Hoffnung Küsse Sternenzauber - Finny Ludwig - E-Book

Hoffnung Küsse Sternenzauber E-Book

Finny Ludwig

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Beschreibung

Als Claudia das Angebot ihres Bruders annimmt, früher zu seiner Hochzeit anzureisen, ahnt die geschiedene und alleinerziehende Mutter nicht, dass ihr einer der peinlichsten Momente ihres Lebens bevorsteht. Aber wie kann sie auch ahnen, dass der unglaubliche attraktive Mann im Talar, der auf der Junggesellinnenparty ihrer zukünftigen Schwägerin auftaucht, kein Stripper ist … Obwohl sie Philipp Eisenthal nach dieser peinlichen Verwechslung kaum in die Augen schauen kann, kreuzen sich bei den ganzen Feierlichkeiten zur Hochzeit, ihre Wege auffällig oft. Dabei kann sie weder das Kribbeln ignorieren, noch dass ihre beiden Söhne, Erik und Finn, den sympathischen Pfarrer ins Herz geschlossen haben. Wird sich Claudia am Ende ihrer Reise der Frage stellen, ob sie für einen Neubeginn bereit ist?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Hoffnung Küsse Sternenzauber

So hatte sich Claudia das nicht vorgestellt. War der Sinn einer Ehe nicht das Miteinander? Sich zu lieben und sich treu zu sein? In guten wie in schlechten Tagen? Anscheinend hatte Ralf das vergessen, als er sich in eine Affäre gestürzt hat und sie mit ihren beiden Söhnen sitzen ließ. Jetzt, nach der langen Zeit mit all den Streitereien und der Scheidung freut sich Claudia, endlich ein paar Tage bei ihrem Bruder zu verbringen. Natürlich wird das kein einfacher Besuch werden, denn immerhin beabsichtigt Oliver in wenigen Tagen vor den Altar zu treten. Doch Ellen Hofer ist eine wunderbare Frau, die Oliver sicher niemals hintergehen würde.

Dummerweise tritt Claudia gleich zu Beginn des Marathons an Feierlichkeiten in ein riesiges Fettnäpfchen. Aber wie hätte sie auch ahnen können, dass der unglaublich attraktive Mann im Talar auf Ellens Junggesellinnenparty kein Stripper ist? Und dann kreuzen sich auch noch ständig ihre Wege …

Philipp hat als Pfarrer in seinem Leben schon vieles erlebt, aber für einen Stripper wurde er noch nie gehalten. Dabei fühlt er sich von der Verwechslung weniger beleidigt als amüsiert und angenehm überrascht. Zumal Claudia ihn anscheinend überaus attraktiv und gutaussehend findet. Auch er muss sich eingestehen, dass sein Herz in ihrer Nähe ungewöhnlich schnell schlägt.

Ist die junge, geschiedene Mutter endlich die Richtige für ihn? Die, auf die er schon so lange wartet? Werden Claudia und er die Chance auf mehr bekommen?

– Erinnerungen sind wie Sterne in der Nacht. Sie funkeln hell in unseren Herzen. –

Finny & Ludwig

PROLOG

»Kannst du dir das vorstellen? Ich erkenne ihn nicht wieder.« Frustriert wechselte Claudia die Hand, mit der sie das schnurlose Telefon festhielt. Dabei stieß sie den Atem aus, und ihr Pony flatterte vor ihren Augen. »Wie kann er das den Jungs nur antun? Sie sind doch auch seine Kinder. Hat er auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, was das für Erik und Finn bedeutet?«

»Vermutlich nicht«, antwortete ihr Bruder Oliver am anderen Ende der Leitung.

»Sie sehen ihn eh schon viel zu selten – was nicht an mir liegt, wie ich betonen möchte.« Claudias Augen begannen sich allmählich mit Tränen zu füllen. Dabei wollte sie doch nicht mehr weinen. Nicht wegen ihm. Ralf – ihrem Ex-Mann. »Jetzt werden sie noch viel weniger mit ihm zu tun haben.«

»Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er steckt in einer Midlife-Crisis. Anders kann ich mir sein Verhalten langsam nicht mehr erklären.« Oliver schnaubte. »Dabei war er mal mein Freund.«

»Wenn ich nur wüsste, was ich falsch …«

»Stopp! Du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Hör auf, dir einzureden, du hättest Schuld daran, dass er fremdgegangen ist. Er hat dich hinterhältig betrogen und dich und die Jungs sitzengelassen. Das ist unverzeihlich.«

»Das mag sein«, schniefte Claudia. »Dennoch waren Ralf und ich beinahe fünfzehn Jahre lang ein Paar. Wenn ich alles richtig gemacht hätte, wäre er ja wohl kaum in den Armen dieser Patricia gelandet. Und jetzt … Jetzt will er wegziehen. Bedeuten ihm seine Kinder denn nichts?« Claudia hatte den Kampf gegen die Tränen verloren.

»Ich wäre jetzt so gern bei dir, um dich zu trösten und dir zu sagen, dass der Mistkerl keine einzige deiner Tränen wert ist.«

»Das ist lieb von dir.« Sie tupfte sich mit einem Papiertaschentuch die Augen. Als sie das Knarzen der Wohnzimmertür hörte, sah sie erschrocken auf. Ihr älterer Sohn Erik stand unter der Tür.

»Warum weinst du, Mama? Ist etwas passiert?«

»Solltest du nicht schon lange schlafen, Erik? Weshalb bist du denn noch wach?« Claudia wusste, wie sensibel ihr Sohn mit seinen beinahe sechs Jahren war. Seit der Trennung von Ralf war der Junge wie ausgewechselt. Vor allem, wenn er spürte, dass es ihr nicht gut ging.

»Ich kann nicht einschlafen.«

Mit einer einladenden Geste winkte sie ihn zu sich. »Setz dich zu mir. Vielleicht kann dir ja Onkel Oliver eine Geschichte erzählen.«

»Onkel Oli ist am Telefon?«

Die Mundwinkel ihres Sohnes wanderten automatisch nach oben, und Claudia musste schmunzeln. Es war so schön, dass ihre Söhne ihren Bruder so liebten. Und wieder einmal vermisste sie ihn ein Stück mehr.

Erik nahm den Hörer an sich und stellte den Lautsprecher an. »Hallo, Onkel Oli.«

»Hey, mein Großer. Was machst du denn um diese Uhrzeit noch auf?«

»Ich konnte nicht schlafen. Mama meinte, du könntest mir eine Geschichte erzählen. Machst du das? Bitte!«

»Was für eine willst du denn hören?«

Claudia konnte an der Stimme ihres Bruders hören, dass er lächelte.

»Erzählst du mir etwas von Ellens Gutshof? Wie groß sind die Scheunen? Und wie viele Traktoren haben sie? Gibt es dort auch Kühe?«

Liebevoll strich ihm Claudia über seinen dunklen Schopf. »Aber wir sind doch schon in wenigen Tagen dort, dann kannst du dir alles in Ruhe selbst ansehen.«

»Vielleicht lässt sich deine Mama ja auch überreden, ein bisschen früher zu kommen. Dann bleibt mir vor der Hochzeit noch genügend Zeit, um dir und Finn alles zu zeigen.«

Erik riss begeistert die Augen auf. »Mama, können wir das machen? Können wir schon früher zu Onkel Oli fahren?«

Ihr Bruder war unverbesserlich – und genau dafür liebte sie ihn. Er wusste, dass sie dringend Ablenkung brauchte, um nicht in ihren trüben Gedanken zu versinken. Aber ob sich als Ablenkung hierfür ausgerechnet die anstehenden Hochzeitsfeierlichkeiten ihres Bruders eigneten?

Nicht, weil sie Oliver sein Glück mit Ellen nicht gönnte. Im Gegenteil. Sie wünschte den beiden nur das Beste, und sie freute sich, dass ihre Liebe für immer mit dem Bund der Ehe besiegelt sein sollte. Doch allein bei dem Gedanken daran, wie schief man sie als geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter in dem ländlich geprägten Idyll, in dem Oliver nun lebte, ansehen würde, wurde ihr flau im Magen.

Andererseits, was würde es ihr bringen, sich in Hamburg, in ihrer muffigen kleinen Wohnung zu verkriechen? Es wurde so langsam Zeit, wieder nach vorn zu schauen. Warum sollte sie also diesem Angebot nicht nachkommen?

Ihre beiden Kinder waren noch klein und gingen in den Kindergarten. Ein paar Tage aus dieser grauen Blase zu flüchten, würde ihnen sicher guttun. Endlich einmal etwas Neues sehen und erleben. Außerdem war ja schon alles vorbereitet, sie hatte sich für die Hochzeitsfeier ihres Bruders sogar extra ein neues Kleid gekauft.

»Also gut, dann fahren wir einfach schon früher los.«

EINS

Claudia lehnte sich in dem bequemen Bürostuhl zurück und beobachtete ihre zukünftige Schwägerin. Ellen rannte wie ein aufgescheuchtes Hühnchen durch den Raum und redete ohne Punkt und Komma, während ihr Bruder Leonard verständnislos den Kopf schüttelte.

Der Blick der zukünftigen Braut glitt immer wieder zur Wanduhr, die unaufhaltsam die Sekunden zählte.

»Ich komme zu spät«, jammerte Ellen und zog einen Ordner aus dem Regal.

»Wenn du nicht endlich aufhörst, hier Chaos zu verbreiten, kommst du wirklich noch zu spät.« Leonard ging zu seiner Schwester, nahm ihr den Ordner aus der Hand und deutete zur Tür. »Geh endlich. Wir haben hier alles im Griff. Nicht wahr, Claudi?«

Claudia musste schmunzeln, denn sie konnte es kaum erwarten, dass Ellen endlich zu ihrem Gespräch mit dem Pfarrer aufbrach, wo sie Oliver treffen würde. Seit sie ihrer baldigen Schwägerin in ihrer Not angeboten hatte, ein paar Aufgaben für sie zu erledigen, brannte sie darauf, die Liste abzuarbeiten, die auf dem Schreibtisch lag. Es war schon viel zu lange her, dass sie außer ihren Pflichten als Mutter einer anderen Tätigkeit nachgegangen war. Umso schöner fand sie es, dass sie Ellen ein wenig unterstützen konnte, jetzt, da sie und die Jungs beinahe eine Woche vor der Hochzeit angereist waren.

Es war ihr ein besonderes Bedürfnis, sich nützlich zu machen. Zumal die Hofers sie, Erik und Finn so herzlich aufgenommen hatten und man sich rührend um sie kümmerte. Selbst David Hofer, der frischgebackener Vater war, ließ es sich nicht nehmen, die Jungs auf seinem Traktor mitzunehmen und ihnen die Felder zu zeigen, die zum Gut gehörten. Und dann war da ja auch noch Eva Winter. Die sympathische Konditorin, die vorübergehend Unterschlupf bei ihrem Freund gesucht hatte, nur um ihnen für die Zeit ihres Aufenthaltes ihre kleine Wohnung in der alten Mühle zur Verfügung zu stellen.

»Leo hat recht. Du musst jetzt echt los, sonst kommst du wirklich noch zu spät. Und einen Pfarrer lässt man doch nicht warten.« Claudia neigte den Kopf. »Ich schaffe das schon. Keine Sorge.«

»Du bist wirklich meine Rettung. Warum musste sich diese blöde Agentur auch im Datum irren?«

»Geh jetzt!«, forderte Leonard seine Schwester ein weiteres Mal auf.

»Ist ja gut. Ich bin schon weg.« Ellen griff nach ihrem Autoschlüssel, der auf dem Schreibtisch lag, und eilte zur Tür. »Und wenn irgendetwas ist …«

»…rufen wir dich an«, beendete Claudia den Satz.

Sie sahen Ellen hinterher, die durch die geöffnete Bürotür ins Freie verschwand.

»Und da waren es nur noch zwei«, stellte Leonard fest und deutete auf den Zettel, der vor Claudia lag.

»Kann ich dir hierbei helfen?«

»Untersteh dich!« Sie lachte. »Ich kann es kaum erwarten, die Punkte auf der Liste abzuhaken.«

»Wenn das so ist, werde ich mal kurz ins Haus gehen und nachschauen, ob noch ein paar von Vickys leckeren Schokoladen-Cookies da sind. Soll ich dir einen mitbringen?«

Von Ellen hatte Claudia bereits erfahren, dass Leonard ein wirklich großzügiger und liebenswerter Mensch war – es sei denn, es ging um die Schoko-Cookies seiner Frau Vicky, die er freiwillig niemals teilte. Umso überraschter war sie, dass er ihr angeboten hatte, ihr immerhin einen Keks mitzubringen.

»Nein, lass nur. Ich mach mich jetzt erst einmal an die Arbeit, und dann habe ich den Jungs versprochen, mit ihnen ein Eis essen zu gehen.«

»In Ordnung. Wir sehen uns später. Ruf mich, wenn etwas sein sollte.«

Claudia sah ihm hinterher, wie auch er durch die offen stehende Tür im Freien verschwand. Es war ein wirklich heißer Tag, weshalb sie es begrüßte, von Zeit zu Zeit eine sanfte Brise an ihren nackten Waden zu spüren.

Gerade, als sie die Liste zur Hand nahm, klingelte das Telefon. Da außer ihr niemand da war, nahm sie das Gespräch nach einem kurzen Zögern entgegen. Vielleicht konnte sie dem Anrufer nicht weiterhelfen, aber sie war durchaus in der Lage, sich einen Rückruf zu notieren.

Nachdem sie das Telefonat beendet und David die Nachricht des Landmaschinenmechanikers auf einem gelben Klebezettel hinterlassen hatte, klingelte es erneut. Dieses Mal erklang die Stimme einer älteren Frau, die die umgebaute Scheune der Hofers als Partylocation für ihren fünfundachtzigsten Geburtstag buchen wollte.

»Wissen Sie, ich feiere zwar morgen schon Geburtstag, aber nur im kleinen Rahmen. Meine Kinder und Enkelkinder sind alle berufstätig, und die meisten sind am Wochenende auf der Hochzeit von Ellen eingeladen. Deshalb werde ich erst in der nächsten Woche meinen Geburtstag mit einem großen Fest feiern. In meinem Alter sollte man jede Gelegenheit nutzen, um zusammenzukommen. Man kann schließlich nie wissen, wann etwas zu Ende geht.« Die Frau am anderen Ende der Leitung seufzte. »Generell sollte viel mehr gefeiert werden. Die jungen Leute von heutzutage scheinen es verlernt zu haben, sich richtig zu amüsieren. Wo kann man denn heute überhaupt noch tanzen? Also, ich meine nicht zu dieser modernen, lauten Discomusik. Ich meine vielmehr zusammen. Niemand lernt heute noch, einen Walzer zu tanzen. Und dabei ist es doch so wunderschön, sich gemeinsam im Takt der Musik zu bewegen. Ich jedenfalls habe es geliebt, mich von meinem verstorbenen Mann über die Tanzfläche führen zu lassen. Hoffen wir, dass Ellen und ihr zukünftiger Mann miteinander tanzen werden.«

Claudia befürchtete beinahe, Frau Eisenthal zustimmen zu müssen. Selbst sie und Ralf hatten vor ihrer Hochzeit keinen Tanzkurs besucht. Dass sie ein paar Schritte kannte, war einzig und allein ihrem Vater zu verdanken, der es sich hatte nicht nehmen lassen, seiner Tochter wenigstens die Grundschritte der gewöhnlichen Standardtänze beizubringen.

»Oder was meinen Sie?«

»Ähm, wie?« Worum ging es gerade noch? Ach ja, Tanzen. »Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu, Frau Eisenthal.«

»Können Sie tanzen?«

»Ich habe vom Besten gelernt.«

Sie schmunzelte und freute sich schon heute darauf, auf Olivers Hochzeit mit ihrem Vater zu tanzen.

Ihr Blick fiel wieder auf den Zettel von Ellen, der sie zur Eile antrieb. Sie hätte gern noch weiter mit der älteren Dame geplaudert, aber dann würde sie unmöglich rechtzeitig fertig sein, bis David mit Erik und Finn zurückkehrte.

»Ihren Termin habe ich vorgemerkt, Frau Eisenthal.« Insgeheim freute sich Claudia, dass die Terminverwechslung dieser Marketingagentur einen freien Slot im Kalender der Buchungen für die Location mit sich brachte. Der Jubilarin schien nämlich nicht bewusst zu sein, wie kurzfristig ihre Reservierung war. »Sollte Frau Hofer noch Fragen haben, wird sie sich telefonisch mit Ihnen in Verbindung setzen.«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Vielen Dank.«

»Ich danke Ihnen, und ich wünsche Ihnen für morgen einen zauberhaften Geburtstag im Kreise Ihrer Liebsten. Und für die nächste Woche eine unvergessliche Feier.«

Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, machte sie sich daran, die Aufgabenliste abzuarbeiten. Einige Lieferanten mussten verständigt werden, denn die Terminverwechslung hatte vieles durcheinandergebracht. Dabei hatte sich die Verantwortliche der Agentur bei Ellen nicht einmal für das verursachte Chaos entschuldigt. Im Gegenteil. Doch wie hieß es so schön – der Kunde ist König. Und Claudia würde ihr Bestes geben, um zu helfen.

Als Leonard eine Stunde später zurückkehrte, glühten ihre Wangen vor Eifer. Einige Punkte waren immer noch nicht erledigt, denn ständig klingelte das Telefon, und sie musste sich um alles Mögliche kümmern, anstatt die Liste abzuarbeiten.

»Wie ich sehe, hast du noch allerhand zu tun. Ich lass dich besser allein, dann hast du deine Ruhe.«

Mit einem aufbauenden Lächeln legte er einen Schokoladenkeks auf die Schreibtischplatte und ließ Claudia allein zurück, die mittlerweile stark bezweifelte, dass sie noch rechtzeitig fertig werden könnte.

*

»Möchte jemand noch ein Stück Kuchen?« Philipp schob den Stuhl zurück, beugte sich über den gedeckten Gartentisch und nahm den Kuchenheber. »Greift zu, solange noch etwas da ist.«

»Da ich am Wochenende in ein Brautkleid passen muss, verzichte ich an dieser Stelle.« Ellen schob ihren Kuchenteller von sich und deutete auf die Thermoskanne. »Aber zu einer weiteren Tasse Kaffee würde ich nicht nein sagen.«

»Oliver?« Fragend sah Philipp den Bräutigam an.

»Puh, ich habe schon zwei Stück gegessen. Mehr passt wirklich nicht rein.«

Philipp musste Oliver recht geben. Mehr als zwei Stück Kuchen schaffte auch er nicht. Und dabei liebte er den cremigen Johannisbeerkuchen, den Eva Winter seit Neuestem in ihrem Café anbot. Nicht, dass er nicht wahnsinnig gern im Mühlencafé vorbeiging und bei Ellens Schwägerin einen Cappuccino und eine der leckeren Köstlichkeiten genoss. Er mochte das urige Flair dort, und Vicky Hofer war wirklich eine begnadete Konditorin. Das andere Café lag jedoch direkt an der Hauptstraße, wo er mehrmals täglich vorbeikam und deshalb meist dort einkaufte. Da die beiden Betriebe zusammengehörten, musste Philipp kein schlechtes Gewissen haben, eine der Backfeen zu übervorteilen.

Er goss ihnen allen Kaffee nach und drehte am Sonnenschirm, ehe er sich wieder setzte.

»Nachdem ihr mir jetzt die amüsante Geschichte erzählt habt, wie ihr euch kennengelernt habt, und ich auch einen Ausblick in eure Zukunftspläne werfen durfte, habe ich noch eine Frage an euch.«

»Und die wäre?«

Philipp musste beinahe lachen, als Ellen nach der Hand von Oliver griff. Ganz so, als ob von dieser finalen Frage alles abhinge und sie sich nun besonders viel Mühe geben mussten.

»Worauf freut ihr euch bei der Hochzeit am meisten?« Philipp würde niemals darauf verzichten, seinen Brautpaaren diese eine Frage zu stellen.

»Ich kann es kaum erwarten zu hören, wie sie ja sagt.«

Ellen schniefte. »Genau das Gleiche wollte ich auch gerade sagen.«

Als Oliver sich zu Ellen beugte und ihr einen zärtlichen Kuss schenkte, hätte sich Philipp nicht mehr für seine Freundin und ehemalige Schulkameradin freuen können. Ellen war so ein lieber, freundlicher und fürsorglicher Mensch, dass sie alles Glück der Welt verdient hatte. Gleichzeitig zeigte es ihm aber auch, wie einsam er sich fühlte. Er liebte seine Arbeit, ging darin auf und könnte sich niemals vorstellen, etwas anderes als Pfarrer zu sein. Doch seit er vor einem Jahr die Gemeinde übernommen hatte, kam ihm das Pfarrhaus viel zu groß und leer vor.

Gerade wenn er mit Hochzeiten und Taufen zu tun hatte, fragte er sich, ob er selbst wohl jemals der richtigen Frau begegnen würde, um das Haus endlich mit Leben zu füllen. Und so auch jetzt. Während er das so harmonische Paar vor sich bewunderte, hoffte er darauf, dass sich sein Traum einer eigenen, großen Familie in nicht allzu fernen Tagen erfüllen würde.

Natürlich mangelte es nicht an Angeboten.

Die Frauen in seiner Kirchengemeinde kamen regelmäßig in den Gottesdienst, und Philipp wusste, dass dies nicht nur aus Gottesfürchtigkeit geschah. Nachdem sein Vorgänger seine Kirchengemeinde erst im hohen Alter von achtzig Jahren übergeben hatte, war er sich durchaus bewusst, dass der Zustrom auch mit seiner Person zu tun hatte.

Doch bisher war er der Richtigen, der er bedingungslos sein Herz schenken würde, noch nicht über den Weg gelaufen. Er seufzte. Aber er würde die Hoffnung nicht aufgeben. Und bis dahin würde er sich für alle verliebten Paare freuen, die zueinandergefunden hatten.

ZWEI

Claudia stand unter der Tür zum Wohnzimmer der kleinen Wohnung in der alten Mühle und schmunzelte. Ihre Söhne kreischten vergnügt und stürzten sich immer wieder auf Frank Lindner, der auf dem rustikalen Holzfußboden lag und sie in einer geduldigen Ausgiebigkeit kitzelte.

Ellens Mutter Marianne hatte angeboten, mit ihrem Lebensgefährten auf die beiden Jungs aufzupassen, stand doch der Junggesellinnenabschied von Ellen an diesem Tag an. »Und es macht euch wirklich nichts aus, auf sie aufzupassen?«

»Ach, wo denkst du hin.« Marianne winkte ab. »Es ist so schön, kleine Kinder um sich zu haben. Da fühlt man sich doch gleich viel jünger.«

»Und was glaubst du, wie schön es ist, einmal nicht vollgesabbert zu werden oder schmutzige Windeln zu wechseln.« Frank ließ kurz von Erik ab und wandte sich den Erwachsenen zu. »Nicht, dass ich meine Enkeltochter nicht vergöttere. Aber deine Jungs sind einfach robuster.«

Er riss seine Hände in die Höhe und gab einen Kampfschrei von sich. Dann griff er nach Finns Arm, zog ihn zu sich und kitzelte die beiden weiter, bis sie vergnügt giggelten.

---ENDE DER LESEPROBE---