Hochsensibel sein - Ulrike Hensel - E-Book

Hochsensibel sein E-Book

Ulrike Hensel

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Beschreibung

Im Einklang mit der eigenen Hochsensibilität Als Coach und Moderatorin von Gesprächsgruppen begegnet Ulrike Hensel immer wieder bestimmten Themen und Herausforderungen, die im Leben ihrer hochsensiblen Klient:innen eine zentrale Rolle spielen. Dazu gehören Aspekte des Selbstverständnisses ebenso wie Fragen nach dem adäquaten Umgang mit sich selbst und mit anderen: - Wie kann ich meine eigene Wesensart annehmen? - Welche Rolle spielt dabei der Vergleich mit anderen? - Soll ich über meine Hochsensibilität sprechen – und wenn ja, wie? Das Buch ist modular aufgebaut, sodass je nach Interesse und Bedarf gestöbert werden kann. Aufgrund dieser umfangreichen Sammlung an Fakten, Zitaten von Hochsensiblen und alltagspraktischen Impulsen können hochsensible Menschen noch besser einschätzen, was ihnen guttut und was nicht, was sie brauchen und was nicht (mehr) sein darf. Für ein zufriedenes, authentisches und an den eigenen Werten ausgerichtetes Leben.

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Seitenzahl: 233

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Ulrike HenselHochsensibel sein22 Impulse für einen guten Umgang mit der eigenen Hochsensibilität

Über dieses Buch

Im Einklang mit der eigenen Hochsensibilität 

Als Coach und Moderatorin von Gesprächsgruppen begegnet Ulrike Hensel immer wieder bestimmten Themen und Herausforderungen, die im Leben ihrer hochsensiblen Klient:innen eine zentrale Rolle spielen. Dazu gehören Aspekte des Selbstverständnisses ebenso wie Fragen nach dem adäquaten Umgang mit sich selbst und mit anderen. Dieses Buch ermutigt zu einer stimmigen persönlichen Entwicklung, die auf die Entfaltung des hochsensiblen wie des individuellen Potenzials und auf größtmögliche Authentizität ausgerichtet ist. Anhand der Sammlung an Fakten, Zitaten von Hochsensiblen und alltagspraktischen Impulsen können hochsensible Menschen noch besser einschätzen, was ihnen guttut und was nicht, was sie brauchen und was nicht (mehr) sein darf.

Ulrike Hensel ist Autorin und Coach für Hochsensible. Deren Erlebniswelt kennt sie bestens aus zahlreichen Kontakten und aus eigener Anschauung. Sie behandelt das Thema Hochsensibilität kenntnisreich, sachlich und neutral und verknüpft es mit dem der Kommunikation. https://coaching-fuer-hochsensible.de

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2023

Coverfoto: © Ulrike Hensel

Fotos im Buch: © Ulrike Hensel

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsjahr dieser E-Book-Ausgabe: 2023

ISBN der Printausgabe: 978-3-7495-0460-2

ISBN dieses E-Books: 978-3-7495-0461-9 (EPUB), 978-3-7495-0462-6 (PDF).

Einführung

Ich heiße Sie, liebe Leserin und lieber Leser, herzlich willkommen in diesem Buch. Schön, dass Sie sich Zeit fürs Lesen nehmen. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird. Denn Sie werden eine Reihe von Anregungen bekommen, wie Sie mit Ihrer eigenen Hochsensibilität gut umgehen können.

Das grundlegende Buch zur Hochsensibilität habe ich schon geschrieben, ebenfalls bei Junfermann: Hochsensibilität verstehen und wertschätzen (2018a). Darin erkläre ich ausführlich die Hochsensibilität und beschreibe ihre Auswirkungen in den verschiedenen Lebensbereichen, in der Familie, im Freundeskreis, in der Partnerschaft und im Beruf.

Im vorliegenden Buch beschäftige ich mich nun mit einzelnen Aspekten des Hochsensibelseins, die in meinen Coachings mit hochsensiblen Personen (abgekürzt HSP) und in meinen HSP-Gesprächsgruppen immer wieder angesprochen und diskutiert worden sind. Die Themen sind also aus dem hochsensiblen Leben gegriffen. Eine Begrenzung hat sich durch den maximal möglichen Umfang des Buches ergeben. So bleiben u. a. die Themen ausgespart, die ausdrücklich dem beruflichen Bereich zuzuordnen sind. (Das könnte noch mal ein extra Buch geben!)

Das Besondere an diesem Buch: Es ist modular aufgebaut. Die Kapitel sind jeweils in sich geschlossen geschrieben, sodass jedes auch ein Stück weit für sich stehen kann. Überschneidungen und Wiederholungen lassen sich da nicht vermeiden, denn mancher Gedanke und manche Empfehlung sind in verschiedenen Kontexten relevant.

Während des Schreibprozesses stand ich in Mail-Kontakt mit ca. 20 hochsensiblen Menschen, die ich persönlich kenne. HSP, die sich schon eine Weile mit ihrer Hochsensibilität auseinandersetzen und bereit waren, etwas von sich zu erzählen. Diesen HSP konnte ich zu den einzelnen Themen Fragen stellen und sie haben mir Antworten geschrieben. Das war für mich ungeheuer wertvoll, weil es meinen Blick auf die Themen und auf das Hochsensibelsein noch erweitert und vertieft hat. Ich habe die ausdrückliche Erlaubnis bekommen, Zitate aus den Antworten ins Buch zu übernehmen. Den Absprachen gemäß sind die Vornamen, die bei den HSP-Stimmen stehen, teilweise echt und teilweise von den Einzelnen gewählte Pseudonyme. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die mitgemacht haben. Ohne sie wäre das Buch nicht das, was es ist!

Wenn ich Empfehlungen gebe für einen guten Umgang mit der eigenen Hochsensibilität, möchte ich dies ausdrücklich nicht als Anleitung zur „Selbstoptimierung“ verstanden wissen. Vielmehr möchte ich zu einer stimmigen persönlichen Entwicklung ermutigen, die auf die Entfaltung des hochsensiblen wie des individuellen Potenzials und auf größtmögliche Authentizität ausgerichtet ist.

Bitte beachten Sie, dass niemand mit dem Merkmal „hochsensibel“ auch nur annähernd vollständig charakterisiert ist. Reduzieren Sie sich keinesfalls darauf und gehen Sie auch nicht davon aus, dass sich damit alles erklären und lösen lässt. Die Hochsensibilität ist zwar ein grundlegendes, veranlagungsbedingtes Wesensmerkmal, aber es kommen zahlreiche weitere Eigenschaften hinzu. Einen ebenso großen Einfluss haben die Lebensgeschichte, die Lebenserfahrungen und die Lebensumstände. Alles zusammen formt die individuelle Persönlichkeit. In erster Linie ist immer die Einzigartigkeit zu sehen und zu würdigen. Wenn ich etwas über HSP im Allgemeinen sage, trifft das selbstverständlich nicht gleichermaßen auf jede einzelne HSP zu. Bitte relativieren Sie die Aussagen entsprechend.

Ich möchte ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass dieses Buch auf Selbsthilfe ausgerichtet ist. Bitte nehmen Sie anhaltende psychische Probleme ernst und zögern Sie nicht, professionelle therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Hinweise zum Sprachgebrauch in diesem Buch:

HSP nutze ich als gängige Abkürzung für „Highly Sensitive Person“ bzw. „Hochsensible Person“ in der Einzahl und in der Mehrzahl. Sofern durch den Kontext nicht anders ersichtlich, gilt die Bezeichnung „HSP“ für alle Geschlechter gleichermaßen.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!

Ulrike Hensel

Aidlingen, im Frühjahr 2023

1. Die Wesensart Hochsensibilität

„Ich habe herausgefunden, dass es erheblicher Anstrengung bedarf, bis HSP ihre negativen Auffassungen gegenüber ihrer Sensibilität ablegen und diese wahrhaftig schätzen lernen.“

Elaine Aron (*1944)

Schon zu allen Zeiten hat es diesen kleineren Teil der Bevölkerung gegeben, der deutlich sensibler ist als die Mehrheit, nur gab es dafür früher keinen Fachausdruck und keine neutrale Beschreibung. Heute gibt es das.

Das wissenschaftliche Konzept der Hochsensibilität, auf das sich heute alle Experten und Autoren beziehen, geht zurück auf Dr. Elaine N. Aron, eine US-amerikanische Psychologieprofessorin, klinische Psychologin und Psychotherapeutin, die Anfang der 1990er Jahre begann, sich eingehend mit dem angeborenen Wesenszug hoher Sensibilität auseinanderzusetzen. Sie führte selbst wissenschaftliche Studien durch und wertete zudem zahlreiche seinerzeit vorliegende Forschungsarbeiten anderer Wissenschaftler aus. Heute ist sie im Ruhestand, aber weiterhin aktiv als Botschafterin für hochsensible Menschen und im Austausch mit Forschungsgruppen weltweit.

Für den „Trait“ (ein angeborener, unveränderlicher Wesenszug) der hohen Sensibilität prägte Aron den allgemeinsprachlichen Begriff „High Sensitivity“ (Hochsensibilität, manchmal auch sehr wörtlich mit Sensitivität übersetzt) bzw. den wissenschaftlichen Terminus „Sensory Processing Sensitivity“ (Reizverarbeitungssensibilität), der von Forschenden auf diesem Gebiet bis heute verwendet wird. Die Abkürzung HSP steht im Englischen für Highly Sensitive Person, im Deutschen für Hochsensible Person(en).

Elaine Aron wollte mit der negativen Voreingenommenheit gegenüber hochsensiblen Menschen aufräumen und erreichen, dass Hochsensibilität nicht länger verwechselt wird mit Gehemmtheit, Schüchternheit, Ängstlichkeit, auch nicht mit Introvertiertheit und Neurotizismus und schon gar nicht als psychische Störung (z. B. Sozialphobie) oder Krankheit missverstanden wird. Ihr Anliegen war es, die hochsensible Persönlichkeit in einem positiveren Licht erscheinen zu lassen.

Nach Arons Kurzdefinition hat eine HSP ein empfindliches Nervensystem, nimmt innere und äußere Reize verstärkt wahr, bemerkt Feinheiten in ihrem Umfeld und ist leichter überreizt von einer stark stimulierenden Umgebung. Ihrer Erkenntnis nach gehören 15 – 20 Prozent der Menschen – Männer wie Frauen – zur Gruppe der Hochsensiblen. Die Veranlagung zur Hochsensibilität ist erblich.

Neben wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte Elaine Aron eine Reihe populärer Bücher. Ihr erstes und bekanntestes Buch The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You kam in den USA 1996 heraus und ist mittlerweile in sehr viele Sprachen übersetzt worden. In deutscher Sprache erschien es im Jahr 2005 unter dem Titel Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen (inzwischen in der 10. Auflage erhältlich, 2015b). Ein weiteres sehr empfehlenswertes Buch von ihr ist Hochsensibilität in der Liebe – Wie Ihre Empfindsamkeit die Partnerschaft bereichern kann (2015a).

Dem neurowissenschaftlichen Erklärungsansatz zufolge liegt die Reizempfindlichkeit von HSP nicht in den Strukturen der Sinnesorgane selbst begründet, sondern in der Konstitution des Nervensystems, in der Art der neuronalen Verarbeitung der Sinneseindrücke. Wahrnehmung ist immer selektiv. „Neurologische Filter“ sind die Wahrnehmungsfilter, die durch das Nervensystem vorgegeben sind. Die „Umschalt-Zentren“ für Informationen auf dem Weg von den Sinnesorganen, aus dem Körper und vom gefühlmäßigen Empfinden zur Großhirnrinde liegen im Zwischenhirn. Untersuchungen mithilfe der Magnetresonanztomografie liefern Hinweise darauf, dass bei HSP eine erhöhte Aktivität im Zwischenhirn vorliegt. Bei ihnen laufen die Reizverarbeitungsvorgänge im Gehirn insofern anders, als dass im Zwischenhirn mehr Reize als relevant eingestuft, an die Großhirnrinde weitergeleitet und damit bewusst werden. Einfach ausgedrückt: Die Wahrnehmungsfilter von HSP sind durchlässiger, wodurch HSP viel mehr Wahrnehmungen zu verarbeiten haben.

Seit 2012 nennt Elaine Aron in ihren Veröffentlichungen vier Indikatoren für Hochsensibilität:

Verarbeitungstiefe (Depth of Processing),

Übererregbarkeit (Overarousability),

Emotionale Intensität (Emotional Intensity) und

Sinnessensibilität (Sensory Sensitivity).

Sie sagt, diese vier Indikatoren, die Hochsensibilität einfach beschreiben und in den wesentlichen Facetten darstellen, seien geeignet als Kriterien für ein Erkennen von Hochsensibilität bei sich selbst und auch bei anderen.

Eine Fülle von Informationen in englischer Sprache findet sich auf der Website von Elaine Aron: https://hsperson.com

Eine weitere Website möchte ich noch nennen, und zwar die von Prof. Michael Pluess, Entwicklungspsychologe an der Queen Mary University of London, und seinem Forschungsteam. Seit Ende 2021 gibt es die Website, die die Öffentlichkeit über Forschungsergebnisse zur Hochsensibilität informiert, auch in deutscher Sprache: http://www.sensitivityresearch.com/de/

IMPULS: Befassen Sie sich mit dem Thema!

Das Konzept der Hochsensibilität, begründet von Dr. Elaine Aron, als gültig anzuerkennen und sich gut über die Erkenntnisse zur Hochsensibilität zu informieren, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, die eigene Wesensart annehmen zu können und einen guten Umgang damit zu finden.

Empfehlenswerte Bücher und Online-Quellen finden Sie im Literaturverzeichnis am Ende des Buchs.

2. Worin sich Hochsensibilität zeigt

„Hochsensibilität ist eine ererbte Tendenz, alles, was die Sinne erfassen, auf eine sehr feinfühlige und tiefsinnige Weise zu verarbeiten.“

Elaine Aron (*1944)

Hochsensibilität ist ein sehr umfassendes Phänomen, dessen Kennzeichen sich in drei Bereichen zeigen: im Wahrnehmen, Denken und Fühlen. Wobei natürlich alles miteinander verwoben ist und schließlich in der Gesamtheit zu der für HSP typischen Übererregbarkeit führt.

Die Art wahrzunehmen – die sensorische Komponente

Aufgrund ihrer hohen Sinnessensibilität nehmen HSP visuelle Eindrücke, Geräusche, Gerüche, Geschmacksempfindungen, Hautempfindungen (aktiv beim Tasten und passiv bei Berührungen, Temperatur, Druck, Zugluft) sowie Empfindungen aus dem eigenen Körper intensiver, detailreicher, differenzierter und in einer größeren Bandbreite wahr als Nicht-HSP. HSP sind von Natur aus andauernd aufmerksam und wachsam. Sie haben eine niedrige Wahrnehmungsschwelle und registrieren subtile Feinheiten in ihrer Umgebung. Die höhere Reizempfänglichkeit betrifft in der Regel alle Sinne, jedoch ist von HSP zu HSP unterschiedlich, welche(r) Sinn(e) eine vorrangige Rolle spielt / spielen.

Man kann sagen: HSP verfügen über eine außergewöhnliche Wahrnehmungsbegabung. Zugleich besteht generell eine hohe Störanfälligkeit und eine niedrige Toleranz gegenüber einer hohen Reizzufuhr.

Die Art zu denken – die kognitive Komponente

Die Gedankenwelt von HSP ist komplex, differenziert und multiperspektivisch. Die tiefe gedankliche Verarbeitung von Informationen – von Eindrücken, Erlebnissen, Erinnerungen, Vorstellungen, Impulsen, Gefühlen – ist eine oft weniger beachtete und dennoch grundlegende Charakteristik von Hochsensibilität. Es ist HSP wichtig, ihren Beobachtungen Bedeutung zu geben, den Dingen auf den Grund zu gehen, verschiedenste Aspekte und Blickwinkel in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, Zusammenhänge herzustellen, übergreifend und ganzheitlich zu denken, das übergeordnete Prinzip zu erfassen. Dazu gehören ein hohes Maß an Selbstreflexion, ein tiefgründiges Nachsinnen über Gott und die Welt, oft auch ein Interesse an Spiritualität.

Man kann sagen: HSP verfügen über eine besondere kognitive Begabung (nicht zu verwechseln mit Hochbegabung). Sie denken sehr bildhaft, haben eine gute Vorstellungskraft und ein gutes Erinnerungsvermögen, sind zudem gut im kreativen, lösungsorientierten Denken. Problematisch werden kann die Tendenz, zu grübeln, in ein Karussell negativer Gedanken zu geraten und sich lebhaft auszumalen, was alles Schlimmes passieren könnte. Außerdem tun sich HSP aufgrund ihrer hohen Denkaktivität generell schwer, auch einmal abzuschalten.

Die Art zu fühlen – die emotionale Komponente

HSP fühlen intensiv, sind feinfühlig und einfühlsam. Sie reagieren emotional stärker als Nicht-HSP auf jegliche Ereignisse, die sie in ihrem Umfeld erleben oder von denen sie erfahren, und auf das, was im Zwischenmenschlichen geschieht. Sie werden von ihren Gefühlen oftmals geradezu überwältigt, bei mangelnder Selbstkontrolle kann es zu regelrechten Gefühlsausbrüchen kommen. Sämtliche Emotionen werden intensiv gefühlt, angenehme wie Liebe, Zufriedenheit, Freude, Vorfreude, Neugier, Begeisterung, Rührung ebenso wie unangenehme wie Angst, Ekel, Sorge, Traurigkeit, Schmerz, Ärger und Wut. In Konfliktsituationen schlagen ihre Gefühle hohe Wellen, Kritik und Vorwürfe treffen sie tief, manches Mal können schon Kleinigkeiten sie stark irritieren und beunruhigen. Alle Gefühlszustände hallen stark nach, es dauert also verhältnismäßig lange, bis sich eine Aufregung wieder gelegt hat.

Man kann sagen: HSP haben ein reiches Gefühlsleben und beste Voraussetzungen für eine hohe emotionale Intelligenz (die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen). Ihre Berührbarkeit ermöglicht es ihnen, Schönes intensiv zu genießen, macht sie aber auch dünnhäutig und verletzlich. Es fällt ihnen oftmals schwer, ihre Emotionen zu regulieren und sich dem Sog negativer Emotionen zu entziehen.

Die Übererregbarkeit

Unter denselben Umgebungsbedingungen sind HSP aufgrund ihrer größeren Reizoffenheit und Irritierbarkeit tendenziell früher als andere überstimuliert und übererregt und brauchen den Rückzug aus überfordernden Situationen, um sich wieder zu beruhigen.

Als ich meine Hochsensibilität kennenlernte, habe ich festgestellt, dass sie sich tatsächlich in allen Bereichen des Lebens mehr oder minder ausgeprägt wiederfindet. Da es für mich normal war und ist, z. B. gut zu hören, viel wahrzunehmen, intensiv, komplex und bebildert zu denken, oft tiefe Betroffenheit zu spüren usw., war ich bis zu dem Zeitpunkt nicht darauf gekommen, dass dies einem besonderen Phänomen zuzuordnen ist. (Bea)

Introversion / Extraversion / Ambiversion

Obwohl introvertierte Menschen den Großteil der HSP ausmachen, sind nicht alle HSP introvertiert (nach Angaben von Elaine Aron sind es ca. 70 Prozent), und längst nicht alle Introvertierten sind hochsensibel. Die HSP, die zu den circa 30 Prozent gehören, die im sozialen Verhalten extravertiert sind, erkennen sich vielfach zunächst nicht wieder in der Beschreibung von Hochsensibilität, da viele der typischen Charakteristika nur eingeschränkt auf sie zutreffen und ihnen der Kontakt mit Menschen sehr viel bedeutet. Anders als nichthochsensible Extravertierte brauchen sie aber doch auch immer wieder den Rückzug aus der sozialen Interaktion, denn sie haben – ganz HSP – durchaus mit nervlicher Übererregung zu kämpfen und können sich nicht gut in Gegenwart anderer erholen.

Es gibt auch eine Bezeichnung für Menschen, die in der Mitte zwischen introvertiert und extravertiert einzuordnen sind: „ambivertiert“ oder „zentrovertiert“. Ihre Verhaltenstendenz ist weder eindeutig kontaktfreudig, nach außen orientiert und mitteilsam, noch eindeutig zurückhaltend, in sich gekehrt und still. Sie sind mal so und mal so, haben beide Anteile ungefähr gleichgewichtig.

IMPULS: Erkennen Sie Ihr Naturell!

Hochsensibilität macht sich in den Bereichen des Wahrnehmens, Fühlens und Denkens bemerkbar. Die umfangreiche Wahrnehmung, das intensive Empfinden aller Emotionen und die hohe Denkaktivität bedeuten in der Summe eine enorme Reizflut für HSP. Durch diese geraten HSP eher als andere in einen Zustand der Übererregung und Überforderung. Für HSP geht es darum, sich der Besonderheiten ihrer Art, sich selbst und die Welt zu erleben, bewusst zu werden, sie zu akzeptieren, sich darauf einzustellen und das Beste daraus zu machen.

Für das bessere Selbstverständnis hilft auch die Einordnung bezüglich Introversion / Extraversion / Ambiversion. Auch diesbezüglich gilt es, die in der Persönlichkeit angelegte Tendenz anzunehmen, im Großen und Ganzen ihr entsprechend zu leben sowie große und kleine Entscheidungen danach auszurichten.

3. Betrachtungsweise von Hochsensibilität

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“

Epiktet (ca. 50 – 138)

Hochsensibilität hat beides: Licht- und Schattenseiten, Vor- und Nachteile. Jedwede einseitige Betrachtungsweise ist unangebracht. Wir haben es mit einem klaren Fall von „sowohl als auch“ zu tun. Beeinträchtigung ist die eine Seite der Medaille, Bereicherung die andere. Und die eine Seite lässt sich von der anderen nicht trennen.

Die hohe Sensibilität wird je nach aktueller Situation und Herausforderung eher als Nachteil oder als Vorteil erlebt. Nehmen wir als Beispiele ganz unterschiedliche Szenarien, die sich auf die Sinnessensibilität beziehen: Wer der Flut von optischen, akustischen und geruchlichen Eindrücken während einer Fahrt in einer vollen Bahn ausgesetzt ist, vielleicht noch ungewollt mit Fremden auf Tuchfühlung gerät, gegen den Hunger am Bahnhof auf die Schnelle einen wenig schmackhaften Imbiss zu sich nimmt, erfährt die belastende Seite seiner Hochsensibilität. Dies bedeutet Stress pur. Wer im Sommer hingegen durch eine malerische Landschaft spaziert, dem Plätschern eines Bachs lauscht, den herrlichen Duft von Blüten aufnimmt, ein laues Lüftchen auf der Haut spürt, den Geschmack von aromatischen Beeren genießt, bekommt durch seine Detailwahrnehmung und seine Gefühlsintensität Sinnesfreuden und Glücksmomente geschenkt.

Hochsensibilität kann also sowohl störend und hinderlich als auch erfreulich und nützlich sein – je nachdem, in welcher Lebenslage wir uns befinden, wie unsere Umgebungsbedingungen aussehen, wie sich unser Alltag gestaltet, vor welchen Aufgaben wir stehen, welche Lebenspläne wir haben.

Im Laufe der vielen Jahre meiner Coachingarbeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass HSP, die darauf beharren, hochsensibel zu sein sei einfach nur belastend, ein Leben führen, das in grundlegender Weise ihrer hochsensiblen Bedürfnislage widerspricht und ihre Anpassungsfähigkeit überstrapaziert. Solange sie nicht über ihre gesamte Lebensgestaltung prüfend nachdenken und entschlossen notwendige Veränderungen in Angriff nehmen, werden sie weiterhin unter ihrer Hochsensibilität vornehmlich leiden und folglich auch keine andere Einstellung gewinnen können.

Wovon ich übrigens ausdrücklich abraten möchte, ist, in der Bewertung der eigenen Hochsensibilität von einem Extrem ins andere zu fallen, von einseitig negativ auf einseitig positiv umzuschwenken. Das würde man sich selbst gar nicht abnehmen, widerspricht es doch der eigenen Erlebniswirklichkeit. Hochsensibilität hat nun einmal auch belastende Seiten, zumal in unserer grellen, lauten, verdichteten und beschleunigten modernen Welt. Das sollte man nicht versuchen schönzureden. Genauso wenig sollte der neue Fokus auf Begabungen und Stärken zu einem elitären Denken und einer Art Überheblichkeit führen. Das wäre fehl am Platz und schädlich für sämtliche Beziehungen.

IMPULS: Sehen Sie die Hochsensibilität neutral!

Ob Hochsensibilität eher als Vorteil oder eher als Nachteil empfunden wird, hängt von den persönlichen Erfahrungen und der Einschätzung des Einzelnen ab. Empfehlenswert ist eine insgesamt neutrale Sichtweise, die die positiven Aspekte in den Blick nimmt, ohne die negativen zu verleugnen. Die Schwierigkeiten, die mit Hochsensibilität verbunden sind, sollten weder dramatisiert noch bagatellisiert werden. Und die der Wesensart innewohnenden Stärken sollte man schätzen, ohne sie zu überhöhen.

4. Was die Erkenntnis bringt

„Sie müssen verstehen, was es bedeutet, eine HSP zu sein, wie dies mit Ihren anderen Persönlichkeitsmerkmalen zusammenpasst und wie sich die negative Haltung der Gesellschaft auf Sie ausgewirkt hat.“

Elaine Aron (*1944)

Von klein auf haben HSP immer wieder feststellen müssen, dass sie irgendwie „anders“ sind, und haben sich oftmals als außenstehend erlebt – in der Ursprungsfamilie, der Schulklasse, der Freundesclique, später in der Ausbildung, im Studium, im Bekannten- und Kollegenkreis. Eine schmerzliche Erfahrung, ist es doch ein elementares menschliches Bedürfnis, sich zugehörig zu fühlen. Häufig sind HSP auf Unverständnis gestoßen und haben abwertende Kommentare über ihre Wesensart zu hören bekommen. Das heißt, ihnen hat die selbstverständliche Akzeptanz ihrer Gesamtpersönlichkeit gefehlt. Das zieht sich bis in die Gegenwart hinein, ist es im privaten Bereich häufig vorrangig der Partner / die Partnerin, dem / der es an Verständnis fehlt und der / die das Anderssein der HSP moniert.

Das Selbstbild von HSP ist über die Zeit entscheidend geprägt worden durch wiederkehrende Zuschreibungen wie „Du bist eigenartig!“, „Du bist viel zu empfindlich!“, „Du bist eine Mimose“, „Du bist ein Sensibelchen“, „Du bist schwierig!“. HSP haben gedacht, etwas sei mit ihnen nicht in Ordnung, was zu einer beträchtlichen Verunsicherung geführt und ihr Selbstwertgefühl geschwächt hat. Eine Verunsicherung, die sich oft hartnäckig hält.

Ein neues Selbstverständnis ergibt sich, wenn sich Benennungen wandeln, weg vom Problematischen oder gar Pathologischen hin zur neutralen Beschreibung: Hochsensibilität statt Hypersensibilität, Wahrnehmungsbegabung statt Wahrnehmungsstörung, Normvariante statt Anomalie, Besonderheit statt Unzulänglichkeit. Worte sind wirkmächtig. Ich sehe daher allein schon eine große Bedeutung darin, dass die Vorsilbe „über“ bzw. „hyper“ durch „hoch“ ersetzt wird – nicht mehr „überempfindlich“ oder „hypersensibel“, sondern hochsensibel! Das ändert in meinen Augen eine Menge, weil die Abweichung von einem „Normalmaß“, das sich einfach durch die Mehrheit definiert, nicht mehr diskreditiert wird.

Für das bis dahin unerklärliche Anderssein den Terminus „Hochsensibilität“ mitsamt Erklärung zu finden, ist für die meisten HSP eine riesige Erleichterung und Freude. Es wird nachvollziehbar, weshalb die Sehnsucht nach Annahme und Zugehörigkeit oft ungestillt blieb. Zuvor unzusammenhängende Einzelerscheinungen ergeben nun ein schlüssiges Gesamtbild. Mit dem neuen Wissen kann die hochsensible Wesensart neu eingeordnet und neu bewertet werden. Vergangene und gegenwärtige Erfahrungen erscheinen in einem ganz neuen Licht, was neue Perspektiven eröffnet.

Vieles in meinem Leben war auf einmal erklärbar, nicht mehr seltsam. Es ist ein neues Gefühl, obwohl sich an den Fakten nichts ändert. (Manuel)

Nun mache ich mich auf den spannenden, befreienden Weg, mich ganz neu kennenzulernen. (Daniela)

Die Schwierigkeiten, die mit dem Hochsensibelsein verbunden sind, lösen sich natürlich nicht auf einmal auf, können aber dingfest gemacht werden und sind somit leichter handhabbar. Das Selbstbild kann zurechtgerückt, mehr Selbstsicherheit gewonnen, die Selbstakzeptanz erhöht, die Selbstfürsorge gezielter und entschiedener ausgeübt werden. Sich selbst neu zu begreifen, bildet auch die Ausgangsbasis für konstruktive Begegnungen mit anderen Menschen. Das alles vollzieht sich natürlich nicht von heute auf morgen, sondern in einem allmählichen Prozess.

Häufig leitet die Erkenntnis eine Wende in der persönlichen Entwicklung ein. Das Selbstwertgefühl erstarkt und HSP können auch nach außen sicherer auftreten und besser für sich einstehen. Sie fühlen sich ermutigt, mehr Authentizität zu wagen und einen ihnen gemäßen Lebensweg zu beschreiten.

IMPULS: Gehen Sie Ihren stimmigen Weg!

Den Begriff Hochsensibilität zu entdecken und das Phänomen umfassend zu verstehen, ermöglicht HSP einen ganz neuen Blick auf sich selbst und andere sowie auf die spezifischen Herausforderungen im Miteinander. Die Erkenntnis bringt zumeist ein Gefühl der Erleichterung, Beruhigung und Rehabilitation. Sie beschert zudem die wohltuende Zugehörigkeit zur Gruppe der HSP. Mit dem Erkennen der eigenen Hochsensibilität ist auch eine Aufforderung zum Umdenken und zum veränderten Handeln verbunden – immer mehr in Übereinstimmung mit dem feinfühligen und empfindsamen Wesen.

5. Über die eigene Hochsensibilität sprechen

„Man muss mich nicht verstehen. Liebhaben reicht schon.“

Arno Backhaus (*1950)

Das Unverständnis für ihre Wesensart, auf das HSP in ihrem ganzen Leben bei vielen ihrer Mitmenschen gestoßen sind, war so oft verbunden mit Kritik, Herabwürdigung und Beschämung, dass für viele von ihnen allein schon der Satz „Ich verstehe dich nicht“ verletzend wirkt. Für die eigene Besonderheit die Erklärung Hochsensibilität gefunden zu haben, bedeutet für HSP, sich selbst besser zu verstehen und sich nicht mehr „verkehrt“ zu fühlen. Häufig taucht sogleich der Impuls auf, diese Erkenntnis den anderen mitteilen zu wollen, aus dem sehnlichen Wunsch heraus, endlich verstanden zu werden. Sieht man genauer hin, wird klar, dass es im Grunde noch um mehr geht, nämlich darum, ernst genommen und respektiert zu werden, Einfühlung, Wertschätzung und Akzeptanz zu erfahren.

Tatsächlich besteht die Chance, dass all die Reaktionen, Verhaltensweisen und Bedürfnisse, die bei HSP auffallend anders sind, durch die Erklärung des Phänomens Hochsensibilität für andere besser nachvollziehbar und letztlich auch im Miteinander besser handhabbar werden. Dass Missverständnisse und Irritationen weniger, Verständnis und Harmonie mehr werden. Freunde werden zum Beispiel nicht mehr so schnell auf den Gedanken kommen, dass den HSP nichts an der Freundschaft liegt, wenn sie für einige Vorhaben nicht zu begeistern sind, manche Einladungen nicht annehmen oder zwar kommen, sich aber früher verabschieden.

Das Sprechen über die eigene Hochsensibilität hat aber durchaus auch seine Tücken. Kennen Partner:innen, Familienmitglieder und Freund:innen die Hochsensibilität in ihren Facetten und Auswirkungen, können sie den HSP zuliebe die ein oder andere Verhaltensweise (nicht ihr Wesen!) verändern und mancher HSP-gerechten Regelung oder Umgebungs(um)gestaltung zustimmen. Darum zu wissen, was HSP sich wünschen und brauchen, kann für Nicht-HSP allerdings nicht bedeuten, eigene Wünsche und Interessen immer hintanzustellen und nicht mehr engagiert zu vertreten. Langfristig sind nur fair ausgehandelte Lösungen tragfähig.

Sobald andere merken oder vermuten, dass HSP mit dem Argument „Ich bin so sensibel“ einseitig erhebliche Zugeständnisse erreichen wollen, reagieren sie mit Abwehr und womöglich Abwertung. Wer die Aussage „Ich bin hochsensibel“ gar wie einen Trumpf in der Hand für die rigorose Durchsetzung seiner Wünsche oder als Ausrede für eigene unsensible Verhaltensweisen nutzt („So bin ich nun mal!“), darf sich nicht wundern, wenn Unmut und Ablehnung die Reaktion sind. Auch das angemessene Sich-Mitteilen eröffnet zwar die Möglichkeit, verstanden und ernst genommen zu werden, ist aber kein Garant dafür.

Trotz all ihres Bemühens, sich zu erklären, wird sich der tiefe Wunsch der HSP, umfänglich verstanden zu werden, nur teilweise erfüllen. Für andere wird die hochsensible Wahrnehmung, zum Beispiel was alles stört und stresst, in ihrem Ausmaß unvorstellbar bleiben. Andere werden sich nach wie vor nicht in die intensive Gefühlswelt hineinfühlen und nicht in die weit verzweigte Gedankenwelt hineindenken können. (Bitte bedenken: HSP können sich ja auch nicht wirklich in robuste Menschen hineinversetzen!) Und sie werden immer wieder etwas unberücksichtigt lassen, was HSP sich wünschen würden, weil sie ebenso wenig wie HSP aus ihrer Haut heraus können, weil auch sie sind, wie sie sind. Nicht-HSP und HSP erleben in einer bestimmten Situation subjektiv eben nicht dasselbe, obwohl die äußeren Gegebenheiten dieselben sind. Hier treffen verschiedene Erlebniswirklichkeiten aufeinander. Die Herausforderung bleibt also, sich gegenseitig mit größtmöglicher Offenheit, Toleranz und Nachsicht zu begegnen.

Mit anderen über Hochsensibilität und damit über mich zu sprechen hat viele Facetten: Im engeren Freundeskreis ging und geht es meistens dann ganz gut, wenn meine Gesprächspartner(innen) selbst ebenfalls hochsensibel sind. Dann erlebe ich Verständnis, wohltuendes Gesehen-Werden, ähnliche emotionale Schwingungen sowie Dankbarkeit, wenn ich auch schriftliche Informationen darüber anbiete.

Hinsichtlich meines Partners waren die Versuche, ihm diese meine Eigenschaft nahezubringen, leider stets enttäuschend. Wie sehr hätte ich mich gefreut, wenn er ein Buch über Hochsensibilität wenigstens auszugsweise gelesen hätte, geht es darin doch um etwas, was mich u. a. im Kern ausmacht. Wie sehr wünsche ich mir VERSTÄNDNIS … (Katinka)

Eigentlich spreche ich nur mit Personen über Hochsensibilität, bei denen ich davon überzeugt bin, dass sie auch zu diesem illustren Kreis zählen. Es gibt immer noch Menschen, die davon nichts gehört haben und denen es somit ähnlich ergeht wie mir selbst über viele Jahre. Während ich bei HSP auf offene Ohren und Interesse stoße, ist mir das bei Nichthochsensiblen zu mühsam und zu anstrengend. Es ist, als müsse man einem Blinden die Farben erklären … Und vielleicht fürchte ich auch, angreifbar zu werden.

Ansonsten thematisiere ich das höchstens mit meinem Partner. Da ist es natürlich anders gelagert, ist er doch ständig mit meiner Hochsensibilität konfrontiert. Ich denke schon, dass er sich bemüht, mit meinem Anderssein umzugehen … mehr oder weniger erfolgreich. (Birgit)

Welche Auffassung Gesprächspartner über Hochsensibilität gewinnen und wie sie reagieren, hängt unter anderem davon ab, wie HSP das Phänomen, ihre persönliche Situation und ihr Erleben beschreiben. Zeichnen sie ein Bild von einem leidgeplagten „Opfer“, das wehrlos der Grobheit und Rücksichtslosigkeit der „unsensiblen“ Umwelt ausgesetzt ist, wird das allenfalls Mitleid erregen, noch wahrscheinlicher aber Widerstand, weil darin ein Vorwurf mitschwingt. Ganz anders wird die Reaktion ausfallen, wenn sie in neutraler Weise ein Bild von einer Person vermitteln, die detailreich wahrnimmt, intensiv fühlt, vernetzt denkt und durchweg überdurchschnittlich empfindsam und empfindlich ist, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Dies wird viel wahrscheinlicher mit Aufgeschlossenheit beantwortet.

Aus Berichten hochsensibler Männer weiß ich, dass es ein besonderer Fall ist, als Mann über die eigene Hochsensibilität zu sprechen, stehen doch die gesellschaftlich tief verankerten Vorstellungen davon, was Männlichkeit bedeutet, im Gegensatz zu den Charakteristika eines hochsensiblen Mannes.

Buchtipp: Hochsensible Männer – Mit Feingefühl zur eigenen Stärke von Tom Falkenstein (2017), Junfermann Verlag

Wenn man als Mann nicht als Mimose betrachtet werden will, beschränkt man Gespräche über die eigene Hochsensibilität besser auf die ganz nahestehenden Menschen und auch dort nur, wo eine echte Offenheit dafür besteht oder Beziehungsthemen es notwendig machen. (Christoph)

Es gibt wenige Freunde, die das mit der Hochsensibilität wissen, weil ich immer das Empfinden habe, dass es überfordert oder Unverständnis hervorruft. (Markus)

Eine Offenheit für das Thema Hochsensibilität stelle ich vor allem bei meinen weiblichen Freunden fest. Unter meinen männlichen Freunden findet das Thema keine besondere Aufmerksamkeit. Männliche Sensibilität scheint mir unter Männern meiner Generation immer noch ein ungeliebtes Thema zu sein, das instinktiv abgelehnt wird. Dennoch thematisiere ich Hochsensibilität gelegentlich auch bei meinen männlichen Freunden, weil sie wissen sollen, mit wem sie es zu tun haben und was mir wichtig ist. (Ingo)

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