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Als Maxim sich in eine Frau verliebt, die er nicht lieben darf, steht sein Leben plötzlich auf dem Kopf. Während
Sanya ihr Dasein in einem goldenen Käfig fristet, wird er von ihrem Vater nach Sibirien verschleppt und sie im Glauben gelassen, dass er tot ist. Des Mannes beraubt, den sie von ganzem Herzen liebte, lässt sie nun niemanden mehr an sich heran und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Als eines Tages jener vor ihr steht, von dem sie glaubte, dass er tot sei, steht ihre Welt auf dem Kopf. Angesteckt von seinem Rachedurst will sie ihren Vater nun ebenfalls unschädlich machen, doch alte Gefühle und perfide Pläne drohen, ihr Leben erneut ins Chaos zu stürzen.
Wem können sie noch vertrauen, wenn sich unter ihren engsten Vertrauten ein Verräter befindet?
Teil 1 der prickelnden Bratwa-Trilogie um Maxim und Sanya.
Erlebe Liebe, Rache und Verrat und lass deine Welt ins Chaos stürzen. Begib dich mit dem Raubtier auf die Jagd und übe gemeinsam mit der Schönheit Vergeltung.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
THEIR SINISTER KINGDOM
BUCH EINS
Triggerwarnung
Prolog
1. Krasotka
2. Khishchnik
3. Krasotka
4. Khishchnik
5. Neznakomets
6. Krasotka
7. Khishchnik
8. Krasotka
9. Khishchnik
10. Neznakomets
11. Krasotka
12. Neznakomets
13. Khishchnik
14. Krasotka
15. Khishchnik
16. Krasotka
17. Khishchnik
18. Krasotka
19. Khishchnik
20. Krasotka
21. Neznakomets
22. Khishchnik
23. Krasotka
24. Khishchnik
25. Krasotka
26. Khishchnik
27. Krasotka
28. Neznakomets
29. Khishchnik
30. Krasotka
31. Khishchnik
32. Krasotka
33. Neznakomets
34. Khishchnik
35. Krasotka
36. Neznakomets
37. Krasotka
38. Neznakomets
39. Krasotka
40. Khishchnik
41. Krasotka
Danksagung
Freu dich auf …
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Copyright © 2024 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S. B. Zimmer, Julia Jana, Anita Reim
Satz und Layout: Julia Dahl
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Als Maxim sich in eine Frau verliebt, die er nicht lieben darf, steht sein Leben plötzlich auf dem Kopf. Während Sanya ihr Dasein in einem goldenen Käfig fristet, wird er von ihrem Vater nach Sibirien verschleppt und sie im Glauben gelassen, dass er tot ist. Des Mannes beraubt, den sie von ganzem Herzen liebte, lässt sie nun niemanden mehr an sich heran und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Als eines Tages jener vor ihr steht, von dem sie glaubte, dass er tot sei, steht ihre Welt auf dem Kopf. Angesteckt von seinem Rachedurst will sie ihren Vater nun ebenfalls unschädlich machen, doch alte Gefühle und perfide Pläne drohen, ihr Leben erneut ins Chaos zu stürzen.
Wem können sie noch vertrauen, wenn sich unter ihren engsten Vertrauten ein Verräter befindet?
Teil 1 der prickelnden Bratwa-Trilogie um Maxim und Sanya.
Erlebe Liebe, Rache und Verrat und lass deine Welt ins Chaos stürzen. Begib dich mit dem Raubtier auf die Jagd und übe gemeinsam mit der Schönheit Vergeltung.
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Lesende,
Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Dark-Romance-Trilogie.
Folgende Triggerpunkte sind enthalten:
Es handelt sich um Dark Romance und ist ausdrücklich ab 18 Jahren. Das Buch endet mit einem Cliffhanger.
Die Trilogie wird sich im zweiten Band steigern, deshalb erwarte hier bitte kein Feuerwerk der Perversitäten.
Alle sexuellen Handlungen zwischen den Protagonisten sind einvernehmlich und auch, wenn sie ihr Augenmerk nicht auf Verhütung legen, gilt im wahren Leben »safer Sex« und nicht »Anlauf und los geht’s.«
Ich wünsche dir viel Spaß mit der Geschichte um Khishchnik und Krasotka.
»Revenge is the act of passion; vengeance is an act of justice.«
SAMUEL JOHNSON
Für jene, die in den tiefsten Abgründen der Leidenschaft den Mut finden, zu lieben.
Und für all jene, deren Herzen in der Finsternis schlagen und deren Seelen im Schatten ihre Liebe finden.
Mögen eure Narben Geschichten erzählen, die nur die Dunkelheit wirklich versteht.
Vor zehn Jahren
Brighton Beach / New York
Ich hatte mich aus dem Haus geschlichen und war auf dem Weg zu ihr. Wir hatten uns kennengelernt, als ich meinen Vater in ihr Elternhaus begleitet habe, und uns auf Anhieb verstanden. Wenn ich nur an mich denke, war ich sogar sofort bezaubert. Ihre strahlenden, blauen Augen, die heller als die Sonne geleuchtet haben. Und ihre Lippen so voll und rot wie Blut, die ich nur zu gern küsste. Sie sah aus wie gemalt und für mich war sie ein wahrgewordener Traum.
Blyad, diese Frau war unwahrscheinlich schön. Ich war mir sicher, noch nie so ein hübsches Wesen gesehen zu haben, dabei war ich wegen meines Vaters schon verdammt viel herumgekommen. Aufgewachsen war ich abwechselnd in Moskau und New York, bis Papa eine Geschäftsbeziehung mit Grischa Sowlowjow eingegangen war. Und der Pakhan wollte uns in der Nähe wissen.
Für meine Krasavitsa und mich war es so um ein Vielfaches leichter, einander zu treffen. Auch wenn sie sich immerzu davonstehlen musste, um den byki ihres Vaters zu entkommen. Aber jede einzelne gestohlene Minute war es wert, sie mit ihr zu verbringen.
Ich war an unserem Treffpunkt am Strand angekommen und schaute mich nach ihr um. Von ihr fehlte jede Spur, aber ich war mir sicher, dass sie bald auftauchen würde. Wir hatten uns vor drei Tagen zuletzt gesehen, was reinster Folter glich. Ich ließ mich im Sand nieder und holte das Handy aus der Brusttasche meines Poloshirts. Ich warf einen Blick auf das Display und erkannte die SMS, die sie mir geschickt hatte. Meine Mundwinkel zuckten, außerdem beschleunigte sich mein Herzschlag – eine Wirkung, die alles hatte, das von ihr kam. Ihre Küsse sorgten sogar dafür, dass es manchmal für einen Moment aussetzte. Ich wusste nicht, was sie mit mir gemacht hatte, aber ich war wie verzaubert. Ihre Stimme war so zart wie der Gesang einer Sirene und ihre Haut so weich wie Samt. Ich hatte noch nie so eine Frau wie sie getroffen.
Es tut mir leid, aber ich verspäte mich ein wenig. XX
Wir unterschrieben unsere Nachrichten nie mit unseren Namen, da sie der Meinung war, dass man ihr Handy kontrollieren würde. Aus diesem Grund hatte ich sie unter Moya Krasavitsa gespeichert und sie mich unter irgendeinem anderen Spitznamen.
Ich seufzte schwer wegen ihrer Nachricht, schickte ihr ein knappes Okay und steckte mein Handy weg. Keine Ahnung, wie lange sie mich diesmal warten lassen würde, aber ich hoffte, dass es nicht wieder Stunden wurden. Das war beim letzten Mal der Fall, weil ihr Vater ihr jemanden vorstellen wollte. Das Ende vom Lied war, dass meine Krasavitsa furchtbar schlecht gelaunt war, als sie mich erreichte.
* * *
Die Sonne ging langsam unter und sie war immer noch nicht hier. Ich wartete seit einer Stunde auf sie, dabei hatte ich gehofft, dass es sich nur um ein paar Minuten handeln würde. Allerdings hatte ich mich getäuscht – wieder einmal. Ich hätte es langsam gewöhnt sein müssen, ständig von ihr versetzt zu werden, doch dem war nicht so.
»Es tut mir so leid«, vernahm ich ihre sanfte Stimme.
Ich wandte meinen Blick in ihre Richtung und obwohl ich zuvor genervt war, verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Sie rief es einfach immer hervor. »Moya krasavitsa«, sagte ich mit rauer Stimme, als ich sie erreichte.
Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und ich beugte mich vor. Unsere Lippen trafen sich zu einem Kuss, der vor Leidenschaft nur so strotzte. Sie seufzte in meinen Mund, als unsere Zungen einander umspielten.
Vorsichtig und doch feurig, es war ein Spiel wie aus Eis und Feuer.
Sinnlich süß und herrlich scharf.
Als sie sich von meinen Lippen löste, lehnte sie ihre Stirn an meine. »Du hast mir gefehlt, moy geroy«, wisperte sie. Ihre sanfte Stimme umspielte meine Sinne.
Meine Mundwinkel zuckten. »Du mir auch, moye angel.« Mein Engel. Ich verlor mich in ihren mitternachtsblauen Augen, als ich meine Finger an ihre Wange hob. Ihre weiche Haut zu spüren, kam dem Himmel gleich. Es war jedes Mal eine Offenbarung für mich. »Warum bist du zu spät?«
Sie stieß einen unzufriedenen, geradezu verärgerten Laut aus. »Mein Vater hat mich aufgehalten. Er wollte mit mir über die Begegnung mit Ivan Ustinow sprechen.«
»Und warum?«
»Weil er der Meinung ist, dass ich mich daneben benommen habe, als er mir einen weiteren Heiratskandidaten vorgestellt hat.«
Ich schnaubte. »Warum sagst du ihm nicht endlich, dass du mir gehörst?«
Sie seufzte schwer. »Weil er es nicht hinnehmen würde. Mein Vater will mich an der Seite eines Mannes wissen, den er als würdig erachtet.«
»Und ich bin deiner nicht würdig?«, hakte ich entsetzt nach.
»Doch, bist du, aber mein Vater wird es sicher anders sehen«, erwiderte sie defensiv.
»Sanya«, sagte ich bloß.
Sie starrte meine Brust an, ließ die Schultern hängen und auch sonst war ihre Haltung ziemlich jämmerlich. »Was ist denn?«
»Für mich zählt nur, dass du mich als würdig erachtest. Ich liebe dich und es ist mir egal, was dein Vater zu unserer Beziehung sagt.«
Ihr Mund klappte auf und zu, als sie mir wieder in die Augen sah. »Lass uns weglaufen.«
»Und dann?«
»Lass uns abhauen, heiraten und niemals zurückblicken«, antwortete sie und sah mich auf eine Weise an, die dafür sorgte, dass mein Herz sich zusammenzog. »Ich will mich nicht mit einem Mann verheiraten lassen, den ich nicht liebe. Ich will an deiner Seite glücklich sein und alt werden.«
Was sie sagte, war so bedeutungsvoll und doch wusste ich, dass man uns immer und überall finden würde. Egal, wie weit wir wegliefen, sie würden uns finden. Statt etwas zu erwidern, legte ich meine Lippen auf ihre und verwickelte sie in einen Kuss, der jeden bisher Dagewesenen in den Schatten stellte.
* * *
Schwer atmend ließ ich mich neben sie sinken und packte meinen Schwanz ein, während sie ihr Höschen und ihr Kleid richtete.
»Gozpozha Sowlowjowa«, sagte eine strenge, männliche Stimme.
Sofort richtete sie sich auf und schaute den Mann an.
Mein Blick fiel ebenfalls auf ihn, allerdings kam ich auch auf die Beine, um sie notfalls beschützen zu können.
»Was macht ihr hier?«, fragte sie erschrocken.
»Ihr Vater schickt uns«, antwortete er. »Begleiten Sie uns ohne Aufsehen zurück zum Haus.«
»Ich werde nicht mit euch gehen«, erwiderte sie, als ich hinter mir Geräusche hörte. Blätter raschelten, die Wellen schlugen aufs Ufer und Schritte im Sand – Letzteres bereitete mir die größten Sorgen.
»Ihr Vater besteht darauf«, entgegnete der byk, zweifellos gehörte er zu Sowlowjows Leibwächtern, denn bei Papas und meinen Besuchen in seinem Haus, hatte ich diesen Kerl schon mehr als einmal gesehen.
»Dann soll er selbst hierherkommen«, hielt sie entschieden dagegen.
»Moya doch«, sagte Sowlowjow streng und trat nur einen Moment später vor uns. Sein flammender Blick traf mich und ich war mir sicher, dass er mich aufspießen wollte. »Dein Zimmer ist verlassen, du bist nicht im Haus und dann finde ich dich hier mit diesem Hund!«, herrschte er sie an.
Sanya verschränkte die Arme vor der Brust. »Er ist kein Hund, Papa. Ich liebe ihn!«, verteidigte sie sich.
Er holte aus und ohrfeigte sie. Ich wollte dazwischen gehen, doch auf einmal wurde ich festgehalten.
»Lasst mich los!«, forderte ich aufgebracht.
»Bringt meine Tochter nach Hause, Antonin«, verlangte Sowlowjow, der den Blick nicht von mir nahm. »Ich muss mich mit diesem sukin syn unterhalten.« Sohn einer Hündin.
Ich knurrte aufgrund seiner Beleidigung. Niemand nannte einen stolzen Russen so, außer er hatte Todessehnsucht.
»Ich werde Maxim nicht von der Seite weichen, Papa«, sagte Sanya entschieden und stellte sich vor mich.
»Antonin, bringt sie nach Hause!«, verlangte Grischa Sowlowjow entschieden, trat vor seine Tochter und umfasste ihren schmalen Hals. »Geh oder ich erschieße ihn vor deinen Augen.«
Ich hasste, dass ich ihr nicht helfen konnte.
»Ich werde nicht gehen«, krächzte sie.
»Wenn du gehst, wird er überleben«, erwiderte er.
Doch ich fragte mich, wie mein Überleben aussehen würde. Hoffentlich stand dieser Mann zu seinem Wort, allerdings traute ich dem Pakhan alles zu.
Sanya löste sich aus seinem Griff und drehte sich zu mir um. »Ya tebya lyublyu, Maxim«, wisperte sie. Ich liebe dich.
»Ya tozhe tebya lyublyu, moya krasavitsa«, raunte ich ihr zu und empfing ihren womöglich letzten Kuss. Ich liebe dich auch, meine Schönheit.
Zwei byki zogen sie von mir weg, obwohl sie sich gegen die Männer wehrte, und nur einen Moment später versperrte Sowlowjow mir den Blick auf seine Tochter. Er ballte die Faust und verpasste mir einen ziemlich krassen Kinnhaken. »Was wagst du es, meine Tochter zu besudeln, Maxim Smirnow?«, knurrte er.
Ich spuckte mein Blut vor seine Füße. »Ich liebe sie.«
»Das war dann wohl dein tödlichster Fehler.« Er sah zu den Männern, die mich festhielten. »Kümmert euch um ihn und lasst seinem Vater seine blutige Kleidung zukommen.«
Ich kämpfte gegen die Kerle an, doch befand ich mich in den Fängen der byki. Diese Kerle waren nicht nur sprichwörtlich Bullen, sie hatten auch die Kraft eben jener Tiere.
»Papa, tu ihm nichts!«, kreischte Sanya, doch die Brandung übertönte sie bereits.
Ich rief mir ihr Bild vor Augen, als Sowlowjow von jemandem abgelöst wurde, der Quarzsandhanschuhe trug. Ich kassierte einen Schwinger nach dem anderen, versuchte weiterhin, mich zu wehren, doch nichts geschah. Ich befand mich im unnachgiebigen Griff der Bratwa.
Mein Leben könnte hier und jetzt enden und doch hoffte ich, dass es nicht so weit kommen würde.
»Papa!«, kreischte sie wieder.
»Schafft ihn hier weg«, sagte Sowlowjow ungerührt, als ich bereits am Boden lag und nicht mehr in der Lage war, mich zu bewegen.
»Und wohin, Sir?«, fragte einer von ihnen.
»Sibirien soll zu dieser Jahreszeit ganz nett sein. Bestellt Jakowlew meinen Gruß, wenn ihr ihn dort abliefert.« Sowlowjow zog eine Waffe und schoss zweimal in die Luft.
»Papa!«, schrie Sanya und die Verzweiflung in ihrer Stimme zerriss mir das Herz.
Ich würde sie sicher niemals wiedersehen.
* * *
Zehn Jahre später
Brighton Beach / New York
Finster sah ich in die Runde. Ich wusste, dass das hier wieder einmal eine Veranstaltung war, bei der ich einen Mann fürs Leben finden sollte, doch wer sich mir näherte, lebte nicht mehr besonders lange. Papa wusste, dass ich mich nicht gewinnbringend verheiraten ließ, denn ich besaß kein Herz mehr.
Vor zehn Jahren starb es mit ihm und ich war mir sicher, dass es inzwischen ebenso wie er zu Staub zerfallen war.
»Gozpozha Sowlowjowa«, sagte jemand.
Gelangweilt hob ich den Blick, sah ihn dann von oben bis unten an und wandte mich schließlich von ihm ab.
»Du kannst sie nicht alle abweisen«, sagte mein Bruder.
»Glaub mir, ich kann«, zischte ich, als ich mich an ihm vorbei aus dem Raum schob. Ich würde niemals heiraten, sondern meine Pläne verfolgen. Ich war das älteste Kind des Pakhans, also würde ich die Bruderschaft übernehmen. Es stand mir zu, eine Diebin im Gesetz zu sein, denn ich war in eine Welt geboren worden, in der ich mehr als nur eine Frau sein wollte.
»Er wird toben, wenn du Adam Koroljow abweist.«
Daraufhin zuckte ich mit den Schultern. Grigori machte mir damit keine Angst und Papa schon gar nicht. Er tobte zwar jedes Mal, wenn ich einen weiteren Interessenten in die Flucht geschlagen hatte, doch das kümmerte mich nicht mehr.
Nicht mehr seit damals.
Ich hätte mich meinem Schicksal fügen können, allerdings wollte ich das nicht. Papa hatte mein Leben zerstört und mir mein Herz geraubt – dafür musste er büßen.
»Sanya, ich meine es ernst«, sagte Grigori durch zusammengebissene Zähne.
»Ich auch und wenn er mich dazu zwingt, eine weitere seiner Partys zu besuchen, um mich gewinnbringend an den Mann zu bringen, gehe ich ins Kloster.« Ich schnaubte. »Oder er wird weitere Leichen finden, die er nicht erklären kann.«
Mein Bruder zog die Augenbrauen zusammen. »Wie bitte?«
Ich grinste. »Nichts, ich habe bloß laut gedacht.« Ich zwinkerte Grigori zu, anschließend verließ ich den Raum. In der Eingangshalle stieß ich mit jemandem zusammen, weshalb ich überrascht den Blick hob. »Papa.«
»Wo willst du hin?«, wollte er wissen, während er mich lauernd wie ein Raubtier betrachtete.
»Nach oben.«
»Und warum?«
»Weil ich zurück nach New York City fahre, um mir diese Farce hier zu ersparen«, antwortete ich aufrichtig.
Papa wusste, dass ich ihn in der Hand hatte, und mir war bewusst, dass er neben dem störenden Stein in seinem Schuh, auch eine Gefahr in mir sah. Wegen seiner Taten hatte ich mein Herz eingebüßt – und eine wütende beziehungsweise trauernde Frau war zu allem fähig. Auch dazu, ihn und seine Männer hochgehen zu lassen.
Er schnaubte unzufrieden, außerdem verengte er den Blick. »Du wirst nicht auch noch Adam Koroljow ablehnen, haben wir uns verstanden?« Sein bedrohliches Knurren beeindruckte mich nicht.
»Sonst was?«, hakte ich mutig nach.
Papa beugte sich dicht an mein Ohr. »Du weißt, dass du als Tochter nur halb so wertvoll wie dein Bruder bist, nicht wahr?«
Ich schnaubte amüsiert. »Und du weißt, dass mein Bruder nicht halb so gut bewacht wird wie ich, nicht wahr?«
»Geh und tanz mit Adam«, verlangte Papa.
»Geh und stirb«, hielt ich dagegen, umrundete ihn unbeeindruckt und machte mich auf den Weg auf mein Zimmer. Ich konnte mit diesem Mann streiten, bis die Hölle zufror, und er wusste, dass ich ein Mensch war, der mit unheimlich viel Geduld gesegnet wurde. Ich konnte seine Spiele ebenfalls spielen, auch wenn ich sie nur halb so gut beherrschte wie er, allerdings lernte ich schnell. Schneller als die byki, schneller als Grigori – und was ich lernte, setzte ich in die Tat um.
Kaum war ich auf meiner Suite, befreite ich mich von den High Heels und war froh, den weichen Teppich unter meinen nackten Füßen zu spüren. Ich seufzte, dabei ließ ich den Kopf in den Nacken fallen. Erleichtert darüber, die Party verlassen zu haben, löste ich die Spange aus meinem Haar, das sich aus der Frisur befreit über meinen Rücken legte. Ich streckte mich und kaum, dass das geschehen war, steuerte ich mein Schlafzimmer an. Ich nahm auf dem Bett Platz, öffnete die Nachttischschublade und holte heraus, was mein verkümmertes Herz sein letztes Blut weinen ließ.
Sein Foto.
»Du fehlst mir, moy geroy«, wisperte ich und betrachtete das charmante Lächeln, mit dem immer zwei Grübchen auf seine Wangen traten. Mein Held. Sein Kinngrübchen war so markant gewesen, dass es aussah, als wäre es geteilt. Papa hatte ihn mir geraubt. Und dafür ließ ich ihn seit zehn Jahren büßen.
Eine Träne fiel auf meine Wange, dabei hatte ich gedacht, keine weitere vergießen zu können. Es zerriss mich, Maxims Fotos anzusehen, und doch gab es keine süßere Qual als jene, mich daran zu erinnern, dass auch ich einmal von ganzem Herzen lieben konnte. Ich küsste die Aufnahme, dann legte ich sie zurück in das Tagebuch, das ich abschloss. Auch wenn ich hier nicht viel hatte, die Geheimnisse meiner Seele ließ Papa in Ruhe. Diesen Funken Privatsphäre ließ er mir, obwohl ich ihm nicht einmal mehr Respekt entgegenbrachte.
Mit Tränen in den Augen ließ ich mich auf den Rücken sinken, starrte an den Baldachin meines Himmelbetts und erlaubte mir einen Moment des Durchatmens. Nur ein paar Minuten Ruhe gönnte ich mir, dann erhob ich mich und ging in mein Bad. Ich würde mich umziehen und zurück nach New York City fahren, denn dort befand ich mich zwar unter der Aufsicht der byki, aber nicht in Papas direktem Einflussbereich. Er hatte seinen Hauptwohnsitz nach Brighton Beach verlegt, nachdem Mama gestorben war, doch ich war in der Stadt geblieben. Na ja, ich hatte mich mit Händen und Füßen gegen den Umzug gewehrt und bewohnte seither das Stadthaus in New York. Ich hätte eine Wohnung bevorzugt, allerdings hatte mein Vater darauf bestanden, mir einige byki an die Seite zu stellen, die auf mich aufpassen sollten. Glücklicherweise hatte ich es inzwischen perfektioniert, unter ihrem Radar zu fliegen.
* * *
Ich saß auf der Rückbank des gepanzerten Mercedes, als Arkadij – mein persönlicher byk – an der Kirche vorfuhr. »Bitte halt hier an«, sagte ich und löste den Gurt. Morgen jährte es sich zum zehnten Mal, dass er mir genommen wurde, und ich wollte eine Kerze für ihn anzünden. Noch heute hörte ich seine Stimme in meinem Ohr, die mir süße Worte zuflüsterte, und mir sagte, dass er mich liebt, und die auch wirklich Verruchtes raunen konnte. Er war mein Traum vom Leben, den ich damals unter vielen Tränen begraben musste. Mit ihm hatte ich alt werden wollen, doch das hatte Papa mir genommen. Mein Vater hatte behauptet, dass die byki ihn erschossen hätten, doch wusste ich, dass es eine Lüge war. Das hätten sie nicht einfach so getan, zumindest nicht ohne seinen eindeutigen Befehl, denn diese Männer taten nur, was man ihnen auftrug.
Nachdem Arkadij geparkt hatte, stieg ich aus und wartete auf ihn. Er brachte mich wie immer bis an die Tür, dann bezog er Stellung vor der Kirche. Denn beten wollte ich allein.
Für mein Seelenheil.
Für Kraft.
Und dafür, dass Maxim im Paradies auf mich wartete.
Manchmal träumte ich von ihm, doch jeder schöne Traum wurde grausam beendet. Denn Papa tauchte immer dann auf, wenn ich Maxim sagte, wie sehr ich ihn liebe. Auch heute liebte ich ihn noch, sofern ich dazu überhaupt noch in der Lage war. Ich war mir sicher, dass mein Herz mit ihm verrottete.
Als ich das Mittelschiff entlangging, war die Kirche verlassen. Niemand befand sich hier und es wunderte mich, dass die Türen noch nicht abgeschlossen worden waren.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zu den Opferkerzen, holte einen Zwanziger aus meiner Hosentasche und steckte ihn in den kleinen Opferstock, dann zündete ich eine Kerze an.
»Bitte, Herr, lass ihn einen Platz an deiner Tafel haben. Speise und nähre ihn, denn er war ein Teil von dir.«
Ich betete leise vor mich hin, hielt dabei die Augen geschlossen und konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken.
»Ich hoffe, du kannst mich hören, moy geroy«, wisperte ich. »Du fehlst mir und jeder Tag ohne dich, kommt der Hölle gleich. Meine Liebe hat dich das Leben gekostet und trotzdem hoffe ich, dass du mir dort oben einen Platz freihältst. Ich kann dich einfach nicht vergessen«, hauchte ich und wischte die Tränen von meinen Wangen. »Seit zehn Jahren bete ich darum, endlich an deiner Seite zu sein, aber ich glaube, ich habe noch etwas zu erledigen, bevor ich dir Gesellschaft leisten kann.« Ich schluckte. »Bitte halt deine schützende Hand über mich.« Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute zu dem Buntglasfenster, durch das das Licht der Straße fiel. »Es wird immer nur dich für mich geben, moye serdtse.« Mein Herz. »Du warst mein Leben und du wirst meine Ewigkeit sein.« Ich schickte einen Kuss gen Himmel und wischte abermals die Tränen von meinen Wangen. »Ich liebe dich.«
* * *
Sibirien / Russland
Eins.
Zwei.
Drei.
…
Fünfundzwanzig.
Ich atmete auf.
Ich schrie nicht mehr, wenn sie mich auspeitschten oder auf andere Weise folterten. Hier gelandet war ich wegen der Liebe zu einer Frau, mit der ich mein Leben verbringen wollte, doch das war nun alles vorbei. Zehn lange Jahre war ich bereits hier, fror mir den Arsch ab und arbeitete bis zur totalen Erschöpfung. Ich hatte einige kommen und sterben sehen, doch mein Überlebenswille ließ sich nicht brechen.
Ich spürte das warme Blut an meinem nackten Rücken, ebenso die Kälte, die an meiner Haut leckte und versuchte, mich in die Knie zu zwingen, doch ich ließ mich nicht unterkriegen.
Ich würde nicht aufgeben.
Niemals.
Hier war ich eine Nummer.
1404.
Ironischerweise mein Geburtstag.
Sie wurde mir sogar auf den Unterarm tätowiert, nachdem ich hier eingetroffen war. Hergebracht von Grischa Sowlowjows byki fristete ich nun mein Dasein als Zwangsarbeiter. Doch wartete ich nur auf eine passende Gelegenheit, um von hier abzuhauen. Ich würde hier nicht versauern, auch wenn ich ihnen bereits meine besten Jahre überlassen hatte.
Durch die körperliche Anstrengung war ich verdammt muskulös geworden, allerdings war ich mir sicher, dass das die manuelle Arbeit in einem Steinbruch mit sich brachte.