Hudson Taylor - Mathilde Heller - E-Book

Hudson Taylor E-Book

Mathilde Heller

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Beschreibung

Hudson Taylors Lebenswerk in China ist so bedeutsam für die Missionsgeschichte, dass es sich lohnt, der Jugendzeit dieses Mannes ein besonderes Buch zu widmen. Wie ein Mensch in der Begegnung mit Jesus Christus neugestaltet und zum Dienst berufen wird, vermag uns dieser Abriss anschaulich zu berichten. Ein solches Leben ist keine Privatsache, denn es dient der gesamten Kirche Christi auf Erden. Es darf also auch heute vielen jungen Menschen sagen, was es um das Werden eines Christen ist, der nicht mehr für sich selbst da sein will, sondern diesem Christus ausgeliefert ist. Heute, wo man daran zweifelt, dass das Evangelium Gotteskraft ist und Menschen und Verhältnisse neu macht, heute, wo man nach der Wirklichkeit eines Lebens fragt, das etwas offenbar macht von der Kraft des Glaubens, da kann uns Hudson Taylor ein Zeugnis und ein Hinweis sein, ernst zu machen mit Gottes Botschaft an uns und seine Kraft in unserem eigenen Leben zu erproben.

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Hudson Taylor

Die Geschichte einer Jugend

Mathilde Heller

Impressum

© 1. Auflage 2019 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Mathilde Heller

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-211-1

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Shop: www.ceBooks.de

 

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Inhalt

Titelblatt

Impressum

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Unsere Empfehlungen

Vorwort

Hudson Taylors Lebenswerk in China ist so bedeutsam für die Missionsgeschichte, dass es sich lohnt, der Jugendzeit dieses Mannes ein besonderes Buch zu widmen. Wie ein Mensch in der Begegnung mit Jesus Christus neugestaltet und zum Dienst berufen wird, vermag uns dieser Abriss anschaulich zu berichten. Ein solches Leben ist keine Privatsache, denn es dient der gesamten Kirche Christi auf Erden. Es darf also auch heute vielen jungen Menschen sagen, was es um das Werden eines Christen ist, der nicht mehr für sich selbst da sein will, sondern diesem Christus ausgeliefert ist.

Wie vielen Menschen ist die zweibändige Lebensbeschreibung Hudson Taylors, die eine Übersetzung aus dem Englischen ist, zum Segen geworden! Und doch haften diesem Buch die Mängel einer Darstellung an, die die Grundlinien seines inneren Werdens nicht biblisch klar und schlicht genug hervortreten lassen. So kommt es, dass Hudson Taylor vielfach in der Gemeinde unter dem Verdacht steht, ein Schwärmer und ganz auf subjektive Erfahrungen gegründeter Mensch gewesen zu sein, bei dem man vom reformatorischen Verständnis der Schrift her Sorge haben müsse, dass der Boden nüchterner Schrifterkenntnis verlassen worden sei. Könnte man ein Christsein propagieren, das im Streben nach Heiligung so unnüchterne Wege geht, wie das Hudson Taylor tut? Weiß Hudson Taylor, was es ist um die Rechtfertigung aus dem Glauben, die unsere Heiligung ist?

Wer solche Fragen an die bisher bekannte Lebensbeschreibung des großen Chinamissionars hat, der ist besonders dankbar, dass in der vor uns liegenden Jugendgeschichte Taylors das Material der großen englischen Biographie so bearbeitet worden ist, dass wir klar erkennen, wie nüchtern und an die Schrift gebunden, wie natürlich und voll heiliger Einseitigkeit zugleich Hudson Taylor seinen Weg der Nachfolge geht und innerlich heranwachst zu dem Werke der Mission, das unter solch großem Segen steht.

Nachahmen lässt sich solch ein Leben nicht, aber junge und alte, lebensunerfahrene und lebensreife Menschen können durch diese Jugendgeschichte hindurch die Spuren des lebendigen Gottes finden, der sich in Jesus Christus einem jungen, werdenden Menschen offenbart und ihn Erfahrungen vom Geheimnis seiner Gegenwart und seiner alles beherrschenden Kraft machen lässt. Nicht als ob diese Erfahrungen nun das Glauben ersparten oder die Bindung an das Gotteswort lösten, wohl aber umgekehrt. Hier ist ein Mensch, der Gott beim Wort nimmt und in den gewaltigen Reichtum der Verheißungen vorstößt, die Gott an denen wahr macht, die ihm allein und ganz vertrauen. Heute, wo man daran zweifelt, dass das Evangelium Gotteskraft ist und Menschen und Verhältnisse neu macht. Heute, wo man nach der Wirklichkeit eines Lebens fragt, das etwas offenbar macht von der Kraft des Glaubens, da kann uns Hudson Taylor ein Zeugnis und ein Hinweis sein, ernst zu machen mit Gottes Botschaft an uns und seine Kraft in unserem eigenen Leben zu erproben.

Elisabeth Brandt

Kapitel 1

Man schrieb das Jahr 1649. Das altertümliche englische Städtchen, in das unsere Erzählung führt, lag im Glanz eines hellen Sommertags und im Frieden der mittäglichen Ruhestunden. Nichts regte sich in den engen Straßen und winkligen Gässchen, und kein störender Laut drang in das freundliche Zimmer, in dem eine Mutter auf den Knien lag und für ihren einzigen Sohn betete. Dieser Sohn war Hudson Taylor, der spätere Begründer der China-Inland-Mission. Er war der älteste von drei Geschwistern und immer seiner Eltern Freude gewesen; erst in letzter Zeit war eine Veränderung mit ihm vorgegangen, die sie mit Sorge erfüllte. Er war verdüstert, in sich gekehrt, und man merkte nichts mehr von seiner schönen Gabe, die Dinge von der vergnügten Seite anzusehen und gute Laune um sich zu verbreiten. Sein Vater war oft nahe daran, die Geduld mit ihm zu verlieren. Er war ein Mann der Pflicht, und Selbstzucht in seinen Augen ein unbedingtes Erfordernis. Frau Taylor aber ahnte mit dem Feingefühl der Mutterliebe, dass ihr Sohn von Glaubenszweifeln gequält wurde.

Für Menschen, die einem frommen Elternhaus entstammen, führt der Weg zur bewussten Hingabe an Christus viel häufiger als manche denken durch Seelenkämpfe schwerster Art, die schon in früher Jugend beginnen können, wenn Einfluss oder Erlebnis Zweifel über das bisher für unanfechtbar Gehaltene erweckt haben. Und solche Zweifel bleiben gerade denen nicht erspart, die Gott zu seinem besonderen Werkzeug erwählen will, wie eine Schuld wird dies Erleben oft mit größter Scheu verborgen gehalten. Zu keiner Zeit haben Eltern mehr Grund, Gott um offene Augen zu bitten und um die Weisheit, die zur gegebenen Zeit das rechte Wort findet.

Frau Taylor wusste, wie gefährlich es ist, Vertrauen erzwingen zu wollen. Sie hatte deshalb nichts getan, um eine Aussprache herbeizuführen, aber sie hatte den Sohn mit verdoppelter Liebe umgeben und für ihn gebetet, morgens und abends und oft am Tag, wenn ihre fleißigen Hände eine mechanische Arbeit verrichteten.

Heute warteten keine Pflichten auf sie. Sie war in der Morgenfrühe von Haus gefahren, um auswärtige Freunde zu besuchen, und als sie nach ihrer Ankunft in das helle Fremdenzimmer geführt wurde, das zum Ausruhen und Stillewerden wie geschaffen war, da hatte sie plötzlich der Gedanke durchzuckt: „Diese Freizeit schickt dir Gott, damit du dein Anliegen ungestört und in voller Sammlung vor ihn bringen kannst.“ – Sie war eine Christin, die die biblischen Verheißungen nicht nur theoretisch für wahr hielt, wie so viele Christen, sondern sie mutig und gläubig für das eigene Leben in Anspruch nahm.

Als man nach Tisch noch ein Weilchen beisammensaß, war eine Unruhe über sie gekommen. Sie war leise aufgestanden und auf ihr Zimmer gegangen, hatte die Tür hinter sich verriegelt und war auf die Knie gesunken mit dem festen Vorsatz, nicht eher aufzustehen, bis sie von Gott eine Antwort auf ihre Bitte erhalten hätte.

Ihr Sohn Hudson (Frau Taylor war eine geb. Hudson, ihr Sohn hatte nach einem in England viel geübten Brauch den Familiennamen der Mutter als Vornamen erhalten) war damals siebzehn Jahre alt. Er war sehr begabt, und es stand noch nicht fest, welchen Beruf er ergreifen würde, weil aber sein Vater der Ansicht war, dass jeder Mann Erfahrung in geschäftlichen Dingen haben müsse, hatte er bis vor kurzem in einem Bankhaus gearbeitet. Ganz unwissentlich hatte er sich damit auf einen wichtigen Zweig seiner Lebensarbeit vorbereitet. Als Missionsinspektor sind ihm seine Kenntnisse von großem Nutzen gewesen, und er hat später oft die Freundlichkeit Gottes gepriesen, der auch unsere Um- und Irrwege in seinen Plan einbezieht, um uns desto schöner zum Ziel zu führen. Denn auf einem Irrweg befand sich der junge Taylor damals. Er war im Bankhaus unter den Einfluss eines älteren Angestellten geraten, der schön und geistvoll, aber ein Spötter war. Die glänzende Außenseite, das sichere Auftreten blendeten den unerfahrenen jungen Lehrling, er richtete sich ganz kritiklos nach dem neuen Vorbild bis hin zu dem Wunsch, Pferde und Hunde zu besitzen und im roten Rock auf den in England so beliebten Fuchsjagden mitzureiten.

Unter dem Spott des älteren Mannes waren ihm auch die religiösen Zweifel von neuem gekommen, die ihn vor zwei Jahren gequält hatten, als er kurz in einer öffentlichen Schule gewesen war; aber er begriff die Gefahr nicht, in der er schwebte.

Die Angestellten der Bank sprachen fast alle scherzend oder verächtlich über die heiligsten Fragen des Lebens und machten Hudsons „veraltete Ansichten“ zur Zielscheibe ihrer Witzeleien. Hudson hatte anfangs versucht, sich zur Wehr zu setzen, aber was vermochte er, der Jüngste und selbst noch Ungefestigte, gegen die viel älteren Kollegen? Nur ein unablässiges Bitten um Gottes Beistand hätte ihm hier durchhelfen können. Allmählich und ihm selbst unmerklich änderte er seinen Standpunkt. Die Teilnahme an den Gottesdiensten und den väterlichen Hausandachten wurden zu einer lästigen Pflicht, das Gebet, das er aus Angewöhnung noch beibehielt, zu einer leeren Form, und eines Tages musste er sich eingestehen, dass er sich nicht mehr zu den Gläubigen zählen durfte. – Glücklicher war er freilich nicht geworden, und das war kein Wunder. Alles, was er durch seine Erziehung erhalten hatte, was als geistiges Erbteil frommer Vorfahren in ihm ruhte, mahnte zur Umkehr. Das ist der Segen eines gottesfürchtigen Geschlechts, und deshalb lohnt es sich wohl, hier den Gang unserer Erzählung zu unterbrechen, um einige Glieder der Ahnenreihe kennen zu lernen, an deren Ende ein Glaubensheld wie Hudson Taylor stand.

Hudsons Vater, James Taylor, war der Besitzer einer Apotheke oder Drogerie (Apotheken unserer Art kennt man in England nicht) in der kleinen Fabrikstadt Barnsley. Er galt als tüchtiger Geschäftsmann, aber man wusste auch, dass er eine fremde Angelegenheit genauso tatkräftig verfechten konnte wie die eigene, und man rühmte seine große Freigebigkeit, „wir wollen die Rechnung im Himmel anschreiben lassen“, sagte er wohl, wenn jemand eine teure Medizin nicht bezahlen konnte, „vergesst nur das wiederkommen nicht, wenn die Flasche leer ist!“ Jemand wegen einer Schuld zu mahnen, wurde ihm dagegen sehr schwer, und er hat es in seinem ganzen Leben nicht fertig gebracht, eine Forderung einzuklagen. Das Vertrauen seiner Mitbürger machte ihn zum Leiter der großen örtlichen Baugesellschaft, und er verwaltete dies verantwortliche Amt 22 Jahre lang so gewissenhaft, dass er alle Zinstabellen bis in die vierte Dezimalstelle ausrechnete, denn mit fremdem Geld konnte man nach seiner Ansicht nicht genau genug sein. Die eigenen Rechnungen bezahlte er grundsätzlich am Eingangstag, um niemand einen Zinsverlust zuzufügen.

James Taylors Berufstreue wurzelte in seinem Glauben. Er war ein Mann von vielseitigem Wissen, und in seinem Bücherschrank stand manches kostbare Werk, aber sein größter Schatz war und blieb seine Bibel. „Man muss sie nur auf die Probe stellen, um zu erfahren, dass sie bis in die kleinsten Verheißungen wahr ist“, sagte er oft von ihr. Er gehörte der Methodistengemeinde an, die damals der Hauptträger des geistlichen Lebens in England war und die neben dem eigentlichen Pfarrberuf noch das Amt des Laienpredigers kennt. Und als solcher wanderte Taylor Sonntag für Sonntag in die Dörfer der Umgebung, um in kleinen Gemeinden, die keinen Pfarrer halten konnten, zu predigen. An verschiedenen Wochenabenden unterrichtete er eine Anzahl Knaben, die ohne ihn unwissend wie die Wilden aufgewachsen wären, denn England kannte damals noch keine Schulpflicht.

Die eigenen Kinder auf den rechten Weg zu führen, blieb aber stets seine größte Sorge. Er schickte sie nicht in eine Sonntagsschule, selbst erzählte er ihnen die heiligen Geschichten. „Gott liebt euch, er kann nicht irren, er kann euch nie falsch führen“, wiederholte er ihnen oft und so eindringlich, dass sein Glaube ganz unmerklich Macht über sie gewann. Als die Kinder heranwuchsen, sorgte er dafür, dass sie, wie alle Hausgenossen, täglich eine stille halbe Stunde für ihre Bibel hatten. Früher sammelte er sie allabendlich zum Gebet um sich. Er stellte dann oft ihre eigenen kleinen Erlebnisse in den Mittelpunkt seiner Andacht und prägte ihnen auf diese Weise früh ein, dass wir mit allem, was uns bewegt, zu Gott kommen dürfen, und dass er und er allein immer nah und immer willig ist, uns anzuhören. Der kindliche Geist lebte daher ganz in der Vorstellung von der Nähe Gottes. Der kleinen, noch nicht vierjährigen Amalia, die Unrecht getan hatte, schien es darum auch selbstverständlich, nicht nur die Eltern um Verzeihung zu bitten, sondern sofort und mit dem Ausdruck tiefen Ernstes zu sagen: „Lieber Heiland, nimm mir doch meinen bösen Sinn und schenke mir ein anderes Herz!“

Es liegt nahe, solche Äußerungen als kindliches Gerede abzutun, aber es waren merkwürdig frühreife Kinder, die im Haus Taylor aufwuchsen. Hudson erzählte später einmal lachend, dass er mit 4 ½ Jahren seine erste Erzählung verfasst und niedergeschrieben habe. „Sie handelte von einem achtzigjährigen Mann“, meinte er auf Befragen, „kam aber nicht über das erste Kapitel hinaus.“

Bis über das elfte Jahr wurde Hudson, der sehr zart war, nur von seinem Vater unterrichtet. In dem kleinen Büro hinter dem Laden, in dem so mancher Trost- und Ratbedürftige einkehrte, fand der Unterricht statt, und es ist für die Entwicklung des Knaben gewiss von Bedeutung gewesen, dass er täglich vor Augen hatte, wie das ganze Tun und Lassen des Vaters von dem Glauben regiert wurde, für den er seine Kinder zu gewinnen suchte. Man wird an das Gleichnis vom Senfkorn und seinem Wachstum erinnert, wenn man James Taylors Leben überdenkt. Er wollte nur ein treuer Vater sein und ist durch die Verantwortung, die er für die Seelen seiner Kinder fühlte, ungezählten Menschen zum Segen geworden. Denn er legte im Herzen des Sohnes den Grund zu dem Glaubensmut, der diesen später stark machte, das Evangelium in das Innere Chinas zu tragen, das den Europäern damals noch verboten war, und ohne Unterstützung durch eine Missionsgesellschaft für sich und viele andere den Unterhalt zu finden.

Indirekt erstrecken sich die Segensspuren von James Taylors Leben auch nach Deutschland. Eva Tiele-Winckler erzählt in ihren Erinnerungen, dass der Einfluss Hudson Taylors stark mitbestimmend war, als sie sich entschloss, ihre Arbeit an verwahrlosten Kindern ohne Mittel und allein im Vertrauen auf Gott zu beginnen. Sie hat nie einen Menschen um etwas gebeten, nie einen Pfennig Schulden gemacht, aber sie hat zu dem gebetet, der unsere Bedürfnisse kennt, und heute erzählen eine große Anzahl Heimstätten, in denen gefährdete Kinder zu ordentlichen Menschen erzogen werden, und andere Anstalten davon, wie unser himmlischer Vater denen hilft, die ihm restlos vertrauen.

Taylors Mutter, Amelia Hudson, entstammte einem alten Predigergeschlecht, und von ihrem Vater hat Hudson wohl den Humor geerbt, der so erfrischend für seine Umgebung war und ihm später über manche unangenehme Lage hinweghalf. Der alte Pfarrer muss eine frohe Künstlernatur von sprudelndem Witz gewesen sein, dem er unbekümmert die Zügel schießen ließ. Seine Amtsbrüder hielten es eines Tages für nötig, ihm darüber Vorhaltungen zu machen. Er gab ohne weiteres zu, dass er sich mäßigen müsste, aber seine Verteidigungsrede war so unbeschreiblich drollig, dass alle in hellem Gelächter dasaßen und einsahen, man müsse ihn gewähren lassen. Seine Gemeindeglieder hatten an ihrem fröhlichen Pfarrer nichts auszusetzen. Sie kannten seine Berufstreue.

Von Frau Taylor selbst ist ein Bild erhalten, das im Rahmen der weißen Tüllhaube ein schönes, sanftes und sehr intelligent blickendes Frauenantlitz zeigt. Sie war jahrelang zu zart, um Gemeindearbeit zu tun, aber sie war die Seele ihres Hauses. Ihre Kinder erzählten, dass sie jeden Gehilfen ihres Mannes, jedes Dienstmädchen in ihre Fürsorge und in ihr Gebet aufnahm, und dass sie fast immer die Freude hatte, sie für den Heiland zu gewinnen. Sie besorgte ihren großen Haushalt mit nur einer Hilfskraft und nähte sämtliche Kleidungsstücke. Morgens beim Kochen und nachmittags, während sie nähte, unterrichtete sie ihre Töchter.

Ein besonderer Tisch war dafür in der großen, hellen Küche aufgestellt worden. Sie hatte eine eigentümlich gütige Art, ohne Befehl zu erziehen. „Kinder, ist's nicht gleich Zeit zum Mittagessen“, hieß: Spielsachen forträumen, Hände waschen, eine saubere Schürze umbinden und im Wettlauf wieder herunterkommen, um am Tisch zu stehen, wenn der sehr pünktliche Vater eintrat. Ein anderer schöner Zug, der viel Freude und Anregung in den Familienkreis brachte, war ihre große Gastlichkeit. Noch im Alter erinnerten sich ihre Kinder gern an die Teenachmittage, die sie im Anschluss an die vierteljährlichen Bezirkskonferenzen der Prediger gab. Eisenbahnen waren damals noch selten.