Ice Kings – Liebe gegen jede Regel - Stacey Lynn - E-Book
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Ice Kings – Liebe gegen jede Regel E-Book

Stacey Lynn

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Beschreibung

Wird die Liebe siegen?

Es war nur eine kurze Affäre. Wir waren College-Kids, die einfach ein bisschen Spaß hatten - bis ich den Fehler gemacht habe, mich in Jude Taylor zu verlieben. Nach einer gemeinsamen leidenschaftlichen Nacht war er plötzlich weg, um Profi-Eishockeyspieler zu werden.

Ich dachte, ich hätte ihn vergessen. Doch dann humpelt er in die Physiotherapie-Praxis, in der ich arbeite, und mir wird klar, wie falsch ich damit lag - über Jude Taylor kommt man nicht hinweg.

Die Dinge sind jetzt komplizierter: Jude lebt am anderen Ende des Landes, und seine Karriere passt nicht zu meinem Wunsch nach Beständigkeit. Aber vor allem könnte es mich meinen Job kosten und alles, wofür ich so hart gearbeitet habe, wenn ich mich auf ihn einlasse ...

Hockey-Romance - der BookTok-Trend auf TikTok!

»Ice Kings - Liebe gegen jede Regel« ist der heiße Auftakt der neuen Sports-Romance-Reihe von Stacey Lynn rund um die Eishockeyspieler der Carolina Ice Kings.

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Danksagung

Impressum

Weitere Titel der Autorin

Nur ein einziger Song – Nicole & Zack

Nur ein einziger Song – Mia & Chase

Just One Heartbeat – Verborgene Sehnsucht

Just One Heartbeat – Mein Verlangen nach dir

Über dieses Buch

Es war nur eine kurze Affäre. Wir waren College-Kids, die einfach ein bisschen Spaß hatten – bis ich den Fehler gemacht habe, mich in Jude Taylor zu verlieben. Nach einer gemeinsamen leidenschaftlichen Nacht war er plötzlich weg, um Profi-Eishockeyspieler zu werden.

Ich dachte, ich hätte ihn vergessen. Doch dann humpelt er in die Physiotherapie-Praxis, in der ich arbeite, und mir wird klar, wie falsch ich damit lag – über Jude Taylor kommt man nicht hinweg.

Die Dinge sind jetzt komplizierter: Jude lebt am anderen Ende des Landes, und seine Karriere passt nicht zu meinem Wunsch nach Beständigkeit. Aber vor allem könnte es mich meinen Job kosten und alles, wofür ich so hart gearbeitet habe, wenn ich mich auf ihn einlasse …

Über die Autorin

Stacey Lynn liebt es, Geschichten zu schreiben, bei denen sich die Leser in die Charaktere verlieben und sich wünschen, es wären im realen Leben ihre besten Freunde oder Familie. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in North Carolina. Tagsüber versorgt sie liebevoll die Familie, abends macht sie es sich mit einer Decke und einem Buch oder Laptop auf der Couch gemütlich und schreibt all die Geschichten auf, die ihr durch den Kopf gehen.

Weitere Informationen unter: www.staceylynnbooks.com

STACEY LYNN

ICE KINGS

LIEBE GEGEN JEDE REGEL

Aus dem Amerikanischen von Susanna Arens

Kapitel 1

Katie

Nachrichten vom Eishockey.Einer der zweifellos besten rechten Flügelstürmer des Landes wurde letzte Nacht während des Auswärtsspiels der Carolina Ice Kings in Boston verletzt. Wie bestätigt, wurde Jude Taylor zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Bis jetzt fehlt eine offizielle Stellungnahme des Teams …

Ich springe schneller über die Rückenlehne meines Sofas, als es meiner schwarzen Katze Whiskers normalerweise gelingt, die Nachbarn zu erschrecken, schnappe mir die Fernbedienung und drückte die Pause-Taste.

Es ist fünf Jahre her, seit Jude in meiner Abschlussklasse war. Wochenlang hatte er sich an meine Fersen geheftet, um mich weichzuklopfen. Irgendwann hatte er mich geknackt, mir gezeigt, wer er wirklich war, und ich hatte nachgegeben. Ich hatte mein Herz riskiert, weil ich glaubte, dass er es wert sei. Ich hatte ihm meinen Körper geschenkt und mehr Zeit mit ihm erwartet.

Ich hatte sie nicht bekommen.

Er hatte seinen Sachen gepackt und im Flieger gesessen, bevor ich seinen Duft aus meinen Laken und meinem zweiten Kopfkissen waschen konnte.

In fünf Jahren ist er exakt der geworden, zu dem er dank seines Talents das Zeug gehabt hatte, wie ich schon damals wusste. Jude Taylor ist einer der besten Eishockeyprofis der Liga, und er ist immer noch jung, steht am Beginn seiner Karriere. Über die Jahre hinweg habe ich immer wieder seinen Namen gehört. Es ist unmöglich, es nicht zu tun, zumal ich in meinem Job häufig mit sportverrückten Athleten jeden Alters arbeite. Und die Hockeyspieler in Chicago? Sie träumen alle davon, der nächste Jude Taylor zu sein.

Er ist verletzt? Das musste ich falsch verstanden haben. Ich spule die Fernsehnachrichten zurück, die ich immer im Hintergrund laufen habe, während ich mir nach einem langen Tag mit meinen Patienten etwas zu essen koche, und lasse mich auf die Couch fallen. Whiskers schnurrt neben mir und stupst mit ihrer Nase gegen meine Hüfte, weil ich ihr den Platz streitig gemacht habe.

»Sch…, Kätzchen.« Ich tätschele ihr den Kopf, und sie schlägt meine Hand weg. Sie mag es nur, wenn man sie nach ihren Bedingungen verwöhnt. Etwas, worüber sich meine beste Freundin Lizzie manchmal lustig macht. Sie sagt, dass wir beide genau aus diesem Grund perfekt füreinander seien.

Ich spiele die Nachricht erneut ab und höre dasselbe wie zuvor.

Noch wissen wir nicht, wie es ihm geht. Doch so wie er gegen die Bande geknallt ist, liegt die Vermutung nahe, dass er mindestens eine Gehirnerschütterung erlitten hat. Schlimmer wäre jedoch eine Knieverletzung. Ist das vordere Kreuzband gerissen, könnte das für ihn das Ende der Saison bedeuten, Dave.

Schnitt und zurück ins Nachrichtenstudio, wo der lokale Sportreporter Dave mit der ernsten Miene des erfahrenen TV-Profis nickt. »Wie viele Hockeyfans wissen, hat Jude Taylor früher für das Chicago College gespielt, wurde während seines zweiten Jahres dort abgeworben und ist seitdem im Team der Carolina Ice Kings. Als sich sein älterer Bruder zu Beginn einer Saison verletzte, wechselte er zu den Profis …«

Ich schalte den Fernseher aus und lehne mich auf dem Sofa zurück. Whiskers streicht mit dem Schwanz über meine Schulter, und diesmal bin ich es, die die Berührung abwehrt.

Ich muss nicht hören, was der Sprecher noch über Judes Vergangenheit erzählt. Ich habe sie mit ihm erlebt.

Er ist verletzt. Und sie haben recht. Ein Riss des vorderen Kreuzbands könnte für ihn das Aus für diese Saison bedeuten, sollte er operiert werden müssen. Und eine Gehirnerschütterung?

Meine Brust schmerzt bei dem Gedanken an seine Verletzung. Hätte ich doch bloß nicht seine Nummer gesperrt und dann gelöscht, kurz nachdem er gegangen war. Nicht, dass das nun noch irgendeinen Unterschied machen würde. Das alles ist Jahre her. Wahrscheinlich hat er mich längst vergessen.

Mein Telefon klingelt. Schnell greife ich danach und weiß bereits, wer anruft. Auch wenn Lizzie und ich uns kein Zimmer mehr teilen wie damals im College, wird auch sie vermutlich schon von der Sache gehört haben.

»Hey, hast du die Nachrichten gesehen?«, fragt sie ohne Einleitung. Kein Hallo. Nichts. Und das ist auch nicht nötig.

»Ja, gerade in diesem Moment. So ein Mist.« Ich reibe mir über die Stirn, hinter der sich Kopfschmerzen zusammenbrauen.

Alles wegen Jude. Vor fünf Jahren habe ich versucht, mein Herz vor ihm zu schützen, und war erbärmlich damit gescheitert. Wir waren nur ein paar Wochen zusammen gewesen. Weniger als das. Da sollte mich das Ganze jetzt nicht so treffen.

»Willst du, dass ich dich auf dem Laufenden halte?« Als Jude und ich uns trafen, begann Lizzie eine Winterromanze mit Garrett Dubiak, einem Torhüter vom Chicago College. Anders als Jude und ich blieben sie und Garrett in Verbindung, als sie sich trennten, weil Lizzie für ein Aufbaustudium nach England ging. Seitdem sind sie Freunde. Sie kennt mich gut genug, um mit mir so selten wie möglich über Garrett zu sprechen.

Seinen Namen zu hören bringt noch immer zu viele Erinnerungen zurück. Ich fühle mich erbärmlich bei dem Gedanken, dass mich die Erinnerung an Jude noch immer trifft.

»Würdest du das tun? Ich hoffe, Jude ist okay. Vielleicht kann Garrett ihn das wissen lassen?«

»Sicher. Natürlich.« Ihre Stimme klingt ebenso überrascht, wie ich mich fühle. Wahrscheinlich hat er mich längst vergessen. Das mit uns hat weniger als einen Monat gedauert. Eine dumme Liebelei, die wirklich nicht viel war, abgesehen von der letzten Nacht. Dann war er weg und lebte das Leben, von dem er immer geträumt hatte. Heute feiert er mit Berühmtheiten aus der Filmbranche, die es auf den roten Teppich geschafft haben, und seine besten Freunde sind millionenschwere Sportprofis. »Alles in Ordnung? Wie war die Arbeit heute?«

Schon hat sie das Thema gewechselt, und ich bin ihr dankbar dafür. Wir sprechen über unseren Tag. Sie bewirbt sich gerade für eine Managementposition in dem Finanzunternehmen, für das sie in Chicagos Geschäftszentrum The Loop arbeitet. Sie ist jung und unverschämt klug, und ihr MBA von der University of Oxford hat ihren Marktwert enorm gesteigert. Nachdem wir das Gespräch beendet haben, kehre ich in die Küche und zu meinem Salat zurück, den ich mir gerade gemacht hatte, als mir wegen Jude Taylors Verletzung die Knie weich wurden.

Mein Apartment ist vor Kurzem renoviert worden. Die Kochinsel und die Schrankwand mit den Haushaltsgeräten dahinter lassen den kleinen Raum viel größer und offener erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Zusammen mit den warmen Farben meiner Möbel und den neutralen Wänden und Schränken, ist mein Zuhause nun hell, strahlend und doch gemütlich. Es entspannt mich und ich komme gern nach Hause in dem Wissen, dass ich etwas tue, was ich schon immer tun wollte, aber nicht tun würde, wäre ich in die Fußstapfen meiner Mutter getreten.

Ich lebe ein solides, angenehmes Leben. Etwas, was ich als Kind und Jugendliche nie hatte.

Mein Telefon klingelt, während ich mir mit der Grillfunktion des Ofens ein Schweinekotelett zubereite, und ich greife danach, ohne hinzuschauen.

»Katie?«

Lizzies Tonfall erwischt mich kalt, und ich wappne mich für das Schlimmste. »Wie schlecht geht es ihm?«

»Er wird wieder. Gehirnerschütterung. Garrett sagt, dass er noch nicht mehr über das Knie weiß. Willst du, dass ich dir Bescheid gebe? Soll ich ihm eine Nachricht schicken? Ich habe Garrett nichts von dir erzählt, als ich angerufen habe.«

»Nein.« Ich habe meine Meinung geändert. Garrett braucht nicht zu wissen, dass ich immer noch nicht von Jude loskomme. Und Jude ist meine Sorge um ihn vermutlich völlig egal. Das mit uns ist Jahre her. »Nein, ist schon okay. Aber danke für die Info.«

»In Ordnung, Katie. Hab dich lieb. Gehen wir bald mal wieder was trinken?«

»Wann immer du Durst hast.«

Sie lacht leichthin und ich beende das Gespräch. Doch das bedrohliche Gefühl, das sich heute Abend auf meine Schultern gesenkt hat, kann ich nicht so leicht abschütteln.

Jude Taylor.

Fünf Jahre.

Ich bin immer noch nicht über diesen Kerl hinweg, der mich wahrscheinlich schon vor langer Zeit vergessen hat.

Wie erbärmlich ist das denn?

Kapitel 2

Jude

»Ich gehe nirgendwo hin.«

Neben mir baumelt mein älterer Bruder Jason mit dem Knie, als wäre er der Verletzte und würde nicht nur auf eine Verletzung starren, die womöglich nicht nur das Ende der Saison bedeutet, sondern einer Karriere. Nicht alle Athleten, Profis wie Amateure, kommen nach so etwas wieder zurück. Ich verdränge die Angst davor, seit ich vor zwei Wochen im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung aufgewacht bin.

Unser Trainier beugt sich vor und lässt die Hände auf dem Schreibtisch ruhen. Er trägt sein langärmeliges Standardshirt, den Reißverschluss zu drei Viertel geschlossen und mit dem Logo der Carolina Ice Kings auf der linken Seite. Das gestylte, grau werdende Haar ist zur Seite gekämmt. Seine blauen Augen verengen sich, als er die Nasenlöcher bläht.

Ich kenne diesen Ausdruck von früher. Normalerweise erscheint er unmittelbar, bevor ich einen Schlag auf den Hinterkopf bekomme oder angebrüllt werde.

Ich liebe Coach Woods, doch er kann ein Arschloch sein, obwohl er kleiner ist als so ziemlich jeder Spieler auf seiner Liste.

»Du musst hier weg. Charlotte wird dich bei lebendigem Leib auffressen, aber ich will, dass du dich erholst. Wieder auf die Beine kommst. Ich brauche dich so schnell wie möglich zurück auf dem Eis, Taylor, doch wichtiger noch, du musst wieder ganz gesund werden.«

Er hat nicht ganz unrecht. Täglich rufen mich Reporter an. Die Nachrichten auf meinem Telefon wurden so viele, dass ich sie alle weggedrückt habe, und nun schaue ich kaum noch auf mein Handy. Womit ich allerdings den Rest meiner Familie und Freunde verprelle, die anrufen und mir schreiben, um zu fragen, wie es mir geht.

Was nett ist.

Aber, verdammt. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt. Ich habe niemals das College abgeschlossen. Was zur Hölle soll ich tun, wenn ich nicht wieder Eishockey spielen kann?

»Geh nach Hause«, sagt Jason neben mir, und wären wir nicht im Büro des Coaches, würde ich ihm eins auf die Mütze geben. Er sollte auf meiner Seite sein.

»Was zur Hölle soll das?«

»Geh nach Hause«, sagt er wieder in seiner Der-große-Bruder-weiß-es-besser-Stimme, die mich mit den Zähnen knirschen lässt. Diese Karte spielt er sonst nie aus. Nicht auf dem Eis. Nirgendwo. Nicht seit wir Teamkollegen geworden sind. Es ist Jahre her, seit er zuletzt so getan hat, als wüsste er alles, und ich habe nicht vor, ihn jetzt damit durchkommen zu lassen.

»Ich kann mich hier erholen und gesund werden.« In Chicago habe ich niemanden außer meinen Eltern, und ich werde den Teufel tun und wieder zu ihnen ziehen. Es ist ein Wunder, dass Mom in den letzten zwei Wochen keinen Lebensmittelladen mit angeschlossenem Restaurant in einem meiner leeren Zimmern eröffnet hat. Vier Tage lang habe ich ihr erlaubt, hier zu sein, dann habe ich darauf bestanden, dass Dad sie wieder nach Hause bringt.

Ich bin verflucht noch mal erwachsen und habe so starke Kopfschmerzen, dass ich laut schreien könnte. Das ist die einzige Sache, die nicht mit mir in Ordnung ist, wenn man von der Schiene absieht, die den Großteil meines Beins bedeckt, und meinem in Kürze bevorstehenden Eingriff. Sollte ich Selkin jemals wiedersehen – den Spieler aus Boston, der mich erledigt hat und dafür aus dem Spiel geflogen ist –, werden wir ein ernstes Gespräch führen müssen, das mit meinen Fäusten in seinem Gesicht beginnt. Und dazu wird es kommen. Sobald ich wieder ohne Krücken und ohne zu humpeln gehen kann.

»Du hast immer noch die Hälfte der Lampen ausgeschaltet, weil dein Kopf ständig wehtut. Du kannst nicht fernsehen. Du kannst dich nicht vorbeugen. Letzte Woche bist du in der Dusche hingefallen, und du isst verdammt noch mal nicht richtig und erholst dich auch nicht wirklich. Geh nach Hause, Jude. Du vergeudest hier deine Zeit, und das hilft dir auch nicht.«

Coach, wie wir ihn einfach nur nennen, nickt. Mein Bruder hat nicht ganz unrecht, doch zum Teufel mit ihm. Auch er war schon verletzt, wenn auch nicht so schwer. »Ich werde ein paar Telefonate machen. Wir werden uns mit einigen der landesweit besten Physiotherapeuten in Chicago zusammensetzen und dem Chirurgen, der sich um die Storm’s kümmert.«

Keuchend lache ich auf. »Sie wollen, dass ich einem Mann vertraue, der sich um einen unserer größten Rivalen kümmert? Nein, zur Hölle. Er wird mir das Knie einfach so zum Spaß ruinieren.«

Mit ungerührter Miene schüttelt Coach den Kopf. »So besonders bist du nicht, Taylor.«

Neben mir verkneift sich Jason ein Lachen.

Ich haue ihm meinen Ellbogen in die Eingeweide und grinse, als er sich krümmt. Er mag älter sein. Doch ich bin größer. Und zäher. Trotz Gehirnerschütterung, Krücken und allem.

»Ihr habt das alles schon in die Wege geleitet, oder?« Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und verschränke die Arme. Ein Seitenblick zu Jason verrät mir, dass sein Fokus nun auf unserem Trainer liegt.

Beide haben die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.

Ja. Es ist alles vorbereitet.

»Lasst mich raten.« Ich lasse meine Schultern kreisen, um die Verspannung zu lockern, die sich in meinem Nacken unmittelbar unterhalb des Schädels bildet. Jason hat nicht ganz unrecht. Das hier ist erst meine zweite Gehirnerschütterung. Die erste hatte ich in der Highschool. Und verdammt, diesmal dauert es so viel länger, sich davon zu erholen. »Ihr habt mir ein Apartment besorgt und sichergestellt, dass sich Mom und Dad um mich kümmern.«

»Ein komplett möbliertes Apartment, dessen Mietvertrag sich monatlich verlängert«, sagt Coach. Sein Blick geht kurz in Jasons Richtung, bevor er zu mir zurückkehrt. »Eure Eltern werden dich am Flughafen abholen.«

»Für wie lange?«

Es hat keinen Sinn, sich darüber zu streiten. Abgesehen davon kann er mir im Grunde genommen vorschreiben, was immer er will – was immer am besten für das Team ist. Dunkle Punkte beginnen, am Rande meines Blickfelds zu tanzen. Wenn ich nicht bald in einen abgedunkelten Raum komme, werde ich für den Rest des Tages in einem ruhigen Zimmer im Bett liegen müssen.

»Bis du dich von der Operation erholt hast und wir mehr wissen.«

»Wann werde ich abreisen?«

Er schiebt mir ein Ticket herüber. »Der Flug geht um sechs Uhr.«

»Sie machen Witze.« Bis dahin sind es noch sechs Stunden. Ich habe kaum genug Zeit, um zu packen und mein Haus abzuschließen, doch ich schätze, auch das wird er schon mit Jason durchgeplant haben. Verdammte Brüder. Ich habe drei ältere, die ich über alles liebe, doch sie können verflucht herrisch sein.

Ich schnappe mir das Ticket und drücke mich hoch auf die Füße. Meine Bewegungen sind ungelenk, und ich brauche eine Ewigkeit dafür, während Jason die ganze Zeit über mit ausgestreckter Hand dasteht, als bräuchte ich seine Hilfe. Ich schlage sie weg, greife nach den Krücken und schwanke leicht, als mir die Nackenschmerzen hinauf in den Schädel schießen.

Ich zucke und presse die Augen zusammen, während ich mich so drehe, dass sie nicht sehen können, wie sehr ich mit meinem verdammten Kopf zu kämpfen habe. Ich muss wieder zurück aufs Eis. Es ist das Einzige, was ich kann, und die Stille und Unsicherheit machen mich noch verrückt, wenn ich nachts allein bin.

Chicago? Es ist später November und immer noch Beginn der Saison. Ich muss genauso wenig zurück in die brutale Kälte des Nordens, wie ich noch einmal mit dem Kopf in die Bande knallen muss.

Es wird heftig werden. Wenn sie tatsächlich glauben, dass meine Rückkehr mir helfen wird zu entspannen, dann sind sie größere Idioten, als ich gedacht habe.

Sie ist dort. Das Mädchen, an das ich immer noch denke. Das Mädchen, bei dem ich mir immer noch wünsche, ich hätte alles anders gemacht.

Das Mädchen, das meine Nummer blockiert hat und aus allen sozialen Medien verschwunden ist, als ich in Charlotte eintraf, nur Stunden nach der besten Nacht meines Lebens.

Seit fünf verdammten Jahren habe ich es außer für Spiele vermieden, nach Chicago zurückzukehren, aus Angst, ihr zu begegnen. Was mich zu einem Weichei macht, denn Chicago ist eine große Stadt und ich habe keine Ahnung, ob sie überhaupt noch dort ist. Gleichzeitig gibt es keinen Grund für sie, von dort wegzugehen.

Ja. Chicago und zu Hause werden niemals für Entspannung stehen und dafür, zur Ruhe zu kommen.

Nicht, solange ich noch immer an einem Mädchen hänge, das wenig Zeit für mich gehabt hatte, sich nur langsam öffnete und mir dann das Beste von sich gab, nur um anschließend klarzustellen, dass sie von Anfang an nicht viel von mir hatte wissen wollen.

***

»Ma.« Ich schlage ihr auf die Finger. Sie behandelt mich wie einen Sechsjährigen, der mit Fieber zu Hause ist.

Sie hebt die Hände und tritt von der Decke zurück, die sie mir gerade um die Hüften feststecken wollte.

Ja. Um meine Hüften. Als könnte ich die Hände meiner Mutter so nah an meinem Schwanz gebrauchen.

»Geh nach Hause.« Ich stöhne und ziehe die Decke höher. »Mir geht’s gut.«

»Der Doktor sagt …«

Ich weiß, was der Doktor sagt, weil sie seine Worte bereits seit Tagen wiederholt. »Der Doktor sagt, dass ich schlafen muss und meine Pillen nehmen und essen und mich so viel wie möglich bewegen soll. Er sagt nicht, dass du mir alle dreißig Sekunden auf die Pelle rücken sollst.«

Ich bin ein Vollidiot. Und noch dazu ein schlecht gelaunter. Ich kann nicht anders. Seit meiner Operation am vorderen Kreuzband sind drei Tage vergangen. Das Ende meiner Eishockeykarriere liegt näher, als ich es mir jemals mit siebenundzwanzig hätte vorstellen können, und wenn meine Mutter das nicht verstehen kann, wird es dringend Zeit, dass sie geht.

»Aber, Schätzchen …«

»Mom.« Es ist nicht leicht, doch ich nehme die Schärfe aus meiner Stimme. »Geh heim schlafen. Es ist spät, und Dad vermisst dich bestimmt schon. Mir geht es gut. Ich werde bald ins Bett gehen, und du kannst mir morgen wieder auf die verdammten Nerven gehen, okay?«

Sie zeigt mit dem Finger in meine Richtung und starrt mich an. »Es wird nicht geflucht.«

»Wenn du kein Fluchen hören willst, hättest du nicht Dad heiraten und vier Kinder mit ihm bekommen sollen. Alles Jungs.«

Sie wirft die Hände in die Luft und zwinkert. »Herr im Himmel, alles was ich wollte, war eine Rückenmassage.«

Stöhnend drücke ich mir die Handballen in die Augenhöhlen. »Verdammt, Mom. Jetzt habe ich heute Nacht Albträume. Ich will diesen Mist nicht von dir hören!« Sie regt sich wegen des Fluchens auf, doch dann flucht sie zu Gott. Mom ist schlimmer als wir Jungs zusammen.

In ihrer Stimme schwingt ein Lachen mit. Gut. Sie muss aus meinem Haus verschwinden. »Pass auf deine Sprache auf, oder ich werde dir alles darüber erzählen, wie dein Dad mich mal …«

»Ah! Stopp!«, rufe ich. Mein Kopf, dem es langsam besser geht, beginnt wieder zu schmerzen. Ich habe eine Woche auf den Eingriff warten müssen, als ich nach Chicago kam. Der Arzt wollte mich nicht operieren, bevor wir wussten, dass mit meinem Kopf alles okay ist, was ich verstehen kann. Doch es bedeutet auch, dass sich meine Genesung um eine verdammte Woche nach hinten verschiebt. Obwohl es mir gut geht und ich mich etwas bewege, nehme ich immer noch Schmerzmittel und bin wie benebelt.

Und verdammt, mein Knie schmerzt.

Ich drehe mich auf der Couch auf die Seite, was mit der Schiene, die ich noch immer tragen muss, beinahe unmöglich ist. Tagsüber muss ich dann auch noch diese Maschine um mein Bein haben. Sie sorgt dafür, dass das Blut fließt und es zu keiner Gerinselbildung oder Ähnlichem kommt, doch sie ist furchtbar, genau wie der ganze Rest.

Ich will aufs Eis und Tore schießen. Das ist mein Leben gewesen, seit ich neun bin. Eigentlich schon vorher, denn alle meine Brüder spielen Profihockey, und mein Vater hat es auch getan. Ich kann mich an keinen Tag meines Lebens ohne Hockey erinnern, auch wenn ich mich erst mit acht in den Sport verliebt habe. Doch es hat nie irgendwelchen Druck gegeben. Es liegt uns einfach im Blut. Ist in unserer Seele. Wenn ich jetzt ans Spielen denke, ist da eine dunkle Leere, die mich zu einem Arschloch werden lässt, denn wenn ich nicht Jude Taylor bin, der verdammt beste Eishockeyspieler der Liga … Wer zur Hölle bin ich dann?

Ich will nicht darüber nachdenken, und zum Glück kehrt Mom ins Wohnzimmer meines Mietapartments zurück und setzt sich auf einen Stuhl neben mich.

Sie schreibt eine Liste auf einen Notizblock und pfeift leise. Meine Mutter singt immer. Sie und mein Dad haben sich kennengelernt, als er nach einem Spiel in eine Bar ging und sie bei irgendeiner Open-Mic-Nacht auf der Bühne stand. Dad sagt immer, dass sie die Lunge und die Stimme hat, um berühmt zu sein. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie es bedauert, die Sache nicht weiter verfolgt zu haben. Aber tut sie es nun?

»Denkst du manchmal daran, wie dein Leben ohne Hockey verlaufen wäre, Ma?«

Ich bin müde, also lege ich mich zurück auf die Couch und werfe mir einen Arm übers Gesicht. Ich will nicht, dass sie mich so aufgewühlt sieht. Nachdenklich. Voller Selbstzweifel.

Ihr Pfeifen verstummt, und ich bin mir sicher, dass sie mich ansieht. Meine Familie ist laut und wild und leicht verrückt, wenn wir alle zusammen sind, doch wir rühren nur selten an den tiefer gehenden Fragen des Lebens. Und wenn wir es tun, dann beenden wir das Ganze schnell mit irgendeiner Klugscheißer-Antwort und machen weiter.

»Wie kommst du darauf?« Ich höre das Rascheln von Papier und weiß, dass sie die Liste abgelegt hat, die sie wahrscheinlich für das angeheuerte Team erstellt, das für mich kocht, putzt und Besorgungen macht. Mom hat gesagt, dass sie das alles tun kann. Doch ich habe mich für den Hausservice entschieden. Mom hat ihr eigenes Leben. Ich weiß, dass sie mir helfen will, doch sie neigt dazu, es zu übertreiben.

»Ich habe nur gerade an dein Singen gedacht. Dad hat immer gesagt, du hättest ganz groß damit rauskommen können. Und dass er sich manchmal fragen würde, was aus dir geworden wäre, hätte er dich nicht erobert und wäre nicht all deine Energie in ihn und seine Karriere geflossen.«

»Hat er das?« Sie klingt überrascht, so überrascht, dass ich den Arm vom Gesicht nehme und mich zu ihr drehe.

»Ja. Hat er dir das nie gesagt?«

»Vielleicht am Anfang.« Sie zuckt mit den Schultern, zupft am Ärmel ihres Kaschmirpullovers und schüttelt den Kopf. »Ich habe das Singen geliebt. Trotzdem habe ich nie viel darüber nachgedacht. Es war nur einfach diese Sache, die ich gut konnte. Außerdem hat es mir dabei geholfen, bei diesen Open-Mic-Abenden an Freigetränke zu kommen.« Ich grinse. Damals, in ihren Zwanzigern, war sie wild. Ich habe viele Geschichten darüber gehört. »Dein Dad … oh Mann. Er marschierte in diese Bar, und ich hätte fast meinen Text vergessen, so gut sah er aus.« Sie beugt sich vor und drückt mein Handgelenk. Ihre Hände sind kalt, weil ihr immer kalt ist, doch auch so sanft wie ihr Lächeln, und sie duftet wie ein Chanel-Parfüm. Ihre Augen bekommen diesen verträumten Ausdruck wie jedes Mal, wenn sie von meinem Dad spricht. Nach fünfundvierzig Jahren Ehe ist das beeindruckend. »Ich bereue nichts daran, dass ich mein Leben aufgegeben habe und deinem Dad gefolgt bin. Ich habe ihn so sehr geliebt, dass es für mich keine andere Wahl gab, als ihm dabei zu helfen, seine Träume zu verwirklichen. Genauso, wie er mir meine Träume erfüllt hat.«

»Und die waren?«

»Du. Deine Brüder. Eine Familie. Das ist alles, was ich mir je gewünscht habe, Jude.« Sie tätschelt meine Hand und hebt den Notizblock auf. »Und jetzt schüttle diese Angst ab, die da hinter deinen Augen sitzt. Du wirst wieder in Ordnung kommen. Und schneller auf dem Eis sein, als du es dir vorstellen kannst, während ich dich mit meinen täglichen Textnachrichten nerven werde. Verstanden?«

Am Ende zittert ihre Stimme ein bisschen, was bedeutet, dass sie sich das alles genauso sehr wünscht wie ich und ebensolche Angst hat, dass es nicht so sein wird.

Trotzdem gefällt mir ihr Traum.

»Ja, Mom. Ich habe verstanden.«

Sie kritzelt eine Einkaufsliste mit Lebensmittel für Gina, fragt mich, was ich brauche, was ich möchte, ob ich noch Zahnpasta habe, und ich werde so müde, ihre Fragen zu beantworten, dass ich fast eingeschlafen bin, als mein Telefon klingelt.

»Jude.« Meine Stimme klingt schläfrig von den Medikamenten. In meinem Kopf beginnt es zu pochen.

»Hallo, Mr. Taylor. Hier ist Natasha vom Lake View Therapiezentrum.«

»Oh, ja. Um was geht es denn?« Ich setze mich auf der Couch zurecht und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Mom beobachtet mich, während sie ihre Sachen zusammenräumt. Es ist spät, weit nach acht. Ich bin überrascht, dass sie jetzt noch anruft.

»Wir haben die Berichte des Chirurgen über Ihren Eingriff erhalten und seine Notizen für einen detaillierten Therapieplan, nach Ihrem letzten Treffen mit ihm. Er möchte, dass Sie am Mittwoch bei uns vorbeikommen, damit wir besprechen können, wann Sie beginnen. Ist das möglich?«

»Mittwoch? Das ist …« … früher, als ich erwartet habe, und etwas Kaltes, das nach Angst riecht, sticht mir in die Brust. Mom hatte mich am Morgen zu diesem Termin gefahren, von dem die Frau am Telefon spricht. Der Chirurg behauptet, dass alles gut gelaufen ist und meine Röntgenbilder großartig aussehen. Doch was ist, wenn doch etwas schiefgelaufen ist? Die Menschen übersehen ständig etwas auf Röntgenbildern, oder? Ich habe Kabelanschluss. Ich habe diese verrückten Medizinshows gesehen.

»Mr. Taylor?«

Verdammt.Konzentrier dich. »Ja, ich bin hier. Mittwoch. Wann?«

Sie gibt mir einen Termin um zehn Uhr morgens bei einem Kerl namens Logan und sagt, dass wir dann auch die weitere Behandlung besprechen werden. Wir beenden das Gespräch, und im gleichen Moment tippt Mom mit dem Stift auf ihren nun vollen Notizzettel.

»Ich beginne am Mittwoch mit der Physiotherapie.«

»Gut. Das ist gut.«

Ihr Stift macht tap, tap, tap, und ich spüre ihren Blick auf mir, besorgt, hoffnungsvoll … verängstigt. Verrückt, wie man die Gefühle seiner Mom spüren kann, auch wenn sie gar nichts sagt. Vielleicht ist das auch nur bei meiner so. Womöglich denkt sie so laut, wie sie lacht.

»Mom?« Ich drehe den Kopf in ihre Richtung und öffne ein Auge.

»Ja, mein Schatz?«

»Geh nach Hause. Wir sehen uns morgen früh wieder.«

Sie seufzt, und dann streichen ihre Lippen über meine Stirn, und ihre Hand fährt mir durchs Haar. Fast entschuldige ich mich dafür, dass ich ihr gegenüber so ein Idiot bin. Ich liebe sie.

»Du hast recht. Ich sollte gehen. Ich glaube, ich brauche heute Nacht noch eine Rückenmassage.«

»O mein Gott, du bist furchtbar!«

Lachend verlässt sie meine Wohnung, während ich gegen den Impuls ankämpfe, mir glühende Schürhaken in die Ohren zu rammen, um mit ihnen wegzubrennen, was ich gehört habe.

Kapitel 3

Katie

»Katie!«

»Whoa.« Instinktiv strecke ich die Arme aus und greife nach der Naturgewalt, die gegen mich geknallt ist.

Kaum habe ich mein Portemonnaie und meine Laptop-Tasche in meinem Spind im Pausenraum verstaut, sehe ich mich einem zum Pferdeschwanz gebändigten leuchtend roten Haarschopf und langen dünnen Armen gegenüber, von denen der Schrei ausgegangen ist. Meine Kollegin und Freundin Avery.

Ihre Hände liegen auf meinen Oberarmen, und sie schüttelt mich so fest, dass meine Zähne aufeinanderschlagen. »Heilige Scheiße! Katie! Du wirst es nicht glauben! Du wirst nicht glauben, wer heute hierherkommt!«

Wir arbeiten mit einem der besten orthopädischen Chirurgen der Staaten zusammen. Auf der Liste seiner Patienten stehen einige der erfolgreichsten Profi-Athleten des Landes ebenso wie die meisten aus Chicago. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass wir Profisportler behandeln. Ich habe mich schon um eine ganze Reihe von Football- und Baseballspielern gekümmert und bereits im College so viel Zeit mit Sportlern verbracht, dass ich immer versuche, nicht nur professionell zu sein, sondern mich auch daran zu erinnern, dass sie einfach nur Menschen sind.

Avery jedoch hat eine … extrovertiertere … Persönlichkeit. Weshalb sie auch nicht mit den Sportlern arbeiten darf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Chefin zu viel Angst davor hat, am Ende noch eine Anzeige zu bekommen.

»Avery.« Ich löse ihren Griff und streiche mir das Shirt glatt. »Reiß dich zusammen, Frau.«

Ihr Verhalten wäre spaßiger, wenn sie in meinem Alter oder jünger wäre. Doch die Frau ist zweiundvierzig. Verheiratet. Hat drei kleine Kinder, zwei Jungs und ein Mädchen. Aber ich schwöre, dass sie im Herzen immer noch ein vierzehnjähriger Teenager ist – mit all dem Gekreische, das damit einhergeht.

»Ich kann nicht!« Sie schlägt die Hände zusammen. Ihre Lippen sind in einem leuchtenden Rot geschminkt, das fast die gleiche Farbe hat wie ihr feuerrotes Haar. Ihr Pferdeschwanz schwingt hin und her, während sie auf ihren Füßen wippt. »Rate! Nein, warte. Darauf wirst du nie kommen. Ich sag es dir.«

Ich schließe meinen Spind ab und seufze. Wenn sie jetzt nicht all ihre Energie mit viel Lärm herauslassen kann, wird sie noch die Patienten verschrecken. Und bald wird Herman McDowell zu mir kommen. Er ist fünfundachtzig und erholt sich von einer Hüftoperation. Eine falsche Bewegung, und das war es vielleicht für den netten alten Mann.

»Wer, Avery? Wer kommt heute vorbei, dass du so aufgeregt bist?«

»Jude Taylor!« Sie schreit seinen Namen, kreischt ihn, doch ich höre alles nur noch wie durch einen Tunnel, durch den Wasser rauscht. Meine Haut wird klamm, und ich schwöre, dass der Raum sich plötzlich leicht dreht.

»Wer?« Ich muss das falsch verstanden haben. Ja, das muss ich, aber Avery ist zu beschäftigt damit, über seine Brüder, sein Aussehen und seine Erfolge in Charlotte zu plappern und darüber, wie sie es geliebt hat, damals zu seinen Spielen für das Chicago College zu gehen, dass es keinen Zweifel gibt, wessen Namen sie gesagt hat.

»Avery.« Sie ignoriert mich und streicht sich die kleinen Haarsträhnen glatt, die immer an ihren Schläfen abstehen. Ich hebe die Stimme. »Avery!«

»Oh, ja? Ist das nicht der Wahnsinn? Ich meine, er ist aus Charlotte hierhergekommen. Verrückt, nicht wahr? Und hast du das Spiel gesehen, in dem er verletzt wurde? Ehrlich gesagt hat er Glück gehabt, dass es nur sein Knie war. Seine Birne könnte Matsch sein, so wie er gegen die Bande gekracht ist.«

Ja. Ich habe es gesehen. Ich habe es in den Nachrichten gesehen an jenem Abend, erst gehört, und dann habe ich mir das Spiel noch einmal auf dem Hockey-Kanal angeschaut. Und es mir danach gleich noch mal angesehen. Vielleicht zehn Mal. Ich habe auch geweint. Avery hat nicht ganz unrecht. Nikos Selkin sollte nach der Nummer, die er sich da geleistet hat, von allen Profiteams ausgeschlossen werden. Es ist nicht das erste Mal, dass er auf dem Eis fast jemanden getötet hätte.

»Jude kommt hierher?«

Mein Gehirn kann die Nachricht noch immer nicht richtig verarbeiten. Er lebt in Charlotte. Nicht in Chicago. Sie haben das Duke und die UNC, zwei unglaubliche medizinische Einrichtungen mit großen Reha-Bereichen. Warum ist er hier?

»Heute um zehn Uhr. Logan ist sein Therapeut, doch ich spiele mit dem Gedanken, ihn anzuflehen, dass er ihn mir überlässt. Hmm … was würde ich dafür geben, meine Hände auf diese Schenkel zu legen. Und diese Bauchmuskeln …«

»Wenn du seine Bauchmuskeln anfasst, hast du eine Klage am Hals, Avery. Die Verletzung ist an seinem Knie.«

Sie lacht, als ob ihr das egal wäre. Normalerweise lieben wir sie genau dafür. Es macht Spaß, jemanden um sich zu haben, der für immer jung im Herzen ist und sich komplett unangemessen verhält.

Doch nun denke ich an Judes Bauchmuskeln, und mir ist nicht nach Lachen zumute. Für einen Moment fürchte ich, mich übergeben zu müssen. Fünf Jahre ist es her, dass er mich wochenlang auf dem Campus verfolgt und mich überredet hat, ihm eine Chance zu geben, was ich schließlich getan hatte. Eine Nacht. Eine unglaubliche Nacht hatten wir zusammen, und dann war er gegangen.

Er ist mir in dem Moment durch die Finger geglitten, als mir klar wurde, dass ich mich in ihn verlieben würde, und ich habe versucht, mir einzureden, dass es so zu meinem Besten sei. Mein ganzes Leben lang habe ich mich nach Stabilität gesehnt, doch mit einem Sportler zusammen zu sein, vor allem mit einem Eishockeyspieler, der ständig auf Achse ist oder das Team wechselt, ist das genaue Gegenteil davon.

Es ist besser, dass er gegangen ist, bevor ich mich zu sehr in ihn verlieben konnte.

Zumindest habe ich mir das immer wieder selbst gesagt.

Doch das heißt nicht, dass ich ihn vergessen habe. Ich bin eine Idiotin gewesen und habe jeden Mann, mit dem ich seit Jude zusammen war, mit ihm verglichen – und niemand konnte mit ihm mithalten … in keiner Beziehung.

Nun ist er hier. Er ist zurück. Auf meiner Scholle.

Ich habe die Nachrichten gesehen. Ich habe die Artikel gelesen. Sein vorderes Kreuzband war gerissen. Diese Art von Verletzung und der anschließende Eingriff könnten ihn seine Karriere kosten, sollte die Heilung nicht vollständig sein. Er muss besorgt sein.

Es bedeutet auch, dass er für Wochen hier sein und sich erholen wird, und obwohl unsere Einrichtung groß ist, mit zwei Dutzend Therapeuten, die sich auf verschiedene Bereiche spezialisiert haben, handelt es sich doch um einen großen offenen Behandlungsraum.

Es wird keinen Weg geben, ihm zu entkommen.

Wie zum Teufel soll ich damit umgehen?

***

Die Uhr steht auf 9:56 Uhr. Um kurz vor halb acht hat Avery eine Bombe epischen Ausmaßes in meinen Schoß fallen lassen, ohne dass es ihr bewusst gewesen wäre. Seit zweieinhalb Stunden versuche ich den Blick von der Uhr zu nehmen, zähle die Minuten herunter, während ich darauf warte, dass Jude hereinkommt … oder hereinhumpelt, zurück in mein Leben. Ich schwitze, als hätte ich gerade eine Stunde Bikram-Yoga hinter mir, wie ich sie gleichermaßen liebe und verfluche. Und nun dröhnt der Minutenzeiger der Wanduhr in meinen Ohren. Wie betäubt warte ich darauf, dass meine Patientin geht, und mache Termine für zwei weitere Patienten. Ich sollte im hinteren Bereich sein und mir einen Proteinriegel schnappen, bevor mein nächster Patient kommt, doch Eloise mag es, über ihre Enkelkinder zu plaudern, die in Minnesota und Iowa leben, und manchmal dauert es ein bisschen, bis ich sie zur Tür hinausgescheucht habe.

Ich möchte nicht am Empfang stehen, wenn Jude kommt. Ich möchte auf dem halben Weg nach Tahiti sein, doch da ich nicht in vier Minuten in ein Flugzeug springen kann, werde ich mich im hinteren Bereich verstecken.

»In Ordnung, dann sehen wir uns also am nächsten Dienstag, Eloise. Und arbeiten Sie bis dahin weiter an Ihrer Hüfte.« Ich mache einen kleinen Hüftschwung, denn mit dreiundsechzig hat Eloise es immer noch drauf. Sie hat sich vor einigen Wochen in einer Tangostunde die Leiste gezerrt, und ich helfe ihr, ihren Körper wieder fit fürs Tanzen zu bekommen. Sie sagt, dass auf dem Tanzboden die ganzen heißen Typen zu finden sind.

Ich glaube ihr aufs Wort.

»Grüßen Sie Harper und Hannah ganz lieb von mir.«

»Oh, das werde ich, meine Liebe.« Sie schiebt ihre Unterlagen zusammen. »Ich werde Ihnen auf jeden Fall das Video von ihrem Schulauftritt mitbringen. Sie können Lieder schmettern wie Pavarotti.«

»Ich wette, das können sie.« Ich lächele so heftig, dass meine Wangen schmerzen. Meine eine Hand klopft noch immer wie eine Zeitbombe an meiner Seite und endlich, endlich saust Eloise zur Tür hinaus, während sie sich eine Strähne ihres leuchtend pinkfarbenen Haars hinter das Ohr schiebt.

Sobald sie weg ist, taucht Avery neben mir auf und drückt meinen Arm. Logan ist weiter hinten und bereitet sich vermutlich auf den Termin vor. Er ist schon den ganzen Tag über aus dem Gleichgewicht, aber wer könnte ihm das verübeln. Er ist nur ein paar Jahre älter als wir, und wie fast jeder Einwohner Chicagos ist er ein großer Eishockeyfan. Offensichtlich sind wir alle aus ganz verschiedenen Gründen wegen des bevorstehenden Termins mit den Nerven durch.

»Gleich wird er hier sein«, kreischt sie mir ins Ohr. Zumindest übertönt sie damit das Ticken der Uhr.