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Ich bin, was ich bin. England, 1573: Ellyn wächst in armen Verhältnissen auf. Außer der harten Feldarbeit kennt sie nichts. Bis sie eines Tages ihre Gabe entdeckt und merkt, dass es außerhalb ihrer Welt noch eine andere gibt, eine Welt, die sie um jeden Preis kennenlernen will – und die sie am Ende vor die Frage stellt, wer sie sein will und wer sie wirklich ist.
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Seitenzahl: 200
Das Buch
England, 1573: Ellyn wächst in armen Verhältnissen auf. Außer der harten Feldarbeit kennt sie nichts. Bis sie eines Tages ihre Gabe entdeckt und merkt, dass es außerhalb ihrer Welt noch eine andere gibt, eine Welt, die sie um jeden Preis kennenlernen will – und die sie am Ende vor die Frage stellt, wer sie sein will und wer sie wirklich ist.
Die Autorin
NELL LEYSHONS Romane, Theaterstücke und Hörspiele erhielten bereits namhafte Auszeichnungen. Im Eisele Verlag erschien der Roman Die Farbe von Milch, für den sie neben James Salter und Zeruya Shalev für den Prix Femina nominiert war. Es folgte Der Wald, »eine herzzerreißende Liebeserklärung an Söhne und ihre Mütter« (Brigitte). Mit Ich, Ellyn legt Nell Leyshon erneut einen Roman vor, in dem ein junges Mädchen seine von Geburt an benachteiligte Stellung nicht hinnimmt und sich mit aller Macht seinen Platz im Leben erkämpfen will. Nell Leyshon wurde in Glastonbury geboren und lebt heute in Dorset.
Die Übersetzerin
WIBKE KUHN
Nell Leyshon
Ich,Ellyn
Roman
Aus dem Englischen
Besuchen Sie uns im Internet:
www.eisele-verlag.de
ISBN 978-3-96161-138-6
© 2022 Nell Leyshon
© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe
Julia Eisele Verlags GmbH, München
ENGLAND 1573
fangen wir an
ich weiß ’sist früh denn es ist stille es ist dunkelheit
und dann kommt aus dunkelheit ein schrei
ich lieg auf heu was süß riecht und nach totsommer und ich horche und weinen kommt wieder und da schieb ich wolldecke beiseite und kriech zu ritze in der steinmauer was dünn genug ist dass man einen pfeil rausschießen könnte und draußen der himmel immer noch schwarzblau und er hat schnitte wo licht brennt dann hör ich wieder weinen von unten aber ’sist lauter und dann hör ich bruderstimme und er ist wach und er sagt mir was machst du denn
nichts sag ich
ich geh schnell zu leiter und geh runter und meine zwei nackten füße rutschen dann fuß berührt kühle von gestampftem lehmboden und unten mutter vater auf strohbett und licht von feuer was brennt und kerze aus schafstalg was kleine flamme hat
mutter sagt ellyn was zum teufel tust du denn
ich sag ich hab einen schrei gehört
dann tret ich nahe ans bett seh etwas in beuge von mutterarm
mutter sagt schau was in nacht gekommen ist
mutter schlägt wolldecke zurück sie zeigt mir was da ist und ich seh ein baby was zwei geballte fäuste hat ich seh ein baby was nabelschnur noch auf bauch hat was spalte zwischen den beinen hat
ich seh dich meine schwester
ich seh dich
ich schieb den riegel von der tür und zieh sie hinter mir und ich bin draußen in dunkelheit und auf meiner haut ist schmutzigweißes baumwollunterkleid und ich bin fußbar und meine sohlen ist kalt hier draußen und himmel fängt an zu sprechen ich kann vögel hören und sie reden immer in gleicher reihenfolge erster ist amsel zweiter ist rotkehlchen was aussieht als ob er blut auf der brust hat dritter ist kleiner zaunkönig vierter ist fasan was saudick ist aber laut ruft
sie sagen uns winter ist vorbei und ’sist april und ’sist alles wieder aufgewacht und ’sist alles grün
ich weiß wer ’sist der all die vögel gemacht hat und sie in derselben reihenfolge singen lässt ’sist er sagen sie alle ’sist er was all dies gemacht hat denn am anfang war nur weites leer und die dunkelheit über der tiefe dann hat er alles aufgeschnitten und er hat mond und sonne gemacht und er hat heiß und kalt gemacht nur hat er zu viel vom kalt gemacht und ich weiß nicht warum er das gemacht hat dann machte er den garten mit dem mann und der frau die aus der rippe vom mann geschnitzt war und dann machte er den apfel vergiss nicht apfel
stell dir mal vor all das in sieben tagen machen in einer woche ’swaren sehr geschäftige sieben tage für ihn ich wette der hat blasen an den fingern gehabt hinterher
steh draußen vor plumpsklotür aber will nicht drinnen sein deswegen geh ich vorbei und heb schmutzigweißes unterkleid hoch und hock mich aufs gras und meine zwei beine halten mich leicht ich fühl wie heiße pisse aus mir rauskommt schau runter sehe meine spalte gespreizt und ich kann die kleine kapuze sehen und wie es raussprüht heißer dampf ich reiß gräser aus wisch mich trocken als ich fertig bin steh ich auf und dann denk ich an was in mutterbett war ich denk dran in wolle gewickelt
ich denk an dich meine neue schwester
und dann hab ich das gefühl ’sist was meine zwei beine kriegen ’sist als ob ein feuer in den knochen innen drinnen ist und ich kann nicht still bleiben und ich muss anfangen zu rennen also fang ich an über hausfeld in der stillen dunkelheit zu laufen ich spring über wassergraben ich renn über nächstes feld was das langfeld ist und ich geh durch heckenlücke und ich renn hügel hoch
beine tun es ganz leicht werden nicht mal langsamer als ich oben auf hügel bin werden nicht mal langsamer als ich eichenbaum erreich und ich stell einen fuß auf niedrigen zweig kletter hoch weg von erde richtung himmel kletter einen zweig dann ’n anderen dann stopfe ich schmutzigweißes unterkleid unter mich damit spalte nicht borke berührt dann setze ich mich rittlings und ich habe einen dicken ast zwischen zwei beinen
ich schau so weit ich sehen kann
himmel ist wolkenrot und sonne ist fast bereit geboren zu werden sonne schaut schon fast über ende der flachen erde ich schau in andere richtung und seh unsere sechs viertelmorgen land seh kuh auf hausfeld seh schaf auf langfeld seh bäume mit obst hinter haus seh meine ganze welt was gemacht ist aus bäumen tieren vögeln erde himmel kann form von haus sehen seh reetdach seh kamin und ich weiß was da in meinem haus ist da ist mutter da ist vater da ist bruder und jetzt bist du da
und ich wollte ein mädchen und ich hab um ein mädchen gebeten und mein herz war so groß wie hügel auf dem ich sitze und ich will nicht dass du angst hast denn ich bin deine schwester und so eine schwester hats noch nie gegeben so ein mädchen hats noch nie gegeben dass ihr körper hart und ihr geist noch härter
meine zwei beine haben muskeln und sind oben breit und ein bein streift übers andere bein und meine zwei beine stark wie bäume stark wie ein paar bullen und meine zwei beine können bis ans ende der welt laufen können weit genug laufen um von der flachen erde zu fallen
und meine zwei arme stark wie äste und sie stark genug ein baby zu halten
und sie stark genug dich zu halten
ich spring runter von eichenbaum lande mit zwei füßen auf erde dann krieg ich wieder brennen in knochen also zieh ich schmutzigweißes hoch fang an wieder bergab zu rennen durch heckenlücke durch schlamm was mit schafspuren durchzogen ist dann renn ich über flaches langfeld spring über wassergraben dann renn ich über hausfeld zurück zu haus
in haus mutter immer noch im bett und vater noch im bett und baby du hängst an titte
mutter sagt mir da bist du ja ellyn wo zur hölle warst du
draußen sag ich
so lang dauert pissen auch nicht sagt sie du musst die kuh melken
ich weiß
dann tus
ich komm näher um baby zu sehen jetzt ist es heller und kann haar sehen jetzt wo es trockener ist kann ich sehen es ist dasselbe rote haar wie ich wie mutter wie vater wie bruder wir alle dasselbe
ich sag kann ich sie halten
mutter sagt nein
ich sag warum nicht ich will sie halten
sie sagt du hast arbeit zu tun hast bäuche zu füllen
das musst du mir nicht jeden tag sagen sag ich
tu ich aber sagt sie und jetzt mit diesem baby hier haben wir noch einen verdammten bauch mehr zu füllen
ich streck hand aus berühr babyarm ich sag aber schau sie doch mal an
sie hat haut weiß und sie hat dasselbe haar wie ich und ich frag mich ob sie auch braune flecken auf der haut kriegen wird wie ich wie mutter aber mutter schiebt meine hand weg sagt dafür hast du keine zeit du musst weitermachen und dann mach ich das ich hol mir überkleid zieh es über schmutzigweißes ich nehm eimer und geh zu tür dann bleib ich stehn und schau zurück aber mutter guckt mich nicht an denn sie schaut runter auf baby in armen dann fängt sie an zu singen wie sie immer tut
es war ein bauernsohn
hüt’ schafe auf der wies
und er zog los im mai
zu sehn was er sich schießt
wenn sie singt tu ich fühlen wie meine beine was so stark sind milchweich werden
ich bin in kuhstall und braune kuh stand warme flanke zu mir und ich zieh geschwollne zitzen und mach eimer weiß und während ich zieh red ich mit kuh und ich weiß sie hört zu denn sie spitzt immer ohren
ich erzähl kuh ich hab doch gesagt baby kommt und ich hab gesagt ’swird sicher ein mädchen wie du und wie ich
kuh sagt nichts sie hebt nur schwanz und scheiße fällt runter
danke sage ich das war schrecklich nett
mein arsch auf schemel und meine füße in scheiße und kuh kaut gras kann ihre zähne mahlen hören kann das geräusch von milch an seite von holzeimer hören kann da draußen vögel singen hören und ihre schnäbel gehen und klingt als würden sie miteinander quatschen
und meine hände gehen rauf und runter und so viel geräusche und ein takt und bekomm dieses gefühl und dann geht mein mund auf und ohne dass ichs weiß kommt was raus und ich tu es
es war ein bauernsohn
hüt’ schafe auf der wies
und er zog los im mai
zu sehn was er sich schießt
hände gehen milch geht vögel gehen kuhzähne gehen alle geräusche gehen und ich lehn mich fest an fühle wärme flanke zieh an zitzen und mit milch kommen mehr wörter
und singen bläst den morgentau fort
den tau und den tau
bläst den morgentau fort
wie sanft die winde wehn
und dann tu ich aufhören
ich tu mich selbst fragen wer die ganzen wörter erfunden hat wer die wörter sanfte winde denn es gibt keinen wind was sanft ist denn wind hier unten geht gradewegs durch überkleid und gradewegs durch schmutzigweiße und er tut die haut beißen und niemand was dieses Lied erfunden hat ist nicht bei nachtdunkel aus dem bett aufgestanden und tat nicht auf schemel in einem fluss aus scheiße sitzen und zitzen von kuh ziehen um einen eimer weiß zu malen
in diesem lied ist mehr scheiße als in dieser kuh hier was ich grad melke
’sliegt nur vater auf strohbett denn mutter ist rausgegangen um sich zu waschen und die nachgeburt zu vergraben und ’sliegt vater auf strohbett und ich weiß was er da neben sich hat
deswegen stell ich schnell eimer auf lehmboden und geh schnell zu bett rüber um dich anzuschauen
du liegst da und du hast zwei hände hoch in der luft und deine augen sind zu und ich sehe rote wimpern auf wangen liegen und deine lippen sind vorgeschoben
ich sag kann ich sie hochnehmen und er sagt ja
also lege ich zwei hände unter und du bist ganz fest in wolldecke gewickelt und ich heb und du kommst hoch und deine augen gehn auf kleine blauschlitze und du schaust mich und du in meinen armen und ’sist als würde ich alles auf arm haben denn rest der welt verschwindet und ’sist nur noch du und nur noch ich
vater spricht mit mir und seine stimme laut genug um blätter von bäumen zu schütteln und er sagt ellyn du hörst gar nicht zu und er sagt geh und hol mir was zum essen denn ich verhunger hier schon halb und du weißt ich kann nichts holen und sogar das baby ist gefüttert worden aber ich nicht
ich hab das baby auf arm sag ich
er sagt du ich seh schon dass du das baby auf arm hast aber hörst du nicht meinen bauch der bellt so laut ’sist wie eine kuh wenn ihr kalb weg ist willst du dir das anhören jetzt geh ellyn und hol mir was ’vor mein bauch sich selbst aufisst
vater zunge geht in seinem mund wie feuerbellen und er wird nicht die klappe halten bis seine fresse voll ist mit essen also geh ich rüber und ich hab dich immer noch auf arm und ich schnapp mir einen rest hartes brot und bring es ihm und er nimmt es dann sagt er ellyn setz dich zu mir und unterhalt dich mit mir
nein sag ich mutter wird es nicht gefallen wenn ich auf meinem arsch sitze
er klopft auf stroh und dann verändert sich seine stimme und er tut schreien ich hab dir gesagt du sollst dich hinsetzen und mir gesellschaft leisten
er schreit so laut dass ich dich auf arm anschaue aber du bist nicht mal zusammengezuckt bei seinem geschrei denn das hast du ja alles schon gehört als du in mutters bauch warst
setz dich hin tut er schreien
und ich weiß wenn er so laut schreit dann hab ich keine wahl also setz ich mich hin dann plötzlich seine stimme wieder normal als würde wind sich ändern und er sagt schon besser
warum musst du so schreien frag ich
er lacht keine ahnung was du da redest ich schrei doch gar nicht
so isser halt
er liegt auf seinem strohbett und ich schau auf seine beine was so dünn sind wie reisig zum feuermachen denn sie ham sich nie bewegt seit dem tag letzten winter als er beim dachdecken von dach fiel und er muss gesehen haben wie ich seine beine anschau denn er sagt ’vor das passiert ist war ich der stärkste mann auf dem feld und ich konnte ein bündel heu über meinen kopf heben und es da den ganzen tag halten
er reißt brot ab dann macht er mund auf und sein mund ist loch wo alle schneidezähne weg sind denn er ist viele male gefallen seit dem tag letzten winter und er beißt ab und gleichzeitig kommt furz und er lächelt er sagt ich mach nur platz für das brot
und er isst mehr von brot und ich schau mich um um zu fühlen wie’s ist den ganzen tag auf strohbett zu liegen und der zu sein was man mit baby alleine lässt damit er sich drum kümmert auch wenn er keine titten hat
neben dem bett stehen vögel die er aus schilfrohr und holzstücken macht und wenn sie alle gemacht sind werden sie auf dach gestellt neben den schornstein damit der teufel nicht runter in haus kriechen kann
ich sag vater kannst du mir auch so einen vogel machen damit dem teufel sein stinkendes ich nicht durch die fensterritze kriechen kann was ich da oben habe
ist er reingekommen fragt er
ich glaub noch nicht sag ich
er sagt na du sagst mir wenn der teufel dich holen will dann treib ich ihm einen stecken durch den leib
wie willst du ihm denn einen stecken durch den leib treiben wenn du gar nicht laufen kannst frag ich
er schnaubt wie der stier wenn er kuh sieht er sagt zweifel nicht ich hab immer noch leben in mir immer noch kampfgeist in mir
er hält zwei fäuste hoch er sagt ich könnte jederzeit die sonne vom himmel schlagen
und dann hör ich mutterstimme
mutterstimme singt als sie von hinten ins haus kommt und wir können sie hören
erst als sie mich auf bett sitzen sieht und ich hab das baby auf arm hört sie auf mit singen und sie sagt was zur hölle sitzt du da rum ich hab dir doch gesagt du sollst die arbeiten machen was ich dir aufgetragen hab und du kannst das kleine ablegen denn wenn du sie zu viel im arm hast wird sie weich
ich sag aber schau ich hab meine arbeit gemacht der eimer is’ dort und er is’ randvoll mit milch
sie sagt gibt aber noch mehr arbeiten als das denn ’sist frühjahr und wir müssen sie jetzt machen sonst haben wir kein essen wenn winter kommt
dann schaut sie zu ihm zu vater und sie sagt und schau dich an wie du da in deiner ecke liegst als würden wir nichts zu tun haben
er sagt ich lieg in der ecke weil ich nicht rauskann aus dem scheißding und ich pass auf das kleine auf
sie sagt und ich muss wieder alles machen
er schreit glaubst du etwa ich will hier so liegen
nein
warum drückst du mir nicht einfach ein kissen aufs gesicht damit ich aufhör zu atmen
ach sei doch still du bist doch bloß ein haufen selbstmitleid es gibt so viel zu tun der boden pflügt sich nicht selbst die saat sät sich nicht selbst der schweinezaun baut sich nicht selbst frühjahr ist hier und die arbeit was er mitbringt nimmt kein ende
er schreit noch lauter also was meinst du was ich tun kann mit diesen beinen
nix schreit sie du kannst gar nix machen und ich blute immer noch weil ich sie grade auf die welt gebracht habe und du solltest aufhören mich so anzuschreien ’vor mir die ohren kaputtgehen verdammt noch mal
aber da schreien sie sich beide an denn sie können nicht reden ohne streit anzufangen und all ihre wörter sind feuerholz und ich in mitte und ich hab dich auf arm und ich denk mir feine art ein leben zu beginnen und dann geht tür auf und er steht da mein bruder
tomas so groß dass sein kopf nicht mehr weit entfernt von türrahmen und manche sagen wir sehen gleich aus wir beide haben rotes haar aber er hat kleinen roten bart wie vater und seine stimme so tief fühlt sich an als würden die balken wackeln und die klopfkäfer fallen raus und da ist noch was
seine laune ist wie sonne wenn sie voll brennt
tomas sieht mich mit baby auf arm und er macht einen schritt auf mich zu und ich leg baby schnell auf strohbett zu vater und ich renn zu hintertür aber er fängt mich und armzwickt mich und er hält haut fest und verdreht sie und ich trete ihn gegen schienbein wo haut nur dünnes pauspapier über knochen ist und leicht blaue flecken kriegt und er hört auf mit zwicken und ich lauf weg und stell mich hinter mutter wo sie sich auf stuhl gesetzt
lass mich in ruhe schrei ich
aber er tomas zu stark und er kriegt meinen arm und dreht ihn mir auf rücken
mutter schreit hör auf damit
vater schreit hör auf aber tomas hört nicht auf und vater kann nix tun und ich ball meine hand mach faust und schlag so hart zu wie kann aber es macht nichts könnt genauso gut faust aus schafwolle sein
tomas lacht er schiebt mich zu tür raus wo’s regnet und ich schrei und vater schreit und mutter schreit aber gibt halt nix was man tun kann und baby mittendrin und ich bin verletzt und hab angst vor tomas und tomas knallt tür zu und ich bin draußen und regen fällt auf mich runter durch überkleid durch schmutzigweißes auf haut
wenigstens bekomm ich eine wäsche
’sist abend und ein paar tage sind vergangen und aprilregen hat aufgehört und sonne ist rausgekommen und neues gras ist grün und tür ist offen und feuer brennt mit kleiner flamme vom kochen und ich steh neben holzkiste was mit stroh gefüllt ist und wo wolldecke drinliegt und du weißt was drin ist
du
und du wirst fett von tittenmilch und auf deinen armen ist falte zwischen handgelenk und ellbogen und deine augen sind blau
und jetzt hast du namen und du agnes
mutter steht am feuer und rührt in topf und dann dreht sie sich um und sieht wie ich dich anstarre und sie schreit mich an sie sagt ellyn und ich sag was und sie sagt hör auf so viel mit dem verdammten kind rumzutun
warum
ich hab dir doch gesagt das macht ihre knochen weich und dann ist sie ruiniert
sie ganz gesund
lass sie einfach in ruh sonst erwartet sie dass die ganze welt vor ihr auf die knie fällt
ich sag nix aber ich schau dich und du schaust mich und du lächelst mich und ’sist als könntest du sie hören
essen auf tisch und wir haben uns hingesetzt und wir sind vier da ist ellyn da ist mutter da ist bruder tomas da ist vater der sich da gesetzt hat wo wir ihn aus strohbett gezogen haben und auf tisch steht vier holzteller und ein topf mit eintopf
nicht schon wieder eintopf sag ich
mutter hand schießt schnell vor schlägt auf meinen arm sie sagt du hast keine wahl weils nix andres gibt
wir könnten was schlachten sag ich
wir könnten dich schlachten sagt tomas
klappe sag ich
ich will eintopf sagt vater und er hält holzteller hin
mutter schöpft ihm auf gibt ihn zurück ellyn sagt sie gib mal deinen teller her ich tu was sie sagt und sie füllt ihn sie füllt eintopf auf alle teller
und dann macht vater mund auf und spricht und seine stimme isnich normale stimme sondern besondere stimme er sagt oh sonne und oh land und oh danke für das alles
und ich sag warum bedankst du dich nicht bei gott
er sagt gott warum soll ich ihm danken ich danke dem land was uns das hier gegeben hat
und dann essen wir alle und wir sagen kein wort und schreien auch nicht denn unsere bäuche brauchen nahrung und als wir alle fertig und letzter rest aufgegessen schaut mutter mich an und sie sagt du musst morgen zum markt gehen denn dies schaf is bereit und ich kann nich hin wegen agnes
du willst dass ich gehe sag ich
ja du
aber ich bin noch nie gewesen
dann spricht tomas er sagt wenn sie geht dann geh ich mit ihr
ich sag ’sist schon in ordnung ich kann allein gehen und du hast sowieso zu tun hier
er sagt ich komm mit ich geh imma
mutter sagt aber du hast arbeit tomas und ich kann nicht alles tun weil ich hier mit diesem kleinen kind festsitz und mit deinem vater der ein großes kind ist
’sist nicht meine schuld dass ich so bin schreit vater
nie ist irgendwas deine schuld schreit mutter aber wer is denn die kaputte leiter hoch und ist gestürzt
jetzt fangt nich an euch anzuschreien sag ich aber nix kann sie mehr aufhalten dann tritt mich tomas bein unter dem tisch und es tut weh so dass ich die hand benutz zum zurückzschlagen aber meine faust prallt von seinem arm ab was hart ist wie torpfosten
er lacht er sagt du kannst nix wehtun
ich schlag fester zu aber meine faust weich und tut weh dann hört er auf zu lachen und er schlägt so schnell zu dass ich seine faust nicht sehe und er trifft meine nase und mutter sieht und sie schreit hör auf und vater schreit hör auf
mutter sagt in ordnung is ja sinnlos zu streiten ihr könnt beide zum markt gehen aber ihr müsst früh los damit ihr hin und zurück in einer sonne schafft
er tomas starrt mich mit grünen augen dieselben wie meine und er lächelt
’s