"Ich tanze auf dem Vulkan" - Petra Belschner - E-Book

"Ich tanze auf dem Vulkan" E-Book

Petra Belschner

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Beschreibung

Ich darf mich vorstellen: Ich bin Petra, die "Trockene!" Über 23 Jahre lang war ich Petra, die "Trinkerin!" An meinem 56. Geburtstag, am 8.8.2013, habe ich ein offenes, ehrliches Interview mit einer Alkoholikerin geführt: - MIT MIR! Warum? Um Abhängigen und Co-Abhängigen Mut zu machen, ebenso den Weg in die Freiheit zu gehen. Ein Süchtiger hat kein Bild, keine Vorstellung für sich, wie es aussieht, "ohne Alkohol" zu leben. Es ist nicht vorstellbar für ihn, trocken zu sein. Er hat kein Bild von sich und auch nicht von diesem "trockenen" Leben. Ein "trockenes" Leben! Wie sich das schon anhört. Für mich NIE ein Ziel. Dann lieber saufen und in die Kiste, als ein "trockenes "Leben zu führen. Nie mehr, hieß es, nie mehr dies, nie mehr das. Verbote, Angstmacherei! Du bist krank, dein Leben lang, chronisch, hieß es. Wie ist es für Dich? Na bitte, ebenso! Dachte ich mir schon. Ich war mein Leben lang abhängig: Vom Alkohol, von Liebe, von Aufmerksamkeit, vom Essen, von Menschen, vom Geld, vom Aussehen. Meine Lebensgeschichte möge Mut auf ein glückliches und freies Leben machen. Ein Leben ohne die ständige Angst, rückfällig zu werden. Eine vorstellbare Zukunft, auch möglicherweise ohne Alkohol. Ein Leben, ohne den Gedanken: "Wie überlebe ich diesen Tag?" Ein möglicher Weg aus der Sucht. Hein in das Leben! Endlich!

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"Vom Glück, Alkoholikerin zu sein"

Interview mit mir

Petra Belschner am 8.8.2013

meinem 56.Geburtstag

Gesundheitshinweis Bei Erkrankungen, gesundheitlichen Beschwerden und unklaren körperlichen Symptomen bitten wir Sie dringlich, Ihren Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen! Die Anwendung unserer energetischen Produkte sollte nicht dazu führen, dass Sie die Betreuung und bestehende Behandlungen Ihres Arztes oder Heilpraktikers unterbrechen oder beenden! Wir können und dürfen keinerlei Wirkungs- oder gar Heilversprechen zu den Produkten machen. Unsere Produktbeschreibungen basieren auf Erfahrungswerten, Überlieferungen und subjektivem Empfinden. Sie ersetzen in ihrer Wirkungsweise keinesfalls schulmedizinische Therapien, sondern können lediglich nach ganzheitlichen Gesichtspunkten begleitend und präventiv (vorbeugend) verwendet werden.

Gewidmet:

meinen beiden lebenden Kindern Maximilian und Vivien,

die weise und liebevoll sind, mich

aushalten, lieben und tragen

meiner Mutter und meiner Schwester, die mich durch

viele schwere und schlimme Stunden

begleitet haben

Danke dafür von Herzen.

Philipp, der mich durch die Zeit nach dem Tod meines

Sohnes Timo getragen hat

Timo, der mir gezeigt hat, dass wir nie sterben

Ich liebe Euch tief und ehrlich.

Ich widme auch den Menschen dieses Buch, die mich in

vielen tiefen, dunklen Stunden meines Lebens begleitet

haben. Allen Ärzten, Therapeuten, Kollegen, Freunden,

allen Menschen, die mich durch Nächte und Tage geführt

haben.

Auch danke ich den Menschen, die mich über die vielen

Jahre ermutigt haben, dieses Buch zu schreiben. Ihr alle

wisst, dass Ihr gemeint seid.

Ich liebe Euch

ICH BIN DER ROCKSTAR UNTER DEN TROCKENEN

Jedes Denken wird dadurch gefördert,

dass es in einem bestimmten Augenblick sich nicht

mehr mit Erdachtem abgeben darf,

sondern durch die Wirklichkeit hindurchmuss.

Albert Einstein (1879-1955), Nobelpreisträger

Wir befinden uns in einer völlig neuen Zeit. Alles geht schneller, oberflächlicher, angst- und sorgenvoller. Die Arztpraxen sind überfüllt mit Menschen, die nahe am Abgrund stehen. Nicht mehr ein und aus wissen. Jugendliche ohne Perspektiven, überforderte Eltern und Großeltern. Die Selbstmordraten waren noch nie so hoch, auch bei Kindern und Jugendlichen. Die Krankheiten nehmen zu. Die Süchte und die Abhängigen nehmen zu. Schokoladen, Tabletten, Rauchen, Alkohol, Drogen, Ritalin, Sex und viele andere nicht so offensichtliche Süchte haben in jeder Familie ihren Raum eingenommen. Oft verharmlost, spät erkannt.

Burnout-Stress-Süchte-Krebs-Lebensmüdigkeit – und viele andere Erscheinungsformen – sind die Tagesbegleiter der heutigen Zeit.

Eine bekannte Hauptprägung ist die ANGST.

Angst vor dem Leben

Angst vor der Schule

Angst vor dem Zahnarzt

Angst vor der Zukunft

Angst vor der Mutter, dem Vater, dem Partner

Angst vor der Arbeit

Angst vor Spinnen

Angst vor weiten Plätze

Angst vor Unwetter

Angst vor dem Fliegen

Angst vor Bakterien

Angst vor Krebs

Angst vor Menschenmassen

Angst vor Hunden, Katzen, Schlangen

Panikstörung

Angst vor dem Älterwerden

Angst zu Erröten

Angst vor Berührung

Angst vor sich selbst

Angst vor den anderen Menschen

Angst vor Krankheit

Angst zu Versagen

Angst verlassen zu werden

Angst alleine zu sein

Angst vor der Zukunft

Angst vor Kritik

Angst vor Höhe

Angst vor dem Reden

Angst nein zu sagen

Angst vor dem Sterben

Angst vor dem Tod und so weiter

UND: DIE ANGST VOR DER ANGST

ABER: Angst tötet Liebe!

In diesem Zusammenhang wird es für den einen oder anderen von euch – als Nicht-Alkoholiker – befremdlich sein, ein Buch über die Alkoholsucht zu lesen.

Meine Gedanken- und Gefühlsansätze sind dir möglicherweise fremd. Es fällt dir schwer, dich mit dieser Art von Fragen auseinander zu setzen. Vielleicht hast du selbst auch keine Probleme, und liest dieses Buch wegen eines geliebten Menschen, der dir fremd geworden ist. Wegen eines Angehörigen, der sich in ernsthaften Schwierigkeiten befindet? Oder geht es doch um dich?

Ich frage Dich:

Trinkst du zu viel?

Hast du oft versucht, aufzuhören?

Hast du dir Tagesziele beim Trinken gesetzt?

Warst du in Therapie

und bist rückfällig geworden?

Denkst du oft und viel an Alkohol?

Hast du Schuldgefühle?

Trinkst du dich warm vor Festlichkeiten?

Trinkst du heimlich, alleine?

Rechtfertigst du deine Trinkgewohnheiten?

Hast du zeitweise versucht, den Alkohol zu vermeiden?

Deine Familie macht dir Vorhaltungen?

Es gibt noch viele Fragen. Wenn du eine davon mit JA beantwortet hast, von den hier aufgeführten Fragen, steckst du bereits in einer Sucht.

„Gesund werden in schwierigen Zeiten“

„Gesund sein in neuen Zeiten“

„Gesund bleiben in allen Zeiten“

Das ist die Aufgabe, vor der wir alle stehen. Es ist niemals zu spät und es ist selten zu früh, sich auf den Weg zu machen! Wir Menschen leben in einer sich neu aufbauenden Welt. Eine neue Zeit, ein neues Zeitalter ist in den Startlöchern. Eine Zeit, und ein Leben, in dem es jedem Menschen, ob alt oder jung, ob krank oder schon gesund, gut gehen kann, gut gehen muss. Dein Schritt, dein Anteil hier ist, heute und jetzt Deine Entscheidung für Gesundheit zu fällen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Veränderung

Der Tanz beginnt

Das Ende des Tanzes …..vorerst

Das Geschenk

Mein Lebenslauf in Kürze

Alkohol in Zahlen und Fakten

Alkoholabhängig in Österreich

Einleitung

Dieses Büchlein zu schreiben ist für mich eine revolutionäre und auch mutige Entscheidung.

Möge es dich inspirieren, das ganze Buch zu lesen und davon deinem Freund zu erzählen, der vielleicht in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

Ich beantworte meine Fragen nach bestem Wissen und Gewissen, wie es sich für mich darstellt. Ich erhebe auf keinen Fall einen Anspruch auf Wahrheit und Richtigkeit.

Wahrheit ist immer subjektiv.

Realität ist immer subjektiv.

Gesundheit ist auf jeden Fall subjektiv.

Heilung ist immer subjektiv.

Ich werde meine Wahrheiten äußern, damit jedem Menschen, der in einer Abhängigkeit lebt, die Möglichkeit offensteht, sich aus seinen Fesseln zu befreien.

Jeder Mensch ist abhängig, süchtig, nach irgendetwas, nach irgendjemandem.

Es ist egal, aus welcher Sucht, egal zu welchem Zeitpunkt, egal von welchem Startpunkt aus und egal mit welchem Ziel er sich befreien muss.

Sucht hat für mich drei oder auch mehrere Erklärungen. Drei davon sind folgende:

„nichts zu fühlen „nichts mehr zu fühlen“

„leer zu sein, sich ganz leer zu fühlen

„Krankheit der Seele“

Aber auch eine große Chance! Für mich ist die Alkoholsucht, meine Arbeitssucht, die in drei Burnouts endete, meine Magersucht, Sehnsucht, Sucht nach Anerkennung, nach Wichtigkeit, nach Liebe das größte Geschenk.

Deshalb bin ich eine glückliche Alkoholikerin.

Ich hätte die wirkliche Dimension des SEIN niemals gefühlt, geschweige denn erkennen können, ohne diese unbeschreibliche, nicht auszuhaltende LEERE.

Wie gefällt Dir das?

Wenn wir nichts mehr fühlen, nichts mehr haben, nicht einmal mehr unsere Gesundheit, dann ist doch alles möglich. Aus dieser Leere heraus ist doch alles möglich? Ich sage ja, denn wir haben keine Angst mehr, wenn wir alles verloren haben. Ich kenne diese Lebenslagen ganz genau. Aus dieser Situation heraus ist alles möglich, alles.

Sucht, Abhängigkeiten, Schmerz, Leid, Mangel - das alles können wir vom spirituellen Ansatz auch als eine Abwesenheit von Heil sein beschreiben.

Ein Gefühl von nicht dazugehören, von getrennt sein.

Die Abwesenheit eines inneren Friedens, der nur entsteht aus einem Bewusstsein der Einheit, der Einheit mit allem-was-ist.

Diese Einheit kennen wir als göttliche Energie bezeichnet, eine höhere Macht, oder Gott, oder Allah, Brahman, oder sonstigen Bezeichnungen.

Es ist eine Fülle, die auf ein Bewusstsein über mich hinausweist.

Aus dem Gefühl der Trennung entsteht die Sehnsucht.

Diese Sehnsucht kann jedoch der Antrieb für Wandlung, Veränderung, Entwicklung, Wachstum und bewusste Evolution sein.

VERÄNDERUNG

Das Leben ist Veränderung.

Veränderung in jedem einzelnen Augenblick.

Veränderung findet immer statt, auch wenn du es nicht möchtest oder bemerkst.

Der Mensch tendiert und drängt immer nach einem Stillstand nach einem „so-soll-es-bleiben“ Zustand, anstatt die Wahrheit über die Veränderung zu kennen und zu akzeptieren. Denn diesen Zustand gibt es nicht. Diesen „so-soll-es-bleiben“ Zeitraum gibt es nicht, er ist nicht existent. Er ist eine Illusion.

Dieser Zustand ist in unserem Lebensplan und in unserer Lebensaufgabe nicht vorgesehen.

Das Leben ist Evolution! Es ist ein Vorangehen, ein Weitergehen und eine Veränderung in jedem Moment der kommt und geht.

Das Leben IST DIE VERÄNDERUNG, die sich durch uns in jedem einzelnen Augenblick zum Ausdruck bringen möchte. In jeder Blume, in jedem Tier, in jedem Baum und in jedem Menschen wird uns die Allmacht der Göttlichkeit bewusst. Und diese Göttlichkeit möchte sich zum Ausdruck bringen, sich zeigen und offenbaren.

Wir müssen uns der Veränderung hingeben, wie einem Strom der nie still steht.

Der Fluss, die Sonne, der Wind - sie stehen nie still und sie tun auch nichts.

Im Gegensatz zu uns Menschen. Wir tun immer irgendetwas.

Die Sonne scheint, weil es die Aufgabe, die Lebensaufgabe der Sonne ist, zu scheinen. Sie will nichts von uns dafür zurück, sie tut dies einfach, weil es ihre Bestimmung ist und ihr Auftrag.

Sehen wir uns das am Beispiel eines Baches an. Der Bach, das Wasser stehen nie still. Es ist nicht die Lebensaufgabe des Wassers „still zu stehen“. Das „stille Wasser“ steht auch nie still, es scheint nur, „still zu stehen“. Jedes einzelnen Teilchen, jedes Lebewesen, jeder Stein, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Mensch: niemals stehen irgendetwas oder irgendjemand still.

Es ist eine Illusion, die wir uns eingeprägt haben, dass starre Muster, starre Erscheinungen „still stehen“ und dadurch unbeweglich erscheinen.

So wehren wir uns ein Leben lang gegen Veränderungen. Das beginnt doch bereits im Kindesalter. Wir sollen mit drei Jahren aus unserem geliebten Umfeld gerissen werden, von der Mama weg aus dem behüteten Zuhause, hinaus in die Fremde. Wir kommen in den Kindergarten. Es dauert nicht sehr lange, bis die nächste Veränderung in unserem Leben steht bereits vor der Türe steht. Ich rede hier vom „Ernst des Lebens“: Dem Schulbeginn. Die nächste wichtige Lebensphase beginnt mit der Pubertät. Das junge Leben endet dann meistens mit dem Stichtag der Volljährigkeit.

Ein großer Schritt in das Leben eines Erwachsenen beginnt mit dem Erwerb des ersten Autos. Die Belohnung ist ein großes Stück mehr Freiheit. Möglicherweise kommt der nächste große Sprung im Leben in Gestalt einer Hochzeit, der Geburt eines Kindes, dem Tod der Eltern, dem Verlust des Arbeitsplatzes, neuen Ausbildungen, neuen Berufen oder Be“rufungen“, einer Trennung, eine Scheidung oder was sonst noch alles auf uns zu.

Es ist ständig in Bewegung, unser Leben. Die einzige Erklärung: Das Leben hat die Tendenz sich fortzubewegen, immer und stetig.

Wie gerne würden wir die Zeit anhalten. Wie gerne würden wir gute Zeiten und schöne Tage einfach festhalten. Momente und Emotionen werden abgespeichert und sehnsüchtig herbeigerufen.

Gelänge es uns jedoch, den Fluss und die Veränderung als einen IST–Zustand zu erkennen, würden wir nie mehr in diese Sehnsucht verfallen. Und hier findet bereits die Überleitung zu meinem Hauptthema statt: SUCHT. Wir reden hier von der Sehnsucht der Menschen.

Auch die Sehnsucht ist eine Sucht. Sie gehört zu den nichtstofflichen Süchten. Im Vergleich zur Alkoholsucht macht sich die Sehnsucht nur weniger schnell bemerkbar. Sie schleicht sich an und bricht dann mit Gewalt hervor. Natürlich meistens im ungeeigneten Augenblick.

Die Sehnsucht hat übrigens die Tendenz zu bleiben.

Es ist die Natur der Sehnsucht.

Sie nistet sich ein und macht es sich sehr schnell, sehr gemütlich. Sie bearbeitet und beeinflusst uns bis zur Gewöhnung. Und Gewöhnung bedeutet immer Sucht und Abhängigkeit. Wir kommen nicht mehr los von der Sehnsucht. Die Sehnsucht hat Besitz von uns ergriffen.

An Weihnachten und in der Adventszeit kommen diese Sehnsüchte ganz besonders bei den Menschen hervor. Sie erinnern sich an ihre Kindheit, an den Weihnachtsabend, an den Nikolausabend, an die Speisen, die die Mutter aufgetischt hat, die Beleuchtung des Tannenbaumes, die der Vater anbrachte, an die Küsse der Großmutter und die Umarmung der Tante – einfach an viele Dinge und Menschen, die uns lieb und wert sind.

Menschen erinnern sich aus vergangenen Erfahrungen und Begegnungen und projizieren diese Muster in die Zukunft. So beginnt ein Teufelskreis, wie in den meisten mir bekannten Fällen. Wir lernen nicht aus den vergangenen Ereignissen, sondern holen diese in jedem einzelnen Moment hervor, um daraus unsere Zukunft zu erschaffen. Wir tun dies unbewusst, denn bewusst würde sich sicherlich kein Mensch eine Alkoholsucht verursachen.

Ich bin auch nicht morgens aufgestanden und habe mich entschieden, so nun werde ich dieselbe Säuferin wie meine Mutter. Das war ja damals so schön und so angenehm und hat allen Familienmitgliedern so viel Freude gemacht. Deshalb muss ich das jetzt sofort auch nachmachen.

Nein, im Gegenteil. Ich wollte dieses Leben meiner Mutter, meiner Eltern, auf gar keinen Fall nachleben, kopieren. Ich wollte auch das Leben meiner Großeltern nicht weiterleben. Auf gar keinen Fall wollte ich dies alles in bewusster Absicht. Ich hatte den Zerfall aller psycho-sozialen Strukturen und aller körperlichen Zu- und Umstände gesehen bei meiner Mutter.

Und doch! Ich stelle hiermit die mir bekannteste Quartals-Trinkerin der Welt vor: Mich!

Und nicht nur die bekannteste Quartals-Trinkerin, nein, auch die mit den meisten Erfahrungen und Rückfällen, Entzügen, Toden und Wiederauferstehungen. Ich durfte erfahren, dass es möglich ist, jede einzelne Entscheidung der Vergangenheit, jeden Mist, den ich verbockt habe an mir und an anderen Menschen, zu korrigieren.

Jeder einzelne Moment bringt allen Menschen die Möglichkeit, sich neu zu entscheiden. Eine Entscheidung zu treffen, die uns in ein „Gesundenland“ führt. Das Gesundenland, gefüllt mit Frieden, Freude, Glückseligkeit, Dankbarkeit, Demut, Liebe, Harmonie und grenzenlose Energie und Gesundheit.

Dieses Land ist hier und jetzt zu haben.

Es ist Dein Gesundenland. Es ist eine Einstellung, ein Bewusstsein.

Du bist das Gesundenland. Mit Dir fängt alles an. Mit Dir

und Mir und deshalb

entscheiden wir uns für das Wichtigste in unserem Leben.

Für uns! JETZT! So sei es!

Ich möchte mich vorstellen.

Ich bin Petra, die „Trockene!“. Über 23 Jahre lang war ich Petra, die „Trinkerin!“. Ich bin heute 56 Jahre jung, Mama von 3 Kindern: Meinen Zwillingen Vivien und Maximilian und von Timo, verstorben im Februar 1991.

Meine Zwillinge Vivien und Maximilian kamen 1994 zur Welt. Ich danke und ich liebe.

In meiner Jugend und dem späteren frühen erwachsenen Alter war ich Tochter eine Alkoholikerin, bevor ich selbst zur Alkoholikerin wurde.

Im Alter von 13 Jahren hatte ich Konfirmation, offizieller und kirchlich legitimierter Start des Weintrinkens. Die erste Begegnung mit Alkohol, der mich viele Jahre als zweite Haut und Seele begleiten sollte.

Im Alter von 18 Jahren hatte ich meinen ersten Vollrausch. Von da an ging es schleichend bergab. Im Alter von 20 Jahren bekam ich Magersucht und wog 46 kg. Mit 30 Jahren hatte ich schon regelmäßig meine Vollräusche und Ausfälle. Mit 34 war ich schon einmal tot. Mit 38 Jahren war ich schon dreimal tot. Mit 37 Jahren hatte ich einen Zusammenbruch und wog 127 kg.

Mit 39 Jahren war ich AM ENDE.

Und hier beginnt meine Geschichte.

Der Tanz beginnt

Liebe Petra,

ich habe heute - an deinem 56.Geburtstag –

folgende Fragen an dich:

Im Alter von 17 Jahren fing deine

Alkoholabhängigkeit an.

Wie kam’s dazu? Gab es ein prägendes Erlebnis,

das dich dazu veranlasst hat, zur Flasche zu greifen?

Mein Einstieg in die Abhängigkeit von Alkohol begann als Kind, um es genau zu nehmen. Es ist so, dass Kinder – so auch ich – natürlich das als „wahr“ und „richtig“ nehmen, was die Eltern vorleben. Ich bin in einem schwäbischen Dorf mit Weinbau und Obstbau groß geworden. Meine Eltern hatten eine Schuhfabrik, die im Erdgeschoss unseres Wohnhauses eingerichtet war. Wir hatten ca. 10 Mitarbeiterinnen.

Der Tagesablauf war ganz einfach: Montag bis Freitag 7 – 9 Uhr arbeiten, dann kam mein Vater zum sogenannten zweiten Frühstück nach oben. Serviert wurden eine „Jause“, oder wie wir im Schwabenland sagen „Vesper“ und ein Krügel mit Most, den er zu diesem Zweck aus seinem Gewölbekeller frisch zapfte. Wir hatten Streuobst Wiesen und daher immer zwei bis drei Fässer Apfel- und Birnenmost im Keller. Entweder wurde der Most pur getrunken oder mit Sodawasser verdünnt. Was meine Mutter damals trank, erinnere ich nicht mehr genau. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie ebenfalls eine Most-Schorle mittrank.

In den großen Ferien half ich immer mit in der Schuhfabrik, von sechs Wochen Sommerferien arbeitete ich vier, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich hatte mich natürlich dem Rhythmus der Arbeiterinnen und meines Vaters anzupassen und stand auch um sieben Uhr in der Fabrik. Darauf wurde großen Wert gelegt. Überhaupt wurde immer großen Wert daraufgelegt, dass „man“ alles ordentlich macht und wenig auffällt. Eine große Gewichtung in unserem Familienleben lag in der Darstellung nach „außen“; wir könnten dazu sagen „was die Leute denken!“ So war es immer ganz klar, dass alle Familienmitglieder, die in der Schuhfabrik arbeiteten, auch zur selben Zeit anfingen, Pause machten und den Tag beendeten.

Um neun Uhr war also Vesper-Pause und so ab der Konfirmation, im Alter von dreizehn Jahren, begann ich auch mit zu frühstücken – natürlich auch meistens mit einem Glas Most, allerdings mit Wasser vermischt. Ich stellte fest – daran erinnere ich mich – dass mir die Arbeit leichter von der Hand ging. Der Arbeitstag dauerte auch für mich bis 16 Uhr. Danach war aber noch kein Ende in Sicht, denn dann ging es auf die verschiedenen Grundstücke, das ganze Obst und Gemüse holen, das so jeden Tag wuchs und zu ernten war. Ich erinnere mich, dass meine Mutter zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich fertig war, eine Frau im Alter von 33 Jahren.

Ein Zusammenbruch war eigentlich vorauszusehen. Mental und emotional war sie damals schon ziemlich in die Alkoholsucht geschlittert, ganz einfach, weil sie das ganze Tagespensum einfach auch nicht mehr schaffte. Eine junge Frau gerade mal Anfang 30, geheiratet mit 19, erstes Kind mit 20, zweites Kind mit 25., die Schuhfabrik, dann Heimarbeiterinnen betreuen, das ganze Obst und Gemüse immer versorgen und sie durfte niemanden zur Hilfe holen, das macht „man“ nicht und viele andere Dinge, die sich so über den Tag ansammelten.

Im Alter von 13 Jahren hatte ich Konfirmation. Einen Tag vorher hatte meine Mutter mit meiner Oma einen Autounfall, für den meine Mutter sich verantwortlich fühlte. Die Oma kam ins Krankenhaus und meine Mutter fühlte sich schrecklich, ganz grauenvoll war dies für mich anzuschauen als Kind. Sie schrie und weinte den ganzen Abend, als es passierte, und ich war völlig hilflos und überfordert, kannte ich doch meine Mutter als Frau, die alles mehr oder weniger im Griff hatte.

An diesem Tag begann das Alkohol Schicksal unserer Familie, das mich zum heutigen Tag und zu diesem Buch gebracht hat.

Ich kann mich gut erinnern, als abends unser Haus-Arzt noch kommen musste, um meiner Mutter zu helfen, die völlig am Ende war. Er sagte damals zu meiner Mutter: „Bevor ich Tabletten gebe, empfehle ich dir, lieber öfters mal einen Cognac zu trinken, der wird dir guttun!“. Meine Mutter tat übrigens immer was andere Menschen sagten und so folgte sie natürlich den Anweisungen des Arztes prompt und auch intensiv. Sie begann damals „legal“, weil vom Arzt verordnet, Cognac zu trinken. Jeden Morgen trank sie ein Glas und ein Glas nachmittags. So ging das auch viele Monate gut und für mich war das auch völlig in Ordnung, bemerkte ich doch nicht, dass diese Gewohnheit schon bald in Abhängigkeit und in Sucht übergehen sollte.

Mein Vater holte sich zur Abend Jause, die war immer so 17 – 18 Uhr, wieder einen Most aus dem Keller, (er hatte das auch von seinem Vater so übernommen und es deshalb für richtig befunden), und ging danach noch für ein bis zwei Stunden arbeiten.

Zufrieden mit dem Tageswerk wurde dann ab 20 Uhr Feierabend gemacht und die Weinflasche aus dem Keller geholt. Ich möchte hier anmerken, dass wir aus dem Schwabenland, dem Land des Vierteles-Schlotzers kommen und da ist es heute noch die Regel, dass die Menschen abends ihren Wein trinken.

Die Schwaben trinken ihr Viertele. Wenn es dabei geblieben wäre, aber meiner Erinnerung nach waren es mehr als ein Glas Wein – auch bei meinem Vater damals. Betrunken waren meine Eltern damals nie.

Zur Konfirmation, im Alter von 13 Jahren, dürfen die Kinder bei uns in Schwaben übrigens offiziell zum ersten Mal Alkohol trinken. Das ist heute noch so, von der Kirche legitimiert mit dem Abendmahl. Und so bekam ich an der Konfirmation 1970, mein erstes Glas Rotwein zum Mittagessen.

Ja, ich denke, dass diese Ereignisse schon einmal prägend genug waren. Zur Flasche zu greifen würde ich das allerdings nicht nennen. Es war einfach normal, die Psychologen nennen das Verhaltenstherapie. So wurde mir das später einmal in einer Alkohol-Therapie erklärt. Im Freundeskreis war es mit 13-14 Jahren auch damals schon üblich, dass bei Feiern und Festen Bier getrunken wurde. Auch nach der Schule, samstags, gingen wir immer in die Kneipe, um einen sogenannten „Stiefel“ Bier zu trinken und das Wochenende einzuläuten.