Hitler - Wolfram Pyta - E-Book

Hitler E-Book

Wolfram Pyta

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Beschreibung

Der Diktator und die Macht der Inszenierung

Dieses Buch gewährt einen völlig neuen Blick auf Herrschaft und Persönlichkeit Adolf Hitlers. Sein Aufstieg und sein mörderisches Regime, so zeigt Wolfram Pyta, beruhten vor allem auf der radikalen Anwendung ästhetischer Prinzipien, welche sich der selbsternannte Künstler Hitler vor seinem Eintritt in die Politik im Jahre 1919 zu eigen gemacht hatte.

Wolfram Pyta, renommierter Neuzeithistoriker und Direktor der Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte, untersucht aus ebenso erhellender wie ungewöhnlicher Perspektive den Aufstieg des brotlosen Künstlers Hitler zum allmächtigen Politiker und Feldherrn. Der Historiker zeigt, wie Hitler durch raffinierte Ästhetisierung der Politik seine Massengefolgschaft fand – dem verhinderten Theaterarchitekt und passionierten Wagnerianer half dabei vor allem die konsequente Inszenierung seiner politischen Auftritte. In dem von ihm entfesselten Weltkrieg erlangte Hitler zudem die totale militärische Herrschaft, weil ihm der Geniekult die nötige Legitimation verlieh. So wird auf überraschende Weise deutlich, dass der Diktator und militärische Führer Hitler ohne sein reklamiertes Künstlertum nicht zu verstehen sind.

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Wolfram Pyta

Hitler

DER KÜNSTLER ALS POLITIKER UND FELDHERR

Eine Herrschaftsanalyse

Siedler

Erste Auflage

Copyright © 2015 by Siedler Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Rothfos + Gabler, Hamburg

Lektorat und Satz: Ditta Ahmadi, Berlin

ISBN 978-3-641-15701-2

www.siedler-verlag.de

Inhalt

Einleitung

I.

II.

III.

IV.

TEIL I

1Hitlers Kunstverständnis

2Wagners Gesamtkunstwerk als ästhetisch-politische Vorlage

3Der passionierte Theaterarchitekt

4Künstlerexistenz ohne antisemitische Neigungen

5Übergang zum Künstler-Politiker

6Ästhetische Lehrmeister

7Am Anfang war das Wort: der Redekünstler

8Genese und Funktion von Mein Kampf

9Genie als Charisma-Ergänzung

TEIL II

10Der Weg zur Feldherrnschaft

11Etablierung des miltärischen Genieanspruchs

12»Mein Krieg«

13Entkörperlichte Kriegführung

14Raum vor Zeit: Absage an den Bewegungskrieg

15Verführung durch den Raum

16Halten um jeden Preis: der Defensivspezialist

17Der Weg nach Stalingrad

18Ein zweiter Ludendorff oder Hindenburg?

19Hitler versus Manstein: Genialitätsanspruch contra Generalstabsexpertise

20Im Zeichen des Mars: Der Krieg verdrängt die Politik

21Architekt der Festung Europa

22Geretteter Dilettantismus

23Genieverfall

24Der Schattenmann: Hitler und Friedrich der Große

ANHANG

Dank

Abkürzungen

Bibliographie

Personenregister

Einleitung

I.

Warum noch eine weitere Monographie über Hitler? Warum noch einmal ein Buch über jene Person, deren Name unauflöslich mit zwei monströsen Menschheitsverbrechen verbunden ist: ein Weltkrieg, der mehr Menschenleben kostete und mehr Verwüstungen anrichtete als jeder andere militärische Konflikt in der Menschheitsgeschichte, und vor allem die hasserfüllte und erbarmungslose Verfolgung politischer Gegner? Millionen von Kriegstoten waren am Ende zu beklagen, und der Mord an sechs Millionen jüdischen Menschen, die in seinem Machtbereich gelebt hatten, stellt den schrecklichsten Genozid überhaupt dar. Hitler ist nicht der einzige Diktator des 20. Jahrhunderts, der in der Geschichte Blutspuren hinterlassen hat, aber mit solchen Leichenbergen war bis dahin kein politischer Lebensweg gepflastert gewesen. Die eliminatorische Vernichtungsenergie, mit der Hitler den Holocaust ideologisch vordachte, legitimierte und in Gang setzte, lässt uns immer noch erschaudern!

Wegen der unvorstellbaren Dimensionen seiner Verbrechen ist Hitler ein zentraler Gegenstand der internationalen Forschung geworden. Insbesondere die Geschichtswissenschaft hat eine kaum noch überschaubare Menge einschlägiger Forschungsergebnisse produziert, so dass sich die Fachleute hier auf einem überaus gut erforschten Terrain bewegen. Der Literaturberg ist so gewaltig, dass selbst von der Kerntugend ihrer Profession – kreative Neugier gepaart mit dem unstillbaren Hunger nach unbekannten Quellen – angefeuerte Historiker sich bisweilen eingeschüchtert und verzagt die berechtigte Frage stellen, ob dieser Gegenstand nicht überforscht sei. Ist Hitler nicht eine historische Figur, bei der die Forschung jeden Stein tausendfach gewendet hat, so dass inzwischen die kleinste nebensächliche Trouvaille als sensationeller Fund gilt?

In der Tat droht einem Unterfangen, das sich an der Lebensgeschichte Hitlers chronologisch abarbeitet, die Gefahr, in der Fülle der bekannten und bestens erforschten Details zu versinken. Vor allem die magistrale Biographie von Ian Kershaw1 hat den politischen Aufstieg Hitlers bis in die kleinsten Verästelungen hinein verfolgt und gibt immer noch den Maßstab für künftige Forschungen ab. Auch aus diesem Grund wird dem Leser hier keine Studie vorgelegt, die in biographischer Manier Hitler vom 20. April 1889 bis zum 30. April 1945 durchleuchtet und dabei möglicherweise unbekannte Facetten zutage fördert, was immer noch möglich ist.2 Der Verfasser nutzt vielmehr solche überaus verdienstvollen Studien, um systematisch angelegte Schneisen durch das Dickicht der Forschung zu schlagen: Er strukturiert das Leben Hitlers nach dem chronologischen Ablauf, aber er wählt systematische Haltepunkte, die sich aus dem Bestreben ergeben, Kultur- und Politikgeschichte fruchtbringend miteinander zu verbinden.3 An Hitler lässt sich die heuristische Ergiebigkeit eines solchen interdisziplinär angelegten Zugriffs, der zwar immer wieder eingefordert, aber von Historikern eher selten eingelöst wird, besonders gut erproben. Daraus ergeben sich methodische Prämissen und Weiterungen, die in dieser Einleitung zu erörtern sind – um der Lesefreude willen allerdings nicht in weit ausladender Breite. Die mit der akademischen Methodendiskussion verbundenen Begriffsanstrengungen und theoriegesättigten Explikationen erfolgen vornehmlich in den ersten Kapiteln dieser Studie. Die folgenden Ausführungen sind daher entsprechend knapp gehalten. Überdies spricht vieles dafür, dass Hitler die Entscheidung zur Ermordung der europäischen Juden erst traf, nachdem er sich zum unumschränkten Gebieter des Militärs erhoben hatte. Insofern bildete die absolute militärische Führerschaft eine notwendige Voraussetzung für die Einleitung des Holocaust.

Der Verfasser geht von dem Diktum des Philosophen und Literaturwissenschaftlers Walter Benjamin aus, wonach der Nationalsozialismus die »Ästhetisierung der Politik«4 sei. Benjamin hat mit dieser für ihn typischen rhapsodischen Feststellung einen Wesenskern von Herrschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts freigelegt und so einen Stein ins Wasser geworfen, der bis heute Wellen schlägt.5 Aber der kulturwissenschaftliche Ertrag dieser Position hat eher weniger Beachtung gefunden6 und damit die Frage, in welchem Verhältnis Wort, Ton und Bild als ästhetische Darstellungsmedien stehen, wenn sie Herrschaftsrelevanz erhalten sollen. Immerhin hat Benjamin das Empfinden dafür geweckt, dass Ästhetik kein ornamentales Beiwerk, keine bunte Show, keine trügerische Verpackung totalitärer Herrschaft ist, sondern zum Strukturprinzip von Diktaturen zählt, welche die Zustimmung des Volkes mittels ästhetischer Strategien zu gewinnen suchen. Das Ästhetische verstehen wir dabei unter Rekurs auf den Literaturwissenschaftler Wolfgang Braungart als Gegenstandsbereich dessen, »wie etwas für unsere Sinne, unsere Wahrnehmung gegeben ist, wie es vor ihr erscheint und wie wir etwas selbst sinnlich vollziehen«.7 Ästhetik bezeichnet mithin das Gebiet der Darstellungs- und Erscheinungsmodi sinnlicher Wahrnehmung.

In durchpolitisierten Gesellschaften mit ihren Massenveranstaltungen und Massenmedien veränderte die Politik ihren Stil und ihre Legitimationsbasis: Sie nahm eine neue expressive Gestalt an, weil nicht bildungsbürgerliche Ansprache und das Verfassen von Texten, die vor Gelehrsamkeit nur so strotzten, massenhafte Zustimmung erzeugten, sondern effektvoll inszenierte Auftritte vor einem Massenpublikum. Solchen Auftritten schloss sich dann eine mediale Verwertungskette an, wobei die Reproduktion der Stimme des Volksredners über das Radio sowie seine visuelle Präsentation den im 19. Jahrhundert dominierenden Text zunehmend in den Hintergrund drängten. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war in Deutschland der erste Testfall für diese Wandlung des Politischen: Mit Radio und Tonfilm standen neue Verbreitungsformen auch des Politischen zur Verfügung; sie trafen auf eine durch Krieg und Kriegsfolgenbewältigung aufgerüttelte Gesellschaft, die politisch hochgradig erregt war und neue Anforderungsprofile an die Politiker hervorbrachte. Zwar hatte sich bereits im wilhelminischen Kaiserreich ein partizipatorisch aufgeladener Politikstil verbreitet, vor dessen medialer Aufdringlichkeit nicht einmal der Reichsmonarch geschützt war.8 Aber erst nach dem Ende der Monarchie in Deutschland brach sich diese Entwicklung ungehemmt Bahn. Endgültig passé war damit der gepflegte Honoratiorenstil, der bürgerliche Geselligkeitsformen als Norm des politischen Umgangs definierte; Konjunktur hatte nun der massentaugliche Volkstribun, dessen besonderer Vorzug es sein konnte, dass er so gar nichts vom bildungsbürgerlichen Habitus an sich hatte, sondern – durch Kriegserfahrungen gehärtet und beglaubigt – mit Leidenschaft und Körpereinsatz um Zustimmung warb.

An dieser Stelle lädt uns die Feststellung Benjamins zu einer Neuakzentuierung der politischen Karriere Hitlers ein. Hitler ist unbestritten ein überaus massentauglicher Politiker gewesen, der ohne seine überragende Fähigkeit zum effektvollen politischen Auftritt nie an die Spitze einer politischen Gruppierung, der NSDAP, gelangt wäre.9 Der Aufstieg dieser Hitler-Partei zur weitaus stärksten politischen Kraft in Deutschland unter den Bedingungen freier, gleicher und geheimer Wahlen ist zweifellos nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Weimarer Republik unter enormen ökonomischen Problemen ächzte und der Erste Weltkrieg einen kulturellen Nährboden geschaffen hatte, der eine gewaltbereite Partei wie die NSDAP – aber auch die nicht weniger militante KPD – für viele Deutsche wählbar erscheinen ließ. Ein Politiker, zu dessen Wahlkampfauftritten allein im Jahr 1932 aller Wahrscheinlichkeit nach mehr als zwei Millionen Deutsche strömten, war als Wählermagnet von unschätzbarem Wert. So abstoßend uns Hitlers Auftritte heute auch anmuten mögen, zu seiner Zeit war er – trotz aller Ablehnung, die sein öffentliches Auftreten auch damals hervorrief – ein überaus begehrter Wahlkampfredner. Ohne ihn hätte die zu einer Zeit, als ihr der Rundfunk als zunehmend wichtiges Medium noch versperrt war, nie eine derartig durchschlagende Resonanz erzielt. Dies zu konstatieren führt zu Anschlussfragen, die im Sinne Benjamins eine konsequente ästhetische Erweiterung des Politischen auf die Agenda rücken: War Hitler im Format des öffentlichen Auftritts auch deswegen erfolgreich, weil er Stimmeinsatz, Mimik und Gestik harmonisch aufeinander abstellte? Besaß er das besondere Talent, bei seinen Auftritten in Sälen und Hallen auch den Raum als effektverstärkenden Faktor zu nutzen? Bezeugte das für ihn typische Ineinandergreifen von Raum, Wort, Klang und Körperbewegung nicht eine ausgesprochene Sensibilität für die Theatralität des Politischen? War Hitler also letztlich ein politischer Auftrittsprofi, weil er seine künstlerischen Neigungen in einem wirkungsästhetischen Sinne für die Performanz seiner politischen Aufführungen nutzbar machen konnte? Seine republikanischen Gegenspieler haben die limitierte Wirkung einer kognitiv ausgerichteten politischen Ansprache erkannt, als sie einige Monate vor der Regierungsübernahme durch Hitler Selbstkritik an ihrem Politikstil übten: »Wir sind Geistesakrobaten geworden und bemüht, alles zu verstehen und zu begreifen.«

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