ich sitze nur GRAUSAM da - Friederike Mayröcker - E-Book

ich sitze nur GRAUSAM da E-Book

Friederike Mayröcker

4,3
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es ist Sommer in diesem Buch, auch wenn sich die Natur oftmals nicht daran hält, die Blumen erst winzige Knospen tragen oder längst schon wieder verblüht sind. Es ist Sommer in diesem Buch, weil das Sommerlicht angeknipst ist: mal gleißend hell, mal gewitterwolkig verdüstert, ein magisches Licht zugleich, das Uhr und Kompaß außer Kraft, zeitlich und räumlich Getrenntes dafür mühelos in eins setzt – etwa wenn die Rußlandreisende in die rollenden Wellen der Newa und das dampfende Bassin des städtischen Freibads zugleich blickt. Die Poetik dieser Gleichzeitigkeit alles Ungleichzeitigen formuliert die Schreiberin selbst: »es sind nicht die Szenen die ich erinnere, es sind vielmehr die diese Szenen begleitenden Sensationen, sage ich zu Ely.« »ich sitze nur GRAUSAM da«, die neue Prosaschrift Friederike Mayröckers, so streng gefügt in Form und Sprache wie üppig wuchernd in Tag- und Nachtträumen, ist ein weiterer Band im radikalen Alterswerk der großen Wiener Dichterin.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 179

Bewertungen
4,3 (18 Bewertungen)
11
2
5
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Friederike Mayröcker

ich sitze nur GRAUSAM da

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

© Suhrkamp Verlag Berlin 2012

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

eISBN 978-3-518-77690-2

www.suhrkamp.de

ich rühre mich nicht von der Stelle ich sitze nur grausam da, sage ich zu Ely, der Anfang scheint nicht traurig genug, Petrarca, der Titel des nächsten Buches vielleicht »études«, unfaszbar die Plumage, es gibt diese Nachtfalter welche die Tränen der Menschen trinken, sage ich zu Ely, Beweinung/ Bewaldung der Seele, sage ich, die Zacken der Berge die Zacken der Tulpen – der Arzt telefoniert er habe sich den schmerzenden Finger selber aufgeschnitten (wie borderline Patienten sich selber aufschneiden).

Es war 1 Sturmläuten in der Nacht dasz ich Angst bekam, sage ich zu Ely, ich wurde von Angst geschüttelt, sage ich, mein Herz zitterte, ich schlich zur Wohnungstür und lugte durch den Spion oder JUDAS, ob ich jemanden sehen könne der auf dem Korridor sich meiner Tür näherte, ehe der JUDAS erloschen war, usw., am Morgen entlasse ich den Speichel auf den Fuszboden, sage ich, wo die Gladiolen sprieszen, die Spucke läszt sie sprieszen 1 ganzer Wald von Gladiolen, orangefarbene lilafarbene blaue, viele Wochen standen die verwelkten Blumen auf dem Abtritt, Gladiolen Fliederstämmchen Palmblätter, verblutende Pfingstrosen, Plagiate, was mich manisch machte, »von der Gnade gestreift«, so Jean Genet, die Akelei wird auch Handschuh Unserer Lieben Frau genannt, nämlich MIGNON ich bin jetzt verwirrt, was die Vorgangsweise des Schreibens angeht, sage ich zu Ely, ich bin 1 wenig somnambul, mir schwebt etwas vor, wenngleich der Intellekt ich meine nicht unbeteiligt, erdachte Briefe an Rumi oder E.S., beim Briefeschreiben im Bett habe ich über den Blattrand hinausgeschrieben auf der Daunendecke weitergeschrieben so dasz mein Bett mit schwarzen Filzstiftspuren …… unser Bett ist unser Büro, sage ich, hier wird geschlafen geschrieben, manchmal besuchen wir den Botanischen Garten (mit Adonisröschen), wir saszen auf dem Podium zum Lesesaal und ich zeichnete dir einen Vogel mit weit ausgespannten Schwingen was bedeuten sollte wir könnten eine Reise mit dem Flugzeug, sage ich, die einzelnen Sätze, sage ich, an einander zu Suiten gereiht, zusammengefaszt, wie Couperin seine Cembalokonzerte, ich wache auf mit den Worten »« –

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!