Hin zu einer kinderorientierten Trennung - Daniel Niederberger - E-Book

Hin zu einer kinderorientierten Trennung E-Book

Daniel Niederberger

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Beschreibung

Ein sich trennendes Paar gerät meist in heftige Turbulenzen. Es ist stark von den eigenen Gefühlen und ­Problemen absorbiert. Oft ist es schwierig, sich auch noch auf die Kinder zu konzentrieren und ihnen die nötige ­Aufmerksamkeit zu schenken. Mit diesem Problem beschäftigt sich dieses Buch. Es gibt Antworten auf die Frage, was Eltern tun können, um in der Trennung auch den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Das Buch enthält die Essenz aus über 25 Jahren familienthera­peutischer, immer wieder reflektierter Arbeit auch mit Familien in getrennter Konstellation. Frédéric Hirschi, Verlag Hirschi+Troxler: Seine Art zu schreiben gefällt mir sehr gut. Er hat auch eine ausgeprägte Fähigkeit, sich in Leserinnen und Leser hineinzuversetzen und die Dinge sehr gut verständlich auf den Punkt zu bringen. Es macht Freude, ihn zu lesen.

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«Kinder kommen aus der Liebe – mögen sie in der zerbrochenen Liebe nicht vergessen gehen. Dies wünschen sie – haben sie verdient – das möchte ich ihnen gönnen.»

Daniel Niederberger

Mein Dank geht an Josef Duss-von Werdt, der mich in Ausbildung, Supervision und später kollegialen Gesprächen lehrte, möglichst unvorein genommen über das Menschliche nachzudenken.

Danken möchte ich auch Robert Hartmann, der mein Manuskript kritisch geprüft und, wo es nötig war, sprachlich verbessert hat.

Inhalt

Drei wichtige Gedankengänge für eine kinderorientierte Trennung

Der erste wichtige Gedankengang: Was zurückbleibt – Mit schlechten Gefühlen umgehen lernen

Der zweite wichtige Gedankengang: Es war doch gut, dass… – Vergangenes nicht bereuen

Der dritte wichtige Gedankengang: Akzeptieren, dass man wieder eine Art Single ist

Gefühle und Gedanken ordnen und festhalten

Die Trennung trennt ein Paar, aber nicht die Familie

Was genau geschieht bei einer Trennung?

Der Schmerz ist für Eltern und Kinder nicht der gleiche

Recht machen oder Recht bekommen

Wie «es» mit Kindern denkt und fühlt

Kinder leben im Hier und Jetzt

Die Intuition der Kinder

Kinder spüren, was sie lieben und gernhaben

Die Loyalität der Kinder gegenüber den Eltern

Kinder haben beide Seiten der Eltern

Kinder nehmen Muster und Lebensmodelle mit

Kinder fühlen sich rasch als ursächlich (Schuldgefühle)

Kind und Geschwister

Kinder sind widerstandsfähig

Kleine Kinder, Bébés

Jugendliche

Vor der Trennung

Was halten Kinder wie lange aus?

Einen Grund für die Trennung erleben lassen

Einen Grund für die Trennung verbalisieren

Es den Kindern sagen, abtasten, was sie meinen

Eine Reise ins Abenteuer

Die Trennung planen

Eltern führen und planen (bei ihnen liegt die Verantwortung)

Trotz Planung offen bleiben

Von stundenweiser Betreuung, vierzehntäglichen Besuchen bis zur Doppelresidenz

Fremdbetreuung und Drittpersonen bei Erziehung und Obhut

Eltern noch gemeinsam erleben müssen?

Übergaben gestalten – wenn es zwischen den Eltern noch Spannungen gibt

Weihnachten, Geburtstage, Schulbesuche

Kontakt zu Einrichtungen der Fremdbetreuung und zu Ausbildungsstätten

Geschwister gehören zusammen, aber nicht unbedingt

Unterhalt, Geld

Notfälle

Allfällige Hilfe von außen

Die Umsetzung

Am Anfang der Trennungszeit

Kinder sind keine Opfer und wollen es auch nicht sein

Nicht alles ist Trennung

Trösten

Elterliches «Elend» kann nicht mit den Kindern geteilt werden

Probleme dürfen sichtbar werden

Erste Reaktionen sind nicht schon ein Störungsbild

Zwei Familienkulturen leben und Vertrauen in die andere Wohnung mitgeben

Aus dem nicht Miterlebten Vertrauen gewinnen

Nun ein Doppelleben

Ein Teil des anderen Elternteils bleibt im eigenen Alltag

Eine zeitliche Brücke geben, die ersten zwei Jahre

Kleine Ausnahmen je nach Kind, je nach Befinden der Eltern (Übergangszeit)

Erste Bilanz

Auf die Dauer

Kinder gehören nicht nur den Eltern

Ablösungsphase und damit verbundene Veränderungen

Den Kontakt aufrechterhalten

Falsche Fantasien, wie es beim anderen sei

Nötige Veränderungen bemerken und ermöglichen

Neues Budget ab 18 Jahren

Spätestens, wenn sie heiraten

Unterstützung

Literaturangaben zum theoretischen Hintergrund

Drei wichtige Gedankengänge für eine kinderorientierte Trennung

Der erste wichtige Gedankengang: Was zurückbleibt – Mit schlechten Gefühlen umgehen lernen

Typische Gedanken und Gefühle während und nach der Trennung sind zum Beispiel:

Bei der Frau

Beim Mann

Ja, er ist ein Arschloch.

Ja, sie ist eine Schlampe.

Ja, er ließ mich sitzen wegen einer anderen.

Ja, sie ließ mich sitzen wegen eines anderen.

Ja, er ließ mich sitzen wegen einer Jüngeren.

Ja, sie braucht dauernd einen tollen Hecht.

Ja, ihm war seine Karriere wichtiger als ich und die Kinder.

Ja, ihr waren nur die Kinder wichtig, als Mann zählte ich nichts.

Ja, er wollte Kinder, sie waren ihm aber letztlich egal.

Ja, sie wollte nur meine Attraktivität, ich war für sie nur ein Vorzeigemann.

Ja, er wollte nur meine Schönheit, ich war für ihn nur eine Vorzeigefrau.

Ja, jetzt wo ich älter bin, genüge ich ihr nicht mehr.

Ja, jetzt wo ich älter bin, genüge ich ihm nicht mehr.

Ja, sie hat mir so viel Schönes vorgesäuselt, alles nur Gefasel.

Ja, er hat uns das Blaue vom Himmel versprochen, alles nur hohle Worte.

Ja, sie ist nur Vollblutmutter, kann nur verwöhnen, kann es nicht eingestehen.

Ja, er hat keine Ahnung von Kindern und Erziehung, kann es aber nicht eingestehen.

Ja, sie suchte einen Vater, aber keinen Partner.

Ja, er suchte eine Mutter, keine Frau.

Ja, sie wollte nur meinen Status, in meinen Stand hineinheiraten – als Person war ich ihr egal.

Ja, er wollte nur Sex, aber keine Partnerin und Mutter.

Ja, sie wollte nur mein Geld.

Ja, er wollte nur meinen Status, in meinen Stand hineinheiraten – als Person war ich ihm schnurzegal.

Ja, sie hat die Trennung provoziert, hätte sich mehr Mühe geben können, es einfach darauf ankommen lassen.

Ja, er hat mich gebumst, gevögelt und dann fallenlassen, ja, er hat mich verraten, missbraucht.

Ja, sie ist zur Emanze mutiert, sah bei Männern allgemein nur noch das Negative.

Ja, er hat die Trennung provoziert, hätte sich mehr Mühe geben können, es einfach darauf ankommen lassen.

Ja, sie ist nie, nie richtig zu mir gestanden.

Ja, er ist ein Schlappschwanz.

Ja, ich war nur zweite Wahl, weil der andere sie sitzen ließ.

Ja, seine Kollegen waren ihm wichtiger.

Ja, sie ist eine Egoistin, hat sich nie richtig auf mich eingelassen.

Ja, er ist nie, nie richtig zu mir und den Kindern gestanden.

Ja, ich war für sie nur Statussymbol und die Kinder auch.

Ja, ich war nur zweite Wahl, weil er die andere nicht bekommen hat.

Ja, ihr ist ihre Sexualität wichtiger als ich und die Kinder.

Ja, er war zu geizig, auch mal was für mich aufzuwenden, zu geizig für die Wünsche seiner Frau.

Ja, sie hätte die Kinder verdorben, zusammen mit ihrer Mutter, wollte von ihrem «Fami lienstil» nicht ablassen.

Ja, er ist ein Egoist.

Ja, sie ist eine Egomanin, sie ordnet ihrem Egoismus alles unter.

Ja, ich war für ihn nur Statussymbol und die Kinder auch.

Ja, ich habe mich aufgeopfert, auf vieles verzichtet und bezahle jetzt den Preis.

Ja, er hat mich entblößt, begrabscht, entehrt und fallenlassen.

Ja, ich habe für sie und die Kinder auf so viel verzichtet, so viel aufgegeben und kein bisschen Dank erhalten.

Ja, er hätte die Kinder verdorben, wollte von seinem «Familien stil» nicht ablassen.

Ja, von Liebe und Partnerschaft hat sie keinen blassen Schimmer.

Ja, er ist ein Egomane, er ordnet seinem Egoismus alles unter.

Ja, sie hat von Treue und von «auf immer» geredet und macht es sich nun so einfach.

Ja, ich habe mich aufgeopfert

Ja, sie hat die Kinder gegen mich ausgespielt, mich schlechtgemacht, dass ich gehen musste.

Ja, ich habe für ihn und die Kinder auf so viel verzichtet, so viel aufgegeben und kein bisschen Dank erhalten.

Ja, sie will nur mein Geld, aber sie will mich nicht in meinem schwierigen Job unterstützen.

Weitere persönliche Punkte:

Weitere persönliche Punkte:

Was nach einer Trennung bleibt, sind Frustrationen, offene Rechnungen. Darum richtet sich dieser Text als Erstes auf die unguten Gefühle, den himmelschreienden Frust, die gegenseitigen Beschuldigungen, damit die tiefe Verletzung, die eine Trennung mit sich bringt, ein Gesicht erhält.

Sich verlieben, sich lieben, Intimität, Kinder zeugen, sich hingeben und vertrauen, sich auf den Partner, die Partnerin einlassen, das ist tief menschlich, das Leben pur, schonungslos gefühlvoll. Das ist die Essenz, die eine Frau und einen Mann zum Paar macht. Es ist unlogisch, gefühlvoll, hormon- und fortpflanzungsgesteuert.

Trennung bedeutet, aus dem Vertrauen, aus der Intimität und aus der gegenseitigen Loyalität herauszufallen. Zurück bleibt bei den meisten eine innerste Verletzung, ein Betrug am eigenen Leben, ein Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein. Auch wenn ein Mensch von sich sagen kann, er sei Realist und könne klar denken.

Kaum ein auseinandergebrochenes Paar schafft es, diese individuellen Wunden gegenseitig zu entschuldigen und auszugleichen. Es bleibt ein Ex-Paar, zwei Menschen, die sich einmal sehr nahe standen und aus der engen Vertrautheit flüchteten oder verstoßen wurden. Auch eine gute Trennungsmediation vermag kaum einmal die offenen tiefen persönlichen Rechnungen auszugleichen, die tiefsitzenden Narben zu heilen. Ein Gefühl von Betrug bleibt meistens nagend im Innern. Man kann sich kaum bis aufs Letzte friedlich und vernünftig trennen. Die Klagen und Gefühle an den Mann oder die Frau zu bringen, die oder den es angeht, ist nicht mehr möglich. Die Intimität, die Vertrautheit ist weg, man bleibt allein zurück, bleibt im eigenen Sumpf hocken. Das «Arschloch», die «Schlampe» steht nicht mehr zur Verfügung, man kann ihr oder ihm die Vorwürfe nicht mehr an den Kopf werfen, die Schuld geben, sich verständlich machen und Verständnis bekommen. Die Loyalität ist gebrochen, die Verbindung des Liebespaares ist gekappt. Das muss man einfach mal schlucken, akzeptieren. Damit bleibt man ganz allein zurück.

Um sich bei einer Trennung auf die Kinder und die Elternrolle konzentrieren zu können, muss der Frust, das Gefühl von Betrug irgendwie behandelt oder deponiert werden. Was machen damit? Wohin damit?

Als Erstes ist wichtig, zu akzeptieren, dass zum Ex-Partner, zur Ex-Partnerin ein schlechtes Gefühl bestehen bleibt. Das geht fast allen so, die in eine Trennung geraten. Es gilt zu akzeptieren, dass einem das Leben halt so mitspielen kann. Ich denke, dass mehr als neunzig Prozent der Ex-Paare mit diesem Zerwürfnis weiterleben. Ich versuche in diesem Text, nicht zu idealisieren, sondern einen pragmatischen Weg zu beschreiben. Das Zerwürfnis muss für die Kinder nicht unbedingt etwas Schlimmes sein. Es kann latent im Hintergrund bleiben, ist nicht immer offensichtlich. Kinder sind schlau, sie können damit umgehen. Entscheidend ist, dass die Eltern nicht in diesem Zerwürfnis hängen bleiben, dass für sie nicht alles negativ ist, weil noch eine Wunde schmerzt (oder später eine Narbe). Für eine kinderorientierte Trennung ist von großer Bedeutung, dass diese beiden Ebenen, die Beziehungsebene des Ex-Paares und diejenige der Elternschaft, möglichst unterschieden und getrennt werden.

Die Liste am Anfang des Textes will – wie erwähnt – den schlechten Gefühlen und Verletzungen ein Gesicht geben. Die Liste kann dazu beitragen, die negativen Gefühle zu verarbeiten. Der Frust, die Anschuldigungen müssen einmal benannt sein, ausgesprochen, vielleicht auch hinausgeschrien. Im Innersten sitzt es, gefühlsmäßig, diffus. Die Liste kann ein erster Schritt sein. Die Schuld des anderen auflisten. So kann man es einmal deponieren, nicht entsorgen, es rumort ja im Innern. Und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, später einmal die Schulden auszugleichen. Am Anfang einer Trennung ist dies kaum möglich – vielleicht nach einem Jahr, vielleicht nach zwei. Vielleicht ebbt es ab, das Leben verändert sich, und es ist dann nur noch eine Narbe oder eine Beschreibung, wie es dazu kam.

Es kann gut sein, dass man in dieser Situation mit einer guten Kollegin, einem guten Kollegen, einem Bruder oder einer Schwester sprechen kann. Da kann man klagen, anklagen, verwünschen, dem ganzen Leid des Frustes und der Beleidigung Ausdruck geben. Man darf sich selbst leidtun. Lästern – das tut gut. Vielleicht steht der Gesprächspartner auch in einer Trennung. Am besten vereinbart man, dass jetzt einmal nur geklagt und gelästert wird. Es soll jemand sein, der nur zuhört, tröstet, «hinhält» für das Klagen – mit der Abmachung, dass keine Lösungen gesucht werden. Der Frust soll ausgesprochen und be nannt sein. Die Rechnung auflisten, damit sie allenfalls einmal gestellt werden kann. Es darf eine parteiische einseitige Solidarität entstehen.

Die eigenen Eltern sollte man dazu nicht einspannen. Eltern machen sich immer Sorgen und beginnen, ihre Kinder zu umsorgen, gehen rasch in die Verantwortung. Eltern geraten auch rasch ins Vorwürfe-Machen, denn sie haben ja schon immer geahnt, dass die Verbindung nicht ideal war. Sie neigen auch dazu, sich selbst Vorwürfe zu machen, zu hinterfragen, wie sie selbst erzogen haben, was sie mit ihren Kindern, die jetzt Eltern sind, falsch gemacht haben. Und sie nehmen rasch für ihre Enkelkinder Partei.

Es kann auch eine psychologische Beratung sein, bei der man einfach sagen kann, was einem auf dem Herzen liegt und schmerzt.

In der Liste habe ich die «Anklage» der Frau und diejenige des Mannes nebeneinander gesetzt, um deutlich zu machen, dass es beiden Seiten sehr ähnlich geht. Beide haben offene Rechnungen. Der Unterschied: Die einzelnen Vorwürfe lauten anders. Die Liebe war tief und nah, egal ob sie kurz oder lange dauerte. Liebe, die zerbricht, hat im Hintergrund meistens zwei wenig kompatible Persönlichkeiten. Deshalb sind sie in Differenzen und Missverständnisse geraten. Ein Ausgleich kann nicht mehr gefunden werden, so lauten auch die «Anklagen» unterschiedlich.

Trotz aller Hilfe muss man sich bewusst sein, dass man mit einem Rest an unguten Gefühlen allein bleibt. Es gibt vermutlich keine größere Einsamkeit als die Zeit, nachdem man aus der Intimität und Vertrautheit einer Partnerschaft mit Kindern gefallen ist.

Wichtig: Die Kinder können in diesem Punkt den Eltern nicht helfen. Kinder sind und waren nie Teil der Partnerschaft, sie sind Teil der Elternschaft. Da müssen sie draußen bleiben. Warum, erläutere ich später.

Der zweite wichtige Gedankengang: Es war doch gut, dass… – Vergangenes nicht bereuen

(Dieser Abschnitt gilt nicht, wenn eine Mutterschaft durch Vergewaltigung entstanden ist.)

Wenn ich Sie hätte fragen können – im Moment, als Sie sich hingaben, als es so erotisch war, als das Leben Sie trieb und es zum Liebesakt kam, als Sie sich treiben lassen ließen, Mutter oder Vater zu werden, oder vor dem Altar oder im Standesamt –, was hätten Sie da geantwortet auf die Fragen: Wie wird das Leben mit ihr oder ihm, wenn es nicht so gut läuft? Wie verhält sie oder er sich, wenn es zu Spannungen kommt? Was für Wesenszüge könnten sich entwickeln, sich später zeigen? Wie wird sie als Mutter sein, er sich als Vater gebaren? Und wenn es zu einer Trennung kommt, wie wird sie oder er sich verhalten? Welche Gefahren könnten da im Hintergrund schlummern? Was hätten Sie mir geantwortet?

Vage hätten Sie vermutlich das beschreiben können, was Sie später in der Krise mit ihr oder ihm erlebt haben oder noch erleben: nicht reden und sich in eine andere Beziehung flüchten, bei der Schwiegermutter hängenbleiben und nie richtig für die gemeinsame Familie da sein. Sich in Suchtverhalten flüchten. Die Kinder auf die eigene Seite ziehen. Alle Schuld den anderen zuschieben. Sofort einen Anwalt nehmen, den besten. Abhauen und sich um nichts mehr kümmern. Wahrscheinlich hätten sie es ungefähr beschreiben können.

Haben Sie Schuld auf sich geladen, weil Sie es ja eigentlich gewusst hätten? – Nein. Liebe macht blind. Und das ist gut so. Würden das tiefe menschliche Bedürfnis, die Triebe, die Hormone all die möglichen Gefahren nicht ausblenden, gäbe es die Menschheit nicht mehr. Liebe muss blind machen, nur Hoffnung erblühen lassen, den Honigmond, sonst würde man nicht wagen, sich zu paaren, Eltern zu werden und eine Familie zu gründen. Schauen Sie sich Ihre Kinder an, das sind tolle Kinder, das sind wunderbare Kinder. Diese Kinder muss es geben. Der Weg zu den Kindern war vielleicht hoffnungsvoll und harmonisch, vielleicht schwierig und leidvoll. Aber die Kinder sind jetzt da, das ist etwas sehr Schönes, das ist Mensch-Sein, zutiefst. Es gibt dies bezüglich keine Schuld, niemand hat das Recht, hier eine Schuld auszusprechen.

Diese Kinder muss es geben

Sie waren aktiv, Sie ließen es zu, mit diesem Mann oder dieser Frau Eltern zu werden. Es ist Ihnen nicht einfach passiert. Auch wenn Liebe blind macht, die Hormone das Blaue vom Himmel herunterholen, Sie waren dabei und haben es sich eingehandelt. Sie haben nicht Nein gesagt, abgebrochen, sind nicht aus der Geschichte ausgestiegen. Sie haben sich diesen Partner oder diese Partnerin eingehandelt, mit den guten und den schwierigen Seiten.

Dieses Bewusstsein kann helfen, die Trennung und wie sie geschieht, als vielleicht nun unausweichlichen Weg anzunehmen und anzugehen. Es kann helfen, sich der Trennung zu stellen, und den Kindern zuliebe sinnvoll mit dem gescheiterten Paar umzugehen. Unter diesen Voraussetzungen lässt sich auch für die Zukunft eine gute Elternschaft gestalten.