Hoffnungslos - Sabine Maucher - E-Book

Hoffnungslos E-Book

Sabine Maucher

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Beschreibung

Herzogtum Württemberg, um 1500: Drei Frauen aus der konfliktgeladenen Epoche zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit erzählen aus ihrem bewegten Leben am Hofe des als aufbrausend bekannten Herzogs Ulrich von Württemberg, der später die Reformation einführen sollte. Elisabeth von Brandenburg-Ansbach ist seine umschwärmte Jugendliebe, Ursula Thumb von Neuburg, die Tochter seines Vormunds, seine längjährige Vertraute und Geliebte. Und schließlich ist da noch Sabine von Bayern, seine Ehefrau, die ihn so leidenschaftlich hasst, wie ihm die beiden anderen zugetan sind. Und so entspinnt sich ein Netz aus Liebe, Hass und Intrige, das Württemberg an der Schwelle zur Reformation in die größte Krise seiner Geschichte steuert. Denn die Zuneigung des Herzogs zu seiner Geliebten Ursula, der Ehefrau seines Jugendfreundes Hans von Hutten, lässt ihn immer wieder auf dramatische Weise seine persönlichen Gefühle vor das Wohl seines Landes stellen. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf, angetrieben von rasender Eifersucht und verletzter Eitelkeit.

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Seitenzahl: 590

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Titel

Sabine Maucher

HOFfnungsLOS

Impressum

Impressum

Autorin: Sabine Maucher Titel: HOFfnungsLOS Untertitel: Liebe und Tod am Hofe Ulrichs von Württemberg Titelbild: (Vorderseite, Rückseite und Buchrücken) Lucas Cranach d. Ä. Porträt der Prinzessin Sibylle von Cleve als Braut, 1526 (Klassik Stiftung Weimar, G 12) Umschlaggestaltung: Jochen Baumgärtner, vr Satz: Patrick Schumacher, vr Lektorat: Monika Pleyer, vr Endkorrektorat: Henrik Mortensen, vr E-Book-Erstellung: Alwina Schweizer, vr EPUB: ISBN 978-3-89735-009

Die Publikation ist auch als gedrucktes Buch erhältlich. 368 S., Broschur. ISBN 978-3-89735-8.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Weder Autoren noch Verlag können für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses E-Books entstehen.

© 2018 verlag regionalkultur Alle Rechte vorbehalten.

verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher • Heidelberg • Basel

Korrespondenzadresse:

Prolog

Sabine, Dezember 1554, Nürtingen

In einer von diesen endlosen Dezembernächten liege ich wieder einmal wach und horche auf den Wind, der von der Alb herunter heult. Dieser rüttelt wie ein wildes Tier an den Fensterläden des massiven Gebäudes, das hier in Nürtingen von allen liebevoll und vielleicht auch etwas übertrieben Schloss genannt wird. Den ganzen Tag über hatte es schon genieselt und mit Einbruch der frühen Dunkelheit war der Regen in Graupel und schließlich in Schnee übergegangen, der jetzt von dem Sturm gegen die Butzenscheiben meiner Schlafkammer getrieben wird. Ich kann das Klatschen, mit dem jede Flocke an der Scheibe haften bleibt, ehe sie dann von der nach außen dringenden Wärme des Zimmers zerschmilzt, in der stillen Nacht deutlich hören.

In solchen Nächten, so erzählte unsere Kinderfrau immer mir und meinen Geschwistern, soll die Wilde Jagd, das Gespensterheer der Toten, über die Erde jagen und nach neuer Beute Ausschau halten. Wenn dann nach diesen Geschichten meinen beiden älteren Schwestern Sidonie und Sybille, meinem ein Jahr jüngeren Bruder Wilhelm und mir vor Angst sämtliche Haare zu Berge standen, krochen wir meist wie ein Wurf junger Hunde zueinander ins Bett, um in der gegenseitigen Nähe Trost zu finden.

Heute ist Sybille schon lange tot und mein geliebter kleiner Bruder hat mir als Herzog von Bayern das Leben in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder schwer genug gemacht.

Vor über vierzig Jahren bin ich als Braut in dieses schöne kleine Herzogtum gekommen und habe vor allem in den ersten vier Jahren meiner Ehe mit Ulrich den biblischen Kelch der Bitternis bis zur Neige geleert. Allerdings habe ich in dieser Zeit auch wahre Treue und Hingabe erfahren.

Die Liebe meines Lebens ist heute Nacht ebenfalls schon an die zwanzig Jahre tot, und es gibt Zeiten, in denen ich mir kaum noch sein Gesicht vorstellen kann. Die Gefühle allerdings, die das körperliche Zusammensein mit ihm bei mir auslösten, diese Erinnerungen werde ich wohl mit mir ins Grab nehmen.

Manchmal scheinen die Liebe und der Hass der Vergangenheit in ein anderes Leben zu gehören, sie sind durch die letzten drei Jahrzehnte ebenso überdeckt wie die Landschaft draußen vor meinem Fenster durch die immer dicker werdende Schneedecke.

Die am Abend vor dem Zubettgehen angezündete Stundenkerze ist nun schon lange nach Mitternacht heruntergebrannt und noch immer gehen meine Gedanken im Kreis.

Ich erinnere mich noch gut – wie allen alten Leuten ist mir die entfernte Vergangenheit weitaus näher als der gestrige Tag – an mein Eintreffen in Württemberg, an meine Vorsätze, eine gute Ehefrau und verantwortungsvolle Landesmutter zu werden. Vor allem am Anfang meiner Ehe habe ich stets versucht, mein Bestes für Württemberg und meinen Gemahl zu geben.

Wer konnte auch damals ahnen, dass unsere Ehe in einer solchen Katastrophe enden würde? Obwohl, Anzeichen dafür gab es schon früh, bereits als ich noch mit meinen Eltern und Geschwistern am herzoglich bayrischen Hof meines Vaters in München lebte.

Leider war damals niemand bereit, auf die überall umher schwirrenden Gerüchte über Ulrich und dessen Familie zu hören, schon gar nicht mein Vater oder gar mein Kaiseronkel Maximilian, die in Ulrich zu dieser Zeit unbedingt einen verlässlichen Juniorpartner der Habsburger im Süden des deutschen Reiches sehen wollten.

Draußen tobt der Sturm unvermindert fort und an Schlaf ist immer weniger zu denken. Irgendwann wird sich das erste graue Licht des Wintermorgens bis in meine Schlafkammer hereinkämpfen, aber bis dahin ist es um diese Jahreszeit, in der es niemals vor der achten Morgenstunde hell wird, noch lange hin. Und so habe ich genügend Zeit, meine Gedanken weit, sehr weit zurück, bis in meine unbeschwerte Kindheit wandern zu lassen, die ich mit meinen Eltern und Geschwistern am Münchner Hof verbrachte.

Eine meiner frühesten Erinnerungen geht auf einen Tag im Spätherbst in der alten Veste, der Stadtburg der Herzöge von Bayern in München, zurück. Ich war gerade von unserer obersten Kammerfrau, Dorothea von Weichs, mit einem neuen Kleid, wie es die erwachsenen Damen und meine beiden älteren Schwestern trugen, ausstaffiert worden. Es bestand aus wunderschönem rotem Stoff mit goldenen Borten an den Ärmeln und am Rock. An den Schultern und Ellbogen war der rote Samt nach der neuesten Mode aufgeschlitzt und mit Goldbrokat unterlegt. Ich erinnere mich auch noch deswegen so gut an dieses Kleid, weil ich darunter zum ersten Mal und das trotz meiner Proteste in ein Mieder eingeschnürt wurde, um eine modisch schmale Taille zu erreichen.

„Agnes, nicht so fest, ich bekomme ja keine Luft mehr“, jammerte ich, als die Zofe die Schnüre in meinem Rücken festzog.

„Unsinn, Euer Gnaden“, entgegnete Dorothea von Weichs. „Ihr werdet Euch ganz schnell daran gewöhnt haben. Außerdem ist die Schnürung für Euren Rücken sehr gesund, sie hält Euch schön gerade, wie es sich für eine Prinzessin gehört. Und im Übrigen könnt Ihr ja nicht ewig wie ein Kleinkind herumlaufen, jetzt, da Ihr langsam erwachsen werdet. Agnes, das Übergewand, bitte.“

Nachdem sie mir das Kleid übergezogen hatten, konnte ich nicht umhin, meine neue Pracht in einem dieser überaus teuren, von meinem Vater eigens für uns Mädchen angeschafften Spiegel aus venezianischem Glas zu bewundern. Das Ergebnis gefiel mir durchaus, die Goldfäden des Brokats schimmerten und glänzten im Schein der Kerzen bei jeder Bewegung, als führten sie ein Eigenleben. Um die Mitte herum sah ich eindeutig schlanker aus als sonst. Als sie mir meine Haare gekämmt, geflochten und aufgesteckt hatten, kam noch einmal unsere Kinderfrau Agnes zu mir und legte mir zu meinem Entzücken eine goldene Halskette mit einem kleinen Anhänger in Kreuzform um.

„Ein kleines Geschenk von Eurer Frau Mutter zum heutigen Anlass“, erklärte sie mir. Dann trat sie zurück, um ihr Werk zu bewundern. Die Hofmeisterin nahm mich an die Hand.

„Wenn Eure Gnaden mir nun folgen wollen“, erklärte sie förmlich und wir gingen zur Tür des Kinderquartiers.

„Frau von Weichs“, fragte ich neugierig, als wir in die Gänge der alten Veste hinaustraten, „was hat Agnes vorhin gemeint, als sie von einem besonderen Anlass gesprochen hat?“

„Das, Euer Gnaden“, antwortete sie, „werdet Ihr von Euren hochgeborenen Eltern selbst erfahren. Nur noch ein wenig Geduld, wir sind gleich da.“

Damit war klar, dass von ihrer Seite aus die Unterhaltung beendet war, und ich musste mich damit zufrieden geben, bis in die Räume, die von meinen Eltern bewohnt wurden, neben ihr her zu trotten.

Schließlich erreichten wir die mächtige Tür im Burgstock, hinter welcher die Privaträume meiner Eltern lagen. Meine Kammerfrau nickte den Gardisten zu, die davor Wache standen, diese schwangen die mächtigen Türflügel nach außen und wir traten in das Erkerzimmer, das von meinen Eltern am liebsten bewohnte Gemach der alten Burg, ein. Mein Vater studierte an seinem massiven Tisch gerade irgendwelche Papiere, während meine Mama in einer der Fensternischen, wie meistens, mit ihren Stickarbeiten beschäftigt war.

„Die Prinzessin Sabine, Euer Gnaden“, verkündete Dorothea von Weichs und versank in einem formvollendeten Hofknicks. Meine Mutter stand von ihrer Fensterbank auf und kam mir entgegen, nachdem sie mit einem hoheitsvollen Nicken ihre Hofmeisterin entlassen hatte.

„Meine liebe Tochter“, sagte sie, „dein Vater und ich haben etwas Wichtiges mit dir zu besprechen. Du weißt doch, dass in den letzten Wochen eine württembergische Gesandtschaft hier am Hofe war?“

Ich nickte, obwohl ich mich nicht mehr so genau an die Herren, denen ich vorgestellt worden war, erinnern konnte. Noch einige Erwachsenengesichter an einem Hof voller Erwachsener, die mit meinen Eltern langweilige Erwachsenengespräche führten. Schließlich war ich erleichtert gewesen, als unsere Kinderfrau mich abgeholt hatte und ich wieder mit meinen Geschwistern spielen konnte.

„Nun“, sagte mein Vater, der nun ebenfalls hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen war, „diese Herren waren hier, um für ihren neuen Herzog bei mir um deine Hand anzuhalten. Ich habe zugestimmt und mit ihnen eine für beide Parteien verbindliche Heiratsabrede abgeschlossen. Du kannst dich damit ab sofort als Verlobte Herzog Ulrichs von Württemberg betrachten, den du zu gegebener Zeit heiraten wirst. Hast du das verstanden, meine Kleine?“

Das war es also gewesen, was man mir nicht hatte sagen wollen. Daher also das neue Kleid und die Goldkette, die mir beide auf einmal eng und unbequem vorkamen. Mir wurde leicht übel bei dem Gedanken an Heirat, unter der ich mir nichts so recht vorstellen konnte. Sicher, meine Eltern waren verheiratet; Mutter hatte uns mehr als einmal die Geschichte ihrer Verlobung mit unserem Vater erzählt, der sie ohne Erlaubnis unseres Großvaters mütterlicherseits, des deutschen Kaisers Friedrich I., mehr oder weniger heimlich am erzherzoglichen Hof in Innsbruck vom Fleck weg geheiratet hatte. Danach hatte er sie als seine Herzogin heim nach München gebracht, weit weg von ihrem Vater und ihrer übrigen Verwandtschaft. Ich hielt mich also an das Nächstliegende.

„Heißt das, dass ich dann dich und Mama verlassen muss?“, fragte ich, und meine Unterlippe begann verdächtig zu zittern. Mein Vater bemerkte dies und setzte mich auf eines seiner mächtigen Knie.

„Jede Prinzessin muss, wenn sie heiratet, ihr Elternhaus verlassen und bei ihrem Ehemann wohnen“, erklärte er mir.

„Dann will ich nicht heiraten“, schniefte ich in sein Wams. „Bitte, bitte Papa, mach das alles rückgängig, du kannst das bestimmt, du bist ja schließlich der Herzog von Bayern.“

„Aber, aber“, versuchte er mich zu beruhigen, „die Heirat wird ja noch lange nicht stattfinden. Bis dahin wirst du dich zu einem jungen Fräulein entwickelt haben, das froh sein wird, einen feschen Ehemann zu bekommen.“

Das war wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer, denn im Moment war ich von dem Idealbild eines erwachsenen Adelsfräuleins noch meilenweit entfernt. Ich blickte auf und sah, wie er mir zublinzelte.

„Wann wird denn das sein, Papa?“, fragte ich mit meinem dünnen Mädchenstimmchen.

„In ungefähr zehn Jahren“, antwortete er.

Nun ging es mir schon wesentlich besser, denn zehn Jahre waren eine wirklich furchtbar lange Zeit, und wer wusste schon, was bis dahin noch alles passieren konnte. Vielleicht brach sich mein zukünftiger Bräutigam ja vorher Kopf und Kragen oder er starb an der Pest, die ja bekanntlich Hoch und Niedrig gleichermaßen dahinzuraffen pflegt, und ich konnte mein restliches Leben hier in München bei meinen Eltern, Brüdern und Schwestern zubringen.

Als mein Vater sah, dass es mir wieder etwas besser ging, setzte er mich ab und klatschte in die Hände.

„So“, rief er fröhlich, „nachdem das geklärt ist, wollen wir aber deine Verlobung gebührend feiern. Ich lasse nach deinen Ge­schwistern schicken und wir machen uns alle zusammen einen schönen Nachmittag.“

Gleich darauf wurden meine Schwestern Sidonie und Sybille sowie meine Brüder Wilhelm und Ludwig von ihren Kinderfrauen hereingebracht. Es gab für uns Kinder Apfelküchlein mit Honig und auch sonst viele Leckereien, die wir alle so gerne aßen. Später ließ mein Vater Musik aufspielen und wir lachten über die Purzelbäume und sonstigen Kunststücke, die die Hofnarren aufführten. Wie immer, wenn wir mit meinen Eltern zusammen waren, war ich glücklich und es gelang mir sogar, den Anlass für diese Feierlichkeiten für eine kurze Weile zu vergessen.

Heute weiß ich, dass mich mein Vater damals für eine Mitgift von 32 000 Gulden an den zwölfjährigen Herzog von Württemberg verkauft hatte, um im Süden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation eine politische Allianz gegen Frankreich und die Eidgenossen zu schmieden. Die Heiratsabrede, also das endgültige, bindende Eheversprechen, war zwischen den Abgesandten des Herzogs und meinem Vater am 18. Oktober 1498 abgeschlossen worden.

Ich war demnach an jenem denkwürdigen Abend in der alten Veste sechseinhalb Jahre alt und sollte für die nächsten dreizehn Jahre die von meinem württembergischen Verlobten verschmähte Braut bleiben.

Etwas hat mich dieser Abend allerdings schon damals gelehrt: Alles auf dieser Welt hat seinen Preis, auch wenn es sich dabei nur um ein neues Kleid oder eine goldene Kette handelt. Es muss immer bezahlt werden für die guten Dinge, die uns im Leben widerfahren, diese gibt es niemals umsonst.

Spielgefährten

Kunigunde, August 1491, München

Es ist heiß heute.

Ich sitze mit meinen Edelfräulein im Burggarten der Neuen Veste und versuche, mich auf meine Stickerei zu konzentrieren. Wir arbeiten gerade an einem Altartuch für das Püttrich-Seelhaus, dem von mir und meinem Ehemann in großzügiger Weise unterstützten Frauenkonvent in der Schwabinger Gasse, nur einen Straßenzug entfernt von dem Platz, an dem ich gerade sitze. In der Hitze scheinen meine Finger bereits angeschwollen zu sein, denn es gelingt mir heute kaum, den Faden durch das dicke Tuch zu ziehen.

Meine beiden Töchter, die dreijährige Sidonie und ihre zweijährige Schwester Sybille, sind unter Aufsicht ihrer Kinderfrau ebenfalls mit uns im Freien. Ich kann ihre Stimmen hören. Sie jagen Schmetterlinge und erkunden dabei den Garten, wobei Sybille immer am Rockzipfel ihrer älteren Schwester hängt und mit ihr plappert, in einer Sprache, die nur die beiden verstehen. Das Gesumme der Bienen in den Rosen an unserer Laube hinter mir wirkt einschläfernd, und die Geräusche um mich herum beginnen zu verschwimmen.

„Euer Gnaden fühlen sich doch wohl?“, ich schrecke hoch und blicke in das besorgte Gesicht der Witwe Anna Preysinger, meiner Hofmeisterin und Freundin. Ich muss kurz eingenickt sein und war wohl gerade dabei, von der Steinbank, auf der ich mich niedergelassen hatte, herunterzufallen.

„Mir ist etwas schwindelig“, gebe ich zu, „würdest du mir wohl ins Haus helfen? Ich glaube, ich lege mich vor dem Essen noch etwas hin.“

Ich stehe auf und sofort erheben sich auch alle anderen Fräulein und schwärmen um mich herum wie ein aufgeschreckter Bienenschwarm.

„Kein Grund, so ein Aufhebens zu machen“, sage ich gereizt, „ihr könnt alle noch eine Weile das schöne Wetter hier im Garten genießen, wir sehen uns später. Bitte deinen Arm, Anna“, und sofort ist Anna Preysinger bei mir und fasst mich um die Taille. Gemeinsam steigen wir die Treppe in der Neuveste, die seit jeher die Residenz der Herzoginnen von Bayern ist, hinauf, bis wir im ersten Stock das Schlafzimmer erreichen. Dort angekommen, ist es angenehm kühl und ich lasse mich aufs Bett nieder. Anna zieht mir das schwere Übergewand und die Schuhe aus, schlägt die Decke zurück und ich lege mich auf die kühlen Laken.

„Euer Gnaden würden mir doch sagen, wenn Ihr krank wärt?“, fragt sie besorgt.

„Natürlich“, antworte ich, „aber es geht mir schon besser, jetzt, da ich aus der Hitze heraus bin. Vielleicht habe ich ja auch das Essen nicht vertragen, die Füllung der Kapaunen kam mir verdächtig vor. Ich hatte den Eindruck, sie roch bereits ranzig. Meinst du nicht auch?“

„Hmpf“, meint die Witwe Preysinger, ein Laut, den sie immer von sich gibt, wenn sie mit etwas nicht zufrieden ist. Das kann in diesem Fall ja wohl nur meine Antwort gewesen sein.

„Der Herzog, mein Gemahl, hat sein Kommen für heute Nachmittag angekündigt. Er will nach seinen Töchtern sehen und mit mir zu Abend essen“, versuche ich sie aufzumuntern, weil ich weiß, dass sie es genießt, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen. „Lass mich bitte wecken, wenn er eintrifft.“ Aber anstatt sich zu freuen, sieht sie mich mit ihrem Adlerblick an, den sie immer aufsetzt, wenn sie bei einer ihrer Kammerzofen einer Sache auf den Grund gehen will.

„Euer Gnaden mögen mir verzeihen, aber ist es Eure Zeit im Monat?“, fragt sie dann zögernd.

Ist es nicht, aber sie nickt, als wäre dies eine Bestätigung.

„Und wann war es das letzte Mal soweit?“, bohrt sie weiter. Ich muss kurz nachdenken, also letzte Woche war es nicht und die Woche davor auch nicht und davor auch schon länger nicht mehr. Da ich in letzter Zeit von meinen Pflichten als Herzogin und den beiden Kleinen sehr in Anspruch genommen war, war mir das gar nicht aufgefallen.

„Oh, mein Gott“, stöhne ich, als mir ein Verdacht kommt, „Anna, kann es sein …“

„Kunigunde, liebste Fürstin“, sagt sie, setzt sich zu mir aufs Bett und nimmt meine rechte Hand in die ihre, eine Vertraulichkeit, die sie sich nur erlaubt, wenn wir alleine sind. „Ich denke, dass Ihr wieder in anderen Umständen seid. Euer Gemahl wird überaus erfreut sein.“

„Nun ja, er muss dabei ja auch nicht jedes Mal ins Wochenbett“, brummele ich.

„Und das ist auch gut so“, meint Anna entschieden, „Männer könnten das nicht ein einziges Mal durchstehen, so empfindlich, wie sie sind.“

Darüber muss sogar ich kichern, bei dem Gedanken an die „Empfindlichkeit“ meines Ehemannes, der gebaut ist wie ein Bär.

„Bitte, Anna, sage noch niemanden etwas davon, ich will mir erst ganz sicher sein“, bitte ich sie, „ehe ich es dem Herzog sage.“

„Wie Euer Gnaden wünschen“, antwortet sie, „ruht Euch aus, ich wecke Euch rechtzeitig, damit wir Euch vor dem Besuch Eures Ehemanns schön machen können“, damit knickst sie und das letzte, was ich höre, ist das Rascheln ihres Kleidsaumes über den Holzbohlen, als sie aus dem Zimmer geht. Ich döse ein.

Kunigunde, September 1491, München

Der Hofmedikus hat meine Schwangerschaft bestätigt. Ich bin nach noch nicht ganz fünf Ehejahren das dritte Mal schwanger und habe schon zwei lebende Kinder geboren, allerdings beide Mädchen. Wieder einmal, wie die beiden Male zuvor, hoffen Albrecht und ich auf einen Thronfolger.

Bitte, lieber Gott, du weißt, wie dringend wir einen Sohn für Bayern brauchen, der einstmals von seinem Vater die Regierung übernehmen kann. Bestätige durch deinen göttlichen Willen die Rechtmäßigkeit unserer Ehe, die ja von vielen angezweifelt wurde, da ich sie ohne die ausdrückliche Einwilligung meines Vaters abgeschlossen habe. Heilige Jungfrau Maria, bitte für mich und sorge für eine Entbindung von einem gesunden Sohn.

Bitte, lieber Gott, bitte …

Kunigunde, 23. April 1492, München

Heute habe ich meine dritte Tochter geboren. Alle meine Gebete, und es waren deren unzählige, waren vergebens. Die Geburt selbst, wie immer eine schmerzhafte und blutige Sache, ging, wenn man den Hebammen glauben kann, schnell und ohne Probleme vonstatten. Der erste Schrei meines Kindes war wütend und durchdringend, ganz so, als ob es gegen seinen Willen in diese Welt hinaus gezwungen worden wäre. Er erfüllte die Kammer mit neuem Leben.

„Gebt mir meinen Sohn“, befehle ich, noch ehe die Nabelschnur durchtrennt ist, „ich will meinen Sohn sehen.“ Die Hebammen zögern und schauen sich an. Das reißt mich aus meiner Erschöpfung, in die ich immer kurz nach der Entbindung falle. Ich schrecke hoch.

„Euer Gnaden haben eine schöne Tochter geboren“, sagt schließlich die Mutigste von ihnen und legt mir das in ein Tuch eingeschlagene Bündel in die Arme. Es ist fest und warm, das kleine Köpfchen voller schwarzer Haare. Bei meiner Berührung öffnet meine jüngste Tochter ihre Augen, die wie bei allen Neugeborenen von einem dunklen Blau sind. Als wir uns ansehen, durchfluten mich Freude und Erleichterung und schlagartig spielt das Geschlecht des Neugeborenen keine so große Rolle mehr für mich.

Etwas später, ich liege gewaschen und gekämmt im frisch überzogenen Bett, höre ich die Schritte meines Ehemannes im Vorzimmer. Bei seinem Eintreten füllt er den Türrahmen aus, und ist mit zwei Schritten bei mir. Er ragt wie einer seiner bayrischen Berge über mir auf, eine Tatsache, die mich am Anfang unserer Bekanntschaft immer etwas eingeschüchtert hat. Als ich ihn dann besser kennen lernte, hatte sich diese Befangenheit allerdings schnell gelegt.

Er beugt sich zu mir herunter, und küsst mich auf die Stirn.

„Liebste Kuni“, fragt er besorgt, „wie geht es dir?“

Ich sehe lächelnd zu ihm auf und blicke ihm dabei in die Augen.

„Es geht mir gut“, antworte ich, „aber Albrecht, wir haben wieder nur eine Tochter bekommen.“

„Ich weiß“, sagt er, „sie haben es mir schon gesagt.“

„Du bist mir nicht böse?“, frage ich.

„Meine Liebste“, antwortet er, „wie könnte ich? Du erfüllst deine Pflichten als meine Ehefrau mehr als genug, und unsere Kinder sind alle am Leben und gesund, das allein ist schon ein Zeichen der göttlichen Gnade. Es ist mir wichtig, dass du dich nun im Wochenbett gut erholst, damit wir bald unseren Sohn zeugen können. Das nächste Mal wird es bestimmt der Erbe sein.“

Nach fünf Ehejahren kann mein Ehemann immer noch Dinge sagen, die mich erröten lassen. Er bemerkt es und lacht in sich hinein.

„So, und nun das Wichtigste, wo ist meine neue Tochter?“ Ich nicke zur Wiege hin, in der das Neugeborene festgeschnürt auf seinem Wickelbrett liegt. Ich weiß, was jetzt kommt. Er hat dies auch bei seinen beiden älteren Töchtern getan.

„He, Ihr da“, dröhnt er und reißt die Tür zur angrenzenden Kammer auf, in welcher sich die Hebammen und Ammen aufhalten.

„Kommt her, wickelt mir meine Tochter aus und bringt sie mir dann“, befiehlt er.

„Aber Euer Gnaden“, entgegnet die Oberhebamme entsetzt, „das ist absolut schädlich für das Neugeborene.“

„Tut, was ich Euch befehle, Weib“, sagt er in einem Ton, gegen den es keinen Widerspruch gibt.

Eine kurze Zeit später hält er seine Tochter im Arm. Er trägt sie an den Kamin, in welchem gegen die frühlingshafte Kühle ein Feuer angezündet worden war, um die Wöchnerinnenstube warm zu halten. Er begutachtet sie. Ich sehe eine winzige Faust, die vor seiner Nase herumfuchtelt, so, als wäre das Baby froh, den engen Binden entkommen zu sein. Nachdem er sie genau betrachtet hat, dreht er sich zu mir um und sagt glücklich:

„Sie sieht mir Gott sei Dank überhaupt nicht ähnlich. Sie ist genauso hübsch wie ihre Mutter. Diese kleine Prinzessin wird mir, wie ihre Schwestern auch, einmal wertvolle Verbündete für Bayern einbringen.“

Damit setzt er sich zu mir aufs Bett, wobei sich die Matratze an dieser Stelle bedenklich zur Seite neigt. Er hält dem Kindchen vorsichtig seinen Daumen hin, den dieses mit seinem Händchen sofort umklammert.

„Wie winzig sie ist“, sagt er, „und wie kräftig. Hast du schon einen Namen ausgesucht?“

„Ich dachte an Sabine“, sage ich und rutsche zu ihm hin. „Du weißt schon, nach der reichen Römerin, die für ihren Übertritt zum Christentum hingerichtet wurde. Außerdem gibt es schon genug Marien bei Hofe. Ich möchte, dass unsere Töchter schon dem Namen nach etwas Besonderes sind.“

„Also dann, willkommen in unserer Familie, Prinzessin Sabine“, sagt er. Danach bleibt er noch eine Weile bei mir sitzen und wir bewundern gemeinsam unsere neugeborene Tochter.

Erst als Sabine zu weinen anfängt, ruft er nach der Amme, die geschäftig in die Kammer hereinwuselt. Danach steht er auf und küsst mich auf die Stirn.

„Liebwerte Gattin“, sagt er förmlich, da die Tür der Kammer offen steht, „leider muss ich mich nun verabschieden, um mich meinen Staatsgeschäften zu widmen. Aber ich komme spätestens morgen wieder, um nach Euch und unserer neugeborenen Prinzessin zu sehen. Bis dahin habe ich Anweisungen gegeben, dass es Euch an nichts fehlen soll. So lebt denn wohl, bis morgen also.“

Er steht auf und verlässt unter den Knicksen der Hebammen und Ammen die Wochenstube. In solchen Momenten bin ich einfach nur froh, ihn geheiratet zu haben. Als er um mich zu werben anfing, damals, am Innsbrucker Hof, an dem ich fern von meinem Vater und Bruder lebte, hat niemand verstanden, warum ich auf seine Werbung einging und ihn dann schließlich recht schnell geheiratet habe. Immerhin war er achtzehn Jahre älter als ich und schon damals recht untersetzt.

Natürlich war ich als einzige Tochter des deutschen Kaisers nicht so weltfremd anzunehmen, dass politische Erwägungen keine Rolle dabei spielten. Natürlich war mir klar, dass es für einen Herzog von Bayern eine ungeheure Aufwertung in seinem Ansehen bedeuten würde, mich als seine Braut heimführen zu können. Andererseits gab er mir von Anfang an das Gefühl, in mich verliebt zu sein, und weder das übliche Zögern meines Vaters noch das unwürdige Geschachere um meine Mitgift konnten ihn davon abhalten, die Eheschließung durchzusetzen und zu vollziehen. Allein dafür werde ich ihm zeitlebens dankbar sein, denn wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, wäre ich vermutlich als alte Jungfer gestorben. Dafür und wie sich unser Eheleben über die Jahre entwickelt hat, seine Fürsorge um mich und die Kinder, danke ich als fromme Christin jeden Tag Gott in meinen Gebeten. Ich bin ja noch jung, gerade einmal siebenundzwanzig Jahre alt, und Albrecht hat bestimmt recht, das nächste Mal wird es sicher ein Sohn werden. Dann macht es ja schließlich nichts aus, dass unsere ersten drei Kinder Mädchen waren!

Ursula, April 1496, Stuttgart

Als mein Vater heute nach Hause kommt, bemerke ich als erstes Mitglied seiner Familie, dass er nicht alleine ist. Ich spiele gerade im Hof vor unserem Haus mit meiner neuen hölzernen Puppe, die ich für ihren Mittagsschlaf in ihrer Wiege zurechtmache. Da unser Haus nicht weit vom Schloss entfernt ist, in welchem mein Vater als württembergischer Rat für seinen Herzog arbeitet, geht er oft zu Fuß nach Hause. Er behauptet, das wäre einfacher, als immer erst die Kutsche vorfahren zu lassen, und außerdem könne er so wenigstens einmal am Tag frische Luft schnappen. Ich blicke von meinem Püppchen auf und bemerke, dass Papa einen Jungen, ungefähr im Alter meiner beiden Brüder, mitgebracht hat. Das ist an und für sich nichts Außergewöhnliches, denn wir haben in unserem Haushalt mehrere junge Männer aus angesehenen württemberger Familien, die bei uns aufwachsen, um später einmal am Hofe ihres Herzogs dienen zu können. Dabei handelt es sich meistens um Söhne befreundeter Familien, die sich von der Position meines Vaters Vorteile erhoffen. Diesen Jungen habe ich hier noch nie gesehen. Er hält sich dicht hinter meinem Vater, ist dicklich und hat leuchtend rote Haare. Außerdem sieht er ziemlich missmutig drein, das kann ich sogar aus dieser Entfernung erkennen. Neugierig lege ich mein Püppchen in seine Wiege zurück und laufe den beiden entgegen. Mein Papa beugt sich zur Begrüßung über mich und küsst mich auf die Wange.

„Guten Tag, mein Schätzchen“, sagt er, „schau, ich habe euch Besuch mitgebracht. Darf ich vorstellen, dieser vielversprechende junge Mann hier ist nämlich unser zukünftiger Herzog Ulrich von Württemberg.“ Damit schiebt er den Jungen sanft etwas zu mir her. „Euer Gnaden, darf ich Euch mit meiner jüngsten Tochter Ursula bekannt machen?“

Ich staune mit offenem Mund. Der junge Herzog von Württemberg! Kaum jemand hat ihn bisher außerhalb seines Schlosses zu Gesicht bekommen. Meine Brüder haben sogar schon gelästert, dass mit ihm etwas nicht stimmen könne, da man ihn nie seinem Volk zeigen würde.

Und nun steht er einfach so auf unserem Hof herum! Ein richtiger Herzog! Ich kann es gar nicht fassen. Mein Vater sieht mein Gesicht und lacht leise.

Dann sagt er vorwurfsvoll: „Aber Ursula, wo bleiben denn deine Manieren? Willst du unseren Gast nicht angemessen begrüßen? Du darfst ihn mit Euer Gnaden anreden.“

Nun werde ich vor Verlegenheit dunkelrot. Ich bin zwar erst sechs Jahre alt, aber unsere Mutter hat als ehemaliges Ehrenfräulein der alten Herzogin Barbara bei all ihren Kindern immer großen Wert auf höfisches Benehmen gelegt.

„Damit Ihr Euch später einmal in der Welt des Adels behaupten könnt“, pflegt sie oft zu sagen, „sind gute Manieren unerlässlich.“

Ich versinke daher in einen tiefen Knicks, und versuche dabei den Kopf so zu halten, wie Mama es mir beigebracht hat.

„Willkommen, Euer Gnaden“, piepse ich dabei. Als ich aufblicke, begegne ich dem Blick des jungen Herzogs. Er ist noch immer misstrauisch, allerdings scheint es mir, als würde sein Blick beginnen, sich aufzuhellen.

„Ich danke dir“, sagt er dann förmlich. Er hat noch die helle Stimme eines Knaben und kann daher nicht viel älter sein als Hans von Hutten. Dieser ist einer der Söhne von den Bekannten meines Vaters, der in unserem Haushalt aufwächst, und mir der liebste Spielkamerad von allen ist.

„Ursula“, ordnet mein Vater jetzt an, „bitte sage deiner Mutter Bescheid, dass Seine herzoglichen Gnaden bei uns eingetroffen sind. Ich werde ihn dann beim Abendmahl noch offiziell allen anderen vorstellen.“

Erleichtert enteile ich ins Haus, froh, dem durchdringenden Blick aus den herzoglichen blauen Augen zu entkommen.

Später, beim Abendessen, teilt mein Vater der Familie mit, dass sich der junge Herzog von nun an öfters bei uns aufhalten werde, um sich von seinen Staatsgeschäften zu erholen. Dieses ruft kein geringes Erstaunen hervor, ich kann sehen, wie meine beiden Brüder verstohlen zu Ulrich hinüberschauen, sich mit den Ellenbogen anstoßen und dabei leise kichern. Das bemerkt allerdings auch der Herzog und ich kann sehen, wie sich seine Stirne erneut zu umwölken beginnt. Auch mein Vater hat offensichtlich gesehen, was vor sich ging, denn er sagt streng:

„Konrad, Friedrich, ich erwarte, dass ihr euch anständig benehmt und mir keine Schande macht. Ich will jedenfalls keine Klagen über euch hören“, und zu Ulrich gewandt bemerkt er: „Ich bitte, vergebt meinen beiden Lausbuben, sie sind so hohen Besuch nicht gewohnt. Ich denke, das wird sich bald geben, wenn Ihr sie erst näher kennen lernt. Es wird Euer Gnaden bestimmt Spaß machen, mit gleichaltrigen Jungen etwas zu unternehmen, anstatt immer nur mit uns Erwachsenen herumzuhocken.“

Ursula, Sommer 1496, Stuttgart

Den ganzen Sommer über hat Ulrich uns beinahe jeden Tag besucht. Was mein Vater an jenem ersten Abend vorausgesehen hatte, ist eingetreten.

Er hat sich in der Zwischenzeit mit meinen beiden älteren Brüdern Konrad und Friedrich sowie mit Hans angefreundet. Manchmal ist noch Dietrich Spät, ein weiterer Verwandter von uns, oder einer der andern Jungen dabei, wenn sie sich im Stall oder im Haus vergnügen. Dass es ihnen Spaß macht, ist offensichtlich, denn ich kann ihr Schreien und Lachen überall hören. Leider hat meine Mama ebenfalls diesen Sommer beschlossen, dass ich alt genug bin, um in hausfraulichen Tätigkeiten unterwiesen zu werden.

„Du wirst einmal für den Haushalt deines Ehemannes verantwortlich sein“, hatte sie mir erklärt, „ich denke, dass es für dich an der Zeit ist, dich darauf vorzubereiten. Man kann gar nicht früh genug damit anfangen.“

Also musste ich im Haus bleiben, während alle anderen sich im Freien vergnügten, und der Köchin dabei zusehen, wie sie riesige Brotteige knetete oder mit der Zubereitung der Mahlzeiten beschäftigt war. Nachdem ich das erste Mal dabei war, wie diese einen Hasen ausnahm, war mir für Wochen der Appetit auf Hasenfleisch vergangen. Da ich noch zu klein bin, um eine große Hilfe zu sein, wurde ich angewiesen, beim Schälen von Bergen von Gemüse oder bei der Zubereitung von Kleingebäck zu helfen. Meine ersten Schmalznudeln waren zwar etwas windschief, aber durchaus genießbar, und wurden sogar von meinem Papa bei Tisch ausdrücklich gelobt. Mama selber unterrichtet mich zusammen mit meinen älteren Schwestern im Nähen und Sticken, und das sind ja nun Tätigkeiten, denen ich absolut nichts abgewinnen kann. Was kann schließlich öder sein, als ein ewig langes Laken zu säumen! Insgeheim nehme ich mir dabei fest vor, später nur einen Mann zu heiraten, der genügend Mägde anstellen kann, um mir diese Arbeiten vom Halse zu halten.

Die Jungen sind währenddessen mit sich selbst beschäftigt und ignorieren mich so gut es geht. Sogar Hans, der sonst immer mit mir gespielt hat, wenn ich nur laut genug jammerte, hängt wie eine Klette am jungen Herzog.

Eines Tages, als es mir einmal wieder gelungen ist, der Aufsicht meiner Mutter zu entkommen, beschließe ich herauszufinden, womit sich die Jungen ihre Zeit vertreiben. Dazu klettere ich über eine Leiter auf den Dachboden des Pferdestalles, auf welchem das Heu für die Pferde aufbewahrt wird. Immer wenn ich alleine sein will, verstecke ich mich hier. Das neu eingebrachte Heu riecht angenehm, und das Schnauben und Scharren der Tiere unter mir dringt beruhigend nach oben. Ich muss eine Weile suchen, bis ich eine Lücke in den Brettern gefunden habe, durch die ich nach unten blicken kann. Nachdem ich das passende Loch entdeckt habe, lege ich mich bäuchlings hin und warte. Nach nicht allzu langer Zeit höre ich unter mir die Stimmen von meinen Brüdern, Ulrich und Hans. Ich linse durch die Lücke und sehe, wie sie sich gegenseitig im Stall herumjagen und dabei außer Puste kommen.

Dann ruft Ulrich: „Hans und ich fordern euch heraus! Wir wollen doch mal sehen, wer stärker ist!“, woraufhin alle sich aufeinander stürzen und unter Lachen und Keuchen zu ringen anfangen. Anscheinend haben Jungen nichts weiter im Kopf, als sich andauernd gegenseitig zu verhauen! Wie langweilig, da ist ja Schmalznudeln backen noch interessanter. Leider ist es mir nicht möglich, meine Lage ungesehen aufzugeben, da der Weg nach unten nur über diese eine, von mir vorher benutzte Leiter führt. Ich mache es mir also im Heu so bequem wie möglich, als ich plötzlich jemand „Wollt ihr wohl damit aufhören! Ihr macht mir ja die Gäule scheu!“ brüllen höre.

Aha, der Stallknecht. Ich sehe wieder durch meine Lücke und erkenne, dass er in jeder Hand einen Eimer hält. Anscheinend zeigt dies keine Wirkung, dafür ruft es aus dem Knäuel der verschlungenen Jungenleiber: „Warte nur, gleich habe ich dich im Schwitzkasten, so jetzt …“ Daraufhin hebt der Stallknecht seine beiden Eimer und leert sie über den Kämpfenden aus. Das bringt die zu sich. Mein Bruder Konrad ist der erste, der aufsteht und nun ebenfalls brüllt: „Was erlaubst du dir? Das erzähle ich meinem Vater!“

Worauf der Stallknecht nur mit den Schultern zuckt und meint: „Immer zu, junger Herr. Hier im Stall habe allerdings ich das Sagen, und ich lasse nicht zu, dass jemand zu Schaden kommt. So, und jetzt nimmt sich jeder der jungen Herren eine Bürste. Die beiden Braunen ganz hinten müssen gestriegelt werden, dabei könnt ihr euch alle etwas abkühlen.“

Während die Jungen maulend die Anweisung befolgen, frage ich mich, wie lange ich wohl noch hier oben aushalten muss.

Nach einer Weile sind sie mit ihrer Arbeit fertig und verlassen endlich den Stall. Als ich aufstehe, verspüre ich einen Widerstand, der mich am Boden festhält. Während ich versuche, frei zu kommen, höre ich ein hässliches reißendes Geräusch. Ich schaue an mir herunter und sehe, dass ich den Rock meines Kleides der Länge nach an einem aus dem Boden hervorstehenden Nagel aufgerissen habe. Verflixt, das wird wieder ein Verhör von meiner Mutter nach sich ziehen, mit den entsprechenden Ermahnungen. Ich beschließe, auf keinen Fall zu erzählen, dass ich schon wieder auf dem Stallboden war, sondern irgend etwas Passendes zu erfinden, um noch mehr Vorhaltungen zu entgehen. Dann klettere ich auf der Leiter wieder nach unten. Gerade als ich im Stall angekommen bin, höre ich jemanden fragen: „Wo kommst du denn auf einmal her?“, und ich sehe, dass der junge Herzog an der Stallwand lehnt. Von den anderen keine Spur. Ich muss wohl übersehen haben, dass er den Stall nicht verlassen hat. Der Schreck fährt mir in die Glieder und mir will keine Ausrede einfallen.

„Ich, ähem, wollte nur nachsehen, ob meine Lieblingskatze schon ihre Jungen bekommen hat“, stammle ich schließlich.

„So, so“, meint Ulrich, „komisch, ich habe dich gar nicht hereinkommen sehen, wie lange bist du wohl schon da oben?“

Dabei rückt er bedrohlich näher. Ich hebe meinen Blick und richte mich gerade auf, wobei ich meine Schultern zurücknehme und das Kinn vorstrecke. Er soll nicht denken, dass ich Angst vor ihm habe. Bei zwei älteren Brüdern bin ich schließlich Einschüchterungsversuche gewohnt.

„Noch nicht lange, Euer Gnaden“, antworte ich bestimmt, „Euer Gnaden haben mich wohl übersehen, da Ihr offensichtlich mit anderen Dingen beschäftigt wart.“

Dabei mustere ich seine Kleidung, die ihm nass am Leibe klebt. Ich kann sehen, wie er amüsiert lächelt.

„Gut geantwortet, kleine Ursula“, sagt er dann. „Wie ich sehe, hattest du ebenfalls einen Unfall“, dabei deutet er auf meinen zerrissenen Rock.

„Allerdings“, murmele ich, „meine Mama wird gar nicht darüber erfreut sein. Ich fürchte, diesmal wird es nicht ohne Strafe abgehen.“

„Nun“, meint er dann, „es wird so schlimm schon nicht sein. Wenigstens hast du noch eine Mutter, die sich um dich sorgt.“

Ich bin überrascht, wie traurig er plötzlich aussieht.

„Wusstest du, dass meine Mutter schon zehn Tage nach meiner Geburt gestorben ist?“

„Nein, Euer Gnaden“, antworte ich, „das wusste ich nicht, das ist ja schrecklich. Und Euer Vater?“, frage ich schüchtern, „was …?“

Ich sehe, wie sich bei der Erwähnung seines Vaters sein Ausdruck von traurig nach wütend verändert und verstumme.

„Mein Vater“, setzt er an, dann muss er schlucken. „Mein Vater“, fährt er fort, „wurde von seinem Vetter für schwachsinnig erklärt und wird seit acht Jahren auf dem Hohenurach gefangen gehalten. Mich hat man ihm gleich nach dem Tode meiner Mutter weggenommen, ich habe ihn in meinem ganzen Leben nur ein paar Mal gesehen, immer nur bei offiziellen Anlässen. Dabei hätte ich ihn so gerne wenigstens einmal nach ihr gefragt. Aber das wurde nie erlaubt.“

Er sieht an mir vorbei und ich kann erkennen, dass in seinen blauen Augen Tränen stehen. Ich nehme schüchtern seine Hand in die meine und halte ihn daran fest. Ich fühle, wie er den Händedruck erwidert, während wir schweigend nebeneinander stehen. Schließlich wendet er sich mir wieder zu.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass dein Vater mich mit zu euch gebracht hat. Ich hatte bis jetzt ja keine Ahnung, was es bedeutet, eine Familie zu haben. Ich betrachte Konrad und Friedrich sowie Hans schon jetzt als meine Brüder. Was dich betrifft, habe ich mir seit unserer ersten Begegnung gewünscht, dass du meine Schwester wärst. Du bist so klein und hübsch, ich verspreche, ich würde dich immer beschützen und dir niemals Mäuse ins Bett legen, wie deine leiblichen Brüder“, sagt er und zwinkert er mir zu.

Es stimmt, vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine Mäusefamilie in einem kleinen Käfig unter meiner Bettdecke gefunden. Das hatte mich zwar nicht weiter erschreckt, aber unsere Kinderfrau machte ein großes Gewese, vor allem, weil es einigen von den Winzlingen gelungen war, aus dem Käfig zu entkommen. In der Erinnerung daran muss ich lächeln.

„Euer Gnaden“, antworte ich, „ich könnte sehr gut noch einen Bruder gebrauchen, der mich vor den Streichen der anderen bewahrt.“

„Dann ist das ab jetzt unser Geheimnis, kleines Schwesterlein“, entscheidet der Herzog. „Im Übrigen wünsche ich mir, dass du mich, wenn ich bei euch bin, mit meinem Vornamen anredest. Meinst du, dass du das über dich bringst?“ Er sieht mich bittend an.

„Natürlich Ulrich, so, wie war das?“, frage ich und deute dabei einen Knicks an.

„Für den Anfang recht gut“, erwidert er und lächelt nun ebenfalls. Dabei verändert sich sein ganzes Gesicht, seine sonst so scharfen Züge werden weicher und auch seine spitze Nase sticht nicht mehr so hervor. Während ich mich noch darüber wundere, höre ich ihn fragen:

„Soll ich dich begleiten und dabei bei deiner Frau Mutter um Gnade für deinen zerrissenen Rock bitten?“

„Bitte nicht“, sage ich sofort. „Das würde alles nur noch schlimmer machen, da sie bestimmt denken wird, ich hätte Euch, ähem, ich meine dich, dazu angestiftet. Das schaffe ich schon alleine, es ist ja nicht das erste Mal.“

„Tapferes Mädchen“, sagt er anerkennend, „nun, wenn das so ist, …“

Ehe er den Satz zu Ende gesprochen hat, höre ich Schritte und Hans steckt seinen Kopf in den Stall. Als er mich sieht, zieht er eine Braue fragend in die Höhe.

„Aha, hier steckst du also“, ruft er, „die anderen haben schon nach dir gesucht, wir wollten doch noch schwimmen gehen. Nässer können wir sowieso nicht mehr werden!“

Ulrich verbeugt sich leicht in meine Richtung und sagt: „Schon gut, ich komme. Du entschuldigst mich, Ursula, bis bald“, dann folgt er Hans.

Als meine Mama am Abend den Riss in meinem Rock entdeckt, schimpft sie wie erwartet mit mir.

„Ursula, es wird langsam Zeit, dass du mit dem wilden Herumgeklettere aufhörst. Ich will auch gar nicht wissen, was du schon wieder angestellt hast, auf jeden Fall wirst du morgen früh damit anfangen, dich wie ein junges Fräulein zu benehmen. Du wirst unter meiner Aufsicht den Riss in deinem Rock nähen und danach gibt es noch viele Flickarbeiten zu verrichten, bei denen du helfen kannst.“

„Wie du wünschst, Mama“, zwitschere ich mit niedergeschlagenen Augen, froh, so leicht davongekommen zu sein. Mama hat nämlich nie viel Zeit, mich zu überwachen, da sie mit Angelegenheiten des Haushalts und manchmal auch mit ihrem Dienst bei der neuen Herzogin Elisabeth sehr beschäftigt ist. Und mit ihrer Kammerfrau Agnes werde ich spielend fertig. Spätestens wenn ich anfange, heftig zu weinen, tue ich ihr leid und sie nimmt mir dann meistens meine mir von Mama aufgetragene Arbeit ab.

„Geh nur, Schätzchen“, pflegt sie immer zu sagen, „heute ist so schönes Wetter, da solltest du wirklich nicht hier herumhocken und deine hübschen Augen ruinieren. Ich mache das schon.“

Mit etwas Glück kann ich den Hausarrest bestimmt auf die Hälfte der Zeit verkürzen. Als ich aufblicke, sehe ich, wie Mama mich mit ihrem Adlerblick ansieht.

„Ursula“, fragt sie dann, „ist alles in Ordnung, du siehst irgendwie … seltsam aus?“

„Aber natürlich“, antworte ich und bemühe mich, so unschuldig wie möglich dreinzuschauen, „mir geht es gut.“

„Na schön“, entlässt sie mich, „dann kannst du jetzt gehen. Und denk daran, morgen früh wirst du dich nicht drücken, dafür werde ich sorgen.“

Als ich dann am nächsten Morgen unter Aufsicht von Mama versuche, meinen Rock zu flicken, will mir das nicht richtig gelingen. Da dies einer meiner ersten Versuche ist, eine Naht ordentlich zu nähen, bleiben meine Stiche zu groß und zu unregelmäßig.

„Nun“, seufzt meine Mama, „ich denke, für den Anfang kann ich es durchgehen lassen. Allerdings ist das Kleid ruiniert, aber du kannst es ja für den Hausgebrauch auftragen.“

Dann gibt sie mir noch wirklich lange Säume an irgendwelchen Leintüchern zu nähen, damit ich, wie sie meint, „Übung bekomme.“ Im Übrigen hält sie ihr Versprechen und bleibt die ganze Zeit bei mir sitzen, so dass ich keine Gelegenheit habe, auszubüchsen.

Normalerweise hätte mich das sehr betrübt und ich hätte schon bald angefangen, zu klagen. Heute Morgen aber lächle ich bei jedem Stich, denn ich muss immer daran denken, dass der junge Herzog von Württemberg mir gestern eine äußerst verletzliche Seite von sich gezeigt hat, die bestimmt kein anderer an ihm zu sehen bekommt. Darüber hinaus ist er der erste Junge, der mich hübsch genannt hat. Was mich aber eigentlich so fröhlich stimmt, ist, dass wir von nun ein wirklich großes Geheimnis teilen, nur wir beide. Mir ist klar, dass ich mich für sein Vertrauen würdig erweisen muss. Daher werde ich niemals, bestimmt niemals, mit irgend jemandem darüber reden, damit ich für immer seine Schwester bleiben kann.

Offensichtlich hat Ulrich ein Machtwort gesprochen, denn am nächsten Tag steht plötzlich Hans vor mir und fragt mich, ob ich bei ihnen mitspielen will. Während ich ihn noch ungläubig anstaune, legt er den Kopf schief, um mich zu betrachten und sagt:

„Ulrich meint, du kannst bestimmt schnell rennen und gut klettern, wir wollen sehen, ob er recht hat.“

Als ich mit ihm zu den anderen Jungen gehe, lächelt er mir verschwörerisch zu. Ich bin somit in ihren Kreis aufgenommen, und nichts macht mir mehr Freude, als mit ihnen Fangen oder Verstecken zu spielen. Im Übrigen bin ich zwar die Kleinste, aber auch gerade deswegen ziemlich schnell und kann ihnen fast immer davonlaufen. Manchmal ruft Hans anerkennend: „Meine Güte, nur Hasen sind schneller!“ Dabei habe ich gerade bei ihm das Gefühl, dass er mich mit Absicht gewinnen lässt, was meine Freude an dem Spiel aber in keinster Weise schmälert. Was das Verstecken angeht, so lasse ich mich allerdings am liebsten von Ulrich finden. Mir ist klar, dass er dann jedes Mal meint, mich überlistet zu haben, was ihm ungeheures Vergnügen bereitet. Er sieht dabei immer so furchtbar überlegen drein, dass ich insgeheim darüber lächeln muss.

Ursula, 9. April 1498, Stuttgart

Ich habe mir letzte Woche eine schwere Erkältung, so eine richtige Frühlingsgrippe, zugezogen. Meine Mama hat mich dafür in der von ihr zu diesem Zweck eingerichteten Kammer einquartiert, die durch eine Tür mit ihren Privaträumen verbunden ist.

„Damit mir die kranken Kinder nicht alle anderen anstecken“, pflegt sie immer zu sagen, „und damit ich meine Patienten besser unter Kontrolle habe.“

Im Moment ist mir auch gar nicht nach Gesellschaft zu Mute. Mein Hals brennt wie Feuer, mir ist ganz furchtbar heiß, und zu allem Übel quält mich auch noch ein böser Husten. Mama hat gerade nach mir geschaut und Agnes um kalte Wickel geschickt, eine Behandlung, die ich hasse.

„Bitte nicht, Mama“, hatte ich gejammert, „dann will ich lieber sterben.“

„Unsinn“, hatte Mama energisch erwidert. „Dein Fieber muss herunter. Dafür gibt es nichts Besseres als kalte Fußwickel, oder wäre es dir etwa lieber, dass ich nach dem Doktor schicke, damit er dich zur Ader lässt?“

Das ist nun absolut das Ekligste, was ich mir vorstellen kann, wenn das Blut, warm und klebrig, aus der Vene fließt. Als es vor einiger Zeit meinen ältesten Bruder Konrad erwischt hatte, habe ich einmal aus Neugier dabei zugesehen. Eine Erfahrung, die ich nicht zu wiederholen gedenke. In der Erinnerung daran fange ich an zu weinen.

„Nun, nun“, beruhigt mich Mama, „ich meine, das wird nicht nötig sein, in einigen Tagen wird es dir bestimmt auch so wieder besser gehen. Bis dahin wirst du deine Erkältung wohl ausgeschwitzt haben.“

Sie ist gerade auf dem Weg zur Tür, als plötzlich mein Vater im Rahmen steht.

„Konrad“, ruft meine Mama erfreut, „was treibt dich denn schon so früh nach Hause?“

„Gewichtige Dinge, verehrte Ehefrau“, antwortet mein Vater, „über die ich unbedingt mit dir sprechen muss. Aber lass mich zuerst nach unserer Patientin hier sehen.“ Er setzt sich zu mir auf die Bettkante und fasst nach meiner Hand.

„Du bist ja ganz heiß, Schätzchen“, sagt er dann.

„Ach Papa“, klage ich, „mir geht es gar nicht gut.“

„Das kann ich sehen“, antwortet er, „aber glaub mir, deine Erkältung wird vorbeigehen. Füge dich nur immer in das, was deine Mama anordnet, dann hast du es bald überstanden.“

„Aber Papa“, jammere ich weiter, „Mama will unbedingt kalte Fußwickel machen.“

Jetzt zwinkert er mir zu und sagt: „Ursula, es gibt im Leben viel schlimmere Dinge als Fußwickel, denk immer daran. Und außerdem möchtest du ja so schnell wie möglich wieder gesund werden, oder etwa nicht?“

„Ja, Papa“, sage ich und ergebe mich in mein Schicksal, „wie du meinst.“

Er tätschelt mir noch einmal die Hand und steht dann auf.

„Na, also“, sagt er dann „das ist mein braves Mädchen. Wenn du schön folgsam bist, sehe ich am Abend noch mal nach dir, aber jetzt muss ich erst mit deiner Mutter reden.“ Damit hält er meiner Mama die Türe auf und sie gehen ins Nebenzimmer, dabei lassen sie diese wohl versehentlich einen Spalt offen stehen. Ich kann hören, wie mein Vater zu meiner Mama sagt: „Meine Liebe, ich denke, dass du dich in nächster Zeit wieder mehr deiner Familie widmen kannst, die Herzogin wird deine Dienste wohl nicht mehr viel länger in Anspruch nehmen.“

„Wie meinst du das?“, fragt meine Mama betroffen.

„Nun“, antwortet mein Vater, „wir haben heute einen Beschwerdebrief an die Reichsstände mit der Aufkündigung unserer Dienst- und Lehenspflicht gegenüber Herzog Eberhard aufgesetzt.“

„Oh mein Gott, Konrad“, ruft meine Mama entsetzt, „bitte sage mir, dass du das nicht unterschrieben hast!“

„Pst, leise, Weib“, fährt sie mein Vater an, „oder willst du, dass man dich bis auf die Straße hinaus hört?“ Er senkt seine Stimme und fährt fort: „Es haben alle unterschrieben, angefangen mit Wolfgang von Fürstenberg als Landhofmeister und oberstem Diener des Herzogs bis zu den Tübinger Vögten Conrad Breuning und Sebastian Welling. Wie hätte ich mich da ausnehmen können? Außerdem weißt du, dass mir in letzter Zeit die Politik unseres Herzogs genug verhasst war. Es wurde höchste Zeit, dass ein Riegel vorgeschoben wurde, um Württemberg vor dem Untergang zu bewahren.“

„Einen Riegel vorschieben nennst du das?“, höre ich meine Mama nun im Flüstertone sagen. „Der Herzog wird dies Hochverrat nennen und euch alle einsperren lassen. Was wird dann wohl aus den Kindern und mir? Hast du schon einmal daran gedacht?“

„Der Herzog“, antwortet mein Vater, „ist bereits aus Württemberg geflüchtet und im Moment kaum in der Lage, etwas gegen uns zu unternehmen, da wir seine sogenannten“, hier macht mein Vater eine Pause und sein Ton wird gehässig, „seine sogenannten Berater alle verhaftet haben. Somit sind unsere Familien in Sicherheit, dafür haben wir gesorgt.“

Dann tritt Schweigen ein. Ich höre, wie meine Mama sich setzt. Nach einer Weile fragt sie: „Wie soll es nun weitergehen, wie habt ihr euch die Zukunft vorgestellt?“

„Maximilian wird nächsten Monat einen Reichstag in Freiburg abhalten“, erwidert Vater. „Dort werden wir ihm den Fall vortragen und ihn bitten, Ulrich zum neuen Herzog von Württemberg zu ernennen.“

Als Ulrichs Name fällt, schrecke ich hoch. Was hat mein Papa da gerade gesagt? Ulrich ist von nun an Herzog von Württemberg? Das bedeutet nichts Gutes. Vielleicht lassen sie ihn dann ja gar nicht mehr zu uns zum Spielen kommen, weil sich das mit seiner herzoglichen Würde nicht verträgt. Dabei ist er noch so jung, knappe drei Jahre älter als ich. Ich werde ihn auf jeden Fall ganz schrecklich vermissen und ich bin mir sicher, dass es ihm ebenso ergehen wird. Ich nehme mir vor, Papa auf jeden Fall danach zu fragen. Plötzlich habe ich neben meiner Erkältung auch noch stechendes Magenweh. Die Gedanken meiner Mama gehen wohl in die gleiche Richtung. Sie hat die Ermahnung meines Vaters offenbar vergessen, denn sie ruft, nun wieder in entrüstetem Ton: „Um Himmels willen, Ehemann, der Junge ist gerade erst elf Jahre alt! Im Übrigen solltest du am Besten wissen, wie wenig er bisher auf diese Aufgabe vorbereitet wurde.“

„Das wird sich ändern“, beruhigt sie mein Vater, „du wirst schon sehen.“

Dann kommt Agnes mit den Wadenwickeln ins Zimmer und während sie sich mit mir unterhält und versucht mich etwas aufzumuntern, kann ich nicht mehr verstehen, was nebenan gesprochen wird.

Ursula, Juni 1498, Stuttgart

Heute bei Tisch hat uns unser Vater erklärt, dass Ulrich durch die Entscheidung des deutschen Königs Maximilian von Habsburg ab sofort die Nachfolge seines Onkels als Herzog von Württemberg angetreten hat.

Dieser Onkel, der ehemalige Herzog Eberhard, wurde auf Lebenszeit aus seinem Herzogtum verbannt. Dass ein regierender Herzog von seinen Untertanen abgesetzt und seines eigenen Landes verwiesen werden kann ist für mich immer noch unvorstellbar. Als ich einmal meinen Vater darauf anspreche, antwortet er entschieden: „Manchmal muss einfach jeder von uns seinem Gewissen folgen. Du bist noch zu klein, um alles zu verstehen, aber die Zustände, die unter Ulrichs Onkel herrschten, waren einfach unerträglich.“

Danach habe ich mich nicht mehr getraut, weiter zu fragen, denn jedes Mal, wenn von dem ehemaligen Herzog Eberhard die Rede ist, kann ich fühlen, wie mein Papa richtig wütend wird. Dies ist sonst gar nicht seine Art, jedenfalls nicht mir gegenüber.

Da Ulrich, wie meine Mama ganz richtig bemerkt hatte, im Moment erst elf Jahre alt ist, wurde einem sogenannten Regentschaftsrat, dem auch mein Vater angehört, die Herrschaft über Württemberg bis zu seiner Volljährigkeit übertragen. Überhaupt ist mein Papa in der herzoglichen Gunst aufgestiegen. Er wurde von Ulrich zu dessen Kammermeister ernannt, was bedeutet, dass er für den persönlichen Haushalt des jungen Herzogs verantwortlich ist. Was außerdem bedeutet, dass wir ihn und Ulrich bei uns zu Hause kaum noch zu sehen bekommen, da beide neben ihren neuen Aufgaben anscheinend keine Zeit mehr für uns haben. Als ich mich bei meiner Mutter darüber beklage, antwortet sie: „Dein Vater hat als Regent geschworen, Württemberg zum Nutze und Wohle aller seiner Einwohner zu regieren. Gerade jetzt liegt eine Menge Arbeit an, da zuerst einmal der von Eberhard angerichtete Schaden behoben werden muss. Außerdem soll er Ulrich dabei helfen, in seine hohe Stellung hineinzuwachsen. Nach deinem Vater zu urteilen, macht er sich dabei außerordentlich gut. Sie sind im Übrigen gerade dabei, eine Landesordnung zu erlassen, die der neuen Herrschaft zu Grunde gelegt werden soll.“

Ich ziehe einen Flunsch. Was geht mich eine neue Landesordnung an? Und was ist das überhaupt? Meine Mama sieht es und lächelt.

„In einer Landesordnung legt der Herzog zusammen mit den Landständen die Richtlinien fest, nach denen er zukünftig zu herrschen hat. So zum Beispiel welche Steuern erhoben werden können, um die Staatskasse wieder aufzufüllen“, erklärt sie mir. „Du siehst also, es geht um überaus wichtige Dinge. Gib deinem Ulrich etwas Zeit, sich einzugewöhnen. Er hat uns bestimmt nicht vergessen.“

„Glaubst du, Mama?“, frage ich zaghaft

„Da bin ich mir ganz sicher“, antwortet sie, „du kannst ja in der Zwischenzeit mit Hans und deinen Geschwistern spielen. Du wirst sehen, dann vergeht die Zeit bis zu Ulrichs nächstem Besuch wie im Fluge.“

Ursula, Oktober 1498, Stuttgart

Meine Mama hatte wie immer recht. Der Sommer mit seinen langen sonnigen Tagen ist wie jedes Jahr schnell vergangen. Leider wurde in seinem Verlauf auch Hans aus unserem Haushalt ins Schloss abberufen, um dort seinen Dienst als Page aufzunehmen. Daher blieb ich mehr denn je mir selbst überlassen, denn mit meinen älteren Schwestern zu spielen beginnt mich immer schnell zu langweilen. Das fiel wohl auch meiner Mama auf, denn sie trieb aus der Bekanntschaft der früheren Herzogin Elisabeth ein adliges Fräulein von Westerstetten auf, das bereit war, uns Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen.

„Wenn ihr später einmal eure eigenen Haushalte führt“, hatte sie diese Maßnahme begründet, „braucht ihr diese Fertigkeiten, damit ihr von euren Dienstboten nicht so leicht übers Ohr gehauen werden könnt.“

Wie ich nach kurzer Zeit feststellen konnte, begriff ich schnell und ohne Probleme. Ich fand die Unterrichtsstunden eigentlich recht interessant, und vor allem das Lesen bereitete mir zunehmend Freude. Allerdings gibt es in unserem Haushalt kaum Bücher, an denen ich das Gelernte ausprobieren konnte. Ich habe mir fest vorgenommen, mit Ulrich bei einem seiner nächsten Besuche darüber zu reden. Er kennt bestimmt einige Dinge, die mich interessieren könnten.

Die zweite Überraschung des Sommers kam, als eines schönen Morgens Hans mit einem hübschen braunen Pony vor unserer Tür stand.

„Dein Vater schickt mich“, erklärte er, „damit du unter meiner Aufsicht das Reiten lernst, und hat das Pferdchen hier für dich gekauft. Wenn du es nicht brauchst, steht es im herzoglichen Stall, wo ich gut für es sorgen werde. Es hat auch noch nicht einmal einen Namen, dein Vater hat gemeint, du solltest ihm selber einen aussuchen.“

Ein Pferd, ganz für mich alleine! Wie wundervoll das ist! Ich trat näher, um es mir genauer anzusehen. Sofort wendete sich der Kopf mit gespitzten Ohren und klugen Augen mir zu. Während ich ihm seine Nüstern streichelte, die sich wie Samt unter meinen Fingern anfühlten, fiel mir auf, dass es einen großen weißen Fleck über dem einen Auge hatte.

„Ich werde es Fleck nennen“, entschied ich, „wie findest du das?“

„Durchaus passend“, antwortete Hans und lachte.

„Also, Fleck“, sagte er zu dem Pferd gewandt, „lerne deine neue Herrin kennen.“ Dabei suchte er in seinen Taschen und brachte einige weiße Stückchen zu Tage.

„Strecke deine Hand aus“, befahl er mir, „ganz flach, damit er den Zucker aufnehmen kann.“

Ich tat, wie mir geheißen. Dann legte er mir die Stücke auf die Handfläche und ich hielt sie Fleck hin. Nachdem dieser sie aufgeschlabbert hatte, sagte Hans: „So, jetzt wollen wir aber mit dem Reiten lernen anfangen. Dazu musst du dich am Sattelknauf hochziehen, während du deinen Fuß in meine Handfläche stellst, damit ich dich gleichzeitig hochheben kann. Willst du das jetzt einmal versuchen?“

Ich nickte und lächelte ihn strahlend an, während er mir in den Sattel half. So fing unsere erste Reitstunde an, der noch viele folgen sollten.

Über all dem Neuen fiel es mir kaum auf, dass Ulrich den Sommer über gar nicht mehr zu uns zu Besuch gekommen war.

Als die Tage merklich kürzer werden und die Blätter der Wälder um Stuttgart beginnen, sich braun zu verfärben, sind meine Reitkünste soweit fortgeschritten, dass ich mit Hans kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen kann. Ich liebe es, auf Fleck und in Begleitung von Hans und unserem Stallknecht das Neckartal entlang zu reiten oder in dem nahe gelegenen Stadtwald herumzutraben. Manchmal machen wir unterwegs Rast und Hans holt aus seinen Satteltaschen eine kleine Mahlzeit hervor, die wir dann am Wegesrand einnehmen, während der Knecht sich um die Pferde kümmert. Eines Tages packe ich die Gelegenheit beim Schopf und frage ihn, warum Ulrich sich gar nicht mehr sehen lässt. Er zuckt vielsagend die Schultern und meint:

„Nun ja, ich denke, er hat im Moment wirklich viel um die Ohren. Er muss sich regelmäßig bei seinem Gönner, dem deutschen König Maximilian, zeigen und dabei höfisches Benehmen lernen. Ist er zu Hause, lassen ihn seine Räte keine Minute in Ruhe, jeder will etwas von ihm oder will ihm etwas beibringen. Ich glaube, dass ihm das alles manchmal einfach zu viel wird. Dabei fragt er regelmäßig nach dir und deinen Fortschritten.“

„Und was antwortest du dann?“, frage ich neugierig.

„Dass du dich zu einer richtigen Amazone entwickelst“, antwortet er lachend, „und auch sonst zu einem Wunder an Gelehrsamkeit.“

Damit spielt er auf meine neu erworbenen Reit- und Lesekünste an und übertreibt dabei gewaltig. Nun muss auch ich lachen und kann einfach nicht anders, als ihn mit dem restlichen Wasser aus meinem Trinkbecher zu bespritzen. Während er sich schüttelt, wird er auf einmal ernst.

„Ursula“, sagt er dann und sieht mich seltsam an. „Ein Wort der Warnung für das nächste Mal, wenn du Ulrich wiedersiehst. Er hat sich im letzten halben Jahr, seit sie ihn zum Herzog gemacht haben, verändert. Er ist nicht mehr der unbeschwerte Spielkamerad, den du in Erinnerung hast. Daher solltest du dich in deinem eigenen Interesse benehmen und möglichst solche Dinge wie eben unterlassen.“

Plötzlich ernüchtert frage ich ihn:

„Komm schon, seit wann verträgst du denn keinen Spaß mehr?“ Daraufhin greift er nach meinem Ellenbogen und zieht mich zu sich her. Dabei sieht er mir in die Augen, die, wie ich plötzlich feststelle, beinahe so blau sind wie meine eigenen, und im Moment zudem ziemlich verärgert dreinblicken.

„Es kommt nicht darauf an, ob ich einen Spaß vertrage oder nicht. Ich weiß, dass du meinst, dir bei mir alles erlauben zu können. Aber denke immer daran, Ulrich ist der neue Herzog von Württemberg und sich als solcher seiner Stellung wohl bewusst. Daher solltest du deine Manieren dem neuen Hofzeremoniell anpassen, wenn du nicht unangenehm auffallen willst. Vielleicht fragst du vorher deine Mutter danach, sie kennt sich gut in solchen Dingen aus. So, und nun lass uns zurückkehren, ich habe heute noch Pflichten im Schloss, denen ich nachkommen muss.“

Dann lässt er mich unvermittelt los und packt die Überreste unseres Picknicks zusammen. Nachdem der Knecht unsere Pferde gebracht hat, wirft er mich ohne weitere Worte in den Sattel. Denn ganzen Rückweg überlege ich, ob ich mich entschuldigen soll, aber ich bin mir nicht sicher, wofür. Denn auf diese Art und Weise habe ich ihn in den letzten Jahren schon oft geneckt und er hatte niemals etwas dabei gefunden. Daher frage ich mich betrübt, ob ich heute nun auch meinen zweiten Freund aus Kindertagen verloren habe.

Wie ich mit Erleichterung feststellen kann, ist dies nicht der Fall. Hans holt mich noch oft zu einem Ausritt ab und ist dabei wieder wie früher, immer gut gelaunt. Als der September in den Oktober übergeht, werden unsere Ausflüge seltener und ich sehe mit Beklommenheit dem nahenden Winter entgegen. Als ich ihn darauf anspreche, antwortet er leichthin: „Keine Sorge, ich werde dich auch im Winter besuchen kommen. Wir können dann drinnen Karten oder etwas anderes spielen oder uns unterhalten. Außerdem hat Ulrich angekündigt, dass er euch alle in nächster Zeit einmal ins Schloss einladen will. Wenn Schnee liegt, erlaubt er vielleicht, dass wir in einem der herzoglichen Schlitten ausfahren. Also Kopf hoch, so schlimm wird es schon nicht werden.“

Während ich in Gedanken abschweife, fährt er auch schon fort: „Da wir gerade von Ulrich sprechen, weißt du eigentlich, dass sie dabei sind, ihn zu verloben?“

Vor Schreck fallen mir beinahe die Zügel aus der Hand.

„Was sagst du da?“, stammle ich und begegne seinem abwägenden Blick.