I Bet You - Ilsa Madden-Mills - E-Book

I Bet You E-Book

Ilsa Madden-Mills

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Beschreibung

Penelope Graham ist davon überzeugt, dass sich Ryker Voss für einen American-Football-Gott hält, der übers Wasser gehen kann und ein Geschenk an alle Frauen auf der Welt ist. Sie weiß, wovon sie spricht, schließlich war ihr Vater genau der gleiche Typ Mann und der hatte ihre Mutter damals mit einem Baby sitzen lassen. Da sie selbst gern Vampirliebesromane liest und Mathematik liebt, ist sie praktisch das komplette Gegenteil von Ryker und sollte ihm auf keinen Fall und niemals vertrauen, oder sich überhaupt mit ihm abgeben. Doch trotz aller Unstimmigkeiten, dummen Wetten und Unterschiede, ist da dieser Funke zwischen ihnen, dem sich weder Penelope noch Ryker entziehen kann.

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Seitenzahl: 365

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I Bet You

Waylon 2

Ilsa Madden-Mills

© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Übersetzung Sylvia Pranga

© Covergestaltung Andrea Gunschera

© Originalausgabe Ilsa Madden-Mills 2018

ISBN-Taschenbuch: 9783967820935

ISBN-eBook-mobi: 9783967820942

ISBN-eBook-epub: 9783967820959

www.sieben-verlag.de

Dieses Buch ist all den coolen, klugen Mädchen auf dieser Welt und besonders denen gewidmet, die Footballspieler, Korsett zerfetzende historische Liebesromane, Männer in sexy Shirts, Twilight, True Blood, Buffy, die Vampirjägerin, und natürlich kirschroten Lippenstift und Lollis lieben.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Zweiter Epilog

Kapitel 1

Penelope

Meine Schlafzimmertür fliegt auf und ich greife mir an die Brust. Meine Finger graben sich in das Tanktop meines saphirblauen Kleides. Vor mir steht mit leicht schief sitzender Krawatte der Teufel höchstpersönlich. Lord Ryker Voss, der Duke von Waylon. Er glaubt, dass er das Beste seit der Erfindung von Crumpets und Teegebäck ist. Vielleicht stimmt das. Aber ich hasse ihn.

„Ich bin hier, um dich zu verführen, Lady Penelope.“

„Nein“, keuche ich. Aber ich habe den Verdacht, dass er weiß, dass ich es nicht so meine.

„Ich weiß, dass du es nicht so meinst.“

Er grinst mich frech an, streift seine dunkle Jacke ab und wirft sie zu Boden. Sein weißes Leinenhemd folgt als Nächstes, die Knöpfe fliegen durchs Zimmer. Mit großen Augen starre ich auf seine definierten Bauchmuskeln, mein Blick wandert zu dem V seiner Hüften und weiter zu …

Du meine Güte.

Sein männlicher Schaft ragt aus seiner Hose, und er ist lang und dick … und fantastisch.

Wird er überhaupt reinpassen?

„Ich bin noch Jungfrau“, sage ich, und mein Blick gleitet über das Himmelbett, als ich mir vorstelle, wie er mich nackt auf die Seidenlaken legt und mir die Beine spreizt. Und an meinen Nippeln saugt, erst an dem einen, dann an dem anderen …

Er greift nach meinem Arm. „Stellst du dir vor, wie ich dich ficke, Lady Penelope?“

Ich zittere und schmelze dahin. „Ja.“

„Gut.“

Er streicht mit der Handfläche über mein Tanktop und zieht an dem Stoff, bis er reißt und meine üppigen Brüste hervorquellen. Verlangen brennt in seinen türkisfarbenen Augen. Er drückt mich aufs Bett, schiebt meinen Rock hoch, und seine Finger gleiten in mein Höschen und finden meinen Eingang. Sein riesiger Schaft berührt meinen Eingang, und ich stöhne und klammere mich an seine Schultern.

„Yo! Garçon, wir brauchen hier hinten Hilfe“, erklingt eine tiefe Stimme irgendwo im Restaurant.

Ich zucke zusammen, als ich aus meiner Konzentration gerissen werde und fast vom Barhocker falle, bevor ich mein Gleichgewicht wiederfinde. Ich spüre, wie mein Gesicht tiefrot anläuft.

Ich klappe mein Tagebuch mit einem energischen Knall zu und schiebe es unter meinen Laptop auf dem Tresen, damit es weniger auffällig ist.

Ich habe Pause, stehe aber auf, um zu sehen, wer Hilfe braucht, und stöhne, als ich feststelle, dass man mir vom Football-Tisch winkt.

Natürlich muss es er sein.

Ich stoße die Luft aus, während ich den Blick über die Spieler und ihre Mannschaftsgroupies gleiten lasse, bevor ich wieder Ryker Voss höchstpersönlich ansehe, der als Mr. Golden Boy Quarterback der Waylon Universität im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.

Ich schwöre, ich kann das Testosteron bis hierher riechen. Und ich habe mir vorgestellt, wie er sich auf mich stürzt …

Also bitte.

Ich verziehe das Gesicht. Ryker ist so ein Blödmann. Jeder weiß, dass sein Schlafzimmer eine Drehtür hat, und er würde eine echte Frau nicht einmal erkennen, wenn sie zu ihm ginge und ihm eins über den Schädel gäbe.

Er hebt eine nervige Braue und ruft in meine Richtung: „Heute noch wäre schön.“

Arschloch.

Ich werfe einen Blick auf mein Tagebuch. Ich habe ihn wahrscheinlich in meine Tanktop-zerreißende Szene eingefügt, weil das neue Semester angefangen hat – das letzte Jahr, yeah – und Ryker zufällig hier im Sugar’s war. Ich habe vorhin an seinem Tisch bedient, und wenn mich eine Idee einmal packt, entwickelt sie ein Eigenleben und die Worte fließen nur so auf die Seite.

Ich mache mir eine geistige Notiz, seinen Namen aus meinem Notizbuch zu streichen.

Ich räuspere mich, schiebe die Hände in die Taschen der kurzen Schürze, die ich um meine Taille gebunden habe, und gehe zu seinem Tisch. Natürlich könnte ich eine der anderen Kellnerinnen bitten, den Tisch für mich zu übernehmen, aber die meisten sind mit eigenen Gästen beschäftigt oder räumen im hinteren Bereich auf.

Und dieser Tisch gehört nun einmal zu meinem Bereich.

Ich stoße den Atem aus. Seit dem Augenblick, als er mit seinen Kumpeln vor etwa einer Stunde hereingeschneit kam und mich als Kellnerin beanspruchte, wusste ich, dass es ein langer Abend werden würde. Das Semester hat vor zwei Wochen angefangen, und er war ein paar Mal hier gewesen und hatte immer nach mir gefragt. Er genießt es, wenn ich nach seiner Pfeife tanze.

Sein Blick ist arrogant und klebt die ganzen zehn Meter an mir, die ich bis zu seinem Tisch gehen muss. Es ist etwas einschüchternd, der Fokus seines Starrens zu sein, als ob ich sein Dienstmädchen wäre und er der Schlossherr, doch ich straffe die Schultern und schenke ihm mein breitestes, freundlichstes Lächeln, das ich für Leute reserviere, die ich nicht mag. Ich habe den Verdacht, dass er das weiß.

Die Wahrheit ist, dass ich vor ein paar Monaten im Wildcat Weekly einen vernichtenden Leitartikel über ihn geschrieben habe, in dem ich detailliert seine Rolle bei einer Kämpfervereinigung für Footballspieler im Sommersemester darlegte. Nachdem sich der Rauch geklärt und die NCAA ihn entlastet hatte, schrieb ich einen kurzen Nachfolgeartikel. Aber ich denke, es war zu wenig und zu spät. Ich hatte ihn schon in einem unmoralischen Licht dargestellt, und ich glaube, solche Worte vergisst man nicht so leicht. Er hasst mich.

Ich bleibe bei seinem Tisch stehen und stütze eine Hand in die Hüfte, wie immer, wenn er in der Nähe ist.

Unsere Blicke treffen sich, und ich halte stand, weiche ihm nicht aus. Ich gebe zu, dass er umwerfend aussieht, seine ganzen Einsfünfundneunzig. Mit seinem zerzausten dunkelblonden Haar, den ozeanblauen Augen und den sinnlichen, vollen Lippen ist er so fantastisch, dass man stehenbleibt und blinzelt. Man könnte sich sogar die Augen reiben, um sich zu überzeugen, dass er kein sexy Engel oder Teufel ist.

„Ja?“ Ich unterbreche unseren Blickkontakt und mustere den Tisch. Alles sieht in Ordnung aus. Die Burger und Pommes sind zum größten Teil verschwunden. Die Limogläser sind voll. „Gibt es ein Problem mit der Rechnung?“

Rykers Lippen zucken. „Nein, wir haben ein Angebot für dich.“

Ein Angebot?

Ich verenge die Augen und würde ihm am liebsten sagen, dass er mich mal kann, aber ich antworte höflich und freundlich. Jedes Mädchen aus den Südstaaten weiß, wie man das macht, weil unsere Mütter es uns beigebracht haben. „Wenn es nichts mit dem Service hier zu tun hat, bin ich nicht interessiert. Danke.“

Eins der Mannschaftsgroupies kichert. Eine vollbusige Brünette, die eine Tonne Lidschatten aufgelegt hat – sein üblicher Typ. Sie sitzt neben ihm und hat ihre Hand mit den grell-pink lackierten Fingernägeln um seinen Arm gelegt.

„Aber es ist Ryker“, sagt sie mit hoher Kleinmädchenstimme. „Willst du nicht wissen, was er will?“

Er will mich ärgern. Das ist offensichtlich. Ich rücke meine schwarze Cat-Eye-Brille zurecht. „Nein.“

„Aber warum nicht?“ Sie sieht verwirrt aus.

Du meine Güte.

Ich seufze und erkläre es ihr. Ich bin lange genug nett gewesen. „Ein Kerl, der mich zu sich ruft, indem er Garçon schreit, was übrigens Junge bedeutet, und dann einen Vorschlag für mich hat – dazu sage ich Nein. Da habe ich Besseres zu tun. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt.“

„Warte, lauf nicht weg“, sagt Ryker, beugt sich über den Tisch und löst sich von dem Mädchen. Sie schmollt, aber sein Blick bleibt auf mich gerichtet. „Es ist nur eine Wette.“

„Verstehe. Wie eigenartig.“ Das Football-Team ist berüchtigt für seine blöden Wetten, wenn es auf Homecoming zugeht.

„Nur so zum Spaß“, sagt er und breitet die Hände aus. „Es ist bei uns Spielern Tradition. Wir haben sogar einen Pokal, der weitergereicht wird, seit Waylon die erste Football-Mannschaft hatte. Meistens spielen die Angreifer gegen die Abwehr, aber manchmal machen wir individuelle Wetten, um Abwechslung zu haben. Darum habe ich dich hergerufen.“

Ich nicke ihm zu und lächele gezwungen. „Verstehe, aber ich muss tatsächlich arbeiten, weißt du.“

Sein Blick wandert zu der Stelle, wo ich am Tresen gesessen habe. „Du hast für mich nicht besonders beschäftigt ausgesehen.“

„Ich wusste nicht, dass du mich überwachst“, sage ich und versteife mich.

„Das habe ich nicht.“

„Woher weißt du dann, dass ich nicht beschäftigt war?“

„Das habe ich vermutet.“

Ich lächele spöttisch. „Ja, und wir alle wissen, was Vermutungen bedeuten.“

„Du hast am Tresen gesessen und in ein Notizbuch geschrieben.“

Ich reiße die Augen auf. Du lieber Himmel, wenn er wüsste. „Du bist sehr wachsam. Gibt es etwas an mir, das dich interessiert?“

Er zuckt mit diesen unglaublich breiten Schultern. „Vielleicht brauche ich mehr Limo.“

Ich sehe zu seinem Glas. „Brauchst du nicht.“

„Vielleicht brauche ich …“

Blaze, einer der Spieler, der unserem Wortwechsel mit großen Augen zugehört hat, unterbricht ihn. „Äh, das wird jetzt seltsam. Können wir auf die Wette zurückkommen?“

Ryker räuspert sich. Seine dichten und überraschend dunklen Wimpern senken sich eine Sekunde, als wollte er seinen Augenausdruck verbergen. „Natürlich. Zurück zu den wichtigen Dingen. Die Jungs und ich haben geredet, und wir haben uns gefragt, ob du dir schnelle vierzig Dollar verdienen willst.“ Diese nervige Augenbraue hebt sich. „Leicht verdientes Geld.“

Ich zögere. Ich könnte das Geld wirklich gut gebrauchen, weil ich zwei Jobs habe und Vollzeit zum College gehe. Leichten Wetten kann man außerdem nur schwer widerstehen. Meine Mitbewohnerin Charisma und ich wetten dauernd miteinander, meistens, um uns anzuspornen. Vergangene Woche habe ich mit ihr gewettet, dass sie in ihrem ersten Astronomie-Test keine Eins bekommen würde, und sie schaffte es. Dafür musste ich ihr ein Frühstück zubereiten, inklusive Milchbrötchen und Soße für die Würstchen.

Ich stoße die Luft aus und lasse den Blick über die Gesichter gleiten. Abgesehen von den Mannschaftsgroupies, die zwischen den Spielern sitzen, sind Archer, Blaze und Dillon da, alle im letzten Jahr und Starspieler. Blaze kenne ich von allen am besten, ein ziemlich ungestümer Kerl, der mich an einen Welpen erinnert. Ich habe ihm vergangenes Jahr Nachhilfe in Algebra gegeben.

Im Großen und Ganzen erscheinen sie mir ziemlich harmlos, und ich entspanne mich etwas, hole einen Himbeerlutscher aus meiner Schürze und stecke ihn in den Mund. Sie helfen mir beim Nachdenken. Es ist aber auch ein nervöser Tick.

Rykers aquamarinblaue Augen richten sich auf mich. „Worum geht es bei der Wette?“, frage ich, ziehe den Lutscher heraus und betrachte ihn nachdenklich.

Er weist mit dem Kopf zur Mitte des Tisches, wohin jemand eine Ketchup-Flasche gestellt hat. „Wir wetten, dass du sie nicht öffnen kannst. Zehn Dollar von jedem der Spieler, wenn du es schaffst.“

Ha. Mein Gesicht bleibt ausdruckslos, ich unterdrücke ein Lächeln. Ich öffne ständig widerspenstige Ketchup-Flaschen. Vor einer Stunde ist es mir gelungen, ein stures Glas Essiggurken für meinen Chef zu öffnen – und der ist ein Mann.

„Und wenn ich es nicht kann?“ Unsere Blicke treffen sich über den Tisch hinweg, und bei der Intensität seines Blicks durchströmt mich Hitze.

„Dann geht der Nachtisch auf dich.“ Er grinst. „Ich gebe schon mal meine Bestellung auf: Key-Lime-Pie.“

Er ist so verflucht eingebildet.

Ich stoße den Atem aus und spanne die Finger beim Gedanken an das Öffnen der Flasche an.

Alle sehen mich erwartungsvoll an und, verflucht, ich weiß, dass es dabei einen Trick gibt. Wahrscheinlich haben sie die letzte halbe Stunde wie übergroße Kinder hier gesessen und die Flasche immer fester zugedreht.

Aber ich bin auch kein Schwächling. Ich mache Krafttraining und Yoga. Ich laufe. Zum Teufel, ich mache viel Sport.

„Tu es, tu es“, skandiert Blaze, und ich sage ihm, dass er die Klappe halten soll.

„Ich glaube nicht, dass du den Mut dazu hast, Süße“, sagt Archer. Sein melodiöser Cajun-Dialekt erinnert mich daran, dass er aus Louisiana kommt. Ich mustere seine Kopie von Billy Idol: gebleichtes Haar, Diamantohrringe und Sleeve-Tattoos. Er ist mir unheimlich, aber nicht wegen seiner Böser-Junge-Erscheinung. Es ist der gerissene, wachsame Blick seiner Augen, der mich stört.

Ich sehe Ryker an, der lächelt. Oh, Mann. Ich weiß, dass ich sie ignorieren und weiterarbeiten sollte, aber etwas an ihm weckt die Rebellin in mir. Ich will gewinnen und es ihm unter seine hübsche Nase reiben.

„Okay, gebt sie mir.“

Die Kerle klatschen und knallen ihre Fäuste aneinander, als ich die Hand ausstrecke. Ryker nimmt die Flasche vom Tisch, steht auf und kommt zu mir.

Ich bin über einsfünfundsiebzig, trotzdem überragt er mich, und ich muss zu ihm hochsehen.

„Viel Glück“, sagt er und lächelt spöttisch, als er mir die Flasche gibt.

Unsere Finger streifen sich versehentlich, und ich habe das Gefühl, dass elektrische Funken fliegen. Mir wird bewusst, dass wir uns zum ersten Mal Haut an Haut berührt haben, und meine Gedanken wandern zu der sexy Szene zurück, die ich geschrieben habe. Mein ganzer Körper wird von Hitze durchflutet.

Ich frage mich, ob er ebenso empfindet, denn er sieht mich seltsam an und lässt die Hand schnell sinken, wobei sich seine Miene verdüstert. Er betrachtet mich aufmerksam, als wäre ich ein Rätsel, das er nicht lösen kann.

Egal. Ich habe keine Zeit, seine Reaktion zu analysieren.

Ich sehe auf die volle Flasche hinunter, die offenbar noch nie geöffnet worden ist. Ich versuche es, drehe ganz fest am Deckel, aber der weiße Verschluss rührt sich nicht. Das könnte schwieriger sein, als ich gedacht hätte.

„Brauchst du Hilfe?“, fragt Ryker und setzt sich.

„Nicht von dir.“

Er grinst nur. Erneut. Er scheint von meiner Unhöflichkeit unbeeindruckt zu sein.

Und ich will ehrlich sein, dieses Grübchen in seiner rechten Wange lässt mein Inneres schmelzen, wenn er lächelt. Das war schon immer so. Aber ich verdränge dieses Gefühl, wie ich es auch in der Vergangenheit gemacht habe, weil es um einen Footballspieler geht, der gleichzeitig ein Weiberheld ist. Footballspieler sind nichts für mich.

Zeit, ernst zu machen und diese Flasche zu öffnen. Ich höre auf zu drehen, stelle das Mistding auf eine Serviette und wische mir die verschwitzten Hände an der Schürze ab. Dann fange ich wieder an, beuge mich über die Flasche, halte sie mit der einen Hand fest und drehe mit der anderen an dem widerspenstigen Verschluss.

Ryker beobachtet mich mit aufmerksamem, intensivem Interesse, was meine Entschlossenheit nur noch verstärkt.

Auf gar keinen Fall werde ich ihm Kuchen servieren, der auf meine Rechnung geht.

„Penelope! Penelope! Penelope!“, skandiert Blaze, und ich starre ihn wütend an, damit er Ruhe gibt.

Ich drehe noch ein paar Mal, und plötzlich löst sich der Verschluss mit einem ploppenden Geräusch.

Ich stoße einen triumphierenden Schrei aus, aber wegen des Winkels und des Drucks in der Flasche spritzt die rote Flüssigkeit überall hin.

Ich sehe auf mein T-Shirt mit dem I Love Vampires-Aufdruck hinunter, das jetzt von einem dunkelroten Ketchup-Fleck geziert wird, der auf meiner rechten Schulter anfängt, sich über meine A-Cups zieht und bis zum Bund meiner gelben Skinny Jeans reicht.

Toll. Ich bin mit dem halben Inhalt der Flasche bedeckt. Und ich trage mein Lieblingsshirt.

Igitt.

Alle am Tisch brechen in Gelächter aus, und ich balle die Hände zu Fäusten. Mein Blick schießt über die Gruppe, und als er auf Ryker fällt und er meine Miene sieht, verblasst sein Lächeln, und er wird ernst. „Das sollte nicht passieren.“

„Aber, verdammt, es ist wirklich lustig“, sagt Archer, das Arschloch.

„Mann, du siehst aus, als hätte dich jemand erschossen“, fügt Blaze hinzu.

„Danke“, schnappe ich.

Die Mannschaftsgroupies kichern wieder.

„Haltet die Klappe“, sagt Ryker schnell und sieht mich wieder an. „Ist alles in Ordnung?“ Er steht auf und reicht mir einen Stapel Servietten, aber ich schiebe sie weg.

Ich presse die Lippen aufeinander. „Alles okay. Ich gehe mich saubermachen, und wenn ich zurückkomme, will ich mein Geld.“

Er nickt und wirft mir einen langen, prüfenden Blick zu, den ich nicht deuten kann. „Einverstanden.“

Kapitel 2

Penelope

Ich stehe vor dem Spiegel in der Damentoilette und keuche. Ich sehe furchtbar aus. Alles ist rot, mein Shirt, mein Hals, meine Wange, ein paar Tropfen sind sogar in meinem Haar. Ich seufze tief und reibe mit einem angefeuchteten Papierhandtuch daran. Zumindest habe ich kastanienbraunes Haar, sodass die Tropfen mit der Farbe verschmelzen. Ich reibe an dem Fleck auf meinem Shirt, aber der einzige Erfolg ist, dass sich ein riesiger feuchter Bereich auf dem Stoff ausbreitet.

„Vergiss es“, murmele ich ein paar Minuten später vor mich hin. Ich richte meinen schiefen, unordentlichen Haarknoten und schiebe meine Brille hoch. Mein Makeup ist verblasst, und ich hole eine Tube kirschroten Lippenstift aus meiner Schürze und streiche damit schnell über meinen Mund. Doch das macht es nicht wirklich besser. Ich brauche sofort ein richtiges Make-up und frische Kleidung.

Ich verlasse die Damentoilette und sehe mich im Sugar’s Bar and Grill, einem Restaurant in Magnolia, Mississippi, um. Der Mittagsandrang ist vorbei, aber ein paar Nachzügler werden noch kommen, vor allem College-Studenten. Das Sugar’s ist nur einen Block vom Campus entfernt und vermittelt mit seinen Leuchtkörpern aus verzinktem Stahl, dem hellen Kieferboden und den Metallstühlen mit gerader Rückenlehne ein Farmhaus-Gefühl. Aber es ist das Essen, das den Laden am Laufen hält. Es ist das einzige Restaurant in der Nähe des Campus, in dem man zu jedem Gericht frisch gegrillte grüne Tomaten bekommt, wenn man will. Die Speisekarte beinhaltet auch Südstaaten-Gerichte wie Hühnchen mit Knödeln oder Käse-Makkaroni mit Schinken darauf. Nur der Gedanke daran lässt meinen Magen knurren. Ich war in meiner Pause so mit Schreiben beschäftigt, dass ich vergessen habe zu essen.

Ich seufze und gehe zum Tisch der Footballspieler, wo mir sofort das Geld überreicht wird. „War schön, mit euch Geschäfte zu machen, Jungs“, sage ich, bevor ich gehe, wobei ich die ganze Zeit Rykers Blick auf mir spüre.

Was hat er nur immer mit mir?

Man sollte doch meinen, dass er mir wegen des Artikels aus dem Weg gehen würde, aber er scheint es darauf anzulegen, so oft wie möglich in meiner Nähe zu sein. Ich bin nicht einmal sicher, dass er wusste, wer ich bin, bevor ich diesen Artikel schrieb, weil wir nicht in denselben Kreisen verkehren. Ich vermute, dass er mich quälen will.

Ich verdränge ihn aus meinen Gedanken und gehe zu einem Tisch, der abgeräumt werden muss. Ich nehme halbvolle Trinkgläser und stelle sie auf mein Tablett. Die Türglocke läutet und signalisiert, dass jemand hereingekommen ist. Ich hebe den Kopf und sehe …

Oha!

Ich erstarre.

Lasst die Engel raus und gebt dem Halleluja-Chor das Einsatzzeichen. Das ist die Art von Mann, über den ich Sexszenen schreiben sollte.

An der Tür steht Connor Dimpleshitz. Ja, sein Nachname ist bedauerlich, aber sein IQ macht das wett. Ich schwärme seit unserem Soziologie-Seminar im vorigen Semester für ihn. Umrahmt von goldenem Sonnenlicht, das durch die Fenster hereinscheint, beschließe ich, dass er das Ergebnis wäre, wenn Albert Einstein und Henry Cavill ein Baby hätten. „Ein heißes Genie. Das perfekte Einhorn“, murmele ich vor mich hin.

Ich kaue auf der Unterlippe und überlege, ob ich zu ihm schlendern und Hi sagen oder mich verstecken soll.

Ich verstecke mich lieber. Ich weiß, dass ich mich lächerlich benehme, besonders weil wir dieses Semester zusammen Mathematik haben, und er mich daher irgendwann im Seminar sehen wird. Aber dann wird mein Haar sitzen, und ich werde ketchupfreie Kleidung tragen.

Ich schätze schnell meine Fluchtmöglichkeiten ab, als die Empfangsdame ihn in den Bereich einer anderen Kellnerin bringt. Mein Blick richtet sich auf die rechte Seite des Restaurants, wo ich versuchen könnte, in die Küche zu rennen. Aber er würde mich sehen, weil ich an ihm vorbei muss. Außerdem will ich herumhängen und ihn beobachten, ohne dass er es weiß.

Ich treffe eine Entscheidung. Mit dem Tablett halbvoller Gläser kämpfend, die ich gerade abgeräumt habe, gehe ich schnell in die hintere linke Ecke hinüber, die sich am weitesten von der Doppeltür des Eingangs entfernt befindet. Ich hocke mich unbequem hinter eine große Topfpflanze, die große, fächerartige Blätter hat. Sie ist mindestens eineinhalb Meter hoch und hat einen knorrigen braunen Stamm. Dieses grüne Monster ist die perfekte Tarnung.

Ich spähe um eins der großen Blätter herum, das dringend abgestaubt werden müsste, wenn man nach den Partikeln geht, die um es herumschweben. Ich habe Angst, dass jemand mein absurdes Verhalten bemerkt. Daher werfe ich einen schnellen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass niemand in meiner Nähe ist.

Ryker. Scheiße.

Er starrt mich vom Tisch der Footballspieler an, und seine Augen glitzern, als fragte er sich, was ich da tue. Ich sehe ihn düster an und strecke ihm die Zunge heraus. Durch ihn fühle ich mich so rebellisch, verwirrt und aufgeregt.

Ich kann es einfach nicht verhindern. Oh, Mann.

Er wirkt amüsiert und ich verziehe das Gesicht, als mir klar wird, dass ich den Hintern herausstrecke. Seine nervige Braue hebt sich und fragt: Warum machst du das?

Mit Augentelepathie antworte ich ihm: Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.

Ich drehe ihm betont den Rücken zu und konzentriere mich auf das Einhorn.

Ein paar Sekunden später dröhnt eine tiefe Stimme hinter mir, und ich zucke zusammen.

„Du siehst etwas verwirrt aus, Penelope. Spionierst du vielleicht jemandem für deine nächste Story nach?“

Ich erstarre und blinzele. Seine Stimme ist rau und tiefer als vorhin, als er mich Garçon gerufen hat. Der Ton erinnert mich an laue Sommernächte unter einem sternenübersäten südlichen Himmel, während er mich intensiv und leidenschaftlich küsst.

Himmelherrgott. Hör mit diesen Tagträumen auf. Ich muss aufhören, Liebesromane zu lesen.

Ich seufze, drehe mich um und sehe Ryker an. Was zur Hölle will er jetzt wieder?

„Ich schreibe nicht mehr für das Wildcat Weekly“, sage ich zu ihm.

Ich habe das ganze vergangene Jahr für sie gearbeitet und Artikel über die Heimspiele und andere unterschiedliche Ereignisse geschrieben. Da mein Dad in der NFL war, weiß ich viel über Football, aber als das Sugar’s mir mehr Arbeitsstunden anbot, nahm ich sie.

„Also keine Football-Storys mehr?”

Ich zucke mit den Schultern. Mein Blick wandert über seine hohen Wangenknochen, den Schwung seiner vollen Lippen und Anflug von Stoppeln auf seinen Wangen. Verdammt, warum ist er so umwerfend? „Was soll ich sagen? Die interessanteste Story habe ich voriges Semester geschrieben – über dich. Ich habe am Höhepunkt meiner Karriere aufgehört.“

Er nickt und ignoriert meine Stichelei. „Ich habe dich immer bei den Spielen bemerkt.“

Ich schnaube. „Ich hätte nicht gedacht, dass du Mädchen wie mich auf dem Radar hast.“

„Du hast in der dritten Reihe in der Nähe der Fünfzig-Yard-Linie gesessen und dir bei jedem Heimspiel Notizen gemacht.“ Sein Blick schweift über mich. „Und ich habe nicht gesagt, dass ich dich auf dem Radar habe.“

„Wirklich? Klingt aber so.“

„Glaub mir, ich habe einen anspruchsvolleren Geschmack.“ Er zuckt mit den Schultern.

„Wow, wie nett von dir.“ Mein Südstaatenakzent tritt stärker hervor, so wie immer, wenn ich frech werde. Es ist eine Sache zu wissen, dass er mich nicht mag, aber eine andere, wenn er mir sagt, dass ich seinen Ansprüchen nicht genüge. „Bist du nur hergekommen, um so freundlich zu mir zu sein?“

Er stößt den Atem aus und streicht sich mit der Hand durchs Haar, wobei die von der Sonne gebleichten Strähnen noch deutlicher hervortreten. „Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, warum ich hergekommen bin.“ Ein zwiespältiger Ausdruck breitet sich auf seinem Gesicht aus, und er zieht an seinem Kragen. Ich starre auf seine dichte, lockige blonde Brustbehaarung, die aus dem V-Ausschnitt seines hellblauen Oxford-Hemds quillt, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgeschoben hat. „Ich wollte mich nur versichern, dass mit dir alles in Ordnung ist, nachdem du den Ketchup überallhin bekommen hast. Aber alles, was ich sage, kommt falsch heraus.“

Oh, das ist natürlich etwas anderes. Und nicht das, was ich erwartet habe.

„Bei mir ist alles klar, Baby Lama. Kein Grund zur Sorge. Du kannst gehen. Deine Freundinnen warten auf dich.“ Ich weise mit dem Kopf Richtung Footballspieler-Tisch.

Er rührt sich nicht. „Baby Lama?“ Er lächelt belustigt.

Ich zucke mit den Schultern. Das ist seit dem zweiten Studienjahr mein privater Spitzname für ihn, als ich zufällig auf ihn traf, als er nur mit einem weißen Handtuch um die trainierte Taille geschlungen nach dem Duschen aus dem Badezimmer des Tau-Hauses kam. Ein Mannschaftsgroupie war bei ihm. Seine Brustbehaarung verstörte meine jungfräuliche Empfindlichkeit und erregte mich gleichzeitig. Die widerspenstigen Locken ließen ihn noch nackter erscheinen, so als hätte ich seinen Schwanz gesehen. Sehr zu meinem Kummer träumte ich später davon, mich auf diesem Bett aus goldenen Locken herumzuwälzen. Also ehrlich, wer geht mitten in einer Bierparty mit einem Mädchen unter die Dusche? So etwas macht nur Ryker Voss. Weil er es kann. Und Mädchen immer das tun, was er will.

Aber nicht dieses Mädchen.

Ich respektiere das Spiel – liebe es sogar –, aber ich verliebe mich nicht in Footballspieler, besonders nicht in arrogante Quarterbacks, die meinen, sie könnten über Wasser gehen. Mein Dad war vor zwanzig Jahren der Starspieler in Waylon, und glaubt mir, ich weiß, wie die ticken. Sie nehmen sich, was sie wollen, und verschwinden dann, wobei sie überall gebrochene Herzen hinterlassen.

„Hast du jemals ein echtes Lama gesehen?“, fragt er und setzt damit unser Gespräch fort. Es scheint, als würde er sich wirklich Mühe geben, nett zu sein. „Ich habe mal eins in einem Safaripark gesehen. Der kleine Mistkerl versuchte, mir in die Hand zu beißen, als ich ihn gefüttert habe, aber er war niedlich. Vielleicht brauchst du ein Poster von einem Lama in deinem Zimmer, damit du an mich denkst, wenn du es ansiehst. Ich signiere es dir sogar.“

Und schon ist er wieder frech.

„Kauf mir eins. Ich werfe mit Darts darauf.“

„Verdammt, du hörst nie auf.“ Er lacht, und sein Blick ruht auf meinem Hals. „Oh, da ist auch noch etwas Ketchup“, sagt er und streicht mit einem Finger über meinen Kragen, wobei seine Knöchel sanft meinen Hals berühren.

Die federleichte Berührung ist kurz und nicht erotisch, aber mein Körper ist wie elektrisiert, Funken scheinen über meine Haut zu rasen. Ich atme tief ein und nehme seinen Duft wahr, warm und würzig, mit einem Anflug von Leder und Sandelholz.

Er blinzelt und räuspert sich. „Äh, ich habe dieses Reinigungszeug, das ich auf meine Trainingssachen sprühe. Das wirkt Wunder. Ich leihe es dir gern. Natürlich müsstest du zum Wohnheim der Footballspieler kommen, um es dir zu holen. Wir könnten sogar zusammen die Wäsche machen, wenn du willst?“

Er sagt die Worte leise, als würden sie nichts bedeuten, und ich starre ihn an.

Wir sollen zusammen Wäsche waschen?

Ich habe den Verdacht, dass Ryker Voss mit mir flirtet, allerdings nicht gut. Der pickelgesichtige Kassierer beim Big Star hat bessere Sprüche als er. Und trotzdem …

Wärme breitet sich in meinem Bauch aus, dann beginnt das Flattern neugeborener Schmetterlinge. Er ist nun einmal der heißeste Kerl auf dem Campus. Doch ich ermahne mich, dass er ein Spieler ist, reiße mich zusammen und töte die Schmetterlinge.

„Du bist seltsam, Ryker.“

„Weil ich nett bin? Ja. Neues Jahr, neuer Anfang. Ich will den ganzen üblen Kram vom vorigen Semester vergessen.“ Er zögert. „Und den Artikel, den du geschrieben hast.“

„Tatsächlich? Sogar den Teil, in dem ich gesagt habe, dass du den Sport entehrt hast und eine Schande für jeden College-Spieler bist?“

Er sieht auf seine Hände hinunter. „Ich hatte meine Gründe für das, was passiert ist.“

Das habe ich gehört. Er hat sich in die Kämpfe verwickeln lassen, um seinem Freund und Mannschaftskameraden Maverick zu helfen, seine behinderte Schwester zu retten.

„Na ja, ich habe einen Folge-Artikel geschrieben, aber er wurde längst nicht so bekannt wie der erste.“

Er zuckt mit den Schultern und ist mir jetzt irgendwie näher. Ich sehe in seine mit dichten Wimpern umrandeten himmelblauen Augen und blinzele, weil sie so intensiv sind. Seine Iris – mein Gott, jemand sollte die Farbe eines Buntstifts danach benennen.

„Also, willst du irgendwann die Wäsche mit mir machen?“

Das schon wieder. Mein Mund öffnet sich. „Warum?

Soll das ein Date sein?“

„Ja.“

Ich blinzele schnell, mein Hirn versucht, diesen neuen Ryker zu erfassen. „Nein. Ich bin sicher, dass vor der Tür deines Zimmers schon genug Mannschaftsgroupies stehen, die darauf brennen, deine Wäsche zu waschen. Ich habe gehört, dass sie sogar darum betteln, dir die Schultern zu massieren und deine Hausaufgaben zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich darum prügeln, deine süßen Zehen zu lutschen.“ Ich breche abrupt ab. Seine Zehen lutschen? Habe ich das wirklich gesagt? Woher kam denn diese Bemerkung? Ich habe keinen Fuß-Fetisch. Ich schiebe es auf seine Nähe und fahre fort. „Und mach dir keine Sorgen um mich. Ich brauche deinen Ratschlag für meine Wäsche nicht. Ein bisschen Ketchup hat noch niemandem geschadet.“

Entschlossenheit breitet sich auf seiner Miene aus, und er lässt mit einer schnellen Bewegung ein Stück Papier auf das Tablett fallen, das ich halte.

Ich blicke darauf hinunter. In einer männlichen Handschrift steht dort teuflisch sexy Sportler mit einer Telefonnummer dahinter. Ich sehe ihn wieder an. Ein rätselhaftes, leichtes Lächeln spielt um seine Lippen.

„Ich habe das vorhin für dich aufgeschrieben und wollte es dir nach dem Zwischenfall mit dem Ketchup geben. Aber ich habe gekniffen.“

Mehrere Sekunden vergehen.

„Gibst du mir auch deine?“, fragt er, nachdem wir eine ganze Weile schweigend dagestanden haben.

„Meine was?“

„Deine Nummer“, sagt er und lächelt.

Ich weise mit dem Kopf auf das Tablett, meinen offensichtlichen Hinderungsgrund. „Ich habe kein Papier dabei.“

„Sag sie mir einfach. Ich merke sie mir.“

Ich bin verwirrt, und nur aus diesem Grund rattere ich meine Telefonnummer herunter. Er lächelt und wiederholt sie.

Dann senkt er verschwörerisch die Stimme. „Du beobachtest also jemanden, nehme ich an. Kenne ich denjenigen?“

Wie benebelt von seiner Aufmerksamkeit schüttele ich den Kopf und verliere langsam die Kontrolle über die Situation.

„Für eine Journalistin scheinen dir zu oft die Worte zu fehlen. Mache ich dich sprachlos, Penelope?“

Ich schnaube. „Nein.“

„Ich bin neugierig, was hier hinten deine Aufmerksamkeit gefesselt hat.“ Er schiebt sich neben mich hinter die Pflanze, seine Schulter streift meine. Neben meiner schlanken Gestalt ist er wie ein Riese, und plötzlich fühle ich mich beschützt und sicher, was ganz und gar falsch ist. Es sind wahrscheinlich seine männlichen Pheromone, die mich einlullen, bevor er zuschlägt – und, verdammt noch mal, es funktioniert. Er murmelt etwas davon, dass wir uns zusammen verstecken und Leute ausspionieren, aber ich bin abgelenkt, weil mein Gesicht so dicht an seiner Brustbehaarung ist, die aus seinem Shirt lugt. Ich möchte hindurchstreichen, um festzustellen, ob sie so weich ist, wie sie aussieht. Er riecht nach Alpha-Mann und Sex. Nach hartem, leidenschaftlichem Sex, der zu einem schnellen, wilden Orgasmus führt.

Natürlich habe ich dabei keine Erfahrungen aus erster Hand, aber ich habe viel Fantasie.

Zügele dich, Penelope. Widerstehe dem Quarterback.

Aber ich werde hineingesogen. Ich gebe dem Grübchen die Schuld, das auftaucht, wenn er lächelt. In meinem Bauch flattern wieder Schmetterlinge und dieses Mal kann ich sie nicht töten. Ich bin schwach. Mein Blick gleitet seinen kräftigen, gebräunten Hals hinauf und weiter, bis ich ihm in die Augen sehe. Es vergehen mindestens zehn Sekunden, während wir uns in die Augen schauen.

Was passiert hier?

„Du bist hübsch“, murmelt er. „Habe ich dir das je gesagt?“

„Gewöhnlich reden wir nicht miteinander, außer wenn ich deine Bestellung aufnehme.“

Er streckt die Hand aus und berührt kurz eine meiner Haarsträhnen, die sich aus dem Knoten auf meinem Kopf gelöst hat. Er reibt sie zwischen den Fingern.

„Dein Haar … es ist …“

„Kastanienbraun“, bringe ich hervor und räuspere mich.

„Es erinnert mich an einen neuen Penny, so wie das Rotbraun das Licht einfängt.“ Er bricht ab und beißt sich auf die Unterlippe. „Gott, das muss das Dümmste sein, was ich jemals gesagt habe.“

„Du hattest schon schlimmere Sprüche. Sag mal, ist Wäsche machen ein Codewort für Sex?“, frage ich und sehe zu ihm hoch. Es juckt mir in den Fingern, meine Brille zurechtzurücken, was ein nervöser Reflex ist, aber ich halte immer noch das Tablett.

„Anmachsprüche benutze ich nur bei Mannschaftsgroupies. Du bist die Art Mädchen, für die ich mich anstrengen muss.“

„Was ist mit deinem anspruchsvollen Geschmack?“

„Ein reiner Bluff. Ich glaube, dass zwischen uns eine echte Verbindung besteht, Penelope.“

Sein Gesicht ist jetzt näher, und ich schlucke und frage mich, wie wir auf die anderen Leute im Restaurant wirken müssen. Mir wird bewusst, dass wir uns beim Reden an die Wand hinter der Pflanze zurückgezogen haben und der einzige Tisch, von dem aus wir gesehen werden können, der mit den Footballspielern ist. Aber ich wende den Blick nicht von Ryker ab, um das zu überprüfen.

„Du riechst wie Regenbogen“, sagt er.

Meine Brust weitet sich. Ich genieße sein herausforderndes Flirten. Es ist berauschend. „Wonach riecht ein Regenbogen?“

„Er riecht süß und lecker.“

„Das sind die Lutscher.“ Sein Blick gleitet zu meinen Lippen, und es fühlt sich fast an, als hätte er sie berührt. Hitze breitet sich auf meiner Haut aus. „Die Roten mag ich am liebsten. Ich glaube, sie schmecken nach Kirschen, oder Erdbeeren, oder Himbeeren. Ganz bestimmt nicht nach Preiselbeeren, denn das ist eklig“, plappere ich und fühle mich desorientiert.

„Es ist verrückt, aber ich will dich jetzt wirklich küssen“, murmelt er.

Mein Blick wandert über seine Schulter zu dem Tisch, an dem Connor sitzt. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, weiß aber, dass er da ist. Und auch wenn ich wie berauscht von Rykers Nähe bin, erinnere ich mich daran, dass er derjenige ist, den ich küssen sollte. Nicht Ryker.

Ryker ist ein Spieler, genauso wie mein Dad es war.

Er folgt der Richtung meines Blicks. „Du hast Dimpleshitz beobachtet, oder?“, sagt er und runzelt die Stirn. „Stehst du auf ihn?“

Mein Magen zieht sich zusammen. „Warum sagst du so etwas?“

„Weil du hierhin gerannt bist, als er hereinkam und dich seitdem versteckst. Daraus schließe ich, dass er dir entweder übel mitgespielt hat oder dass du in ihn verknallt bist. Da ich keine Gerüchte über dich und ihn gehört habe, vermute ich, dass du eine Schwäche für ihn hast.“

Abbruch! Abbruch! Er weiß zu viel!

Stück für Stück sickert der gesunde Menschenverstand wieder in mein Hirn ein, und ich atme tief durch. Ich orientiere mich, während mir Fragen durch den Kopf rasen. Was ist, wenn er meine Schwärmerei gegen mich verwendet? Vielleicht will er Rache für den Artikel. Ich weiß es nicht.

Verwirrt und unsicher suche ich das Restaurant nach einem Ausgang ab, damit ich seine Frage nicht beantworten muss.

Mein Blick fällt auf den Footballspieler-Tisch, von dem er gekommen ist. Ich bemerke, dass Archer uns mit aufmerksamem Interesse beobachtet. Sein Gesichtsausdruck ist berechnend, während sein Blick zwischen uns beiden hin und her wandert. Er beugt sich vor und flüstert Blaze etwas zu, der daraufhin ebenfalls in unsere Richtung sieht. Ich halte inne, mein Hirn analysiert und decodiert. Warum interessiert es Archer plötzlich, was Ryker hier mit mir macht? Ganz besonders, wenn auch noch eine hübsche Kommilitonin neben ihm sitzt und mit dem Finger kleine Kreise auf seinem Bizeps zieht?

Ja, Archers Adlerblick ruht auf uns. Aufmerksam.

Ich bemerke, dass jetzt alle drei Spieler am Tisch ihre Aufmerksamkeit auf uns gerichtet haben, ihre Mienen sind eindeutig erwartungsvoll.

In meinem Kopf läuten Alarmglocken, und ich setze die letzten Teile zusammen.

Er war so nett zu mir und redete davon, dass zwischen uns eine Verbindung besteht. Ja, klar.

Demütigung ergreift mich. Warum habe ich das nicht früher erkannt? Gott, ich bin so eine Idiotin. Ich war so abgelenkt.

Ich bin eine Wette. Eine dumme, verdammte Wette.

Ich fühle mich, als hätte mir gerade jemand in den Magen geschlagen.

Mein Überlebensinstinkt sagt mir, dass ich von Ryker weg muss, und ich könnte natürlich mit hoch erhobenem Kopf davongehen. Aber ich lege Wert darauf, den Footballspielern zu zeigen, dass sie nicht mit mir spielen können. Ich lasse das Tablett, das ich gefühlt seit Tagen balanciere, in seine Richtung fallen. Der Inhalt der Gläser kippt aus, sie krachen auf den Boden, und verwässerte Limo und Eis durchweicht uns, bevor es auf dem Boden landet. Die Plastikgläser verursachen auf dem Holzboden einen schrecklichen Lärm, und ich kann mir vorstellen, dass alle im Restaurant es gehört haben. Ich sehe mich allerdings nicht um, sondern fixiere wütend Ryker.

Er springt zurück und sieht auf die nassen Flecken auf seiner Khaki-Shorts hinunter. Dann schaut er wieder mich an. „Erinnere mich daran, dass ich nie wieder das Thema Dimpleshitz anspreche.“

„Hör mit deinen Spielchen auf, Ryker.“

Seine Miene versteinert. „Was für Spielchen?“

Ich knirsche mit den Zähnen. Es reicht.

Kapitel 3

Penelope

Die Anspannung verstärkt sich, während wir uns mustern, wobei wir beide die Sauerei ignorieren, um unseren Anstarr-Wettbewerb fortzuführen. Die Schürze um meine Taille hat den Großteil des Wassers abgefangen, das in meine Richtung gespritzt ist, aber Rykers Hose ist völlig durchweicht. Er scheint es aber gar nicht zu bemerken, weil er so konzentriert darauf ist, mich anzustarren.

„Es war nett, sich mit dir zu unterhalten, Ryker. Oh, übrigens sieht es aus, als hättest du dir in die Hose gemacht.“ Ich will an ihm vorbeigehen und ein paar Papierhandtücher aus dem hinteren Bereich holen, aber er macht einen Schritt zur Seite und schneidet mir den Weg ab.

„Warte, was ist los?“ Frust breitet sich auf seiner Miene aus. „Hör mal, ich habe nie gelernt, wie man ein echtes Mädchen um ein Date bittet. Können wir noch mal von vorn anfangen? Ohne Wasser überall?“

Sieh mal einer an. Er versucht immer noch, mich für sich zu gewinnen. Er ist hartnäckig, das muss man ihm lassen.

Ich schiebe das Kinn vor und sehe ihn wütend an. „Warum interessiert dich das überhaupt?“

Er seufzt schwer und scheint sich zu sammeln, während er nach den richtigen Worten sucht. „Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass du dir so große Mühe gibst, mir auf dem Campus aus dem Weg zu gehen. Du sitzt im Unterricht am Weitesten von mir entfernt, und das war noch bevor du im letzten Semester diesen blöden Artikel über mich geschrieben hast. Es ist, als hätte ich etwas an mir, das dich abstößt.“

„Du stößt mich ab, weil du ein Mistkerl bist.“ Ich warte nicht auf seine Reaktion darauf, vergesse, dass ich von hinten Handtücher holen wollte, bücke mich, hebe die Gläser auf und stelle sie auf das Tablett zurück. Meine Hände zittern, als ich meine Schürze abwische und die trockenen Stellen dazu benutze, den Boden abzutupfen.

„Ich helfe dir.“ Er hockt sich neben mich, schiebt das Eis zu einem Stapel zusammen und schaufelt ihn auf das Tablett.

„Hör auf.“

„Nein, lass mich helfen.“

Ich halte inne und sehe ihn wütend an. „Hör einfach mit diesem Schauspiel auf, okay? Welche Wette du auch mit deinem Team über mich laufen hast, vergiss es. Es wird nicht funktionieren.“

Er hört auf und wird blass. Eine weitere Bestätigung brauche ich nicht. Ich hatte recht.

Ein Teil von mir, das dumme Mädchen in mir, das geschmeichelt gewesen wäre, so viel Aufmerksamkeit von dem beliebtesten Kerl auf dem Campus zu bekommen, auch wenn er ein Footballspieler ist, will weinen. Ich stopfe sie in eine Kiste und werfe den Schlüssel weg.

Einen kurzen Moment lang dachte ich wirklich, dass der Artikel, den ich geschrieben hatte, nicht von Bedeutung wäre und er ehrlich zu mir ist. Ich glaubte, dass er mich mag. Ich balle die Hände zu Fäusten. Ich hatte meinen Schutzwall eine Sekunde gesenkt, und schon war es passiert.

Ich stehe auf. „Du bist nur wegen einer Wette zu mir gekommen und hast mit mir gesprochen.“ Ich presse die Lippen aufeinander. „Lass mich einfach in Ruhe. Bitte.“

Er hat das Tablett aufgehoben und steht jetzt, seine Miene ist unbehaglich. „Warte, das ist nicht die ganze Geschichte …“

„Wenn du das nächste Mal versuchst, eine solche Wette zu gewinnen, denk an die Gefühle des Menschen, den du hereinlegst.“

Er schluckt. „Penelope, es war nicht …“

Ich hebe die Hand, damit er den Mund hält, und er tut es. Er nagt an seiner Unterlippe, seine Miene ist zwiegespalten. Ich werfe einen Blick auf Archer und seine Kumpane. Einige grölen und lachen, während sie uns beobachten. Wut kocht in mir hoch.

„Beachte sie gar nicht“, sagt er. „Sie lachen nur über meine Hose. Sie wussten, dass ich keine Chance bei dir habe, und jetzt hast du es bewiesen.“

Ich schüttele den Kopf. „Ich denke, ihr habt darum gewettet, ob du mich dazu bekommst, dich zu küssen. Oder mit dir auszugehen?“

Er fährt sich mit einer Hand durchs Haar und sieht mich an. „Hör mal, ich wollte das nicht …“

„Um was habt ihr gewettet?“

Seine Schultern sacken herunter. „Sie haben gewettet, dass ich dich nicht dazu bringe, mit mir auszugehen.“

„Eine Verabredung.“

Er nickt kurz.

„Hm. Du hast also wirklich geglaubt, dass du und ich miteinander ausgehen würden? Obwohl wir uns nicht mögen?“

„Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht mag.“

„Aber es ist so“, beharre ich.

Er zögert und spricht nur widerwillig. „Der Plan war, dass ich dich sitzenlassen sollte …“

Meine Finger spannen sich an. „Also sollte ich zu dir kommen, um Wäsche zu waschen, und du wärst einfach nicht aufgetaucht?“ Ich verziehe das Gesicht, als ich mir dieses Szenario vorstelle. Die Kränkung versetzt mir einen Stich. „Ich habe sowieso eine eigene Waschmaschine, du Mistkerl.“

Er schüttelt den Kopf. „Ich hatte keinen wirklichen Plan. Ich habe einfach improvisiert.“

„Du wusstest genau, was du tust, und du hast verloren, Baby Lama. Du hast verloren. Ich hoffe, es war die Lacher wert.“

„Ich lache nicht, Penelope.“ Er runzelt die Stirn. „Ich wollte dir nicht wehtun.“

„Nur, weil du verloren hast.“ Ich sammle alle Entschlossenheit, die ich noch aufbringen kann, drehe ihm den Rücken zu und gehe zu den Footballspielern. Ich stemme die Hände in die Hüften und sehe jedem einzelnen Spieler in die Augen. Sie bringen mich nicht aus der Fassung. Blaze liest meine Miene und bildet mit den Lippen stumm die Worte tut mir leid, aber mein Blick gleitet über ihn hinweg. Auch wenn wir uns kennen, im Moment ist er genauso ein Arschloch wie die anderen.

„Er hat verloren, Jungs. Ryker Voss hat mich um ein Date gebeten und ist gescheitert. Wenn es um Geld ging, erwarte ich meinen Anteil an der entsprechenden Summe. Verstanden?“

Alle außer Archer gaffen mich an. Mit einem Starren, das meine Tapferkeit durchdringt, grinst er mich an. Mit unbekümmerter Lässigkeit schüttelt er sein Mannschaftsgroupie ab, steht auf und schüttelt mir die Hand. „Ja, meine Liebe. Absolut“, murmelt er. „Was mich betrifft, kannst du gern alles haben.“ Er knallt mit der Hand auf den Tisch und wendet sich an die Spieler. „Also los, geben wir der Lady unsere Gewinne. Ryker kann seine Schulden später bei uns begleichen.“

Jeder Spieler macht zehn Dollar locker, Archer sammelt die Scheine ein und gibt sie mir. „Nichts hat mich bisher mehr amüsiert, als zu sehen, wie Ryker heute mit Wasser übergossen wurde. Danke dafür, und ich hoffe, dass du mir diese kleine Wette nicht übelnimmst.“ Sein Blick ruht etwas zu lange auf mir, und ich will mir die Hand abwischen, als er sie loslässt.

„Ihr könnt mich alle mal“, sage ich.

Archer wirft den Kopf zurück und lacht. „Du hast wirklich Feuer in dir.“

„Mir egal“, murmele ich und stopfe das Geld in meine Schürze.

Ich werfe ihnen noch einen bösen Blick zu und verschwinde dann in den hinteren Teil des Restaurants, denn ich bin kurz davor, die Fassung zu verlieren. Mein Blick schießt zu Ryker, der noch immer mit dem Tablett in der Hand in der Ecke steht. Darauf befinden sich die Gläser und das Eis. Seine Miene ist ausdruckslos, fast versteinert, während er mich ansieht, und ich widerstehe dem Drang, ihm den Stinkefinger zu zeigen. Das Einzige, was mich zurückhält, ist der Gedanke, dass mich mein Chef rösten würde, wenn er es mitbekäme. Alle lieben die Footballspieler.