Hundetraining für drinnen und draußen: Hundebeschäftigung für zuhause mit kreativen In- & Outdoor Denkspielen zur Förderung von Bindung, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz - inkl. Trainingspläne - Benjamin Wenzel - E-Book

Hundetraining für drinnen und draußen: Hundebeschäftigung für zuhause mit kreativen In- & Outdoor Denkspielen zur Förderung von Bindung, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz - inkl. Trainingspläne E-Book

Benjamin Wenzel

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Beschreibung

Sie möchten sich in jeder Alltagssituation blind auf Ihren besten Freund verlassen können? Wohlbefinden, Beschäftigung und Ausgeglichenheit Ihres Vierbeiners liegen Ihnen am Herzen? Und zusätzlich wollen Sie für eine liebevolle, enge und zuverlässige Verbindung sorgen? Dann schnappen Sie sich dieses Buch und starten Sie mit Ihrer Fellnase ins Abenteuer! Auf Zuruf zu Ihnen kommen, bei Begegnungen ruhig bleiben, auf Kommando ins Auto steigen oder stillhalten – klar, ohne solche Grundlagen lässt sich der Alltag mit einem Hund nicht gut bewältigen. Doch bloßer Gehorsam alleine reicht nicht für ein glückliches Hundeleben, stattdessen muss Ihr Tier auch körperlich-geistig ausgelastet sein, sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten haben, sich fit halten und zudem eine enge soziale Bindung zu Ihnen aufbauen. Klingt zwar herausfordernd, gelingt mit den Trainingsideen in diesem Buch aber spielend leicht und macht zudem auch noch so richtig Spaß. Erfahren Sie zunächst alles Wichtige über Basics der Hundepsychologie, Trainingsmöglichkeiten, gesundheitliche Aspekte und Hundekommunikation, um anschließend gut gewappnet zum praktischen Teil überzugehen: Intelligenz-, Such-, Agility-, Geschicklichkeits- und Teamspiele für Hunde aller Rassen, Altersstufen und Ausbildungsniveaus, mit denen Sie wichtige Kompetenzen Ihres Lieblings optimal fördern und unverzichtbare Erziehungsaspekte ganz einfach trainieren. Ihre Beziehung ist noch ganz frisch? Keine Sorge! Denn die klaren Erklärungen und präzisen Anleitungen erlauben auch unerfahrenen Hundehaltern einen kinderleichten Einstieg ins Training und sorgen im Handumdrehen für erste gemeinsame Erfolge.

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2024

Inhalt

Vorwort

Einführung ins Hundetraining

Die Bedeutung von Intelligenz- und Denkspielen für Hunde

Warum Beschäftigung und Training für Hunde wichtig sind

Grundlagen des erfolgreichen Hundetrainings

Sicherheitsrichtlinen für drinnen und draussen

Intelligenzspiele für drinnen

Schnüffelspiele: Die Nase als wichtiges Werkzeug nutzen

Geschicklichkeitsspiele: Den Körper und die Koordination fördern

Denkspiele mit Spielzeug: Herausforderungen für die mentale Stimulation

Interaktive Spiele: Die Bindung zwischen Hund und Halter stärken

Intelligenzspiele für draussen

Apportierspiele: Das natürliche Jagdverhalten fördern

Agility-Übungen: Koordination und Geschicklichkeit im Freien verbessern

Suchspiele im Garten: Den Hund gezielt beschäftigen

Teamspiele: Die Zusammenarbeit zwischen Hund und Halter stärken

Drinnen und Draussen: Kombinierte Spiele für Abwechslung

Parcours-Training: Den Hund durch Hindernisse leiten

Verstecktes Training: Den Hund überraschen und herausfordern

Wasserspiele: Sommerliche Beschäftigungsmöglichkeiten

Jahreszeitenabhängige Spiele: anpassung an Wetter und Umgebung

Die Psychologie hinter Hundetraining

Lernverhalten von Hunden verstehen

Positive Verstärkung im Hundetraining

Die Bedeutung der Körpersprache in der Kommunikation mit dem Hund

Trainingspläne und Tipps für verschiedene Hunderassen

Kleine Rassen: Besondere Bedürfnisse und passende Spiele

Mittelgroße Rassen: Herausforderungen für aktive Hunde

Grosse Rassen: Angepasste beschäftigung für kräftige hunde

Mischlingshunde: Flexibles Training für verschiedene Eigenschaften

Gesundheitliche Aspekte im Hundetraining

Physische Gesundheit: Training für Fitness und Wohlbefinden

Mentale Gesundheit: Stressabbau und Entspannung für Hunde

Ernährung im Zusammenhang mit Hundetraining

Tierärztliche Betreuung und regelmässige Checks

Hundetraining easy im Alltag integrieren

Zeitmanagement: Effektives Training in den Tagesablauf einbinden

Belohnungssysteme: Motivation steigern und positive Verhaltensweisen fördern

Die Rolle der Familie: Gemeinsames Hundetraining als soziales Ereignis

Langfristige Ziele setzen: Die Entwicklung des Hundes über die Zeit im Blick behalten

Langfristige Bindung und Liebe: Das Ziel eines glücklichen und gesunden Hundes

Gesunde Beziehung zwischen Mensch und Hund

Quellenverzeichnis

Vorwort

Herzlich willkommen zu diesem Ratgeber über die facettenreiche Welt der Hundebeschäftigung. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Verständnis für die Bedürfnisse unserer treuen Begleiter drastisch gewandelt. Hunde sind längst nicht mehr nur die besten Freunde des Menschen; vielmehr sehen wir in ihnen faszinierende Individuen mit eigenen Emotionen, Vorlieben und Bedürfnissen. Dieses Buch widmet sich dem wichtigen Aspekt der Beschäftigung und des Trainings von Hunden, wobei der Fokus auf der geistigen und gezielten, körperlichen Auslastung liegt. Der Hund gilt als der älteste tierische Begleiter des Menschen. Gut 15.000 Jahre ist es her, als sich die Wölfe langsam mit den Menschen zusammentaten und beide in eine Beziehung zueinander traten – eine Beziehung, wie sie bis heute einzigartig ist, weil sie in dieser Form mit keiner anderen Spezies auf diese Weise geschehen ist. Hunde sind seither ein bedeutender Teil menschlichen Lebens.

Die Mensch-Hund-Beziehung hat bis zum heutigen Tage eine erstaunliche Evolution durchlaufen. Als aus den wilden Wölfen nach und nach zahmere Begleiter wurden und der Mensch durch Selektion gezielt nur noch jene Tiere verpaarte, deren Eigenschaften er besonders schätzte, wurden Hunde mehr und mehr zum Träger wichtiger Aufgaben.

Sie dienten als Jagdhelfer, bewachten Siedlungen, schützten Herden, verteidigten Eigentum und Bevölkerung, zogen Lastkarren und bahnten sich treu ergeben zusammen mit ihren Herren den Weg durch tiefen Schnee, auf der Suche nach vermissten Menschen oder Tieren.

Im Laufe der Jahrtausende hat sich aber nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Hund weiterentwickelt, sondern auch unsere Lebensumstände haben sich massiv verändert. Aus einfachen Arbeitspartnern wurden geliebte Familienmitglieder, die uns in allen Lebenslagen begleiten. Hunde müssen im Zusammenleben mit Menschen in einer Welt zurechtkommen, die oft nur noch sehr wenig mit einer natürlichen Umgebung zu tun hat. Gerade in der heutigen Zeit, in der Technologie und der moderne Lebensstil unseren Alltag prägen, sind viele Hunde von einer geistigen Unterforderung bedroht. Das birgt neue Herausforderungen. An das hündische Verhalten werden andere Anforderungen gestellt als vor 200 Jahren noch. Die enge Bindung und die zunehmend urbane Umwelt führen dazu, dass Hunde nicht nur physische, sondern auch geistige Herausforderungen brauchen, um ihre natürlichen Instinkte adäquat ausleben zu können, um ausgeglichen und glücklich zu bleiben. Die Notwendigkeit, Hunde nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu beschäftigen, hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Früher reichte es oft aus, dem Hund ausreichend Bewegung im Freien zu ermöglichen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Heutzutage sind die meisten Hunde jedoch nicht mehr primär als Arbeits- oder Hirtenhunde im Einsatz, sondern leben als geliebte Gefährten und Familienmitglieder in unseren Haushalten. Das häufige Fehlen von Aufgaben, die ihren natürlichen Instinkten entsprechen, führt zu einem Mangel an geistiger Herausforderung, was wiederum zu Verhaltensproblemen und Unausgeglichenheit führen kann.

Die Forschung hat gezeigt, dass Hunde, die sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden, nicht nur glücklicher sind, sondern auch weniger anfällig für Verhaltensprobleme und Stress. Ein Hund, der aktiv und kreativ denken kann, ist in der Lage, sich besser an verschiedene Situationen anzupassen und sein Verhalten entsprechend zu modifizieren. Die geistige Auslastung trägt somit nicht nur zum Wohlbefinden des Hundes bei, sondern fördert auch eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Tier. Darüber hinaus ist ein ruhiger und ausgeglichener Hund gesellschaftlich deutlich akzeptierter als ein unausgelasteter „Flegel“.

In diesem Buch werden Sie eine Vielzahl von Ansätzen und Methoden zur geistigen Auslastung von Hunden kennenlernen. Es wird sich nicht nur auf traditionelle Trainingsmethoden konzentriert, sondern auch auf innovative Ansätze, die die neuesten Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung berücksichtigen. Von intelligenter Fährtenarbeit über Tricktraining bis hin zu interaktiven und individuell angepassten Spielen – erkunden Sie mannigfaltige Ansätze, wie Sie die kognitiven Fähigkeiten Ihres Hundes fördern und fordern können. Und keine Bange: Es wird alles „step by step“ erklärt, Sie können quasi nichts grundlegend falsch machen.

Darüber hinaus wird sich dieses Buch eingehend mit der Bedeutung von positiver Verstärkung und einer respektvollen Kommunikation mit unseren Hunden beschäftigen. Die Zeiten des dominanten und autoritären Trainings sind vorbei; wir verstehen nun besser, dass eine partnerschaftliche Beziehung auf Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Verständnis basiert. Indem wir unseren Hunden die Möglichkeit geben, aktiv an ihrer eigenen Ausbildung teilzunehmen, stärken wir nicht nur ihre geistigen Fähigkeiten, sondern fördern auch eine tiefere Bindung zueinander.

Dieses Buch soll nicht nur eine Anleitung zur abwechslungsreichen Beschäftigung sein, sondern auch eine Inspirationsquelle für all jene, die ihre Beziehung zu ihren vierbeinigen Freunden auf eine neue Ebene heben möchten. Es richtet sich an erfahrene Hundehalter, aber auch an Neulinge, die gerade erst die wunderbare Reise in die Welt der Hundeliebe begonnen haben. Denn egal, ob groß oder klein, jung oder alt, jeder Hund verdient es, ein erfülltes und glückliches Leben an unserer Seite zu führen.

Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise, auf der Sie die Geheimnisse der geistigen Leistungsfähigkeit von Hunden erforschen und dabei nicht nur deren Ideenreichtum, sondern auch unsere eigene Fähigkeit, zu lernen und zu wachsen, stärken. Erschaffen Sie Ihre ganz eigene Welt, in der die Bindung zwischen Mensch und Hund auf Respekt, Verständnis und Freude basiert. Es ist an der Zeit, Ihrem vierbeinigen Liebling ein spannendes, liebevolles und buntes Leben zu bieten.

Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos.

Loriot

Einführung ins Hundetraining

Die Bedeutung von Intelligenz- und Denkspielen für Hunde

„Wer rastet, der rostet!“ – dieses Sprichwort gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere Fellfreunde. Ein Hund hat weit mehr Bedürfnisse als nur fressen, schlafen, „Gassi gehen“ und vielleicht mal ein Stöckchen holen. Bewegung ist nicht alles, schon gar nicht, wenn sie monoton ist und wenig Überraschungen bereithält. Immer gleiche Gassirunden langweilen den Hund buchstäblich zu Tode. Es gibt wenig bis keine neuen visuellen Eindrücke, die Geruchsmarker sind häufig auch von den immer gleichen Artgenossen und die Dauer des Spaziergangs variiert kaum. Alles ist sehr absehbar.

Zwar ist das Gehirn von Hunden maximal so groß wie eine Zitrone, trotzdem haben sie eine erstaunliche Bandbreite an kognitiven Fähigkeiten. Hunde können circa 270 verschiedene Wörter voneinander unterscheiden, sich merken, was erlaubt und was verboten ist, und etwa so abstrakt denken wie ein Kleinkind. Sie sind in der Lage, Täuschungsmanöver auszuführen und den Erfolg einer Handlung abzuwägen. Sie können die Gesichtsausdrücke von Menschen deuten, verstehen also sehr genau, ob jemand wütend, traurig oder fröhlich ist, und können die Körpersprache von Menschen bis ins letzte Detail lesen. Mehr noch, Hunde haben die Fähigkeit, hinter die menschliche Fassade zu schauen, beispielsweise dann, wenn Menschen vorgeben, sich nicht vor ihnen zu fürchten, und es in Wirklichkeit aber doch tun oder wenn der Halter von ihnen verlangt, herbeizukommen, in Wirklichkeit aber gar nicht erwartet, dass der Hund tatsächlich zu ihm kommt.

Die bekannte Kognitionsforscherin Dr. Alexandra Horowitz beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie Hunde denken. Sie hat zahlreiche Studien zu diesem Thema durchgeführt und konnte in einer von diesen nachweisen, dass Hunde in einem stabilen Umfeld ein Zeitgefühl haben und sich mit ihrem Halter synchronisieren. Manch ein Hundehalter dürfte das Gefühl kennen, jeden Morgen um die gleiche Zeit von seinem Hund geweckt zu werden oder dass der Hund jeden Abend um dieselbe Zeit in die Küche läuft und dort auf sein Futter wartet. Außerdem sind Hunde Meister des Generalisierens, eine Fähigkeit, die sie von vielen anderen Tieren unterscheidet. Wenn ein Welpe beispielsweise lernt, dass eine raschelnde Folie nichts Schlimmes ist oder dass ein älterer Mensch mit Stock und Hut nichts Bedrohliches darstellt, wird er den Rest seines Lebens keine Angst davor haben. Andersherum funktioniert die Generalisierung natürlich auch, ein Hund speichert auf die gleiche Weise negative Eindrücke ab. Ist er einmal beim Toben versehentlich gegen einen elektrischen Weidezaun gekommen, wird er fortan Abstand von solchen Zäunen nehmen. Weitere Informationen zum hündischen Lernverhalten finden Sie in einem späteren Kapitel.

Schauen Sie sich diesen Umstand einmal bei sich selbst an: Ihr täglicher Arbeitsweg wird wenig Neues und Interessantes bereithalten. Fahren Sie täglich mit dem Auto dieselbe Strecke, bemerken Sie womöglich nicht einmal, dass sich an einer Kreuzung die Vorfahrt geändert hat. Es ist ganz normal, dass Sie sich irgendwann nur noch auf das vermeintlich Wesentliche konzentrieren. Man wird sozusagen betriebsblind. Eigentlich ist dies eine gut gemeinte Eigenschaft unseres Körpers. Das Hirn hat irgendwann verinnerlicht, wo Gefahren drohen und wo nicht. Es sortiert daher alle Sinneseindrücke in mehrere Schubladen. Durch dieses Schubladendenken schont das Gehirn seine eigenen Kapazitäten und hat mehr Ressourcen für unerwartete Ernstfälle. Ebenso agiert das Hirn unserer Hunde, entfernt hängt dies mit der Eigenschaft des Generalisierens zusammen, dazu aber im weiteren Verlauf des Ratgebers mehr.

Anders verhält es sich hingegen, wenn Sie in den Urlaub fahren, zum ersten Mal in eine Gegend, die Sie noch nie zuvor gesehen haben oder in der Sie sich zumindest viele Jahre nicht aufgehalten haben. Mit offenen Augen und wachem Blick wird die Landschaft begutachtet, jedes Detail wird so genau wie möglich eingefangen. Veränderungen werden bemerkt, landschaftliche Schönheit wird eher bemerkt und geschätzt. Das erfrischt Herz und Seele, nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Tier. Auch stupides Bällchenwerfen, was man leider immer wieder beobachten kann, ist keine angemessene Auslastung. Der Hund lernt hierbei nichts und die Bewegungsabläufe sind meistens gleichförmig. Mit etwas Pech zieht man sich auf diese Weise sogar einen Balljunkie heran, der an seiner Besessenheit zu leiden beginnt.

Nicht nur das: Die Bindung zwischen Hund und Halter wird extrem gefördert, wenn gemeinsam Intelligenz- und Denkspiele absolviert werden. Hier hat der Halter die Möglichkeit, sich für den Hund interessant zu machen, indem er bei der Lösung eines kniffligen Spiels oder eines schier unüberwindbaren Hindernisses hilft. Darüber hinaus festigt sich durch gemeinsames Spiel und das Erarbeiten von Lösungen auch das Vertrauen zwischen Hund und Halter. Hunde möchten sich an ihren Menschen orientieren können und sie sind oftmals eher zu Gehorsam bereit, wenn sie einen „guten Grund“ haben, ihrem Menschen zu folgen. Wenn der Mensch den Hund beispielsweise abruft und auf dessen Herbeikommen folgt vonseiten des Halters gar keine Reaktion, wird sich dieser in Zukunft zweimal überlegen, ob er dem Ruf des Halters folgt oder doch lieber der spannenden Hasenfährte. Wenn Sie den Alltag Ihres Hundes nun mit interessanten und wechselnden Denkaufgaben und Koordinationsübungen ausstatten, erweitern Sie damit auch das Trainingsspektrum, sprich, Sie erschaffen eine wesentlich größere Bandbreite an Möglichkeiten, Ihren Hund für erwünschtes Verhalten zu belohnen und über unerwünschtes Verhalten hinwegzusehen oder es zu korrigieren.

Warum Beschäftigung und Training für Hunde wichtig sind

Wie bereits eingangs erwähnt, hat sich seit dem Zusammenkommen von Hund und Mensch viel in unserer gemeinsamen Welt verändert. Wir leben längst nicht mehr in kleinen Gruppen in Jurten, umgeben von Wildnis, Wäldern, gefährlichen Tieren oder rivalisierenden Gruppen. Wir müssen uns unser Abendbrot nicht mehr mühsam jagen oder auf langen und gefährlichen Märschen zusammensuchen. Alles ist jederzeit verfügbar. Unser Leben findet in hochmodernen Wohnungen, oftmals in Städten mit hoher Verkehrsfrequenz, Lärm, Licht, Unmengen an Gerüchen und vielem mehr, statt.

Unsere Hunde teilen nicht nur Sofa und manchmal Bett, sondern unser gesamtes Leben mit uns. Allerdings sind sie diese hochtechnisierte Welt eigentlich gar nicht gewöhnt, können immer seltener „hündisch“ und ihren ursprünglichen Verhaltensweisen entsprechend agieren. Zudem müssen sie immer öfter brav, ruhig, folgsam und unauffällig sein, um in diese Welt und ihre Gesellschaft hineinzupassen. Bellen, mit Artgenossen raufen, Reviermarkieren und andere, vollkommen natürliche und hündische Verhaltensweisen sind immer weniger gern gesehen und können bisweilen sogar ernsthafte Probleme nach sich ziehen, denken Sie zum Beispiel an einen dauerbellenden Hund in einem Mehrparteienhaus. Bei den Nachbarn wird dieses Verhalten auf wenig Gegenliebe stoßen und der Halter verliert womöglich seine Bleibe oder er sieht sich vor der Entscheidung, das geliebte Tier abgeben zu müssen. All das sind Szenarien, die man sich unter keinen Umständen wünscht. Es gilt stets, zu verhindern, dass Hunde gesellschaftlich anecken, das sollte das Bestreben eines jeden Hundehalters sein, allein schon, um dem Tier gerecht zu werden, aber auch um Hundehassern (deren Zahl immer weiter zu steigen scheint) gar nicht erst den Nährboden zu bieten.

Zurück zu den heutigen Lebensumständen: Freies Jagen oder Hetzen, Tiere hüten oder Eigentum bewachen ist nahezu nirgends mehr gegeben. Für viele Hunde ist aufgrund von Einschränkungen (baulich, rechtlich, gesundheitlich) oftmals nicht einmal mehr der Spaziergang ohne Leine möglich.

Für die Vorfahren der Haushunde wäre ein solches Leben absolut undenkbar gewesen, niemals hätten sie ihre Zeit an nur einem räumlich begrenzten Ort verbracht. Es hätte schlicht nicht funktioniert.

Wölfe legen täglich Streifzüge von bis zu 20 km zurück, auf der Suche nach Nahrung, Schlafplätzen und anderen Ressourcen. Ihre Territorien sind im Durchschnitt 100 bis 200 Quadratkilometer groß. Das können wir unseren Hunden nicht einmal mehr im Entferntesten bieten, sind wir doch in Häusern oder Wohnungen mit einer begrenzten Anzahl an Fläche und Umweltreizen sesshaft geworden. Auch das Vorhandensein eines eigenen Gartens – und sei er noch so groß und naturbelassen – kann kein natürliches Habitat ersetzen. Unsere Haushunde sind selbstverständlich nicht mehr in Gänze mit dem Wolf zu vergleichen, aber ihre Grundbedürfnisse sind noch recht ähnlich. Jeder Hund möchte eine Aufgabe haben, seinen Instinkten nachgehen, nicht zuletzt auch seinem Halter gefallen. Hier schließt sich der Kreis zum vorangegangenen Kapitel: Das Hirn möchte arbeiten und der Körper reagiert mit der Ausschüttung positiver Hormone auf neue, spannende Eindrücke.

Vielleicht kennen Sie es von sich selbst oder einem Ihnen bekannten Menschen: Arbeit oder Ehrenamt kann sinnstiftend sein, dem Leben das gewisse Etwas verleihen. Es bringt Abwechslung, Spaß und Zufriedenheit. Auch ältere Menschen brauchen eine Aufgabe, etwas, wofür sie sich interessieren, worum sie sich sorgen können. Nimmt man ihnen das weg, verkümmern sie. Der geistige Verfall droht dann deutlich schneller.

Merke:

Auch ein Mangel an Beschäftigung löst Stress bei Ihrem Hund aus!

Unseren Vierbeinern ergeht es ebenso. Beschäftigt der Halter seinen Hund nicht angemessen, kann das schnell zu Problemen im Gesundheitszustand, dem allgemeinen Verhalten und/oder dem Sozialverhalten führen. Ein nicht oder nur mangelhaft ausgelasteter Hund wird sich irgendwann eine Beschäftigung suchen, denn insbesondere die andauernde Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin führen zu verstärkten Instinkthandlungen. Viele Hunde beginnen dann, das Inventar zu zerlegen, um endlich ihre überschüssige Energie loszuwerden. Ob er damit Ihre geliebten Habseligkeiten oder das teure Designersofa zerstört, ist ihm dabei ziemlich egal.

Die länger andauernde Freisetzung von zu vielen Stresshormonen wie Adrenalin, Kortisol, Aldosteron und Androgenen schlägt sich auch auf die körperliche Gesundheit unserer Hunde nieder.

Exkurs Stresshormone

Adrenalin: Adrenalin ist das Stresshormon und wird von den Nebennieren freigesetzt, es hat eine kurze Halbwertszeit. Adrenalin mobilisiert Energiereserven, steigert die Herzfrequenz und verbessert die Durchblutung, um den Körper auf Stresssituationen vorzubereiten. Zudem erhöht es die Aufmerksamkeit, verbessert die Leistungsfähigkeit der Muskeln und fördert die schnelle Reaktion auf Bedrohungen. Es ist Teil der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion.

Kortisol: Kortisol ist ein Stresshormon, das ebenfalls von den Nebennieren produziert wird. Es reguliert Stoffwechselprozesse, erhöht den Blutzuckerspiegel und unterdrückt das Immunsystem unter dem Einfluss von Stress. Kortisol spielt eine Rolle bei der Bewältigung länger anhaltenden Stresses. Es reguliert den Energiehaushalt des Körpers und unterstützt die Anpassung an Veränderungen in der Umgebung.

Aldosteron: Aldosteron ist ein Hormon der Nebennierenrinde und reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper, insbesondere den Natrium- und Kaliumspiegel. Es erhöht die Natriumrückresorption in den Nieren und fördert die Ausscheidung von Kalium. Dies trägt zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks und der Flüssigkeitsbalance im Körper bei.

Dauerhaft erhöhte Stresshormone schwächen das Immunsystem, was beispielsweise zu Übersäuerung führen kann. Diese wiederum ist der Auslöser oder Verstärker für viele Krankheiten und Störungen wie Allergien, Schmerzen im Bewegungsapparat, Hautprobleme, übermäßiges Belecken diverser Körperteile, Reflux, Durchfall, Erbrechen etc. Nicht zu unterschätzen sind auch Verhaltensauffälligkeiten als Begleit- oder Spätfolgen von Stress, wozu Unkonzentriertheit, Gereiztheit und Aggression, Unsicherheit und Angst, Schlappheit, Motivationslosigkeit und Leistungsschwäche gezählt werden dürfen. Eine Verhaltensweise oder rassebedingte Prädisposition kann somit leicht überschießen. Hütehunde bewachen stärker, Jagdhunde gehen ihrem Jagdtrieb intensiver nach und unsichere Hunde können panisch reagieren. Diese Symptome können entweder neu auftreten oder bereits vorhandene Symptome können verstärkt werden.

Gerade Leistungsschwäche als Begleitsymptom von Stress dürften die wenigsten Hundehalter auf dem Schirm haben, ist der eigentliche Sinn von Stress doch die Erhöhung der Leistungsfähigkeit. Was inhaltlich zunächst völlig korrekt erscheint, ist nicht der Wahrheit letzter Schluss. Die körperliche Stressreaktion hatte ursprünglich den Sinn, in kurzen Gefahrensituationen noch schneller, stärker, besser reagieren zu können. Stand also der Säbelzahntiger in der urzeitlichen Höhle vor uns, wurden Stresshormone ausgeschüttet, die unser gesamtes Nervensystem aktivierten und uns dadurch auf Hochtouren laufen ließen.

Oft vergessen wird jedoch, dass diese Gefahrensituationen („der Säbelzahntiger in der Höhle“) zumeist nur von kurzer Dauer waren. Entweder der Urzeitmensch besiegte den Feind oder er wurde besiegt, der Stress fand so oder so sein Ende.

Hinweis:

Diese Erklärung ist stark verkürzt, bei akutem Stress laufen im Körper noch wesentlich mehr Reaktionen ab, aber das würde an dieser Stelle den Rahmen des Ratgebers überschreiten.

Körper und auch Geist von Mensch und Hund sind niemals dazu gedacht gewesen, dauerhaft unter diesem massiven Leistungsschub zu stehen. Daher kann sich chronischer Stress genau ins Gegenteil verkehren.

Ein Hund mit entsprechender Prädisposition kann darüber hinaus anfällig für stereotypes Verhalten (auch „Abnormal-Repetitives-Verhalten“) oder Zwangsverhalten werden. Hierzu zählt beispielsweise Kreiseln, Jagen der eigenen Rute, dauerhaftes Auf- und Ablaufen über kurze Distanzen ohne Ziel, Dauerjaulen, Dauerbellen in immer gleicher Frequenz, übertrieben häufiges Aufreiten (geschlechterunspezifisch; auch auf Gegenstände oder Menschen), „Fliegenschnappen“ oder Autoaggression, wie beispielsweise das Abknabbern der eigenen Pfotenballen, der Rute oder das Verbeißen ins eigene Fell.

Wichtig zu betonen ist, dass nicht automatisch jeder unterbeschäftigte Hund eine Verhaltensstörung bekommt oder gar schon hat. Je nach Typus und Charakter sind einige Hunderassen (bzw. Individuen) wesentlich resistenter gegen Stress dieser (und anderer) Art als andere. Manche Hunderassen sind seit vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten dazu gezüchtet, niedlich auf dem Schoß ihrer Besitzer zu thronen, so zum Beispiel der Bichon Frisé oder der Bolonka Zwetna (der Name stammt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt „buntes Schoßhündchen“, der Name ist also Programm!), welche laut FCI-Standard zur Kategorie der Gesellschafts- und Begleithunde zählen. Vertreter solcher Hunderassen nehmen Ihnen einen Tag ohne Action oder einen ausgiebigen Sofa-Nachmittag nicht übel, für sie zählt in erster Linie das Zusammensein mit ihren Menschen und ein gemeinsamer Alltag. Schon ein Besuch bei Verwandten oder auf der Hundewiese macht diese Racker zeitweilig sehr glücklich. Obwohl sie leicht zu befriedigende Bedürfnisse haben, finden auch „Schoßhunde“ ausgesprochen viel Freude an gehaltvoller Beschäftigung. Insgesamt sind sie aber weniger anfällig für Verhaltensprobleme, die aus zu wenig geistiger Forderung und Förderung resultieren, sie verzeihen tendenziell mehr Fehler in der Haltung als die nachfolgend beschriebenen Beispiele.

Andere wiederum, wie etwa Malinois, Collie oder Weimaraner, sind hochintelligente Leistungssportler, sie zählen von Haus aus zu den Arbeitsrassen und das nicht ohne Grund. Ihr Bewegungsdrang und ihr Arbeitswillen sind in der Regel sehr ausgeprägt, sie lernen schnell und nachhaltig und verfügen über eine sensationelle Auffassungsgabe. Hinzu gesellt sich in den allermeisten Fällen eine überragende körperliche Konstitution. Schnelles Laufen und hohes Springen, auch aus dem Stand, gehören zum kleinen Einmaleins.

Arbeitsrassen wie die oben genannten eignen sich nicht für Menschen, die es gerne ruhiger angehen lassen und den Hund vorwiegend als treuesten Begleiter haben möchten. Solche körperlich und geistig agilen Hunde leiden noch einmal mehr unter einer mangelhaften Beschäftigung und Auslastung als andere Artgenossen. Der Hang zu Verhaltensproblemen oder fehlgeleitetem Verhalten ist höher angesiedelt als bei Begleithunderassen und so ist es nicht verwunderlich, dass es häufig zu Verhaltensweisen kommt, die schnell als störend oder gar gefährlich aufgefasst werden dürfen.

Damit soll nun keinesfalls der Eindruck erweckt werden, dass alle „cleveren“ Rassen tendenziell verhaltensauffällig oder gefährlich werden, während kleine Schoßhündchen resistent gegen solches Verhalten sind. Es steht außer Frage, dass abgesehen von Vererbung und individuellem Charakter auch die grundsätzliche Erziehung einen Einfluss darauf hat, wie der Hund sich entwickelt. Keine Hunderasse ist davor gefeit, der Langeweile und deren Auswüchsen anheimzufallen. Es gibt ebenso entspannte Australian Shepherds, die sich mit Wonne stundenlang auf dem Sofa kraulen lassen, wie wasserscheue Labradore und bell-affine Bulldoggen.

Alle Eigenschaften, die wir Hunden gewisser Rassen zuschreiben, können zutreffen, müssen aber nicht. Häufig tun sie das aufgrund langjähriger gezielter Selektion. Eine Garantie gibt es hierfür aber nicht. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse sagt uns nur, was wir in etwa erwarten dürfen, meist vor allem Äußerlichkeiten wie Größe und Gewicht, Fell und Gangwerk, nicht mehr und nicht weniger. Mit Blick auf Verhalten und Missverhalten kann daher Folgendes gesagt werden: Wahrscheinlich hat jeder schon mal vom „Jogger jagenden Hund“ gehört oder sogar gesehen, dass ein Hund einen Radfahrer verfolgt. Auch das Verfolgen von motorisierten Fahrzeugen, oft einhergehend mit „in den Reifen beißen wollen“, kommt manch einem möglicherweise bekannt vor. Hier handelt es sich um nichts weniger als um fehlgeleitetes Jagd- und/oder Hüteverhalten. Der betreffende Hund hat einen natürlichen Jagdtrieb, der nicht angemessen kanalisiert wurde. Gehört der Hund zu einem Jäger, genießt er in der Regel eine umfangreiche Ausbildung und hat daher wenig Ambitionen, Autos und Roller zu verfolgen, da er seinen Instinkten an anderer Stelle bereits freien Lauf lassen kann. Wird ein jagdaffiner Hund nun aber hauptsächlich als Familienhund gehalten und zweimal täglich für je 30 Minuten um den Block geführt, kann das schnell in negative Verhaltensmuster umschlagen, durch die im schlimmsten Fall auch andere Hunde oder Menschen zu Schaden kommen können. Durch Intelligenz-, Denk- und Koordinationsspiele sowie Fährtenarbeit lässt sich aber praktisch jeder Hund in geregelte Bahnen lenken, zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Merke:

Über einen Jagdtrieb verfügen generell erst einmal alle Hunde, lediglich die Stärke unterscheidet sich von nahezu nicht wahrnehmbar bis äußerst ausgeprägt. Wie er sich äußert, ist rasse- und charakterabhängig. Jagdtrieb ist nichts Schlimmes, im Gegenteil, er sicherte einst das Überleben der Hunde.

Grundlagen des erfolgreichen Hundetrainings

Wenn Sie sich entschlossen haben, mit Ihrem Hund in die vielfältige Welt der geistigen und körperlichen Beschäftigung einzusteigen, ist es von Vorteil, wenn Ihr Tier bereits einige Grundlagen bzw. Grundkommandos beherrscht. Es sollte zuvorderst auf seinen Namen hören und Befehle wie „Sitz“, „Bleib“ und ein Signal zum Herbeikommen beherrschen, ebenso wie ein Abbruch und ein Auslass-Signal (beispielsweise „Aus“ oder „Gib“). Hat Ihr Hund noch Schwierigkeiten mit dem Kommando „Bleib“, welches für etliche Spiele benötigt wird, können Sie ihn wahlweise auch anbinden oder von einer weiteren Person festhalten lassen, während Sie sich dem Trainingsaufbau zuwenden. Verwenden Sie zum Anbinden stets ein Geschirr, damit Ihr Hund sich nicht durch ein Halsband strangulieren kann. Das Geschirr sollte so geschnitten sein, dass es nicht über die Muskelpartien verläuft und ein Durchgleiten verhindert. Die Anschaffung einer Schleppleine ist ebenfalls eine lohnende Investition, um Ihren Hund im Freien auch dann auslasten zu können, wenn der Rückruf noch nicht einwandfrei klappt. Insbesondere beim Dummytraining, Apportieren und Schwimmen finden diese Leinen Verwendung. Achten Sie beim Kauf einer Schleppleine auf Qualität. Glatte Leinen aus Biothane oder Trioflex sind nicht nur robuster und leichter zu reinigen als gewebte Produkte aus Segeltau u. Ä., sie verursachen auch weniger Verletzungen in Ihrer Hand. Auf den Einsatz von Flexileinen sollten Sie verzichten, sie sind nicht nur unzweckmäßig für diese Einsätze, sondern konditionieren den Hund unbewusst aufs Leinenzerren, da er einem ständigen Gegendruck durch das Rückholwerk der Leine ausgesetzt ist.

Ergänzend wäre es wünschenswert, wenn Ihr Hund bereits weiß, was das Kommando „Such“ zu bedeuten hat. Diese Grundkommandos bieten eine solide Grundlage für alle Spiele und Aktivitäten innerhalb dieses Ratgebers. Sollten darüber hinaus Signale oder kleinere Handlungsketten benötigt werden, werden sie Schritt für Schritt an den Aufbau des jeweiligen Kommandos herangeführt, sodass Ihr Hund sie anschließend sicher und reproduzierbar ausführen kann.

Eine gute Sozialisierung des Hundes ist ebenfalls von Vorteil, da er dann schon gelernt hat, dass verschiedene Umgebungen, Untergründe, Geräusche und Gerüche etwas Alltägliches sind und er im kommenden Training seine Fähigkeit zur Generalisierung anwenden kann. Sollte Ihr Hund in diesem Bereich noch Defizite haben, weil Sie einfach noch nicht so weit sind oder der Hund aus dem Tierschutz stammt und eine unklare Vergangenheit hat, eignen sich viele der enthaltenen Spiele dazu, diese Fähigkeiten zu trainieren und zu verbessern.

Die Inhalte der hier beschriebenen Beschäftigungsspiele sind allesamt nach neuesten Erkenntnissen der Hundeverhaltensforschung aufgebaut, deren Ziel es ist, den Hund so artgerecht und angemessen wie nur möglich zu fördern. Es wird bewusst auf Tadel und direkte Strafe verzichtet, da dies, wie heute bekannt ist, die Beziehung zwischen Mensch und Hund nachhaltig auf negative Weise beeinträchtigt. Vielmehr wird auf positive Verstärkung gesetzt, die deutlich mehr Wirkung entfaltet.

Positive Verstärkung:

Bei der positiven Verstärkung handelt es sich um eine Trainingstechnik für Hunde aus dem Bereich der operanten Konditionierung. Auf eine Aktion des Hundes folgt eine Reaktion des Halters, welche den Hund dazu animiert, das gezeigte Verhalten zu reproduzieren.

Um Erfolge beim Training zu erzielen, ist es von ebenso großer Wichtigkeit, dass Sie die Sprache des Hundes so gut beherrschen wie er Ihre. Sie sollten Ihren Hund gut lesen können, also erkennen können, wann ihm etwas Freude bereitet, wann er unsicher, müde oder frustriert ist oder ihm etwas Unbehagen bereitet. Auch wann seine persönliche Leistungsgrenze erreicht ist, gilt es, sicher zu erkennen, denn die Spiele werden grundsätzlich dann beendet, bevor der Hund erschöpft ist und nicht mehr mitmachen möchte oder kann.

Hinweis:

Sollten Sie bei diesen Basics Hilfe benötigen, scheuen Sie sich keinesfalls, einen Trainer vor Ort zu kontaktieren. Er wird Ihnen anhand praktischer Beispiele mit Ihrem eigenen und mit fremden Hunden Verhaltensweisen, Übersprungs- und Kompensationsverhalten erklären und Sie werden Sicherheit im Erkennen der Verhaltensmuster gewinnen, wodurch Sie künftig souverän reagieren können. Auch ein Seminar über die Körpersprache des Hundes kann sinnvoll sein, manche Hundeschulen bieten sogar Onlinekurse an, was Ihnen weite Anfahrten erspart. Die dort vermittelten Erkenntnisse öffnen Ihnen die Tür zu einer soliden Erziehung und Bindung zu Ihrem Hund.

Genauso relevant wie die Sprache Ihres Hundes Ihnen gegenüber ist auch die Sprache, die Sie gegenüber Ihrem Hund verwenden. Befehle, Lob und Tadel in der Tonhöhe Ihrer normalen „Alltagssprache“ nimmt Ihr Hund nicht wahr, denn er ist oft den ganzen Tag passiver Zuhörer von zwischenmenschlichen Gesprächen. Er hat gelernt, dass diese in aller Regel nichts mit ihm zu tun haben, und so nimmt er die menschliche Kommunikation nur als Hintergrundrauschen oder bedeutungsloses Gemurmel wahr. Gestalten Sie daher die verbale Kommunikation für Ihren Hund so, dass sie sich deutlich von Ihrer Alltagssprache abhebt. So sollten Sie etwa die Stimme leicht erheben, wenn Sie ihn freundlich ansprechen, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Durch den motivierenden und fröhlichen Klang wird der Hund sich Ihnen eher zuwenden, denn er hat begriffen, dass nun ausdrücklich er gemeint ist. Wollen Sie ein Kommando durchsetzen, so geben Sie dieses freundlich, aber bestimmt an den Hund weiter. Er darf den Ernst in Ihrer Stimme hören, was nicht bedeutet, dass Sie ihm gegenüber barsch oder laut auftreten sollen. Ein Tadel wiederum sollte sich ebenfalls deutlich von Ihrer Kommandosprache absetzen, er darf etwas schärfer klingen. Ein strenges und deutliches „Pfui!“ sollte sich akustisch deutlich von einem „Sitz“ unterscheiden lassen. Wenn der Hund eine Aufgabe gut gemeistert hat, dürfen Sie sich enthusiastisch mit ihm freuen, der Hund wird Ihren Jubel und Ihr lachendes Gesicht als Lob verstehen. Bei allen Übungen soll der Hund einen angenehm ausgelasteten Zustand haben und nicht zu erschöpft sein. Hier gilt das Credo: „Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören.“ Im Hinblick darauf ist es wichtig, dass Sie erkennen, wenn Ihr Hund kurz vor dem oberen Ende seiner Aufnahme- bzw. Leistungsfähigkeit angekommen ist. Dann beenden Sie die Einheit bitte an dieser Stelle. Auch soll es nicht vorkommen, dass der Hund das Spiel beendet oder sich anderen „spannenderen“ Beschäftigungen zuwendet, denn so schwächen Sie Ihre eigene Position gegenüber dem Hund. Dies gilt es, zu vermeiden, denn Sie wollen für Ihren Hund spannend sein, spannender als die bereits erwähnte Hasenfährte. Jemand, der um Aufmerksamkeit bettelt oder alles dreimal sagen muss, ist verständlicherweise nicht besonders interessant. Natürlich ist es kein Weltuntergang, wenn es mal vorkommt, dass der Hund das Ende des Spiels bestimmt.Davon nimmt Ihre Beziehung keinen nachhaltigen Schaden und der Hund wird sich nicht sofort wie ein Kaiser vorkommen. Dennoch sollten Sie ein Auge darauf haben, wer wen lenkt und beeinflusst, denn Ihre Beziehung besteht ja nicht nur aus den Spielsequenzen, sondern findet jeden Tag 24 Stunden lang statt. Übernimmt Ihr Hund im Alltag gelegentlich das Ruder, bestimmt beispielsweise das Gassitempo, hüpft ohne Aufforderung auf Sofa und Bett oder beeinflusst Sie am Tisch so lange mit niedlichen Blicken, bis ein Happen herunterfällt, so ist davon auszugehen, dass er durch das Beginnen oder Beenden des Spiels ein weiteres Stück Eigenständigkeit dazugewinnt und merkt, dass er der Tonangebende in diesem Gefüge ist.