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Rückblick und wehmütige Erinnerung an eine Kindheit in der Nachkriegszeit im Süden Europas. Die Strasse im Heimatsort Rue du Docteur Gustave Rioblanc gibt es heute nicht mehr. Das einzigartige Lebensgefühl und das friedliche Miteinander all seiner wunderbaren Bewohner ist vor 50 Jahren versunken im Lauf der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, die die tatsächlich gelebte Toleranz, den Respekt vor der Vielfalt und die Menschenliebe immer stärker bedrängt haben. Die Protagonisten dieses kleinen Buchs wurden in alle Winde verstreut. Sie träumen – wenn sie nicht schon längst gestorben sind – so wie der Erzähler von ihrer versunkenen Insel. Sie sehen heute vielerorts die Gewalt und den Hass zwischen Menschen verschiedener Religionen und Herkunft und tragen doch in ihren Herzen die Gewissheit, dass es auch anders geht. Es bleibt neben der wehmütigen Erinnerung aber auch die Hoffnung, dass es irgendwo auf der Welt eine ähnliche Insel gibt oder wieder aufersteht.
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Seitenzahl: 193
Veröffentlichungsjahr: 2025
Widmung
Titel
Urheberrechte
Über den Autor: Michael Ghanem
1. Vorwort
2. Liebeserklärung an den Ort meiner Kindheit
3. Die historische Einbettung
3.1Vorbemerkung
3.2 Fazit:
4. Das Wohnviertel
5. La Rue du Dr.-Gustave-Rioblanc
5.1 Die Bewohner der Straße
5.2 Das Leben in der Straße
5.2.1 Das gemeinsame Feiern
5.2.2 Die Sommer
5.2.3 Die Gemeinsamen Ernten
5.2.4 Die Gemeinsame Erziehung
5.2.5 Die geselligen Abende
5.2.6 Die politischen Diskussionen
5.2.7 Die religiösen Diskussionen
6. La Corniche
7. Le Cap Blanc
8. Die Auflösung der Straße
9. Die Abreise
10. Wichtigste Erkenntnisse
11. Keine Toleranz den Intoleranten
12. 50 Jahre später in Deutschland
12.1 Vorbemerkung
11.2 Mein Lebensumfeld
12.3 Glücklich?
12.4 War der Preis zu hoch?
12.5 Fazit
13. Epilog
Für meine Eltern, meine Großeltern und alle Einwohner der Straße, die dazu beigetragen haben mir eine gute Erziehung zu ermöglichen
Für alle Menschen, die durch Intoleranz gelitten haben und leiden
Für meine Ehefrau, deren kluger Rat für mich stets ein Kompass ist
Gegen Dummheit, Intoleranz, Verlogenheit Rassismus, selbst in der Familie
Michael Ghanem
Ich denke oft….
an die Rue du
Docteur Gustave Rioblanc
Versunkene Insel
der Toleranz
© 2025 Michael Ghanem
Website: https://michael-ghanem.de/
Druck und Vertrieb im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
ISBN
Softcover978-3-384-72253-9
Hardcover978-3-384-72254-6
E-Book978-3-384-72255-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für den Inhalt ist der Autor verantwortlich. Jede Verwendung ohne seine Zustimmung ist untersagt. Die Veröffentlichung und Verbreitung erfolgt im Auftrag des Autors, der unter folgender Adresse erreichbar ist: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice”, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Verwendete Abbildung
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Kontaktadresse gemäß der europäischen Produktsicherheitsverordnung:
https://michael-ghanem.de/
https://die-gedanken-sind-frei.org/
Jahrgang 1949, aufgewachsen in Frankreich und Absolvent einer französischen Elitehochschule für Wirtschaftsingenieure. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland absolvierte er das Studium der Volkswirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Ethik.
Bonn, im Oktober 2025
Im Bereich der Philosophie wurde er sehr stark geprägt von der Philosophie und den Lehren von Zarathustra, Sokrates, Platon, Aristoteles, Marc Aurel, Rabelais, Michael de Montaigne, Baruch de Spinoza, Thomas von Aquin, Ibn Chaldun, Niccolo Machiavelli, Rene Descartes, Blaise Pascal, Voltaire, Jean Jaques Rousseau, Immanuel Kant, Gottfried W. Leibniz, Auguste Comte, Arthur Schopenhauer, Pierre-Joseph Proudhon, Karl Marx, Henri Bergson, Karl Popper, Karl Jaspers, Erich Fromm. Die Frankfurter Schule mit seinen Lehrern Jürgen Habermas und Adorno haben ihn stark beeinflusst, so wie auch Michael Schmidt-Salomon, Claude Levy-Strauss, Dalai Lama, Luc Ferry, Peter Sloterdijk, Werner Lachmann, Amartya Sen, Oswald Nell-Brauning, Niklas Luhmann.
In der Soziologie orientiert er sich stark an der Kölner Schule mit seinen Lehrern Rene König und Erwin K. Scheuch sowie Gustave Lebon. In der Politikwissenschaft ebenfalls an der Kölner Schule oder der Köln-Mannheimer Schule.
Im Bereich der Volkswirtschaft haben ihn die Post Keynesianer und die Verhaltens Ökonomen stark geprägt. Den Lehren von Milton Friedmann, den Chicago Boys, der Feiburger Schule, Friedrich A. Hayek steht er sehr kritisch gegenüber. Mit Joseph Stiglitz, Paul Krugman, James K. Galbraith, Daniel Kahneman, Thomas Piketty und dem Club of Rome fühlt er sich sehr verbunden.
Sein beruflicher Werdegang führte ihn zunächst zu einer internationalen Organisation, für die er 5 Jahre als Projektcontroller für große Wasserprojekte überwiegend in Afrika tätig war und darüber eine Vielzahl von Ländern und deren Führer kennengelernt hat. Im Anschluss daran arbeitete er viele Jahre bei einer europäischen Organisation sowie in mehreren internationalen Beratungsunternehmen als Berater für die Modernisierung von unterschiedlichsten Industrien und Unternehmen.
Er sieht sich als Kritiker der heutigen Globalisierung und setzt sich seit 1974 sehr stark für die Themen der Wasserwirtschaft und des Wassermanagements ein.
Diese Erfahrungen resultieren in einem tiefen Verständnis für geopolitische Fragen und ermöglichen ihm die Bewertung von aktuellen politischen Entwicklungen insbesondere vor dem Hintergrund von ökonomischen Verflechtungen.
Seit seiner Pensionierung lebt er zurückgezogen in Bonn und ist als Schriftsteller tätig. Er widmet sich in seinen Veröffentlichungen vor allem den drängenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Fragen der heutigen Zeit sowie der Wasserwirtschaft.
Bisher sind zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Politik und Geopolitik, Gesellschaft, Wirtschaft erschienen. Er ist Autor von bisher mehr als 100 Büchern. Im Bereich der Politik wird vor allem die kritische Betrachtung von Deutschland vorgenommen. Weitere Themenschwerpunkte sind Fragen der Gesundheit, Identität, Rassismus, Umwelt, Migration, Wasserwirtschaft, Afrika, Bevölkerungsentwicklung und alternative ökonomische Systeme wie die Anti-Fragilitäts-Ökonomie. Er hat aber auch einige Erzählungen und Märchen veröffentlicht.
Dies ist ein Auszug seiner Veröffentlichungen, die bisher erschienen sind:
Sachbücher Politik, Wirtschaft, Gesellschaft
Geopolitik
„Der tiefe Fall des Westens und die bitteren Tränen Europas, Teil1 - Einführung - Eine Kritische Bilanz des Westens 1949-2023“
„Der tiefe Fall des Westens und die bitteren Tränen Europas, Teil 2: Tiefer Fall des Militärs, Bausteine der Geopolitik, Weltordnung im Wandel, Konfliktpotenziale“
„Der Tiefe Fall des Westens und die bitteren Tränen Europas, Teil 3: Bausteine der Militärpotentiale - Das Ende der Hegemonie“
„Der tiefe Fall des Westens und die bitteren Tränen Europas, Teil 4: Länderprofile - Mehrfaches Systemversagen - Unfälle der Geschichte - Wasser und Welthunger - Supergau Klima und Energie - BRICS versus G7“
„Der tiefe Fall des Westens und die bitteren Tränen Europas, Teil 5: Problemfälle: Bevölkerungsbombe Migration, Integration Armut und Hunger Rohstoffe“
„Afrika zwischen Fluch und Segen Teil 1: Wasser“
„Weltmacht Wasser – Teil 1: Überblick und Bilanz 2021“
Zum Zustand Deutschlands
„Deutschlands tiefer Fall, Band 1A Gesundheit“
„Deutschlands tiefer Fall, Band 1B Gesundheit“
„2005 – 2021 Deutschlands verlorene 16 Jahre – Die Bilanz der Angela Merkel“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 1: Angela Merkel – Eine Zwischenbilanz“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 2: Politisches System – Quo vadis?“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 3: Gesellschaft – Bilanz und Ausblick"
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 4: Deutsche Wirtschaft- Quo vadis?“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 5: Innere Sicherheit- Quo vadis?“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 6: Justiz- Quo vadis?“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 7: Gesundheit- Quo vadis? Band A“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 7: Gesundheit- Quo vadis? Band B“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 7: Gesundheit- Quo vadis? Band C“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 8: Armut, Alter, Pflege – Quo vadis?“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 9: Bauen und Vermieten in Deutschland – Nein danke“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 10: Bildung in Deutschland“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 11: Der Niedergang der Medien“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 12: Literatur – Quo vadis – Teil A“
„2005-2018 Deutschlands verlorene 13 Jahre Teil 13: Entwicklungspolitik – Quo vadis – Teil A“
Deutsche Politik
„Deutsche Identität – Quo vadis?
"Deutsche Identität und Heimat - Quo vadis?
„I know we can! Eine Chance für Deutschland“
„Die Deutschen – ein verfluchtes Volk?
„Die Grünen oder Der Club der Feministinnen – 10 Gründe die Grünen NICHT zu wählen“
"AKK – Nein Danke!“
„Eine Chance für die Demokratie“
„Nichtwähler sind auch Wähler“
„Deutschlands Titanic – Die Berliner Republik“
„Im Würgegriff der politischen Parteien, Teil 1“
„Herr vergib ihnen nicht! Denn sie wissen was sie tun!“
„Verfallssymptome Deutschlands – Müssen wir uns das gefallen lassen?“
„Ist Deutschland auf Sand gebaut?“
„Vier Millionen entrechtete Deutsche“
Wirtschaft und Finanzen
"Ansätze zu einer Antifragilitätsökonomie"
“Im Würgegriff des Finanzsektors, Teil 1”
„Im Würgegriff der Staatsverschuldung, Teil 1“
„Im Würgegriff der Staatsverschuldung, Teil 2“
Bevölkerung, Migration, Integration
”Im Würgegriff von Migration und Integration“
„Im Würgegriff von Bevölkerungsbombe, Armut, Ernährung Teil 1“
Rassismus
„Im Würgegriff von Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Rechtsradikalismus, Faschismus, Teil 1“
„Thesen zur Gleichheit der Rassen“
„Bilanz und Niedergang und die Angst des Weißen Manns“
Mensch und Gesellschaft
„Die Macht des Wortes“
„Die neuen Reiter der Apokalypse“
„Krisen in Zeiten von Corona, Teil 1“
„Corona 2021 – Warten auf Godot“
“Die Zeit -eine verkannte Weltmacht” Band 1 der Reihe Mensch & Gesellschaft“
„Nur Mut – Steh auf“
Erzählungen
"Abenteuer Deutschland: Bekenntnisse zu diesem Land -"
„Ein kleiner Fürst und eine kleine blaue Sirene“
"Ich denke oft ... an die Rue du Docteur Gustave Rioblanc - Versunkene Insel der Toleranz"
"Erzählungen eines Schattenmanns"
„21 Tage in einer Klinik voller Narren“
„Sprüche und Weisheiten“
„Leonidas der Große – Ich bin ein Mensch“
„50 Jahre Leben in Deutschland – Ein Irrtum? Ein Schicksal“
„Eine Straße ohne Seele“
„Der Teich des Teufels – ein Märchen“
„Die Sage vom Haus am See“
„Wenn ich einmal der Herrgott wär“
„Liebe heißt“
„Danke Herr Lehrer“
„Die Legende der Quelle“
„Die Legende von Annette - Traum einer unerfüllbaren Liebe“
„Frieden und Freiheit: Ich wollte einen Olivenbau pflanzen - Ich wollte einen Orangenbau pflanzen“
„So schön ist die Welt“
„Das alte Schiff - Eine Hommage an altes Eisen“
„Wenn Sie das Lesen würde, Die für mich so tapfere kleine Grande Dame“
„Ich kann nie aufhören Dich zu lieben. Zärtliche Erinnerung an 50 gemeinsame Jahre“
„Die vergessene Haarsträhne“
„Der Flieder“
Ich habe mich dazu entschlossen die Straße meiner Kindheit genauer zu beschreiben, denn meine Kindheit war die glücklichste Zeit meines Lebens. Dieser Ort der Kindheit war geprägt von einem relativ hohen kulturellen Stand, der auf einer realen Toleranz verschiedenster Menschen mit ihren verschiedenen Kulturen beruhte. Ich habe dort gelernt, was erlebte Toleranz, jenseits theoretischer Ausführungen, bedeutet. Wenn ich heute manche politische Diskussion über Toleranz im Fernsehen verfolge, so muss ich mich fragen, ob die dort Anwesenden den Begriff der Toleranz wirklich verstanden haben. Wenn ich durch Gutmenschen und so genannte Volkspädagogen ermahnt werde, eine angeordnete Toleranz anzunehmen, so muss ich mich fragen, ob die Diskussionsteilnehmer über das Lesen von einigen theoretischen Büchern hinaus je real Toleranz erlebt haben. Moralische Keulen zum Erzwingen eines toleranten Verhaltens haben niemals das gewünschte Ergebnis gebracht. Denn diejenigen, die solche Keulen schwingen, zeigen ihre Intoleranz in ebendiesem Appell.
Ich habe mich in der folgenden Ausführung stets an den prägenden Erlebnissen meiner Kindheit orientiert, die sich im Nachhinein als eine Insel der Toleranz erweist. Ich habe diese Erinnerung nicht aus im Vorhinein angelegten Schriften verfasst, sondern frei aus meinem Gedächtnis heraus. Dieses Buch kam durch die wichtige Mithilfe von meiner Ehefrau zustande. Manche vergessene Erinnerung wurde mir durch Telefongespräche mit Freunden aus meiner Kindheit ins Gedächtnis gerufen.
Die Rue du Docteur Rioblanc gibt es heute nicht mehr. Das einzigartige Lebensgefühl und das Zusammenleben all seiner wunderbaren Bewohner sind im Lauf der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse untergegangen, die die tatsächlich gelebte Toleranz, den Respekt vor der Vielfalt und die Menschenliebe immer mehr bedrängt haben. Die Protagonisten dieses kleinen Buchs wurden in alle Winde verstreut, und träumen - wenn sie nicht schon längst gestorben sind - so wie ich von ihrer versunkenen Insel. Sie sehen heute vielerorts die Gewalt und den Hass zwischen Menschen verschiedener Religionen und Herkunft und tragen doch in ihrem Herzen die Gewissheit, dass es auch anders geht. Es bleibt neben der wehmütigen Erinnerung aber auch die Hoffnung, dass es irgendwo auf der Welt eine ähnliche Insel gibt oder wieder aufersteht.
Geliebter Ort, an dem ich das erste Mal die Welt erblickte, sei bitte nicht böse, wenn ich Dich in den letzten Jahren so vernachlässigt habe. Ich trage Dich stets im Herzen, auch wenn du mein Herz teilen musst mit einer sterblichen Nordeuropäerin und einer nordeuropäischen Stadt. Du warst Wiege eines Teils der Menschheit im Mittelmeer, das kann man Dir nicht absprechen. Dein Platz in meinem Herzen ist nicht kleiner als der, den Nordeuropa auch besetzt. Ich habe nichts vergessen, man vergisst nichts, man gewöhnt sich nur an viele Dinge.
Ich habe meine ersten Schritte nicht vergessen auf der Plage vor dem Wasser, ich habe Deine angenehme Wetterlage, die uns Kinder schützte, nicht vergessen, ich habe die Schönheit der silbernen Wellen im inneren See nicht vergessen, ich habe die richtige blaue Farbe des Kanals und der Bucht nicht vergessen, an den Tagen, an denen Du uns wohl gesonnen bist, ich habe den Schaum nicht vergessen, der auf den Strand spült, mit einem Geräusch, einem Wiegenlied ähnlich.
Ich habe nicht vergessen, an das Lied des Meers an die Felsen zu denken, das von uralten Zeiten an und bis in die Ewigkeit nicht aufhören wird. Dein innerer See, der natürlichen Schutz für Schiffe aller Größe bietet. Ich werde nie vergessen, dass sich auf Deinem See mehrere große Schiffswerften angesiedelt haben und dort die großen Kriegsschiffe gebaut und repariert wurden.
Ich werde den großen Hafen nie vergessen, der am Ende des Kanals beginnt und bis zur Mitte des inneren Sees reicht, und so Schiffe aller Größe empfing. Ich werde nie vergessen, wie die Mädchen bei der Ankunft der Schiffe ihren Dienst den Seeleuten anboten, oft begleitet von einem Lied von Melina Mercouri.
Ich vergesse nicht, dass gegenüber dem Hafen die kleine, aber sehr schöne orthodoxe Kirche stand, die die Christen gebaut hatten, die der Oktoberrevolution in Russland entflohen waren.
Ich werde nicht vergessen, wie du Dich wie eine launische Geliebte verhältst. Ich werde nie vergessen, wie manche unserer Poeten und Schriftsteller Dich als „schönste Salambo“ des Mittelmeers beschrieben.
Ich werde nie vergessen, dass Du trotz der Besetzung im Zweiten Weltkrieg und trotz eines Friedhofs von mehreren deutschen Soldaten ihnen den Krieg niemals übel genommen hast.
Ich werde nie vergessen, dass ab Mai jeden Jahres der Duft des Jasmins und der Duft der Orangen die Menschen betäubten und dass die Nächte auf der „Plage“ bis zu der Corniche die ganze Nacht lang dauerten. Es waren sehr sinnliche Nächte.
Ich werde Deinen grünen Gürtel nie vergessen, geschmückt mit Orangen, Mandarinen, Zitronen, Feigen, Trauben, Maulbeeren, Kakteen, Eukalyptus, Jasmin, Lavendel und verschmolzen zu einem unvergesslichen Geruch, der Männer und Frauen betäubte.
Ich werde, die ausgedehnten Abende am alten Hafen nie vergessen, wo junge Frauen voller Angst zwischen alten Seemännern auf ihre Männer gewartet haben. Ich werde die Bilder der Wiedersehensfreude nie vergessen, wenn die einzelnen Schiffe nach Hause kamen. Manchmal haben ein oder zwei Fischer im Boot gefehlt und es wurde Großalarm gegeben. Militärboote gingen auf die Suche, sehr oft umsonst. Die Stadt trauerte dann mehrere Tage um die verlorenen Söhne.
Ich werde nie vergessen, wie hübsch Du dich gemacht hast, um uns bei Rückkehr von den Auslandsreisen zu empfangen.
Ich werde nie vergessen, wie die heranwachsenden Mädchen sich Blumen und Jasmin in die Haare gesteckt haben, um uns zu verführen.
Ich werde nie vergessen, wie Deine Gold- und Silberschmiede scheinbar unmögliche Dinge vollbrachten, um Hochzeitsgeschenke für die Liebsten herzustellen. Ich werde nie vergessen, dass Du über 80 Ethnien assimiliert hast und so eine große Familie formtest. Du warst für sie alle streng, aber gleichzeitig wohl gesonnen. Jeder konnte nach „seiner Fasson“ leben, vorausgesetzt, dass er den anderen respektierte. Ich werde nie vergessen, dass bei Dir die Stellung der Frau ebenso wichtig war wie die Stellung des Mannes.
Ich werde nie das Treiben im “Marché Central“ vergessen, wo alle möglichen Gewürze des Okzidents und des Orients angeboten wurden, den schönsten Fisch, das beste Fleisch und Gemüse aus der ganzen Welt. Dazu ein buntes Treiben mit Anstand und Fairness.
Ich werde nie die Ankunft der Fischerboote vergessen, die die Produkte des Mittelmeers frisch heimbrachten und den Handel, der schon beim Anlanden des Bootes begann.
Ich werde nie vergessen, wie gegen drei Uhr morgens frische Bouillabaisse am alten Hafen serviert wurde, was heute eine Delikatesse ist. Du hast uns das alles ermöglicht und nie einen Preis dafür gefordert.
Allein acht grundverschiedene Religionen wurden bei Dir gelebt, ohne jedoch den Anspruch, dass einer den anderen beherrschen wollte. Selbst die hitzigen Diskussionen der Vertreter der jeweiligen Religion verliefen sehr sittlich. Denn sie waren außerdem halbe Verwandte oder Freunde. Du hast auch ermöglicht, dass mancher Disput oder nachbarschaftliche Auseinandersetzung bei einem Glas Rosé im alten Hafen von selbst gelöst wurde.
Viele Deiner Kinder waren oder sind zu einer geistigen Elite geworden, die heute in anderen Ländern lebt. Deswegen bist Du für mich eine der schönsten Geliebten, die man haben kann. Ich bitte Dich daher nicht zu sehr zu bereuen, wenn ich verdammt lange Zeit nicht mit Dir gesprochen, geschweige denn über Dich geschrieben habe.
Du bist und bleibst der größte Teil meines inneren Kompasses, bitte nimm mir nicht krumm, dass ich mich zu einem fremden Volk bekenne, auch wenn dieses Volk in der Vergangenheit Dir nicht immer gnädig war.
Du weißt, ich habe mich hier nun mal verliebt, in eines seiner Mädchen und mit viel Zeit gelernt, auch dieses Volk zu schätzen. Du bist und bleibst ein Teil meiner Person, den ich nie aufgeben werde.
Die zeitgenössischen Schilderungen dieser Straße finden in den 50er und 60er Jahren bis 1963 statt. Während dieser Zeit haben sowohl tiefgreifende weltgeopolitische Ereignisse als auch innerfranzösische Ereignisse stattgefunden.
Die 50 er Jahre
Internationale politische Ereignisse der 50er Jahre:
1950: Die Benennung der beiden deutschen Staaten
Der Tod Joseph Stalins/ Die Ernennung Chruschtschows zum sowjetischen Führer
Beginn und Beendigung des Korea-Krieges
Nahostkrise
Die Entstalinisierung der Sowjetunion und der Satellitenstaaten
Der Indochina-Krieg 1954
Der ungarische Volksaufstand 1956
Die Revolution in Ägypten und die Machtübernahme durch Gamal Abdel Nasser 1954
Beginn der Dekolonisierung Frankreichs und Englands und der Beginn der kriegerischen Aufstände in Algerien
Die Suez-Krise
Die Besetzung Tibets durch chinesische Truppen
Die kubanische Revolution
Der erste Krieg zwischen Indien und Pakistan/Kaschmir-Krise
Unabhängigkeit Tunesiens 1954
Unabhängigkeit Marokkos
Die Russen im All/Sputnik
Beginn der Migration von Gastarbeitern nach Deutschland und anderen europäischen Staaten
Beginn der europäischen Einigung (Römische Verträge 1954)
Wiederbewaffnung Deutschlands 1958
Eine Auswahl an kulturell bedeutsamen Ereignissen der 50er Jahre:
Erscheinen von Comics
Erscheinen des Citroen DS
Erscheinen des Europa-Zugs
Erscheinen der Halbstarken Welle
Erscheinen des Gogo-Mobils / Vespa
Erscheinen des Petticoats
Aufkommen der Jukeboxen
Literatur (eine Auswahl):
Gründung der 47er Gruppe
John Steinbeck „Jenseits von Eden“
Hemingway „Der alte Mann und das Meer“
Grass „Die Blechtrommel“
Frisch „Homo Faber“
Brecht „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“
Heinrich Böll „Das Brot der frühen Jahre“
Sartre „Der Teufel und der liebe Gott“
Camus „Der Mensch in der Revolte“ und „Heimkehr nach Tipasa“
Ionesco „La Leçon“, „Tuer sans Gage“
Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“
Wichtige Persönlichkeiten der 50er Jahre (eine Auswahl):
Joseph Stalin
Walter Ulbricht
David Ben-Gurion
Gamal Abdel Nasser
Jawaharlal Nehru
Carlo Schmidt
Kurt Schumacher
Charles de Gaulle
Ludwig Erhard
Franzisco Franco
Konrad Adenauer
Willy Brandt
Mao Zedong
Kim Il-Sung
Nikita Chruschtschow
Dwight D. Eisenhower
Mohammed V von Marokko
Achmed Ben Bella
Fidel Castro
Folgende Personen haben unter anderen die Musik der 50er Jahre geprägt:
Maria Callas
Johnny Cash
Miles Davis
Elvis Presley
Frank Sinatra
Dean Martin
Filme der 50er Jahre wurden unter anderem durch folgende Personen geprägt:
James Dean
Erol Flynn
Audrey Hepburn
Alfred Hitchcock
Grace Kelly
Marilyn Monroe
Billy Wilder
Oscar Gewinner, z.B.
Alles über Eva
Ein Amerikaner in Paris
Die größte Schau der Welt
Verdammt in alle Ewigkeit
Faust im Nacken
In 80 Tagen um die Welt
Die Brücke am Kwai
GiGi
Ben Hur
Französische Ereignisse der 50er Jahre
1950: Robert Schuman plant Europäisierung der Kohle
Französischer Verlust der Schlacht bei Cao-Bang in Indochina
1951: Die erste Fahrt der Calypso unter Jacques Cousteau
Tod des Generals Pétain im Gefängnis
Bestätigung der zweiten Regierung René Pleven
Entdeckung der riesigen Gasvorkommen in Le Lacq
1952: General Salan wird zum Oberkommandant der französischen Armee in Indochina ernannt
Ernennung der französischen Regierung unter Antoine Pinay
Verurteilung der Kommunisten André Marty und Charles Tillon
Die Assemblé Nationale begnadigt alle Kollaborateure
Der Sieg der französischen Armee bei Ansan in Indochina
1953: Ernennung der neuen Regierung unter René Mayer
Erstausgabe von „L’Express“
Ernennung der neuen Regierung unter Joseph Laniel
November: Fallschirmjäger springen über Dien Bien Phu ab (Vietnam)
23.12.: Wahl des Präsidenten René Coty (indirekt)
1954: Umzingelung der Staat Dien Bien Phu von der Vietminh
23.3: Gründung der Hilfsorganisation Emmaus
Einführung der Mehrwertsteuer
Fall von Dien Bien Phu
18.6: Ernennung der Regierung Pierre Mendes France
21.7.: Unterschreibung der Genfer Verträge zur Beendigung der Indochina-Kriege
31.07.: Mendes France proklamiert in Karthago die Annahme der Autonomie von Tunesien
30.08.: Ablehnung der von der EEG vorgeschlagenen Gemeinschaft der Verteidigung
1.11.: blutiges Allerheiligen und Beginn des algerischen Unabhängigkeitskriegs
1955: 5.2.: Fall der Regierung unter Mendes France
23.2: Ernennung der Regierung Edgar Faure
02.04.: Proklamation des Notstands in Algerien
03.06: Endgültige Proklamation der Unabhängigkeit von Tunesien
08.12.: Gründung der Partei Front Républicains durch Guy Mollet, Pierre Mendes France, Francoise Mitterand, Jacques Chaban - Delmas
1956: Beginn der Regierung Guy Mollet
28.02.: Bekanntmachung der dritten Woche bezahlten Urlaubs
02.03.: Proklamation der Unabhängigkeit Marokkos
12.04.: Verlängerung des Wehrdienstes von sechs auf neun Monate
24.10: Entführung von Ben Bella
29.10-06.11.: Kriegerische Intervention Frankreichs gegen Ägypten an der Seite Englands und Israels in der Suez-Krise
1957: Erteilung der Vollmacht an General Jacques Massu für die Schlacht um Algier
25.03: Unterzeichnung der römischen Verträge, damit Beginn der EWG
21.05.: Demission der Regierung um Guy Mollet
1958.: 18.05: Meuterei in der französischen Armee in Algerien unter General Massu mit dem Ziel Algerien französisch zu halten
01.06.: Charles de Gaulle wird Präsident des Conseil
04.06.: Historische Rede de Gaulles in Algier „Ich habe Sie verstanden“
Die Verfassung der fünften Republik wird ausgearbeitet und zur Wahl gestellt: Sie wurde von ca. 83 % der Wähler angenommen
02.10.: Deklaration der Unabhängigkeit von Guinea
04.10.: Die fünfte Republik wird gegründet
21.12.: De Gaulle gewinnt die Wahl zum Präsidenten der Republik
1959: 08.01.: Michel Debré wird Premierminister
Mode
Die Französische Mode in den 50er Jahren wurde bestimmt durch:
Christian Dior
Cristobal Balenciaga
Jacques Fath
Pierre Balmain
Wirtschaft und Gesellschaft:
gesamte Stahlindustrie wurde zusammengefügt zu einem Konzern
HML wurden gegründet (sozialer Wohnungsbau), Festlegung dass nur 15% der Bevölkerung einkommenspflichtig sind
Durchschnittliche Inflation von 11% im Jahr
Folgende Filme waren maßgebend:
La Beauté du Diable
Les Enfants Terribles
Juliette ou la Clé des songes
Justice est faite
Orphée
Le Roi Pandore
La Ronde
Musik war unter anderem bestimmt durch:
Annie Cordy
Catherine Sauvage
Charles Aznavour
Charles Trenet
Dario Moreno
Edith Piaf
Francis Lemarque
Georges Brassens
Gilbert Bécaud
Henry Salvador
Jacques Brel
Juliette Greco
Leo Ferre
Lucienne Boyer
Louis Mariano
Marcel Mouloudji
Serge Gainsbourg
Yves Montand
Tino Rossi
Die 60er Jahre
Die internationale Politik wurde bestimmt durch:
Die weitere Dekolonisation Afrikas
Brasilia wird die Hauptstadt von Brasilien
Erster Raumflug eines Menschen
der Bau der Berliner Mauer
Zündung der Zar-Bombe
Beginn der Bürgerbewegung in den USA
Die Kuba-Krise
Das zweite vatikanische Konzil
Beginn des Vietnam-Kriegs für die USA
Beginn des Contergan-Skandals in Deutschland
Ermordung Kennedys
Diktatur der Armee in Griechenland
Erdbeben im Februar 1960 in Agadir in Marokko mit 5000 Toten
Chile: Erbeben
15000 Tote
Iran: Erdbeben mit 15000 Toten
Bangladesh: Tsunami 1963 und 1965 mit 20000 Toten
Bizerta-Krise (5000 Tote in drei Tagen)
Wichtige Persönlichkeiten der 60er Jahre:
Andy Warhol
Kurt Georg Kiesinger
Harold Macmillian
Houari Boumedienne
Paul VI
Johannes XXIII
Harold Wilson
Indira Gandhi
Medhi Ben Barka
Mobutu
Muhammad Ali
Nicolae Ceausescu
Patrice Lumumba
Fidel Castro
Che Guevara
Kino:
Brigitte Bardot
David Niven
Alain Delon
Elisabeth Taylor
François Truffaut
Frederico Fellini
Catherine Deneuve
Sofia Loren
Claudia Cardinale
Gina Lolobrigida
Jean-Paul Belmondo
Lino Ventura
Bourvil
Fernandel
Richard Burton
Gary Grant
Und Andere
Literarische Ereignisse:
Tod von Albert Camus (1960)
Jean Paul Sartre lehnt den Nobelpreis ab (1964)
Ereignisse im Frankreich der 60er Jahre:
Krise von Bizerta
Atombombe Frankreichs
Frankreich verlässt die militärische Führung der NATO
Zur Klarstellung: weder die 50er noch der Anfang der 60er Jahre waren von Frieden und Wohlstand in Europa und der Welt geprägt. Es gab viele kriegerische Auseinandersetzungen, sei es der Indochina-Krieg, sei es der Volksaufstand in der DDR oder in Ungarn, sei es die Suez-Krise, sei es die Kuba-Krise, sei es die Ermordung Kennedys.