I hate you - Ilsa Madden-Mills - E-Book

I hate you E-Book

Ilsa Madden-Mills

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Beschreibung

Für Charisma Rossi ist der Wide Receiver des Footballteams der Universität, Blaze Townsend, der heißeste Typ, dem sie je begegnet ist. Allerdings ist er auch der Typ, der auf ziemlich miese Art mit ihr Schluss gemacht hat. Sie hat nicht vor, ihm das zu verzeihen, auch wenn er vielleicht denkt, er müsse sie nur lange genug mit seinen wunderschönen blaue Augen ansehen, damit sie dahinschmilzt. Niemals. Jetzt muss ihr Verstand das noch ihrem Körper mitteilen. Blaze war von Anfang an klar, dass er nicht beides haben kann. Die kluge und lebhafte Charisma, die ihm unter die Haut geht, und eine Karriere als Sportler. Dennoch ist es ihm nicht möglich, sie zu vergessen, und aus ihm unerfindlichen Gründen versucht er, sie zurückzugewinnen.

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Seitenzahl: 393

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I Hate You

Waylon 3

Ilsa Madden-Mills

© 2023 Sieben Verlag, 64395 Brensbach

© Übersetzung Martina Campbell

© Covergestaltung Andrea Gunschera

© Originalausgabe Ilsa Madden-Mills 2019

ISBN-Taschenbuch: 978-3-96782-130-7

ISBN-eBook-epub: 978-3-96782-131-4

www.sieben-verlag.de

Dieses Buch ist all den coolen, klugen Mädchen auf dieser Welt und besonders denen gewidmet, die Footballspieler, Cupcakes, Say Anything, Big Bang Theorie, True Blood und natürlich versaute Papageien lieben.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Epilog

Kapitel 1

Charisma

Es gibt Schlimmeres, als seinen Ex zum ersten Mal wiederzusehen, seit er mit einem Schluss gemacht hat. Eine Wurzelbehandlung, eine haarige Wolfsspinne auf dem Kopfkissen oder zu sehen, wie dein Vater deine Lehrerin aus der sechsten Klasse küsst.

Ich erschaudere bei diesem Gedanken, als ich mein Auto auf den Parkplatz des Cadillac’s, einer lokalen Bar und beliebten Treffs, lenke. Mit einem tiefen Ausatmen schalte ich den Motor ab. Willkommen zurück in Magnolia, Mississippi, und an der Waylon University, Leute. Es ist Zeit, sich zu stellen, nämlich dem Kerl, der letzten Oktober auf einer verdammten Achtziger-Jahre-Party vor all meinen Freunden mit mir Schluss gemacht hat. Ich trug einen Filzhut und eine knallharte Peitsche im sexy Indiana-Jones-Stil, und er trug eine gelbe Fallschirmhose und ein enges Tanktop in Frauengröße, das jeden Muskel auf seiner Brust betonte. Alles war wunderbar. Bis alles den Bach runterging.

Das war vor fast drei Monaten, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber heute Abend werde ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, denn ich muss mir beweisen, dass ich über ihn hinweg bin. Ich gehe erst, wenn ich ihm in die Augen sehen kann und – verdammt, ich weiß nicht, was dann passiert.

Meine Unterlippe tut weh, weil ich auf der Fahrt von zu Hause hierher darauf herumgekaut habe. Vielleicht ist er nicht drinnen. Ich stelle mir vor, wie er in seinem Wohnheimzimmer liegt, umgeben von Trikotjägerinnen. Wahrscheinlich reiben sie ihn gerade mit heißem Öl ein, streicheln die strammen Muskeln auf seinem Rücken, ganz bestimmt die starken an seinen Unterarmen … Stopp! Vergiss den Wide Receiver.

Das Lenkrad fest umklammernd, suche ich den Parkplatz nach seinem schwarzen Wagen ab und kann ihn nicht finden. Für einen Mittwochabend im Januar ist der Laden voll. Alle sind mit neuem Optimismus aus den Ferien zurückgekehrt, was die Noten, den sozialen Status und die Zukunft anbelangt.

Und meine Zukunft? In sechs Monaten werde ich Magnolia verlassen und ein ganz neues Leben führen. Eins, in dem es nicht um verflucht heiße Footballspieler mit steinharten Bauchmuskeln geht, die einem sagen, dass man schön ist, aber am Ende doch nur ausgemachte Lügner sind.

Mein Blick fällt auf die Tür der Bar, als eine Gruppe von Studenten aus dem Eingang strömt. Sie stolpern lachend und redend umher, und mein Herz klopft. So war ich auch mal. Früher war ich der Mittelpunkt jeder Party gewesen, aber seht mich jetzt an. Ich bin das Mädchen, das sich meistens versteckt, seit Blaze Schluss gemacht hat.

Neues Semester, neues Ich! Ich werde nicht mehr das Häufchen Elend sein, das ich vor ein paar Monaten war. Kein Mauerblümchen mehr! Das Partygirl ist wieder da! Es wird fantastisch werden.

„Die Autotür ist offen“, sagt die versnobte Computerstimme, die in meinem älteren Nissan Maxima wohnt, und mir wird klar, dass ich hier mit einem Bein drin und einem draußen sitze und meine Gedanken schweifen lasse. Ich schmunzele über die Technologie, die Anfang der 90er Jahre in diese Autos eingebaut wurde. Nicht über die Tatsache, dass sie begriffen haben, wie man die Stimme einer britischen Frau aufnimmt und abspielt, sondern darüber, dass sie beschlossen haben, diese bahnbrechende Technologie zu nutzen, um den Fahrer auf die offensichtlichsten Dinge hinzuweisen. Wie zum Beispiel „Scheibenreiniger ist leer“ oder „Handbremse ist angezogen“.

Wenn Lady Maxima – mein Spitzname für besagte wenig erleuchtete Stimme – wirklich helfen wollte, würde sie sich wichtigere Warnungen einfallen lassen. „Renne nicht dem Eiswagen hinterher. Das ist peinlich und du hast sowieso eine Laktoseintoleranz.“

„Geh nicht mit dem Footballspieler ins Bett. Er wird dir nur das Herz brechen.“

Nervös, was mich ärgert, werfe ich einen letzten Blick in den Rückspiegel, um meine Haare und mein Make-up zu überprüfen. Mein langes, dunkles Haar ist zu zwei Zöpfen geflochten, aus denen hier und da ein paar zartrosa Strähnen hervorlugen. Das Make-up besteht aus Smokey Eyes und sorgfältig nachgezogenen Brauen. Der Lippenstift ist dunkelrosa. In einer perfekten Welt stelle ich mir vor, dass mein Stil mir einen frechen Femmefatale-Look verleiht, aber in Wirklichkeit bin ich nur ein Nerd-Mädchen mit rosa Haaren.

Ich steige aus dem Auto und bleibe vor der schweren Holztür stehen. Unbehagen liegt mir schwer im Magen, während ich darüber nachdenke, wie ich wohl reagieren werde, wenn ich ihn sehe.

Zweifellos wird er mit Dani zusammen sein, dem gertenschlanken Barbiepuppen-Geschöpf, das er nach mir aufgegabelt hat. Ich schlucke das Unbehagen hinunter, als ein kalter Windstoß mich näher zur Tür treibt.

Egal.

Du bist vielleicht nicht das schönste Mädchen im Raum, aber das ist nicht der Grund, warum die Leute dich aufziehen. Zeig ihnen, dass du zurück bist, und zwar besser als je zuvor.

Das geschäftige Treiben in der Bar erfüllt meine Ohren, als ich eintrete. Die Leute lachen und Pat Benatars Hit Me With Your Best Shot läuft in der Jukebox. Passend.

Auf der einen Seite stehen Tische, auf der anderen Billardtische und andere Spiele. Die Einrichtung ist wie in einem altmodischen Diner mit schwarz-weißem Boden und roten Hockern an der Bar. An den Wänden blinken Oldtimer auf Leuchtreklamen. Ich bleibe cool und tue so gelassen wie möglich, ziehe meine Jacke aus und lege sie über meinen Arm. Winzige Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn, was ich auf die Blicke der Leute schiebe. Sie sehen nicht unbedingt mich an, aber sie beobachten die Tür und warten auf die Ankunft des Footballteams.

Mit einem tiefen Atemzug inhaliere ich den fettigen, leckeren Geruch von frittiertem Essen. Mein Magen knurrt, und ich sage ihm, er soll sich beruhigen. Heute Abend gibt es keine Käsepommes mit viel Ketchup und Ranch-Dressing. Mein schwarzes Mohair-Kleid ist dafür viel zu schön. Und hier geht es ums Ganze.

„Da ist sie! Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen die Frau, die wir hier schon lange nicht mehr gesehen haben. Die unglaubliche Charisma Rossi! Applaus, Leute!“

Die Ansage kommt von Margo, der Strickjacke tragenden, Champagner trinkenden Präsidentin meiner Studentenverbindung. Mir läuft die Farbe aus dem Gesicht. „Hör auf damit. Ich kann jetzt keine Aufmerksamkeit gebrauchen.“ Mit gesenktem Blick scanne ich den Raum.

Sie rückt das Stirnband auf ihrem glänzenden, glatten blonden Haar zurecht und wirft mir einen bohrenden Blick zu. „Er ist nicht hier, Charm“, sagt sie mit einem Südstaatenakzent, süß wie der hiesige Eistee. „Aber er wird noch kommen.“

„Wer ist nicht hier?“

„Stell dich nicht dumm. Dafür bist du zu klug. Hübsches Outfit, nebenbei bemerkt. Gewagt, mit den roten Stilettos. Ein deutliches Statement.“

Sie hebt eine elegante und doch irgendwie herablassende Augenbraue, als sie ihren Arm in meinen einhakt und mich in Richtung des vorderen Teils der Bar zieht. Normalerweise würde ich mich nicht so bereitwillig von ihr herumkommandieren lassen, aber sie ist größer als ich, und ich benutze sie als Schutzschild, indem ich mich neben sie kauere, während wir gehen. Sie bleibt an einem großen Tisch stehen, der völlig frei im Raum steht, mit Blick auf die Spiele und die Billardtische.

Na toll, einfach großartig. Genau in der Mitte, wo jeder mich sehen kann. Ich seufze.

„Wann bist du angekommen, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern?“

„Verbindungschefs bekommen immer die besten. Und nichts zu danken.“

Margo ist auf einem guten Weg zum Jurastudium in Yale. Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich, aber wir kommen zurecht. Meistens. Sie hält mich für ein bisschen wild, und ich glaube, sie hat einen Stock im Arsch. Ich mag sie trotzdem.

Mein Blick schweift wieder über die Bar, und ich straffe meine Schultern. Sei sorglos. Sei nonchalant. Sei das alte Du. Genau. Nur zwickt mein rechter großer Zeh in diesen unmöglich hohen Schuhen und ich stehe auf einem Fuß wie ein Flamingo, um den Schmerz zu lindern. Zu allem Übel jucken auch noch beide Arme, und ich starre auf den flauschigen Wollstoff. Es war ein großer Fehler, dies zu tragen, aber ich weiß, was ich im Kopf hatte, als ich das figurbetonte Kleid ausgesucht habe. Ich wollte heiß aussehen. Ich wollte, dass er mich sieht, einen zweiten Blick auf mich wirft und sich wünscht, er hätte mich noch.

„Du kratzt dich ständig.“ Margo blinzelt mich an.

„Ach was, alles gut.“ Aber mir geht es nicht gut. Meine Haut, vom Halsausschnitt bis zum Saum, fühlt sich an, als wären eine Million Ameisen eingedrungen. Mohair, warum bringst du mich um? Ich bin gerade dabei, mich diskret an einer Stelle am Hals zu kratzen, als sich eine Gruppe ausgelassener Partygäste an mir vorbeidrängt, um zu den Billardtischen zu gelangen. Dabei stolpere ich und jemandes kaltes Bier ergießt sich über die Vorderseite meines einst so tollen, jetzt aber versauten Kleides.

Ach, Scheiße. Ich starre auf meine nasse Brust und stoße einen Schrei aus. Wenigstens lässt die Kälte den Juckreiz ein klein wenig besser werden. Der betreffende Typ bringt eine halb gemurmelte Entschuldigung hervor und verschwindet in Richtung der Billardtische.

„Wie unhöflich. Übrigens, ich kann deine Nippel sehen“, sagt Margo und nimmt einen Schluck aus ihrer Champagnerflöte.

„Na super. Ein Flamingo mit erigierten Brustwarzen“, murmle ich.

Er ist noch nicht einmal hier, und dieser Abend ist schon jetzt zum Kotzen.

Kapitel 2

Charisma

Während ich mein Kleid mit Servietten abtupfe, die Margo mir in die Hand drückt, schaue ich mir unsere Gruppe an und sehe Connor Dimpleshitz, Margos Mann. Er plaudert mit ein paar seiner Nerd-Freunde. Ich sage das, weil von den vier Jungs drei identische T-Shirts der regionalen Schachmeister tragen. Voller Entschlossenheit setze ich ein vorgetäuschtes Lächeln auf. Frischfleisch – damit kann ich leben. Sie beäugen mich mit fasziniertem Misstrauen, und fast würde ich sie mir krallen und sie anschnurren, aber mein Herz ist nicht dabei. Die alte Charisma hätte es getan. Sie war kontaktfreudig und immer für eine Party zu haben, aber sie hat sich noch nicht wieder gerührt. Vielleicht hätte sie sich über die passenden Shirts lustig gemacht oder ein langes Gespräch über die intellektuellen Vorteile des Schachspiels für das Gehirn genossen. Vielleicht hätte sie mit einem von ihnen etwas anfangen können, wenn er sich an ihre Regeln gehalten hätte. Kein Küssen auf den Mund und keine Übernachtung.

Die Wahrheit ist, dass Sex für mich ein sorgfältig durchdachter Plan ist, für den ich den richtigen Mann ausgewählt habe. Als ich bei Waylon ankam, habe ich diese Regeln aufgestellt, um mein Herz zu schützen. Ich habe die Kussregel nur einmal gebrochen, aber das war im ersten Studienjahr, und ich glaube nicht, dass Blaze sich überhaupt an die Nacht der Toga-Party erinnert. Nicht überraschend, da wir beide betrunken waren und keine Namen ausgetauscht haben. Außerdem hat er es in den drei Wochen, in denen wir im letzten Herbst zusammen waren, nie erwähnt und die Regeln eingehalten. Nicht ein Mal hat er mich geküsst. Nicht ein einziges Mal hat er mich gebeten, bei ihm zu übernachten.

„Schön, dass du gekommen bist, Charisma. Wir haben dich vermisst“, ruft Connor und hebt grinsend sein Bier, woraufhin ich ihm zuwinke.

„Blaze und Co. sollten jede Minute ankommen. Zumindest wird das in den sozialen Medien behauptet“, sagt Margo in mein Ohr.

Sie sollte diesen Arsch nicht erwähnen. „Ich habe schon ewig nicht mehr an ihn gedacht. Ich kann mich an nichts von ihm erinnern. Geht es ihm gut?“

Sie verengt die Augen. „Sie haben vor zwei Tagen die nationale Meisterschaft gewonnen, also ja.“

„Schön für ihn. Ich hoffe, es bringt ihm die Millionen, die er in der NFL eines Tages haben will.“

„Du hast das Spiel nicht gesehen?“ Ihr Mund bleibt offen stehen.

„Nein. Ich hatte Besseres zu tun. Ich war beim Zahnarzt, habe mir die Haare gewaschen und Vampir Bills Vogelkäfig saubergemacht.“

Ich weiche ihrem Blick aus und schaue mir den überfüllten Raum an. Leute drängeln sich um die Bar, stoßen aneinander und bewegen sich wie Melasse, während Studentinnen eine Runde vom Ende der Bar zu den Billardtischen drehen. Voriges Jahr war dieser Ort meine erste Adresse für Partys gewesen. Bis zu ihm.

Mein Blick fällt auf eine Gruppe, die sich im hinteren Teil des Raums versammelt hat.

Welcome Back, Wildcats! wurde auf ein großes weißes Banner gedruckt und an der Wand aufgehängt. Trikotjägerinnen auf Schwanzpatrouille lungern darunter herum und warten auf ihre Idole. Ich presse die Lippen zusammen.

„Ja, die Piranhas kreisen schon.“ Margo nimmt einen Schluck von ihrem Drink, ihr Blick wandert von mir zu ihnen.

„Mir doch egal.“

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie die Stirn runzelt und mir einen prüfenden, fast besorgten Blick zuwirft, der mich daran erinnert, dass sie auf unserer Party meine spektakuläre Trennung von Blaze miterlebt hat. Aber war es überhaupt eine Trennung, wenn wir kein richtiges Paar waren? Ich schätze nicht, obwohl der Schmerz darüber, dass es mit uns vorbei war, mich in eine Dunkelheit stürzte, an die ich nicht gern denke. Als ob wir schon seit Monaten zusammen gewesen wären. Und Blaze? Allein die Erinnerung an sein steinernes Gesicht und seine harten Augen, seine Hände auf meinen Schultern, die mich wegstießen und mir sagten, ich sei nicht …

„Stimmt. Vergiss ihn. Wie war dein Weihnachten?“, fragt sie.

„Es ist jetzt fast vier Jahre her, und Ma ist immer noch sauer, dass ich nicht in der Bronx geblieben bin und einen netten Italiener von gegenüber geheiratet habe. Dad und meine beiden Brüder sind rüpelhaft wie immer.“ Mir gelingt ein Lächeln. „Aber ich habe sie vermisst. Paulies Kinder sind bezaubernd, und Mattie lebt noch zu Hause und studiert Jura. Er ist im Moment derjenige, der sich mit Mamas Einmischung herumschlagen muss, nicht ich, also ein Halleluja dafür.“

Sie legt den Kopf schief. „Schön. Du siehst blass aus.“

Ich schaue sie nicht an, sondern konzentriere meinen Blick auf einen Punkt auf der Theke hinter ihr. „Mir geht es gut“, sage ich, aber die Wahrheit ist, dass ich nicht einen Tag ohne Gedanken an Blaze verbracht habe. Ich kann einfach nicht aufhören, an seine Worte zu denken.

Es ist aus mit uns. Du bist nicht mein Typ.

Zu der Zeit waren wir auf der Tanzfläche, eingeklemmt zwischen sich windenden, betrunkenen Partygästen, und ich dachte, ich hätte ihn falsch verstanden. Ich wusste, dass es mit uns nicht ernst war, aber zum ersten Mal in meinem Leben hatten die Mauern um mein Herz einen kleinen Riss, und obwohl ich meine Regeln hatte, wollte ich, dass er derjenige war, der bei mir blieb. Ich wollte, dass er nach mehr verlangte. Er tat es nicht. Er ließ mich sitzen und machte mit seinem Leben weiter, als wäre ich für ihn nichts weiter als eine Kerbe an seinem Bettpfosten.

Wut flammt auf und wird immer größer.

„Nicht sein Typ, in der Tat“, murmele ich. Tief in mir bin ich immer noch das pummelige Mädchen aus der Schule mit den dicken Beinen und den riesigen Brüsten. Verletzende Spitznamen klebten an mir. Meistens habe ich diese alten Beleidigungen hinter mir gelassen. Normalerweise schwelge ich nicht in pubertärem Selbstmitleid, aber wenn sich deine Schenkel immer noch berühren und der Kerl, mit dem du zusammen bist, dich abserviert und sich mit einem Zahnstocher verabredet, der aussieht, als könnte er bei starkem Wind in zwei Hälften zerbrechen, dann kommen die Erinnerungen messerscharf zurück.

Margo runzelt die Stirn, als sie mich wieder ansieht. Ich setze ein Lächeln auf, fange den Arm einer vorbeigehenden Kellnerin ein und bestelle eine Runde Getränke für den Tisch. Tequila für mich, Prosecco für Madame Präsidentin und ein Guinness für Connor. Die anderen Jungs lehnen mein Angebot ab. Vielleicht sind sie immer noch misstrauisch mir gegenüber, aber ich merke es kaum. Meine Sinne sind geschärft und angespannt wie ein Draht, während ich versuche, ein Auge auf die Tür und eins auf meine Freunde zu richten, in der Hoffnung, dass ich lässig und nicht ängstlich wirke.

Kommt schon, Footballspieler! Bringen wir es hinter uns, damit ich meinen Hintern nach Hause bewegen kann, um mir normale Klamotten anzuziehen, meinen Kühlschrank zu plündern und Big Bang Theory zu gucken.

Drei Tequilas intus und nur eine halbe Stunde ist vergangen. Außerdem bin ich immer noch nüchtern. Ich starre auf mein Schnapsglas und überlege, ob ich eine ganze Flasche trinken soll. Warum fühlt sich jeder Moment, der vergeht, so verdammt langsam an? Trotzdem schaue ich wieder auf und schenke der Gruppe ein breites Lächeln. Hier bin ich, glücklich wie ein Fisch im Wasser, wie man so schön sagt.

Die Eingangstür der Bar schwingt auf und ich halte mitten im Schluck inne. Die Musik ist laut, tonnenweise Studenten wuseln hin und her, doch irgendwie läuft mir das Geräusch der Tür den Rücken hinunter, als würde ein Geist seine Ketten an mir vorbei ziehen. Ich spüre die Elektrizität im Raum, bevor ich Blaze erblicken kann. Er stürmt herein wie ein König, der bereit ist, seine Untertanen zu empfangen. Mit seinen fast zwei Metern und null Körperfett ist er groß, geschmeidig, straff und muskulös. Und schön. Kann ein Mann schön sein? Und ob. Sein dichtes, dunkelbraunes Haar ist länger geworden und die obersten Strähnen sind aus der Stirn gekämmt, sorgfältig gestylt, die Seiten kürzer geschnitten. Das längere Haar am Oberkopf sieht cool aus, ganz anders als der kurze Schnitt, den er letzten Herbst trug. Mister Armleuchter hat hellere Strähnen einfärben lassen, die ihm Tiefe verleihen und seine eisblauen Augen betonen. Während unseres stürmischen Zusammenseins bat er mich einmal, seine Haare zu strähnen. Wir sind nie dazu gekommen, aber irgendjemand hat es jetzt wohl getan.

Was ist noch anders? Er trägt einen dunklen Dreitagebart, der ihm ein leicht gefährliches Aussehen verleiht. Ich habe ihn mir nie mit sexy Gesichtsbehaarung vorgestellt, und es ist … es ist …

Gar nichts. Mein Herz ist aus purem Stahl.

Die Lampen an der Decke tauchen ihn in ein Scheinwerferlicht, während er der Bar sein berühmtes sexy Grinsen präsentiert. Das Grinsen, bei dem man innerlich dahinschmilzt und die Frauen ihm zu Füßen fallen.

Er dreht sich um, als jemand seinen Namen ruft, und ich bewundere die Linien seines Profils, das ausdrucksstark, wohlgeformt und wie gemeißelt ist. Seine Nase ist gerade, seine Wangenknochen sind hoch. Und obwohl es Januar ist, ist sein Gesicht sonnengebräunt, weil er monatelang im Freien Football gespielt hat. Er ist ein verdammter Adonis. Seine stechenden, intensiven Augen liegen unter dunklen Brauen. Seine Wimpern sind lang und dicht, und man sollte meinen, das würde ihn weiblich aussehen lassen, aber nein. Es betont nur den Hauch seines stetigen Lachens, als ob er etwas weiß, was du nicht weißt, als ob er mit dir spielt.

Was er auch tut. Blaze Townsend ist ein Spieler.

Heute Abend trägt er ein langärmliges blaues Shirt der Wildcats National Championship, das sich an seinen Bizeps schmiegt. Ich denke an die Haut unter diesem Shirt, an die granitharten Bauchmuskeln, an denen er so viel arbeitet. Ich hatte meine Hände schon dort. Ich habe jeden zuckenden Muskel geküsst, ihn mit meinen Lippen und meiner Zunge angebetet. Gott. Ich war verrückt nach seinem Körper.

Mein Blick wandert nach unten und ich betrachte die dunklen Jeans, die lange, muskulöse Beine umschmiegen. Ich erinnere mich an diese kräftigen Oberschenkel unter meinen Händen, an die dunklen Härchen, durch die ich mit meinen Fingern fuhr.

Oh, jetzt hör schon auf!

Verdammt heiß.

Verdammtes Arschloch.

Meine Libido friert ein, als ich sehe, wer bei ihm ist. Auf beiden Seiten stehen zwei wunderschöne Mädchen mit verschiedenfarbigen blonden Haaren. Sie sind alles, was ich nicht bin. Groß, schlank, schön. Bei ihrem Anblick schnürt sich mir die Kehle zu, und einen Moment lang möchte ich von hier weglaufen, aber ich bleibe standhaft. Ich hatte drei Monate Zeit, mich vorzubereiten, und ich bin hart im Nehmen.

Ich schaffe das.

Aber da kannst du nicht mithalten, flüstert eine gemeine Stimme in meinem Kopf.

In der Bar bricht Beifall aus. Blaze hebt eine Hand und ahmt eine Miss-America-Geste nach. Seine vollen Lippen verziehen sich zu einem langsamen Lächeln, das breiter und breiter wird. Der Kerl könnte ein Zahnpasta-Model sein. Ich schwöre, dass ich ein Keuchen von jeder Frau im Raum höre. Die Wirkung seines Mundes ist geradezu ansteckend. Wäre er ein Prediger, würde er überall Seelen retten. Ich rolle mit den Augen. Er ist mit Dillon McQueen, dem Ersatz-Quarterback, und einigen anderen Spielern da.

„Oh, juhu, das Team ist wieder auf dem Campus. Lasst uns feiern. Yippie“, murmle ich vor mich hin, als mich ein Mädchen im Wildcats-Trikot fast ummäht, um zu den Spielern zu gelangen.

„Ja, nicht wahr?“ Sie bleibt neben mir stehen, mit Sternchen in den Augen. „Blaze ist einfach umwerfend, oder?“

Ich verziehe den Mund. „Total.“

Sie leckt sich über die Lippen, ihre Blicke huschen von ihm zu mir. „Warte mal, warst du nicht mit ihm zusammen?“

„Nein.“

„Wirklich nicht? Wenn ich so drüber nachdenke, dachte ich, ich hätte euch zusammen auf der Studentenparty letzten Herbst gesehen. Bist du nicht das Mädchen, das er abserviert hat?“

„Wir waren nie zusammen“, spucke ich praktisch aus. Wir hatten nur drei Mal Sex, um genau zu sein, ein Mal pro Woche, die wir „zusammen“ waren. Einmal in der Bibliothek und zweimal in seinem Wohnheimzimmer. Nicht ein einziges Mal kaufte er mir ein Sandwich oder bot mir an, mit mir ins Kino zu gehen. Nicht, dass ich das angenommen hätte, aber darum geht es nicht. Der Punkt ist, dass er nie etwas von mir wollte, außer Sex.

„Das war aber eine geile Party. Schön, dass du gekommen bist“, sage ich mit einem strahlenden Lächeln und halte meine aufgewühlten Gefühle unter Verschluss.

Sie hört mir aber gar nicht mehr zu, ihr Blick ist auf Blaze und seine Freunde gerichtet.

„Wer sind die Mädchen, mit denen er unterwegs ist? Denkst du, ich habe eine Chance?“

Die größere auf der rechten Seite mit dem schlüpfrigen blau-orangenen Kleid – den Farben der Uni –, den honigfarbenen Haaren und dem knallroten Lippenstift ist die, die er im November und Dezember über den Campus begleitet hat. Dani. An den Abenden, an denen ich nach unserer Trennung schwach war, stalkte ich seine sozialen Medienseiten und sah Bilder, die sie gepostet hat. Sie im Cadillac’s, im Studentenzentrum, auf einer Party, in seinem Wohnheim. Ich bin letzten Herbst auf einem schmalen Grat gewandert, habe Orte gemieden, von denen ich dachte, dass sie dort sein könnten, bin direkt zum Unterricht gegangen und dann direkt wieder nach Hause. Er hat mich nie mehr kontaktiert. Nicht ein einziges Mal.

„Dani ist die auf der rechten Seite. Sie ist … äh … oft mit ihm zusammen“, sage ich dem Mädchen.

Mir geht es gut. Wirklich. Viel besser als letzten Herbst.

Ich kenne das Mädchen auf der linken Seite nicht, aber sie ist wunderschön, ihr weiß-blondes Haar ist glatt und seidig. Wie Dani trägt sie ein tief ausgeschnittenes, knappes Kleid. Daran ist nichts Schlechtes. Ich habe eine Fülle von tief ausgeschnittenen Kleidern, und ich bin bekannt dafür, mit meinen Reizen nicht zu geizen. Siehe Mohair-Kleid.

„Candi mit i“, sagt Margo und nennt ihren Namen, und ich schätze, ich habe wohl die Steilvorlage geliefert. Sie kennt jeden auf dem Campus.

Erstaunt weite ich die Augen. „Dani und Candi? Hör doch auf. Sind die verwandt?“

„Nö. Nur in der Thetas-Verbindung. Nett, nicht wahr?“

„Verdammt fantastisch“, murmele ich. Wie es auf dem College üblich ist, herrscht zwischen uns und den Thetas ein erbitterter Wettbewerb. Die Thetas sind die schöne, reiche Party-Girl-Schwesternschaft, während die Chi-Os dafür bekannt sind, dass sie klug und auf eine warme, kuschelige Art attraktiv sind.

„Sie sind wie hübsche, geschmeidige Windhunde“, sagt Margo mit einem kleinen Knurren, ihren Blick auf die Mädchen gerichtet.

„Ich schätze, das macht uns zu niedlichen Cocker Spaniels“, sage ich und Margo lacht.

Das Mädchen neben mir wirft uns einen misstrauischen Blick zu, und mir wird klar, dass ich sie ganz vergessen habe. „Ignoriere uns einfach. Du solltest es unbedingt mit Blaze versuchen, wenn du auf Mikro-Penisse stehst.“

Meine Worte sind bar jeder Emotion. Ich bin über ihn hinweg. Ich schwöre. Die Tatsache, dass ich eine gewisse Schwere auf dem Brustkorb spüre, spielt keine Rolle. Kein bisschen.

„Mikro-Penis?“ Erschrocken blinzelt sie.

„Das war ein Scherz“, sage ich trocken. „Schnapp ihn dir. Bitte.“ Das heißt, geh mir aus den Augen, denn ich will kein Wort mehr über ihn sagen.

Sie wirft mir einen seltsamen Blick zu, verabschiedet sich eilig und geht in Richtung der beiden. Die ganze Bar pfeift und jubelt noch immer. Der Applaus hält absurd lange an, und ich werde immer angespannter.

„Das reicht“, murmle ich. Ich bin schon viel zu lange hier. Vergiss es, ihm gegenüberzutreten. Lieber berühre ich hundert Vogelspinnen auf meinem Kopfkissen, während ich eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung bekomme, als ihn mit Dani zu sehen.

Ich schnappe mir meine Handtasche und versuche, den schnellsten Weg aus der Bar zu finden, ohne Blaze aufzufallen. Ich scanne den Raum, während ich überlege, wie ich durch die Menge komme und den Notausgang in der Nähe der Toiletten erreiche. Sicher, der Alarm wird losgehen, aber wer würde das schon merken, bei all der fröhlichen Stimmung, die hier herrscht?

Ein warmes Kribbeln fährt mir in den Nacken, und ich erstarre. Langsam bewege ich mich, drehe den Kopf und schaue in seine Richtung.

Ja, er hat mich entdeckt. Sein kalter blauer Blick trifft auf meinen, und all die aufmunternden Worte, die ich mir auf der Fahrt gepredigt habe, gehen mir nicht mehr durch den Kopf. Die Menge löst sich auf, und es sind nur noch er und ich im Raum. Es ist drei Monate her, dass wir uns gegenüberstanden, und doch fühlt es sich an, als hätte ich ihn eine Million Jahre nicht gesehen. Aus irgendeinem Grund gehen meine Gedanken zurück zu jener Nacht im ersten Studienjahr auf der Toga-Party, über die er und ich nie gesprochen haben, zu den langen leidenschaftlichen Küssen und wie elektrisierend sie waren. Sein Mund auf meinem war wie Stürzen und Fliegen zugleich. Seitdem habe ich nie wieder einen Mann auf den Mund geküsst. „Ich werde nie wieder gegen meine Regeln verstoßen“, murmele ich vor mich hin, während mein Blick auf seinen Lippen verweilt.

Düsternis huscht über sein Gesicht, als er mich ansieht, kein normaler Ausdruck für ihn, und die Luft wird heiß um mich herum. Die Sekunden vergehen, als er innehält, seine winkende Hand fallen lässt und mein Gesicht mustert. Er runzelt die Stirn. Eisige Augen funkeln mich an, lange und bohrend, und blicken über die Köpfe der Leute hinweg, die sich drängeln, um in seine Nähe zu kommen. Meine Hand, die das Glas hält, zittert.

Lass dich nicht von der Intensität dieser Augen beeinflussen.

Bloß nicht!

Tu es nicht.

Von wegen!

Vielleicht ist es der Tequila, der nun wirkt, oder die schmerzhaften neuen Schuhe, oder weil meine Haut höllisch juckt und wahrscheinlich unter dem Mohair feuerrot ist, aber eine Verrücktheit überkommt mich und ich winke ihm mit meiner eigenen Miss-America-Geste zu. Nur, dass es eigentlich ein Ein-Finger-Gruß ist. Damit erreiche ich eine ganz neue Stufe der Unreife, völlig kindisch und verräterisch. Sie schreit förmlich danach, dass ich ihm Dinge übelnehme.

Ich hasse dich, steht mir sicherlich ins Gesicht geschrieben.

Dasselbe denkt er auch, wenn man das Zusammenpressen seiner Lippen als Indiz nimmt. Er sieht mich an, sein Gesicht ist wie aus Marmor gemeißelt, ausdruckslos, aber darunter spüre ich etwas Tieferes, das fast an die Oberfläche kommt, aber er hält es unter Verschluss. Ja, das ist die Sache mit ihm. An der Oberfläche wirkt er sorglos und locker, aber darunter liegt ein See, still und tief. Er hat mich nie in dieses Gewässer eintauchen lassen.

Ein paar Sekunden später blinzelt er, schaut weg und drängt sich durch die Menge.

Tschüss, Arschloch.

Die beiden optisch zusammenpassenden Mädchen begleiten ihn wie zwei hübsche Buchstützen.

Margo spricht mich aus dem Mundwinkel schräg an. „War diese unhöfliche Geste wirklich nötig? Denk an unsere Beziehung zu den Footballspielern. Du und Blaze hattet eine Affäre, aber wir wollen sie trotzdem auf unseren Partys haben. Wir müssen mit den Thetas mithalten.“

„Glaub mir, das war nur die Spitze des Eisbergs. Ich halte mich schon zurück.“ Mein altes Ich hätte ihn schon vor Monaten zur Rede gestellt, hätte ihn aufgespürt und Antworten verlangt. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich habe meinen Stolz, und er hat sie.

Margo schnaubt. „Stimmt. Ich erinnere mich an einen Baseballspieler, dem du im ersten Jahr gegen das Schienbein getreten hast.“

„Er hat auch seine Hände in meine Hose gesteckt, nachdem ich eindeutig Nein sagte, Frau Präsidentin.“ So ein Scheiß.

„Ernsthaft, ich habe nie verstanden, was zwischen dir und Blaze passiert ist …“

Ich atme tief durch. „Es war nichts Ernstes, das ist alles.“

Ich beobachte, wie er sich durch die Menschenmenge manövriert. Einige klopfen ihm auf die Schulter, und ich sehe sogar, wie ein Mädchen ihm auf den Hintern schlägt und kichert. Er greift nach hinten und gibt ihr einen Kuss auf die Wange, und meine Hände ballen sich zu Fäusten, weil sich Wut an die Oberfläche drängt.

So ein Schürzenjäger.

Ich hätte mich nie jemandem anvertrauen dürfen, der so alphamäßig ist. Normalerweise wähle ich nette Jungs, süß und ruhig, die ich leicht kontrollieren kann. Ich lasse sie nie zu nah an mich heran. Wenn man mit einem Vater aufwächst, der seine Frau betrügt, und man auch noch sieht, wie er eine andere küsst, lernt man, sich zu schützen.

Ich schrecke zusammen.

Er hat die Richtung geändert und kommt direkt auf unseren Tisch zu. Er hat einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Mein Herz klopft wie wild, und jede Sekunde zerrt an mir, bis ich atemlos fast keuche. Ich lecke mir über die Lippen, streiche mir durchs Haar und glätte mein Kleid mit den Händen. Mist, es ist immer noch nass.

Er bleibt vor uns stehen.

Kapitel 3

Blaze

Ich gehe ins Cadillac’s wie Julius Cäsar, nachdem er die Gallier besiegt hat, oder vielleicht ein Gladiator, der nach einem siegreichen Auftritt bei den Spielen das Kolosseum betritt.

Gingen die Gladiatoren nach den Spielen noch ein Bier trinken? Zweifellos taten sie das. Wahrscheinlich hatten sie auch heiße Mädels dabei.

Beifall brandet auf, und ich lächele breit und sauge die Bewunderung auf. Der Applaus hält an, während wir durch die Bar gehen, und ein warmes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Die Aufmerksamkeit der Fans, ein Football in meinen Händen – das ist alles, was ich je gebraucht habe. Ich habe mit zwölf Jahren angefangen, in der Freizeitliga zu spielen – spät für den Star, der ich jetzt bin –, weil meine Tante und mein Onkel einen Babysitter für mich brauchten und das Spielfeld nur die Straße hinunter von unserem Haus lag. Das war praktisch für sie, um mich vorübergehend loszuwerden, und für mich eine gute Möglichkeit, meine unruhige Energie zu kanalisieren.

„Blaze! Tolles Spiel!“, ruft ein Typ, den ich noch aus dem letzten Semester kenne.

Ich winke ihm zu.

„Mann, der Laden ist voll“, sagt Dillon.

Er hat diesen glasigen Blick, der ankündigt, dass er bis zum Umfallen feiern wird. Groß und muskulös mit frisch rasiertem Kopf. Er hatte versprochen, sich den Kopf kahl zu scheren, wenn wir die Meisterschaft gewinnen. Er ist ursprünglich ein kalifornischer Surfer, der mit zehn Jahren nach Alabama gezogen ist, nur um im Süden Football zu spielen. Ein reiches Kind. Wir kommen aus völlig unterschiedlichen Verhältnissen, aber er ist das, was einem Bruder am nächsten kommt.

Ich grinse. „Ich wünschte, Mav und Ryker wären hier. Verlierer.“

„Ja, aber sie haben jetzt eine Freundin. Ihre Zeit als Spieler ist vorbei.“

Stimmt. Maverick war praktisch aus dem Bus gesprungen und direkt in Delaneys Arme gelaufen, als sie auf dem Parkplatz auf ihn wartete, und Ryker war genauso. Er verabschiedete sich nicht einmal, bevor er sich auf den Weg zu Penelope machte.

Dillon grinst eine hübsche, brünette Studentin an, die auf ihn zustürmt und ihre Arme um seinen großen Körper legt.

Die Sportler dominieren diese kleine, exklusive Universität, und der Football ist wirklich König. Ich täte gut daran, daran zu denken. Unabhängig von meinen familiären und schulischen Unzulänglichkeiten gehört dieses Jahr mir. Am Ende des großen Spiels habe ich angefangen, den Fans mit der Miss-America-Geste zuzuwinken, und die Menge in der Bar dreht durch.

Ich fühle mich gut, dann schweift mein Blick durch den Raum und landet auf einem Tisch in der Nähe des Eingangs.

Charisma.

Ich bin wie erstarrt.

Ich habe sie seit Monaten nicht mehr gesehen, nicht einmal im Vorbeigehen. Es ist wie ein Eimer kaltes Wasser im Gesicht. Sie zeigt mir den Mittelfinger und ich spüre, wie mir Hitze in die Wangen steigt. Irgendetwas an ihr ist immer … immer …

„Alles okay?“, fragt mich Dillon und sein Blick folgt dem meinen.

„Alles wunderbar.“

„Charisma ist da drüben.“

„Danke, Captain Offensichtlich.“

Er mustert sie. „Kann ich dir nicht verübeln, Mann. Sie ist nicht mein Typ, aber ich würde es probieren. Ich habe es im zweiten Studienjahr einmal versucht. Sie hat mich abblitzen lassen, sagte, ich sei zu beliebt. Seltsam.“

„Denk nicht mal so über sie.“ Ich runzle die Stirn. „Und warum hast du mir das nie erzählt?“

„Es schien nicht wichtig zu sein. Du warst nur eine heiße Sekunde lang mit ihr zusammen.“

„Es ist wichtig. Und es waren drei Wochen. Halte dich von ihr fern.“

Er grinst. „Hätte nicht gedacht, dass es dir was ausmacht, Alter.“

„Tut es auch nicht. Ich bin drüber weg.“

„Warum darf ich dann nicht mal über sie reden?“

„Darum“, schnauze ich. „Ende der Diskussion.“

„Schon gut, chill mal.“ Er sieht Dani und Candi an, die sich mit ihren Mitstudentinnen unterhalten, während sie in meiner Nähe bleiben. „Falls das ein Wettbewerb ist, hast du gewonnen. Du hast zwei und sie hat niemanden.“

„Das ist kein Wettbewerb.“ Ich kann nicht anders, als in ihre Richtung zu starren. Eifersucht zerrt an mir, als ich sehe, wie einige der Jungs, die bei Connor sind, Charisma Blicke zuwerfen. Sie hat langes, fast schwarzes Haar, das mit blassrosa Strähnen durchzogen ist, und ist ein zierliches Ding, aber temperamentvoll wie ein Fohlen. Ich betrachte die cremefarbene, blasse Haut, die intelligenten hellbraunen Augen, denen nichts entgeht, und den perfekten rosa Mund. Ja, sie ging mir letztes Semester so verdammt unter die Haut, dass ich dachte, ich würde den Verstand verlieren. Bis ich sie verließ.

Dani drückt mir ein Bier in die Hand, und ich beuge mich hinunter, um ihr einen kurzen Kuss auf die Wange zu geben. „Danke.“

„Du hast mir gefehlt“, murmelt sie und ihre Hand streichelt mein Kinn.

Ich ziehe ihre Hand zurück, bevor sie noch weitergehen kann. „Ja. Zeit zum Feiern“, sage ich.

Es vergehen vielleicht fünf Minuten, und als sich eine Lücke in der Menge um uns herum auftut, trenne ich mich von den Mädchen, und meine Füße führen mich zu Charismas Seite des Raums.

Nein, ich sollte nicht mit ihr reden. Das sollte ich wirklich nicht, aber verdammt, es sind drei Monate vergangen und ich bin über sie hinweg. Sie hat keine Macht über mich. Niemand hat die. Ich habe nicht mehr an sie gedacht, seit …

Scheiße, seit kurz bevor wir in diesen Laden gegangen sind. Ich sah ihr Auto auf dem Parkplatz, und Unbehagen gemischt mit etwas Dunklerem machte sich in meinen Knochen breit. Am besten ist, es hinter mich bringen und sozusagen das Pflaster schnell abzureißen. Ich verziehe innerlich das Gesicht. Das ist eher mit Brusthaar-Waxing zu vergleichen.

Sie sieht mich kommen, ihr Blick ausdruckslos, bevor sie ihn senkt und auf ihr Handy schaut. Ihr Griff ist fest, die Finger weiß vor Druck.

Margo springt auf, wirft ihre Arme um mich und umarmt mich fest. „Blaze! Ihr habt toll gespielt“, sagt sie. „Ich freue mich so sehr für euch!“

Ich lächele und gebe ihrem Mann Connor einen Faustgruß. „Danke. Der schönste Tag meines Lebens, als wir gewonnen haben.“ Ich richte meinen Blick wieder auf Charisma.

So tun, als wäre nichts zwischen uns passiert, sage ich mir. Cool bleiben. Sie ist niemand Wichtiges, nur eine kleine Randnotiz auf dem Weg zur NFL.

„Was geht ab, Stadtmädchen?“ Meine Stimme ist ruppiger als beabsichtigt.

Sie hebt den Blick. „Alles super. Ich habe gehört, du hattest ein gutes Spiel.“

„Gutes Spiel?“, wirft Conner ein. „Er hat während des Spiels nur den Rekord an Touchdowns aufgestellt. Du hattest Feuer im Arsch, Blaze.“

„Danke, Mann. Ich weiß das zu schätzen.“ Ich grinse. „Du hast das Spiel also nicht gesehen?“, frage ich sie und stecke meine Hand in meine Tasche. Meine Finger streichen über den geheimen Zettel, den ich darin versteckt halte.

„Ich habe es verpasst.“

„Das überrascht mich nicht. Wir hatten noch nie viel gemeinsam. Oh, abgesehen von der einen Sache.“

Sie klimpert mit ihren langen Wimpern. „Du hast dein ganzes Leben Zeit, ein Idiot zu sein. Warum nimmst du dir heute Abend nicht frei?“

Ich neige den Kopf zurück und lache. Dann sehe ich sie wieder an. Verdammt, sie ist witzig. Ich erinnere mich an stundenlanges Herumalbern in der Bibliothek, als wir uns über die seltsamsten Träume unterhalten haben, die wir je hatten. In meinem ging es um Kühe, die die Welt eroberten, indem sie Menschen mit ihren Methanfürzen töteten. In ihrem ging es um Außerirdische mit Golfballköpfen, die sie entführten und auf die Erde zurückschickten, um der nächste weibliche Tiger Woods zu werden. Meine Brust zieht sich bei der Erinnerung zusammen, und ich schiebe diese von mir und stopfe sie tief in meine Ecke mit Charisma-Erinnerungen. „Immer noch schlagfertig“, sage ich. „Ich habe dich nicht oft gesehen. Du siehst gut aus.“ Mein Blick hält ihren.

„Fragst du mich als nächstes nach dem Wetter?“

„Ich bin nur nett. Nerve ich dich?“

„Nerven würde bedeuten, dass es mich interessiert.“

Ich knirsche mit den Zähnen, als mein Blick mich betrügt und auf ihren Titten landet. Ihre Kurven sind wahnsinnig üppig, volle Hüften und Brüste, ein Marilyn-Monroe-Typ. „Du bist ja völlig durchnässt. Willst du an einem Wet-Dress-Wettbewerb teilnehmen?“

„Als ob. Einer deiner Fans hat ein Bier auf mir verschüttet“, sagt sie, als Dani auftaucht, deren Geruch als erstes ankommt. Ein blumiges Parfüm, süß und schwer.

„Blaze! Ich dachte, ich hätte dich verloren. Hey, Leute, ich bin so froh, dass ihr zum Feiern gekommen seid“, schwärmt sie der Gruppe vor und legt ihre Hand um meinen Bizeps.

Charismas Blick mustert Dani. „Ja, du hast ihn gefunden. Glück gehabt. Er gehört ganz dir.“

Kurz herrscht angespanntes Schweigen, während wir uns alle gegenseitig ansehen. Margo und Connor schauen uns mit großen Augen an, und auch die Jungs im Hintergrund scheinen darauf zu warten, dass etwas passiert. Einer von ihnen schenkt Charisma immer wieder ein verlegenes Grinsen, ein deutlicher Ausdruck der Bewunderung auf seinem Gesicht. Hitze steigt in mir auf. Er ist genau das Richtige für sie. Nett, zurückhaltend, klug, formbar. Alles, was ich nicht bin.

„Oh, danke. Wie heißt du denn?“, fragt Dani und wirft Charisma einen kurzen, prüfenden Blick zu, um sie einzuschätzen.

„Charisma. Ohne i am Ende, falls du dich wunderst.“ Ihre eleganten Augenbrauen heben sich. „Meine Freunde nennen mich Charm. Aber das musst du nicht.“

„Schöner Name mit einem Hauch von kitschig. Sehr hipster.“ Dani legt ihre hübsche Stirn in Falten.

Ich beobachte Charisma, denn man weiß nie, was sie tun könnte, aber es gibt keine erkennbare Reaktion auf Dani, außer einem leichten Kräuseln der rosa Lippen.

Charisma nimmt ein Glas vom Tisch und erhebt es. „Auf geschmacklose Namen, Blaze eingeschlossen“, sagt sie trocken.

Touché. Ich erhebe mein Glas. „Meine Mutter war bekifft, als sie meinen ausgesucht hat.“

„Ich hatte die Augen meines Vaters, und deshalb hat Mama mir meinen Namen gegeben. Er ist ein charismatischer Kerl“, sagt Charisma und kippt ihren Drink ab.

„Ihr habt beide schöne Namen“, sagt Margo und ihr Blick wandert zwischen uns hin und her.

„Wenigstens ist es nicht Dimpleshitz“, fügt Connor hinzu, und alle lachen.

Außer Charisma und mir. Ich starre sie an. Scheiße, ich kann nicht anders. Meine Hände bilden Fäuste an meinen Seiten und meine Muskeln spannen sich an, während ihr Gesicht emotionslos ist, sorgfältig ausdruckslos, ihre Augen auf einen Punkt über meiner Schulter gerichtet. Wie kann sie einen kühlen Kopf bewahren, wenn sie mich seit Monaten nicht gesehen hat?

Sie ist pures Eis. Minusgrade. Die Antarktis in einem nassen Kleid.

Sie hasst dich.

Dani räuspert sich. „Sie haben einen großen Tisch für uns abgeräumt, Blazey. Lass uns ein paar Drinks kippen.“

Sie versucht, mich von der Gruppe wegzuziehen. Ich rühre mich nicht von der Stelle. „Wollt ihr euch uns anschließen?“ Ich lasse meinen Blick über sie schweifen und bleibe bei Charisma hängen.

„Nein“, sagt sie kühl.

Margo und Connor sagen, dass sie dabei sind, und die Schachjungs sehen halbwegs interessiert aus. Bis auf den, der Charisma immer wieder anschaut als wolle er sagen: Hey, magst du später mit meinem Springer spielen?

Egal.

Ich sollte gehen, aber ich will eine Reaktion von ihr, und weiß nicht einmal, warum. Ich lehne mich zu ihr hinab und ziehe Dani mit mir. „Sicher, Babe? Der Wirt hat gesagt, dass alle Getränke für uns kostenlos sind.“

Sie blinzelt. „Ich habe Besseres zu tun, nettere Leute, mit denen ich mich treffen kann.“

Margo schnappt nach Luft, aber eigentlich sollte sie wissen, dass Charisma immer sagt, was sie will, und das ist etwas, was mich an ihr reizt. Ihr Freigeist und ihr Feuer.

„Nettere Leute, ja? Wer zum Beispiel?“ Ist sie mit jemandem zusammen? Ich werfe einen Blick auf die Jungs, die bei Connor sind, und die weichen sichtlich zurück.

„Das geht dich nichts an, Footballspieler. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet.“

Sie schnappt sich ihre Jacke von der Stuhllehne und wirft sie sich über den Arm. Ich trete einen Schritt näher, versperre ihr den Weg, und ihr Duft schlägt mir entgegen, frisch und sauber mit einem Hauch von Pfefferminz. Man sollte meinen, dass ein so gewöhnlicher Geruch meinen Schwanz nicht hart werden lässt, aber das tut er. Ich starre auf sie hinunter.

„Nur ein Drink.“ Scheiße. Was ist nur los mit mir?

Dani lacht, es klingt ein wenig gezwungen, während sie die Innenseite meines Arms streichelt. „Manche Leute sind einfach nicht in Partylaune, stimmt’s? Komm schon, lass uns gehen, Blazey.“

„Noch nicht.“

Charisma presst die Lippen zusammen. Ein Teil ihrer Kontrolle entgleitet ihr, und ein Teil von mir ist froh darüber. Denn hier in ihrer Nähe zu stehen, fühlt sich an, als wäre ich außer Atem, und ich möchte, dass sie dasselbe fühlt. Unter ihrem rechten Auge zuckt es leicht, und ihre Hände sind verkrampft und geballt, eine an der Seite, die andere hält ihre Jacke fest. Sie blinzelt und schaut von uns weg, beißt sich auf die vollen Lippen und antwortet dann.

„Tut mir leid, keine Drinks mehr für mich. Ich muss los. Sheldon, Leonard, Howard und Raj werden nicht ewig warten.“ Ihre Stimme bebt leicht.

„Wer ist das?“, fragt Dani mit gelangweilter Miene.

„Leute aus Big Bang Theory“, sage ich und schaue Charisma immer noch an, obwohl sie mir ihren Blick nicht gönnt. „Beliebte Fernsehsendung.“

„Noch nie gehört“, sagt Dani. „Klingt langweilig.“

„Die Figuren sind witzig und intelligent. Das würde dir keinen Spaß machen“, sagt Charisma mit angespannter Miene, während sie auf Danis Hand auf meinem Arm starrt. Ihr Blick hebt sich schließlich, und sie scheint tief durchzuatmen. „Glückwunsch zum Sieg. Ich meine das ernst. Ich weiß, es war … was du wolltest.“ Sie sieht zu Dani und dann wieder zu mir. „Ich freue mich für dich.“

Ach so. Sie ist nett. Sie ist also über mich hinweg.

Ich runzele die Stirn, bin aus dem Konzept gebracht, aber ich beherrsche mich. Gut, gut. So sollte es sein. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, ohne zu wissen was, aber sie ist schon weg. Schwingt ihren herzförmigen Hintern beim Schlendern zur Tür. Ich balle wieder die Fäuste, als ich die geilen Blicke sehe, die sie von den männlichen Gästen bekommt. Ich bin nicht überrascht. Sie hat die Einstellung bist du mutig genug, um mit mir umzugehen?, die mich dazu aufstachelt, sie zähmen zu wollen.

Doch ich war nicht in der Lage dazu, nicht mit Football im Hinterkopf.

Bevor sie hinausgeht, bleibt sie an der Tür stehen und dreht sich halb um, um mich anzusehen. Aber dieses Mal hält sie nichts zurück. Wut und Schmerz und Verletzlichkeit sind da, als hätte sie nicht gedacht, dass ich hinsehen würde. Ihr Gesichtsausdruck ist wie eine Kugel in meine Brust. Du hast sie abserviert. Du hast einfach mit deinem Leben weitergemacht.

Warum hat mich dann alles an jenem Abend so wütend gemacht?

Der Trainer sagte, dass ich nach der Party das beste Spiel meiner Karriere gespielt hätte. Er meinte, ich bräuchte einen Vollzeit-Assistenten, der mich vor den Spielen wütend macht, damit ich immer sauer spiele.

Die Erinnerung an diesen Abend taucht wieder auf, schleicht sich in meinen Kopf und überflutet mich mit Bildern. Wir tanzen, mein Körper ist an ihren gepresst, und dann die Worte, die ich mit Gewalt aus mir herausstieß. Worte, die mich davor bewahrten, mit ihr in ein tiefes Loch zu fallen.

Sie öffnet die Tür und geht hinaus.

Ende. Erledigt. Es ist aus mit uns. Ich will nicht mehr in ihrer Nähe sein. Also warum fühlt sich meine Brust dann so …

Ich schaue immer noch auf die Tür, als Candi, Danis Verbindungsschwester und Doppelgängerin, zu uns stößt. Ich fühle mich, als würde ich von zwei Strandbällen erdrückt, als die Mädchen meine Arme umklammern und mich zu unserem Tisch zurückziehen.

Kapitel 4

Blaze

Am Tisch erzählt Dillon allen von dem einzigen großartigen Spielzug, an dem er beteiligt war, als wir im ersten Viertel einen angetäuschten Kick ausführten und er mir einen Touchdown-Pass zuwarf.

„Wie aus dem Nichts erscheint Blaze und fängt den Ball mit einer Hand. Hält ihn wie ein Baby im Arm und landet auf dem Rücken. Ich dachte schon, mein Pass würde mit Sicherheit abgefangen werden, aber er hat mich gerettet!“ Er erhebt sein Glas. „Auf Blaze! Die Wildcat-Legende!“

Okay, aber was kommt jetzt? Ein Kribbeln der Befürchtungen läuft mir über den Rücken. Falls es mit der NFL nicht klappt, werde ich wahrscheinlich einfach Autos verkaufen, wie ich es im Sommer tue, um mir etwas dazuzuverdienen.

„Entspann dich, Mann!“, sagt Dillon und klopft mir auf die Schulter. „Mach nicht so ein finsteres Gesicht und lass uns feiern.“

Ja, genau.

„Vielleicht weiß er tief in seinem Inneren, dass er nichts mit unserem großen Sieg zu tun hat“, fügt Archer mit seinem Cajun-Dialekt hinzu. „Die Verteidigung hat das Spiel gewonnen. Und ihr hübschen Jungs bekommt den ganzen Ruhm. Also bitte!“

Ich drehe den Kopf und nehme ihn in Augenschein. Groß und schlank, mit Tattoos auf dem ganzen Arm, und kurzen, gebleichten Haaren wie Billy Idol, hält er sich für den Besten in unserem Team. Aufgeblasenes Arschloch. Ich grinse nur, weil er es hasst. „Armer Archer. Sind deine Gefühle verletzt durch die ganze Aufmerksamkeit, die die Offensive bekommt?“

Er verzieht die Lippen. „Fick dich, Townsend. Du hast vielleicht ein gutes Spiel gemacht, aber wen interessiert das wirklich? Die NFL-Scouts jedenfalls nicht.“

„Heute Abend wird nicht gestritten“, sagt Dillon, während er sich zwischen uns schiebt.

„Bis später, ihr Arschlöcher.“ Archer lacht und geht zu einem anderen Tisch mit Defensivspielern und ein paar Trikotjägerinnen.