Ich schreibe Filme - Ingmar Bergman - E-Book

Ich schreibe Filme E-Book

Ingmar Bergman

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Beschreibung

Sein langes kreatives Leben über führte Ingmar Bergman ­Arbeitstagebücher: kleine Spiralhefte, in denen er erste ­Entwürfe seiner Geschichten niederschrieb und auch während der Arbeit an einem Film oder Buch weiter Notizen machte. Diese Auswahl aus den Heften bietet nun ­einen einzigartigen Einblick in seinen kreativen Arbeitsprozess, zeigt aber auch den Menschen und Künstler Bergman noch einmal ganz neu. Hier haben wir teil an einer besonderen Form des autofiktionalen Schreibens, das stets um den eigenen Schaffensprozess kreist. Und so ist es nicht zuletzt ein Bericht darüber, wie ein großer Künstler seine unvergesslichen Geschichten und Bilder zum Leben erweckt.

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Ingmar Bergman

Ich schreibe Filme

Arbeitstagebücher 1955–2001

In einer Auswahl übersetzt,kommentiert und mit einem Nachwortvon Renate Bleibtreu

Dieses Buch …1938

Was will ich eigentlich. Wo will ich hin.1955–1962

1955»Die Akrobaten«

1956Das siebente Siegel

1957Wilde Erdbeeren

1958Das Gesicht

1959Die Jungfrauenquelle

1960Wie in einem Spiegel

1961Licht im Winter [Die Abendmahlsgäste]

1962Das Schweigen

Ich beschäftige mich mal mit meinen Schiffbrüchigen.1962–1971

1962–1964Die Stunde des Wolfs

1965Persona

1968Passion

1970–1971Schreie und Flüstern

Objektiv ohne Schnickschnack direkt von vorn.1972 und 1974

1972Szenen einer Ehe

1974Die Zauberflöte

Dieser Tag wird mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.1975–1978

1975 / 1976»Dieser Tag …«

1976–1978Liebe ohne Liebhaber

1978Aus dem Leben der Marionetten

Geradeheraus wie Weinen und Lachen.1979 und 1992

1979Fanny und Alexander

1992Einzelgespräche

1995 [undatiert]

So was, ich wusste gar nicht, dass es so einfach ist.1997–2001

1997Treulose

1998–2001Sarabande

Nachwort

Erläuterungen

Zur Textgestalt

Die Arbeitsbücher

Literatur

Dank

1938Dieses Buch …

Ingmar Bergman wurde am 14. Juli 1918 kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs geboren und war knapp zwanzig Jahre alt, als er kurz vor Ausbruch des Zweiten zu schreiben begann.

Er hatte nach dem Abitur zum ersten Mal mit Laien in einem Bürgerlokal der Stockholmer Altstadt inszeniert, anschließend den Wehrdienst hinter sich gebracht und notierte, erkrankt, einige auffallend szenisch grundierte Prosatexte – im vehementen Aufruhr gegen jede Art von Unerbittlichkeit und im vitalen gegen alles Unglaubwürdige, in der Beklommenheit, sich angesichts der Unbeständigkeit von Gefühlen plötzlich fremd gegenüberzustehen, und im Staunen, den eigenen Augen nicht zu trauen; Reflexe, die ihn sein Leben lang bewegten.

Auf einer Insel im Schärenmeer vor der Stadt, einem Ort unbeschwert verbrachter Sommerferien und des ersten scheuen Verliebtseins mit sechzehn Jahren, schrieb er die ersten Zeilen seines Werks; sie stehen in einem ehemaligen Schulheft mit schwarzen Wachstuchdeckeln.

[Smådalarö, 15.6.38]

Dieses Buch, oder wie man das Elend nun titulieren soll, ist wie ich selbst. Ein Konglomerat aus Gedanken, Gefühlen, Komplexen, Einbildungen, Schlussfolgerungen, Assoziationen usw.

Alles, alles drunter und drüber im schönsten Durcheinander. Was macht man, wenn man ein Hirn hat wie meines?

Ja doch, man dreht in der kleinen Küche zu Hause den Gashahn auf und alles fliegt davon. Boff!!

Nun bin ich aber nicht gescheit und darum drehe ich keinen Gashahn auf, weder in der kleinen Küche noch sonst wo.

Zuunterst in meiner närrischen Seele hege ich nämlich einen kleinen, kleinen hochmütigen Gedanken:

Vielleicht wird sich einmal – irgendwann einmal – etwas Helles und Schönes aus all dem Elend schürfen. Wie eine kleine, kleine, kleine Perle aus einer großen schwarzen, vertrackten Muschelschale.

Und wenn nun einmal etwas Schönes von mir kommen kann, dann habe ich meine Aufgabe im Leben erfüllt – und kann guten Gewissens in einem kleinen Grab, das ich mir gegraben habe, schlafen gehen.

Das wird schön. Wunderschön. Vorher muss man aber arbeiten. An sich selbst arbeiten, meine ich. Nur für wen soll ich mich denn dann abarbeiten. Ja, siehst du, das war in Wahrheit des Pudels Kern.

/…/

1955–1962Was will ich eigentlich. Wo will ich hin.

In einem Land, dem es wie Schweden gelang, sich seit 1814 aus Kriegen herauszuhalten, sollte ein junger Pastorensohn das Selbstbild von Rechtschaffenheit nicht antasten mit Filmen, in denen sadistisch drangsalierte Schüler vorkamen, Jugendliche, die von zu Hause durchbrannten, Hinweise auf Sex ohne Trauschein und das Problem des Aborts. Die unsichtbare Bedrohung des Kalten Krieges war freilich auch in Schweden spürbar.

1951 kam es zum sogenannten Filmstopp, mit dem die schwedischen Produzenten nach einer Steuererhöhung für Kinokarten monatelang streikten. Der begabte junge Filmemacher drehte im Auftrag der Firma Unilever einstweilen eineineinhalb Minuten lange Reklamefilme für die Seife BRIS (charmante Kleinode der Kinematografie), unter anderem mit der achtzehnjährigen Bibi Andersson. 1954 starteten die ersten Unterhaltungsprogramme des schwedischen Fernsehens.

Ingmar Bergman veröffentlichte Causerien, Essays, Hörspiele, Theaterstücke und »Filmerzählungen«, wie er seine Drehvorlagen später nannte, er inszenierte an Privattheatern und der Studentenbühne in Stockholm, dann in Helsingborg, Göteborg und Malmö, wo er überall auch Intendant war.

1955 begann er ein eigenes Schreibverfahren zu entwickeln, mit dem er sich, inzwischen in schlichten Spiralblocks, der poetischen Konsequenz seiner Themen kontinuierlich annäherte.

1955

Ingmar Bergman war in der dritten Spielzeit Intendant des Dreispartenbetriebs – Oper, Ballett und Schauspiel – in Malmö, nach drei gescheiterten Ehen Vater von sechs Kindern, seine Beziehung zu Harriet Andersson befand sich in der Krise, die zu Bibi Andersson in den Anfängen, und mit beiden drehte er Das Lächeln einer Sommernacht, seine vierte Komödie, als er im einzigen Eintrag dieses Jahres Details für ein nächstes Projekt notierte: »Die Akrobaten«. Möglicherweise dachte er dabei an Pablo Picassos Gemälde Akrobatenfamilie mit Affe; im Besitz des Kunstmuseums Göteborg, zeigte es zwar vier Figuren, im leuchtenden Fokus aber Mutter und Kind.

16.7.55

Das Erste über »Die Akrobaten« schreibe ich heute am 16. Juli. Es ist ein warmer Samstagnachmittag und ich bin wirklich sehr allein.

Nehme zum Ansatzpunkt die beiden auf dem Gemälde. Das alte Theater, in dem sie hausen. Carmina Burana. Den Abend, an dem das Kind kommt. Alle warten. Es ist eine sehr gelungene Geburt mit wundersamen Ereignissen. Dann kann das Kind ein jeder sehen.

Die erste Nacht. Mann und Frau, sie liegen in ihrem Bett und hören das Kind atmen, und alle Geräusche der Nacht. Das Knacken im Theater, dem alten Haus. Und da übt einer seine unerhörte Geschicklichkeit?

Die eigentümliche Vergewaltigung. Der mit seiner unerhörten Geschicklichkeit kommt, um das Kind zu sehen, und vergewaltigt. Bis dahin hat er doch freundlich geredet – furchtbar freundlich. Drei Tage später erschlägt er einen aus der Truppe. Sie sehen die Hinrichtung mit an. Bis dahin ist ihm doch gelungen, was er sich vorgenommen hat. Das unerreichbar Große, Absolute.

Die Eltern des Vaters sind groß und traurig, Großvater sehr renitent. Die Eltern der Mutter, sehr klein und warmherzig, ständig fröhlich und ständig betrunken.

Warten auf das Kind.

Die Verehrung des Kindes.

Die erste heilige Nacht.

Und das Stillen.

Mia in dem Großen Wald.

Endlich mal werde ich ein reifer Mensch. Gott! Nimm mich entweder beiseite oder lass mich endlich die Kraft haben, Verantwortung zu tragen, mich an der Wirklichkeit zu freuen und an dem, was mit mir geschieht. Gott! Der du mich in der Hand hast, gib mir endlich Verstand, Reife und Mut. Unser kleines Kind ist ja ein Geschenk.

Jemand sagt ihm, was mit ihm geschehen wird. Er verbittet es sich, es ist ja aber unvermeidlich. Er kann nicht ausweichen oder davonkommen. Es ist unvermeidlich.

Der Tod ist mein Freund und Begleiter. Wenn die Sonne zu heiß wird und in meinen Augen schmerzt, gehe ich ins Dämmerlicht seines Schattens. Wenn das Alleinsein mich zerreißt, drehe ich mich um, strecke die Hand nach ihm aus und er nimmt mich mit, wir sind uns ohne Zögern völlig einig. Dieses Spiel ist von sehr tröstlichem Anreiz, ich weiß aber, dass die Spielerei eines Tages übergeht in Aufbruch.

Gott! Wäre der Aufbruch nur nicht in allzu weiter Ferne.

Metaphysisches Grauen. Ein Augenblick in der Verdammnis.

Er fängt an zu Gott zu beten, geht aber über in Lästern, Drohen und Fluchen, betet noch mal, versucht es mit Erschrecken, Besänftigen, Rühren. Sie soll gebären, und es regnet.

In der Nacht nach der Geburt dankt er dem lieben Gott für die Hilfe und bittet zu entschuldigen, dass er sich so aufgeregt hat.

Er erzählt von einem Sonntagnachmittag in der Verdammnis. Das Radio läuft. Gespenstisch leere Straßen in der Stadt. Der Trauerzug.

Der mit seinem Kunststück so Geschickte beschäftigt sich an einem Spätnachmittag damit. Da besucht ihn ein Mann, der sich für sein Vorhaben interessiert. Er ist auch ein geschickter Handwerker und will den Trick mit den Bällen gern lernen. Den will der Jongleur nicht zeigen. Da droht der Besucher, ihm das Leben zu nehmen, ihm sein Lebtag zu verkürzen. Er stellt sich ihm als Saatguthändler vor.

Es ist das Jahr 1719. Wenn die Russen in den Schären vor Stockholm wüten und brandschatzen. Die Verwirrung ist entsetzlich. Überall Flüchtlinge entlang der Straßen. Der Frühling war hart, doch dann kommt der wunderschöne Monat Juni. Dieses Gesindel, bleiben muss es, an sich halten, Mia soll ein Kind gebären. Ein sanfter Frühlingsregen fällt zur Erde. Wunderbarer Regen. Still und sanft regnet es auf Wies und Wald an dem Ort, wo sich das Furchtbare abspielen wird …

Bibi hat Recht. Ich habe genug Komödien gedreht. Jetzt muss was andres kommen. Ich darf mich nicht mehr einschüchtern lassen. Lieber das, als eine schlechte Komödie. Das Geld schenk ich dem Teufel. Bibi hat Recht.

Halte eine Schandmesse, voll von Blasphemie und andren Gräueln.

Sie lieben sich nun mal. Und jetzt ist sie schwanger. Da bleibt sie abends allein im Haus. Jemand klingelt an der Tür. Ein Mann, der nicht mit ihr reden kann. Erschrocken starrt er sie an und rennt weg. An dem Abend muss sie einen Brief zum Kasten bringen.

Da wird sie vergewaltigt.

Ihr Mann kommt spät nach Hause, und sie erzählt ihm von der Vergewaltigung. Noch in derselben Nacht kommt es zur Fehlgeburt. Ein paar Wochen später weist sie auf den Täter hin. Er schnappt ihn sich und bringt ihn um, in einem Augenblick namenlosen Grauens.

Der Unhold – er wohnt in einem kleinen Zimmer in Sundbyberg und kann sich nicht mitteilen –, er ist stumm. Immer wieder läuft er den beiden über den Weg, angstvoll neugierig und etwas mitleidig schaut sie ihn an. Er kickt den Ball, hat eine Puppe, auf die er gut aufpasst. Die Kinder im Sumpan machen ihm gelegentlich das Leben schwer, aber nicht sonderlich schlimm. Die Mädels, vor allem zwei, machen ihm die Hölle heiß.

Er beschattet sie, sie wird nervös, er klingelt an der Tür und unternimmt einen fürchterlichen Versuch, ihr etwas zu sagen, kann aber nicht. Wird verrückt vor Zerknirschung, versteckt sich vor sich selbst. Beschattet sie, geht ihr nach. Vergewaltigt. Dann kommen Schreck und Scham. Am nächsten Tag Schlagzeilen in der Zeitung: »Unhold«. Anzeige. Steckbrief. Er strolcht herum, wagt nicht, sich zu zeigen.

Wenn Sie ihn sieht, kann Ihr Mann ihn gar nicht verfolgen, sondern muss sich um sie kümmern. Danach macht er ihn ausfindig und bringt ihn um. In ihrer Gegenwart, sie nimmt den Sterbenden in die Arme.

Elsa kommt nach Haus, steckt den Schlüssel ins Schloss. Tritt ein. Da steht sie vor Frau Heumann. Die redet. Und redet. Begrüßt sie, setzt Kaffee auf. Elsa schneidet sich in den Finger. Es blutet. Verwirrt starrt sie auf den hervorquellenden Blutstrom. Kann ihn kaum aufhalten, sieht sich im Spiegel. Das Blut fließt weiter ins Waschbecken, große, dicke Tropfen. Sie sieht sich im Spiegel. Kommt ein wenig in Angstschweiß. Spült den Finger ab, klebt ein Pflaster drauf.

Geht ins andre Zimmer, das Schlafzimmer. Blickt sich wie fremd darin um. Erkennt an irgendetwas, dass er hier war. Fällt auf die Knie. Von vorn anfangen, alles so werden lassen, wie es gedacht war. Das Richtige tun. Die Wahrheit sagen. Weil ich ihn liebe, ihn liebe, gütiger Gott, ich liebe ihn ja.

Ingmar hält das nicht aus. Er hat eine Art dumpfen Schreck gekriegt, jetzt gibt es natürlich wieder mal Krach. Wo warst du, und so weiter. Und dies: Ich bin dir scheißegal. Die ruhige Leere in Malmö. Ich habe solche Angst, ich werde ja nicht damit fertig, denke übrigens, dass Bibi besser fertig wird. Sie hat ja jetzt eine Rolle. Ingmar hat seinen Schreck, seinen Schreck, allein zu sein. Wo ist sie denn, das Mädchen. Ich werde ja noch schwachsinnig vor Nervosität, weil sie nicht kommt. Ob ihr denn was zugestoßen ist. Manchmal kriege ich solche Angst, dass ich sie für ihre unerhörte Nonchalance und Gleichgültigkeit noch zu hassen anfange. Es kommt ja noch so weit, dass …

1956

Die heimische Kritik war mit Ingmar Bergman manchmal wenig zimperlich; Stig Ahlgren, berüchtigt für seinen bissigen Witz, ordnete Das Lächeln einer Sommernacht einem Genre seichtester Machart zu und sprach vom »Pilsnerfilm in der Champagnerflasche«; Olof Lagercrantz, später Feuilletonchef bei Dagens Nyheter, nannte ihn »die üble Fantasie eines pickeligen Jünglings«.

Der so Gescholtene arbeitete währenddessen am nächsten Projekt, es entsprach abgesehen von einer Szenenumstellung auf den ersten Seiten im Spiralblock der fertigen Vorlage, in der ein Ritter namens Block (!) desillusioniert nach Hause ritt; was in der Drehbuchhandschrift »Der Ritter und der Tod« hieß, wurde schon der Film Das siebente Siegel. Ob Carl-Anders Dymling, Produzent bei Svensk filmindustri, SF, seine Umarbeitung der mittelalterlichen Moritat Tafelbild als Übungsstück für Schauspielschüler allerdings finanzieren würde, war mehr als fraglich.

»Und als das Lamm das siebente Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel etwa eine halbe Stunde lang.« Offb. 8,1

5.4.56

Wenn Der Ritter erfährt, dass er am nächsten Tag sterben muss, oder sobald Der Tod ihn schachmatt setzt, ist eines klar. Er sucht Kontakt zu den Menschen. Der Tod verlieh ihm nämlich eine mörderische Selbsteinschätzung, er tut jetzt, was er kann. Jöns, Jof und vor allem Mia geraten in seine Gesellschaft. Unterwegs sieht er immer wieder flüchtig das Gesicht des Todes, beängstigend verführerisch.

Der Tod spricht zum Ritter: Meine Macht ist allmächtig. Siehst du, wie ich die Menschen hernehme und sie auslösche wie brennende Kerzen. Keiner kommt davon, siehst du, ich bin hier, um zu töten.

Der Ritter: Vater, darf ich beichten, ich will so aufrichtig zu dir sprechen, wie ich kann, doch mein Herz ist leer und voll Angst. Gut möglich, dass mir die Worte fehlen werden, mich diesbezüglich auszudrücken, ist für mich ja etwas ungewohnt.

Der Tod: Sprich, mein Sohn, ich höre dir zu und kann dir vielleicht einen Rat auf den Weg mitgeben.

Der Ritter: Wie du weißt, habe ich Angst vor Leere, Trostlosigkeit und Stillstand. Ich kann Einsamkeit und Schweigen nicht ertragen.

Der Tod: Die Leere ist ein Spiegel, der dir vorgehalten wird. Du siehst dich und dir graust. Das ist ganz natürlich.

Der Ritter: Früher war ich den Menschen und ihren Sorgen gegenüber ziemlich gleichgültig. Jetzt bin ich es nicht mehr. Ich kann aber gar nichts machen. Mein Eigennutz und meine unheimliche Gleichgültigkeit haben mich aus ihrem Kreis herausgestellt. Ich lebe in einer Eigenwelt, die nur mein fieberhaftes Denken und Fantasieren kennt. Das ist auf die Dauer ermüdend und ätzend.

Der Tod: Ich weiß. Die ganze Zeit schwebte dir der Gedanke an Selbstmord vor, du hast ihn aber nicht gewollt oder gewagt.

Der Ritter: Doch, gewagt schon. Ein Mal. Wir ritten über einen Bergpfad, plötzlich riss ich mein Pferd seitwärts an den Abgrund. Das Tier bäumte sich auf und stürzte, ich wurde abgeworfen und landete in einem Kaktus, zum feixenden Hohn meines Schildknechts.

Der Tod: Du wolltest vermutlich nicht sterben.

Der Ritter: Doch, das wollte ich. Der Tod kam mir lange vor wie ein Erlöser, wie ein Retter aus dem Jux, zu leben.

Der Tod: Du sprichst nicht wahr. Das Leben ist für dich eine ständige Quelle des Staunens, neuer Entdeckungen.

Der Ritter: Wie dieser Kreuzzug.

Der Tod: Ja, eine traurige Geschichte.

Der Ritter: Jetzt kommen wir nach zehn unleidlichen Jahren aus dem Heiligen Land. Ich dachte, Gott wollte mich für etwas Großes oder ganz Besonderes verwenden.

Der Tod: Die Menschen haben immer so viele Meinungen von dem, was Gott will und vorhat.

Der Ritter: Ja, schwierig. Was sollen wir denn machen, wenn Er uns nicht deutlich Auskunft gibt. Er bleibt ja immer unklar und diffus.

Der Tod: (räuspert sich und schweigt)

Der Ritter: Ja, da sagst du nichts und hast schon Recht.

Der Tod: Was begehrst du.

Der Ritter: Klarheit. Auskunft. Ich will Kenntnis haben. Ist es denn so grausam undenkbar, dass wir, mit unseren Augen und unseren Sinnen, Gott sehen können. Warum muss er sich in einem Dunstkreis halber Versprechen und unbezeugter Wunder verstecken. Wie sollen wir den Gläubigen glauben, wenn wir selbst nicht glauben. Was wird aus uns, die nicht glauben können, aber wollen. Was wird aus dem, der weder glauben will noch kann. Und sag mir bitte noch etwas: Warum kann ich Gott in mir nicht töten. Warum lebt er schmerzhaft weiter, obwohl ich ihn verfluche und aus meinen Gedanken verbannen will. Warum bleibt er trotzdem eine höhnisch täuschende Realität, die ich nicht loswerde. Kannst du mir das sagen. Immer dies unklare In-der-Schwebe-Halten, dieses Unwirkliche und Unerklärliche. Ich will Kenntnis haben. Nicht glauben. Nicht Annahmen, sondern klare Worte. Ich will, dass Gott mir die Hand gibt, sein Gesicht enthüllt, zu mir spricht.

Der Tod: Und er schweigt.

Der Ritter: Er schweigt nicht nur. Er hat sich von mir abgewandt. Ich rufe ihn im Dunkeln, doch anscheinend ist da keiner.

Der Tod: Vielleicht ist da keiner.

Der Ritter: Dann kann man nicht leben. Kein Mensch kann leben mit Dem Tod vor Augen, im Wissen um die absolute Nichtigkeit von allem.

Der Tod: Dann gibt es nur einen Weg.

Der Ritter: Welchen.

Der Tod: Mach dir ein Bildnis von deiner Angst, fall davor nieder und bete es an, nenn es Gott oder Auferstehung oder die unsterbliche Seele. Ich sehe keinen andren Weg.

Der Ritter: Heute Morgen kam Der Tod zu mir. Er gab mir ein paar Stunden Aufschub, wir spielen eine Partie Schach. Diese Frist gibt mir Gelegenheit, etwas Dringendes zu klären.

Der Tod: Was kannst du denn jetzt noch klären.

Der Ritter: Ich weiß nicht. Das ist ja das Grauenhafte. Mein Leben war ein einziges sinnloses Nichts, Jagen, Fahren, Palavern, ohne Sinn und Bezug. Das sehe ich jetzt. Darum möchte ich eine einzige Sache machen, die Sinn ergäbe, wie ein Zeichen Gottes, ein Lächeln oder kleines Mir-Zunicken.

Der Tod: Und darum spielst du Schach mit Dem Tod.

Der Ritter: Darum halte ich ihn hin, mit allen Finten und Kniffen, die ich gelernt habe. Er ist ein furchtbarer Gegner, noch hat er mich aber nicht dazu gebracht, eine einzige Figur aufzugeben.

Der Tod: Du bist ziemlich geschickt.

Der Ritter: Er wird wohl gewinnen, das weiß ich. Ein paar Stunden habe ich aber noch.

Der Tod: Wie willst denn du den Tod überlisten.

Der Ritter: Ich spiele eine Kombination aus Läufer und Pferd. Ihm ist entgangen, dass ich mit dem nächsten Zug seine eine Flanke aufreiße. Ich schlage drei seiner Bauern.

Der Tod: Interessant zu wissen, das merke ich mir.

Plötzlich erscheint hinter dem Beichtgitter ein Gesicht. Es ist das Gesicht Des Todes, der Totenschädelmann mit dem Grinsen in den leeren Augenhöhlen.

Der Ritter gerät in furchtbare Angst, aber auch Wut. Er rüttelt an den Stäben.

Der Ritter: Du bist ein Verräter, du betrügst mich, ich finde aber schon noch einen Weg.

Das Gesicht Des Todes verschwindet im dunklen Beichtstuhl …

So leisten sich Ritter und Tod im gesamten Film Gesellschaft und spielen miteinander Schach.

Ich denke auch, dass Die Hexe dazugehört, halte das trotz allem für ziemlich wichtig.

Das Tafelbild ist der Rahmen für die ganze Geschichte. Unser Schachspiel ist in einer Kirche in Südsmåland an die Wand gemalt.

Die Nacht hatte kaum Kühle gebracht, und mit einem heißen Windstoß über dem farblosen Meer kündigte die Sonne am Morgen ihre Ankunft an.

Ritter Antonius Block liegt vornüber auf Fichtenzweigen, die im feinen Sand ausgebreitet sind. Sein Blick ist geweitet von zu wenig Schlaf.

Jöns dagegen schläft bei den kleinen Steinen und Krüppelkiefern am Waldrand laut schnarchend seinen Schildknechtschlaf, er hält, eingeschlafen, wo er umgefallen war, den Mund weit aufgesperrt ins Morgengrauen. Töne dringen aus seiner Kehle, wie aus der untersten Abteilung der Hölle.

Ein plötzlicher Windstoß weckt die Pferde. Sie recken durstige Mäuler zum Meer, sind dürr und klapprig wie ihre Herren.

Der Ritter, aufgestanden und ins flache Wasser gegangen, spült sich das sonnenverbrannte Gesicht und die schrundigen Lippen.

Jöns dreht sich zum Wald und ins Dunkle, ächzt im Schlaf und rubbelt sich das geschorene Haar. Schräg vom rechten Auge bis zum Schädel leuchtet im Schmutz eine helle Narbe.

Der Ritter geht ans Ufer zurück und fällt auf die Knie. Mit geschlossenen Augen und gerunzelter Stirn verrichtet er sein Morgengebet. Die Hände hält er fest zusammengepresst, die Lippen formen unhörbare Worte. Er öffnet die Augen und starrt direkt in die Sonne – in einen bedrohlich blutroten Klumpen, der sich aus der diesigen Tiefe wälzt, aufgedunsen wie ein sterbender Fisch.

Der Himmel ist grau und reglos, eine bleierne Glocke. Am Westhorizont steht stumm und dunkel eine Wolke.

Hoch oben liegt, kaum sichtbar, ein Meeresvogel auf reglosen Schwingen. Sein Schrei klingt fremd und unruhig.

Das große graue Pferd des Ritters hebt wiehernd den Kopf. Der Ritter dreht sich um.

Hinter ihm steht ein dunkel gekleideter Mann, sein Gesicht ist sehr bleich, die Hände hält er in den weiten Falten seines Mantels verborgen.

Der Ritter: Wer bist du.

Der Tod: Ich bin Der Tod.

Der Ritter: Kommst du mich holen. Ich will nicht sterben. Nicht jetzt.

Der Tod: Ich gehe längst an deiner Seite, begleite dich mit Interesse.

Der Ritter: Das weiß ich.

Der Tod: Bist du bereit.

Der Ritter: Nein, ich bin nicht bereit.

Verzagt beobachtet der Ritter den Tod. Der Meeresvogel kreischt unruhig.

Der Tod: Wer nur Gleichgültigkeit und Leere verspürt, sollte doch keine Angst haben zu sterben.

Der Ritter: Angst hat mein Leib, nicht ich.

Der Tod: Geschwätz. Ich sehe, dass du Angst hast. Na ja, dafür muss man sich ja nicht schämen.

Der Ritter:

Wichtig

Wenn der Ritter Knall auf Fall sterben soll und weiß, dass dieses seine letzten Stunden sind, um die er auf Teufel komm raus kämpfen muss, sieht er plötzlich, dass das Leben unvorstellbar schön ist – von einer Schönheit, die Mia ihm in ihrer pastoralen Szene zeigt. Vielleicht will ich, dass Jof auch dabei ist. Dass sie Brot und Wein mit ihm teilen. Dass sie mitkommen, dass er sie sieht.

Es ist wesentlich und unverzichtbar. Das Leben ist ein Reichtum.

Das Leben ist ein Reichtum! Banaler geht’s nicht. Denk dir was Besseres aus. Wenn du kannst. Versuch, diesen Film so zu schreiben, dass konsequent deine Erfahrung dabei herauskommt, aber dennoch neu hervorgewürgt. Versuchs!

8.4.56

Heute wollte ich mich mal ausruhen von der Last, die ich mir aufgehalst habe, und ein bisschen ging es wohl auch, aber beileibe nicht ganz. Noch ist die Szenenfolge nicht organisch, vieles läuft durcheinander (das meiste!). Dennoch bin ich immer fester entschlossen, dass ich trotz allem versuchen will, dieses Projekt zu realisieren. In erster Linie vielleicht, weil man es von mir erwartet, und weil ich es von mir selbst erwarte. Eine Mordsrauferei ist es aber, muss ich sagen.

Folgendes kam dazu

Die Pastorale: Jof geht morgens auf die Wiese und übt seinen Trick, welcher das auch immer sein mag. Da sieht er etwas, was wir nicht sehen, doch die Bäume rauschen und seine Augen leuchten und es hat ihn glatt auf den Hintern gesetzt und ein Vogel singt so seltsam schön und Tränen steigen ihm in die Augen und er sagt etwas zu ihr, aber ganz leise und unerklärlich, kaum zu verstehen, da verblasst das Erlebnis, und er rennt zu seiner Frau Mia und weckt sie, und sie schimpft ihn zärtlich aus.

Sie gehen zu ihrem Morgenmahl nach draußen, weil Skat mit ihnen schimpft. Jof will ihr ein Gedicht vorlesen, sie schläft aber ein, und der kleine Sohn auch.

Skat beschwert sich über seine Rolle in dem Spiel, das sie zum Besten geben sollen. Maskiert sich, während sie darüber reden, als Tod.

Wenn die beiden dann ihre Ruhe haben, sagt sie ihm, dass sie ihn liebt – dass es warm, weich und mollig und alles gut ist. Dass es kein besseres Leben gibt als dieses.

Beim Gespräch mit Dem Ritter in der Dämmerung essen sie an einem sehr langen Strohhalm aufgefädelte Walderdbeeren und haben zwei junge Katzen.

Später tötet Der Tod die Katzenjungen, weil Der Ritter schon nicht mehr glaubt, dass er Der Tod ist!

Gespräch zwischen Ritter – Jof – Mia (Jöns liegt auf dem Rücken und hört zu): Der Ritter erzählt von einem wunderschönen Tag, an dem es ihm mit seiner Frau gut ging. Am schönsten Tag ihres Lebens.

Der Ritter, der wird Jof und Mia dann dem Tod abgaunern. Der Tod sagt: Ich verlasse dich nun, im Morgengrauen sehen wir uns aber wieder und du wirst mich nicht erkennen.

9.4.56

Jeden Tag klärt es sich ein bisschen. Der schlimmste Krampf bei dem Thema scheint auf jeden Fall vorbei zu sein, und das ist schön.

Betr. Raval. Wenn er Jof in der Schenke quält, versetzt Jöns ihm eins mit dem Messer. Quer übers ganze Gesicht, dass er es sich mal merkt.

Was, wenn ich in der Schenke ein richtig dickes Ding mache, wie toll das wäre. Ein echtes Mittelalterding. Im Kontrast zur späteren Stille am Meer, wenn Jof – Mia – Antonius ihre schöne Szene haben, die ich so gut machen will, wie ich nur kann, wenn ich es schaffe!

Schenke. Folgendes passiert in der Schenke. Der Schmied beschwert sich bei Jof und sagt, dass seine Frau so schön ist. Er trauert ihr nach. Jof wird erkannt und soll tanzen. Raval rammt sein Messer direkt vor Jof in den Tisch, der ein unheimlich erstauntes Gesicht macht, wenn er merkt, dass es ernst ist. Muss eine Schwarze Messe halten. Es ist schlimm. Er bricht weinend zusammen. Muss das Vaterunser rückwärts beten. Muss eine Litanei singen. Sie kokeln ihn an …

Wenn Raval aus der Tür kommt, befasst sich Jöns mal mit ihm und schneidet ihm ins Gesicht.

Raval im Wald. Raval kriegt die Pest. Er hat eine infame Wut, Angst zu sterben. Wir sehen seinen Tod, sehen fast, wie ihn der Teufel holt. In seiner Angst bittet er um Hilfe und Kontakt. Hört man aus dem Dunkeln. War ihnen den ganzen Weg über gefolgt. Bettelt um Gnade. Sie wachen auf. Man hört ihn immer hinterm Sturmholz. Sieht ihn manchmal auch. Es ist furchtbar. Er verschwindet darin. Bittet um Wasser, damit sie ihn töten, damit er nicht alleine ist.

(Die ganze Zeit spielt Der Tod mit Dem Ritter Schach, aufgepasst, mogelt der mit den Figuren.)

Anfangen kann es mit Ritter und Tod. Der Tod sagt: Du wirst schon sehen. Sieh mein Werk, und sei still.

Nach dieser Szene kann das Marienlied kommen – wenn alle traurig und mutlos sind, passt es gut. Der Tod sagt zum Ritter: Die drei sollen verschont bleiben. Sag ihnen, dass sie einen andren Weg gehen sollen, oben durch den Wald, oben über die Hügel. Wenn wir uns wiedersehen, bin ich der Würgeengel – du erkennst mich nicht wieder – ich bin grauenhaft. Es ist der Jüngste Tag.

11.4.56

Der Tod sagt: Ich verrate keine Geheimnisse, falls du das denkst. Ich nehme dir nur deine Innereien weg.

Der Ritter: Dann gibt es also noch etwas.

Der Tod: Das habe ich nicht gesagt. Ich weiß es nicht. Ich bin nur von der Reinigung.

Der Ritter: Du weißt nichts.

Der Tod: Wüsste ich etwas, ich wäre nicht Der Tod.

Der Ritter zu Jof oder Mia: Ich will diese Stunde in Erinnerung behalten, die Stille, die Dämmerung, den langen Strohhalm mit den Erdbeeren, eure Gesichter im Abendlicht, Mikael, der in Mias Schoß schläft. Ich werde mir zu merken versuchen, wovon wir sprachen. Ich werde es mir immer wieder ins Gedächtnis rufen. Ich werde die Erinnerung in meinen Händen halten wie ein kleines flackerndes Licht und aufpassen, dass es nicht erlischt. Weil ich vielleicht begreife, dass ein andres Licht es angezündet hat, ein großes, unfassbar helles. Das soll mir ein Zeichen sein und eine Klarheit, Hoffnung und Genügen.

Er steht auf und geht.

Jetzt kommt es wieder voran und fühlt sich ganz gut an, ich werde aber keine einzige Stelle abliefern, mit der ich nicht absolut zufrieden bin. Insofern finde ich, dass das Gespräch zwischen Ritter und Tod im jetzigen Zustand an der Stelle nicht so gut passt, das löst sich dann aber schon von allein.

Die Pastorale

Der Ritter: Habt ihr gar keine Angst, findet ihr eure Lage nicht hoffnungslos.

Jof: Ich weiß nicht, was du meinst. Zwar haben wir mit dem Essen manchmal Probleme und für Leute wie uns ist das Ganze zwar sonderbar, wir nehmen aber alles, wie es kommt.

Der Ritter: Nehmen alles, wie es kommt.

Jof: Die Menschen sind nett, weißt du. Ich glaube, die haben Angst, wenn sie Angst haben, werden sie böse und quälen sich gegenseitig.

Der Ritter: Das kann man immer sagen.

Mia: Alle Tage gehn und einer ist dem andren gleich. Da ist gar nichts dabei. Sommer ist besser als Winter, denn dann müssen wir nicht frieren. Am allerbesten ist der Frühling. Denn dann hat man so viel Hoffnung.

Jof: Ich habe ein Gedicht vom Frühling geschrieben, magst du es hören.

Mia: Ich glaube nicht, dass Der Ritter momentan Gedichte hören möchte.

Jof: Wer hinfällt, der weint, so ist das nun mal.

Mia: Dich ängstigt so vieles. Kannst du nicht einfach still alles kommen lassen, wie es will. Dann würde es dir besser gehen.

Jof: Man muss ja über sich lachen, verstehst du.

Mia: Oh ja, darin bist du nicht besonders gut, finde ich.

Jof: Wir lachen zusammen, du und ich.

Mia: Ja, Zwei sein, das ist gut, ist es natürlich. Hast du keinen zum Zusammensein.

Der Ritter: Doch, das hatte ich wohl.

Mia: War es deine Frau.

Der Ritter: Ja, so war es.

Mia: Warum bist du fort von ihr.

Der Ritter: Es ging ja zum Kreuzzug, verstehst du.

Mia: Ich würde nie – Verzeihung.

Der Ritter: Ich dachte, Gott will es.

Mia: Und was macht jetzt deine Frau.

Der Ritter: Das weiß ich nicht.

Mia: Sehnst du dich nach ihr.

Der Ritter: Ja, das tu ich. In letzter Zeit denke ich jede Minute an sie. Ich habe das Bedürfnis heimzukehren, nach …

Mia: Du redest so feierlich, dass man fast Angst kriegt vor dir. War sie deine Liebste.

Der Ritter: Ja, das war sie. Wir haben miteinander gespielt und ziemlich viel gelacht. Ich schrieb Lieder an ihre Augen, ihre Nase, ihre allerliebsten kleinen Ohren. Wir gingen auf die Jagd, abends gab es Feste mit Musik und Spiel, und wir tanzten …

Mia: Oh, du hättest bei ihr bleiben sollen.

Jof: Wer sagt denn, dass wir uns abquälen müssen mit Vorwürfen und allen möglichen Anstrengungen, die nichts nutzen.

Mia: Ich glaube, das verstehen wir nicht.

Der Ritter: Ja, ich weiß. Ihr haltet mich für einen Verrückten.

Mia (einschmeichelnd): Magst du noch Erdbeeren.

Der Ritter: Könnt ihr erklären, warum ich Dinge realisieren soll, was ich eigentlich gar nicht will. Was soll daran gut sein, dass jemand sich zwingt und aufopfert, und warum sehnt man sich ständig danach.

Mia: Du meinst die armen Geißelbrüder. Und Jesus am Kreuz.

Der Ritter: Warum sollen wir immer leiden. Warum müssen wir immer weinen, uns trennen, uns wehtun.

Mia: Bäume und Tiere haben es da besser.

Der Ritter: Ja, wir haben so viele Fragen.

Mia: Glaubst du, dass wir Antwort kriegen.

Der Ritter: Nein, das glaube ich nicht.

Mia: Dann macht Fragen ja nicht groß Sinn.

(So ist es. Manchmal, wenn ich mir durchlese, was ich geschrieben habe, den Motiven in ihrer ersten Gestaltung und Sprachform Auge in Auge gegenüberstehe, bin ich vor Widerwillen stocksteif. Und geniere mich. Alles ist so plump und kindisch wie der Versuch, ein Haus zu malen, und es wird so eins, wie Kinder es malen. Wie habe ich dieses Motiv schon gehasst, nahezu physisch gehasst, wie lächerlich und belanglos ist es mir schon vorgekommen, ohne Sinn und Verstand.)

Der Ritter: Wenn ich hier sitze, in eurer Wärme, eurer Nähe, wie nichtig und belanglos mir diese Fragen dann erscheinen. Wie unwichtig sie plötzlich sind. Ist denn nur im Sterben … Nein, Moment. Dem Tod entkomme ich nicht. Ihr auch nicht. Niemand. Das Wissen um ihn schärft aber unser Bewusstsein für das Leben, macht alles schöner und besser und größer. Das ist eine alte Weisheit.

Mia: Ich will nicht denken, dass ich sterben muss, freu mich auf jeden Fall mal.

13.4.56

Heute geht es dahin, ich komme kaum zum Überlegen, ob ich Lust habe oder nicht. Die Pastorale.

SF hat Angst vor allem Möglichen. H. M. will mein Vertrauen in Nordisk Tonefilm untergraben. Das macht er schlecht. Die haben aber ihre Ressourcen und ein gewisses Geschick, wenn es darum geht, einem die Dinge madig zu machen.

16.4.56

War heute Abend wieder zu Hause in der Wohnung in Malmö. Ein gutes Gefühl. Zeit für Entscheidungen und Vorfreude auf die Arbeit.

Ich denke, unabhängig von Angst und Rücksichtnahme muss man hinschreiben, was gemacht werden soll. (Je größer die Müdigkeit, desto größer die Rücksichtnahme, am Ende weiß man nicht, wohin mit sich!)

Das Mädchen und Die Hexe können ein und dieselbe Person sein, das ist eine faszinierende Kombination – dann muss sie am Anfang aber wohl den Mund halten und irgendwann mit einem Riesending rausrücken. Dann wirkt es natürlich.

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme, lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens.

Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz; ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind.

Ja, ich ließ meine Seele still und ruhig werden; wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, ja, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.

24.4.56

Jetzt bin ich wieder mal am Ende der Geschichte angelangt, es war maßlos vertrackt. Gestern hat sich das Letzte zurechtgelegt. Ich werde ja sehen, was daraus wird.

25.4.56

Betrachtung. Soll mit Lächeln einer Sommernacht nach Cannes, bin sehr bedrückt und nervös. Stig Ahlgren hat den Film im Vecko-Journalen heute aufs Schlimmste verrissen. Manchmal bin ich unheimlich müde. Ich fasse es nicht, bin ich so ein schlechter Verfasser, was kriege ich nicht zu fassen. Ich weiß ja, dass ich mit meinen Motiven Probleme habe, dass mittlerweile nichts mehr gratis daherkommt, aber was ist denn falsch an dem, was ich mache, wenn man es dermaßen hart beurteilt. Was ich schreibe, soll ja die Vorlage für einen Film oder eine Inszenierung sein, ich träume nicht davon, in Buchform zu erscheinen (doch, tu ich schon!), weiß aber, dass ich dazu nicht tauge, meine Stärke ist der szenische Dialog, so wie die Stärke des Lyrikers seine besondere Begabung ist. Ich weiß, und ich verstehe. An dem, was ich mache, wirkt vieles plump und fehlerhaft, grundfalsch, ständig suche ich nach Leben, jeder Moment soll leben, wenn ich dann dermaßen die Hucke vollkriege, macht mich das hundemüde und unsicher.

Ich bemitleide mich nicht (doch, bisschen vielleicht!), schäme mich aber seltsam und mir ist ein bisschen schlecht: Ich frage mich, was ich eigentlich getan habe, warum ich diese Leute so in Rage bringe.

Ich weiß um meine mangelnde Klarheit, meine merkwürdig nonchalante Haltung zu meinen Ansichten und meinem Glauben, der hauptsächlich dann existiert, wenn ich darüber rede. Ich habe einen Hang zu Verletzlichkeit, zu sonderbarer Unordnung, mit der ich mich ständig herumschlagen muss und die mich ärgert. Ich wünschte, ich wäre ein richtig tüchtiger Fachmann, den man anständig beurteilt (wünsche ich mir auch wieder nicht), ich wünschte, ich könnte mich hinsetzen, mich beruhigen und nachdenken: Was meine ich. Woran glaube ich. Was will ich eigentlich. Wo will ich hin. Mir ist nicht geholfen mit all dem Ruhm (mit dem ich mich nur zu gern bekleckere), mir ist auch nicht geholfen mit dieser scheußlich vernichtenden Kritik, die mich lähmt und sehr müde macht.

Wenn ich auf den ganzen Kram pfeifen könnte (tu ich eigentlich, oder etwa nicht!), wenn ich mich ungetrübt freuen könnte, dass ich etwas mache, gestalte, um es aus der Hand zu geben. Ich will, dass das, was ich mache, einen offenen, einfachen Ton hat, den jeder versteht. (Will ich das!?) Ich wünschte, ich würde etwas mehr an mich glauben, wäre nicht so verflucht beeinflussbar und käuflich für Lob.

Ende der Selbstbetrachtung. Die ist sowieso nicht gerade aufbauend. An Stig Ahlgren habe ich eine Karte geschrieben, sie aber zerrissen. (An Olof Lagercrantz habe ich auch eine geschrieben und sie zerrissen, das ist immer noch am besten.) Jetzt lege ich mich ein Stündchen hin, dann kommt Bibi, und alles wird besser. Morgen machen wir mit dem Tafelbild weiter.

Übersicht

Wie ist die Szene mit dem Tafelbildmaler. Die Dreieckskonstellation kann mit Gewinn noch um etliches gekürzt werden. Skats Werbung um Lisa kann gut noch ein paar Sätze mehr haben. Der Schluss ist wohl in Ordnung, ich finde ihn aber etwas pauschal. Das Marienlied wird versuchsweise in die Pastorale verschoben.

Wenn ich doch jemanden hätte, mit dem ich reden, der mir raten könnte. Ich weiß, dass ich alles in Bildern und Situationen sehe, die ich in Worte für ein Drehbuch zu übersetzen versuche und dann zurück in den Film.

– Dann kommt eine lange Pause –

20.5.56

Eine ganze Weile ist vergangen. Ich war in Cannes und habe Dymling das Drehbuch gegeben, verschiedene Leute haben es gelesen, durch sie bekommt es wiederum ein wundersam eigenes Leben, das ist sehr komisch, oder bezieht es sein Leben aus ihrem Leben? – Jedenfalls ist es nicht mehr so mausetot, wie es war, als ich es Anfang des Monats beendet habe.

Ein wirklich ganz schönes Gefühl.

Die, die es gelesen haben, mögen es, das ist natürlich eine Erleichterung. Falls sie nun die Wahrheit sagen, bzw. mich nicht für einen Allerweltspropheten halten, der so gut ist, dass ich gar nicht zur Debatte stehe – ein reichlich abschreckender Gedanke.

Deshalb habe ich das Drehbuch jetzt noch zwei Leuten gegeben, die normalerweise nicht unkritisch sind und mir normalerweise nicht helfen können.

Dymling war übrigens sehr schön klar. Wir hatten in Cannes ein gutes Gespräch über die Sache.

Ich selbst akzeptiere das Drehbuch wohl insgesamt, obgleich ich finde, dass Die Hexe wahrhaftiger und konsequenter werden muss – was hat die denn sonst verdammt nochmal in der Geschichte zu suchen (siehe unten). Und das Dreieck hat natürlich auch noch seine Probleme.

Jedenfalls fahre ich jetzt für eine Woche nach Siljansborg und gehe alles ein letztes entscheidendes Mal durch.

Mehr kann ich dann nicht tun.

Die Hexe

Sie sind auf den Platz mit dem Mondschein gekommen. Wegkreuzung. Da kommt der Wagen mit der Hexe, die hingerichtet werden soll.

Der Ritter sieht sie vor der Kirche am Pranger. Am nächsten Tag soll sie ja aufs Schafott.

Sie ist noch ein Kind.

Dann kommen die Wagen im Mondschein, es muss ja alles aufgestellt werden.

Der Ritter spricht mit ihr. Er fragt, ob sie Den Teufel gesehen hat, weswegen sie ja hingerichtet werden soll. Sie weiß aber nur, dass es die Verdammnis gibt, dass die Menschen Tiergesichter haben. Das zeigt sie Dem Ritter.

Sie führen sie hin und binden sie an die Leiter.

1957

Das Lächeln einer Sommernacht hatte am 10. Mai des Vorjahres in Cannes den »Spezialpreis der Jury für poetischen Humor« bekommen – Ingmar Bergman war fortan weltberühmt.

Wenn renommierte Landsleute, John Landquist etwa, der Herausgeber einer ersten Werkausgabe August Strindbergs (55 Bände), Das siebente Siegel zerpflückte, hielt sein Produzent zu ihm, er konnte ein geplantes Projekt, Das Falschspiel, kippen. Ermutigt von einer Bemerkung des Filmhistorikers Robin Hood, eigentlich Bengt Idestam-Almquist, gab er dem Stummfilm stattdessen, was dieser immer hatte: eine innere Stimme; mit dem Schauspieler und Regisseur Victor Sjöström, einem Erfinder abendfüllender kinematografischer Erzählkunst.

Hauptwohnsitz war noch Malmö, erschöpft arbeitete er aber bald im Stockholmer Privatkrankenhaus Sophiahemmet, betreut von seinem Freund, dem Arzt Sture Helander; und bewegt von Smultronstället (im deutschen Verleih Wilde Erdbeeren), jener Stelle, wo die Walderdbeeren wachsen, in Schweden ein Inbegriff für Erinnerungen, die man insgeheim mit einem Menschen teilen möchte.

22.2.57

Das siebente Siegel hatte Premiere, und ich habe Proben für Peer Gynt. Klar bin ich dadurch müde und unaufmerksam, zerrissen und unsicher, und sehr nachdenklich in puncto Zukunft.

Trotzdem kann ich es ja nicht lassen, mich zu fragen, was ich als Nächstes mache. Dass es Das Falschspiel wird, steht ja schon lange fest, aber je mehr Zeit vergeht, umso weniger Lust habe ich dazu. Ich will nicht mehr an diesen Ehekonflikten herumtätscheln. Die langweilen mich mehr, als ich sagen kann, sie sind so grauenhaft humorlos und seriös und todernst und durchschaubar und übertrieben, ohne wirklich überzeugend begründet zu sein. Ich kann den Mist schon auf Anhieb nicht leiden. Der ist zum Kotzen.

So viel dazu.

Ich will also etwas andres machen, das mich ruhiger macht und auf andre Weise zufrieden. Und ich weiß nicht recht, was es ist.

Am ehesten kommt mir da natürlich dieser Uppsalafilm in den Sinn. Die Kindheitswelt. Titel habe ich keinen, aber viele Bilder, die sich von selbst einstellen und da sind. Müsste sie nur zu erwischen versuchen.

Ist das publikumswirksam. Herrgott, weiß ich nicht. Mir wird jedes Mal schlecht, wenn von Zahlen die Rede ist, hier und da und so und so und ditt und datt, das macht mich traurig, macht mir Angst, obwohl ich so tu, als sei es anders.

Wenn ich mir überlegen soll, was ich machen will, muss ich rückhaltlos und angstfrei nachdenken können. Wenn SF nicht will, muss ich wohl woanders hingehen. Obwohl das eigentlich spinnert ist.

Ich sehne mich danach, eine Form ruhiger Einheit zu erreichen, bei der ich die Hilfe meiner Tricks nicht brauche und meine enorm aufgeblasene Fähigkeit, Lösungen zu finden.

Zugleich möchte ich gern – am liebsten – im Bild arbeiten, ununterbrochen im Bild.

Das geriet durch die Dialogfilme jetzt ins Hintertreffen, es ist so leicht, einen Dialog an die Stelle eines Bildes zu setzen, ich denke aber, dass gerade diese Geschichte die Möglichkeit zu einer ruhigen, klaren Bilderzählung hätte.

Jetzt bin ich sehr müde und gehe mal schlafen. Am Sonntag treffe ich Anders Dymling, dann wird man sehen, was wir uns am Ende vorstellen können.

Eigentlich mache ich mir nicht so schrecklich viele Sorgen. Wirklich fast gar nicht. Aber Das Falschspiel will ich, hol mich der Teufel, nicht machen. Nein, es gibt lustigere, mein bester Bergman.

24.2.57

Ich habe in Stockholm mit Dymling über Das Falschspiel gesprochen. Er hatte größtes Verständnis für meine Sichtweisen und wir haben uns darauf geeinigt, den Film zu verschieben.

Also muss ich am 8. April nicht anfangen, das ist ganz fantastisch. Ich bin sehr erleichtert und beruhigt. Wir besprachen dann andre Projekte. Und zwar genau genommen vier:

Bock i örtagård von Fritiof Nilsson Piraten.

Den Tanzfilm mit Gerd.

Den sogenannten Geisterfilm.

Den sogenannten Erinnerungsfilm.

Nach langer Überlegung neige ich bei diesen Vorschlägen heute Abend am ehesten zu Nummer drei und vier.

Auf dem Hinflug kamen bestimmte Figuren und Situationen aus Nummer drei schon zum Vorschein. Ich werde später davon zu berichten versuchen.

25.2.57

John Landqvist hat Das siebente Siegel in Aftonbladet verrissen, und zuerst tat es weh, weil er das alte Lied sang, von dilettantischen Dialogen, Ameisen unter der Haut und so weiter. Das tat zuerst natürlich weh, ging dann aber schnell vorbei, weil ich an den neuen Film denken konnte, den ich machen will, und solang ich neue Filme habe, die ich machen kann, und Lust, sie zu machen, kann mir nichts wirklich etwas antun.

Der Geisterfilm hat zu funktionieren angefangen, und jetzt will ich mal versuchen aufzuschreiben, was ich mir dachte.

1850er Jahre. Schönes altes Theater in einer großen Stadt, im Frühling oder Frühsommer. Vier Personen spielen schon mit. Und zwar der Stumme, hat irgendwas am Theater zu tun. Sein bester Freund und Kompagnon, sehr klug und vernünftig, aus eigener Sicht. Wird wegen der Unfähigkeit seines Freundes, sich auszudrücken, fürchterlich ungeduldig.

Dann die Schwestern Rosa, Hundsrose oder Wildrose, Dornenros, Roteros, Holderos, Roseros, Rosenschnauz, gar schön und aromatisch duftend, die beiden Kumpane machen den Mädchen den Hof, lieben sie innig und über alles. Lily kommt zu Tode, das macht Die Schwester traurig, er sieht ihren Kummer mit größtem Vergnügen. Schwester Groß und Klein treten ein für Schwester Klein und Groß, die nicht reden können. Die sagen nicht das, was verabredet war, das wird eine traurige Pleite.

Ingmar, du musst weg von etwas Grundsätzlichem, etwas Verlogenem in deinem Wesen, womit du nur zurechtkommst, wenn du andauernd aufpasst, dauernd darauf achtest und dich davor hütest. Ich weiß, was es ist. Mutter leidet so sehr an dieser Krankheit, dass ihre Welt kaputt ist, vielleicht irreparabel. Ein Glück vielleicht, dass nicht jeder diese Art von Verlogenheit merkt, die mein Auftreten beeinflusst und manchmal darauf hindeutet, dass ich absolut nichts Sinnvolles machen kann. Ohne dass sie sich einmischt. Da rede ich von diesem Kathedralenbau, bin aber weit entfernt davon. Obwohl, ist die Versuchung für einen Menschen wie mich nicht oft übermächtig.

3.3.57

Heute ist jedenfalls Sonntag. Die Probenwoche war gnadenlos hart, ich bin wohl ziemlich müde, eigentlich. Das Peer-Gynt-Stück ist schon so was wie »Der Krumme«. Man kommt nicht durch, und wenn man noch so kämpft und fuchtelt. Ich glaube nicht, dass die Vorstellung diesmal gut wird, und leider liegt das eben an mir. Ich war eben nicht genügend vorbereitet, auch nicht genügend bei der Sache. Obgleich man ja immer hofft, kindisch und grundlos.

Eins kam zum andren. Ivar Harrie und John Landqvist haben sich auf die Socken gemacht und mich als reichlich schwachen Autor hingestellt (»dilettantische Dialoge«, »schwedischer Meister des Kitsches« usw.). Ich warte bloß noch, dass die andren Literaturkleinpäpste ihren Kollegen zu Hilfe kommen und mir weiter auf den Schädel hauen. Ja, schwer, aufreibend, manchmal setz ich mich nieder. Klar kriegt man bei all dem Angst. Ich weiß, dass ich zum Verfasser im üblichen Sinn nicht tauge, mir würde nie einfallen, ein Buch oder einen Erzählband zu schreiben. Intellektuell habe ich auch nicht das richtig gute Zeug, das ich gerne hätte. Aber ich sehe und höre Dinge, und das ist das Wichtigste. Damit muss ich dann achtsam umgehen und versuchen, es weiterzutragen. Es sind vielleicht weder Träume noch Visionen noch Gedanken, es sind irgendwie körperliche Wahrnehmungen. Schwierig wird es, wenn mein Tagesbewusstsein diesen hauchdünnen Stoff auffangen und an die Wirklichkeit binden will. Erst recht beim Verknüpfen verschiedener Fragmente, da kann es schon mal vorkommen, dass der sehr schlechte Verfasser fröhlich die Feder zückt und anrückt. Doch, das finde ich auch. Insofern geht es für mich darum, noch strenger mit mir selbst zu sein, bei aller vorhandenen Vorsicht und Umständlichkeit. Manchmal frage ich mich, ob diese Magister mit ihren seriösen Zeigefingern und Zeigestöcken mir nicht ganz guttun. Irgendwie rufen sie mich zur Ordnung und halten mich davon ab, mir »Gedanken zu machen«.

12.3.57

Wir hatten Premiere von Peer Gynt und alles Mögliche. Mehr davon später – vielleicht. Jetzt dies. Bei Großmutter finde ich einen alten Roman. Eine sehr schöne Handschrift von zirka 1880. Ich erzähle diese erschreckend gruselige Geschichte mal nach, sie bringt nämlich einen wundersamen Stoff aus Wirklichkeit und Traum. Insgesamt versuche ich sie aber in eine moderne Sprache zu übersetzen, um sie nicht fremder zu machen als nötig.

Der einstmals Tote, der sein Gesicht verloren hatte, nun herumlief und ein neues System erschaffen wollte, um andren Menschen Teile aus dem Gesicht zu stehlen.

Das Ganze spielt in einem alten Malmgård – im Hof hinter dem Torgewölbe eines Patrizierhauses –, auf der Straße davor und im angrenzenden Garten, sowie bei den jungen Schauspielerinnen und Tänzerinnen Rosenblad.

14.3.57

Vorschlag zur Komposition der neuen »Liebeslektion«. Es geht um den kleinen Raum – eine Einzimmerwohnung, die sich der Doktor zu seiner Erholung und generell zur Bequemlichkeit erworben hatte.

1. Der Doktor kommt mit Gattin und einer Flasche Wein dorthin. Sie besichtigen das noch weitgehend unmöblierte Zimmer. Doktor und Gattin hatten zunächst Nägel eingeschlagen. Die Gattin ist sehr zufrieden damit, sie sprechen über ihre selten glückliche Ehe, ihre Zukunft und alles, was sie zusammenhält.

2. Da kommt Die Freundin. Prompt verführt sie Den Doktor und sagt ihm alles, was er sich unmöglich selbst sagen kann. Auch das ist keine ganz ernsthafte Szene. Wenn sie am komischsten wird, unterbricht Sam sie, indem er aus irgendeinem Grund mit Sachen daherkommt.

3. Die Gattin fragt nun ihren Mann, ob er sie betrügt. Das wird eine sehr ernste, bittere kleine Szene, ziemlich trist und schlimm, aber was soll man machen.

4. Genugtuung ist eingetreten. Die Sache scheint sich schon zu erschöpfen, lässt trotzdem aber nicht locker. Die Jungs kommen und führen lange Gespräche mit ihrem Vater. Er wird sehr nachdenklich und fragt, was er machen soll. Sam: Wenn es sich nun auf der Bühne abspielen würde, könnte man sagen, und so weiter. Es spielt sich aber nicht auf der Bühne ab. Stimmt’s. Ja, siehst du, genau das ist die große Frage.

5. Mit der Freundin ist bald Schluss. Sam hockt in der Kochnische und macht gebührende Bemerkungen. Jetzt trifft sich Die Ehefrau mit Der Freundin. Das hat Sam eingefädelt, oder nicht, ist ja hanebüchen. Es kommt zu einer Art Aussprache zwischen Mann und Frau, die erst aufhört, wenn Sam aus der Kochnische kommt und sie allein lässt.

Die Liebeslektion, Komödie in fünf Akten. Klingt doch gar nicht so schlecht, warum denn nicht ein bisschen spielen, von wegen alter Kitschonkel und so.

Ich komme immer mehr ins Grübeln über Das Gesicht, wie ich meinen neuen Film nenne. Ist es richtig, einen solchen Film zu machen. Man lässt mir wenig Spielraum. Aber Spielen kann auch lustig sein und jetzt will ich, verdammt, mal ein bisschen spielen. Mal ein wasserdichter Edelkitsch ist nicht so schlecht. Ich gebe ihn nur für Edelkitsch aus, oder für mehr als das, im Schutz des Warenetiketts kann ich dann ungefähr machen, wozu ich Lust habe. Hauptsache, blitzblank, spannend und spaßig. Man wird sehen.

Vier Schwestern haben eine Wäscherei, das heißt drei, weil eine am Theater ist, sie tanzt so hübsch im Corps. Eva steht im Laden, schreibt Gedichte und denkt sich die schrecklichsten, eigentümlichsten Geschichten aus. Und eine davon passiert fast. Eine Schwester ist sehr wild, was alles Mögliche vermuten lässt, und eine hat nur Augen für sich, ist wahnsinnig hässlich, in ihrer Fantasie aber auch schön. Dies sind die wundersamen Schwestern Rosenblad, sie leben in einem Garten voll blühender Obstbäume in allerschönster Pracht, ihre Welt ist ein sonniger Sonntagnachmittag. (Es geht ja alles so sagenhaft schnell und plötzlich.)

Die Liebeslektion

Kann es sein, dass die Ehefrau beim Zusammentreffen mit der Liebhaberin-Freundin dermaßen Angst kriegt und so wütend wird, dass sie beschließt, ihren alten Kerl trotzdem zu akzeptieren. Die Freundin hat sich wohl in die Kochnische verkrochen, dortselbst umsorgt von dem mordlüsternen Sam, weil der ein Böser ist, der doch tatsächlich seine Braut erschlug, wobei er sich nicht sicher ist, ob er sie erschlug oder ihm der Hammer aus der müden Hand fiel.

/…/

25.3.57

Zur Ausübung meines Berufs braucht es ein Fundament, wenn sie Aussichten haben will, ihren Feldzug (gegen Seelentod, Schlendrian, Atemnot und verschiedene schädliche Einflüsse) zu realisieren. Dieses Fundament kann selbstverständlich verschiedenartig konstruiert sein: Es kann eine Lebensanschauung sein, Stillstand des Gefühls, kühle Beobachtung oder gnadenlose Selbstkritik. Erst wenn das Fundament von den Verunreinigungen momentaner Ereignisse und der Gefühlsduselei abgeschrubbt ist, kann man stabil und planvoll bauen, zumal mit gewissen Aussichten auf die Bewerkstelligung eines Ganzen.

Diese Vortragsreden sind selbstverständlich eine Art Affenkram, sie vermitteln das eigenartige Bild vom Schwanken eines Menschen zwischen sozusagen geringschätzigem Idealismus und ehrlichem Egoismus. Ich habe große Schwierigkeiten, beide Regungen in der Balance zu halten, weil sie gleichermaßen selbstverständlich und wahrhaftig ist.

Hinzu kommt die unwiderruflich fraglose Autorität des Vortrags. Urteil und Situation im Einzelnen aufeinander zu beziehen ist schwer, es verführt zu Formulierungen, deren Wahrheitsgehalt an den Rändern etwas ausfranst. Selbstverständlich können sich auch die Premieren von Siegel und Peer Gynt auf die Stimmung gelegt haben, zwei übermenschliche Anstrengungen, deren einzige Folge große Erschöpfung und Traurigkeit war.

Meine Einstellung zum Theater ist bedeutend eindeutiger und klarer. Dort arbeite ich in einem Beruf, wo mir jeder Handgriff vertraut, jeder Augenblick Gemeinschaft ist, ein kollektives Geben und Nehmen. Die Anstrengung mag genauso groß sein, das Ergebnis der Anstrengung am Theater wird aber anders als beim Film.

Beim Film kann ich von Angesicht zu Angesicht einer Katastrophe gegenüberstehen, am Theater nie. Der Balanceakt in beide Richtungen mag im Grunde genommen waghalsig sein, wenn ich im Theater falle, ist da aber immer ein Netz, ich muss mich höchstens schämen. Beim Film gibt es kein Netz, ich gehe glatt zu Boden und bin hin. Jede plausible Logik sollte mir dann sagen, beim Theater zu bleiben, oder wenn es schon um Filme geht, mein Seil nur einen halben Meter über dem Boden zu spannen. Es ist aber wie ein Gift, wer ein Mal das Schwindelgefühl unter der Zirkuskuppel gekostet hat, klettert immer höher und balanciert immer waghalsiger. Mehr als abstürzen kann man ja nicht.

Auf dem Flug nach Stockholm dachte ich im Halbschlaf lauter liebe Sachen. Angeregt, glaube ich, durch »wird Bergman jetzt spielen?« in Robin Hoods Chronik. Und ich dachte dies. Mein nächster Film soll heißen »Er liegt auf dem Rücken in der Sonne und berappelt sich«. Ich sah ihn also auf Smådalarö unter Bäumen, die sich im Sommerwind wiegten, und das Gras war so hoch und da lag er tatsächlich und berappelte sich und das war ein hübscher Gedanke, denn er passt ganz gut.

Victor Sjöström in der Hauptrolle haben. Ihn an die schmale Furt tiefen dunklen Wassers kommen lassen, ihn nach drüben hinüberschauen lassen, ihn auf seinem Spaziergang in Gesellschaft einer Person sein lassen, die er kennt, die noch ganz jung ist.

Von Anfang bis Ende gehen Menschen mit ihrem Scheitern durch die Geschichte. (Das sind die, die mit ihrem Auto so viel Ärger haben. Hast du jemals gedacht, der Organist im Orgelgehäuse schläft?)

5.4.57

Jetzt will ich mal herausfinden, was ich weiß und nicht weiß, in punkto »Er liegt in der Sonne und berappelt sich«. Eines ist jedenfalls klar. Man soll von seinen Projekten nicht so viel erzählen. Soll den Mund halten, soll sich nicht zerstören, was man macht, indem man mit den Leuten darüber redet. Man soll die Schnauze halten.

Professor Isak Borg hat einen Traum. Er geht auf der Straße. Ist aber noch jung. Ruhe und Stille allenthalben. Die Sonne scheint. Er begegnet keinem Menschen. Die leere Welt erschreckt ihn. Da sieht er etwas. Er fragt, wie spät es ist. Jemand dreht sich um, zeigt ihm eine Uhr ohne Zeiger und ein Gesicht, das keines ist. Er bekommt große Angst. Neue Straßen. Tiefer leerer Brunnen, ganz still, tote Tiere auf dem Grund der Schwärze. Er richtet sich auf. Leichenzug mit altem Leichenwagen und hohem Kutschbock. Ein Rad wackelt.

Viele Gesichtslose begleiten den Toten, aber festlich gekleidet. Er hat ungeheure Angst. Der Wagen kippt und der Sarg fällt heraus. Alles ist weg, außer ihm und dem Sarg und dem Toten. Zu dem zieht es ihn hin. Die sich bewegende Hand. Er merkt, dass er selbst sich an dessen Füße klammert, schlägt mit aller Kraft um sich, kommt aber nicht los.

Er wacht auf.

Muffiges Morgengespräch mit seiner Frau. Tee und Toast. Er muss zu einem Kongress nach Gävle oder wo. Ist wütend, aber auch geschmeichelt, weil er doch Ehrenmitglied ist.

Er fährt in seinem schönen alten Auto los. Es ist Sonntagmorgen und ganz ruhig, Sonnenregen und Stille über Straßen, Bäumen und Wäldchen. Er genießt.

Er redet ein bisschen vor sich hin. Oder ein Sprecher (ist aber nicht so gut). Gelangt an die Spielwiese seiner Kindheit. Kommt auf die Idee, zur alten Erdbeerstelle zu gehen und nachzuschauen, ob es dort noch Walderdbeeren gibt.

Es gibt sie.

Still und verrammelt steht das Haus im Morgenlicht. Alle schlafen, oder da wohnt vielleicht auch keiner. Er legt sich hin. Jemand lacht hinter seinem Rücken. Ein Mädchen. Er sieht, in Kleidern der Jahrhundertwende, ihn, zwanzig, und sie, achtzehn. Sie haben nur Augen füreinander. Er, großer Poet, will Arzt werden. Sie planen das gemeinsame Leben (korrespondiert mit späteren Repliken und denen vom Anfang zwischen Isak und seiner Frau). Der Doktor hört sich ihre Gespräche interessiert an.

Hier mal heikel.

Auf seinem Weg durch die Erinnerungen. Die Jugendlichen werden eine Zeitlang von den beiden in mittlerem Alter verscheucht, von seinem Bruder und der Schwägerin. Unzufriedenen Leuten mit Lebenskatastrophe und Schicksal. Sie machen sich gegenseitig zuschanden.

Mal heikel.

Also: Dies ist ein Tag im Leben von Isak Borg. Der Traum am Morgen. Das Gespräch mit seiner Frau, die ihm Tee bringt. Die Begegnung mit den zwei Mittelalten, die eine Panne haben. Dann das Sommerhaus, die Erdbeerstelle. Das junge Mädchen und der junge Mann. Sie fahren dann ein Stück mit ihm mit, lernen sich also kennen.

Jetzt lockert es sich aber wie verrückt. Morgentraum. Gespräch mit der Ehefrau Berit, kleiner Zank. Die Reise. Die Erdbeerstelle. Die Kindheitserinnerung. Der geheimnisvolle Besuch in der Sommervilla. Großmutter. Er geht an die tiefe Bucht. Jenseits steht der Vater. Sie sprechen miteinander, aber nur wenig. Isak spricht, der Vater antwortet nicht. Die Spielsachen. Der kleine Junge mit den Spielsachen. Die Jugendlichen, die ihn aus seinem Traum wecken und mit ihm auf die Reise gehen.

Dann treffen sie das Paar im mittleren Alter, das drauflosschimpft, sich nicht einigen kann, was es will. Ihr Auto ist kaputt. Alles beim Teufel.

Der Friedhof.

Ich werde Traum und Wachen und Erinnerung und Spiel und Worte zu einem Lebenstag verquicken, der wie alle ist, aber doch endlos und anders. Jetzt bin ich ganz froh, weil ich weiß, was ich will. Sie gehen auch zu den Leuten ins Haus, in dem Isak seine erste Praxis hatte.

Das Liebesabenteuer, das Isak mit ansieht. Der Junge, poetisch-praktisch und praktisch-poetisch, das Mädchen ganz schön wild, aber hochromantisch. Sie haben heiße Debatten. Und gehen dann baden, es ist sehr warm.

Dann treffen sie das Paar im mittleren Alter noch einmal, und diesmal darf es einsteigen, weil ihr Auto im Graben liegt. Sollen wir auch Marianne mitnehmen, seine Schwiegertochter! Doch, verdammt. Sie ist so traurig, dass sie auf dem ganzen Weg fast kein Wort sagt. Dabei hat sie viel vor. Es sieht ja eigentlich ganz danach aus, als könnte das Spaß machen, und so viele Leute. Ich arbeite gern mit vielen Leuten. Diesmal hältst du aber den Mund. Merk dir das. Mund halten!

Personen heute.

Isak Borg, alter Arzt, 78 Jahre

Berit, seine Frau, 74 Jahre

Marianne, deren Schwiegertochter, 30 Jahre

Pelle, Isaks Jugend, 20 Jahre

Sara, Isaks Jugendliebe, 18 Jahre

Großmutter, Isaks Kindheit, 70 Jahre

Isak, klein, sechs Jahre oder so.

Stig Ahlman, 45 Jahre, Assessor

Birgit Ahlman, 43 Jahre, seine Frau

Isaks Vater, Arzt

Evald, Isaks Sohn, 35 Jahre, Arzt

Karin, Isaks Mutter am andern Ufer, 28 Jahre

Das sind die Personen, von denen ich zurzeit am meisten weiß. Es werden sicher noch mehr. Zum Beispiel die, die Isak auf der Reise zu seiner Mutter und zum Ärztekongress besucht. Er hält seinen Vortrag und wird ziemlich umjubelt. Sprich über so was mit Sture.

Versöhnung zwischen Evald und Marianne möglich. Müder Isak kommt abends bei Evald an. Seine Frau ist dann schon da. Sie legen sich hin und schlafen händchenhaltend ein. Er grummelt über das verdammte Bett, beschließt dann aber, dass es ein guter Tag war, und freut sich, dass Berit da ist (sie heißt anders).

6.4.57

Gestern war er ganz zufrieden mit dem, was er sich ausgedacht hat. Er ist auch heute ganz zufrieden, dann ist doch alles in bester Ordnung. Und in gewissem Maß kommt die Sache zur Ruhe. Professor Isak Borg ist nicht das idealisierte Bild eines alten Egozentrikers. Er ist in vieler Hinsicht schwierig und nicht gerade nachsichtig. Cholerisch und leicht nervös obendrein. (Victor Sjöström.) Die Professorin heißt nicht Berit, da hat man so langweilige Assoziationen (?), sondern wir nennen sie Agda. Sie hat eben nicht denselben Humor wie der Professor, ist mehr rund als lang, insofern perlt alles an ihr ab. (Jullan Kindahl.) Wenn ich in wenigen Punkten rekapituliere, was ich weiß, sieht es so aus.

13.4.57

Traum 1. Professor Isak Borg hat am Morgen einen Traum. Er erzählt immer in Ichform. Der Todestraum. Beim Aufwachen ist seine Frau schon auf den Beinen und macht etwas zu essen. Es ist noch zeitig. Die Schwiegertochter will mitfahren, sagt kurz entschlossen, dass sie nach Hause will. Das beunruhigt die beiden Alten. Ihre [Seine] Eröffnungsreplik: Du magst mich nicht, stimmt’s? Erdbeerstelle. Kindheitswelt. Kurzer Morgenschlummer, Stille.

Traum 2. Die zwei Jugendlichen. Seine eigene Jugend. Frödings Morgentraum