Ich seh den Baum noch fallen - Renate Bergmann - E-Book

Ich seh den Baum noch fallen E-Book

Renate Bergmann

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Langt ruhig tüchtig zu! «Meine Tochter Kirsten ist Heilpraktikerin für Kleintiere und isoto… idio… esoterische Lebensberaterin. Sie ist ein bisschen eigen und hat mit den christlichen Werten des Weihnachtsfestes so gar nichts im Sinn. Was hatten wir für Streitereien an Weihnachten, jahrelang! Aber irgendwann hat es mir gereicht. «Renate», habe ich mir gesagt, «Renate, auch wenn es dein eigen Fleisch und Blut ist – das musst du dir nicht mehr antun.» Wissen Se, Kirsten hat wegen Scheu Pfeng den Weihnachtsbaum aus der Wohnstube geräumt und sich geweigert, mit mir «Stille Nacht» zu singen. Wegen Harley und Karma und so. Gut und schön, aber als sie dann Sissi abgeschaltet hat, hat es mir gelangt.» Zu Weihnachten gehören Gänsebraten, Dominosteine, «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» – und ein Renate-Bergmann-Buch: In diesem Jahr erzählt unsere Online-Omi wunderbare Episoden über die schönste Zeit des Jahres, wobei, sind wir mal ehrlich: Eigentlich steht Weihnachten immer vor der Tür! Im späten Frühjahr muss man schon die Gans beim Bauern bestellen, und wenn der August ran ist, liegen die Lebkuchen in den Geschäften. Na, und wenn die Marzipankartoffeln erst mal in der Sonne hart werden, verrinnen die Tage wie im Flug.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 95

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Renate Bergmann

Ich seh den Baum noch fallen

Renate Bergmanns Weihnachtsabenteuer

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Langt ruhig tüchtig zu!

 

«Meine Tochter Kirsten ist Heilpraktikerin für Kleintiere und isoto… idio… esoterische Lebensberaterin. Sie ist ein bisschen eigen und hat mit den christlichen Werten des Weihnachtsfestes so gar nichts im Sinn. Was hatten wir für Streitereien an Weihnachten, jahrelang! Aber irgendwann hat es mir gereicht. «Renate», habe ich mir gesagt, «Renate, auch wenn es dein eigen Fleisch und Blut ist – das musst du dir nicht mehr antun.» Wissen Se, Kirsten hat wegen Scheu Pfeng den Weihnachtsbaum aus der Wohnstube geräumt und sich geweigert, mit mir «Stille Nacht» zu singen. Wegen Harley und Karma und so. Gut und schön, aber als sie dann Sissi abgeschaltet hat, hat es mir gelangt.»

 

Zu Weihnachten gehören Gänsebraten, Dominosteine, «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» – und ein Renate-Bergmann-Buch: In diesem Jahr erzählt unsere Online-Omi wunderbare Episoden über die schönste Zeit des Jahres, wobei, sind wir mal ehrlich: Eigentlich steht Weihnachten immer vor der Tür! Im späten Frühjahr muss man schon die Gans beim Bauern bestellen, und wenn der August ran ist, liegen die Lebkuchen in den Geschäften. Na, und wenn die Marzipankartoffeln erst mal in der Sonne hart werden, verrinnen die Tage wie im Flug.

Über Renate Bergmann

Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit ihren Büchern die ganze analoge Welt.

 

Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer Online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen. «Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker» unter dem Pseudonym Renate Bergmann war seine erste Buch-Veröffentlichung – und ein sensationeller Erfolg, auf die zahlreiche weitere, nicht minder erfolgreiche Bände und ausverkaufte Tourneen folgten.

Guten Tag, hier schreit Renate Bergmann.

Huch!

 

Schreibt, nicht schreit. Da sehen Se es mal wieder: Man muss so aufpassen! Nur ein falscher Buchstabe, und schon kommt Quatsch dabei raus.

 

Als würde ich rumschreien! Ich bin eine sittsame Person, die weiß, was sich gehört und wie man sich benimmt. Immer dezent, zurückhaltend und diskret. Nicht wie die Berber, diese vorlaute Dame aus meinem Haus, die gern mal über drei Etagen hinweg brüllt, dass der Junge, ihr Jamie-Dieter, Dönner mitbringen soll.

Aber ich bin ja schon mitten beim Plaudern, dabei muss ich mich doch erst mal vorstellen. Sonst meckert das Fräulein vom Verlag wieder mit mir. Sie hat ja recht; auch wenn es draußen auf dem Buchdeckel steht, gehört sich das so. Also: Mein Name ist Renate Bergmann, ich bin 82 Jahre alt, vierfach verwitwet, aber nur einfach mit Witwenrente gesegnet. Ich wohne in Berlin-Spandau in einem Mietshaus mit sechs Parteien.

Es geht ja nun schon wieder stramm auf Weihnachten zu. Wobei, sind wir mal ehrlich: Eigentlich steht Weihnachten immer vor der Tür! Kaum hat man den Baum abgeschmückt, geht es schon wieder los. Man hält die Augen nach Präsenten offen, kontrolliert die Birnchen an der Lichterkette und kauft Ersatz. Im späten Frühjahr muss man schon die Gans beim Bauern bestellen, und wenn der August ran ist, liegen die Lebkuchen in den Geschäften. Na, und wenn die Marzipankartoffeln erst mal in der Sonne hart werden, verrinnen die Tage wie im Flug, und ehe man sich versieht, hat die Zeit mit den Fingern geschnippst, das Jahr ist wieder rum, und man hat die Mischpoke an der Festtafel sitzen.

Ist es bei Ihnen auch so? Mit der ganzen Hektik machen sich die Leute reineweg verrückt. An Weihnachten ist es meist mit der Besinnlichkeit nicht weit her, jeder erzählt nur, wie lange er an der Kasse gewartet hat, was er nach den Feiertagen – «zwischen den Jahren» – unbedingt noch erledigen muss, und zu allem Übel spielt der Kater mit dem Lametta, und man denkt: «Ich seh den Baum noch fallen!»

Wenn Se jetzt schmunzeln müssen, dann sind Se richtig. Ich habe Ihnen ein paar kleine Geschichten aufgeschrieben, die sich um das schönste Fest, das Fest der Liebe und der Familie, drehen. Weihnachten ist doch der Höhepunkt des Jahres, das müssen Se zugeben. Na gut, vielleicht abgesehen vom Besuch des englischen Prinzenpaares, aber dazu kommen wir noch, warten Se es nur ab.

 

Haben Se viel Vergnügen beim Lesen!

 

Ihre Renate Bergmann

Das Jahr geht so schnell rum!

Kirsten will Weihnachten die Tarotkarten legen. Wissen Sie, mit wie viel Augen man da rauskommt? Ist das wie Rommee?

Ich sage ja immer «nach dem Weihnachtsfest ist vor dem Weihnachtsfest». Im Grunde genommen geht es doch im Januar gleich weiter! Spätestens in der Woche nach Neujahr, wenn das Bowlefässchen abgewaschen und die Konfektreserven wieder aufgefüllt sind – man weiß schließlich nie, wann Besuch kommt, und will im Fall des Falles doch was zum Anbieten im Schrank haben! –, mache ich mich an das Geschenkpapier. An Weihnachten, wenn alle ihre Gabenpakete ausgepackt haben, sammele ich es ein, streiche es glatt und lege es auf die Seite, genauso wie das Schleifenband. Man wird ja meist ausgelacht dafür, aber so sind nur die Leute, die die schweren Jahre nach dem Krieg nicht mitgemacht haben. Die ehren weder den Pfennig noch den Cent, sondern schmeißen das Geld für Plunderkrams zum Fenster raus. Ich sage Ihnen, man muss im Kleinen anfangen zu sparen. Und das Geschenkpapier ist ein guter Start. Gucken Se sich doch mal um, die nehmen jedes Jahr mehr für einen Bogen mit Tannenzweigen und Glöckchen drauf, jetzt schon über einen Euro. Nicht nur, wenn man eine schmale Rente hat, sollte man denen nicht noch mehr Geld in den Rachen schmeißen als nötig. Ich bügele eben das Papier im Januar, wenn der größte Trubel vorbei ist, auf, und lege es in mein Weihnachtsfach in das Vertigo. Ich kaufe auch das Jahr über immer schon die Geschenke, wenn ich ein Angebot sehe. Wissen Se, wenn man erst im September loszieht, na, dann geht das schön ins Geld! Wenn man aber nach und nach immer eine Kleinigkeit kauft, schneidet das nicht so ins Kontor.

Nee, wenn mir ein Geschenk in den Sinn kommt, dann kaufe ich es gleich, und es kommt in mein Weihnachtsfach.

Für Norbert zum Beispiel habe ich das Präsent schon seit Sommer liegen. Norbert ist der Hund meiner besten Freundin Gertrud, wissen Se. Er hört einfach nicht auf zu wachsen und geht ihr mittlerweile bis an die Brust. Würde er nicht bellen, man könnte denken, er ist ein Pony. Gertrud war schon beim Tierarzt und hat ihn nachgucken lassen, aber der sagt, es wäre alles in bester Ordnung. Norbert ist aber wohl kein Doberschnautzer, wie Gertrud immer dachte, sondern es ist auch etwas Deutsche Dogge mit drin. Meine Meinung ist: Hund ist Hund.

Jedenfalls habe ich für Norbert einen Gummihasen gekauft, und das hat einen Grund. Da ist wieder was passiert, passen Se auf, das muss ich Ihnen erzählen:

Wir waren bei Gunter Herbst, was Gertruds Lebensabschnittsgefährte ist. Wie lange der Abschnitt geht, weiß ja kein Mensch, erst recht in unserem Alter nicht. Gunter wohnt ein bisschen raus aus Berlin, auf dem Land, da hat er ein baufälliges Haus mit Garten. Norbert kann da toben und spielen, und Gertrud und ich haben immer gut zu tun, wenn wir zu Besuch sind.

An diesem Sonnabend scheuerten wir gerade die Steintöpfe für die Einlegegurken unter der Wasserpumpe aus, als Norbert kläffend vor uns stand und ein totes Kaninchen vor Gunter ablegt. Ganz zerzaust und sandig war das arme Tier – und zweifelsohne mausetot. Mir wurde ganz blümerant. «Da hat der Erhard wohl einen Rammler weniger», brummte Gunter, guckte rüber zum Nachbargrundstück und kratzte sich die Bartstoppeln am Kinn. Stellen Se sich mal vor, der olle Zausel rasiert sich nur einmal die Woche. Sehr ungepflegt! Das hätte ich meinen Gatten nie durchgehen lassen, aber bitte, mich geht es ja nichts an. Da muss Gertrud sich kümmern, das ist nicht meine Angelegenheit. Mit so einem Landstreicherbart käme er bei mir nicht … na ja.

Wir schimpften also mit Norbert, aber wissen Se, Tier ist Tier. Da ist der Jagdtrieb mit eingebaut, so wie bei Männern der Zwang, kurzen Röcken nachzugucken. Gott sei Dank waren die Hackenknechts nicht da, sondern zum Geburtstag der Schwägerin gefahren, sodass wir zügig handeln konnten. Gertrud schimpfte Norbert, und ich richtete derweil den defekten Hasen so gut es ging her: Ich schüttelte den groben Sand ab, derweil Gunter eine Schüssel mit lauwarmem Wasser und ein paar Tropfen Herrenhaarwäsche holte, die er noch aus Armeezeiten hat, und wir wuschen den Hasen durch, äh, ab, rubbelten ihn trocken und föhnten ihn. Ja, da staunen Se, nicht? Aber ich sage Ihnen, wie es ist: Ich habe so viele Episoden von «Aktenstapel XY» gesehen, hier grauste es mich gar nicht. Ich sage Ihnen: Der sah aus wie neu. Also, neu tot. Frisch gestorben. Gunter ist dann durch ein Loch im Zaun rüber in den Garten von Hackenknechts und legte das Tier in den Karnickelstall. So sah es unverdächtig aus, und man hätte glauben können, der Rammler wäre im Schlaf gestorben, an einem Herzschlag oder woran so ein Kaninchen eben stirbt, jedenfalls nicht an Hundebiss.

Gegen Abend kehrten Hackenknechts vom Geburtstag der Schwägerin zurück. Während Gertrud und ich die eingewässerten Gurken zum Einlegen schrubbten, guckten wir ab und an so unauffällig wie möglich rüber. Erhard machte sich gleich daran, seine verbliebenen Karnickel zu versorgen, und als er an den Verschlag mit dem toten Rammler kam, hielten wir die Luft an. Erhard kratzte sich am Kopf wie vorher der Gunter, und Norbert machte laut «Wuff». Gertrud streichelte ihn beruhigend. Erhard lief dann ins Haus, kam mit seiner Ingeborg wieder raus, und nun standen sie beide kopfschüttelnd vorm Karnickelstall. Wir schrubbten so unauffällig wie möglich weiter an unseren Gurken herum. Trotzdem kam Erhard Hackenknecht nach einem Weilchen rüber und fragte, ob er einen Schnaps haben könne. Und ob er konnte! Ich bitte Sie, ohne Korn geht eine Renate Bergmann nicht aus dem Haus. Ich reichte ihm meinen Flachmann, und er nahm einen kräftigen Schluck.

«Stellt euch mal vor», hieb er an zu erzählen, «gestern ist mein Preisrammler eingegangen. Ich habe ihn heute morgen hinterm Johannisbeerstrauch verbuddelt, und eben, wie ich die anderen Viecher füttern will, liegt der in seinem Stall und riecht wie frisch gebadet, nach Armeeschaumbad. Ich bin doch aber nicht verrückt, ich weiß doch, dass ich den eingegraben habe!»

Einen quälend langen Moment war alles still. Ganz kurz bevor ich die Contenance verloren und laut hätte loslachen müssen, sagte ich: «Gib mir mal auch einen Korn.» Ich nahm die restlichen zwei Fingerbreit aus dem Flachmann. Norbert bellte nun ungehemmt, und Gunter und Gertrud fingen hektisch an zu versichern, dass sie nichts gesehen oder gehört hätten. Nee, ich sage Ihnen, uns war das sehr unangenehm. Gertrud gab Hackenknechts einen großen Topf Einleger mit, und ich streichelte Norbert ausnahmsweise auch. Immerhin hatten wir den armen Hund ganz zu Unrecht verdächtigt. Dafür sollte er zu Weihnachten einen Gummihasen als Spielzeug haben. Gleich am nächsten Montag kaufte ich das Ding im Zoogeschäft.