Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal - Ruby Dixon - E-Book
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Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal E-Book

Ruby Dixon

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Beschreibung

*** TikTok made me buy it – diese Spicy Romance-Reihe hat Suchtgefahr! Jetzt endlich auf Deutsch*** Dieser Eisplanet bringt jedes Herz zum Schmelzen!  Georgie und einige andere Frauen wurden von Aliens entführt und sind auf einem fremden Planeten abgestürzt: einem Eisplaneten mit Schneestürmen und lebensbedrohlichen Temperaturen, auf dem es weit und breit nur Schnee und Kälte gibt. Georgie macht sich mit der einzigen wetterfesten Kleidung auf die Suche nach Hilfe, um ihre Begleiterinnen und sich zu retten. Und tatsächlich findet sie diese auch: Vektal, ein großer blauer Einheimischer, ist nicht nur äußerst hilfsbereit, sondern auch ziemlich sexy ... Dies ist der erste Band der Ice Planet Barbarians. In jedem Band dieser heißen Romance-Reihe wird die Love Story eines neuen Pärchens erzählt, das in einer unwirtlichen Welt voller Eis und Schnee zueinander findet.  Weitere Bände der Reihe: Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal (Band 1) Ice Planet Barbarians – Liz und Raahosh (Band 2) Ice Planet Barbarians – Kira und Aehako (Band 3) Ice Planet Barbarians – Harlow und Rukh (Band 4) Ice Planet Barbarians – Tiffany und Salukh (Band 5)

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www.Piper-Fantasy.de

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Michaela Link

© Ruby Dixon, 2015

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Ice Planet Barbarians«, Selbstpubliziert von der Autorin 2015

Published in agreement with the author, c/o Baror International, Inc., Armonk, New York, USA

© Piper Verlag GmbH, München 2022

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: Guter Punkt, München

Coverabbildung: Guter Punkt, München, Sarah Borchart unter Verwendung von Motiven von iStock / Getty Images Plus

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Triggerwarnungshinweis

Widmung

Teil 1

Georgie

Vektal

Georgie

Teil 2

Vektal

Georgie

Vektal

Georgie

Teil 3

Georgie

Vektal

Georgie

Vektal

Teil 4

Georgie

Vektal

Georgie

Vektal

Teil 5

Georgie

Vektal

Georgie

Vektal

Teil 6

Georgie

Vektal

Georgie

Bonus-Epilog: Georgie geht jagen

Georgie

Vektal

Georgie

Vektal

Personenverzeichnis

Familien

Die Menschenfrauen

Die ledigen Jäger

Älteste

Verstorben

Nachwort

Inhaltswarnung

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Liebe Leser*innen,

Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal enthält Themen, die triggern können. Deshalb findet ihr am Buchende eine Inhaltswarnung[1].

Achtung:

Diese beinhaltet Spoiler für die gesamte Geschichte.

Wir wünschen euch allen ein bestmögliches Leseerlebnis.

Euer Piper-Team

Für die Leserinnen, die diese Bücher zum ersten Mal in die Hand nehmen, und für die, die ihren Freundinnen nun schon seit Jahren von den Geschichten über blaue Außerirdische erzählen. Ich danke euch.

Teil 1

Georgie

Bis gestern habe ich, Georgie Carruthers, nicht an Außerirdische geglaubt. Klar, es gibt zig Möglichkeiten da draußen im Universum, aber wenn mir jemand erzählt hätte, dass sich kleine grüne Männchen in fliegenden Untertassen in der Nähe der Erde herumtreiben und nur darauf warten, Menschen zu entführen, hätte ich den Betreffenden für verrückt erklärt.

Doch das war gestern.

Heute dagegen sieht die Sache schon völlig anders aus.

Angefangen hat das Ganze wohl gestern Abend. Erst einmal war alles wie sonst auch. Ich bin nach einem langen Arbeitstag in der Bank nach Hause gekommen, habe mir ein Fertiggericht in die Mikrowelle gestellt und vor dem Fernseher gegessen, dann bin ich auf dem Sofa eingenickt und schließlich ins Bett gestolpert. Das klingt nicht unbedingt nach Party, aber hey, es war ein Dienstag, und unter der Woche steht die Arbeit an erster Stelle, nicht das Vergnügen. Ich bin schlafen gegangen, und von da an wurde es wirklich verdammt schräg.

Meine Träume waren verworren. Keine von der Art, in denen man die Zähne verliert oder nackt vor der Klasse steht. Diese hier waren viel finsterer. Träume von Verlust und vom Verlassenwerden. Von Schmerz und kalten weißen Räumen. Träume, in denen man in einen Tunnel tritt und einen herannahenden Zug sieht. Im Traum habe ich versucht, eine Hand zu heben, um meine Augen vor dem Licht zu schützen.

Nur dass es mir nicht gelingen wollte, die Hand zu bewegen.

Das riss mich aus dem Schlaf. Ich habe in das kleine Licht geblinzelt, mit dem mir jemand in die Augen geleuchtet hat. Jemand leuchtete mir mit etwas in die Augen? Ich habe geblinzelt und versucht, etwas zu erkennen, und in diesem Moment ist mir klar geworden, dass das überhaupt kein Traum war. Ich war auch nicht zu Hause. Ich war … an einem neuen Ort.

Dann wurde das Licht ausgeschaltet, und ein Vogel hat gezwitschert. Ich habe geblinzelt, und langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Unterdessen fand ich mich von … Wesen umringt. Wesen mit lang gezogenen schwarzen Augen, großen Köpfen und mageren, bleichen Armen. Kleinen grünen Männchen.

Ich habe geschrien. Tatsächlich habe ich Zeter und Mordio geschrien.

Einer der Außerirdischen hat den Kopf in meine Richtung gedreht, und das Vogelgezwitscher ging wieder los, obwohl sich seine Lippen gar nicht bewegt haben. Etwas Heißes und Trockenes legte sich mir über den Mund, sodass ich keine Luft bekam, und ein widerwärtiger Gestank stieg mir in die Nase. Ach du Scheiße. Würde ich sterben? Ich versuchte, den Mund zu öffnen, zu atmen, doch es wurde dunkel um mich herum.

Dann bin ich wieder eingeschlafen und habe von der Arbeit geträumt. Ich träume immer von der Arbeit, wenn ich gestresst bin. Stundenlang haben mich zornige Bankkunden angebrüllt, während ich versucht habe, Bündel mit Zwanzigerscheinen aufzureißen, die sich irgendwie nicht öffnen lassen wollten. Wenn ich das Wechselgeld abzählen wollte, wurde ich abgelenkt. Träume von der Arbeit sind normalerweise die schlimmsten, aber dieser hier war die reinste Erholung. Es kamen keine Züge vor. Keine Außerirdischen. Nur Bankgeschäfte. Mit Bankgeschäften kann ich umgehen.

Und das führt mich … zum Hier und Jetzt.

Ich bin wach, habe allerdings keine Ahnung, wo ich mich befinde. Dann öffne ich die Augen und sehe mich um. Es riecht, als sei ich in der Kanalisation gelandet, und hinter mir kann ich eine Wand spüren. Ich fühle mich benommen und träge, als sei ich noch nicht richtig wach. Meine Glieder sind schwer, und mir tut wirklich alles weh. Ich bin betäubt worden, begreife ich. Irgendjemand hat mich betäubt.

Nicht irgendjemand. Irgendetwas.

Meine Atmung beschleunigt sich, während das Bild der schwarzäugigen Außerirdischen wieder vor meinem geistigen Auge erscheint, und ich sehe mich nach ihnen um. Doch wo immer ich mich befinde, ich bin allein.

Gott sei Dank.

Ich blinzele in das schwache Licht und versuche, meine Umgebung auszumachen. Es scheint sich dabei um einen großen, dunklen Raum zu handeln. Schwaches orangefarbenes Licht kommt aus kleinen, an der Decke verlaufenden Röhren ungefähr acht Meter über mir. Die Wände selbst sind schwarz, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das hier sieht aus wie eine Ladebucht in irgendeinem merkwürdigen Science-Fiction-Film. An der Wand mir gegenüber zähle ich sechs ungefähr ein Meter achtzig hohe Metallröhren, die wie Schließfächer an der Wand aufgereiht sind. Orangefarbene und grüne Lichter ziehen sich über die Länge der Röhren, jede Menge Schnörkel und Punkte, bei denen es sich um so etwas wie außerirdische Schrift handeln könnte. In der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine längliche, ovale Tür. Ich kann die Tür jedoch nicht erreichen, denn ich befinde mich hinter einem Metallgitter.

Und ein grauenhafter Gestank liegt in der Luft. Tatsächlich ist es nicht nur ein einziger Geruch, sondern ein Pisse-Scheiße-Kotze-Schweiß-Cocktail, der mich würgen lässt. Ich versuche, mir eine Hand auf den Mund zu drücken, aber mein Arm reagiert nur langsam, und ich bringe nicht mehr zustande als ein schwaches Zucken. Bäh.

Dann drehe ich meinen betäubten Kopf und sehe mich im Raum um. Tatsächlich bin ich gar nicht allein, wie ich erst jetzt bemerke. Auf dieser Seite des Gitters liegen mehrere zusammengerollte und schlafende Gestalten. In dem schwachen Licht zähle ich sieben, vielleicht acht Personen, die ungefähr meine Größe haben und die sich wie Welpen aneinanderdrücken. Als ich sehe, dass wir uns alle auf dieser Seite des Metallgitters befinden, wächst in mir der Verdacht, dass ich in einer Art Gefängniszelle gelandet bin.

Oder in einem Käfig.

Wenn ich mich wirklich in einem Käfig befinde, könnte es wahrscheinlich schlimmer sein. Ich habe genug Platz, um aufzustehen, wenn auch nicht viel mehr als das. Zumindest sind hier drin bei mir keine Außerirdischen. Eigentlich müsste ich in Panik geraten, aber dafür bin ich zu sehr neben der Spur. Die ganze Sache hier kommt mir vor wie ein Zahnarztbesuch, bei dem man mir eine Dosis Lachgas verabreicht hat. Es fällt mir schwer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren.

Mein nackter Oberarm schmerzt, und ich reibe mir schwerfällig über die Stelle. Auf meinem Arm ertaste ich mehrere Beulen, die vorher nicht da waren, und als ich kräftiger darüberreibe, spüre ich etwas Hartes unter der Haut. Scheiße, was ist hier los? Ich versuche, mir die Stelle im Dunkeln genauer anzusehen, aber ich kann nichts erkennen. Bilder von den Außerirdischen und dem Licht, das mir in die Augen leuchtet, die Albträume, das Entsetzen – das alles stürmt auf mich ein, und ich gerate in Panik. Ein Wimmern kommt aus meiner Kehle.

Eine Hand berührt meinen anderen Arm. »Nicht schreien!«, flüstert eine junge Frau.

Ich drehe meinen allzu schweren Kopf, bis ich sie ansehen kann. Sie ist ungefähr in meinem Alter, aber blond und schlanker als ich. Ihr langes Haar ist schmutzig, ihre Augen wirken riesig in ihrem mageren Gesicht. Sie sieht sich im Raum um, dann legt sie sich einen Finger auf die Lippen für den Fall, dass ich ihre Warnung nicht verstanden habe.

Still sein. Okay. Okay. Ich unterdrücke den Aufschrei, der in meiner Kehle aufsteigt, und versuche, ruhig zu bleiben. Ich nicke. Nicht schreien. Nicht schreien. Ich kann mich zusammenreißen. Das kann ich.

»Alles okay bei dir?«

»Jaaa, als oay …«, lalle ich, außerstande, richtige Worte zu bilden. Und … mir läuft Spucke aus dem Mund. Entzückend. Ich hebe eine meiner schweren Hände, um mir über den Mund zu wischen. »Tu mi lei …«

»Schon gut«, antwortet sie, bevor ich erneut in Panik geraten kann. Sie spricht sehr leise, damit sie die anderen nicht aufweckt. »Wir waren alle ein wenig verkatert, als wir aufgewacht sind. Sie setzen alle Neuankömmlinge unter Drogen. Das wird sich sehr schnell legen. Ich bin Liz.«

»Georgie«, stelle ich mich vor und nehme mir die Zeit, meinen Namen verständlich auszusprechen. Ich reibe mir den Arm und zeige auf die seltsamen Beulen. »Wa is da los?«

»Also«, sagt Liz, »du bist von Außerirdischen entführt worden. Aber ich schätze, so viel war dir schon klar, oder?«

Ich lächele grimmig. Oder zumindest versuche ich es. Wahrscheinlich besabbere ich mich nur wieder.

Liz rückt näher an mich heran. »Okay, lass mich schauen, ob ich das Wichtigste zusammenkriege. Alle anderen hier …«, sie reckt den Daumen in Richtung der anderen Personen, die sich im Käfig drängeln und die immer noch schlafen, »sind ebenfalls entführt worden. Alle von der Erde, die meisten aus Amerika. Ich glaube, es ist auch eine Kanadierin dabei. Bist du zweiundzwanzig?«

»Ja, timmt.«

»Dachte ich mir. Das sind wir alle. Lass mich weiter raten: Du lebst allein, bist nicht schwanger, hast keine größeren gesundheitlichen Probleme und keine Verwandtschaft in der Nähe?«

»Woher …«

»Weil wir alle im selben Boot sitzen«, erklärt mir Liz düster. »Jede Frau, die sie mitnehmen, hat die gleiche Geschichte. Bis auf Megan. Sie war schwanger. Im zweiten Monat, hat sie gesagt, und sie haben es aus ihr herausgesaugt, als sei das keine große Sache.« Liz schaudert. »Also schätze ich, dass sie, wo immer sie uns hinbringen, keine schwangeren Mädchen wollen. Nur junge, gesunde.«

O Gott. Ich schlucke und kämpfe gegen den Brechreiz an. Es gibt hier wirklich keinen Ort, an dem man sich übergeben kann, obwohl mir langsam der Verdacht kommt, dass ich weiß, warum es hier riecht wie in der Kanalisation. Auch der Geruch, der von Liz ausgeht, ist nicht direkt angenehm. »Wie … lang bis du scho hie?«

»Ich?«, fragt sie. »Zwei Wochen. Kira ist, soweit wir wissen, am längsten hier. Das ist die mit dem Ohrhörer.«

Ich schaue mich um, aber ich sehe niemanden mit so einem Tool.

»Es ist ein Übersetzungsgerät«, weiht mich Liz ein. »Das wirst du bald genug mitkriegen. Ich bombardiere dich mit zu vielen Dingen auf einmal, was? Okay, versuchen wir es noch einmal. Siehst du die Röhren da?« Sie deutet auf die gegenüberliegende Wand, auf die Dinger, die mich an überdimensionale Schließfächer erinnern. »Kira hat gesehen, was da drin ist. Sie hat gesagt, dort seien weitere Frauen, genau wie wir.«

Ich schnappe nach Luft, was ein röchelndes und überlautes Geräusch verursacht. Noch mehr Leute?

Liz wedelt mit einer Hand in meine Richtung und signalisiert mir, dass wir leise sein müssen, also nicke ich und reibe mir die juckenden Beulen an meinem Arm. Sie schaut sich um, um festzustellen, ob jemand kommt, und als niemand auftaucht, rutscht sie noch näher an mich heran. Ich rieche ihren Körper neben meinem, sie riecht verschwitzt, aber immerhin menschlich. »Ja. Also … sie haben Kira mitgenommen, und sie hat erzählt, sie hätten auf sie eingeredet, und als sie sie nicht verstand, hätten sie sie am Ohr gefasst und ihr eine Art Ohrhörer angetackert, der übersetzt. Aber ich schätze, sie haben nur diesen einzigen, daher muss sie für den Rest von uns übersetzen.«

»Ge-getackert?«, wiederhole ich entsetzt.

»Genau. Sie haben ihr wie bei einer Kuh eine Marke ins Ohr geknipst.« Liz schneidet eine Grimasse. »Entschuldige, ich stamme aus Oklahoma. Ich schätze, dieses Bild verstört mich nicht so sehr wie dich. Woher kommst du?«

»Aus Orlando.« Ich bin mir nicht sicher, ob mein Mund das Wort »Florida« zustande bringen würde, ohne Speichel zu versprühen.

Sie nickt. »Wir kommen anscheinend aus dem ganzen Land. Wie dem auch sei, soweit Kira verstehen konnte, sind unsere neuen Freunde so etwas wie Schmuggler. Rate mal, womit sie handeln?«

»Mit Frauen?«

»Bingo.« Sie zeigt wieder auf die Schließfächer. »Ich vermute, dass sie zur Erde gekommen sind, um sechs mitzunehmen, und dann hatten sie so einen guten Lauf, dass sie beschlossen haben, noch ein paar in den Frachtraum zu quetschen und kräftig abzukassieren. Kira sagt, ungefähr jeden zweiten Tag kommt jemand Neues dazu. Wir vermuten, dass sie uns zusammenquetschen wie die Ölsardinen und uns dann an … keine Ahnung … irgendjemanden verkaufen. Wo auch immer.« Sie schaudert. »Ich versuche, nicht so weit vorauszudenken, denn dann würde ich nur anfangen zu schreien, und du willst nicht wissen, was passiert, wenn jemand anfängt zu schreien.«

O nein. »Was …«

»Das wirst du früh genug erleben«, sagt Liz in einem komischen Tonfall. »Vertrau mir einfach. Die dürren Typen mögen keinen Lärm. Merk dir das, okay?«

Ich erinnere mich an ihre Warnung von vorhin. »Okay. Mein … Arm …«

»Kleine Beulen? Ja, genau. Sie haben so etwas wie einen Arzt – oder Tierarzt, wer weiß. Er taucht auf, wenn wir hier ankommen, sticht einen Haufen Nadeln in uns hinein, schießt uns das silberne Ding unter die Haut und geht wieder. Ich denke, es ist ungefähr so, wie wenn der Tierarzt auf den Hof kommt, die Kühe impft und ihnen eine Marke ins Ohr knipst. Nur dass sie bei uns in den Arm kommt. Aber da vergleiche ich uns schon wieder mit Kühen. Das sollte ich wahrscheinlich lieber lassen, oder?«

»Weil wir Kühe essen«, murmele ich und besabbere mich tatsächlich beim Sprechen.

Liz schnaubt. »Ja genau, das trifft es ungefähr. Aber ich denke, sie geben sich zu viel Mühe mit uns, um uns zu essen. Es sei denn, wir sind eine Art Delikatesse, was ich nicht ausschließen würde. Aber … ja, genau.«

»Genau«, wiederhole ich.

»Versuch, etwas zu schlafen«, murmelt Liz und tätschelt meinen schmerzenden Arm. »Schlaf ist so ziemlich die einzige Fluchtmöglichkeit, die wir haben. Genieße sie.«

Diese Liz ist wirklich eine Optimistin. Ich schlinge die Arme um mich und bemerke, dass ich noch immer den ärmellosen kurzen Schlafanzug trage, in dem ich eingeschlummert war. Er ist nicht sehr warm und verdeckt auch nicht besonders viel, und ich wünsche mir absurderweise, ich wäre in einem großen Flanellpyjama schlafen gegangen.

Und dann möchte ich weinen. Weil ich für eine Entführung durch Außerirdische nicht richtig angezogen bin. Wenn das nicht alles so tragisch wäre, würde ich lachen. Meine Schultern zittern, und Tränen laufen mir über die Wangen. Ja genau. Gestern habe ich noch nicht an Außerirdische geglaubt. Aber das war gestern.

Ich weine mich leise wieder in den Schlaf.

Im Laufe des nächsten Tages wird mir, was das Raumschiff angeht, einiges klar.

Unter anderem, dass es keine Toilette gibt. Anscheinend haben unsere Entführer die ganze Sache mit dem Frachtraum voller gestohlener Mädchen nicht richtig durchdacht. Wir müssen uns mit einem Eimer in einer Ecke begnügen, daher der Gestank nach Kanalisation. Das war’s dann mit unserer Würde. Es geht doch nichts darüber zu warten, bis man beim Kackeimer an die Reihe kommt.

Außerdem finde ich heraus, dass das Essen aus klitzekleinen Briketts besteht, die wie getrocknete Algen aussehen und beschissen schmecken. Davon kriegen wir zwei am Tag. Zu Trinken gibt es Wasser aus einem an der Wand befestigten Hahn, der mich an einen Futterspender erinnert.

Die Schwielen an meinem Arm gehen in den nächsten Stunden zurück, obwohl eine raue, kleine Beule zurückbleibt. Ich betaste sie und betrachte auch die Arme der anderen Mädchen, und ich ziehe daraus den Schluss, dass es sich um eine Art Peilsender handelt, den sie uns implantiert haben. Wie Ohrmarken für Kühe, wie Liz sich ausgedrückt hat. Im Moment erscheint mir der Ausdruck verdammt passend.

Zudem komme ich dahinter, dass es zwei Arten von Außerirdischen gibt: die zerbrechlichen grünen, die das Sagen zu haben scheinen, und die basketballköpfigen, die das Wachpersonal bilden. Ich nenne sie Basketballköpfe, nicht wegen ihrer übergroßen Gehirne, sondern wegen ihrer grobkörnigen, unbehaarten, an eine Orange erinnernden Haut. Über dem Kragen der grauen Overalls, die sie tagein, tagaus tragen, sieht das einfach bizarr aus. Die Basketballköpfe sind ziemlich grauenvoll, ungeachtet des albernen Namens. Sie haben unheimliche kleine Käferaugen mit einem durchsichtigen Augenlid darüber und nadelspitze Zähne. Außerdem weisen sie nur zwei Finger und einen Daumen statt fünf Finger auf, und sie sind groß. Die kleinen grünen Männchen, die die Vogelgeräusche machen, sind höchstens neunzig Zentimeter groß und tauchen bloß selten auf. Im Gegensatz zu den Basketballköpfen, die ständig im Frachtraum herumlungern.

Und vor denen haben alle Angst.

Das finde ich heraus, als ich am nächsten Morgen aufwache – obwohl es wahrscheinlich genauso gut Nachmittag sein könnte – und sehe, dass auch die anderen nicht mehr schlafen. Die Wirkung der letzten benebelnden Medikamente scheint verflogen zu sein, und ich unterdrücke blinzelnd ein Gähnen. Ich bemühe mich, leise zu sein, denn das ist immer gut. Es dauert einen Moment, bis mir klar wird, dass alle sich auf die andere Seite des Käfigs zubewegen, so weit weg von den Gitterstäben wie möglich. Die Haare in meinem Nacken stellen sich auf, und ich folge den anderen nach hinten. Ich will gerade fragen, was los ist, aber als ich den Mund öffne, schüttelt Liz wortlos den Kopf, ihren Blick auf etwas über meiner Schulter gerichtet.

Neugierig drehe ich mich um und zucke beim Anblick eines basketballköpfigen Außerirdischen zusammen, der mich durch die Gitterstäbe beobachtet. Ich zucke ein weiteres Mal zusammen, als er mich mit einem lüsternen Grinsen bedenkt, und ich rutsche schnell zu den anderen herüber.

»Nicht schreien!«, murmelt jemand warnend.

Großer Gott, das hier macht mir wirklich Angst. Ich nicke. Auf keinen Fall werde ich auch nur einen Laut von mir geben.

Die Basketballköpfe bleiben den ganzen Tag bei uns im Raum. Es ist, als warteten sie auf etwas. Ich wage nicht, darüber nachzudenken, was das sein könnte. Wir drängen uns in der Ecke des Käfigs zusammen, unsere Nerven zum Zerreißen gespannt, und nach einigen Stunden wird eine weitere bewusstlose Frau hereingetragen. Niemand macht auch nur den Versuch zu fliehen, als sie die Tür öffnen. Wir sitzen einfach bloß da und sehen zu, wie sie die Neue zu uns hereinschieben und die Tür wieder schließen.

Ich kann mir denken, warum niemand einen Fluchtversuch wagt. Wohin sollten wir auch fliehen? Außerdem hat Ungehorsam wohl schlimme Konsequenzen zur Folge, denn alle im Käfig haben eine Riesenangst vor den Basketballköpfen.

Jemand fasst die Neue unter den Armen und versucht, sie zu unserem zusammengekauerten Haufen zu ziehen. Sie ist ungefähr in meinem Alter und hat schöne rote Haare. Ich bemerke, dass die Basketballköpfe immer wieder an das Gitter kommen und in ihrer seltsamen gurgelnden Sprache über sie reden und von Zeit zu Zeit Handbewegungen machen. Dann lachen sie schrill und unheimlich, was an meinen ohnehin bereits blank liegenden Nerven zerrt.

Es ist fast so, als würden sie Wetten auf das neue Mädchen abschließen.

Einige Stunden später wacht sie auf. Ich hocke neben Liz und schrecke aus meiner Benommenheit auf, als sie scharf die Luft einzieht.

Das Mädchen schluchzt auf und blickt erschrocken drein.

»Nicht schreien!«, zischt eine leise Stimme. Ich kann nicht erkennen, wer es gesagt hat, aber ich weiß, dass wir alle es denken.

Doch die Rothaarige hört nicht auf sie. Sie blickt sich um, gerät in Panik und beginnt zu schreien. Ihre schrillen Rufe hallen durch den Frachtraum. Sie will einfach nicht aufhören, obwohl einige von uns mit den Händen wedeln und sie berühren und versuchen, sie zu beruhigen. Sie ist völlig hysterisch, und ihre Schreie werden lauter und panischer, je mehr sie zu sich kommt. Sie schlägt um sich und wehrt sich gegen unsere beschwichtigenden Berührungen.

Über uns piepst etwas.

Die anderen im Käfig werden vollkommen reglos.

Ein seltsames vogelartiges Zwitschern dringt aus der Sprechanlage.

Einer der Basketballköpfe berührt eine Schalttafel, die daraufhin aufleuchtet, und er gurgelt eine Antwort. Die Gruppe der Mädchen weicht zurück, als der andere Basketballkopf sich dem Käfig nähert und die Tür öffnet.

Hinter der Tür liegt die Freiheit, aber niemand greift danach.

Die Rothaarige wird gepackt. Sie ist eine Kämpferin, das muss man ihr lassen. Sie schlägt um sich, als sie sie anfassen, kreischt auf Französisch Flüche und schreit schrill um Hilfe. Alle anderen sitzen still da und schauen zu.

Ich ertrage es nicht länger, versuche aufzustehen, um zu ihr zu gehen und ihr zu helfen. Liz hält mich am Bein fest. »Nein«, zischt sie. »Lenk bloß keine Aufmerksamkeit auf dich, Georgie! Vertrau mir.«

Obwohl alles in mir sich dagegen wehrt, untätig zu bleiben, habe auch ich furchtbare Angst. Es ist zu einfach, sich hinzusetzen und sich wieder bei den anderen zusammenzukauern. Dazusitzen und abzuwarten, was passiert, wenn sich jemand dem unausgesprochenen Schweigebefehl widersetzt. Und ich hasse mich dafür.

»Schau nicht hin«, flüstert Liz mir zu.

Doch genau das mache ich. Irgendjemand muss hinschauen. Irgendjemand muss zusehen. Als es vorbei ist und sie nicht länger gegen irgendetwas ankämpft, ist mir übel. Was ich gerade gesehen habe …

Liz drückt meine Hand. »Kira sagt, sie hätten die Erlaubnis, jede Gefangene, die sich nicht benimmt, zu ›disziplinieren‹.«

Ich nicke und wende endlich den Blick ab, während die Außerirdischen sich in ihrer seltsamen Sprache unterhalten und noch einmal die Plätze tauschen. Ich schätze, dass das rothaarige Mädchen inzwischen brav und »diszipliniert« ist. Am liebsten würde ich schreien, aber laute Geräusche sind verboten. Ich bohre mir die Fingernägel in die Handflächen und schaue an der Reihe bleicher Gesichter neben mir im Käfig entlang und versuche herauszufinden, welches der Mädchen Kira ist. Eine junge Frau am Ende der Reihe mit glatten braunen Haaren presst sich weinend die Hände auf die Ohren. Es ist, als könne sie nicht ertragen, mit anzuhören, was hier passiert, doch die Rothaarige ist still. Man hört bloß das Geplapper der Außerirdischen.

Das Mädchen muss Kira sein. Sie ist die Einzige, die die Wachen verstehen kann, dank des Gerätes, das sie ihr ins Ohr implantiert haben. Ich mustere die anderen. Sie stehen unter Schock und haben alle den Blick abgewandt. Einem Mädchen stehen das Entsetzen und die Trauer ins Gesicht geschrieben, und ich frage mich, ob auch sie eine Schreierin war. Ich komme zu dem Schluss, dass ich es gar nicht wissen will, presse die Augen fest zusammen und versuche, die Welt auszublenden. Versuche, in einer stillen Blase zu existieren, in der nichts von alledem real ist. Wo alles sich in Luft auflöst und ich aufwache, wenn ich mir nur fest genug in den Arm kneife.

Aber als ich die Augen schließe, sehe ich das Gesicht der Rothaarigen vor mir, wie sie missbraucht wird und wie der dafür verantwortliche Außerirdische die ganze Zeit über weiter mit seinem Freund redet. Als sei es keine große Sache, bloß ein ganz normaler Tag im Büro, typischer Teeküchenklatsch.

Liz hat recht. Wir sind für diese Kreaturen nichts weiter als Vieh. Sie werden uns an jemanden verkaufen, der uns vergewaltigt oder isst oder beides. Oder der etwas noch Schrecklicheres, als ich mir überhaupt vorstellen kann, mit uns macht.

Doch ich werde mich meinem Schicksal nicht einfach ergeben. Ich verschränke die Arme vor der Brust, ziehe die Knie an und mustere meine Umgebung. Ich betrachte jeden Winkel der seltsamen Wände und versuche herauszubekommen, ob es hier irgendetwas gibt, das sich als Waffe einsetzen lässt.

Denn ich werde diese grobhäutigen, ekelhaften Mistkerle umbringen, sollten sie versuchen, mich anzurühren.

Während der nächsten Woche kommt niemand mehr an Bord des Raumschiffes, daher wächst in mir der Verdacht, wir wären »ausgebucht«. Was gut ist, wenn man bedenkt, dass unser winziger Frachtraum sich von Stunde zu Stunde immer beengter anfühlt. Nun, da sich Dominique – die misshandelte Rothaarige – neben uns zwängt, fühlen wir uns wie die Ölsardinen.

Nicht dass irgendjemand aufspringen würde, um sich zu beschweren.

In der Nacht, wenn die Wachen uns allein lassen, unterhalten Liz und ich uns leise. Wahrscheinlich sind wir jetzt auf dem Weg in den Weltraum. Während der letzten paar Tage hat es immer mal wieder in den Ohren geknackt, weshalb wir vermuten, dass wir uns mit hoher Geschwindigkeit bewegen.

Und wir wissen nicht, was wir tun sollen.

»Als Erstes töten wir die Wachen«, sage ich zum zweiten Mal heute Nacht zu Liz und Kira. »Die kleinen grünen Männchen scheinen den Basketballköpfen die ganze Drecksarbeit zu überlassen. Ich denke, wenn wir die orangefarbenen Typen loswerden, können wir die grünen vielleicht dazu zwingen, uns zur Erde zurückzubringen.«

»Dieser Plan hat nur einen winzigen Haken, Georgie«, gibt Liz zu bedenken, praktisch veranlagt, wie sie nun mal ist. Sie deutet auf die Gitterstäbe des Käfigs. »Wir sind auf dieser Seite des Gitters und sie auf der anderen. Und sie haben Waffen.«

»Wir müssen irgendetwas tun, um sie dazu zu bringen, die Tür zu öffnen.« Kiras Stimme dringt leise durch die Dunkelheit. »Ich würde ja sagen, wir könnten auch darauf warten, dass eine weitere Gefangene auftaucht, aber …«

»Eben«, sage ich nachdenklich und lasse den Blick zu Dominique wandern, die allein in einer Ecke hockt. Seit man sie in den Käfig zurückgebracht hat, ist sie völlig kaputt. Jetzt ist sie natürlich still. Sie verbringt ihre wachen Stunden damit, mit der Faust gegen den Mund gepresst dazusitzen und sich ins eigene Fleisch zu beißen, während ihr die Tränen über die Wangen laufen. Und sie wehrt all unsere Versuche ab, uns mit ihr anzufreunden oder sie zu beruhigen. Wahrscheinlich müssen wir ihr einfach Zeit geben und Geduld haben, aber da wir alle in etwas von der Größe eines begehbaren Kleiderschranks hineingezwängt worden sind, liegen bei uns auch die Nerven blank.

Ich sehe mir Kiras und Liz’ grimmige Gesichter an und denke angestrengt nach. »Wie wäre es, wenn wir alle so tun würden, als seien wir krank, wenn sie nächstes Mal kommen, um uns etwas zu essen zu bringen?«

»Das dürfte nicht allzu schwierig sein«, sagt Liz. »Diese Algenriegel sind absolut widerwärtig.«

Aber Kira schüttelt den Kopf. »Und was ist, wenn sie beschließen, uns einfach alle in den Weltraum zu werfen, wenn wir uns krank stellen? Wir sind lediglich Extraballast, schon vergessen? Solange sie ihre Quote mit den Mädchen in den Kapseln da drüben erfüllen, sind wir entbehrlich.« Sie deutet auf die Schließfächer auf der anderen Seite des Raums.

Wie könnte ich diese Röhren vergessen? Ich weiß nicht, ob ich neidisch sein soll, dass sie nicht die geringste Ahnung von der Situation haben, oder ob es im Grunde noch entsetzlicher ist, angesichts dessen, was sie erwartet, wenn sie aufwachen. Doch Kira hat recht. Solange denen in den Kapseln nichts passiert, sind wir entbehrlich, und ich bin nicht bereit, unserem Fluchtplan auch noch »Sabotage an den Kapseln« hinzuzufügen. Genauso wenig bin ich bereit, sie zurückzulassen. Wir werden sie einfach in unsere Planung miteinbeziehen müssen. »Was ist, wenn wir schreien?«, frage ich.

Kira schluckt. »Das macht mir Angst.« Sie späht über meine Schulter zu Dominique hinüber und schaudert.

»Mir gefällt es auch nicht«, sage ich. »Aber was haben wir sonst für Möglichkeiten? Eine einzige Person, die aus der Reihe tanzt, sorgt dafür, dass alle anderen geschützt sind, oder? Also erregen wir ihre Aufmerksamkeit, bringen sie dazu, die Tür zu öffnen …«

»Und was dann?«, hakt Liz nach. »Dann lassen wir uns vergewaltigen?«

»Nein.« Daran will ich nicht einmal denken. »Wir brauchen irgendeine Art von Ablenkung. Wir könnten alle auf sie zurennen, wenn sie die Tür öffnen. Wir sind in der Mehrzahl.«

»Aber sie haben Waffen«, gibt Kira zu bedenken.

»Doch wenn wir alle auf sie zustürzen …«

»Dann werden die, die ganz vorne sind, erschossen«, sagt Liz. »Ich will nicht hier sein, aber ich will auch nicht sterben. Und ich glaube auch nicht, dass die anderen es wollen. Sie sind nicht wirklich Kämpferinnen. Keine von uns ist das.«

»Aber welche Wahl haben wir denn?«, protestiere ich. »Wir können uns wie brave kleine Sklavinnen verhalten und trotzdem vergewaltigt und zu Gott weiß was für einen Zweck verkauft werden. Wenn wir uns wehren, haben wir zumindest eine Chance.«

»Nein, du hast recht.« Liz winkelt die Knie an und denkt nach. »Also, wir lenken sie mit irgendwas ab, bringen sie dazu, die Tür zu öffnen, stürzen uns auf sie, entreißen ihnen die Waffen und übernehmen die Kontrolle. Wir müssen einfach nur dafür sorgen, dass Kira während der ganzen Zeit geschützt ist.«

»Ich?« Kira sieht sie überrascht an. »Warum?«

»Weil du diejenige mit dem Übersetzerding bist«, erklärt Liz grimmig. »Wir werden sie kaum überreden können, kehrtzumachen und zur Erde zurückzufliegen, wenn du erschossen wirst und wir nicht mit ihnen reden können.«

Da ist etwas dran. »Ich werde sie ablenken«, schlage ich vor. »Immerhin ist es mein Plan.«

»Bist du dir sicher?«

Nein, natürlich bin ich mir nicht sicher. Schon bei dem Gedanken, diese Kreaturen mit der grobkörnigen Haut könnten mich berühren, fange ich an zu zittern. Aber was habe ich für eine Wahl? Mich zurücklehnen und gar nichts tun? Es einfach geschehen lassen und diesen Wesen erlauben, über mein Schicksal zu entscheiden? Nie und nimmer. »Ich werde es tun.«

Als sei es mit mir einer Meinung, gerät das Raumschiff ins Schlingern und geht in den Sinkflug, und wir alle fallen der Länge nach hin.

Natürlich schreit keine Einzige von uns. Wir wissen alle, dass es nichts gebracht hätte.

Zum zweiten Mal an diesem Tag schlingert das Raumschiff. Das Wort »Turbulenzen« klingt ein wenig lächerlich, wenn man bedenkt, dass wir uns im Weltraum befinden. Müsste es nicht ein ungestörter Flug sein? Mein Magen schlingert mit, aber ich ignoriere es.

Fast ist es Zeit für unseren Plan.

Ich starre den Wachposten an, der vor unserer Zelle auf und ab geht. Es ist die Zeit, die wir als »Schlafenszeit« betrachten, in der wir den letzten Algenriegel des Tages bekommen und es die Wachen auch nicht länger interessant finden, uns zu piesacken. Normalerweise wechseln sie nach der letzten Mahlzeit unseren Eimer mit unseren Hinterlassenschaften und ziehen sich dann zurück.

Aber heute Nacht ist alles anders. Obwohl unser Eimer beinahe voll ist, kommt der Basketballkopf nicht herein, um ihn zu holen. Gezwitscher dringt aus der Sprechanlage, und der Wachposten im Raum wird von Minute zu Minute unruhiger.

Und die ganze Zeit über schlingert das Raumschiff.

»Was ist da los?«, flüstere ich Kira zu, während wir zusehen, wie der Wachposten geistesabwesend auf und ab geht. »Wo ist der andere Basketballkopf?«

»Ich weiß es nicht«, gesteht sie und presst sich eine Hand ans Ohr, um das silberfarbene Gerät fester hineinzudrücken. »Einige Worte lassen sich nicht übersetzen. Oder sie lassen sich übersetzen, aber ich weiß nicht, was sie bedeuten.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich denke jedoch, dass irgendetwas mit dem Antrieb passiert ist. Sie reden die ganze Zeit davon, die Fracht an einem sicheren Ort abzuwerfen.«

Mein Magen zieht sich zusammen. »Ähm, wir sind die Fracht.«

Sie verzieht das Gesicht. »Ich weiß. Anscheinend werden sie dann jedoch einen Liefertermin versäumen, daher versuchen sie, eine andere Lösung zu finden.«

»Wir Glückspilze«, murmele ich und schaue zu dem einsamen Wachposten hinüber. Es ist nur ein einziger. Normalerweise sind sie zu zweit. Alles in mir spannt sich an, als es mir dämmert. Wenn wir den einen Wachposten überwältigen … brauchen wir uns später nur noch mit einem herumzuschlagen. Unsere Chancen stehen erheblich besser, wenn wir uns die Wachen einzeln vornehmen.

Und wenn wir seine Waffe haben.

»Ich denke, wir sollten jetzt unseren Plan durchziehen«, sage ich leise, während der Wachposten wieder beginnt, auf und ab zu gehen.

»Ich weiß nicht.« Kira beißt sich auf die Unterlippe.

Aber Liz nickt mir zu.

»Wir machen es«, flüstere ich den anderen im Käfig zu.

Die Mädchen sind sichtlich beunruhigt, doch sie rücken beiseite, um mir Platz zu machen. Wenn ich bereit bin, das Opferlamm zu sein, sind sie bereit, mir zu erlauben, mich zu opfern.

Also nehme ich meinen ganzen Mut zusammen, gehe zum Käfiggitter und drücke das Gesicht an die Stäbe unseres Gefängnisses. »He.«

Der Wachposten dreht sich nicht um. Er geht weiter auf und ab, und sein Blick flackert zur Decke, als erwarte er, dass von dort weitere gezwitscherte Befehle kommen.

Ich versuche es noch einmal. »He. Hier drüben.« Als er mir immer noch keine Beachtung schenkt, bin ich überrascht, das muss ich zugeben. Normalerweise ist ihnen jeder Vorwand, uns zu bestrafen, willkommen. In der letzten Woche habe ich beobachtet, wie ein anderes Mädchen vergewaltigt wurde, weil sie in einem Albtraum aufgeschrien hat. Also versuche ich es mit einer neuen Taktik, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich spucke einen Klumpen Speichel in seine Richtung.

Die Spucke landet auf seinem großen, kahlen Kopf, und er bleibt abrupt stehen. Er reißt seine unheimlichen kleinen Fischaugen auf und funkelt mich an, dann kommt er in langen Schritten durch die Ladebucht auf unseren Käfig zu.

»Gut gemacht, Georgie«, raunt Liz.

Ich hole tief Luft und nicke. Ich selbst habe bei der Sache kein besonders gutes Gefühl, aber was soll’s. Wie wir es geplant haben, ziehe ich mich in den hinteren Teil des Käfigs zurück – damit er hereinkommen muss –, und als die anderen Mädchen sich um mich scharen, reiße ich den Eimer mit unserer Scheiße hoch.

Wir haben uns überlegt, dass ich ihm die Kacke entgegenschleudere, um ihn noch mehr abzulenken, und die anderen diesen Moment nutzen und sich auf ihn werfen. Dann überwältigen wir ihn und nehmen ihm seine Waffe ab. Nicht dass eine von uns wüsste, wie man mit einer Alien-Waffe schießt, aber immer schön eins nach dem anderen. Solange er sie nicht hat, ist die Schlacht schon halb gewonnen.

Beim Hochheben des Eimers stellt sich natürlich heraus, dass er sehr schwer ist und ich von den jämmerlichen Rationen, die man uns zubilligt, schwach und lethargisch bin. Ich taumele unter dem Gewicht des Eimers und zucke zusammen, als etwas vom Inhalt über den Rand und auf meinen Arm schwappt. Verdammt.

Er knurrt etwas, das wie ein Fluch auf Außerirdisch klingt, und schließt den Käfig auf.

Ganz anders, als wir es besprochen haben, weichen die anderen Mädchen zurück und lassen mich mit dem Eimer und einem dämlichen Ausdruck auf dem Gesicht allein, während er auf mich zugestürmt kommt.

Ich schleudere den Eimer in seine Richtung, gerade als er mich packen will, doch der Eimer ist zu schwer, und am Ende schwappt dessen Inhalt über uns beide. Er packt meinen Arm, und ich kreische überrascht auf, als er mir die Finger in den Oberarm bohrt. Seine grobkörnige Haut ist nicht nur hässlich, sondern auch rau und schürft mir wie Schmirgelpapier die Haut auf.

Er zischt ein Schimpfwort und zerrt mich zu sich heran.

»Nein«, ruft Liz und packt meinen anderen Arm, während ich mich in seiner Umklammerung winde. Wo, verdammt noch mal, ist unser großer Angriffsplan geblieben? Warum kauern sich die anderen ganz verschreckt zusammen? Ich sehe zu Kira, meiner anderen Komplizin, aber sie hält den Kopf schief, einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht, während sie zur Decke starrt. Von oben kommt schwaches vogelartiges Gezwitscher.

»Abkoppelung einleiten?«, fragt Kira verwirrt.

Der ganze Boden kippt zur Seite, und wir purzeln alle durcheinander.

Ich fliege durch den Raum und rase für einen Moment ohne Bodenhaftung durch die Luft. Dann knalle ich gegen die Wand mit den Röhren, und alle Luft entweicht meinen Lungen.

Die ganze Welt gerät in Schieflage, und der Frachtraum ist voller schreiender Frauen. Etwas Nasses spritzt auf meine Arme, und der Eimer fliegt über uns hinweg. Dann hängt alles in der Luft. Die Lichter gehen aus, und wir finden uns in absoluter Dunkelheit wieder.

Ein rotes Lämpchen springt flackernd an. Oh, das ist nicht gut. Rotes Licht ist immer ein Notfallsignal, oder nicht?

Ich starre in den nun roten Raum und sehe zu, wie Klumpen aus dem Eimer mit unseren Hinterlassenschaften vorbeischweben. Im Hintergrund kullert jemand in der Luft herum. Uns ist die Schwerkraft abhandengekommen.

Was ist denn jetzt los?

Ich versuche, meinen Blick zu fokussieren, als etwas an meinem Kopf vorbeitanzt. Es ist schwarz, rechteckig und hat einen dicken Lauf.

Die Waffe.

Großer Gott. Ich stoße mich von einem der Schließfächer ab und schwimme durch die Luft auf die Waffe zu, und genau in dem Moment setzt die Schwerkraft wieder ein. Ich knalle direkt auf der Waffe auf den Boden.

Einige Schritte entfernt kracht der Wachposten ebenfalls herunter. Und die ganze Zeit über kommt durch die Sprechanlage dieses seltsame Vogelgezwitscher.

Ich schnappe mir die Waffe und suche nach einem Abzug, während die Wache stöhnend den Kopf schüttelt und versucht, sich zu sammeln. Da ist kein Abzug. Egal, scheiß drauf. Das Ding wird als Knüppel genauso gut funktionieren. Ich packe es an seinem schmaleren Ende, hebe es hoch und lasse es auf den Kopf des Wachpostens niedersausen.

Knack.

Der Wachposten rudert mit den Armen.

Ich höre nicht auf, sondern schlage ununterbrochen auf ihn ein. Knack. Knack. Immer wieder lasse ich den Knauf der Waffe auf seinen Kopf niedersausen. Auch als er sich nicht mehr bewegt, höre ich nicht auf. Ich habe schreckliche Angst, dass er einen Granitschädel haben könnte, sich umdreht und mich überwältigt. Also schlage ich einfach immer weiter auf ihn ein.

Hände greifen nach meinen. »Georgie. He, Georgie, hör auf! Ich glaube, er ist tot.« Liz’ Stimme dringt durch den Nebel in meinem Gehirn. »Du kannst jetzt aufhören.«

Meine Bewegungen erlahmen, und ich starre mit leerem Blick in ihr Gesicht und dann auf die Wache. Beziehungsweise auf das, was von der Wache übrig ist. Das Gesicht auf seinem Hals ist nur noch ein Fleischklumpen.

Ich reiße die Augen auf. Dann übergebe ich mich.

»Du hast es geschafft«, sagt Liz und massiert mir den Rücken. »Du hast es wirklich geschafft, Georgie! Du bist echt beinhart!«

Ich fühle mich nicht unbedingt beinhart. Mir ist schlecht. Gerade habe ich einen Mann getötet. Eine Art Mann. Irgendwie. Definitiv einen Vergewaltiger.

Trotzdem ist er ein Lebewesen.

War. War ein Lebewesen.

Mein Magen zieht sich erneut schmerzhaft zusammen. Mit dem Handrücken wische ich mir über den Mund und halte dann inne. Meine Hand riecht nach Kloake. Igitt. Außerdem bin ich von oben bis unten voll mit Exkrementen, die sich in der ganzen Kabine verteilt haben. »Was zum Teufel ist passiert?«

»Ich weiß es nicht«, sagt Liz und hilft mir auf die Füße.

Mir tut alles weh, und meine Rippen fühlen sich an der Stelle, wo ich auf der Waffe gelandet bin, geprellt an. Doch ich umklammere die Waffe immer noch. Es ist mir egal, ob sie voll Kacke und Hirnmasse und was sonst noch ist, sie gehört jetzt mir.

Ein metallisch klingendes Zwitschern plärrt durch die Lautsprecher, und im gleichen Moment knackt es heftig in meinen Ohren. Zur selben Zeit wie ich hält Liz sich die Ohren zu, und wir sehen einander überrascht an.

Kira kommt aus dem Käfig gerannt. »Ladys! Wir haben ein größeres Problem. Die Nachricht von oben lautet jetzt: ›Vorbereiten auf Wiedereintritt‹. Ich denke, das bedeutet, dass uns eine Bruchlandung bevorsteht!«

Scheiße.

Wir fallen wieder abrupt, und ich kullere durch die Luft und knalle gegen die Röhren. Etwas kracht gegen meinen Kopf, und dann wird alles schwarz.

»Hey.« Eine vertraute Stimme erklingt in meinem Ohr. »Hey, wach auf. Geht es dir gut, Georgie?«

Langsam komme ich wieder zu mir und stöhne bei dem heftigen Schmerz, der mir durch die Stirn schießt. Einen Moment später ist der Schmerz nicht mehr nur in meinem Kopf. Jeder Teil meines Körpers tut weh, am schlimmsten mein Handgelenk. Darin pocht es in einem unangenehmen Brennen, das bis in meinem Ellbogen ausstrahlt. Blinzelnd schaue ich zu Liz hoch, die sich über mich beugt. »Au.«

Sie grinst mich mit einer geschwollenen Lippe und einem sich ausbreitenden Bluterguss auf der Wange an. »Du lebst. Das ist schon mal gut.« Sie hockt sich neben mich und hält mir eine Hand hin. »Kannst du dich aufsetzen?«

Mit ihrer Hilfe ziehe ich mich in eine sitzende Position hoch und zucke zusammen. Im Sitzen tut alles nur noch mehr weh. »Was ist passiert?«

»Wir haben eine Bruchlandung hingelegt«, sagt sie. »Die meisten haben das Bewusstsein verloren, weil wir herumgeschleudert worden sind. Es gibt einige gebrochene Knochen, ein paar blutige Nasen, und zwei haben es nicht geschafft.«

Ich starre sie erschrocken an, dann lasse ich den Blick durch die Kabine wandern. »Zwei Mädchen … sind tot? Wer?«

»Neben der Wache, die du erledigt hast, Krissy und Peg. Sieht nach Genickbruch aus.« Sie deutet mit dem Kopf zur anderen Seite des Raums. »Die Armen.«

Ich habe einen Kloß im Hals. Ich kannte sie zwar nicht besonders gut, aber das Entsetzen in ihren Augen werde ich nicht vergessen. Ich bin so froh, noch am Leben zu sein. Ich umarme Liz, und sie erwidert meine Umarmung, und für einen Moment sind wir einfach nur erleichtert, zu atmen und einigermaßen unversehrt zu sein. Ich blinzele über ihre Schulter und bemerke, dass die gesamte Ladebucht sich zur Seite geneigt hat. Der Metallboden steht schräg, ist voller Trümmer und eiskalt. Mit Liz’ Hilfe stehe ich schwankend auf und sehe mich erschrocken um.

Mehrere Mädchen klammern sich in einer Ecke aneinander – Megan umarmt Dominique und versucht, sie zu beruhigen, während Letztere Laute irgendwo zwischen einem Kreischen und einem Schluchzen zu unterdrücken versucht. Andere Mädchen liegen immer noch bewusstlos auf dem Boden, und ich sehe zwei Leichen in der Ecke neben dem toten Wachposten übereinanderliegen. Krissy fällt das dunkle Haar übers Gesicht und verhüllt zum Glück ihre Züge. Ich wende den Blick ab. An der Seite versucht Kira, einem anderen Mädchen dabei zu helfen, ihr offensichtlich gebrochenes Bein zu richten. Kiras Gesicht ist voller blauer Flecken, und Blut läuft aus ihrem Ohrimplantat.

Alle sind zerschunden und verletzt. Ich schaue an mir herunter, auf meine eigenen Beine, aber sie scheinen in Ordnung zu sein. Mein Handgelenk dagegen ist geschwollen und färbt sich gerade ein wenig violett, und meine Rippen fühlen sich an, als würden sie in Flammen stehen. »Ich glaube, das ist gebrochen«, sage ich und strecke meinen Arm mit dem verletzten Handgelenk aus. Zaghaft drehe ich es und werde fast ohnmächtig bei der Schockwelle von Schmerz, die daraufhin durch meinen Körper schießt.

»Dann wirst du wohl keinem weiteren Außerirdischen eins überziehen«, sagt Liz fröhlich. »Wenn es nicht gebrochen ist, ist es ziemlich schlimm verstaucht. Du solltest die Zehen an meinem linken Fuß sehen. Die hat es auch übel erwischt. Als hätten sie erfolglos versucht, den strategischen Rückzug in meinen Fuß anzutreten.«

Ich sehe sie skeptisch an. »Warum hast du dann so gute Laune?«

»Weil wir frei sind«, sagt sie begeistert. »Verdammt, wir sind frei, und wir sind irgendwo gelandet. In meinen Augen ist die Lage damit auf jeden Fall besser als vorher.«

»Woher weißt du, dass wir gelandet sind?«

Liz kommt an meine Seite gehumpelt, wobei sie nur ihr gesundes Bein belastet. »Weil der Fußboden schräg steht und kalt ist und deswegen.« Sie zeigt auf etwas hinter mir.

Ich drehe mich um. Über uns hat sich anscheinend eins der Schließfächer teilweise von der Wand abgelöst und einen langen, schmalen Riss im Rumpf unserer Ladebucht hinterlassen. Durch den Riss fällt schwaches Licht, und es sieht aus, als würden Schneeflocken herabschweben. Ich schnappe nach Luft und versuche, etwas zu erkennen. »Ist das Schnee?«

»Ja«, sagt Liz glücklich. »Und da wir nicht alle ersticken, weil wir Methan oder irgend so etwas einatmen, kommt auch Sauerstoff herein.«

Hoffnung lässt mein Herz schneller schlagen, und ich schaue hoch zur Decke. Aufgeregt drehe ich mich wieder zu Liz. »Denkst du, wir sind irgendwie wieder auf der Erde gelandet?«

»Das glaube ich nicht«, sagt Kira und unterbricht mit ihrer sanften Stimme meine Gedanken. Ich schaue sie an und zucke zusammen. Sie sieht ziemlich mitgenommen aus, und die ganze linke Seite ihres schmalen Gesichts ist violett verfärbt und blutverschmiert. In einem ihrer Augen ist ein Blutgefäß geplatzt, und das Rot bildet einen scharfen Kontrast zu ihrer blassen Haut. Auch sie humpelt, und ihr Knie ist geschwollen.

»Woher weißt du, dass wir nicht auf der Erde sind?«, frage ich. Ich weigere mich, jetzt schon die Hoffnung aufzugeben. »An wie vielen Orte gibt es Schnee und Sauerstoff? Wir könnten, ich weiß nicht, in Kanada sein oder so.«

»Weil ich durch dieses Ding gehört habe«, sagt sie und zeigt auf den noch immer an ihrem Kopf befestigten blutverschmierten Ohrhörer, »dass sie uns an einem ›sicheren Ort‹ absetzen wollten, um uns zu einem späteren Zeitpunkt wieder abzuholen.«

Stirnrunzelnd verschränkt Liz die Arme vor der Brust. »Sie wollen uns zu einem späteren Zeitpunkt wieder abholen? Also haben sie uns abgeworfen, damit wir uns nicht vom Fleck rühren und sie uns in ein oder zwei Tagen wieder einsammeln können? Darauf ist doch geschissen!«

Ende der Leseprobe