer: Sie straft und geißelt den heutigen Mann, der mit einer Frau im Bett liegt und den Beziehungsalltag mit ihr meistern will, denn er leidet im Übrigen unter der patriarchalen Gesellschaft ebenso wie wir Frauen – nur auf andere Weise.
“Hallo, mein großer Held.
Also, wir haben ja schon darüber gesprochen, dass Frauen oft zu sehr in ihren Emotionen feststecken. Ich meine damit, dass sie sich entweder dauernd beklagen, leiden, Schuld zuweisen, jammern oder meckern, erwarten, kritisieren, fordern … (Ich glaube, ich bin mehr der zweite Typ, gell?!) Ich denke, wir dürften sogar ‘erwarten’, wenn die Erwartung aus unserem tiefsten entspannten Wesen heraus käme. Aber sie kommt aus der Anspannung, der eben genannten Emotionalität heraus, was ja letztlich das ‘kleine Selbst’ oder Ego ist. Fast jede Frau kennt das. Wir sind dann eben nicht ‘zu Hause’, an dem tieferen entspannten Platz unserer weiblichen Seele. Da, wo wir genau wissen, was wir wert sind und was wir wollen dürfen oder sogar wollen sollen.
In diesem Sinne sind wir Frauen – pauschal gesagt – ebenso unreif wie Ihr Männer!
Und für Euch Männer ist sie nicht einfach. Eine emotionale Frau ist die Hölle für den Mann, heißt es. Aber sie ist auch eine Herausforderung für seine Standhaftigkeit, sein Mann-Sein. Ich denke, das sehen wir ähnlich. Bleibt er stehen angesichts ihrer Giftpfeile, Blitze und emotionalen Dramen? Oder bricht er zusammen bzw. rennt weg?
Was sagt der Mann dazu, der mit solchen emotionalen Frauen zu tun hat und noch nicht davongelaufen ist?
So, mein Schatz, ich denke, ich werde Dich beschäftigen … (Grins) … Wenn nicht so, dann so … (Doppelgrins!!)
Ich liebe Dich nämlich!”
“Hallo, meine ferne Schöne.
Ja, die weibliche Emotion ist für uns Männer schon eine Herausforderung. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass Emotionen Ausdruck unseres ‘kleinen Selbst’ sind. Aber sie sind nun einmal da, und wenn sie uns fangen, dann sind wir auch ganz schnell darin gefangen. Das habe ich – wie Du weißt – erst vor Kurzem selbst sehr eindrücklich erlebt. Also, Liebe, auch wir Männer sind vor unserem kleinen Selbst nicht so sicher, wie wir manchmal gerne vorgeben wollen.
Aber ich stimme Dir zu. Auch wenn uns Männer eine emotionale Frau tendenziell hilflos werden lässt, bin ich doch genauso davon überzeugt, dass auch dies einen tieferen Sinn hat. Zunächst wird es für uns Männer ganz schnell schwierig, wenn sie plötzlich unvermittelt über uns hereinbricht. Ich beschreibe Dir das mal aus Männer-Sicht: Plötzlich wird unser ganzes ‘Negatives’ irgendwie so präsent, so dominant, dass man(n) sichnicht einmal mehr richtig verteidigen kann. Alles, was er in solchen Situationen macht, sagt oder (noch schlimmer) nicht sagt, scheint dann nämlich irgendwie immer falsch zu sein. Er kann plötzlich scheinbar nur noch Fehler machen! Und alles, was er meint gut zu machen oder gut gemacht zu haben, alle seine Stärken, alles, was er an ‘Wertvollem’ in die Beziehung einbringt – kurz, all sein Bemühen um ein glückliches Zusammensein scheint irgendwie plötzlich seinen gesamten Wert verloren zu haben. Es zählt auf einmal scheinbar nur noch sein ‘Negatives’.
Nimmt er die Fehde auf, dann wird das Ganze schnell zum wirklichen Drama. Und wer ist schuld? Natürlich er! Versucht er, seine Emotion ‘um des lieben Frieden willens’ zu zügeln, dann fühlt die Frau sich ganz schnell ‘nicht ernst genommen’.
Nietzsche gab den guten Rat: ‘Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!’ Zum einen zeigt uns dieser Spruch, dass sich Männer wohl schon vor der Emanzipation der Frau damit schwer taten, mannhaft aus ihren emotionalen Affären herauszukommen … Zum anderen macht es uns aber auch deutlich, welcher Gefahr sich die Männer intuitiv ausgesetzt wähnen. Können sie nämlich der ‘emotionalen Frau’ auf Dauer nicht wirklich etwas entgegenbringen, dann droht sie ihnen, ihr Mann-Sein aufzufressen!
So, Liebe, und da sehe ich den tieferen Sinn der Sache genauso wie du. Ich denke, dass die weibliche Emotion unser Mann-Sein testet.
Ja, ich weiß, dass selbst dieses Wissen uns Männern die Sache nicht leichter macht! Denn kein Mann kann so perfekt sein, dass er zu jeder Zeit alles erfüllen kann, was Frau sich erträumt. Und die Liebe der Geliebten mit der Peitsche zu erzwingen, kann ich mir vielleicht noch als lustbringendes sexuelles Vorspiel denken, aber um wirklich Achtung und vor allem Liebe in ihr zu wecken, taugt sie, glaube ich nicht!
Ich denke, Mann-Sein hat ganz viel damit zu tun, zu sich selbst zu stehen! Zu dem zu stehen, wer und was man(n) ist! Zu den Stärken und auch zu dem, worin man(n) nicht so richtig gut ist! Und Mann-Sein heißt für mich auch, aus dem, was und wer man(n) ist, das Beste machen zu wollen! Also, ich denke, eine gute Peitsche wäre, mit allem, was man(n) ist und was man(n) geben kann, stehen zu bleiben! Sich der Situation auch mal zu stellen, ohne das aktuelle Problem lösen oder sonstwie beheben zu wollen. Sich einzugestehen, dass man(n) zwar nicht alle Probleme der Frau lösen kann, aber dennoch stark genug ist, sie in die Arme nehmen zu dürfen.
Ja, Liebe, das meine ich, wenn ich sage, dass ein Mann eine Frau erst einmal aushalten können muss, bevor er sie wirklich lieben kann!
Und, Liebe, ich möchte gerne alles tun, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, aber ich bin nun mal leider nicht perfekt. Und so werde ich immer wieder auch deiner Emotion begegnen. Und solange ich stark genug sein werde, dich auszuhalten, werden wir zusammen immer wieder einen Weg in die Liebe finden.
Ich liebe Dich sehr!”
3. Was zwischen uns steht
“Die Frau HAT das Problem, aber der Mann IST das Problem.” (Charly)
“Frauen haben vergessen, dass sie Liebe SIND.” (Clinton Callahan)
“Das grundlegende Leiden der Frau, ihre beständige Unzufriedenheit entsteht, weil der Mann sie nicht mehr körperlich erreichen kann.” (Barry Long)
Weibliche Emotionalität verstehen
Was muss man(n) über die (weibliche) Furie wissen? Liebe Männer, ich denke, Ihr kennt die Furie. Wenn ihr ausreichend Beziehungserfahrung habt, durftet (oder musstet) ihr sie wahrscheinlich schon erleben. Sie ist die emotional geladene Kraft der Frau, die Euch im Beziehungsalltag die Hölle heiß macht und der Ihr es eigentlich nie recht machen könnt! Sie stört nicht nur die Stimmung, sondern zerstört auch all Eure Hoffnungen auf Intimität! Schon deshalb ist es wichtig, sie besser zu verstehen! Denn: Ihr kommt nicht ‘um sie herum’!
Der einzige Weg – um es schon zu Beginn zu verraten – besteht darin, standhaft zu bleiben, tief durchzuatmen, auszuhalten, dazubleiben und Interesse zu zeigen – an der Frau! Oder, wie mein Ehemann damals formuliert hat: “Die einzige Chance, die wir Männer haben, ist die, die Frau durch ihre Emotionen hindurch zu lieben!” Willst Du wissen, wie? Ganz einfach, sie fühlt sich geliebt, wenn Du wissen willst, wie es ihr wirklich geht!
Stelle Dir einmal folgende Seminarübung vor: Alle Männer sitzen in einem Halbkreis. Einzeln und nacheinander stehen die Frauen aus der Gruppe auf, treten vor dem Halbkreis bis an eine Trennungslinie zwischen den Geschlechtern und sprechen über das, was ihnen mit den Männern zu schaffen macht. Sie sprechen diesmal nicht als Furie, nicht vorwurfsvoll, fordernd, nörgelnd, kritisch, spöttisch, vernichtend, anklagend und verurteilend, sondern ruhig, aber engagiert. Sie sprechen darüber, was Frauen fehlt. Sie beklagen mangelnde Präsenz, fehlende Aufmerksamkeit und halbherziges Interesse. Sie sprechen über schlechte Kommunikation und fehlendes Engagement für Beziehung und Familie. Darüber, dass Männer die Liebe auf der Prioritätenliste frühestens an die dritte Stelle setzen. Sie meinen damit, dass die ganze (Männer-) Welt die Liebe herunterstuft und zu etwas Unwichtigem – und deshalb zur Frauensache – erklärt. Sie mögen es nicht, wie sie in den Augen von Männern wahrgenommen werden, dass sie sich unter seinem Blick nicht in ihrem Wesen erkannt, sondern nur als Sexobjekt betrachtet fühlen. Und wenn sie älter werden, gar nicht mehr angesehen werden. Sie wollen nicht ständig hören, Frauen seien zu irrational und zu schwierig. Sie leiden darunter, dass ihre Gefühle belächelt werden und ihre Anliegen als ‘Zu-viel-Wollen’ abgetan. Sie hassen es, wenn sich ihre Partner noch immer wie egoistische Kinder benehmen, die alle möglichen Arten von Freiräumen beanspruchen und Bedürfnisse anmelden, welche sie mal als Mutter, mal als Gespielin erfüllen sollen. Und damit nicht genug, stoßen sie sich gewaltig an männlicher Arroganz, Männerbünde und den Missbrauch von körperlicher Überlegenheit – und so weiter und so fort.
Sie hat einiges zu sagen – die Frau.
Und Du, Mann, hörst ihr zu. Du hörst tausend Gründe für die kollektive weibliche Wut, die – wie Du jetzt weißt – ihren Ursprung bereits in der kollektiven Geschichte des Frau-Seins in dieser Welt hat. Manchmal musst Du gut durchatmen, um Deine Ohren offenhalten zu können. Aber Du wirst eine Menge darüber lernen und verstehen, wie es Frauen in ihrem Leben wirklich geht. Etwas, wovon Männer übrigens häufig recht wenig Ahnung haben. Clinton Callahan, ein Autor und Coach, der sich viel mit authentischen Beziehungen befasst hat, sagt treffend dazu: “In einem Patriarchat Frau zu sein, ist, wie in einer weißen Gesellschaft ein Schwarzer. Die Weißen haben keine Ahnung …”
Hinter dem Zorn der Furie – das wird deutlich – steckt purer Schmerz und die ganze Unzufriedenheit der Frau mit dem Zustand der Liebe. Da stecken ihr Leid und ihre Verzweiflung, weil sie nicht weiß, ob sie je den richtigen Mann für ihre Erlösung gefunden haben wird, und ein großer Wunsch, endlich gehört zu werden.
Wenn Du also einen Zugang zu (D)einer Frau finden willst, dann frag sie, was sie bewegt, interessiere Dich dafür, was sie interessiert, was sie glücklich macht. Und wenn Du hinter ihre Vorwürfe und Forderungen kommen willst, dann fordere sie auf, wirklich auszudrücken, was sie auf dem Herzen hat! Selbst, wenn sie es noch nicht ganz klar formulieren kann, es macht für sie einen Unterschied, dass Du sie hören willst. Denn Du schenkst ihr damit Dein Interesse und Deine Aufmerksamkeit!
Ich mache diese und ähnliche ‘Männer- und Frauen-Runden’ schon seit über 15 Jahren. Das, was ein Mann nach einer solchen Frauenrunde einmal zu mir sagte, trifft den Kern am besten: “Jetzt kann ich verstehen, was meine Frau mir seit 20 Jahren sagen will!”
Das Patriarchat beherrscht Männer und Frauen!
Das Patriarchat gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Und um es gleich zu sagen, es beherrscht Männer und Frauen in verschiedener Weise.
An dieser Stelle möchte ich dazu Clinton Callahan zu Wort kommen lassen, der (für mich) als erster seit meinem australischen Lehrer über die gleiche Tiefe der Begegnung von Mann und Frau spricht. Er beschreibt dieselbe Essenz in einer anderen, ganz wunderbaren Art. Sein Buch: “Wahre Liebe im Alltag“ (2) möchte ich Dir sehr ans Herz legen. Hier ein paar Stichworte, wie er die männliche Herrschaft im Hinblick auf Frauen beschreibt:
“Unsere patriarchalische Kultur weist die folgenden Charakteristiken auf:
Unsere Kultur wird von Männern dominiert und kontrolliert.
Unsere Kultur ist darauf ausgerichtet, den Absichten der Männer zu dienen. Männer treffen die wichtigen Entscheidungen.
Männer haben unsere Regierungsform, unsere Polizeimacht, unsere Streitkräfte und unser Schulsystem entworfen. […]
Männer definieren die Schönheitsideale für Frauen und bombardieren den weiblichen Verstand mittels zahlreicher Medienkanäle bis zum Anschlag mit diesen Definitionen.
Männer benutzen den weiblichen Körper als Sexualobjekt für Werbungen, um den Verstand anderer Männer zu manipulieren. Was das bei Frauen bewirkt, wird nicht in Betracht gezogen.
Frauen sind für Männer einfach ein Nischenmarkt. […]
Frauen wurde kürzlich das Wahlrecht im Patriarchat gewährt, doch das ist eine vollkommene Illusion von Machtgewähr, denn das Wählen an sich ist eine maskuline Form der Entscheidungsfindung. Frauen treffen keine Entscheidung durch Stimmenmehrheit von 51 Prozent. Frauen treffen von Natur aus Entscheidungen durch einvernehmlichen Beschluss. Männer wissen nicht einmal, was einvernehmlicher Beschluss ist.
Wenn Frauen im Patriarchat Macht wollen, müssen sie erst ihre Weiblichkeit umkehren und das Spiel der Männer spielen. Um Macht oder Anerkennung zu bekommen, müssen die Frauen zu besseren ‘Männern’ werden als die Männer. […]
Frauenkultur wird von den Männern in Richtung Kinder, Wäsche, Haushalt, Einkaufen, Unterhaltung der Männer und all das gelenkt, was Männer nicht tun wollen. […]
Männer dominieren die Religion. Die spirituellen Lebensprobleme der Frauen werden durch Männer ‘gelöst’, z. B. den Papst oder den Dalai Lama.
Das Patriarchat setzt sich fort, indem unsere Kinder durch alle Arten von Medien und unbewusst sogar durch die Frauen selbst im patriarchalischen Kontext erzogen werden.
Im Patriarchat gibt es keinen Ort, wo Frauen ihre Stärke ausleben können, daher bieten sie ihren Körper an, um ein wenig von dem zu kriegen, was sie wollen, und um von Männern akzeptiert zu sein. […]
Frauen konkurrieren mit anderen Frauen, um im Patriarchat zu überleben und Liebe und Akzeptanz von Männern zu erfahren. Frauen stehen in ständigem Krieg miteinander, statt sich in einer Frauenkultur gegenseitig zu nähren und zu bestärken.
Das Patriarchat erzeugt Krieg auf dem Planeten, weil das Patriarchat in sich nicht rund ist: Die Liebe fehlt. Frauen wissen, wie Krieg zu vermeiden ist, doch sie unternehmen diesbezüglich nichts, damit sie demonstrieren können, wie wenig Macht sie haben. Aus einer subtilen Art weiblicher Rache heraus lassen sie die Jungen auf’s Schlachtfeld ziehen und sich gegenseitig umbringen.
Frauen haben vergessen, dass sie Liebe SIND.”
Clinton Callahan trifft mit seinen Worten meine Seele. Genau so wie Barry Long. Mein Lehrer, den ich in den zehn Jahren von 1993 bis 2002 praktisch jedes Jahr in Australien besuchte, sagte einmal: “Frauen sind in ihrer Essenz 100 Prozent Liebe”. Es ist ihm gelungen, uns immer wieder an diese Essenz zu erinnern. Dieser Mann hat sich damals als kollektive Stimme bei uns Frauen entschuldigt für alles, was Frauen je von Männern angetan wurde. Das fand ich sehr bemerkenswert!
Die Furie lauert im Untergrund
Weil die Liebe in der Welt fehlt, kommt die Furie in einer Partnerschaft erst dann wirklich zum Vorschein, wenn die Frau liebt! Nicht, wenn ihr der Mann und ihre Beziehung egal ist, sondern erst dann, wenn dieser Mann ihr etwas bedeutet, wird die Furie wach. Wenn sie sich bereits auf ihn eingelassen hat, reagiert eine Frau unter gewissen – leider zahlreichen – Bedingungen ‘emotional’ negativ auf ihn. Situationen oder Gründe, die in einer Partnerschaft negative Emotionen auslösen, gibt es viele. Fast jede Frau kann auf Anhieb eine Liste der ‘Vergehen’ ihres jetzigen oder letzten Partners aus der Tasche ziehen – also all das benennen, worüber sie sich ärgert, was sie stört oder was ihr fehlt. Sie wird zickig, rechthaberisch, zornig, klammernd, klagend, ist beleidigt oder beleidigt selbst … und straft ihn mit Liebesentzug. Denn nun ist der Teil in ihr wach geworden, der ahnt und sich danach sehnt, wie schön es wirklich sein könnte in der Liebe!
Also: Mann, dass sie Dich liebt, ist sozusagen der gute Aspekt der Furie! Die schlechte Seite zeigt Dir jedoch, dass Du der Mann bist, der jetzt da ist und der ihr ganzes ‘Drama’ abkriegt. Nicht die Männer, die vor Dir da waren, die sie verlassen haben, nicht die Männer in der Vergangenheit deiner Frau, die – individuell oder kollektiv – ‘verantwortlich’ sind für das Entstehen der Furie. Korrekt müsste ich sagen, ‘zum Entstehen der Furie beigetragen haben’, weil grundsätzlich niemand für die Gefühle und das daraus resultierende Verhalten eines anderen Menschen verantwortlich ist. Aber in dieser Angelegenheit hier werden nicht die ‘Anderen’ dafür zur Rechenschaft gezogen, sondern Du! Du bist es, der jetzt gerade etwas ‘falsch’ macht, der sich ihren Zorn jetzt zuzieht. Als eine meiner liebsten Freundinnen ihre erste Auseinandersetzung mit ihrem jungen indischen Liebhaber hatte, machte sie ihm klar, was an seinem Verhalten gerade ‘gar nicht ging’. Sie muss ihn wohl für einen Moment ziemlich angefunkelt haben. Er schaute darauf nämlich ganz entsetzt und sagte in diesem unnachahmlichen indischen Englisch: “Oh my God, now Drama start!” Der Spruch ist zu einem geflügelten Wort in unserer ‘Szene’ geworden. Er bringt es exakt auf den Punkt und nimmt der Furie dabei die – nicht selten wirklich zerstörerische – Schärfe. Erstaunlich finde ich immer noch, dass selbst ein junger Mann aus einer einfachen indischen Familie vom Land ‘das Drama’ der Furie in den Frauen kennt.
Mir scheint sogar, dass jeder Mann auf der Welt sie kennt. Zumindest dort, wo Frauen nicht vollkommen zum Schweigen gebracht werden oder wo unterwürfige Frauen ihre Söhne zu größenwahnsinnigen kleinen Prinzen erziehen.
Wütende Frauen und ‘Memmen’-Söhne
Die meisten Männer in unserer westlichen Zivilisation haben ihre Erfahrungen mit dem emotionalen Verhalten der Frauen bereits in ihrer Kindheit gemacht. Sie haben die weibliche Emotionalität nicht selten bei ihren Müttern erlebt – den Frauen, von denen sie erzogen wurden. Nun leben wir in einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der sich traditionelle Frauen- und Männerrollen seit einigen Jahrzehnten massiv verändern.
Frauen wollen nicht mehr das ‘Heimchen am Herd’ spielen, Männer müssen nicht mehr ‘das Sagen haben’. Gerade emanzipierte Frauen wollen und müssen ihre Söhne – zumindest hierzulande – nicht mehr zu selbstherrlichen Machos erziehen. Aber auch in diesen Müttern ist eine negative weibliche Furie im Unterbewusstsein aktiv beziehungsweise schlummert darin, um bei nächster Gelegenheit loszutoben. Viele Frauen sind selbst frustriert und enttäuscht von Männern und versuchen nun – gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht – aus ihren Söhnen ‘bessere Männer’ zu machen.
Der heranwachsende Sohn soll dann neuen, vermeintlich besseren Normen entsprechen, seine Rolle auf das Weibliche zugeschnitten spielen.
Als Mann soll er stets einfühlsam sein und verständnisvoll, aggressionslos und sanft, kommunikationsfreudig und jederzeit bereit, auf die weibliche Stimme zu hören, die sich in der Gefühlswelt sowieso besser auskennt als er selbst – wie eben bereits Mama …