I Dare You - Ilsa Madden-Mills - E-Book

I Dare You E-Book

Ilsa Madden-Mills

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Beschreibung

Delaney Shaw ist ein kleiner Nerd. Sie liebt Katzen, Star Wars und Die Brautprinzessin. Nachdem die Beziehung mit ihrem Freund in die Brüche ging, schwört sie allen Sportlern und vor allem Footballspielern ab. Allerdings hat sie die Rechnung ohne den talentiertesten Spieler im Collegefootball gemacht. Denn kein anderer als Maverick Monroe hat ein Auge auf sie geworfen. Und das, obwohl sie nicht gerade zu den begehrtesten Mädchen am College zählt. Doch Maverick bekommt Delaney seit einer kurzen Begegnung und einem flüchtigen Kuss auf einer Party nicht mehr aus dem Kopf. Er mag nach außen hin der typische Goldjunge sein, doch er hat seine Geheimnisse, und Delaney fragt sich, ob sie es wagen kann, es noch einmal mit einem Sportler zu versuchen.

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Seitenzahl: 295

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I Dare You

Waylon 1

Ilsa Madden-Mills

© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Übersetzung Sylvia Pranga

© Covergestaltung Andrea Gunschera

© 2018 Originalausgabe Ilsa Madden-Mills

ISBN-Taschenbuch: 9783967820478

ISBN-eBook-mobi: 9783967820485

ISBN-eBook-epub: 9783967820492

www.sieben-verlag.de

Dieses Buch ist für alle coolen, klugen Mädchen auf derWelt, besonders für diejenigen, die einige der folgendenDinge lieben: heiße Football-Jungs, Katzen, Star Wars,Die Braut des Prinzen, He-Man, Sixteen Candles, Die Goonies,Game of Thrones, Deadpool, und natürlich, das versteht sichvon selbst, Donuts, Kekse und Kuchen.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

„I Dare You“-Rezepte

Nanas supergeheimer Pecan Pie

Kekse mit Schokoladensplittern

Schokoladen-Muffins

Die Autorin

Prolog

Das Freshman-Jahr

Delaney

Willkommen in Magnolia, Mississippi, wo die Heuschrecken so groß wie eine Hand sind und der Eistee mit einer doppelten Portion Zucker serviert wird.

Es ist auch die Heimat der besten jährlichen Lagerfeuer-Party an der angesehenen Waylon-Universität, die genau jetzt mitten auf einem Baumwollfeld stattfindet.

Aber …

Ich sollte nicht einmal auf dieser Party sein.

Sie ist vor allem für Leute aus Studentenverbindungen, Sportler und beliebte Studenten. Trotzdem bin ich als einfache Studienanfängerin hier und hänge mit meiner quirligen, rothaarigen Mitbewohnerin Skye ab.

„Siehst du“, sagt sie, während wir das Lagerfeuer betrachten, „ist das nicht besser, als am Samstagabend Videos zu schauen? Was willst du als Erstes machen?“

Ich seufze und fühle mich nervös. Seit ich von North Carolina hierhergezogen bin, zwinge ich mich dazu, neue Dinge auszuprobieren. Ich kann ebenso gut eine verrückte Collegeparty auf die Liste setzen. „Holen wir uns etwas zu trinken.“

Sie klatscht in die Hände und sagt aufgeregt: „Einverstanden. Alkohol um zwei Uhr.“

Wir schlängeln uns in die entsprechende Richtung durch die Menge und erreichen schließlich die Bar, die eigentlich nur ein langer Klapptisch ist, den jemand aufgestellt hat. Darauf stehen verschiedene Flaschen mit Alkohol, und ich greife nach dem Fireball, um uns etwas einzugießen. Ich habe meinen gerade heruntergekippt und den Becher abgestellt, als mich ein Prickeln durchläuft und ich eine Gänsehaut bekomme.

Mein Blick wandert über die Menge und bleibt an einem großen Kerl mit dunkelblondem Haar, breiten Schultern und arrogantem Lächeln hängen. Aha. Er hat mich angestarrt, und als ich ihn dabei erwische, hebt er sein Glas und lächelt schief.

Ich erröte heftig und rücke meine schwarze Cat-Eye-Brille zurecht. Ich bin solche unverhohlene männliche Aufmerksamkeit nicht gewohnt.

Skye – die meiner Blickrichtung gefolgt ist – spuckt einen Teil ihres Drinks aus. „Oh, mein Gott, weißt du, wer das ist?“

„Offensichtlich sollte ich das“, sage ich trocken.

Ihr bleibt der Mund offenstehen. „Du solltest wirklich öfter rauskommen.“

Mein Blick schweift zu ihm zurück, bleibt aber nicht an ihm hängen, denn er soll nicht denken, dass ich starre. „Also wer ist Mr. Hottie McParty Pants?“

„Wenn du ihn nicht kennst, verdienst du nicht, es zu wissen. Aber er ist heiß – Chris Hemsworth heiß. Wagst du es, mit ihm zu flirten?“ Sie wackelt mit den Augenbrauen, denn sie weiß sehr gut, dass ich aus irgendeinem Grund keine Herausforderung ablehnen kann. Normalerweise bin ich eher zurückhaltend, aber eine Herausforderung gibt mir die Erlaubnis, jemand zu sein, der ich nicht bin.

Genauso wie Fireball. Ich kippe ein weiteres Glas hinunter.

„Ich bringe dir eine Woche lang jeden Tag einen Donut, wenn du mit ihm flirtest“, fügt sie hinzu und beobachtet mich.

Ich spitze die Ohren. „Die mit essbarem Glitter?“

Sie nickt, und ich werfe ihm einen schnellen Blick zu. Wir sehen uns wieder in die Augen, und zwischen uns baut sich eine knisternde Verbindung auf. Er hat ein starkes, attraktives Gesicht und eine Haltung, die pure Männlichkeit ausstrahlt. Ein Lächeln spielt um seine vollen, sinnlichen Lippen und …

Zwei Brünette – Zwillinge noch dazu – treten zu ihm, jede an eine Seite, und schlingen die Arme um seine Taille. Er lächelt auf sie hinunter. Oh, wenn das so ist.

Ich drehe mich zu Skye um und runzele die Stirn. „Ein Weiberheld. Kein Interesse.“

Sie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum. „Er mag dich. Das habe ich in seinem Gesicht gesehen.“

Ich schnaube. „Wahrscheinlich Blähungen. Ich nehme deine Herausforderung nicht an.“

Wir hören, wie jemand von der anderen Seite der Party unsere Namen ruft, wenden uns um und sehen, dass die helmhaarige Martha auf uns zukommt. Sie braucht eine Weile, denn sie trägt Stilettos und ein hautenges Kleid mit Nackenträger. Sie bahnt sich behutsam einen Weg durch die Menge, schubst Leute zur Seite – manchmal grob – und ist ganz auf uns konzentriert. Toll.

„Fieses Mädchen trifft ein“, murmele ich leise.

Genau wie wir, ist Martha Burrows im ersten Studienjahr und wohnt auf unserer Etage. Völlig überzeugt von sich selbst, kündigte sie eine Woche nach unserer ersten Begegnung an, dass sie ab sofort nur noch auf Muffin hören würde, ein Spitzname, den sie sich selbst gegeben hatte.

Sie beäugt uns beide mit einem Ausdruck von Überlegenheit auf ihrem hübschen Gesicht. „Ich wusste nicht, dass ihr beide zu dieser kleinen Party eingeladen wurdet. Ich kenne natürlich die richtigen Leute, darum bin ich immer eingeladen.“ Ihr Blick richtet sich auf mein Outfit, und sie weicht zurück. „Was trägst du denn da, Nerd-Mädchen?“

„Kleidung.“ Ich verkrampfe mich, als ich höre, wie sie mich nennt, und zupfe an meinem locker sitzenden Star Wars-Shirt und dem roten Mini-Faltenrock, den ich aus einem Männerhemd geschneidert habe. Mein langes, hellblondes Haar habe ich zu lockigen Zöpfen gebunden, und mit dem schimmernden Lidschatten und dem roten Lippenstift habe ich es vielleicht etwas übertrieben. Es ist nicht unser typisches Outfit für die Uni – was alles ist, das mit einem Monogramm versehen ist –, aber ich habe gelernt, die gehobenen Augenbrauen zu ignorieren.

Martha-Muffin folgt Skyes Blick und beäugt über meine Schulter hinweg den rätselhaften Mann. Sie sieht mich aufgebracht an. „Das ist Maverick Monroe, du Idiotin. Er ist der größte Footballstar in Mississippi und der Studienanfänger des Jahres. Man sagt allerdings, dass Mädchen wie du nicht sein Typ sind – überhaupt nicht.“ Sie wirft sich eine steife, honigfarbene Haarsträhne über die Schulter.

Ich knirsche mit den Zähnen. „Martha, wenn du glaubst, dass es mich interessiert, was du über mich denkst, oder ob ein pseudo-berühmter Footballspieler ein Auge auf mich geworfen hat, dann hast du dich getäuscht.“

Sie presst die Lippen zusammen. „Ich heiße jetzt Muffin, und warum musst du solche großen Wörter benutzen? Was soll pseudo überhaupt heißen?“, antwortet sie schnippisch.

Skyes Augen werden so groß wie Untertassen, und ich vermute, dass es daran liegt, dass Martha-Muffin und ich endlich unseren Streit austragen. Ich kann sie nicht ertragen, und sie mich nicht. Wir geraten einfach aneinander.

Doch deswegen ist Skye nicht so aufgeregt.

Sie zeigt über meine Schulter, und ich verstehe.

Es ist die Person, die hinter mir steht, die, die ich nicht sehen kann. Ich spüre, dass sich ein nervöses Niesen anbahnt und kann es Gott sei Dank irgendwie unterdrücken.

Eine raue Stimme dringt an meine Ohren. „Pseudo bedeutet scheinbar oder angeblich. Was sie meint, ist, dass ich wahrscheinlich gar kein berühmter Footballspieler bin, sondern eher einer, der hochgepriesen wird, es aber nicht verdient hat.“

Oh, Scheiße. Die Stimme ist tief und weich und hat gerade genug Anflug südlichen Dialekts, um ein Mädchen schwindelig zu machen. Er klingt auch halbwegs intelligent.

Ich drehe mich langsam um. Mister Groß, Blond und Football steht direkt hinter mir und lächelt mich frech an.

Wie zur Hölle ist er so schnell hierhergekommen?

Kennt ihr den Augenblick, wenn alles stillzustehen scheint und der nächste Atemzug, den man macht, der erste für den Rest des Lebens ist? So fühlt es sich an, als Maverick Monroe mich mit seinen durchdringenden blauen Augen ansieht.

Mein Blick wandert nach unten, zu seiner durchtrainierten Brust und den harten Bizepsen.

Ich sehe hinauf zu seinem kantigen Kinn, das scharf definiert und mit einem leichten Bartschatten bedeckt ist.

Ich sehe die dünne, pinkfarbene Narbe, die seine linke Braue durchzieht, aber seiner Anziehungskraft keinen Abbruch tut.

Er ist Perfektion.

Er ist Luft.

Und die brauche ich im Augenblick dringend, denn ich kann nicht atmen.

Er lächelt spöttisch, als könnte er meine Gedanken lesen, und ich bemühe mich, mich zusammenzureißen. Jemand ruft seinen Namen – es ist eine weibliche Stimme, wahrscheinlich eine der Zwillinge – doch er rührt sich nicht.

Sein Blick wandert über meinen Rock, die Lippen, meine Brille. „Die Frage ist … Weißt du überhaupt, was einen guten Footballspieler ausmacht?“

„Gute Hände?“

Seine Lippen zucken. „Wohl kaum.“

„Ein fester Hintern?“ Ich lächele spöttisch und fühle mich unverschämt, was seltsam ist. Ich weiß im Augenblick nicht, wer ich bin, aber es ist, als hätte mein Mund ein Eigenleben entwickelt. Er sagt Dinge, die ich normalerweise nicht aussprechen würde.

Martha-Muffin verschluckt sich bei meiner Bemerkung an ihrem Drink, und Skye sieht mich erfreut an. Sie ist offensichtlich ganz aufgeregt, dass ich die Aufmerksamkeit von jemandem geweckt habe, der in Waylon wohl sehr wichtig ist.

Ich stütze eine Hand auf der Hüfte ab. „Die Frage ist, muss ich so etwas wissen?“

„Das musst du nicht. Du musst nur wissen, dass ich der Beste bin.“

Mir stockt bei seiner Arroganz der Atem.

Ein Kerl geht an uns vorbei und schlägt ihm auf die Schulter. „Cooles Spiel letzte Woche, Mav. Weiter so.“

„Danke, Mann.“ Maverick nimmt das Kompliment an und hebt das Kinn, er wendet den Blick nicht eine Sekunde von mir ab.

„Auf welcher Position spielst du?“, frage ich. „Quarterback?“

Er grinst. „Mittlerer Linebacker, Verteidigung.“

„Klingt toll.“

Er lacht.

Skye, die unverfroren gelauscht hat, seufzt mit einem verträumten Gesichtsausdruck. „Seine Spielerstatistik ist die beste des Landes.“ Sie räuspert sich. „Ich … Ich weiß das nur, weil ich ein riesiger Fan bin, ich schwöre.“

„Hi, Maverick“, sagt Martha-Muffin und schiebt sich näher an ihn heran, wobei sie mich mit ihren knochigen Schultern aus dem Weg drängt. „Erinnerst du dich an mich?“

Er sieht sie an. „Nein.“

Ihr Blick verdüstert sich. „Ich war letzte Woche mit deinem Mitbewohner in eurem Schlafzimmer. Du hast Hallo zu mir gesagt.“

Er zuckt mit den Schultern. „Bei uns kommen viele Mädchen durch. Ich kann mir nicht alle merken.“

Oh, mein Gott. Er ist wirklich arrogant, aber mir gefällt, wie er sie abgeschmettert hat.

Martha-Muffins Gesicht rötet sich, sie murmelt irgendetwas, dreht sich auf dem Absatz um und stolziert davon. Die wären wir los.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass auch Skye sich davonstiehlt, und mir Daumen hoch zeigt.

Meinetwegen. Aber ich werde nicht mit diesem Kerl flirten … oder?

Er hat definitiv etwas, das meinen Körper zum Vibrieren bringt. Ich hebe den Kopf und mir wird bewusst, wie groß er ist. Er muss mindestens einsneunzig sein.

Sein Blick wandert über mein Gesicht. „Weißt du, dass es hier in Waylon eine Legende über unsere berühmte Lagerfeuer-Party gibt?“

„So?“

Er lächelt, und seine weißen Zähne blitzen in seinem attraktiven Gesicht auf. „Die Legende sagt, dass du die erste Person, die du auf dieser Party küsst, niemals vergessen wirst. Selbst Jahre später träumst du immer noch von ihrem Gesicht.“

„Klingt nach Hokuspokus.“

Er hebt diese faszinierende linke Braue. „Ich glaube gern an Legenden. Schließlich bin ich selbst eine.“

Ich lächele spöttisch. „Wahrscheinlich ist das eine Geschichte, die ein sportlicher Kerl aus einer Studentenverbindung erfunden hat, der alle Mädchen küssen wollte.“

Er zögert einen Augenblick, als würde er nachdenken. Dann tritt er näher zu mir, so dicht, dass ich die verschiedenen Blautöne um seine Iris herum sehen kann. „Darf ich?“

Mein Herz überschlägt sich.

„Darfst du was?“, frage ich mit leiser Stimme, aber ich weiß, was er will. Mein Körper beugt sich ihm bereits entgegen, weil er es auch will.

„Das.“ Er küsst mich, mit einer fast unmerklichen Berührung streifen seine Lippen meine. Der Kontakt unserer Münder ist elektrisierend, heiße Funken knistern über meine Haut.

Wie aus weiter Entfernung höre ich jemanden seinen Namen rufen. Es ist eine Frau, und sie ist sauer.

Wahrscheinlich eine von den Zwillingen.

Und ich bin eifersüchtig.

Aber ich sehe nicht hin. Wir lösen uns voneinander, ich starre ihn an, und er starrt zurück. Stille breitet sich über die Party aus, obwohl ich nicht glaube, dass sich wirklich etwas verändert hat. Die Musik spielt noch. Die Leute reden noch. Bierflaschen werden herumgereicht.

Und dennoch …

Wir sind miteinander verbunden.

Zwei Sterne im samtschwarzen Himmel.

Zwei Schiffe, die in der Nacht vorbeiziehen.

Oh, hör mit diesem Unsinn auf, verflucht, sage ich zu mir selbst.

„Was war denn das?“, frage ich atemlos.

„Das war dein erster Lagerfeuerkuss. Jetzt wirst du mich nie vergessen.“

Und dann, bevor ich mir eine Antwort überlegen kann, ist er verschwunden.

Ich sehe zu, wie er zu den Zwillingen zurückgeht, Frust breitet sich in mir aus, und ich atme tief durch.

Es würden zwei Jahre vergehen, bevor ich ihn wieder küsste.

Kapitel 1

Delaney

Es ist der Abend des Valentinstags, und mein soziales Leben ist schlimmer als zu der Zeit, als ich im ersten Jahr der weiterführenden William-Henry-Privatschule in Charlotte, North Carolina war, und eine Zahnspange hatte. Zumindest gab mir damals einer der Streber aus dem Mathekurs eine winzige herzförmige Schachtel mit alter Schokolade und einen braunen Teddybär. Alles, was ich dieses Jahr habe, ist ein gebrochenes Herz, eine Flasche Premium-Wodka und ein Horrorfilm aus den Achtzigern.

Skye ist ausgegangen und hat Spaß, und ich freue mich für sie. Sie hat das außerhalb des Campus liegende Haus, das wir uns teilen, vorhin verlassen, um zu einem Date mit ihrem Freund Tyler zu gehen, und nun sitze ich hier … lungere in einer Yogahose herum und weine in mein Popcorn.

Ich werfe meinem Telefon einen sehnsüchtigen Blick zu, warte darauf, dass es summt, weil ich eine Nachricht oder einen Anruf von jemandem bekomme, dem ich etwas bedeute … aber es bleibt still und verspottet mich, während ich mich in das abgewetzte Leder der braunen Couch drücke. Ich hasse, mich selbst zu bemitleiden, aber manchmal macht es mich betroffen, dass ich keine Familie mehr habe, seit meine Oma, die mich aufgezogen hat, gestorben ist, kurz bevor ich zum College ging.

Gott, ich bin so einsam.

Mir steigt der Geruch der Decke in die Nase, die ich mir bis unters Kinn gezogen habe, und ich könnte schwören, dass ich einen Anflug des herben Rasierwassers meines Ex rieche. Er ist ein Kicker der Spezialmannschaft des Footballteams in Waylon, und wir sind zusammen gewesen, seit wir uns in meinem ersten Jahr im Literaturkurs getroffen hatten. Er war mein erster Freund, der Mensch, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen wollte, und während des letzten Jahres hat ein Teil von mir damit gerechnet, dass er mir einen Antrag machen würde. Stattdessen hat er mich betrogen.

Ich trinke einen Schluck Grey Goose direkt aus der Flasche und beäuge sie elend. Zumindest hat er beim Wodka einen guten Geschmack gehabt.

Ich hebe die Flasche an und bringe einen Toast aus. „Einen schönen Valentinstag, Alex, wo immer du auch bist. Ich hoffe, Martha-Muffin kann dir das geben, was ich dir nicht geben konnte … am besten einen Tripper.“

Ja, meine Erzfeindin aus dem ersten Jahr hat mit meinem Freund geschlafen, und das Schlimmste dabei war, dass ich sie in diesem Schlafzimmer erwischt habe.

Das vertraute melancholische Gefühl der Einsamkeit überkommt mich, und ich wende meine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. Unheimliche, gespenstische Musik erklingt aus den Dolby Surround Lautsprechern. Ein Mädchen rennt durch einen Wald. Sie dreht den Kopf, um zu sehen, ob sie verfolgt wird. Schrecken breitet sich auf ihrem Gesicht aus.

Ich habe diesen Streifen aufgrund einer Herausforderung von Skye gewählt, und ein Teil von mir weiß, dass sie nur will, dass ich beschäftigt bin, weil ich in dieser Nacht allein bleibe.

Das Popcorn, das ich mir in den Mund schiebe, ist noch warm von der Mikrowelle, und ich kaue fast wütend, während ich zusehe, wie die Heldin auf dem Bildschirm plötzlich von einer kräftigen Gestalt mit Maske überfallen wird. Ich schreie – obwohl ich wusste, dass das kommen würde – und luftig-weißes Popcorn fliegt durch die Gegend. Han Solo, meine Katze, springt auf und faucht mich an, sein schwarz-weißes Fell sträubt sich. Ich habe ihn von seinem gemütlichen Platz auf der Couch geschubst.

„Tut mir leid, kleiner Mann.“

Scheiß auf die Herausforderung. Ich würde ihre Strafe in Kauf nehmen, die zweifellos kreativ sein würde. Das letzte Mal, als ich verloren habe, musste ich auf einen Tisch in der Cafeteria steigen und rufen: „Mein Sexappeal lockt alle Jungs in den Garten.“

Ich greife nach der Fernbedienung und stelle den Fernseher auf stumm, wobei ich mich frage, ob es zählt, wenn ich den Film ohne Ton schaue. Ich sehe ihn schließlich, höre nur nicht die ganzen markerschütternden Schreie und die gruselige Musik.

„Ich schaue mir Sixteen Candles oder die Goonies an, meinetwegen jeden Tag. Das sind die besten Filme der Achtziger“, murmele ich vor mich hin und sehe auf Han hinunter. „Stimmst du mir zu?“

Er neigt ganz leicht den Kopf. Er versteht mich. Das weiß ich.

Ich atme tief durch, setze mich wieder, ziehe die Beine unter den Körper und lehne den Kopf gegen die Couch.

Pling!

Mein Telefon meldet eine Nachricht, und ich richte mich auf und nehme es vom Sofatisch.

Ich runzele die Stirn, als ich eine unbekannte Nummer sehe. Normalerweise sind das Telefonverkäufer oder Betrüger. Aber diese Nummer hat eine örtliche Vorwahl.

Ich lese die Nachricht.

Unbekannt: Hey, Sexy. Ich bin froh, dass ich eine Büchereikarte habe, denn dort habe ich dich heute gesehen. Hast du ein Pflaster? Ich habe mir nämlich das Knie aufgeschrammt, als ich dir verfallen bin.

Ich kichere und schnaube gleichzeitig, wovon ich einen Hustenanfall bekomme, von dem ich mich schnell erhole. Ich war heute Morgen tatsächlich in der Bücherei, bevor ich zu meinem Psychologiekurs für Fortgeschrittene ging, um an einem Referat zu arbeiten. Aber ich habe nicht bemerkt, dass mich jemand anstarrt. Das muss meine beste Freundin sein, die mir mit dem Telefon eines anderen einen Streich spielt. Ich tippe schnell eine Antwort.

Ich: Skye? Was ist mit deinem Date mit Tyler?

Es ist absolut möglich, dass sie Mitleid mit mir hat, sich für ein paar Augenblicke weggeschlichen hat, um mich anzuschreiben und dafür Tylers Telefon benutzt. Gleich wird sie mich bestimmt fragen, ob ich noch Michael Myers schaue.

Eine neue Nachricht kommt herein.

Unbekannt: Ich habe kein Date und ich kenne keine Skye. Ist sie so heiß wie du?

Ich: Hör mit dem Quatsch auf. Ich habe etwas Wodka getrunken. Okay … ziemlich viel.

Unbekannt: Ich bin ein Kerl, ich schwöre.

Ich runzele die Stirn. Ist es möglich, dass es nicht Skye ist? Aber wer ist es dann?

Ich: Wie bist du an diese Nummer gekommen?

Unbekannt: Du hast vor einiger Zeit einen Aushang an die Hilfe-Gesucht-Tafel im Studentenzentrum gehängt. Ich habe dich gesehen und mir die Nummer notiert. Heute in der Bücherei habe ich dich wiedergesehen, das muss ein Zeichen sein, dass wir beide zusammenkommen sollten. Willst du Sex mit mir, Babe?

Babe? Sex haben? Was für ein anmaßendes Arschloch, denke ich, als mich ein Gefühl der Demütigung überschwemmt. Niemand hat auf den Aushang, dass ich einen männlichen Tanzpartner für einen Salsa-Kurs suche, reagiert. Zum Glück stand mein Name nicht auf dem Aushang – das wäre so peinlich gewesen –, nur meine Telefonnummer. Und ich hatte die Absicht, ihn abzunehmen. Aber wegen der Arbeit in der Bücherei und meinen Kursen hatte ich nicht die Zeit dafür gefunden. Ich war an einem Tiefpunkt, als mir die Idee kam und jetzt, rückblickend, riecht das Ganze nach einem verzweifelten Mädchen, das vor Kurzem betrogen wurde und nun einsam ist. Ich starre das Telefon wütend an, als könnte der Blödmann auf der anderen Seite mich tatsächlich sehen.

Ich: Ich bin nicht dein persönlicher Tinder. Such dir jemand anderen, den du belästigen kannst.

In den nächsten fünfzehn Minuten erhalte ich keine weitere Nachricht. Ich starre blind auf den Fernseher, sehe nicht wirklich etwas, koche einfach vor mich hin. Meine Gedanken rasen, suchen nach jemandem, der gesehen haben könnte, wie ich den Aushang machte. Hunderte von Studenten kommen jeden Tag dort vorbei, es könnte jeder sein. Ich denke an meine Lernzeit heute in der Bibliothek zurück und versuche, mich zu erinnern, ob irgendjemand mich beobachtet hat. Aber ich war hoch konzentriert – wie üblich – und hielt den Kopf gesenkt.

Ich sollte diese Nummer wohl lieber blockieren.

Eine neue Nachricht wird gemeldet.

Unbekannt: Hör mal, es tut mir leid. Das hier ist nicht der Mann mit den schrecklichen Anmachsprüchen und Sexangeboten, der dir vorhin geschrieben hat. Diese Nachrichten kamen von meinem Arschloch von Freund, der mein Telefon genommen und dir ohne mein Wissen geschrieben hat. Jetzt habe ich es zurück, und alles ist wieder in Ordnung, nicht wahr? Tut mir leid für die Unannehmlichkeiten und ich hoffe, dass du einen Salsa-Partner findest. Bis dann.

Endlich eine höfliche Nachricht – abgesehen von der Verabschiedung, denn ich war noch nicht fertig mit Reden. Ich will immer noch wissen, wer diese beiden Männer sind. Ein Teil von mir fragt sich, ob es Alex ist, der bei mir vorfühlen und vielleicht herausfinden will, ob ich schon einen Neuen habe. Er hat mir geschrieben und versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln, aber ich habe ihn ignoriert. Allerdings scheint mir das nicht sein Stil zu sein.

Ich: Immer mit der Ruhe, Stalker. Wer bist du?

Die Sekunden vergehen, und ich sehe die Punkte auf dem Display, die anzeigen, dass er antwortet. Ich stelle mir einen Loser in einem Verbindungshaus vor, der Erste, der abends schlafen geht. Und statt ihm einen riesigen Schwanz auf die Stirn zu malen, haben sie ihm sein Telefon weggenommen und schreiben wahllos irgendwelchen Mädchen.

Unbekannt: Mein Name ist Inigo Montoya. Du hast meinen Vater getötet. Jetzt bist du des Todes.

Ich lache leise über die Anspielung auf den Kultfilm und entspanne mich etwas.

Ich: Der war gut.

Unbekannt: Bist du ein Fan von Die Braut des Prinzen?

Ich: Einer meiner Lieblingsfilme. Ich habe sogar ein T-Shirt, auf dem Buttercup und Westley sind.

Damit beziehe ich mich auf die beiden Hauptfiguren.

Unbekannt: Das werde ich mir merken.

Ich: Schreibst du mir deswegen am Valentinstag Nachrichten? Um über die Braut des Prinzen zu reden? Bist du einsam?

Meine Finger bewegen sich schnell. Ich fühle mich getröstet, weil ich nicht die Einzige bin, die am Tag der Liebe nichts Romantisches macht.

Unbekannt: Ich schreibe dir, weil mein Freund sich wie ein Blödmann benommen hat. Er meint es nicht böse. Er ist nur der Ansicht, dass wir zusammenkommen sollten.

Auf diese Bemerkung werde ich nicht eingehen.

Ich: Wo bist du im Augenblick? Im Studentenwohnheim? Auf einer Verbindungsparty? In einem Stripclub außerhalb des Campus?

Meine Detektivader ist erwacht, und ich bin fest entschlossen, herauszufinden, wer dieser Kerl ist. Meine Gedanken wandern zu einem unbeholfenen, dünnen Jungen, der oft in der Abteilung für Liebesromane der Bücherei herumhängt. Er hat mir ab und zu sehnsüchtige Blicke zugeworfen, wenn ich an ihm vorbeiging.

Unbekannt: Ich liege im Bett.

Ich: Allein?

Ich bin mutiger als sonst.

Unbekannt: Ja. Und du?

Ich zögere mit der Antwort. Schließlich könnte er ein Serienmörder sein, aber diese Schwingung empfange ich nicht, und ich vertraue meinen Instinkten.

Ich: Nur meine Katze und ich, ein Horrorfilm und eine Flasche Wodka – eine schreckliche Art, den Valentinstag zu verbringen.

Mindestens zwei Minuten vergehen – eine sehr lange Zeit in der Welt des Nachrichtenschreibens – und ich frage mich, ob er gegangen ist oder ich ihm zu langweilig war. Ich kaue auf meiner Unterlippe und bereue gerade, so viel von mir preisgegeben zu haben, da erhalte ich eine neue Nachricht.

Unbekannt: Ist es verrückt und seltsam, dass wir uns unterhalten und du nicht weißt, wer ich bin?

Ich: Weißt du denn, wer ich bin?

Wenn er mich gesehen hat, als ich meinen Aufruf aushängte, kennt er mich wahrscheinlich. Waylon ist klein, hat ungefähr sechstausend Studenten, also ist es wahrscheinlich, dass wir einander gesehen haben oder sogar einen Kurs zusammen hatten.

Unbekannt: Du bist Delaney, eine Studentin im dritten Jahr, und kommst aus North Carolina.

Mein Puls beschleunigt sich, das Herz rast in meiner Brust, aber das sind grundlegende Fakten, die er aus meinen Social Media Accounts haben könnte.

Er schickt eine weitere Nachricht.

Unbekannt: Um ehrlich zu sein: Ich finde dich toll. Und wir kennen uns … irgendwie.

Er denkt, dass ich toll bin? Mein verletztes Ego fühlt sich geschmeichelt, und ich werfe Han einen Blick zu.

„Ist es hier drin gerade heiß geworden, oder liegt es nur am Wodka?“ Er rollt mit den Augen und stolziert in die Küche.

„Willst du damit sagen, dass ich zu viel hatte?“, rufe ich hinter ihm her, aber er ignoriert mich demonstrativ, indem er sich nicht umdreht.

Ich starre auf mein Telefon und frage mich, was ich antworten soll. Wahrscheinlich sollte ich es beenden, aber ich fühle eine seltsame Verbindung zu meinem neuen Schreibpartner. Ich könnte mit einer Zufallsbekanntschaft reden.

Ich will es.

Tu es, Delaney. Ich fordere mich innerlich selbst heraus.

Unbekannt: Bist du noch da? Bin ich zu weit gegangen? Dazu neige ich. Ich sollte mich im Voraus für das, was ich sagen oder tun könnte, entschuldigen.

Er ist nicht zu weit gegangen. Mein Interesse ist geweckt.

Ich: Wer bist du?

Unbekannt: Ich bin ein cooler Sportler.

Ich verdrehe die Augen.

Ich: Also betreibst du hier in Waylon eine Sportart?

Unbekannt: Ja.

Mist. Mein Herz stottert etwas und macht dann einen Sturzflug. Wahrscheinlich kennt er Alex. Das Studentenwohnheim der Sportler liegt auf der Westseite des Campus, und die meisten Spieler wohnen dort. Football, Baseball und Wrestling nehmen die eine Seite von Byrd Hall ein, die andere ist mit Fußball, Volleyball, Tennis und nicht ganz so beliebten Sportarten belegt.

Ich schürze die Lippen.

Ich: Welcher Sport? Football habe ich vorerst abgeschworen.

Unbekannt: Lassen wir es ein Geheimnis bleiben. Aber wenn du einen Namen brauchst, kannst du mich He-Man nennen.

Ich: Und ich bin dann She-Ra?

Seine Antwort kommt schnell.

He-Man: Zur Hölle, nein. Das waren Geschwister. Such dir einen anderen Namen aus, einen, der zu dir passt.

Ich: Passt He-Man zu dir? Wohnst du in Castle Greyskull? Bekämpfst du Skeleton?

He-Man: Verdammt richtig. Ich trete ihm jeden Tag in den Arsch.

Ich: Du nimmst das sehr ernst. Ich frage mich langsam, ob du verrückt bist.

He-Man: Such dir einfach einen Namen aus.

Ich: Prinzessin Leia.

He-Man: Perfekt. Ich stelle mir vor, dass du zwei Haarknoten auf dem Kopf hast.

Ich: Ich stelle mir vor, dass du ein muskelbepackter blonder Kerl bist, dessen Hirn die Größe einer Walnuss hat.

He-Man: Lass dich nicht vom Klischee des dummen Sportlers in die Irre führen.

Ich: Und du solltest dich nicht von meinem Ruf als stille Streberin täuschen lassen. Ich bin eine heißblütige Frau mit Bedürfnissen.

Gott. Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade geschrieben habe. Ich trinke noch einen Schluck Wodka.

Ich: Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich nichts mehr mit Sportlern zu tun haben will, besonders nicht mit Footballspielern.

Okay, das klang dumm. Es ist offensichtlich, dass ich aufhören sollte, ihm Nachrichten zu schreiben.

Von ihm kommt nichts mehr, und meine Gedanken wandern. Ist er ein Footballspieler? Das könnte erklären, warum er mir seinen Namen nicht sagen will. Die Jungs in der Mannschaft haben einen Bro-Code, den sie ernst nehmen. Finger weg von den Ex-Freundinnen anderer Spieler. Ich beschließe, das Thema zu wechseln.

Ich: Meine Mitbewohnerin hat mich herausgefordert, dass ich heute Abend einen Horrorfilm schauen muss – allein. Ich hatte Angst.

He-Man: Magst du Herausforderungen?.

Ich: Ja. Sie zwingen mich dazu, meine Komfortzone zu verlassen.

Ich finde es albern, so etwas zu sagen. Aber bei ihm ist es leicht, weil ich ihn nicht kenne. Ich fange an zu verstehen, warum Anonymität attraktiv sein kann.

Ich höre Han an der Hintertür miauen. Er hat ein Katzenklo in der Waschküche, aber er ist ziemlich männlich und mag es, ab und zu ein Gerangel im Garten zu haben und sein Revier zu markieren. Ich begleite ihn dabei lieber, weil meine letzte Katze vor einem Jahr verschwunden ist, woraufhin ich völlig verzweifelt war.

Ich: Hey, ich muss los. Meine Katze braucht mich.

He-Man: Moment, du hast gesagt, dass du gerne Herausforderungen annimmst, oder?

Ich: Ja.

He-Man: Ich fordere dich heraus, heute Nacht von mir zu träumen.

Ich: Was? Warum?

Mein Herzschlag beschleunigt sich.

He-Man: Weil ich von dir träumen werde.

Oh. Ich beiße mir auf die Unterlippe, kaue darauf herum.

Ich: Wie bei einem Sextraum?

He-Man: Willst du das denn?

Ja. Mein Körper erwacht zum Leben, jeder Sinn ist in Alarmbereitschaft. Es fühlt sich an, als wäre es Ewigkeiten her, dass mich jemand geküsst hat oder ich Schmetterlinge im Bauch hatte.

Ich: Ich brauche mehr Einzelheiten, wenn ich ein Bild von dir vor meinem inneren Auge haben will, besonders weil ich nicht weiß, wer du bist.

He-Man: Du weißt, dass ich Sportler bin. Ich bin blond und ich mag es, mein Schwert zu schwingen.

Ich: Wo sind wir in dem Traum? Gib mir einen Ort. Ich brauche mehr.

Es vergehen ein paar Augenblicke, bevor er endlich antwortet.

He-Man: Auf einer Verbindungsparty. Alle sind im Erdgeschoss, und du und ich sind oben in einem leeren Badezimmer.

Ich: Ernsthaft?

He-Man: Das ist meine Fantasie, Prinzessin Leia. Hör einfach zu.

Ich: Okay. Was machen wir?

Im Zimmer fühlt es sich wärmer an, und ich tippe die Worte mit schwitzigen Fingern. Ich stelle mir vor, dass ich mit einem dunklen, schattenhaften Mann in einem winzigen, vollgestopften Badezimmer bin. Er legt die Hände um mein Gesicht, sieht auf mich herunter und streicht mit dem Daumen über meine Lippen. Er küsst mich auf den Hals, und meine Haut scheint vor elektrischen Blitzen zu prickeln. Mein Körper erhitzt sich so sehr, dass ich auf der Couch herumrutsche, meine Finger schweben über dem Handy.

He-Man: Was glaubst du, was wir tun?

Ich: Küssen?

He-Man: Mehr.

Scheiße.

Ich: Fummeln?

He-Man: Mehr.

Ich: Volltreffer?

Ich schicke es nach einer kurzen Pause ab und fühle mich schwindelig. Das hier ist ausgeufert, und ich bereue es morgen wahrscheinlich, aber im Augenblick ist es mir egal.

He-Man: Wir machen es an die Wand gelehnt, Prinzessin Leia – hart. Mir gefällt es hart.

Ich stelle es mir vor, in dem kleinen Bad ist es heiß vor unserer Leidenschaft. Mein Körper drückt sich gegen seinen, und er hat kaum seine Jeans herunter geschoben, aber er ist schon in mir, schiebt sich rein und raus, und ich stöhne. Scheiße. Das ist völlig außer Kontrolle geraten. Die temperamentvolle Girlpower-Frau in mir rebelliert gegen seine Vorstellung, mich hart zu nehmen, aber – heilige Scheiße – es gefällt mir. Mein Herz hämmert.

He-Man: Bist du noch da?

Ich: Ich muss weg.

He-Man: Wie du willst.

Ich schalte das Telefon ab und werfe es auf die Couch. He-Man oder cooler Sportler oder wie immer er sich auch nennt bedeutet Ärger. Ich starre mein Handy noch ein paar Augenblicke an, dann laufe ich in die Küche, um ein Glas eiskaltes Wasser zu trinken.

Kapitel 2

Delaney

Ich bin unheimlich spät dran für meinen Kurs, als ich aus dem Coffee-Shop des Studentenzentrums laufe. Ich trage meine schwarze, legere North Face Jacke und schleppe meinen riesigen Rucksack, sodass ich nicht ganz fest auf den Füßen stehe. In einer Hand habe ich einen großen Kaffeebecher, in der anderen einen Donut. Beides ist unerlässliche, süße Nahrung und das Beste an meinem Morgen, besonders da mein Kurs in der entlegensten Ecke des Campus stattfindet.

Ich gehe mit gesenktem Kopf durch die Glastür, und mein Blick fällt auf einen silbernen Porsche, der mit quietschenden Reifen auf einem erstklassigen Parkplatz direkt neben dem Eingang zum Stehen kommt.

Oh Mann. Es ist Alex, und ich will ihn nicht sehen.

Meine Hände verkrampfen sich, als ich ein paar Schritte in den Schatten eines Säulenvorbaus zurückweiche. Ich hoffe, dass ich ihm nach rechts ausweichen kann, bevor er mich sieht. Obwohl er mir ständig Nachrichten schickt und mich um ein Treffen bittet, bin ich nicht bereit dafür. Er ist sogar ein paar Mal vor meiner Tür aufgetaucht, aber ich mache entweder nicht auf oder bitte Skye, ihm zu sagen, dass ich nicht da bin.

Ich bin der größte Pechvogel der Welt, denn bevor ich mich abwenden kann, finden seine braunen Augen mein Gesicht. Er zögert, seine Wangen röten sich. Vielleicht liegt es an der Kälte, die an diesem Montagmorgen immer noch herrscht, vielleicht ist er verlegen. Das sollte er verdammt noch mal auch sein. Ich erinnere mich, wie er mir an unserem ersten Jahrestag einen Freundschaftsring geschenkt hat und dabei sagte, dass er es nicht erwarten könnte, daraus einen echten Verlobungsring zu machen. Offenbar hat ihm dieses Versprechen nichts bedeutet.

Er hebt zögernd eine Hand, als wolle er winken, aber dann lässt er sie schlaff neben sein Bein sinken.

Verdammt. Ich kann mit dieser Begegnung im Augenblick nicht umgehen. Ihn auf frischer Tat zu ertappen, hat mich fast zerbrochen.

Ich wirbele herum und stürme den Weg hinunter, um ihm zu entkommen.

Seine Stimme folgt mir, der Widerhall eines Klangs, der mich früher erschauern ließ. „Hey, Delaney! Warte doch.“

Nein. Ganz egal, wie sehr ich ihn zur Sau machen will, ich bleibe nicht stehen. Meine Converse rasen den Fußweg entlang. Ich halte den Kopf gesenkt und starre auf meine Schnürsenkel.

Geh weiter, geh einfach weiter …

Rumms!

Ich laufe in jemanden hinein, der schwach nach etwas riecht, auf das ich nicht den Finger legen kann, etwas … Exotisches und Dunkles. Alles, was ich in dem kurzen Moment wahrnehme, ist, dass er groß ist, mindestens einsneunzig, und seine Brust fühlt sich wie Stahl an. Mein Kaffee segelt durch die Luft und landet mit der oberen Seite nach unten in der Landschaft neben dem Fußweg. Ich fluche. Ich habe nicht einmal einen größeren Schluck getrunken, weil er noch zu heiß war. Dann, gerade als ich denke, dass ich meinen Donut gerettet habe, verfangen sich meine Füße, und ich stolpere erneut gegen den blonden Wikinger, wobei mein Donut gegen seine breite Brust gedrückt wird.

„Verdammt“, ist das barsche Wort, das er sagt, als er nach meinen Schultern greift.

Sein Griff ist fest und stützend, ohne mich niederzudrücken, als ob er sich seiner Kraft nur zu bewusst und ich nicht mehr als eine Strohpuppe in seinem Griff wäre – nun, vielleicht keine Strohpuppe. Ich bin einsfünfundsiebzig und kann neben einem großen Mann bestehen.

„Könntest du bitte aufpassen, wohin du läufst?“, sagt er mit einem Anflug von Verärgerung in der Stimme.

„Du bist derjenige, der in mich reingeknallt ist“, blaffe ich zurück. Das stimmt nicht, aber ich bin wütend.