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Dieser Band ist Frau Lydia Bode gewidmet, der Leiterin der Deutschen Schule in Sarangan von 1943 bis Ende 1948. Unter schwierigsten Umständen hat sie diese Aufgabe mustergültig gemeistert. Sie war eine außergewöhnlich begabte und starke Frau. Ihre beachtenswerte Leistung in verworrenen Zeiten muss endlich gewürdigt werden.
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Seitenzahl: 108
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dieser Band ist Frau Lydia Bode gewidmet, die Indonesien über alles liebte und ihre Kraft zunächst als Krankenschwester für junge indonesische Mütter in Sulawesi (Celebes) und danach für indonesische Schülerinnen zweier Schulen auf Java als Lehrerin und Schulleiterin einsetzte. Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre wirkte sie unermüdlich zum Wohle deutscher Schülerinnen und Schüler als Leiterin der Deutschen Schule in Sarangan auf der Insel Java sowie als Deutschlehrerin für indonesische Kadetten der Militärakademie des noch jungen Staates Indonesien. In ihrem letzten Lebensabschnitt in Deutschland unterstützte sie Frauenkreise und erteilte deutschen Sprachunterricht für indonesische Krankenschwestern und Studenten.
88. Dank
89. Vorwort von Hans-Günther Bode
90. Prolog des Autors
91. Lebenslauf von Lydia Bode
92. Unsere deutsche Schule in Sarangan, von Lydia Bode
93. Lehrpläne, Stundenverteilung und Ferienordnung der Deutschen Schule in Sarangan
94. Chronik der Deutschen Schule in Sarangan
95. Die Geschichte des Niederländers Harald de Haan
96. Übersetzung des Buches
Mahatma Gandhi
von E. Stanley Jones durch Lydia Bode
97. Nach der Internierung endlich wieder in der Heimat
98. Die vierte und letzte Reise von Lydia Bode nach Indonesien im Jahre 1961
99. Nachwort von Hans-Günther Bode
100. Nachwort des Autors
101. Anlagen
101.1 Anlage 1: Ausschnitt des Augenzeugenberichts von Gottlob Weiler über den Untergang der
Van Imhoff
101.2 Anlage 2: Beiträge zum Sarangan-Deutsch von Otto Coerper
101.3 Anlage 3: Nachtwache im Lazarett-Zug von Werner Bode
101.4 Anlage 4: Dokumente der Indonesischen Militärakademie in Yogyakarta
102. Literatur
103. Personenregister
104. Sachregister
Ich danke allen Zeitzeugen und deren Familienmitgliedern, die mich nach dem Lesen der bisher veröffentlichten Bände dieser Dokumentation kontaktierten und die mir weitere und oft neue Informationen und Unterlagen zukommen ließen.
Dabei bedanke ich mich besonders bei Hans-Günther Bode. Der überaus umfangreiche Nachlass seiner Mutter Lydia Bode prägt diesen Band 6. Die von ihm aufbewahrten Dokumente zeigen viel über das Leben der deutschen Frauen und Kinder in Niederländisch-Indien während des Zweiten Weltkriegs und den Jahren danach. Herrn Bode danke ich auch, dass mit ihm ein Interview für eine in Vorbereitung befindliche TV-Dokumentation verwirklicht werden konnte.
Wie auch schon bei den vorhergehenden Bänden möchte ich mich bei meinen beiden Lektorinnen Michaela Mattern und Barbara Bode herzlich bedanken. Beide standen mir unentwegt mit guten Ratschlägen zur Seite. Barbara Bode erstellte wieder mit großer Sorgfalt den Buchblock. Auch dafür danke ich.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Rudolf Liesenfeld gedenken, mit dem mich eine tiefe Freundschaft verband. Er wurde in Surabaya geboren und hat viel zur Gestaltung von Band 3 und 5 dieser Buchreihe beigetragen. Erst kürzlich wurde noch ein Interview von mir mit ihm für eine zukünftige TV-Dokumentation aufgenommen. Vor wenigen Tagen ist er plötzlich für immer von uns gegangen. Ich möchte ihm hier posthum für seine Freundschaft und Mitwirkung an dieser Dokumentation danken.
Im Juli 2022 Horst H. Geerken
Die Vorgeschichte dieses Buches lässt sich zurückführen auf eine Bronze-Gedenktafel, die im Jahre 2008 an der Mauer des Stausees in Sarangan angebracht wurde. Dieser Ort liegt an den Hängen eines 3200 Meter hohen Vulkans im östlichen Teil der indonesischen Insel Java.
Die Tafel wurde angebracht zur Erinnerung an die wohl größte deutsche Schule außerhalb Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs mit etwa 230 Schülern, die alle deutsche Wurzeln hatten.
Abb. 89-1, Gedenktafel zur Erinnerung an die Deutsche Schule in Sarangan
Offizielle bundesdeutsche Stellen haben bisher diese Schule medial nicht erwähnt. Nach dem Tode des Initiators Paul Gerhard Zöllner im Jahr 2020 regte ich an, einen Nachruf für ihn herausgeben zu lassen. Dieser Nachruf erschien in der Juni Ausgabe der ‚StuDeo Nachrichten‘1 von 2021.
Bei den Recherchen zu diesem Nachruf stieß ich auf den Autor Horst H. Geerken, der in einigen seiner zahlreichen Werke detailliert über die ‚Deutsche Schule Sarangan‘ berichtete. Es entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch zwischen dem Autor und mir, zumal sich herausstellte, dass wir gemeinsame Bekannte in Indonesien hatten und auch jeweils 18 Jahre in dem Inselreich am Äquator verbracht hatten. Er als Resident Engineer der Firma AEG-Telefunken von 1963 bis 1981 und ich von meiner Geburt am 17. August 1931 bis zur Inhaftierung durch niederländische Soldaten am 24. Dezember 1948. Daran anschließend wurde ich am 30. September 1949 von den Niederländern aus Indonesien ausgewiesen. Die Ausweisung erfolgte nur drei Monate bevor die niederländischen Soldaten das Land auf Druck der Vereinten Nationen und vieler Länder verlassen mussten.
Dieses Buch beschreibt das ereignisreiche Leben meiner Mutter, Frau Lydia Bode. Zusammen mit meinem Vater reiste sie 1922 nach Indonesien aus. Sie leitete die Deutsche Schule in Sarangan von Mitte 1943 bis zum 24. Dezember 1948, als sie – wie ich – von den Niederländern interniert, enteignet und mit mir ausgewiesen wurde. Und das vier Jahre nach Kriegsende!
Sie verstarb unerwartet nach einem reich erfüllten Leben am letzten Urlaubstag mit der Familie am 30. Mai 1964 in Spanien.
Hans-Günther Bode Moers, 14. April 2022
1 Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien e.V.
Schon als Kind, vor meiner Schulzeit, befasste ich mich regelmäßig mit Niederländisch-Indien. Meine Mutter brachte von ihren Besuchen bei ihrer Verwandtschaft in Holland immer Bücher über den Archipel am Äquator mit. Unsere Verwandten in Amsterdam waren im Gewürzhandel tätig, weshalb die Bücher meist die Inseln der Molukken behandelten. Ich konnte zwar noch nicht lesen und verstand natürlich die holländische Sprache noch nicht, aber ich studierte die vielen Abbildungen mit großer Begeisterung.2
Später, auf dem Gymnasium, behandelt mein Geografielehrer Dr. Schurr vor allem die Inselwelt Indonesiens. War es Schicksal oder Fügung, dass ich 1963 für einen deutschen Konzern nach Indonesien delegiert wurde, um dort eine Niederlassung aufzubauen? Nun begann ich mich intensiv mit der Kultur, der Geschichte und der Sprache des Landes zu beschäftigen. Von Anfang an war ich mit zwei einflussreichen Indonesiern befreundet, die mich während meiner Zeit in Indonesien beruflich berieten und die im Unabhängigkeitskrieg Sukarnos gegen die Niederländer von 1945 bis Dezember 1949 als Offiziere leitende Stellungen in der PETA3 eingenommen hatten. Ihre Geschichten fesselten mich derart, dass mich das Thema über die Aktivitäten des Dritten Reichs in Südost-Asien nicht mehr losließ. Aufgrund zahlreicher Rückmeldungen von Lesern aus der ganzen Welt sind nun mit dem vorliegenden Buch bereits sechs Bände dieser Dokumentation erschienen. Durch diese Rückmeldungen und neue Dokumente wurde klar, dass die Aktivitäten des Dritten Reichs in Ost- und Südost-Asien wesentlich umfangreicher waren als bisher bekannt war. Ein voraussichtlich siebter und letzter Band wird folgen.
Nachdem die von den Niederländern internierten deutschen Frauen und Kinder aus den Lagern auf Java und anderen Inseln des Archipels im März 1942 von den Japanern befreit wurden, wurden nun in denselben Lagern Tausende Niederländer unter den gleichen schrecklichen Verhältnissen eingesperrt. Die deutschen Frauen und Kinder waren nun frei, die Niederländer hinter Gittern.
Auf Wunsch des Deutschen Reichs und der japanischen Besatzungsmacht in Indonesien sollten alle deutschen Frauen und Kinder an einem Ort zusammengefasst werden, wo auch eine Schule für die Kinder bereitgestellt werden sollte. Man entschied sich, vermutlich auf Empfehlung von Walther Hewel4, für den Luftkurort Sarangan in den Bergen von Ostjava. Dieser Ort, in herrlicher Umgebung mit einem gesunden Klima, war Walther Hewel durch mehrere Besuche in der 1920er und 1930er Jahren bestens bekannt.
In den Recherchen zu dieser Dokumentation habe ich von mehreren Zeitzeugen, die dort als Kinder unterrichtet wurden, viele weitere Einzelheiten erfahren. Diese sind in die bisherigen Bände dieser Reihe eingeflossen. Auch mehrere Hundert Kadetten der ersten indonesischen Militärakademie wurden auf Wunsch von Präsident Sukarno in der Deutschen Schule in Sarangan aus- und weitergebildet. Sukarno sah in Sarangan die Möglichkeit, den Grad der indonesischen Ausbildung für die zukünftige Elite der noch jungen Nation aufzubessern.
In Sarangan gab es die Sporthochschule SORA5, in der die Kadetten durch deutsches Lehrpersonal ausgebildet wurden. In den anderen Fächern wurden sie in den Räumen der Deutschen Schule unterrichtet. Im Zuge dieser engen Kooperation entstanden über die Jahre gute persönliche Kontakte, meist sogar Freundschaften. Dies war für den späteren Schutz der deutschen Gemeinschaft vor marodierenden Kommunisten und von Niederländern finanzierte Straßenräubern von großer Bedeutung.
Die meisten deutschen Lehrerinnen und die wenigen Lehrer wurden nach Kriegsende Angestellte der indonesischen Regierung und bekamen dadurch eine gesicherte Lebensperspektive. In den Bänden 1 bis 3 habe ich bereits ausführlich über die Deutsche Schule und die Kadetten der indonesischen Militärakademie berichtet. Erst in diesem Band 6 kann ich – dank Hans-Günther Bode – viel mehr Details über seine Mutter, die Schulleiterin Frau Lydia Bode, und das Leben der Deutschen in schwierigen Zeiten preisgeben.
Bei den Recherchen zu der Deutschen Schule in Sarangan auf der Insel Java stieß ich immer wieder auf den Namen von Frau Lydia Bode, die 1895 geboren wurde. Sie war in Sarangan von September 1943 bis Ende 1948 Schulleiterin. Nachdem der 1931 in Indonesien geborene Dipl. Ing. Hans-Günther Bode die ersten Bände meiner Dokumentation gelesen hatte, kontaktierte er mich Anfang 2021. Er war einer der Schüler, der die Deutsche Schule in Sarangan von 1943 bis 1948 durchgehend besucht hatte. Hans-Günther Bode, mit dem ich mich in der Zwischenzeit angefreundet habe, besitzt einen großen Schatz von Hinterlassenschaften seiner Mutter. Er erlaubte mir großzügig, diesen Schatz zu sichten, auszuwerten und auch zu veröffentlichen.
Abb. 90-1, Die beiden Veteranen, Dipl. Ing. Hans-Günther Bode und der Autor, Juli 2022 in Düsseldorf
War ich bisher von Frau Lydia Bode nur begeistert, so muss ich sie nach Durchsicht der vorhandenen Dokumente heute mehr als nur bewundern. Es ist unglaublich, was diese Frau in den Kriegs- und Nachkriegsjahren in der Schule in Sarangan und während der anschließenden erneuten Internierung durch die Niederländer im Kamp Chassé an der Hauptstraße Milenvliet in Jakarta unter schwierigsten Bedingungen alles geleistet hat. Als Schulleiterin und Lehrerin hat sie nicht nur Hunderten deutschen Schülerinnen und Schülern zu einer ausgezeichneten Ausbildung verholfen, sie hat auch durch die Schulung von Hunderten indonesischen Kadetten der ersten Militärakademie den Start des noch jungen Landes in ein unabhängiges Indonesien erleichtert.
Aufgrund der vielen neuen und einmaligen Dokumente befasst sich dieser Band 6 ausschließlich mit Frau Lydia Bode und ihrer Tätigkeit als Leiterin der Deutschen Schule in Sarangan. Es ist mir eine Ehre, ihr posthum diesen Band zu widmen. Allerdings merkt man, dass das Papier in den Kriegs- und Nachkriegsjahren in Indonesien knapp war. Ihre Briefe sind ganz eng von Rand zu Rand beschrieben und oft schlecht zu lesen. Zum Teil sind Dokumente auch noch in Sütterlin-Schrift geschrieben. Dies machte mir jedoch kein Problem. Meine erste Schrift, die ich in der Schule erlernte, war Sütterlin. Auch erhaltene Fotos sind – wie damals üblich – sehr klein und oft unscharf, sodass sich nur wenige für einen Buchdruck eignen.
Die Ausbildung der deutschen Schülerinnen und Schüler sowie der indonesischen Kadetten fand unter den allergrößten Schwierigkeiten statt. Es gab Anfangs kein Schulmaterial, keine Schulhefte und kein Papier. Alles musste erst besorgt werden. Nur in begrenzten Mengen konnte das hauchdünne Durchschlagpapier durch das Deutsche Konsulat in Jakarta bereitgestellt werden. Selbst Bleistifte waren knapp. Erst später kam veraltetes deutsches Unterrichtsmaterial aus China, von der Deutschen Schule in Shanghai, in Sarangan an. Selbst die Landkarten für den Geographieunterricht mussten von Hand – und teilweise aus der Erinnerung – gezeichnet werden. Erst als ein fast regelmäßiger Verkehr deutscher U-Boote von Europa bis nach Surabaya stattfand, wurden neuere Schulbücher geliefert, die dann allerding im Sinne des Dritten Reichs abgefasst waren. Im Rahmen des Deutschunterrichtes wurde von Lydia Bode auch die Thematik ‚Deutsche Kultur‘ behandelt.
Da viele Kinder deutscher Eltern zuvor in niederländischen Schulen unterrichtet wurden, sprachen sie Holländisch und Malaiisch6 und nur wenig Deutsch. Die malaiische Einheitssprache des indonesischen Archipels ist die Bahasa Indonesia. Es war ein richtiges Kauderwelsch, das anfangs von der Jugend in Sarangan gesprochen wurde, eine Mischung aus Deutsch, Holländisch und Malaiisch. Es war das so genannte ‚Sarangan-Deutsch‘. Zum Beispiel wurde aus dem See das Meer, eine Dose oder Schachtel wurde eine Trommel, ein Tisch- oder Stuhlbein wurde eine Pfote, jeder Handwerker wurde ein Tukang, jeder Einkaufsladen ein Toko und jeder Lagerraum ein Gudang. Viele Ausdrücke entstanden durch die Übertragung aus dem Niederländischen. So war Der Blanke ein Weißer, ein Europäer, oder ein Fell eine Wursthaut. Das Wort Stoppkontakt für Steckdose ist sogar heute noch in der Bahasa Indonesia gebräuchlich. Oft wurde auch die nachlässige Ausdrucksweise im Niederländischen aufs Deutsche übertragen. Man sagte Darf ich ein Butterbrot? Das ‚haben‘ fehlte und wurde nicht ausgesprochen. Dann wurde ‚haben‘ verwendet, wo es gar nicht hingehört. Man sagte Wir haben es gerade darüber und meinte Wir sprechen gerade davon.
Im Deutschen geht ‚Mittag‘ von 12 Uhr bis maximal 14 Uhr. Beim Niederländischen Middag beginnt der ‚Mittag‘ erst nach 14 Uhr und dauert bis zum Dunkelwerden. Dann folgt im Niederländischen der Abend, wenn im Deutschen die Nacht gemeint ist.
Über die anfänglichen Sprachschwierigkeiten schrieb Dr. Johannsen in einem Gedicht:
Gut deutsch sprechen war oft sehr schwer: ‚Lüst du mit mir zu wandeln um dem Meer?‘ Unsicher war man bei ‚mir‘ und ‚mich‘, wie’s richtig, wusste mancher hier nicht. Auch das ist langsam nun behoben; da müssen wir wieder die Schule loben!7