Wünsche Küsse Schneeflockenzauber - Finny Ludwig - E-Book

Wünsche Küsse Schneeflockenzauber E-Book

Finny Ludwig

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Beschreibung

Wenn es etwas in Sophies Leben gibt, auf das sie gut und gern verzichten kann, dann ist das ein weiteres Aufeinandertreffen mit dem TV-Heini Tim Michaelis. Nicht genug, dass sie ihm bei ihrer letzten Begegnung versehentlich ein Veilchen verpasst hat, setzt sich ihre Pechsträhne fort, kaum dass er das Mühlencafé für neue Dreharbeiten betritt. Die Aufzeichnungen zum geplanten Adventsspecial für einen Fernsehsender stellen alle vor große Herausforderungen, denn dummerweise reißt Sophies Tollpatschigkeit nicht ab. Noch dazu fällt ihre Chefin überraschend aus und ausgerechnet sie soll vor der Kamera für Vicky einspringen. Je mehr ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein aufblüht, umso mehr amüsante Missgeschicke verursacht plötzlich Tim in ihrer Gegenwart. Als es zu einem unerwarteten Kuss zwischen ihr und Tim kommt, gerät Sophies Welt ins Wanken. Doch welchen Plan hat das Schicksal mit ihnen? Werden sie sich nach seiner Abreise je wiedersehen und diesem verheißungsvollen Knistern zwischen ihnen eine Chance geben? Eine herzerwärmende Geschichte über Vertrauen, Selbstfindung und die Magie der Weihnachtszeit im romantischen Ambiente der alten Mühle.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Wünsche Küsse Schneeflockenzauber

Wenn es etwas in Sophies Leben gibt, auf das sie gut und gern verzichten kann, dann ist das ein weiteres Aufeinandertreffen mit dem TV-Heini Tim Michaelis. Nicht genug, dass sie ihm bei ihrer letzten Begegnung versehentlich ein Veilchen verpasst hat, setzt sich ihre Pechsträhne fort, kaum dass er das Mühlencafé für neue Dreharbeiten betritt. Die Aufzeichnungen zum geplanten Adventsspecial für einen Fernsehsender stellen alle vor große Herausforderungen, denn dummerweise reißt Sophies Tollpatschigkeit nicht ab. Noch dazu fällt ihre Chefin Vicky überraschend aus. Wenig begeistert springt Sophie vor der Kamera für sie ein und je mehr ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein aufblüht, umso mehr amüsante Missgeschicke verursacht plötzlich Tim in ihrer Gegenwart.

Als es zu einem unerwarteten Kuss zwischen ihr und Tim kommt, gerät Sophies Welt ins Wanken. Doch welchen Plan hat das Schicksal mit ihnen? Werden sie sich nach seiner Abreise je wiedersehen und diesem verheißungsvollen Knistern zwischen ihnen eine Chance geben?

»VIELEN DANK FÜR DIE

WUNDERSCHÖNE ZEIT MIT EUCH.«

Finny & Ludwig

EINS

»Jetzt schau nicht so zerknirscht, Sophie. Er wird dir den Kopf schon nicht abreißen. Und sicher ist das Veilchen zwischenzeitlich auch verheilt.«

Vicky lächelte aufbauend, doch leider vermochte ihr Lächeln nicht, Sophie von dem unguten Gefühl in ihrer Magengegend abzulenken. Dafür war die Erinnerung an ihr letztes Aufeinandertreffen mit Tim Michaelis viel zu präsent in ihrem Kopf. Ihr war die ganze Geschichte immer noch zutiefst peinlich. »Du hast leicht reden. Immerhin warst nicht du diejenige, die ihm den Ellbogen ins Gesicht gerammt hat.«

»Das stimmt.« Eva lachte vergnügt. »Das warst du ganz allein.«

»Das ist nicht hilfreich.« Betrübt sah Sophie zu Eva, die bei Vicky und ihr am Tisch saß und ihre Hände an einer Tasse dampfenden Tee wärmte.

»Ich weiß, und es tut mir auch leid. Aber es war so verdammt lustig, euch zuzusehen. Der Ärmste eilt dir als Retter in der Not zu Hilfe und zum Dank trittst du ihm auf die Zehen und verpasst ihm ein blaues Auge.«

Allein die Erinnerung an die Szene trieb Sophie die Röte ins Gesicht. Mitfühlend, wenngleich nicht weniger amüsiert, tätschelte Eva ihren Unterarm und sie konnte durch den leichten Stoff ihres Pullovers die Wärme ihrer Handfläche spüren. Einzig der Gedanke, Tim nie wieder zu begegnen, war ihr ein Trost. Nach ihrem Missgeschick hatte sie sich zwar mehrmals bei ihm entschuldigt, doch daraus schien er sich nicht sonderlich viel zu machen. In den verbleibenden Stunden, die er und das Kamerateam wegen der Dreharbeiten für das Süddeutsche Fernsehen noch im Mühlencafé gewesen waren, hatte er geschmollt und war ihr aus dem Weg gegangen. Wenigstens war der Beitrag, der zwei Wochen später im Rahmen einer Regionalsendung gezeigt worden war, großartig geworden. Davon, dass die Torte, die Eva und Vicky für die Sendung gebacken hatten, dank ihr beinahe im hohen Bogen durch die Backstube geflogen wäre, hatte glücklicherweise keiner etwas mitbekommen.

»So einen erinnerungswürdigen Einstand wie du hat hier wahrlich noch niemand gefeiert.« Vicky kicherte und zwinkerte Sophie zu.

»Es ist so peinlich. Können wir nicht über etwas anderes sprechen?« Der Gedanke an ihren ersten Arbeitstag zählte nicht unbedingt zu ihren schönsten Erinnerungen, obwohl sie ihre Arbeit im Mühlencafé vom ersten Tag an liebte. Alles war besser, als in der Großbäckerei mit seinen Pseudo-Cafés jeden Tag woanders aushelfen zu müssen und gefühlt nur miesepetrigen Kunden gegenüberzustehen. Ihr Ausflug im Sommer zum Mühlencafé und das zufällige Gespräch mit Vicky, die ihr verzweifelt geschildert hatte, wie dringend sie Unterstützung suchte, verbuchte Sophie als Wink des Schicksals. Sie kannte das Café schon seit ihrer Kindheit und war immer gern hergekommen. Und dass ihre Stelle in der Großbäckerei nicht für die Ewigkeit sein sollte, war ihr von vornherein klar gewesen. Trotz ihrer gastronomischen Ausbildung machte es ihr nichts aus, auch Backwaren zu verkaufen. Doch auf Dauer war ihr das nicht genug. Ein Glück, dass sie sich bei Vicky innerhalb der kurzen Zeit schon in allen Bereichen einbringen durfte. Noch dazu hatte sie in den letzten Monaten tolle Ideen gesammelt, wie sie das Produktsortiment weiter ausbauen könnten, ohne dass es allzu viel Mehraufwand bedeuten musste. Sobald sie den Mut aufbringen würde, hatte sie sich vorgenommen, mit Vicky darüber zur sprechen. Doch momentan galt es für ihre Chefin andere Prioritäten zu setzen.

Ihre Erinnerung kehrte wieder zu ihrem ersten Arbeitstag im Mühlencafé zurück. Warum hatte die Aufzeichnung fürs Fernsehen nicht einen Tag früher stattfinden können? Dann wäre ihr das erspart geblieben und sie hätte sich nicht bis auf die Knochen blamiert.

Sie deutete auf die gefüllte Etagere auf dem Tisch. »Zum Beispiel, für welche Weihnachtsleckereien ihr euch entschieden habt. Sagtet ihr nicht, es werden vier Sendungen aufgezeichnet, die jeweils an einem der Adventssonntage ausgestrahlt werden? Was wollt ihr alles backen?«

Vicky griff nach einer Spekulatiuspraline und leckte sich über die Lippen. »Wir dachten da pro Sendung an vier verschiedene Rezepte – vorausgesetzt, Tim ist damit einverstanden und es ist nicht zu viel.«

»Wir könnten variieren zwischen unterschiedlichen Plätzchen, Lebkuchen, Pralinen, Kuchen und Torten und eventuell auch Desserts. Vicky und ich haben schon eine kleine Auswahl ausgearbeitet.«

»Das klingt nach einem guten und köstlichen Plan. Gebt mir einfach Bescheid, wenn ich euch etwas Arbeit abnehmen kann.« Alles, was Sophie bisher von den beiden gekostet hatte, glich einer zuckersüßen Versuchung, für die sie leider äußerst empfänglich war. Nicht umsonst kämpfte sie seit Jahren mit ihren Pluspfunden. Ihr schmeckte es einfach immer viel zu gut. Und obwohl sie sich trotz der vielen Verlockungen im Café zurückhielt, legten Vicky und Eva sehr viel Wert auf die Meinung ihrer Mitarbeiter. So durften Tina und sie täglich von den Kreationen der beiden naschen.

»Du machst schon so viel für uns. Erst vergangene Woche hast du alle Plätzchen-Boxen für den Verkauf allein und nach Ladenschluss gepackt.« Vicky blickte schuldbewusst drein und Sophie sah ihr ihre Schuldgefühle an.

»Aber ich mache das gern. Außerdem hast du zwei kleine Kinder zu Hause, um die du dich kümmern musst. Und Eva hat ihre Social Media Beiträge gedreht. Ich hatte doch Zeit.« Ja, sie hatte Zeit gehabt. Sie hatte immer Zeit, denn sie konnte weder dem langweiligen Fernsehprogramm etwas abgewinnen, noch gab es einen Freund, der auf sie wartete. Das einzige Hobby, das ihr Freude bereitete, war Lesen. Und da sie auch gern mal auf ein Hörbuch zurückgriff, konnte sie diese Zeit gleich mit etwas Nützlichem verbinden: dem Packen der Plätzchen-Boxen für den ersten Kundenandrang für Weihnachtsleckereien.

»Die Boxen sehen übrigens wunderschön aus und gehen weg wie warme Semmeln. Das war eine tolle Idee mit den Tannenzweigen und den bedruckten Geschenkanhängern.« Eva warf ihre langen blonden Haare zurück und sah zu Vicky. »Wir müssen unbedingt für Nachschub sorgen, wenn es die Zeit diese Woche zulässt. In spätestens zwei Tagen werde ich vermutlich keine mehr im Dorfcafé haben.«

Vicky stieß den Atem aus. »Puh. Bei mir im Mühlencafé werden sie langsam auch schon knapp. Ich bin echt gespannt, wie wir das alles schaffen wollen.« Sie rieb sich die Schläfe.

»Geht es dir nicht gut?«, hakte Sophie beunruhigt nach.

»Ich befürchte, mein Körper reagiert jetzt schon auf die anstrengende Woche, die vor uns liegt.« Ergeben hob sie die Hände. »Versteht mich nicht falsch, ich freue mich schon sehr darauf. Aber manchmal frage ich mich, warum wir uns das antun.« Sie neigte den Kopf und sah Eva fragend an. »Vielleicht hätten wir den Dreh doch besser abgesagt, jetzt, da du nebenher auch noch die Meisterprüfung machst. Wir haben so schon zu viel um die Ohren.«

»Vicky, diese Chance lassen wir uns nicht entgehen. Du kannst dich auf mich verlassen, versprochen. Es ist nicht schlimm, wenn ich mal ein paar Tage weniger Schlaf bekomme. Und Jonas weiß auch schon, dass ich diese Woche keine Zeit für ihn haben werde.«

Sophie wurde warm ums Herz. Die Freundschaft, die Vicky und Eva miteinander verband, war einzigartig und zeigte ihr zugleich, wie sehr sie eine beste Freundin in ihrem Leben vermisste. Von all denjenigen, von denen sie einst gedacht hatte, sie zählten zu ihren Freunden, war immer nur ihre Gutmütigkeit ausgenutzt worden. Dass sie das nicht mehr wollte, war ihr schlagartig klar geworden, als sie ihre vermeintlich beste Freundin Nele dabei ertappte, wie sie hinter ihrem Rücken über sie gelästert hatte. Sie hatte es sattgehabt, sich ihre lahmen Ausreden anzuhören, und kurzerhand die Freundschaft für beendet erklärt – was sich wider Erwarten ziemlich gut und erleichternd anfühlte. Lieber war sie einsam und stürzte sich in die Arbeit, die ihr so viel bedeutete, als weiterhin ihre Zeit mit jemandem zu verschwenden, der es nicht wert war.

»Ich habe für diese Woche keine Pläne und es war mein Ernst, als ich euch meine Hilfe angeboten habe. Mir machen ein paar Überstunden nichts aus.«

»Aber wehe du beschwerst dich hinterher, wenn wir dein Angebot annehmen.«

Vickys erleichterndes Lächeln ließ Sophie spüren, wie wertgeschätzt sie wurde. »Verlasst euch auf mich.«

Sie hörte das vertraute Knarzen der Eingangstür und ein lautes Stimmengemurmel, das weitere Gäste ankündigte. Neugierig blickte sie durch das Sprossenfenster. Außer den wild tanzenden Schneeflocken ließ sich jedoch nicht viel erkennen. Vor zwei Tagen hatte es zu schneien begonnen und seitdem schien es, als wollte es nicht mehr aufhören. Doch trotz des Schneefalls ließen sich die Besucher nicht von einer kleinen Auszeit im Café abhalten, was vielleicht auch an der wunderschönen winterlichen Dekoration und dem unverwechselbaren Ambiente lag. Auf den Tischen lagen frisch geschnittene Tannenzweige, deren Duft sich mit dem von gebackenen Plätzchen mischte. Im Hintergrund lief moderne Weihnachtsmusik, und die Windlichter mit ihren geeisten Gläsern sorgten mit ihrem stimmungsvollen, warmen Licht für eine gemütliche Atmosphäre. In der alten Mühle war es zwar zu jeder Jahreszeit schön, doch gerade im Winter lag ein ganz besonderer Zauber in der Luft.

Sophie schob ihren Stuhl zurück und stand auf, während man vom Eingangsbereich Trampeln hören konnte. Ein unweigerliches Indiz dafür, dass sich die neuankommenden Gäste des Schnees entledigten. »Entschuldigt mich bitte. Hört sich ganz so an, als ob wir neue Gäste bekommen.« Sie deutete zu ihrer Kollegin, die hinter dem Tresen stand und die Kuchenstücke für die Bestellung am Nachbartisch fein säuberlich auf Tellern drapierte, während der Kaffeevollautomat lautstark die Milch für eines der bestellten Heißgetränke aufschäumte. Obwohl Vicky sie daran erinnert hatte, dass sie zwischendurch eine Pause machen sollte, und sie gezwungen hatte, sich zu ihr und Eva zu setzen, hätte sie es nicht ertragen, einfach sitzenzubleiben und Tina die ganze Arbeit allein erledigen zu lassen. »Ich werde mich mal nützlich machen.«

»Danke, Sophie.«

Sie nickte kurz und ging zur alten rustikalen Holztür, die das Café vom Flur und vom Eingangsbereich des Gebäudes trennte. Aufmerksam hielt sie den eintretenden Frauen die Tür auf. Auf deren Jacken und Mänteln lagen noch immer Schneereste. Sie brachten beim Eintreten die Kälte von draußen mit herein und verströmten den Duft von frisch gefallenem Schnee und teurem Parfum. Die kleine Gruppe kannte sie inzwischen gut, besuchte sie doch regelmäßig die alte Mühle, um dort Kaffee und leckere Köstlichkeiten aus Vickys und Evas Backstuben zu genießen.

»Ein toller Service.« Eine der Frauen zeigte sich begeistert, als sie an Sophie vorbeiging und diese einladend in den Gastraum deutete.

»Herzlich willkommen. Wir freuen uns sehr, dass Sie uns wieder einmal besuchen. Und das bei diesem winterlichen Wetter.«

Die Frau beugte sich verschwörerisch zu Sophie. »Nichts könnte uns von unserem monatlichen Treffen hier abhalten.«

»Das freut uns sehr. Und Sie werden sicher nicht enttäuscht sein. Frau Hofer hat diese Woche eine Winteredition ihres köstlichen Käsekuchens im Angebot. Den dürfen Sie sich nicht entgehen lassen.«

Freudestrahlend sah die Frau zur Auslagenvitrine, wo zahlreiche Köstlichkeiten ansehnlich präsentiert wurden. »Ich nehme Sie beim Wort.«

Die Damenrunde zu bedienen, machte Spaß und Sophie freute sich immer, wenn sie zu Gast waren. Weniger wegen des Trinkgeldes, vielmehr, weil die Augen der Frauen stets leuchteten, wenn ihnen ihre Bestellung serviert wurde.

»Im Nebenraum sollte noch Platz sein. Wir können gern zwei Tische zusammenschieben«, bot Sophie an, während sie schwungvoll die Tür schließen wollte. Als sie jedoch auf Widerstand stieß und noch dazu ein schmerzhaftes »Aua« hörte, zuckte sie überrascht zusammen. Sie hatte doch gerade eben nicht tatsächlich einem Gast die Tür vor der Nase zugeschlagen?

Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie und sie zog die Tür hastig wieder auf.

Auch das noch! Es war nicht nur ein Gast. Sie stand keinem geringeren gegenüber als Tim Michaelis.

ZWEI

Hatten sein Kameramann Kai und sein Licht- und Tontechniker Martin sich auf der Fahrt hierher noch darüber lustig gemacht, was ihm bei seinem bevorstehenden Besuch im Mühlencafé wohl dieses Mal alles zustoßen würde, sah Tim sich früher als erwartet dem ersten Anschlag dieser tollpatschigen Sophie ausgesetzt. Noch ehe er den Gastraum nach der geschwätzigen Frauen-Clique betreten konnte, machte seine Stirn Bekanntschaft mit dem stabilen Türblatt. Zu allem Überfluss sah sie ihn daraufhin auch noch so erschrocken und schuldbewusst an, dass ihm seine frustrierten Flüche im Hals stecken blieben.

»I-ich, o nein. Herr Michaelis, es tut mir so schrecklich leid. Haben Sie sich wehgetan? Das war keine Absicht.«

Nach allem, was bei seinem letzten Besuch im Mühlencafé geschehen war, war er sich da nicht so sicher. Niemand konnte auf Dauer so tollpatschig sein. Zumal er als einziger davon betroffen war. Er konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, dass sie noch jemand anderem ein Veilchen verpasst hatte, jemandem auf die Zehen getreten war und sich obendrein mit einer Ohrfeige für ihr Missgeschick entschuldigt hatte.

Instinktiv strich er sich über die Wange, die sie damals getroffen hatte, als sie hektisch auf einen Eisbeutel zum Kühlen seines Veilchens gedeutet hatte und er sich nicht schnell genug hatte ducken können. Wenigstens hatte das niemand mitbekommen, sonst hätte er sich womöglich noch mehr Spott von Kai und Martin anhören müssen. Gleichzeitig betastete seine andere Hand seine Stirn. Eine Beule würde ihm jetzt gerade noch fehlen.

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen das glauben kann. Um auf Nummer sicherzugehen, würde ich vorschlagen, dass wir uns in den nächsten Tagen möglichst aus dem Weg gehen.«

Glänzten ihre rehbraunen Augen jetzt etwa feucht? Auch das noch! Sie würde doch nicht weinen? Er hatte nichts Schlimmes gesagt, oder? Dass es besser war, sich in dieser Woche tunlichst aus dem Weg zu gehen, müsste doch auch in ihrem Interesse liegen.

Aber weit gefehlt. Ihr Blick wurde stoisch und sie reckte kampfeslustig ihr Kinn. »Ich hatte nicht vor, mich Ihnen in den Weg zu stellen. Ich mache hier nur meinen Job. Und wie gesagt, mein Missgeschick gerade tut mir leid. Soll nicht wieder vorkommen.« Ihre Wangen glühten zwischenzeitlich feuerrot. »Geben Sie gern meiner Kollegin Bescheid, wenn Sie ein Pflaster benötigen. Oder einen Notarzt.«

Ihr grimmiger Gesichtsausdruck war schon beinahe belustigend, hätte er sich nicht so über ihre Reaktion geärgert. Hallo? Sie hatte ihm gerade die Tür entgegengedonnert. Und hatte sie ihr letztes Treffen schon wieder verdrängt? Auch das war äußerst schmerzhaft für ihn verlaufen. Warum gab sie sich so schnippisch?

»Tim. Wie schön, ihr seid schon da.«

Froh darüber, dass seine Gedanken über Sophie und ihr Ungeschick unterbrochen wurden, folgte sein Blick der Stimme, die ihn rief. Vicky Hofer saß an einem der vielen kleinen Tische und winkte ihm zu. Neben ihr saß Eva Winter, die ebenso breit lächelte wie ihre Freundin. Obwohl er auf eine weitere Begegnung mit Sophie gut und gern hätte verzichten können, freute er sich ungemein, dass er die beiden noch einmal für Fernsehaufnahmen besuchen durfte. Der kurze Beitrag, den sie im September mit ihnen gedreht hatten, war bei den Zuschauern so gut angekommen, dass die Produktionsfirma, für die er arbeitete, einen weiteren Auftrag vom SDF erhalten hatte. Nur drehten sie dieses Mal ein Special über vier Folgen – für jeden Adventssonntag eine.

»Warum stehst du hier wie angewurzelt?«

Kai, der kurz nach ihm das Gebäude betreten hatte und nun hinter ihm stand, trieb ihn an weiterzugehen. Der aromatische Geruch von Kaffee und frischem Gebäck sowie Vickys einladende Worte trugen ihres dazu bei, dass er sich in Bewegung setzte. Von Einrichtungselementen und Dekoration hatte er zwar keine Ahnung, aber im Mühlencafé wirkte alles ausgesprochen harmonisch und perfekt für die vorweihnachtliche Jahreszeit hergerichtet.

»Mit euch haben wir noch gar nicht gerechnet.« Vicky stand auf und drückte ihn zur Begrüßung, ebenso wie Eva.

»Hi, Tim.«

»Hey, ihr zwei. Schön, wieder hier zu sein.« Er zog seine Wollmütze vom Kopf, die seine schwindende Haarpracht und die raspelkurzen Haare vor dem Wetter schützte. Unterdessen standen auch Kai und Martin bei ihm, die nicht weniger herzlich von den beiden begrüßt wurden. »Nachdem ich den Wetterbericht gehört habe, der starken Schneefall für die höheren Lagen angekündigt hat, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Deshalb sind wir früher losgefahren.«

»Hoffentlich habt ihr Lust auf Süßes mitgebracht.« Eva deutete zu der Etagere auf dem Tisch. »Wir haben gerade darüber gesprochen, was du von der kleinen Auswahl halten würdest.«

»Wir haben überlegt, ob die Vorschläge für die Sendungen passen. Oder spricht aus deiner Sicht etwas dagegen?« Fragend zog Vicky die Augenbrauen nach oben.

Allein ein kurzer Blick auf die süßen Köstlichkeiten ließ Tim das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er entdeckte mit Schokolade verziertes Spritzgebäck, dass seine Großeltern noch immer zu Weihnachten backten. Die Zimtsterne sahen verführerisch aus. In die bunten Ausstecher und die Vanillekipferl hätte er am liebsten sofort reingebissen. Und er konnte das Aroma der dunkelroten Marmelade der Spitzbuben schon beinahe schmecken.

Auch die Pralinenauswahl suchte ihresgleichen. Die Rumkugeln erkannte er sofort, bei den anderen tat er sich jedoch schwer, wobei sie allesamt verlockend aussahen. Und dann waren da noch die kleinen Dessertschalen, geschichtet mit verschiedenen Cremes und verziert mit Spekulatius und Lebkuchen. Allein der Anblick ließ seinen Blutzuckerspiegel gefühlt ansteigen. Endlich hatte er die gewünschte Ablenkung vom erneuten Aufeinandertreffen mit dieser Sophie.

---ENDE DER LESEPROBE---