Ichimoku-Charts - Samir Boyardan - E-Book

Ichimoku-Charts E-Book

Samir Boyardan

4,3

Beschreibung

"Ichimoku Charts" befasst sich nicht nur detailliert mit dem bewährten, jedoch hierzulande noch nicht allzu weit verbreiteten Trendfolge-Indikator Ichimoku Kinko Hyo, sondern auch derart prägnant mit Börsenpsychologie sowie mit Risiko- und Money-Management, dass sich die Lektüre allein schon deshalb lohnt.

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ICHIMOKUCHARTS

SAMIR BOYARDAN

UND ANDREAS KÜHLBERG

Copyright 2012:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Gestaltung und Satz: Johanna Wack, Börsenmedien AG

Lektorat: Egbert Neumüller

Druck: Freiburger Graphische Betriebe

ISBN: 978-3-864700-24-8eISBN: 978-3-864700-37-8

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

www.boersenbuchverlag.de

INHALT

VORWORT

Der Tradingtag von Markus

1. DIE BÖRSENPSYCHOLOGIE

Was beinhaltet die Börsenpsychologie

Ursachenforschung

Die Bewertung einzelner Börsenteilnehmer

Typische Trader-Symptome

Rationalitätsfallen

Overconfidence – Die Selbstüberschätzung

Die Wertfunktion

Die relative Bewertung von Wahrscheinlichkeiten

Das dreieinige Gehirn

Sozialpsychologische Phänomene

Helfen Sie sich selbst – es tut kein anderer

2. ICHIMOKU KINKO HYO

2.1. Entstehung und Aufbau

Die Entstehungsgeschichte

Der Aufbau des Trendfolge-Indikators

Zusammenfassung

2.2. Reguläre Betrachtungsweisen

Bewertung eines Kaufsignals

Bewertung eines Verkaufssignals

Wolke – Widerstand in Kombination mit Tenkan Sen und Kijun Sen

Die Wolke als Trendstärke-Filter

Der Blick in die Zukunft

Chikou Span

2.3. Auftretende Trends

Seitwärtstrend

Aufwärtstrend

Abwärtstrend

3. FIBONACCI-RETRACEMENTS UND -EXTENSIONS

Kurzer Exkurs

Handelsstrategien

4. RISIKO- UND MONEY-MANAGEMENT

Warum Risiko- und Money-Management?

Definition von Risiko- und Money-Management

Das Tradingkapital und seine individuelle Ermittlung

Wahrscheinlichkeiten

Prozentregeln

Die progressive Betrachtung

Den richtigen Ausstieg finden

Die Verlustbegrenzung

Die Gewinnmitnahme

Das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV)

Die Trefferquote

Die Trefferquote im Zusammenhang mit dem CRV

Die Bestimmung der Positionsgröße

Der Break-even-Punkt

Erfolgsregeln

GLOSSAR

VORWORT

LIEBE TRADERFREUNDE,

Wie der Titel schon sagt, soll Ihnen dieses Buch neben Grundzügen der elementaren Bestandteile des Tradings wie Börsenpsychologie und Risiko- und Money-Management in erster Linie den Trendfolge-Indikator Ichimoku Kinko Hyo näherbringen.

Wenn Sie schon einmal Börsenberichte aus Fernost gesehen haben, ist er Ihnen sicherlich schon einmal begegnet. Viele Händler aus Japan, Singapur und Hongkong nutzen den Ichimoku Kinko Hyo. Auf den ersten Blick sieht es einfach nur danach aus, als wären in den Chart mehrere gleitende Durchschnitte eingezeichnet. Dazu kommt eine leicht ausgefüllte Fläche, die dem Kurs vorauseilt und den sogenannten Trend-Takt in Form einer Wolke darstellt.

Ichimoku Kinko Hyo ist allerdings kein Malprogramm für gelangweilte Börsenhändler, sondern eines der besten und ältesten Trendfolgesysteme der Welt. Viele Trader suchen nach dem Heiligen Gral, doch es muss klar betont werden, dass es diesen nicht gibt – auch wenn Ichimoku Kinko Hyo dem perfekten System durchaus sehr nahe kommt!

Wenn Sie also optisches Trading schätzen, wenn Sie klare Kauf- und Verkaufssignale beziehungsweise Widerstandsund Unterstützungslinien im Chart suchen, dann sollten Sie sich Ichimoku Kinko Hyo einmal genauer anschauen.

Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie dieser Trendfolger aufgebaut ist, wie sich die verschiedenen Linien zueinander verhalten und vor allem, welche Handels- und Stopp-Strategien darauf angewandt werden können.

Samir Boyardan

im März 2012

DER TRADINGTAG VON MARKUS

Mein Name ist Markus, ich bin 35 Jahre alt und habe den Entschluss gefasst, mich hauptberuflich mit dem Trading zu befassen. Ich war in der Vergangenheit doch recht erfolgreich, sodass es mir leicht fiel, meinen Job als Sachbearbeiter in einem großen Versicherungsunternehmen aufzugeben.

Ich möchte Sie nun kurz an einem Tradingtag teilhaben lassen, wie er schlimmer nicht hätte sein können, um Ihnen aufzuzeigen, wie wichtig die Punkte Börsenpsychologie, Risiko- und Money-Management sowie eine entsprechende Analyse sind, um Sie vor den vorgeführten elementaren Fehlern zu bewahren beziehungsweise Sie ein wenig zu sensibilisieren.

Viele von Ihnen werden sich darin sicher ein Stück weit wiederfinden beziehungsweise Ähnliches schon einmal erlebt haben. Nehmen Sie meinen Tradingtag als Worstcase-Szenario, wie es Ihnen im alltäglichen Börsengeschehen bei volatilen Märkten jederzeit selbst begegnen kann.

Mein Tag begann wie folgt: Ich stand auf und der erste Weg führte mich in mein Trading-Büro, in dem mein PC und meine drei Monitore stehen. Ich startete den Rechner und als alle Systeme hochgefahren waren, checkte ich wie immer als Erstes die Schlusskurse aus Asien und schaute, was die vorbörslichen Kurse machen. Alles deutete auf einen sehr positiven Handelstag hin. Der Markt in Asien schloss weit im Plus und auch vorbörslich gab es keinen ersichtlichen Grund, heute nicht auf der Gewinnerseite zu stehen. Ich legte mir die ersten Positionen in meine Watchlist und begab mich voller Vorfreude und Euphorie in die Küche. Dort bereitete ich mir genüsslich einen Kaffee zu. Natürlich durften die Untertasse und das kleine Löffelchen zum Umrühren der Milch nicht fehlen. Ein guter Tag muss nämlich auch mit dem richtigen Ambiente beginnen.

Der nächste Schritt führte mich dann auf meine Terrasse, wo ich mir bei der ersten morgendlichen Zigarette bereits den Handelstag durch den Kopf gehen ließ. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit wurde, an den PC zurückzukehren, um vorbereitet zu sein, wenn der Markt eröffnet.

Es ist 08:58 Uhr, noch zwei Minuten bis Handelsstart. Schnell sortiere ich mir die Aktien, die stark eröffnet haben, und bin hochmotiviert sowie der festen Überzeugung, dass heute nichts Schlimmes passiert. Alles spricht dafür, dass der Tag nur gut werden kann. Heute schwimme ich mit den Haien und bin nicht nur, wie meist üblich, der kleine Putzerfisch. Ich erfasse meine ersten Orders und warte gespannt auf die ersten Kurse.

Um 09:10 Uhr hat sich mein Portfolio schon langsam gefüllt und ich habe in fast allen Positionen einen kompletten Fill gemäß meinen Vorstellungen. Alles spricht für mich und meine Erwartungen scheinen auch aufzugehen. Ich stelle freudestrahlend fest: „The trend is my friend.“

Mittlerweile ist es 10:15 Uhr, ich bin voll investiert und die ersten zwölf Prozent Performance sind schon erzielt. Es wird nun Zeit für die nächste Zigarette und einen weiteren Kaffee. Beruhigt verlasse ich meinen PC und setze ich mich auf die Terrasse. Die Sonne lacht und die Vögel zwitschern. Ich blicke in den wolkenlosen Himmel, ziehe genüsslich an meiner Zigarette und denke: „Was für ein geiler Tag. Du bist heute unschlagbar und wirst es nicht bereuen, mit deinem ganzen Kapital investiert zu sein. Wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen, und heute zähle ich zu den Gewinnern.“

Zurück am PC bestätigt sich meine Annahme bei einem Blick auf das aktuelle Marktgeschehen.

Die Zeit verstreicht wie im Flug und es ist mittlerweile 11:30 Uhr, Mittagszeit in Deutschland. Auch die Börse scheint eine Pause zu machen. Wie jeden Mittwoch treffe ich mich eigentlich mit Peter, meinem besten Freund, bei Uschis Wurstbude zu Currywurst und Pommes.

Es dauert nicht lange und mein Handy klingelt. Es ist Peter, der den Termin wie immer bestätigt haben will. Voller Freude berichte ich ihm von meinem bisherigen Erfolg und lade ihn spontan zum Nobelitaliener um die Ecke ein. Ein kurzer Anruf für die Tischreservierung, natürlich auf der Sonnenterrasse des Restaurants.

Dem Erfolg gebührend, werfe ich mich in meinen besten Anzug, dazu die Seidenkrawatte und die teuren Nappaleder-Schuhe. Noch zwei Spritzer meines edelsten Parfüms und ich bin bereit, der Welt zu zeigen, dass ich ein erfolgreicher Trader bin.

Mit bester Laune und ein Liedchen vor mich hinpfeifend mache ich mich auf den Weg. Ein kurzer Blick auf die Uhr, es ist 12:15 Uhr.

Als ich um die Ecke biege, wartet Peter bereits vor dem Restaurant auf mich. Er schaut verdutzt, als er mich in bester Kleidung sieht. Wir betreten das Lokal, werden vom Ober herzlichst begrüßt und an unseren Platz begleitet. Ein kurzer Blick in die Karte und mein Entschluss steht fest. Die Meeresplatte muss her. Dazu ein edler Weißwein.

Mein Freund Peter schaut immer noch sehr verwirrt und fragt mich, ob ich geerbt oder im Lotto gewonnen hätte. Ich antworte ihm mit einem Grinsen im Gesicht: „Weder das eine noch das andere. Ich bin ein erfolgreicher Trader.“ Das Essen kommt relativ schnell und während wir uns genüsslich die Meeresfrüchte und den Wein schmecken lassen, berichte ich Peter detailliert über den Verlauf meines bisherigen Handelstages und den daraus resultierenden Erfolg. Knapp 15 Prozent Rendite innerhalb des Vormittags lassen bei diesem Tagesverlauf noch einiges nach oben zu.

Es ist mittlerweile 13:30 Uhr, noch eine Stunde bis zur Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts. Die Zeit drängt und ich verlange die Rechnung. Wie versprochen zahle ich das Essen mit meiner Kreditkarte. Ein üppiges Trinkgeld für den Ober ist natürlich inklusive. Er bringt uns zum Abschluss noch zwei Espresso aufs Haus. Wir sollen ja schließlich wiederkommen. Ich verabschiede mich noch schnell von Peter und mache mich hochmotiviert auf den Heimweg. Zu Hause angekommen ziehe ich mich um und bin pünktlich um 14:15 Uhr wieder an meinem Tradingdesk. Meine Performance hat ein wenig nachgegeben und liegt derzeit bei zehn Prozent. Nicht weiter besorgniserregend, denn mit Veröffentlichung der Zahlen sollte sich dies rasch wieder korrigieren.

Um Punkt 14:30 Uhr erscheinen die Arbeitsmarktzahlen, die ich voller Erwartung und mit einem breiten Grinsen registriere. Ich soll nicht enttäuscht werden: Meine Performance steigt direkt auf 18,7 Prozent. Mit Freude stelle ich fest: „Der Trend bleibt my friend“.

Die positive Stimmung beflügelt den Markt und kurz nach 15:00 Uhr erreichen wir das Tageshoch. Die meisten Aktien, quer durch die Palette, schießen nur so in die Höhe. Wo man hinschaut, nur grüne Vorzeichen. Meine aktuelle Performance, bezogen auf das Gesamtdepot, liegt bei 25,3 Prozent. Ich fühle mich wie der König und überlege kurz, ob ich die Gewinne realisieren soll. Aber nein, wir haben noch nicht mal in den USA eröffnet, da geht noch mehr. Bei 30 Prozent Performance liegt mein gedankliches Ziel. Wer so erfolgreich ist wie ich, hat eine Pause verdient.

Es wird Zeit für einen Latte Macchiato. Noch schnell ein paar Kakaostreusel drauf, und ab auf die Terrasse. Ich genieße die Sonne und bin, während ich entspannt an meiner Zigarette ziehe, bereits dabei, mich in Gedanken mit der ersten Verplanung meines Gewinns zu beschäftigen. „Was für ein geiles Gefühl“, denke ich. Wenn man nur jeden Tag so erfolgreich wäre.

Es ist 15:25 Uhr, kurz vor der Eröffnung des amerikanischen Marktes sitze ich bereits wieder an meinem PC und blicke gespannt auf meine Monitore. Die Performance ist leicht rückläufig, doch keine Panik, denn die Zahlen sprechen für sich und die USA werden zur Unterstützung kommen. Es braucht ja schließlich nicht mehr viel, um meine 30 Prozent Gewinnmitnahme zu realisieren.

Nach Start des US-Markts um 15:30 Uhr fühle ich mich weiterhin bestätigt. Es kann nur weiter bergauf gehen.

Nach der starken Eröffnung fällt der Markt um 15:32 Uhr leicht zurück. Meine aktuelle Performance liegt bei 21,7 Prozent, jedoch steht mein Entschluss fest: Bei 30 Prozent steige ich aus, denn die sind absolut drin. Ich werde nicht vorher realisieren, nur weil der Markt ein bisschen nachgibt.

Um 15:35 Uhr ist meine Performance weiter rückläufig, derzeit 17,3 Prozent auf das Gesamtdepot. Sollte ich vielleicht doch aussteigen? Nein! Ich bleibe natürlich weiter bullish und halte an meinen Kurszielen fest.

Gegen 15:42 Uhr bestätigen sich meine Erwartungen. Der Markt zieht wieder leicht an und meine Performance steigt auf 18,2 Prozent. Ich denke mir: „Mann, bist du gut. Du kannst und wirst heute nur gewinnen. Ein Glück, dass du nicht aus der Panik heraus die Positionen geschlossen hast. Wär‘ ja schön blöd gewesen. An einem Tag wie heute kann dir nichts passieren. Alles läuft nach Plan.“

Die Uhr zeigt 15:46 Uhr, aus dem Nichts heraus bricht der Markt ein und meine Performance schmälert sich ad hoc auf 11,3 Prozent. Was ist passiert? Die ersten Gewinnmitnahmen? Ich habe gelernt, ruhig zu bleiben. Ein bisschen Volatilität hat dem Markt noch nie geschadet, sondern ihn eher noch beflügelt.

Ein kurzes Aufzucken der Märkte lässt gegen 15:52 Uhr meine Performance wieder auf 12,1 Prozent steigen. Es machen sich dennoch ein komisches Gefühl und Nervosität in mir bemerkbar. Es gibt ein Auf und Ab, sowohl in meinem Depot als auch in meinen Gedanken. Was soll ich nur tun? Ich bin angespannt, denke aber nicht daran, auszusteigen. Bin ja schließlich kein Anfänger mehr.

Es ist 15:56 Uhr, nur noch vier Minuten bis zur Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen in den USA. Ich brauche unbedingt eine Zigarette. Die ständigen Kursbewegungen machen mich langsam fertig. Ich bleibe natürlich zum Rauchen am PC, meine Performance, derzeit noch bei 7,8 Prozent, stets im Auge. Mein Handy klingelt. Es ist Peter, der sich sicher erkundigen will, wie es läuft. Ich drücke ihn weg. Keine Zeit!

Ich blicke angespannt auf die Uhr. Wir haben 15:58 Uhr. Nur noch zwei Minuten bis zur Bekanntgabe der Zahlen. Nach ihrer Veröffentlichung wird der Markt in die Höhe schießen. Meine Performance liegt bei 8,6 Prozent, Tendenz weiter steigend. Ich bin immer noch angespannt. Mein Kursziel liegt dennoch weiterhin bei 30 Prozent und ich werde auch nicht vorher aussteigen. Ich war ja heute schon bei 25 Prozent und werde sicher jetzt nicht agieren, um mich später zu ärgern, wenn der Markt wieder nach oben geht.

Es ist so weit. Um 16:00 Uhr laufen pünktlich die Arbeitslosenzahlen durch den Ticker. Die Erwartungen der Analysten wurden bestätigt. Meine Depotentwicklung steigt direkt auf 11,15 Prozent. Meine Laune wird wieder besser und ich entspanne merklich. Ich hatte wieder recht und fühle mich in meinem Handeln bestätigt.

Leider ist diese Bestätigung nur von kurzer Dauer, denn um 16:03 Uhr korrigiert der Markt weiter. Dies hat natürlich eine rapide Auswirkung auf mein Depot. Die Performance rauscht ab auf 3,2 Prozent. Langsam entsteht nun auch bei mir wieder Panik und eine große Unsicherheit. Ich rede mir jedoch ein, dass wir das Gap zum Vortag wieder schließen werden, und 3,2 Prozent sind immer noch mehr als der Zins auf dem Sparbuch. Ich werde weiter abwarten und die Entwicklung beobachten.

Als um 16:05 Uhr meine Performance nur noch bei 0,6 Prozent liegt, da sich die Kurse weiter gegen mich entwickeln, überlege ich ernsthaft, alle Positionen zu schließen. Ich hab ja dann nichts verloren.

Da ich jedoch weiß, wie sehr ich mich dann über den nicht realisierten Gewinn vom Vormittag ärgern würde, bleibe ich weiter investiert. Die Kurse müssen nur noch einmal kurz anziehen und ich steige aus. Die Maus fest in der Hand, bereite ich mich vor, die Positionen mit einem Klick zu schließen. Der Schweiß steht mir mittlerweile auf der Stirn.

Nur zwei Minuten später, um 16:07 Uhr, scheint der Markt zu drehen. Meine aktuelle Performance liegt bei 1,1 Prozent. Ich rede mir ein, die Trendwende ist da.

Während sich meine Hand um 16:08 Uhr von der Maus löst und ich kurz aufatme, schweift mein Blick vom Bildschirm ab und ich greife zu meiner Schachtel Zigaretten. Es dauert nur wenige Sekunden und der im Nachgang folgende Blick auf den Monitor lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Eine Art Schockstarre macht sich breit und ich stelle mit weit geöffnetem Mund fest: „Der Trend ist gar nicht mehr my friend.“ Er ist in der Zwischenzeit zu meinem größten Feind geworden. Mein Depot zeigt eine Performance von minus 4,7 Prozent.

Ich ärgere mich dermaßen über den nicht realisierten Gewinn, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. Eine schnelle Lösung muss her. Sofort! Was kann ich tun?

„Nachkaufen!“, lautet jetzt die Devise. Nur so kann ich schnell genug wieder in die Gewinnzone kommen und Einstandskurspflege vollziehen. Ein kurzer Anruf bei meinem Bankberater und die Blitzüberweisung erreicht mein Cashkonto. Ich erhöhe meine Positionen entsprechend und sobald der Markt dreht und wieder nach oben geht, bin ich wieder da. Bis Handelsschluss ist schließlich noch genügend Zeit. Kurz nach meinem Nachkauf scheint sich der Markt auch wieder zu beruhigen, zieht leicht nach oben und bewegt sich im Anschluss seitwärts. Gut, dass ich nachgekauft habe. Somit konnte ich meine Verluste ausgleichen, auch wenn ich aktuell noch immer mit 0,8 Prozent im Minus bin.

Alles wird gut und es gibt ein positives Ende zum Handelsschluss. Dessen bin ich mir sicher. Der Markt wird sich nun wieder langsam erholen und kontinuierlich steigen.