Ice Kings – Spiel mit dem Feuer - Stacey Lynn - E-Book
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Ice Kings – Spiel mit dem Feuer E-Book

Stacey Lynn

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Beschreibung

Tessa Chauncy bedeutet Ärger. Sie ist wunderschön, heiß und absolut tabu für mich. Ich habe beobachtet, wie andere Männer ihr nachschmachten und mich gezwungen, mich zusammenzureißen. Hey, ich bin Eishockeyspieler in der NHL - ich bin die Selbstbeherrschung in Person!

Nur nicht, wenn Tessa ins Spiel kommt.

Mit ihrem Augenaufschlag und ihrem sexy Blick kann sie gestandene Männer in die Knie zwingen. Ich habe es selbst gesehen. Aber was soll ich machen: Auch ich bin ihr verfallen. Sie ist die Frau, die ich will, auch wenn es falsch ist. Außerdem ist sie meine neue Mitbewohnerin - und ganz nebenbei die kleine Schwester meines besten Freundes.

Auch, wenn ich unsere Freundschaft damit aufs Spiel setze: Ich kann einfach nicht anders. Ich will sie - und ich habe es satt zu warten!

Der dritte Band der heißen Sports Romance um die Eishockeyspieler der Carolina Ice Kings.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

Über dieses Buch

Tessa Chauncy bedeutet Ärger. Sie ist wunderschön, heiß und absolut tabu für mich. Ich habe beobachtet, wie andere Männer ihr nachschmachten und mich gezwungen, mich zusammenzureißen. Hey, ich bin Eishockeyspieler in der NHL – ich bin die Selbstbeherrschung in Person!

Nur nicht, wenn Tessa ins Spiel kommt.

Mit ihrem Augenaufschlag und ihrem sexy Blick kann sie gestandene Männer in die Knie zwingen. Ich habe es selbst gesehen. Aber was soll ich machen: Auch ich bin ihr verfallen. Sie ist die Frau, die ich will, auch wenn es falsch ist. Außerdem ist sie meine neue Mitbewohnerin – und ganz nebenbei die kleine Schwester meines besten Freundes.

Auch, wenn ich unsere Freundschaft damit aufs Spiel setze: Ich kann einfach nicht anders. Ich will sie – und ich habe es satt zu warten!

STACEY LYNN

ICE KINGS

SPIEL MIT DEM FEUER

Aus dem Amerikanischen von Susanna Arens

Kapitel 1

Tessa

»Was zum Teufel …?«

Meine Handtasche plumpst mit einem dumpfen Laut auf den Boden, und hinter mir fällt die Tür meines Apartments ins Schloss.

Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, dass ich in meinem Apartment bin. Demselben, in dem ich drei Jahre lang mit Will, meinem seit kurzem Ex-Verlobten, gelebt habe.

Wir haben uns vor einiger Zeit getrennt, auch wenn ich ihm schon viel früher in den Hintern hätte treten sollen. Ich vermisse ihn nicht, was entweder daran liegt, dass ich von einem Reptil mit einem ähnlich kalten Herzen abstamme oder ich mir meiner Entscheidung, Schluss zu machen, noch immer vollkommen sicher bin.

Meine Finger krümmen sich um meine Schlüssel, meine einzige und letzte Verteidigungslinie, doch soweit ich sehen kann, ist da nichts mehr, was mir gestohlen oder weggenommen werden könnte, weil da überhaupt nichts mehr in meinem Wohnzimmer ist. Weder unser Sofa noch der kleine Fernsehtisch oder unser Fernseher. Der einzige Beweis, dass sich meine Möbel jemals hier befunden haben, sind die Abdrücke auf dem Teppich und daneben leichte Staubränder, wo Bücherregale und Sitzmöbel seit Jahren unverändert gestanden hatten.

Mein Puls schießt in die Höhe, und für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, Will anzurufen. Ich habe ihn seit Wochen telefonisch gedrängt, damit er endlich seinen Kram abholt und hier aufräumt. Vorzugsweise während ich auf der Arbeit bin. Meine letzte Nachricht liegt ein paar Tage zurück und war jenseits von unhöflich.

»Hör gut zu, du Koks schniefendes und nun wahrscheinlich obdachloses Arschloch. Hol dieses Wochenende, wenn ich nicht in der Stadt bin, deinen Scheiß aus meinem Apartment, oder ich schmeiße alles in den Müll, wenn ich wieder zurück bin. Es ist mir ernst, Will.«

Das Ganze hier ergibt nur einen Sinn, wenn ich ausgeraubt worden bin, nachdem er den Schlüssel auf die Anrichte gelegt und die Wohnung unverschlossen verlassen hat. Alles wurde geplündert, nachdem er nur die Dinge mitgenommen hat, die er mitnehmen sollte – wie seine Kleidung, denn alles andere habe ich gekauft. Es kann nicht sein, dass Will hierhergekommen ist und nicht nur seine, sondern auch meine Sachen hinausgetragen hat. Oder doch?

Als Erstes werde ich das Apartment gründlich inspizieren, und es kribbelt mich in den Fingern, mit der Küche zu beginnen. Als ich den Schrank öffne, erwarte ich, meine Teller zu sehen, hellblau mit gelben Streifen am Rand, ordentlich gestapelt neben den passenden Schalen. Doch da ist nichts. Alles weg. Tatsächlich sind alle Schränke geleert, bis auf einige Konserven mit Gemüse.

»Im Ernst jetzt?« Ich öffne die Tür zur Vorratskammer und schlage sie wieder zu. Alles Essbare und nicht Essbare ist verschwunden. Plus die geöffnete Weinflasche, die ich am Abend zuvor auf der Anrichte stehen gelassen habe. Welches Monster schnappt sich eine angebrochene Weinflasche?

Jeder Vorrats- und Badschrank ist ebenfalls geleert worden, und als ich mich unserem Schlafzimmer nähere, hat sich Zorn zu einem schweren, großen Knoten in meinem Magen geballt.

Ich kann nicht glauben, dass er mir das angetan hat. Penner. Ja, das ist er. Früher war er nicht so, oder er hat mich so getäuscht, dass ich mir nicht vorstellen konnte, er könnte jemals so werden. Trotz allem kann ich immer noch nicht glauben, dass er es fertigbringt, mir so einen harten Schlag zu verpassen. Als wir uns kennenlernten, war Will Stantham ein Privatkundenberater bei der Toronto Royal. Er arbeitete drei Etagen über mir und verwaltete Vermögen in Millionenhöhe, während ich in einem kleinen Büro unserer Geschäftszentrale saß und stumpfsinnig dabei half, Broschüren und Slogans für unsere Marketingkampagnen zu erstellen.

Marketingassistentin bei einer Bank. Es ist nicht unbedingt die aufregende und kreative Arbeit, von der ich geträumt hatte, als ich meinen Fuß in die vermeintlich schillernde Welt der Werbung gesetzt habe.

Dann veränderten sich die Dinge. Will wurde bei einer Beförderung übergangen, war sauer und aufmüpfig seinem Chef gegenüber, irgendwann wurde er dann gegangen und kämpfte darum, einen neuen Job zu finden. Während des gesamten vergangenen Jahres habe ich ihn unterstützt, bis ich es irgendwann nicht mehr konnte. Bis dahin habe ich mich schützend vor ihn gestellt und dabei zugesehen, wie er Gewicht verlor, die Nacht durchmachte und die Tage durchschlief.

Ich bin nicht blind. Irgendwann hat er begonnen, Drogen zu nehmen. Das weiße Pulver auf meinem Couchtisch war nicht der erste Hinweis, dass etwas nicht in Ordnung war. Vielmehr war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Aber das hier?

»Wie nett von ihm«, murmele ich, als ich gegen den Reisekoffer trete, den er mir gelassen hat. Er ist der Grund, warum ich heute Nachmittag in das Apartment zurückgekehrt bin.

Ich habe einen Flug, der nicht auf mich warten wird.

Aber jetzt … soll ich überhaupt fliegen? Mein Blick wandert durch die Wohnung, und plötzlich muss ich laut lachen. Das Geräusch hallt von den Wänden wider und klingt so manisch, dass ich zusammenzucke. Entweder werde ich zu meinem Bruder fliegen oder das Wochenende in einem Hotel verbringen müssen. Will, dieser Bastard, hatte nicht mal mehr so viel Anstand, mir mein Bett zu lassen, dabei habe ich es mir erst vor zwei Monaten gekauft. Ich weiß, ich hätte zwei Einzelbetten, statt eines in Kingsize-Größe kaufen sollen. Schließlich ist es nicht so, als hätten wir in den letzten Monaten das Bett miteinander geteilt.

Ich halte mich am Griff des Koffers fest und atme tief aus, während mir Gedanken durch den Kopf schwirren. Ich sollte die Polizei rufen. Will anzeigen. Doch was, wenn er gar nicht dahintersteckt? Wird meine Hausratversicherung dafür aufkommen?

In meinem Kopf herrscht Chaos, und ich lasse den Koffergriff wieder los. Egal, wie mein nächster Schritt aussieht, hier kann ich nicht bleiben. Hier gibt es nichts mehr außer Salat und einem Teppichboden, der dringend gesaugt werden muss, nur dass der Staubsauger weg ist.

Kaum zu glauben. In drei Jahren hat Will nicht ein einziges Mal das Apartment geputzt, und nun stiehlt er den Staubsauger? Wozu? Um ihn zu Geld zu machen?

Ich kriege es einfach nicht in meinen Schädel.

Als würde Sawyer von meinem inneren Kampf wissen – denn er und ich konnten einander schon immer besser durchschauen als jeder Stimmungsring aus dem Billigladen –, meldet sich mein Handy mit dem Song Whatta Man von Salt ’n’ Pepa von 1993. Sawyer winkt jedes Mal entschieden ab, sobald ich die Zeile singe, wenn er etwas Nettes für mich tut.

Doch als seine kleine Schwester ist es nun mal mein Job, ihn in den Wahnsinn zu treiben.

Ich eile dorthin, wo die gedämpfte Melodie herkommt und ich meine Handtasche fallen gelassen habe, schnappe sie mir und nehme den Anruf gerade noch rechtzeitig an.

»Sawyer«, sage ich atemlos.

»Was ist passiert?« Irgendwie scheinen seine hellseherischen Fähigkeiten über mehr als zwölfhundert Kilometer hinweg sogar noch besser zu funktionieren als sonst.

Seine Stimme klingt wie eine Naturgewalt. Ich sehe ihn förmlich vor mir, wie er finster blickt. Schwarze Brauen, viel dicker als meine, die bei gerunzelter Stirn vermutlich wie zusammengewachsen aussehen, weil er sich lieber die Eier abschneiden als einen Kosmetiksalon betreten würde.

»Ich …« Der Schock über das, was mir gerade passiert ist, trifft mich unvermittelt wie ein Schlag in die Magengrube. Und das tut weh. Sawyer hat das mal mit mir gemacht, als ich zwölf war. Er behauptet immer noch, es wäre ein Unfall gewesen. Und ich erinnere mich immer noch, wie er sich vor Lachen gekrümmt hat. »Ich …«

»Tessa. Verdammt. Sprich mit mir.«

Geduld war noch nie seine Stärke.

Tränen schießen mir in die Augen und laufen mir über die Wangen, bevor ich etwas dagegen tun kann. »Sawyer.« Ich weine. »Meine Wohnung … Ich glaube, Will hat alles ausgeräumt.«

Er flucht, als wäre ich sein Gegner auf dem Eis, beschimpft meinen Ex, und dann tut er, was er immer tut.

Er übernimmt die Kontrolle, kümmert sich um mich und macht seinen Job als großer Bruder – er beschützt mich und hilft mir, wenn alles aus dem Ruder läuft.

Wenige Stunden später sitze ich als schmutziges Häufchen Elend eingequetscht auf dem Mittelsitz einer vollbesetzten Maschine.

Doch als mich mein großer Bruder schließlich in seine Arme schließt und mir dabei fast die Rippen bricht, vergrabe ich das Gesicht an seiner Brust.

»Hey, Sis.«

Ich schniefe und hinterlasse vermutlich einen Rotzfleck auf seinem T-Shirt. Ich werde ihn später darauf hinweisen, wenn ich wieder darüber lachen kann.

»Sawyer«, stöhne ich. Ich klammere mich an ihn, als wollte ich ihn nie mehr loslassen. Ich stinke. Mein Haar ist eine fettige Katastrophe, und ich brauche dringend ein Bier und einen großen Teller Nachos, um diesen Tag zu vergessen.

»Hey. Ich liebe dich, aber du müffelst ganz schön.«

Ich schlage gegen seine Schulter und weiche ein Stück zurück, wische mir mit dem Finger unter der Nase lang und schmiere den Rotz dann neben den anderen Fleck auf seinem Shirt.

»Igitt.« Er schlägt meine Hand weg und greift dann nach meinem Kinn. Er schüttelt mich, und wieder schubse ich ihn, lache allerdings dabei.

»Du nervst.«

»Und du riechst wie eine Mülltonne.«

»Das ist das Flugzeug. Du hättest mir ein besseres Ticket kaufen sollen.«

Ich fühle mich schon besser, auch wenn das, was passiert ist, immer noch schwer auf mir lastet.

»Alles in Ordnung? Ehrlich?«

»Keine Ahnung. Dass ich mit Will Schluss gemacht habe, war absolut das Richtige … aber dann heute. Alles ist weg.«

Meine Illustrationen. Meine Bücher. Tagebücher, die ich als Teenager geschrieben und in einer Schachtel aufbewahrt habe. Was für ein Vollidiot macht so etwas? Bis auf den letzten Krümel hat er jede Kleinigkeit aus unserem Apartment geräumt. Was will er damit beweisen?

Und warum?

»Dann ist es gut, dass du hier bist.« Er legt mir den Arm auf die Schultern und zieht mich an sich. Mit der Entspanntheit eines Kerls, der während der Saison jede Woche auf Reisen ist, schnappt er sich meinen Koffer und schiebt mich durch die Menschenmenge am Charlotte Airport und hinaus zum Parkplatz für Kurzparker.

»Wo ist Debbie?« Normalerweise begleitet sie Sawyer und kreischt und quiekt und umarmt mich vielleicht sogar noch fester als er.

»Sie ist, ähm … Sie fühlt sich nicht wohl.« Sein Kiefer verspannt sich, und er fährt sich mit der Hand durch das schulterlange braune Haar. Er braucht dringend einen neuen Schnitt, doch nächste Woche startet für seine Mannschaft die Vorsaison. Sawyer wird sich nicht mehr die Haare schneiden lassen, bis die Saison vorbei ist. Egal ob das Anfang April oder viel später sein wird, sollten die Ice Kings es bis in die Playoffs schaffen.

»Fühlt sich nicht gut?«

»Nur ein Virus. Oder irgend so was. Sie ist bald wieder okay. Aber sie freut sich, dich zu sehen.«

»Sonst noch jemand, der weiß, dass ich komme?« Ich hasse mich dafür, dass ich frage. Ich hasse mich, dass ich immer nach ihm frage. Ich war schon in den besten Freund meines Bruders verknallt, bevor ich Auto fahren durfte. Es ist peinlich, und ich habe versucht, es mir abzugewöhnen, doch ohne Erfolg. Jason Taylor ist fest in mein Gehirn eingebrannt als der perfekteste Kerl auf Erden, und niemand kann es mit ihm aufnehmen.

»Ich wette, Jason kann es auch nicht erwarten, dich zu sehen.«

»Bestimmt.« Ich bezweifle es. Jason spricht kaum noch mit mir, und wenn er es tut, tauschen wir beide schmallippig Spitzen aus, um zu sehen, wer zuerst das Handtuch wirft und geht.

Gewöhnlich bin ich das. Außer letztes Silvester. Da ist Jason gegangen.

Stopp!, bremse ich mich selbst in Gedanken. Silvester war ein Wunder. Ich bin mir sicher, dass er mir nicht das Haar von der Schulter gestrichen und mit den Lippen über meine Wange gefahren ist, innegehalten und mir zugeflüstert hat: »Du wirst einen Kerl finden, der dich verdient, wenn du bereit bist, die Augen zu öffnen.«

Seltsam genug, dass ich in einem dunklen Flur an eine Wand gedrückt mit geschlossenen Augen dagestanden habe, als er das sagte, und als ich sie endlich öffnen konnte, um einen Blick zu riskieren … war der Flur leer.

Aber nein. Ich bin mir sicher, dass jene Nacht nur einem meiner vielen Tagträume entstammt, denen ich mich über die Jahre hinweg hingegeben habe, während ich den Teamkollegen meines Bruders angestarrt habe, einen der besten Flügelspieler im Profi-Eishockey.

Bitte. Er kann jede Frau haben. Da braucht er nicht die kleine Schwester seines besten Freundes.

Und die Tatsache, dass er nur eine kleine Schwester in mir sieht, ist einer der Gründe, warum ich so wütend in seiner Gegenwart bin. Dessen bin ich mir durchaus bewusst.

»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagt Sawyer und wuchtet meinen Koffer mit Leichtigkeit in den Kofferraum seines Tundra. »Jason kommt mit jedem aus, und doch könnt ihr beiden nicht im gleichen Raum sein, ohne dass ich die Messer verstecken muss.«

Na ja, großer Bruder, wenn man sich in einen Typen verliebt, der vier Jahre älter ist als man selbst, und man Jahre damit verbringt, ihn durch irgendjemanden zu ersetzen, weil man sich einfach nicht von diesem Fantasiebild von ihm befreien kann, lässt einen das schon mal ein kleines bisschen zickig in seiner Gegenwart werden.

Keine große Sache, ehrlich.

Es stimmt … vor wenigen Stunden hat Will mein Apartment leergeräumt und mir alles gestohlen, und das ist alles Jason Taylors Schuld. Denn ich kann dieses ganze Netz meiner lächerlichen Gedanken mit einem einzigen dünnen Faden bis zu ihm zurückführen.

Kapitel 2

Tessa

Ich schiebe mir einen getoasteten Bagel in den Mund und kaue langsam. Es fällt mir schwer, das Essen hinunterzubekommen, wenn bis in die Diele Würgegeräusche zu hören sind. Ich bin mir nicht sicher, ob mein Bruder mich immer noch für eine naive Neunjährige hält, doch wenn er es tut, ist er ein größerer Idiot, als der, für den ich ihn normalerweise halte.

Ein Gigant auf dem Eis. Ein Dummkopf im wirklichen Leben.

Man muss kein Genie sein, um zu wissen, was los ist. Gestern hatte Debbie angeblich einen Virus. Es ging ihr gut, als ich bei ihnen zu Hause eintraf, und dann ist sie um acht Uhr auf dem Sofa eingeschlafen. Heute Morgen bin ich von dem Geräusch, wie sie sich übergeben hat, aufgewacht. Dann habe ich sie lachen gehört, und dann hat sie sich wieder übergeben, dazu Sawyers Murmeln durch die Wand – offensichtlich befindet sich ihr Badezimmer auf der anderen Seite meines Schlafzimmers –, als er ihr sagt, dass sie nur noch ein paar Wochen durchhalten muss.

Ob sie es vor mir geheim halten wegen allem, was gerade mit Will passiert, oder ob sie das erste Drittel abwarten wollen, bis sie es Mannschaft und Familie sagen, ist die einzige Frage, die ich mir stelle.

Und besser, es hat nichts mit mir zu tun.

Die lauten Schritte, mit denen Sawyer die Holztreppe hinunterkommt, lassen mich von der offenen Küche, in der ich stehe, in seine Richtung blicken, und als er auf mich zu schlendert, muss ich grinsen. Er hat geduscht und trägt Sportsachen. Ich vermute, dass er gleich für ein Workout in die Trainingsräume der Mannschaft gehen wird. Als Verteidiger der Ice Kings und kurz vor Saisonstart befindet sich mein Bruder, so wie ich ihn kenne, bereits rund um die Uhr im Eishockey-Modus.

Zumindest wäre er das normalerweise, sähe er nicht so aus, als müsste er sich gleich selbst übergeben.

Ich schnaube und schlucke meinen Bagel hinunter.

Sawyer sieht mich an und dreht sich dann zum Kaffee, um sich einen Becher einzuschenken.

»Wann ist es so weit?«, frage ich, denn es gibt keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden.

Er flucht, und ich lache. Kaffee tropft ihm über das ärmellose Shirt, und er fasst sich in den Schritt.

»Verdammt, Tess. Erschreck mich nicht so.«

Ich drehe mich auf meinem Stuhl und verschränke die Arme. »Sie hat einen Virus.« Er starrt mich an, während ich an den Fingern abzähle. »Gestern Abend hat sie schon um acht wie im Koma auf dem Sofa gelegen, obwohl wir normalerweise bis in die Nacht aufbleiben und Wein trinken, den sie, wie ich bemerkt habe, nicht angerührt hat, und dann hat sie sich den ganzen Morgen lang übergeben. Ich bin Single und Kanadierin, Sawyer. Aber ich bin keine Idiotin.«

Er zieht Papiertücher aus dem Halter neben der Spüle und säubert seine Hose. Dann knüllt er das Papier zu einem Ball zusammen und zielt damit auf den Mülleimer neben mir.

Er wirft komplett daneben.

»Nett.« Ich rutsche vom Stuhl und werfe das Papier in den Eimer. »Haltet ihr es vor allen geheim oder nur vor mir?«

Er schnaubt und gießt sich ein zweites Mal von dem Kaffee ein. Diesmal warte ich, bis er fertig ist. Wenn ich in noch mal dazu bringe, ihn zu verschütten, wirft er mir den Becher wahrscheinlich an den Kopf.

»Debbie will warten, bis das erste Drittel hinter ihr liegt.« Er blickt in den Flur, bevor er sich wieder zu mir dreht und die Stimme senkt. »Sie ist erst in der achten Woche. Und ihr ist die ganze Zeit über übel.«

Der Kaffeebecher zittert in seiner Hand. Obwohl mein Verstand längst weiß, dass die langjährige Freundin meines Bruders schwanger ist, überwältigen mich die Gefühle, als er es bestätigt und es mir erst jetzt richtig bewusst wird.

Mein Bruder wird Vater. Himmel.Ich werde Tante!

»Sawyer!«, kreische ich, mache einen Schritt vor und werfe mich an seinen Hals. Schon schwappt der Kaffee wieder über den Becherrand und läuft Sawyer über Bauch und Hose, und dieses Mal bin ich am Ende genauso nass wie er. »Das ist so aufregend!«

»Du bist echt eine Nervensäge«, ächzt er und schiebt mich von sich. »Warum tust du mir das an?« Er streicht mit der Hand über sein Shirt, und Kaffeetropfen fliegen durch die Luft, bevor sie auf den weißen Fliesenboden spritzen.

»Tut mir leid.«

»Nein, tut es nicht.«

»Ein bisschen.« Ich zucke die Schultern. »Aber ich freue mich einfach so sehr.«

»Ja.« Für eine Sekunde lächelt er, bevor er mit dem Finger auf mich zeigt. »Zwei Schritte zurück. Ich will eine Tasse von meinem eigenen verdammten Kaffee haben, bevor alles auf meinen Klamotten landet.«

Ich hebe die Hände und trete zurück, während ich vor Neugier platze. Die beiden sind schon lange ein Paar und leben seit zwei Jahren zusammen.

Und nun werden sie ein Baby bekommen.

»War das … war das geplant?«, frage ich.

»Nein.« Wieder zittert der Becher in seiner Hand, und ich muss lachen. So nervös habe ich meinen Bruder nicht gesehen, seit … na ja, noch nie. Selbst als er noch auf dem College war und es darum ging, ob er es ins Team schafft, war er nicht so zittrig.

Ich bin versucht, ihn deswegen aufzuziehen, doch in Wahrheit macht mich seine Unruhe selbst nervös.

»Ist es … okay für dich?«

»Was? Ja. Ja, natürlich ist es okay für mich.« Er fährt sich mit der Hand durch das dunkle Haar und schneidet eine Grimasse. Keine freudige. »Es ist nur … wir sind nicht verheiratet. Oder verlobt. Und ich dachte, wir hätten noch mehr Zeit, aber jetzt …«

Seine Stimme verliert sich. Mein Herz sticht. »Sawyer. Wenn du sie heiraten willst, brauchst du sie nur zu fragen.«

Er stellt den Kaffeebecher ab und seufzt, bevor er wieder Richtung Flur blickt. »Aber sie soll nicht glauben, ich würde sie nur fragen, weil sie schwanger ist. Es soll nicht so aussehen, als ob ich es nur tue, weil es das ist, was ich tun sollte.«

Echt jetzt? Er ist so ein Einfaltspinsel!

Mein Lachen ist so spontan und wild, dass ich es nicht zurückhalten kann, und schon blickt er mich finster an.

Ich schiebe ihm den Teller mit den Kräckern hin, die ich schon vorher ausgepackt habe, und muss noch heftiger lachen. »Sie ist seit Jahren in dich verliebt und lebt mit dir. Sie hätte dich schon drei Nächte, nachdem ihr euch kennengelernt habt, geheiratet, du Idiot. Frag sie einfach. Oh, und bring ihr die Kräcker. Die werden ihr gegen die Morgenübelkeit helfen.«

»Woher weißt du das?« Seine Stimme klingt misstrauisch, an der Grenze zu verärgert.

Ich rolle mit den Augen. »Weil ich Kolleginnen mit Kindern habe. Starr mich nicht so an. Geh und kümmere dich um dein Mädchen, und lass dir ein paar Eier wachsen auf dem Weg dorthin.«

»Du bist unmöglich.«

»Ich liebe dich auch, Sojasoße.«

Er knurrt mich an, und ich springe aus dem Weg. Als ich klein war, konnte ich seinen Namen nicht richtig aussprechen, also habe ich Soja daraus gemacht. Dann habe ich irgendwann Sojasoße probiert und angefangen, ihn so zu nennen, als er ein Teenager war. Ich habe sein wütendes Gesicht geliebt, wenn er seine Highschool-Freundinnen nach Hause mitbrachte und ich ihn so genannt habe.

Ich bin auf halbem Weg in mein Zimmer und überlege, was ich mit dem Tag anfangen will. Wie ich es sehe, bleiben mir nur ein paar Stunden, bevor sich Debbie besser fühlen wird, Sawyer seine Eier wiederfindet und sich ein Herz nimmt, und dann werden sie feiern.

Und ich weiß bereits, wie dünn die Wände hier sind.

»Hey!«, ruft Sawyer, und ich drehe mich auf der Ferse um.

»Ja?«

»Kommst du immer noch mit zu Judes Labor-Day-Party am Montag?«

»Auf jeden Fall.«

Normalerweise würde ich es auch so meinen. Heute bin ich froh, dass meine Stimme nicht unter der Lüge bricht.

Eigentlich lasse ich mir keine Gelegenheit entgehen, mit Sawyers Team zusammen zu sein, doch dieses Wochenende fühle ich mich mehr danach, mich in meinen Bau zu verkriechen und würde am liebsten dort überwintern. Nur dass ich selbst dafür keine Zeit habe. Ich muss mir endlich überlegen, wie zum Teufel ich meine Sachen zurückbekommen kann. Deshalb bin ich nicht wirklich in der Stimmung, um mit den Freunden meines Bruders und ihren glücklichen Freundinnen und Ehefrauen zu feiern und so zu tun, als wäre mein Leben nicht in den letzten vierundzwanzig Stunden explodiert.

Zurück in meinem Zimmer, schnappe ich mir mein Handy und meine Earbuds. Ich binde mir das Haar zu einem Pferdeschwanz hoch und ziehe meine Laufschuhe an. Sawyer wohnt nicht weit vom Freedom Park entfernt. Aus dem Haus zu kommen, während er noch überlegt, was er mit Debbie machen soll, ist jetzt meine oberste Priorität, an zweiter Stelle steht das Erstellen einer To-do-Liste, damit ich weiß, worum ich mich kümmern muss, wenn ich nächste Woche nach Toronto zurückkehre, und drittens … werde ich jetzt laufen, bis ich vergessen habe, dass ich in achtundvierzig Stunden Jason Taylor gegenüberstehen muss … und sehen werde, ob das, was an Silvester passiert ist, wirklich nur meiner hyperaktiven, alkoholgeschwängerten Einbildungskraft entsprungen ist. Oder Realität war.

Und ich habe keine Ahnung, wie ich mit dem einen wie mit anderen umgehen soll.

***

»Wie bitte?« Ich schnaube, ohne zu wissen, ob es wegen des anstrengenden Laufens ist oder wegen des Anrufs, der mich trifft wie der Schlag eines Wrestlers, der mich gerade auf die Matte geschickt hat.

»Falls Sie möchten, werden wir das Konto gern sperren und besorgen Ihnen neue Karten.«

Ich lache bitter. »Wozu soll eine Sperrung des Kontos jetzt noch gut sein? Es ist doch nichts mehr drauf!«

Mütter mit kleinen Kindern schieben ihre Kinderwagen auf die ganz rechte Seite des Laufpfads. Ja es stimmt, perfekt zurechtgemachte Mütter in Trainingskleidung laufen vorbei und tun so, als würden sie die verrückte Kanadierin ignorieren.

Oh mein Gott. Ich verliere noch den Verstand.

Ich werfe eine Hand in die Luft und spüre, wie mich einige befremdete Blicke treffen. Das muss an meiner schrillen Stimme liegen. Vielleicht sehe ich tollwütig aus. Jedenfalls fühle ich mich definitiv tollwütig. Stünde dieser verdammte Kokser Will jetzt vor mir, würde ich ihn in Stücke reißen.

»Sie machen Witze, stimmt’s?« Ich wirble herum, fahre mir mit der Hand durchs Haar und löse meinen Pferdeschwanz. Während ich mein üppiges blondes Haar hin und her schüttle, bekomme ich einige Strähnen in den Mund. Ich spucke sie aus.

»Bah«, sagt eine Frau, verzieht angewidert das Gesicht und beschleunigt ihre Schritte.

Na, großartig. Nun spucke ich schon auf Fremde. Wahrscheinlich habe ich Schaum vor dem Mund.

Vielleicht habe ich ja wirklich Tollwut.

Eigentlich bin ich ein höflicher Mensch. Wir Kanadier sind stolz auf unsere Höflichkeit und unsere Manieren. Ich habe keine Zeit für die Frau, die noch einen Blick über ihre Schulter auf mich zurückwirft, bevor sie zum Parkplatz geht.

»Ich kann Ihnen versichern, Miss Chauncy, dass das kein Scherz ist. Wie auch immer, ich kann alles sperren lassen, bis Sie sich entschieden haben, was Sie machen wollen.«

Was ich machen will, ist Will finden und ihm die Kehle aufschlitzen. Wow, Tessa.Fehlt nicht mehr viel, und du landest in der Klapse, Süße.

Mein Unterbewusstsein geht in Deckung, als wolle es mich nicht erschrecken, doch da habe ich die Linie auf dem Boden schon überschritten. Sie ist weiß, und ich stelle mir vor, es ist der Umriss von Wills Leiche, und mache einen Schritt vor.

Ich muss sofort damit aufhören, mir so viele Krimis anzuschauen. Das Letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist, im Gefängnis zu landen.

Doch keine Geschworenen würden mich schuldig sprechen, wenn ich ihnen alles erkläre und ohne Anwalt für mich selbst spreche, da ich nicht einmal den bezahlen kann, weil haha hahaha Will mir alles gestohlen hat!

»Gestern ist mein Gehalt gekommen«, murmele ich, während ich mir bewusst bin, dass die Frau am Telefon meine Gehaltsüberweisung und meine Probleme scheißegal sind. Auch wenn sie es mit ihrem mitfühlenden Ton überspielen will, kann die Bankangestellte noch weniger tun als ich. Und ganz bestimmt hat sie keine Ahnung, wie sie mit dem Nervenzusammenbruch einer ihrer Kolleginnen umgehen soll. »Bald ist meine Miete fällig. Und ich befinde mich außer Landes. Ich meine, heilige Scheiße. Meine Ersparnisse auch?«

»Ja, Ma’am.«

Am liebsten würde ich die Frau anblaffen, dass sie mich nicht Ma’am nennen soll, doch ich unterdrücke den Impuls. Es ist nicht Allisons Schuld, dass mein Ex ein noch größeres Arschloch ist, als ich ursprünglich glaubte. Größerer ist nicht mal ein richtiges Wort. Großartig. Jetzt bringt er mich schon dazu, dass ich meine Muttersprache vergesse.

»Sperren Sie die Konten«, flüstere ich. Mein Zorn verschließt mir die Kehle, und meine Stimme klingt kratzig. Ich bin ruiniert. Nachdem ich schon das ganze letzte Jahr zugelassen habe, dass Will unsere Beziehung ruiniert, obwohl ich tief in mir gewusst habe, ich hätte die Reißleine bereits vor langer Zeit ziehen müssen … Hallo? Da waren Spuren von Koks auf meinem Couchtisch!

Nur dass es jetzt sein Couchtisch ist.

Meine Knie werden weich, und ich haste vom Weg zu einer nahe gelegenen Bank. Dort lasse ich den Kopf in eine Hand fallen und fluche ins Telefon.

»Schließen Sie das Konto«, wiederhole ich. »Sperren Sie sofort die Karten. Und danke, dass Sie mich informiert haben.«

»Ja, Ma’am.« Die Frau räuspert sich. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«

»Ja. Danke, Allison.«

»Gern geschehen. Und ein schönes Wochenende.«

Ich beende das Gespräch und lache noch einmal hysterisch auf. »Ein schönes Wochenende!«, rufe ich aus und lasse mich zurück auf die Bank fallen. »Sie wünscht mir ein schönes Wochenende!«

»Entschuldigen Sie. Miss?«

Ich öffne erst ein Auge einen Spaltbreit und dann das andere. Vor mir steht ein älterer Herr mit einem dürren Bart, der ihm vorn bis auf den Kragen fällt, und zwei Angelruten in der Hand. Er hat einen kleinen Buckel, als hätte ihn die Last der Welt im Laufe der Jahre niedergedrückt.

Oh Mann, das kann ich nachvollziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn vorhin dabei gesehen habe, wie er seine Angel ausgeworfen hat, und ich habe ihm während meines Laufs glücklich zugewinkt … vor dem Anruf.

Bevor es mit meiner psychischen Gesundheit den Bach runterging.

»Ja?«

»Das Leben verpasst einem gern mal einen Tritt, wenn man schon am Boden liegt, nicht wahr?«

»Ja. Könnte man so sagen.«

»Möchten Sie wissen, was ich in den vierundachtzig Jahren gelernt habe, die ich nun schon über diese Erde marschiere?«

Nein. Nein, ich brauche keinen weisen Rat von einem untergewichtigen Weihnachtsmann. Doch ich bin eine höfliche Kanadierin. »Sicher. Immer raus damit.«

»Die gute Nachricht ist, wenn man das Gefühl hat, am Tiefpunkt zu sein, und so sehen Sie gerade aus, gibt es nur einen Weg, und der führt nach oben.«

Er tippt sich an seinen Hut und winkt. Ich starre ihm nach, bis er zwischen zwei parkenden Pick-up-Trucks verschwunden ist.

Hat mir dieser nette fremde Mann gerade gesagt, dass ich beschissen aussehe?

Ja. Ja, das hat er getan.

Ich nehme an, das bestätigt seine Behauptung … Nun bin ich also ganz offiziell am absoluten Tiefpunkt angelangt, den ich mir je hätte vorstellen können.

Es ist tatsächlich ein Wochenende zum Genießen.

Kapitel 3

Tessa

Ich bin genau da, wo ich sein wollte, als ich achtzehn war und mir vorstellte, wie Sex sein würde. Und er ist auch hier.

Jason Taylor. Breite Schultern, kräftige Brust, Bauchmuskeln, die nicht völlig ausdefiniert sind, sondern unter etwas Gewicht verborgen sind. Jedes Mal, wenn er die Hüften bewegt, zeigt sich seine Stärke.

Und er ist ein Meister darin, seine Hüften zu bewegen.

Wie wird es sich anfühlen, wenn er in mir ist?

Bald. So bald. Ich verzehre mich danach. Nach diesem Moment. Mit ihm. Wir. Ich kümmere mich nicht um das Strategiebuch für Feministinnen und halte an dem Ziel fest, das ich seit Jahren habe.

Jason Taylor, der sich nimmt, was ich immer nur ihm schenken wollte.

»Bitte«, stöhne ich und schließe die Hand um seine Länge. Er ist so stark und groß und einfach nur perfekt, und trotzdem läuft mir ein Schauer über die Wirbelsäule. Wird das passen? Ja, logisch. Ich hatte Unterricht in Gesundheitskunde und Anatomie. In meinem Senior-Jahr an der Highschool dachte ich daran, Krankenschwester zu werden, deshalb habe ich damals die entsprechenden Kurse belegt. Körperlich wird er passen.

Und emotional? Wow.

»Tessa.« Mein Name auf seinen Lippen klingt, als würde er über Sandpapier gezogen. Jason ist angespannt und ragt über mir auf, während seine Finger zu einem Ort gleiten, der seit viel zu Langem außer von meiner eigenen Hand nicht mehr besucht wurde. Ich spreize die Beine weiter, und als er einen Finger in mich schiebt, bäume ich mich ihm entgegen.

Oh Gott … ja. Nach all diesen Jahren tun wir es wirklich, und es ist so verdammt gut.

Ich bin kurz davor. Mein Körper bebt. Und meine Hände streichen über seine Brust, fahren seine Schultern entlang, und während er sich in mir bewegt, nimmt er seine dunkelbraunen Augen keine Sekunde von mir.

»Bitte«, flehe ich wieder und verstärke den Griff um seine harte Länge. Er lässt den Kopf fallen, und sein langes Haar versperrt mir den Blick auf seine dunklen Augen. Er ist überall dunkel und gebräunt.

»Jesus. Wir sollten das hier nicht tun, Tess.«

Ich schlinge meine Beine um seine Schenkel und ziehe ihn zu mir.«

»Ich will es.« Ich weiß, dass das hier nicht über diese Nacht hinausgehen wird, doch es ist mir egal.

Ich kenne ihn gut genug.

Ich will es trotzdem.

Als Beweis, wie sehr ich mich danach sehne, greife ich zum Nachttisch. Er hat bereits einen Streifen Kondome darauf geworfen, und ich reiße eines davon ab und gebe es ihm.

»Machst du das, oder soll ich?«

Sieh, wie mutig ich bin. Er blickt wieder zu mir, das Kondom in der Hand, die Hülle in der anderen. Seine Brust hebt sich. Ich drücke meine Hand auf sein Brusthaar. Ich mag es, dass sein Körper nicht rasiert und er ganz Mann ist. Sein Haar reicht von einem Nippel zum anderen, verjüngt sich hinunter zu seiner Mitte und geht von dort wieder in die Breite.

»Du hast keine Ahnung, wie lange ich mir das schon wünsche, Tessa.«

»Geht mir genauso. Solange ich mich erinnern kann.« Ich bohre meine Finger in seinen Bizeps und ziehe ihn zu mir. »Küss mich und fick mich, Jason.«

»Shit. Du bist so verdammt sexy«, stöhnt er an meinem Mund.

Mein weibliches Ego schlägt einen Flickflack. Er hält mich für sexy!

Ich spüre, wie sich seine Hand zwischen uns bewegt, und meine Finger sind in seinem Haar vergraben, und ich halte ihn an mich gedrückt. Und dann ist er dort, genau dort, wo er bereits gewesen ist, und doch habe ich das Gefühl, mich für ihn wappnen zu müssen.

»Tessa …« Seine Hand umfasst noch immer seinen Schwanz, und sein Mund streicht über meinen.

»Ich will dich.«

»Ich will dir nicht wehtun.«

Garantiert wird er mir wehtun. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er hier nicht nur auf meine Vagina anspielt. Im Ernst. Er ist GROSS.

»Das wirst du nicht. Das kannst du nicht.«

»Sicher?« Er streicht mit der Hand über seinen Schwanz. Ich schaue hinunter, und wow, es ist so heiß zu sehen, wie er sich selbst berührt.

»Ja …«

»Any way you want it, that’s the way you need it!«

Ich fahre im Bett hoch, Schweiß tropft mir von der Stirn, und ich lege mir die Hand aufs Herz, während sich mein Wecker weiter meldet.

Und oh! Hahaha. Hier ist Journey prophetisch. Erwischt. Das war definitiv, wie ich es gebraucht habe.

»Any way you want it, that’s the way you need it!« Okay, Journey, genug mit diesem Wahnsinn. Ich bringe die Weck-App auf meinem Handy zum Schweigen, und mein Puls schlägt lauter als die Musik.

Das ist lächerlich. Absolut lächerlich. Nur eine Verrückte hat Sexträume mit dem besten Freund ihres Bruders, der in all den Jahren, in denen sie sich kennen, nicht ein einziges verdammtes Mal so getan hat, als hätte er irgendwelche Gefühle für sie, die nicht irgendwie familiärer Natur sind.

Ich sollte wirklich mal darüber nachdenken, mir Hilfe zu holen. So kann es nicht weitergehen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, was er an Silvester gesagt hat und von dem ich immer noch nicht ganz überzeugt bin, dass es sich so zugetragen hat … oder ob es der Tatsache geschuldet ist, dass ich zum ersten Mal seit Jahren Single bin. Doch es reicht mir.

Es ist Zeit, dieser Schwärmerei ein Ende zu machen. Nur nicht auf die Weise, wie ich es gerade geträumt habe. Auch wenn das ein sehr angenehmes Ende war. Für einen Moment kehrt der Traum zurück, und Wärme strömt durch meinen Körper.

»Nein. Hör auf, du Verrückte.« Ich schlage mir mit der Hand gegen die Stirn und stöhnte.

Mein Stöhnen hallt zurück, als käme es durch die cremefarbene Wand, und ich starre sie an. Doch dieser zweite Laut stammt nicht von mir.

Ich hebe den Kopf und blicke weiter auf die Wand, die mich mit dem Badezimmer meines Bruders verbindet. Dasselbe Badezimmer, wo Debbie den größten Teil des Morgens damit verbringt, sich die Seele aus dem Leib zu kotzen.

Doch das da … ist kein Stöhnen, das mit morgendlicher Übelkeit zu tun hat. Es hat mit überhaupt keiner Form von Krankheit zu tun.

Ein anderes gedämpftes Geräusch ist zu hören.

Lachen.

Oh Gott. Gleich bin ich diejenige, die sich übergibt, wenn ich meinem Bruder und seiner Freundin dabei zuhören muss, wie sie zur Sache kommen.

»Das ist doch krank.« Ich steige aus dem Bett und ziehe die Decken bis hinauf zu den Kissen am Kopfteil. In Rekordzeit ziehe ich mich an, denn auf der anderen Seite der Wand scheint man sich dem Höhepunkt zu nähern. Die Geräusche sind nun lauter. Rhythmisches Schlagen und Keuchen ist zu hören. Ich laufe den Flur entlang und dann die Treppe hinunter in die Küche, mit den Händen auf den Ohren, um mich vor jeglichen Lauten aus dem Flur abzuschirmen.

Nachdem ich einen Himbeerjoghurt hinuntergeschlungen habe, flüchte ich nach draußen. Eine Runde Laufen hört sich nach der besten Art an, um in den Tag zu starten.

Himmel, vielleicht wäre es doch eine gute Entscheidung für länger als ein Wochenende bei Sawyer zu bleiben. Wie sonst sollte ich so gut in Form kommen, als durch dieses ständige Laufen?

Außerdem habe ich sonst nichts zu tun, bis es Zeit wird, später zu der Poolparty zu gehen. Es ist ein Urlaubswochenende. Nachdem ich mich am Samstag nach dem Gespräch mit der Bank wieder etwas beruhigt hatte, hatten alle anderen Büros, mit denen ich telefonieren wollte, bereits übers Wochenende geschlossen. Bis Dienstag kann ich verdammt noch mal gar nichts tun, außer Listen schreiben, was ich tun muss, um diese dumme Sache mit Will und meinem Apartment zu regeln. Zwar ist die Miete schon überwiesen, doch bis zu meiner nächsten Gehaltsüberweisung dauert es noch zwei Wochen. Es ist nicht so, als würde ich in Geld schwimmen, und Will hat alles gestohlen. Was soll ich tun? Mir eine Luftmatratze kaufen und in meinem Apartment campen, bis ich langsam all das ersetzen kann, was ich mir in Jahren aufgebaut habe?

Am Einfachsten wäre es, Sawyer um Hilfe zu bitten. Ein paar Tausend Dollar für die Miete und als Starthilfe, um das Apartment neu einzurichten, sind nichts für ihn. Würde ich ihn fragen, würde er mir das Zehnfache geben und eine Rückzahlung verweigern. Doch damit würde ich in seiner Schuld stehen.

Ich habe immer hart gearbeitet, um erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen. Meine Eltern und ich verlassen uns nicht auf meinen Bruder. Seine Millionen gehören ihm, weil er sie sich verdient hat mit Verzicht und Blut, Schweiß und Tränen. Buchstäblich. Eishockey ist ein harter Sport.

Das Einzige, das ich jemals von Sawyer angenommen habe, ist der kleine Sedan, den er mir zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag gekauft hat.

Gut möglich, dass ich dieses Mal tatsächlich seine Hilfe brauche.

Doch ich werde sie erst annehmen, wenn sich jede andere Option zerschlagen hat.

Kapitel 4

Tessa

Als Jason das erste Mal mit Sawyer zu uns nach Hause kam, trug ich mein Cheerleader-Outfit, die Pompoms in der einen und meinen Rucksack in der anderen Hand. Ich war gerade erst von der Schule nach Hause gekommen und hatte kaum genug Zeit, etwas zu essen, bevor ich zum Spiel gehen musste. Schon als ich noch ganz jung war, hatte ich alles, was mit Eishockey zu tun hatte, aus meinem Leben verbannt. Ich hatte aufgehört, zu den Spielen meines Bruders zu gehen, weil ich es müde war, jedes Wochenende und an vielen Wochen im Sommer in der Eisarena zu frieren, den Hintern auf Metallsitzen, und an einer heißen Schokolade zu nippen, während meine Eltern und alle um mich herum darüber sprachen, wie großartig und unglaublich Sawyer Chauncy war.

Leider konnte ich den Spielen nur entfliehen, indem ich mich mit irgendetwas anderem beschäftigte. Ich ging zum Tanzen. Begann mit Lacrosse … und hörte ganz schnell wieder damit auf, nachdem ich einen Stock auf den Busen bekommen hatte. Autsch. Kein noch so gut gepolsterter Sport-BH konnte mich von meinem Entschluss abbringen, so einen pochenden Schmerz nie wieder erleben zu wollen.

Ich würde mich fragen, ob Sawyer und ich tatsächlich blutsverwandt sind, wären wir nicht beide so stur und schlagfertig und hätten den gleichen trockenen Humor. Wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich, er ist dunkel und nachdenklich, während ich ein hellerer Typ bin. Und was die athletischen Talente betrifft … die hat alle er abgekriegt.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine DNA schon im Uterus perfektioniert wurde, und als es dann an mich kam, sagten sich meine Eltern: »Ach nö, wir haben bereits ein unglaublich talentiertes Kind, da reicht für Nummer zwei Mittelmäßigkeit.«

Zu meinem Glück war unser Basketballteam echt mies, und es gab kaum Fans auf der Zuschauertribüne, weshalb es leicht war, ins Cheerleaderteam zu kommen. Es war mir egal, dass niemand mitjubelte und wir ab und zu sogar ausgebuht wurden. Einmal hatte das Gastteam, dessen Tribüne vollbesetzt mit Fans war, von denen die meisten Basketballteams nur träumen können, echtes Mitleid mit uns und jubelte zusammen mit uns … den gegnerischen Cheerleadern.

So sieht Demütigung aus.

Dennoch bedeuteten das Cheerleading und dass ich mit sechzehn einen Job als Kellnerin in einem kleinen Diner in der Stadt annahm, dass ich nicht länger gezwungen war, an den Wochenende mit meiner Familie herumzuziehen.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich liebe sie. Das habe ich immer getan und das werde ich auch immer tun, und Sawyer ist nicht nur mein Bruder, sondern einer meiner besten Freunde. Ich gebe ihm keine Schuld daran, dass er mich als eine Art Seitenstück betrachtet. Und auch keine Schuld, dass meine Mutter mich schon mit zwölf die Mahlzeiten kochen ließ, weil sie unterwegs war, um Sawyer zum Training und zu den Wettkämpfen zu begleiten. Es ist nicht Sawyers Schuld, dass ich mich um seine und meine Wäsche kümmerte, weil er nie zu Hause war.

Doch es ist Sawyers Schuld, dass er jemals Jason Taylor mit nach Hause gebracht hat, den Jungen mit den haselnussbraunen Augen und dem braunen Haar, das ihm lockig bis zu den Ohrläppchen und auf den Kragen fiel. Es ist Sawyers Schuld, dass es ihm Spaß gemacht hat, sich über mich in meinen Cheerleader-Sachen lustig zu machen, während ich auf den wahrscheinlich sexyesten Mann der Welt blickte.

Da stand er, auf der anderen Seite der Küche neben meinem Bruder, schaufelte sich Kartoffelchips in den Mund und sah dabei einfach nur umwerfend aus.

Mir fiel die Kinnlade herunter, meine Knie wurden weich, und ich stolperte über eine unebene Fliese im Küchenboden meiner Eltern und schlug mit der Stirn auf die Ecke der Küchenanrichte. Sofort sah ich aus wie das typische Teenagermädchen in einem Horrorfilm, als mir Blut über das Gesicht lief, während Schreie durch die Luft schnitten, und das im Cheerleader-Outfit, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen.

Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich bis heute darauf wetten würde, dass die Schreie von Sawyer kamen. Er hatte schon immer ein Problem damit, Blut zu sehen. Was bedeutete, dass Jason mich in seinen Armen auffing wie der romantische Held aus einem Roman, wie ich sie lese, und mich unverzüglich fort und in Sicherheit brachte – also … in die Notaufnahme auf seinem edlen Ross … beziehungsweise im geleasten Wagen meines Bruders. Wie auch immer.

Fakt ist, dass die meisten meiner peinlichen Erinnerungen an die Teenager- und Collegezeit auf irgendeine Weise mit Jason zu tun haben, dem besten Freund meines Bruders, der schnell die Rolle eines zweiten, beschützenden Ersatzbruders übernommen hatte. Und natürlich drehten sich diese Situationen um ihn. Er mit seinem dunklen Haar und den schwelenden brauen Augen. Er mit seinem Körper, der im Laufe der Jahre nur noch größer und stärker und muskulöser geworden ist.

Ich gebe meinen weichen Knien, meinem hüpfendem Herzen und dem Knoten in meinem Bauch die Schuld dafür, und die sind alle auf seine bloße Anwesenheit zurückzuführen.

Von der kleinen Narbe, die seit unserer ersten Begegnung auf meiner Stirn zurückgeblieben ist, bis hin zu dem peinlichen Outfit-Wechsel, auf den mein Dad bestanden hat, als ich in der zwölften Klasse der Highschool war. Von der Nacht, als mir Jason das Haar über der Toilette aus dem Gesicht hielt. Damals besuchte ich Sawyer an einem Wochenende auf dem College und versuchte zu flüstern: Oh mein Gott, ich liebe dich, was sich allerdings eher wie Gah, blugh blugh blaghck anhörte, während ich in die Keramik kotzte.