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Sie möchten sich einen Rassehund zulegen und suchen nach Orientierung bei der Auswahl? Oder Sie wollen einfach einen sympathischen und gesunden Mischling adoptieren? Interessieren Sie sich für die wissenschaftlichen Aspekte der Hundezucht? Dann ist dieser Ratgeber perfekt, um all Ihre Fragen zu beantworten! Wer einen Hund in seine Familie aufnehmen möchte, muss einige Entscheidungen treffen: Ob Rassehund vom Züchter, Mischlingswelpe aus dem Wurf von Bekannten oder eine Adoption aus dem Tierheim – in jedem Fall sollte das Tier gesund und sozialkompetent sein und dazu noch charakterlich zu Ihnen passen. Dieses Buch unterstützt Sie dabei, den passenden Freund fürs Hundeleben zu finden, denn Sie erfahren nicht nur alles Wichtige über die Besonderheiten verschiedener Rassen und die Probleme sogenannter Qualzuchten, sondern machen sich auch ganz grundsätzlich mit der Anatomie und dem Verhalten bei Hunden vertraut. So können Sie bei potenziellen Hunde-Kandidaten schließlich einige gesundheitliche Einschränkungen oder Fehlentwicklungen erkennen und dank spannender Infos rund um Zuchtmethoden, Genetik und Hundephysiologie wird auch der Wissensdurst fachlich Interessierter gestillt. Sie sind weder Biologe noch Hundeprofi? Kein Problem! Denn die leicht verständlichen und systematisch aufgebauten Erläuterungen lassen auch Laien schnell und problemlos praxistauglich in die Thematik einsteigen.
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für Fragen und Anregungen:
Auflage 2024
Inhalt
Vorwort
Der beste Freund des Menschen
Evolution Haushund
Bedeutung Hundezucht
Exkurs Vererbungslehre
Die moderne Hundezucht
Inzestzucht
Inzucht
Linienzucht
Merkmalszucht
Outcross
Irrwege der modernen Hundezucht
Höher, schneller, weiter: Aktuelle Problematiken in der Hundezucht
Historische Fehlentwicklungen in der Zucht
Weg von Showeffekten, hin zu Funktionalität
Qualzuchten: Alles für den schönen Schein
Der gesunde Hund
Anatomie – der gesunde Bewegungsapparat
Der gesunde Hundekörper ist funktional
Die Balancelinien des Hundes
Rassespezifische Problematiken
Test: Welcher Hund passt zu mir?
Hundeanalyse
Interieur
Exterieur
Hundeanalyse
Gesundheit & Physiologie auf einen Blick
Verhalten
Häufige Fehler in der Physiologie von Welpen
Umstritten: Warum Tests kurz nach der Geburt wenig Auskunft geben
Der Biotonus-Test
Der 6-Wochen-Test
Kritik an Welpentests: Langzeitstudie
Anhaltspunkte für den Welpenkauf
Schlusswort
Sie möchten sich einen Rassehund zulegen und suchen nach Orientierung bei der Auswahl? Oder Sie wollen einfach einen sympathischen und gesunden Mischling adoptieren? Interessieren Sie sich für die wissenschaftlichen Aspekte der Hundezucht? Dann ist dieser Ratgeber perfekt, um all Ihre Fragen zu beantworten!
Wer einen Hund in seine Familie aufnehmen möchte, muss einige Entscheidungen treffen: Ob Rassehund vom Züchter, Mischlingswelpe aus dem Wurf von Bekannten oder eine Adoption aus dem Tierheim – in jedem Fall sollte das Tier gesund und sozialkompetent sein und dazu noch charakterlich zu Ihnen passen. Dieses Buch unterstützt Sie dabei, den passenden Freund fürs Hundeleben zu finden, denn Sie erfahren nicht nur alles Wichtige über die Besonderheiten verschiedener Rassen und die Probleme sogenannter Qualzuchten, sondern machen sich auch ganz grundsätzlich mit der Anatomie und dem Verhalten bei Hunden vertraut. So können Sie bei potenziellen Hunde-Kandidaten schließlich einige gesundheitliche Einschränkungen oder Fehlentwicklungen erkennen und dank spannender Infos rund um Zuchtmethoden, Genetik und Hundephysiologie wird auch der Wissensdurst fachlich Interessierter gestillt. Sie sind weder Biologe noch Hundeprofi? Kein Problem! Denn die leicht verständlichen und systematisch aufgebauten Erläuterungen lassen auch Laien schnell und problemlos praxistauglich in die Thematik einsteigen.
Heutzutage spielen Hunde eine große Rolle im Alltag des Menschen. Schon lange sind Hunde nicht mehr nur Nutztiere, die dem Menschen helfen, bestimmte Arbeiten, wie beispielsweise das Hüten und Beschützen von Tierherden oder der Familie oder das Beschaffen von Nahrung, zu verrichten. Sie sind vielmehr Freunde, Familienmitglieder und Begleiter.
Und schon lange hat der Mensch sich bestimmte Rasseeigenschaften der Hunde zu Nutze gemacht. Bis vor einigen Jahrzehnten noch galt der Hund beispielsweise als ‚Nutztier‘. Sie wurden bei der Jagd eingesetzt oder zum Schutz und Treiben von Tierherden. Die Hunde, die dafür besonders gute Eigenschaften hatten, wurden dann mit Hunden, die ebenfalls die gewünschten Eigenschaften hatten, verpaart. Das bedeutet, Hunde, die Leistung gebracht haben, haben sich auch dafür qualifiziert, sich vermehren zu dürfen. Hunde, die nicht gebraucht wurden, wurden emotionslos sich selbst überlassen oder sogar getötet. Der Hund war sozusagen ein Gebrauchsgegenstand, dessen Vorteile man nutzen wollte. Konnte der Hund seine Aufgabe nicht erfüllen, war dieser nutzlos. So haben sich auch früh die unterschiedlichen Gruppen von Hunderassen gebildet, die für verschiedene Aufgaben eingesetzt wurden. So haben wir heute Jagdhunde, Hütehunde, Herdenschützer oder Hofhunde. Diese Einstellung und die Beziehung des Menschen zum Hund haben sich sehr verändert. Die wenigsten Hunde werden noch eingesetzt, um die Aufgaben zu verrichten, für die sie einmal gezüchtet wurden. Sie sind Freunde – und auch Statussymbol. Das rückt die Zucht in ein ganz anderes Licht. Der Fokus der Eigenschaften, die ein Hund haben sollte, hat sich gänzlich verändert. Hunde sollen im Auge des Menschen schön aussehen, tatsächliche Aufgaben können die meisten Hunderassen so aber nicht mehr erledigen. Man denke an einen kleinen Chihuahua, der Schafe hüten oder Beutetiere jagen soll. Der Fokus ist heutzutage daher ein ganz anderer, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war, und das birgt auch Schattenseiten. Die moderne Hundezucht wird immer mehr in das Extreme getrieben. Hunde mit besonders kurzen Schnauzen, mit ungünstig starkem Haarwachstum und einer schlechten Körperhaltung aufgrund von vermeintlichen Schönheitsaspekten sind nur wenige Punkte, die es zu bemängeln gibt. Und die Gesundheit der Tiere bleibt dabei leider meistens auf der Strecke.
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Anatomie des Hundes. Es soll ein Verständnis dafür geschaffen werden, wie der Körper des Hundes funktioniert und wie sich die moderne Hundezucht oft der natürlichen Anatomie des Hundes entgegensetzt und so die Gesundheit des Vierbeiners gefährdet. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wissen Sie, worauf Sie achten müssen, wenn Sie sich einen gesunden Hund anschaffen möchten. Zudem werden jedoch auch positive Beispiele der Hundezucht aufgezeigt.
Evolution Haushund
Wissenschaftler sind sich einig: Der Hund stammt vom Wolf ab. Wann genau der Prozess der Domestikation begann, ist hierbei nicht vollständig geklärt.
Info: Domestikation beschreibt den Prozess der Entstehung von den vom Menschen genutzten Tier- und Pflanzenarten in der Vieh- und Landwirtschaft inklusive der heute vom Menschen gehaltenen Haustiere. Über Generationen hinweg werden dabei die Wildpflanzen zu Kulturpflanzen und Wildtiere zu Haustieren.
Man geht davon aus, dass vor 15.000 bis 40.000 Jahren die einstigen Nahrungskonkurrenten Mensch und Wolf sich annäherten und zunächst eine Art Zweckgemeinschaft eingingen. Alles begann damit, dass einige Wölfe die Nähe der Menschen suchten und dort Abfälle und Nahrungsreste fraßen, die die Menschen zurückgelassen hatten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Wölfe weniger scheu und aggressiv waren als ihre Artgenossen, sodass die Menschen sie in ihrer Nähe akzeptierten. Mehr noch sahen sie Vorteile in der Anwesenheit der Wölfe. Sie begannen, diese zu füttern, und im Gegenzug verteidigten genau diese Wölfe das Gebiet als ihr Revier, sodass die Menschen vor anderen Raubtieren geschützt waren. Forschende glauben zudem, dass die Domestikation weiter voranschritt, als beispielsweise Welpen von Menschen aufgenommen und aufgezogen wurden. So entstand nach und nach eine immer engere Beziehung.
Diese domestizierten Wölfe wurden zunächst als Wach- und Jagdhunde eingesetzt. Dabei wurden diejenigen mit nach Meinung der Menschen besonders guten Eigenschaften selektiv vermehrt, sodass schon damals bestimmte Verhaltensweisen und ein bestimmtes Aussehen gefördert wurden. Das führte zur Entstehung der unterschiedlichen Hunderassen und somit zur ‚Schöpfung‘ des klassischen Haushundes. Zudem waren die Anfänge der Hundezucht gemacht.
Kurz gesagt: Die Evolution des Wolfes zum Haushund ist folglich ein langwieriger Prozess, geprägt von der Zusammenarbeit des Wolfes und des Menschen und später einer Selektion der Tiere durch den Menschen.
Bedeutung Hundezucht
Definition: Als Züchten bezeichnet man die selektive Fortpflanzung von Hunden. Dies dient dazu, bestimmte Merkmale, wie Eigenschaften, Fähigkeiten oder das Aussehen, zu erhalten oder zu verbessern. Ziel ist es, festgeschriebene Rassestandards, die von Zuchtverbänden für bestimmte Rassen definiert wurden, anzustreben.
Bei der selektiven Fortpflanzung unterscheidet man zwischen dem sogenannten Genotyp und dem Phänotyp.
Als Phänotyp werden die äußeren Merkmale eines Hundes bezeichnet, wie z. B. die Fellfarbe oder aber der Körperbau. Spricht man also von dem Phänotyp, bezeichnet dieser immer das Erscheinungsbild des Hundes.
Der Genotyp beschreibt hingegen die Gesamtheit aller Gene, die ein Hund hat. Er umfasst also die genetischen Erbanlagen des Hundes.
Um laut Rassestandards die idealen Vertreter einer Rasse zu züchten, fokussiert man sich mehr auf den Phänotyp des Hundes als auf den Genotyp. Ziel einer Züchtung ist es, einen Hund zu präsentieren, der von seinem Erscheinungsbild den Rassestandards entspricht. Durch diese einseitige Fokussierung auf den Phänotyp werden oft absichtlich oder unabsichtlich genetische Aspekte aus den Augen verloren. Gesundheitliche Probleme der Hunde sind die Folge. Manche davon gehen so weit, dass sie als sogenannte Qualzuchten bezeichnet werden und tierschutzrelevant sind.
Definition: Als Qualzuchten werden Tierrassen bezeichnet, die durch die Zucht extremer Körpermerkmale gesundheitliche oder psychische Probleme bekommen. Sie leiden unter Schmerzen oder die Merkmale sind mit Verhaltensstörungen verbunden. Wichtig ist jedoch, dass nicht alle Tiere einer Rasse von der Qualzucht betroffen sind. Es kann immer Tiere geben, die keine Einschränkungen haben.
Möchte man erfolgreich gesunde Hunde züchten, ist es unerlässlich, sich mit dem Hintergrund, also mit der Genetik, zu beschäftigen. Man muss verstehen, wie Merkmale vererbt werden, welche Hunde man besser nicht in der Zucht einsetzen sollte und warum manche Krankheiten erst Generationen später in einer Linie auftreten, obwohl die Generationen vorher vermeintlich gesund waren. Daher gibt dieses Buch im Folgenden einen kurzen Einblick in die Vererbungslehre, um die Grundlagen besser verstehen zu können.
Exkurs Vererbungslehre
Definition: Vererbungslehre bezeichnet die Wissenschaft, wie bestimmte Gene vererbt werden. Gregor Mendel, der Begründer der Vererbungslehre, befasste sich dabei mit unterschiedlichen Erblinien, erforschte die Genetik dieser und entwickelte Regeln, nach denen bestimmte Merkmale vererbt werden. Man bezeichnet diese als die drei Mendelschen Regeln. Dabei wird die erste Mendelsche Regel als Uniformitätsregel, die zweite Mendelsche Regel als Spaltungsregel und die dritte Mendelsche Regel als Unabhängigkeitsregel bezeichnet.
Wichtige Begriffe, Kurzdefinitionen:
Chromosom: Chromosomen enthalten die genetische Information aller Lebewesen. Sie bestehen aus der DNA (Desoxyribonukleinsäure). Durch den Prozess der Kondensation wird aus dem ablesbaren, langen DNA-Strang ein nicht mehr ablesbares, kompaktes Chromosom. Der Hund hat einen diploiden Chromosomensatz, d. h. jedes Chromosom kommt zweimal vor, diese sind zwar nicht genetisch identisch, enthalten aber die gleichen Gene.
Allel: Allele sind bestimmte Bereiche innerhalb eines Gens und auf den Chromosomen, welche für die Ausprägung eines bestimmten Merkmals, wie beispielsweise der Fellfarbe, verantwortlich sind. Ein Allel kommt immer in doppelter Ausfertigung vor, beide müssen aber nicht die gleiche Information enthalten.
Homozygot: Vom homozygot oder auch reinerbig spricht man, wenn die Information auf beiden Allelen identisch ist.
Heterozygot: Von heterozygot oder auch mischerbig spricht man, wenn die Information auf beiden Allelen nicht identisch ist. Dann ist bei der Vererbung des Merkmals entscheidend, ob es dominant oder rezessiv vererbt wird.
Dominant: Die dominante Vererbung eines Merkmals spielt eine Rolle, wenn heterozygote Allele vorliegen. Dabei gibt es Merkmale, die dominant vererbt werden, d. h., dieses Merkmal taucht dann später in den Nachkommen auf, auch wenn eine andere Information auf dem zweiten Allel vorliegt.
Rezessiv: Die rezessive Vererbung eines Merkmals spielt eine Rolle, wenn heterozygote Allele vorliegen. Dabei gibt es Merkmale, die rezessiv vererbt werden, d. h., dieses Merkmal taucht dann später nicht in den Nachkommen auf. Viele Krankheitsallele werden rezessiv vererbt. Die Hunde tragen dann zwar die Information mit der entsprechenden Krankheit – haben sie jedoch die korrekte Information auf dem zweiten Allel, sind diese Hunde niemals krank, da die Information rezessiv vererbt wird. Das wird erst zu einem Problem, wenn zwei Hunde mit dem Krankheitsallel verpaart werden und die Nachkommen kein korrektes (= gesundes, krankheitsloses) Allel besitzen, dann tritt das Merkmal, nämlich die Krankheit, auf.
Ein Hund besitzt 39 Chromosomenpaare, auf denen sich alle genetischen Informationen befinden. Die Chromosomen sind paarweise vorhanden, so hat jeder Hund das Chromosom Nr. 2 auch zweimal. Im Umkehrschluss heißt das, wenn ein Merkmal auf dem Chromosom Nr. 2 zu finden ist, gibt es diese Information ebenfalls zweimal. Man spricht dann von Allelen, die ein entsprechendes Merkmal tragen. Dabei kann die Information auf den beiden Chromosomen Nr. 2 die gleiche sein, muss aber nicht. Bei gleichen Informationen/Allelen spricht man von Homozygotie oder Reinerbigkeit. Sind die Informationen/Allele auf den beiden Chromosomen unterschiedlich, spricht man von heterozygoten (mischerbigen) Allelen.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass die beiden Allele nicht gleichwertig zu betrachten sind. Es gibt Merkmale, die dominant oder rezessiv sind. Trifft bei der Fortpflanzung also ein rezessives Merkmal auf ein dominantes Merkmal, so wird immer das dominante Merkmal in dem Nachkommen auftauchen. Rezessive Merkmale werden also nur vererbt, wenn sowohl der Vater als auch die Mutter Träger des rezessiven Merkmals sind und dieses an die Nachkommen weitergegeben haben.
Homozygote Vererbung mit einem dominanten und einem rezessiven Gen:
Heterozygote Vererbung mit einem dominanten und einem rezessiven Gen:
In der modernen Hundezucht können verschiedene Techniken oder Methoden zum Einsatz kommen, wie die Hunde zur weiteren Zucht verpaart werden. Man unterscheidet:
Inzestzucht
Linienzucht
Inzucht
Merkmalszucht
Outcross
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Zuchtmethoden genauer beschrieben.
Inzestzucht
Als Inzestzucht wird die Verpaarung von Verwandten ersten Grades bezeichnet, sprich zwischen Eltern und deren Kinder oder Geschwistern. Solche Kombinationen haben in der Regel eine sehr niedrige genetische Variation, da das genetische Material von Eltern und Kindern oder Geschwistern sehr ähnlich ist. Ein geringer Genpool führt häufig zu gesundheitlichen Problemen der Nachkommen, weshalb diese Zuchtmethode in vielen Ländern verboten ist.
Inzucht
Inzucht ist nicht zu verwechseln mit der Inzestzucht. Bei dieser Methode geht es darum, Hunde zu verpaaren, die näher miteinander verwandt sind als der Durchschnitt der Rasse. Dabei ist Inzucht ein relativer Begriff, der sich auf die gesamte Population bezieht. Eine kleine Population hat dabei in der Regel einen höheren Inzuchtwert als eine größere Population.
Diese Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Durch Inzucht wird die Reinerbigkeit (Homozygotie) gesteigert, d. h., ein Merkmal ist in beiden Chromosomensätzen gleichermaßen vorhanden. Die Möglichkeiten, welche Gene weitervererbt werden, sind damit geringer als bei mischerbigen Hunden. Dadurch wird die Vererbung bestimmter Merkmale vorhersehbarer und die gezüchteten Hunde bringen weniger Überraschungen mit sich. Der Züchter weiß also schon von vornherein, was er bekommen wird. Bei zu hohem Inzuchtgrad kann es allerdings zu einer Inzuchtdepression kommen. Ist der Genpool zu gering, entstehen Nachkommen mit geringer Vitalität und Fruchtbarkeit. Auch Erbkrankheiten spielen eine größere Rolle.
Linienzucht
Interessanterweise ist der Begriff Linienzucht mehr akzeptiert als der Begriff Inzucht. Inzucht wird eher mit der Inzestzucht gleichgesetzt, was allerdings nicht der Richtigkeit entspricht. Denn laut Definition gibt es keinen Unterschied zwischen der Linienzucht und der Inzucht.
Merkmalszucht
Der Begriff Merkmalszucht wird auch als Mischlings- oder Fremdzucht bezeichnet. Dabei werden zwei Hunde verpaart, die nicht verwandt sind, aber ein gewünschtes phänotypisches Merkmal aufweisen. Diese sind in der Regel nicht reinerbig, sodass es ein Glücksspiel ist, ob das gewünschte Merkmal auch in den Nachkommen auftreten wird. Auch die Merkmalszucht hat ihre Vor- und Nachteile. Sie erhält zum einen die Mischerbigkeit in einer Rasse, welche enorm zur Gesundheit der Hunde beiträgt. Zum anderen werden aber auch nur geringe Zuchterfolge erzielt, da diese mehr auf Zufall basieren als andere Zuchtmethoden.
Outcross
Der Begriff Outcross oder Auskreuzen ist nicht gleichzusetzen mit der Merkmalszucht, bei der nicht oder kaum verwandte Tiere verpaart werden. Outcross ist ein Instrument der Linienzucht, welches dazu dient, neue Impulse in die eigene Zucht zu bringen. Dabei werden zwei liniengezüchtete Hunde verpaart, die jedoch nicht der gleichen Linie angehören. Ergebnis dieser Verpaarung sind oft besonders rassespezifische und gesunde Hunde, die selbst durch ihre Mischerbigkeit keine starken Vererber darstellen. Die Ausgangslinien sollten aber möglichst getrennt weitergeführt werden, da sich dieser Effekt sonst sehr schnell verliert.
In Deutschland ist der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) für die Betreuung der einzelnen Hunderassen verantwortlich.
Info: Der VDH wurde 1863 in Leipzig von zwölf Vereinen gegründet und stellt heute eine Interessengemeinschaft dar, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Hundezucht zu fördern, Rassestandards zu erhalten und das Hundewesen generell zu verbessern. Heute ist der VDH eine Dachorganisation mit über 170 Mitgliedsvereinen. Zudem ist der VDH Mitglied im Weltverband für Hundezucht und Hundesport (FCI).
Der VDH legt Richtlinien für die allgemeine Hundezucht fest und Rasseporträts für über 250 Hunderassen wurden bereits erstellt. In diesen Porträts ist genau vorgegeben, wie ein rassetypischer Hund auszusehen und sich zu verhalten hat. Genaue Beschreibungen des Wesens und des Körpers werden abgegeben. Fehler und disqualifizierende Fehler werden ebenfalls aufgeführt. Dabei wird als Fehler jede Abweichung von den beschriebenen Punkten zum Charakter und zum Aussehen gewertet. Disqualifizierende Fehler sind beispielsweise aggressives oder übermäßig ängstliches Verhalten und einige rassespezifische Punkte, wie beim Dalmatiner beispielsweise eine Ringelrute oder Dreifarbigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Züchter der Hunderassen in einen strikt vorgegebenen Rahmen gedrückt werden und unter Druck stehen, die Standards der entsprechenden Hunderassen zu erfüllen. Werden Hunde nicht gut bewertet, sind sie für die weitere Zucht ungeeignet und bringen demnach auch keinen Gewinn. Das bedeutet: Der Ansporn der Züchter, einen Hund nach den perfekten Rassestandards zu züchten, ist groß.
International verantwortlich für die Regeln der Zucht ist die Fédération Cynologique Internationale (FCI). Der Weltverband umfasst 99 Mitgliedsländer.
Info: Der FCI (Fédération Cynologique Internationale) ist der Weltverband der Hundezucht. Der größte internationale kynologische Dachverband wurde 1911 in Belgien gegründet, um den internationalen Austausch von Hundezuchtverbänden verschiedener Länder zu fördern. Gründermitglieder waren Verbände aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien und den Niederlanden. Heute hat der FCI 99 Mitglieder aus Ländern weltweit.
Deutschland wird hier durch den VDH repräsentiert. Es gibt zurzeit 352 anerkannte Hunderassen, deren Idealtyp durch die Rassestandards festgelegt wird. Betreut werden diese durch die Mitgliedsländer. Verantwortlich sind die Länder, in denen eine Rasse ihren Ursprung hat. Deutschland ist daher verantwortlich für 32 Hunderassen, dazu zählen u. a. die Deutsche Dogge, der Dobermann, der Deutscher Schäferhund und der Hovawart.
Diese strikten Vorgaben für die Rassestandards sind auf der einen Seite wichtig, um die unterschiedlichen Rassen zu schützen und eine zu starke Vermischung der Rassen zu verhindern. Ohne Vorgaben wäre wahrscheinlich eine Identifizierung einer Rasse anhand des Aussehens allein nicht mehr möglich.
Dennoch hat der Druck, der auf den Züchtern herrscht, auch seine Nachteile. Es gibt eine Vielzahl von verantwortungsvollen Hundezüchtern, bei denen die Gesundheit des Hundes an erster Stelle steht. Leider gibt es jedoch auch wie in jeder Branche das eine oder andere schwarze Schaf. Dabei wird versucht, die Rassestandards zu erfüllen, ja, diese sogar noch zu übertreffen, ohne dabei auf die Gesundheit der Tiere Rücksicht zu nehmen. Resultat sind sogenannte Qualzuchten, die massive gesundheitliche Probleme haben. Im Folgenden finden Sie eine Liste von Punkten, die verantwortungsbewusste Züchter unbedingt beachten sollten:
Regel 1: Hunde, die sehr nah miteinander verwandt sind, sollten nicht miteinander verpaart werden.
Regel 2: Züchtung von Hunden mit extremen Körperproportionen und Körpermerkmalen, wie z. B. mit besonders kurzen Schnauzen, zu langen Ohren, extremen Hautfalten etc., sollten unterlassen werden.
Regel 3: