Ihm zu vertrauen - Grace R. Duncan - E-Book

Ihm zu vertrauen E-Book

Grace R. Duncan

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Beschreibung

Für Malcolm steht seit zwei Jahren fest: keine Beziehungen, keine Subs und erst recht keine Beziehungen mit Subs. Als ihn sein bester Freund zu einem Clubbesuch überredet, rechnet Mal mit allem – aber nicht damit, dass er an diesem Abend einen Sub ersteigert. Doch von Kyle geht eine Anziehungskraft aus, der sich Mal nicht entziehen kann, und das Feuer zwischen ihnen brennt heiß. Als Kyle unvermutet vor seinen homophoben Eltern geoutet wird, steht ihre junge Liebe auf unsicheren Füßen, denn Mals tragische Vergangenheit ist nach wie vor nicht vergessen...

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Seitenzahl: 569

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Deutsche Erstausgabe (ePub) März 2018

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Grace R. Duncan

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Beautiful Boy«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2018 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Anne Sommerfeld

ISBN-13: 978-3-95823-688-2

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Jutta E. Reitbauer

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Für Malcolm steht seit zwei Jahren fest: keine Beziehungen, keine Subs und erst recht keine Beziehungen mit Subs. Als ihn sein bester Freund zu einem Clubbesuch überredet, rechnet Mal mit allem – aber nicht damit, dass er an diesem Abend einen Sub ersteigert. Doch von Kyle geht eine Anziehungskraft aus, der sich Mal nicht entziehen kann, und das Feuer zwischen ihnen brennt heiß. Als Kyle unvermutet vor seinen homophoben Eltern geoutet wird, steht ihre junge Liebe auf unsicheren Füßen, denn Mals tragische Vergangenheit ist nach wie vor nicht vergessen...

Für alle, die sich selbst nie für schön halten…

Anmerkung der Autorin

Bitte denken Sie daran, dass dieser Roman – wie alle fiktiven Geschichten – keine Anleitung für das Praktizieren von BDSM ist und dass es keine allgemeingültige richtige Ausübung gibt. Jedes Paar – oder mehrere –, das BDSM in irgendeiner Form ausübt, hat seine eigene Art, die Dinge anzugehen: unterschiedliche Präferenzen, Rollen, Vorlieben, Grenzen, Tabus und so weiter. Was auf diesen Seiten gezeigt wird, ist nur der Weg eines Paares, eine auf BDSM basierende Beziehung zu erforschen, und was für dieses Paar funktioniert, muss nicht unbedingt für jemand anderen funktionieren.

Obwohl ich danach strebe, den BDSM-Lebensstil in all meinen Geschichten korrekt und positiv zu porträtieren, bleiben diese Romane doch reine Fiktion. Ich bemühe mich, das Spiel als »sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich« (safe, sane and consensual) oder als »einvernehmliche und individuelle persönliche Risikobeurteilung« (Risk-aware Consensual Kink) zu zeigen und zu kennzeichnen, was nicht dazugehört, wenn ich es zeige. Aber ich bin nicht perfekt. Obwohl ich diesen Lebensstil selbst praktiziere, ist mir sehr wohl bewusst, dass ich nicht alles weiß – nicht einmal annähernd. Selbst nach all diesen Jahren, in denen ich nun schon involviert bin, lerne ich ständig Neues und werde das auch noch viele, viele Jahre lang tun.

Bitte bedenken Sie das, wenn Sie Ihm zu vertrauen lesen. Informieren Sie sich immer, immer gründlich über jede Spielart, an der Sie teilnehmen wollen. Und denken Sie daran, es sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich zu halten oder innerhalb der einvernehmlichen, individuellen persönlichen Risikobeurteilung.

Kapitel 1

Mal

»Gibt es denn überhaupt noch irgendwelche Geschäfte, die ihren Laden nicht für diese verdammten Feiertage dekorieren?«, grummelte ich und wich einem weiteren Ständer mit Weihnachtsschmuck aus. »Oder so verflucht früh? Es ist gerade mal Anfang November.«

Ich wollte nur die Lebensmittel, die ich brauchte, zusammensuchen und nach Hause fahren, weg von der sich ständig wiederholenden Musik, den überbordenden Ständern und der lächerlich fröhlichen Stimmung. Weil es für mich ganz sicher nichts gab, über das ich mich freuen könnte. Ich hasste diese Zeit des Jahres. Sie erinnerte mich nur an das, was ich verloren hatte, was ich nicht hatte, was ich nie wieder haben würde.

Mit zielgerichteter Entschlossenheit bewegte ich mich durch den Laden, um so viel wie möglich von dem Weihnachtszeug zu vermeiden. Ich konzentrierte mich nur auf die Dinge, die ich brauchte, und nach kurzer Zeit stand ich bereits an der Selbstbedienungskasse.

Gerade als ich kurz davor war zu entkommen, legten sich von hinten Arme um mich, und ich ächzte. Es gab nur eine einzige Person, die das riskieren würde; die einzige Person, die damit durchkam.

Ich seufzte. »Cam«, knurrte ich warnend.

»Mal«, äffte er mich nach und legte den Kopf auf meine Schulter, wobei sein blondes Haar über meinen Arm fiel. »Ich bin froh, dass ich dich hier erwischt habe. Ich wollte zu deiner Wohnung kommen, aber jetzt kannst du mich hinfahren und ich muss nicht den Bus nehmen«, sagte er, als würde er meine Stimmung überhaupt nicht bemerken. Oder vielleicht doch. Cam schien es nie zu kümmern, wie mies gelaunt ich war. Er grinste mich an, als ich den Kopf drehte, um ihm einen bösen Blick zuzuwerfen.

»Ich werde dich nach Hause fahren«, sagte ich in der Hoffnung, dass er den Hinweis verstand, dass ich alleine sein wollte. Natürlich war der finstere Blick verschwendet, ebenso wie meine pointierte Antwort.

Er drückte mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. »Ich weiß, was los ist.«

Ich seufzte wieder, drehte mich um und bemerkte dann, dass wir mitten im Eingang zum Supermarkt standen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür hinaus. Dabei sparte ich mir die Mühe, noch einen Blick über die Schulter zu werfen. Ich wusste, dass Cam mir folgte. »Und was ist los?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er mir einen Vortrag halten würde, weil ich zu dieser Zeit die Tendenz hatte, mich in einen Einsiedler zu verwandeln.

»Du versteckst dich wieder. Das ist nicht gesund.«

»Was weißt du schon über gesund?« Ich stach mit dem Finger in seinen weichen Bauch. »Du glaubst, dass Kaffee eine der Lebensmittelgruppen ist. Und Zucker die andere.«

Er lachte und seine blauen Augen blitzten dabei. »Ja, und? Sammy mag mich so.«

Ich verdrehte die Augen. »Pah. Sammy ist die Einzige, die diesen ganzen Zucker überhaupt erst beim Backen einsetzt und dir alles, was übrig bleibt, mit Freuden nach Hause mitnimmt, damit du es essen kannst.«

»Genau!«, stimmte er zu.

Ich schüttelte den Kopf und drückte auf den Knopf meines Schlüssels, um die Autotüren zu öffnen. »Okay, Standpauke gehalten. Du kannst deiner Frau sagen, dass du mich für heute genug belästigt hast.«

Cam schüttelte den Kopf. »Nö.«

Ich blinzelte ihn an. »Nö?«

»Nö.« Er schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. »Ich wurde angewiesen, dich zum Abendessen mit nach Hause zu bringen, nachdem wir bei dir in der Wohnung waren.«

Seufzend schloss ich die Augen. »Ich esse genug, Cam. Ihr müsst nicht den Babysitter für mich spielen. Er ist gestorben. Ich habe getrauert. Es ist zwei Jahre her. Ich will einfach nicht ausgehen. Was ist so falsch daran?«

Cam lachte nur, woraufhin ich die Augen öffnete, um ihn finster anzusehen.

»Ich finde das nicht witzig.«

Sein Grinsen wurde breiter. »Es ist auch nicht witzig. Aber es geht nicht darum, Essen in dich hineinzustopfen, obwohl Sammy dir immer etwas zu essen geben will.«

Ich ließ ein bestätigendes Grummeln hören.

»Es geht darum, dich wieder in den Club zu bekommen. Wann hast du das letzte Mal einen Flogger geschwungen, Mann?«

Ich sah ihn missmutig an. »Du kennst die Antwort darauf, Cam. Ich will nicht. Ich habe meine Spielzeuge weggeräumt. Du weißt warum. Wir haben so oft darüber geredet, dass wir beide schon nicht mehr mitzählen können.«

Er verzichtete darauf, den letzten Teil zu bestreiten, weil er wusste, dass ich recht hatte. »Glaubst du wirklich, dass du in der Lage bist, das für den Rest deines Lebens aufzugeben? Hast du auch vor, den Rest deines Lebens alleine zu bleiben?«

Ich kratzte mich am Bart, während ich nach einem Weg suchte, es ihm schon wieder zu erklären. Oder vielleicht dieses Mal auf eine andere Art. »Nein. Ich werde nicht alleine bleiben. Das hätte Blake nicht gewollt. Und eines Tages werde ich jemanden finden. Aber das… Der Dom ist Vergangenheit. Ich kann das nicht wieder tun.«

Cam seufzte und sein Grinsen verschwand endgültig, als er eine Hand auf meinen Arm legte. »Gibst du dir wirklich noch immer die Schuld? Ich dachte, dass du nach all dieser Zeit darüber hinweg bist.«

Ich zögerte. Ich hatte es ihm selbst erzählt, hatte ihm gesagt, dass ich mir die Schuld für die Geschehnisse gab, aber nicht, warum ich das tat. Wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde, würde er erkennen, wie armselig meine Ausrede war, keinen neuen Sub anzunehmen und nicht mehr zu spielen. Aber ich log aus Prinzip nicht und noch viel weniger würde ich Cam anlügen. Den Großteil unseres Lebens waren wir beste Freunde gewesen und er würde mich wie immer unterstützen, aber ich war mir weiterhin nicht sicher, ob ich es ihm sagen wollte. Ich hatte aus gutem Grund den Mantel des Schweigens darübergebreitet.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für eine vage Halbwahrheit. Ich würde ihm ein bisschen mehr geben, in der Hoffnung, dass er dieses Mal nicht nachbohren würde. »Ich hab dir das nie gesagt…« Ich lehnte mich an mein Auto. Cam hob eine Augenbraue und ich räusperte mich. »Ich habe ihn in Stevensons Arme getrieben.«

Cam blinzelte mich an. »Du hast… was?«

Ich nickte. »Ich habe ihn zu Stevenson gedrängt. Ich hatte viel Gutes über ihn gehört – das hatten wir alle. Und, nun ja, obwohl ich nicht wirklich gesagt habe, hey, geh und spiel mit ihm, war es doch irgendwie so. Ich hab seinen Namen fallen gelassen, die Sachen angedeutet, die er gemacht hat. Wenn ich das nicht getan hätte, wenn ich…« Wenn ich ein besserer Dom gewesen wäre. Wenn ich mit Blake zurechtgekommen wäre, ihm gegeben hätte, was er wollte, hätte er nie zu jemand anderem gehen müssen. Niemand wäre getötet worden.

»Warum?«

Ich hätte wissen sollen, dass er das nicht einfach akzeptieren würde. Ich ließ langsam den Atem entweichen und zwang dann die Worte heraus, bevor ich meine Meinung ändern konnte. »Ich war nicht genug für Blake.«

»Du… was?«

Ich konnte ihn nicht ansehen. Obwohl Cam so hetero war, wie man nur sein konnte, hatte er sich mir ein paar Mal für ein Spiel unterworfen. Er schien nie ein Problem mit mir als Dom gehabt zu haben und es war wahrscheinlich dämlich, aber ich wollte nie, dass er das wusste. Selbst wenn ich nie wieder einen Flogger in die Hand nahm, wollte ich, dass er weiter die Vorstellung hatte, dass ich ein guter Dom gewesen war, dass ich ihm gegeben hatte, was er brauchte. Ich hatte ihn zum Fliegen gebracht, und so lächerlich das auch war, wollte ich nicht, dass diese Erinnerungen von der Wahrheit getrübt wurden. Damit konnte ich nicht umgehen. Ich war mit meinem eigenen Sub nicht zurechtgekommen, mit dem Sub, den ich trainiert, mit dem ich zusammen BDSM entdeckt hatte. Aber jetzt war es draußen. Ich hatte es ihm sagen müssen.

»Ich war nicht genug. Ich habe als Dom versagt. Ich hatte Tabus, mit denen er nicht zurechtkam.«

Cam zog eine Augenbraue hoch. »Du hattest Tabus, mit denen er nicht zurechtkam?«

»Ja.« Ich schluckte. »Es gab, nun ja, es gab ein paar Dinge, die er wollte, die ich aber nicht gewillt war, ihm zu geben. Zum einen… wollte er, dass ich ihm Brandwunden zufüge. Kein sicherer Schmerz. Nicht das, was ich dir gegeben habe. Er wollte etwas, das seine Haut verletzte und Narbengewebe hinterließ. Er wollte einschwänzige Peitschen und Bullenpeitschen, Dinge, die ich nie benutzt hatte.« Ich räusperte mich. »Er hat mir vor Augen geführt, welche Mängel ich als Dom habe. Ich habe ihn in Stevensons Arme getrieben.«

Cam ließ seufzend das Gesicht in seine Hände fallen, dann sah er wieder auf. »Nur damit ich das richtig verstehe. Weil er behauptet hat, dass du… Was war es? Als Dom versagt hast?«

Ich nickte. Das war nahe genug dran.

»Weil er behauptete, dass du als Dom versagt hast, ging er zu jemand anderem. Einem relativ Fremden. Das erste Mal, als er mit ihm zusammen war, stimmte er einer privaten Session in einem privaten Haus zu, ignorierte dabei jedes erdenkliche Sicherheitsprotokoll und wurde dann mit einer Weihnachtslichterkette erdrosselt, von besagtem Fremden, der sich als niemand anderer als ein Serienmörder herausstellte. Und du gibst dir die Schuld dafür.«

Ich sah ihn einem Moment lang an, nicht ganz sicher, wie ich das auffassen sollte. Oder beantworten. Ich hatte es noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. »Äh…« Das war alles, was ich als Antwort hatte.

Cam starrte mich einfach nur an. »Er war ein verdammter, verfickter Volltrottel.«

Ich blinzelte ihn schockiert an. »Was?«

»Er war ein Arschloch. Sackgesicht. Scheißkerl. Wichser. Such dir eine Beleidigung aus.« Er schüttelte den Kopf. »Die ganze Zeit hast du dir die Schuld gegeben, weil du ihn zu Stevenson gedrängt hast? Er war ein verfluchter Idiot. Ich habe gedacht, dass du das weißt.«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Ich wand mich innerlich, hin- und hergerissen, die Erinnerung an Blake zu verteidigen und gleichermaßen, vielleicht ein wenig zu verzweifelt, meinem besten Freund glauben zu wollen.

»Sollte ich das nicht? Mir selbst die Schuld geben?«, fragte ich schließlich leise.

Cam schüttelte bereits den Kopf, noch bevor ich ausgeredet hatte. »Oh Scheiße, nein. Wenn wir einen Moment lang deine Tabus beiseitelassen, geht die Sache letztendlich auf seine Kappe. Er hat die Sicherheitsprotokolle ignoriert. Hast du überhaupt gewusst, dass er weg ist?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Hat er es irgendjemandem gesagt?«

Wieder schüttelte ich den Kopf.

»Keine Telefonnummern. Keine Nachfragen. Ist mit dem Mann nach Hause gegangen, alleine. Hat zum ersten Mal mit ihm gespielt, alleine.«

Ich ließ den Blick auf meine Schuhe fallen und holte tief Luft. Ein Gewicht, das ich seit zwei Jahren mit mir herumschleppte, schien plötzlich um einiges leichter zu sein, und ich wollte mir selbst am liebsten einen Tritt verpassen, weil ich meinem besten Freund – demjenigen, von dem ich hätte wissen sollen, dass er es verstehen würde – nicht mehr darüber erzählt hatte.

»Die ganze Zeit…«, flüsterte ich und schloss die Augen.

»Eine Sache noch«, sagte Cam und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ich hob die Augenbrauen. »Ja?«

»Du hast als Dom nicht versagt. In all der Zeit, in der wir schon miteinander spielen, hat mich Sammy einige Male zum Fliegen gebracht. Du? Jedes verdammte Mal. Blakes Problem war nicht, dass du kein guter Dom warst, Mal. Blakes Problem war, dass er kein guter Sub war. Er war gar kein Sub.«

Ich sah ihn finster an. »Natürlich war er ein Sub.«

Cam schüttelte den Kopf. »Nein, war er nicht. Ich habe gedacht, das hast du gewusst. Er hat für dich den Sub gegeben, weil er mit dir spielen wollte. Aber er hat mir gesagt, dass ihm klar geworden ist, dass er kein Sub ist.«

»Tja, fuck«, sagte ich stirnrunzelnd. »Warum hat er mir das nicht gesagt?«

»Wer weiß?« Cam zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er gedacht, dass ihr dann gar nicht mehr miteinander spielen würdet? Ich verstehe nicht, warum er für Stevenson den Sub gegeben hat, wenn er gewusst hat, dass er ein Dom war, aber vielleicht fühlte er sich in der Rolle des Doms einfach nicht wohl. Oder vielleicht war er mehr Switch, als er mir erzählt hat. Oder vielleicht hatte er nie die Gelegenheit erhalten zu spielen. Oder… wer weiß? Aber das lag nicht daran, dass du versagt hast. Das hast du nicht.«

Obwohl das eine Menge zu verdauen war, erklärte es auch so viel: Warum Blake bei all den Malen, die wir zusammen gespielt hatten, nie den Zustand des Subspace erfahren hatte; warum er nie zufrieden schien mit dem, was wir taten. Allerdings stellte sich mir jetzt ein anderes Problem. Die ganze Zeit hatte ich gedacht, dass ich wusste, wonach ich in einem Sub suchen sollte, dass ich die Zeichen einer devoten Haltung erkannte. Falls Blake gar kein Sub war…

Ich räusperte mich und sah zu Cam. »Ich… ich muss darüber nachdenken.«

Cam runzelte die Stirn. »Mal, du hattest zwei Jahre, um‒«

»Nicht darüber. Das ist… Ich habe noch nie so darüber gedacht. Ich brauche ein bisschen Zeit.« Cam seufzte. Und ich wusste, dass er nachgab. Ich trat zurück und machte ihm die Autotür auf. »Komm jetzt, ich bringe dich nach Hause.«

Cam warf mir einen missmutigen Blick zu und setzte sich auf den Beifahrersitz. »Sie wird mir deswegen den Hintern versohlen«, murmelte er.

Ich stieg leise kichernd auf meiner Seite ein. »Wenn du nicht ein solcher Masochist wärst, würde ich ein gutes Wort für dich einlegen. Aber du liebst es und du weißt es.« Ich machte eine nachdenkliche Pause. »Vielleicht werde ich ein gutes Wort für dich einlegen und sie wird dich noch härter dafür schlagen.«

Cam verdrehte die Augen. »Fahr einfach los, Arschloch.«

***

Ich brauchte noch einen weiteren Monat. Ich ließ mir die Dinge, die Cam gesagt hatte, durch den Kopf gehen, betrachtete sie aus allen Blickwinkeln, kehrte aber immer wieder zu den gleichen Dingen zurück.

Blakes Tod hatte mich so schwer getroffen, weil ich mir selbst die Schuld gegeben hatte. Wir waren nicht verliebt gewesen. Wir hatten gelegentlich Verabredungen, waren gute Freunde – nach Cam stand er mir am nächsten – und Mitbewohner mit gewissen Vorzügen gewesen. Wir empfanden etwas füreinander, liebten einander vielleicht sogar, aber eher auf eine Enge-Freunde-Art und nicht als feste Partner, und das war es. Es tat weh und ich trauerte, aber mehr hatte mir die Schuld zu schaffen gemacht, die ich mir selbst zugewiesen hatte.

Doch ich trug keine Schuld, und jetzt konnte ich das akzeptieren. Cam hatte mich dazu gebracht, es objektiv zu betrachten.

Also stand ich zum ersten Mal seit langer Zeit vor dem mannshohen Spiegel in meinem Schlafzimmer und trug enge Lederhosen, ein Ledergeschirr, Armbänder und Motorradstiefel. Meine langen schwarzen Haare hatte ich nur gebürstet und offen gelassen. Die wilden Locken verliehen mir ein etwas bedrohliches Aussehen, das mein sauber gestutzter Ziegenbart noch betonte. Ein Flogger hing an meinem Gürtel und den Rest meiner üblichen Spielzeuge hatte ich in meine Reisetasche gesteckt.

Ich wusste nicht, ob ich heute Abend spielen würde. Ich war mir noch immer nicht ganz sicher, aber nach langer Zeit fühlte ich mich wieder besser – viel besser. Nach einem letzten Blick in den Spiegel machte ich mich auf den Weg.

***

Unser bevorzugter Dungeon in der Gegend war nicht unbedingt das schönste Zentrum für versaute BDSM-Spiele in den USA. Obwohl wir in einer relativ großen Metropole lebten, gab es im näheren Umkreis nur drei Dungeons. Einer gefiel mir nicht wegen der vorherrschenden Einstellung zum äußeren Erscheinungsbild – Cam und Sammy wären als übergewichtige Menschen nicht willkommen gewesen, also weigerte ich mich, ihnen mein Geld zu geben. Ein anderer war nett, aber teurer, und obwohl ich ganz sicher nicht knapp bei Kasse war, waren Cam und Sammy alles andere als reich. Und ich würde verdammt sicher an einem Abend dort sein, wo sie es auch waren.

Abgesehen davon hatte Cam mehr als nur ein paar spitze Bemerkungen gemacht, unter meinem Flogger zu sein. Falls sich sonst nichts ergab, konnte ich zumindest ihn fesseln und bearbeiten. Sammy hatte nie etwas dagegen, ihren Nutzen daraus zu ziehen.

Das Asylum gab es schon eine Ewigkeit und das war ihm auch anzusehen. Aber ich war nicht hier, um den Verputz zu bewundern oder die Tür zur Raucherterrasse.

Ich schrieb mich ein, bezahlte den Eintritt und schaltete mein Handy aus, bevor ich den Gemeinschaftsraum betrat. Er war voll, was mich überraschte. Nicht, dass das Asylum nicht viele Gäste hatte – die hatte es manchmal. Aber das schienen viel mehr Leute zu sein, als ich von früher gewöhnt war.

Ich entdeckte Sammy, die an einem Ende einer Couch hockte. Sie trug ein enges Korsett, einen kurzen schwarzen Rock, Netzstrümpfe und High Heels, bei deren Anblick allein mir schon die Füße wehtaten. Cam kniete zu ihren Füßen und trug nichts außer seinem Halsband, Lederchaps und einem String. Ich war einst ein bisschen in ihn verknallt gewesen und selbst mit den zusätzlichen Kilos – die an ihm gut aussahen und nicht so viele waren, wie ich ihn immer aufzog – dachte ich noch immer, dass er heiß war. Falls er jemals auch nur einen Hinweis darüber fallen gelassen hätte, mit Männern experimentieren zu wollen, hätte ich sofort die Gelegenheit ergriffen. Aber er war glücklich verheiratet und trug Sammys Halsband.

Sammy strahlte mich an und streckte die Arme aus. Ich umarmte sie, trat um das Ende der Couch herum und hockte mich hin, damit ich nicht im Weg stand. »Ich freu mich so, dass du gekommen bist!« Sie jubelte nahezu.

»Bin ich noch nicht«, sagte ich zwinkernd und sie lachte.

»Nun, ich hoffe wirklich, dass wir das heute Abend ändern können!« Sie streckte den Arm aus und tätschelte Cams Kopf, was die Erlaubnis war, die er brauchte, um aufzusehen und etwas zu sagen.

»Genau. Bring mich nicht dazu, meine sexuelle Orientierung infrage zu stellen, nur damit du was abkriegst.«

Ich schnaubte. »Danke, aber ich will keinen Mitleidsfick, nicht einmal von dir.« Meine Hand klatschte aufs Cams Hinterkopf.

Er grinste mich an. »Alle Ficks, die du kriegen kannst.«

Ich zeigte ihm den Stinkefinger und wandte mich Sammy zu. »Warum ist es heute so voll?«

»Oh, hat er dir nichts gesagt?«, fragte sie und sah Cam an, der rot anlief.

»Äh, nein…«

»Heute ist die Weihnachtsfeier.« Sammy warf Cam einen finsteren Blick zu, der sich plötzlich sehr unwohl zu fühlen schien. Sie beugte sich zu ihm, aber ich konnte sie dennoch problemlos hören. »Junge, willst du aus diesem Käfig heraus?«

»Ja, Mistress«, sagte Cam wimmernd.

»Dann solltest du dich besser verdammt schnell bei Master Mal entschuldigen und es auch so meinen. Oder dein Schwanz kommt heute Nacht nicht mal in meine Nähe.«

»Ja, Mistress.« Cam blickte auf und erweckte den Eindruck, als schien es ihm ehrlich leidzutun. »Es tut mir leid, Master Mal.«

Ich nickte. »Entschuldigung akzeptiert, Junge.« Ich wusste, warum er es mir nicht gesagt hatte. Er hatte befürchtet, dass ich deshalb nicht kommen würde. Ich war nicht sicher, ob ich dieses Weglassen von Information guthieß, aber ich verstand es zumindest. »Es ist in Ordnung. Ich weiß warum.«

Sie lächelte mich an. »Das macht es trotzdem nicht richtig.«

Ich konnte nicht anders und musste leise lachen, als ich Cam ansah. »Nun, Junge, du bist wohl schon eine Weile ohne?« Ich konnte ein fieses Grinsen nicht unterdrücken.

Cam ächzte. »Ja. Mistress hat mich seit zwei Wochen eingesperrt. Fast die ganze Zeit durfte ich sie nicht mit meinem eigenen Schwanz ficken.«

Sammy strahlte mich an. »Und willst du Master Mal sagen, was du stattdessen getan hast?«

Cams Gesicht lief rot an. »Ich habe sie mit ihrem Schwanz gefickt, der über meinen eingesperrten geschnallt war.«

Ich konnte mir vorstellen, wie frustrierend das gewesen sein musste. Ich hätte mehr Mitleid mit ihm gehabt, wenn ich nicht gewusst hätte, wie sehr er so ein Zeug genoss. »Tja, dann schlage ich vor, dass du dich heute Abend benimmst, Junge, damit du deinen Schwanz endlich wieder verwenden darfst.«

Er schluckte und blickte unter gesenkten Wimpern zu mir hoch. »Ja, Sir.«

Ich wandte mich Sammy zu und beschloss, ihm ein bisschen zu helfen. »Hab ein wenig Mitleid mit ihm. Er hat mir sehr geholfen. Ohne ihn wäre ich heute nicht hier.«

Sie musterte Cam. »Wenn er sich den Rest des Abends benimmt, werden wir den Käfig ein paar Tage weglassen.« Sie grinste hinterhältig. »Vielleicht erlaube ich ihm sogar, mich öfter als einmal zu ficken.«

Cam sah so hoffnungsvoll aus, dass ich ihr beinahe geraten hätte, ihn eingesperrt zu lassen. Anscheinend kam der Sadist in mir zum Spielen heraus. Es fühlte sich gut an.

»Ich werde brav sein, Mistress!«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich dich öfter als einmal kommen lassen werde, Junge.«

Cam wimmerte und schluckte hart. »Ja, Mistress«, murmelte er und klang dabei mitleiderregend.

»Ich habe auch nicht gesagt, dass ich es nicht werde.«

Bei diesen Worten grinste er. »Ich werde brav sein, Mistress!«, versprach er erneut.

Schmunzelnd stand ich auf und versuchte, mich zu entscheiden, was ich tun sollte. Es war so voll, dass ich nicht sicher war, ob ich jemanden zum Spielen finden konnte, selbst wenn ich es wollte. Ich sah mich um, sah aber hauptsächlich Heteropaare herumsitzen.

Sammy zog an meiner Hand und ich drehte mich zu ihr um. »Der Dungeon ist nicht so voll«, sagte sie, denn sie hatte präzise meinen Gesichtsausdruck gedeutet. »Und die Sklavenauktion beginnt in ein paar Minuten. Vielleicht willst du dir das ansehen. Die Sklaven, die versteigert werden, sind in Käfigen im Veranstaltungsbereich.«

»Okay. Kommt ihr auch dorthin?«

»Wir werden uns die Auktion ansehen und dann wahrscheinlich nach einem Platz zum Spielen suchen.« Sie tätschelte meine Hand und winkte in Richtung Tür. »Los! Such dir einen hübschen, kleinen Twink, den du quälen kannst.«

Ich verdrehte die Augen und lachte wegen ihrer Wortwahl. Es machte mich fertig, wie gut sie über die Schwulenkultur Bescheid wusste. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was genau sie da auf ihrem Kindle las. Ich tätschelte Cams Kopf und machte mich daran, mich durch die Menge zu kämpfen.

Normalerweise stand ich nicht auf Twinks. Es gab einen Grund, warum Blake und ich jede Menge Zeit mit Vögeln verbracht hatten. Wenn sich mir ein großer Mann unterwarf, brachte irgendetwas daran mein Blut in Wallung.

Irgendwie glaubte ich nicht, dass heute Abend viele große, schwule Subs auf der Auktion angeboten werden würden.

Der Wechsel vom Gemeinschaftsbereich zum Dungeon war nahezu verstörend. Der Gemeinschaftsraum war laut, überfüllt und warm, im Gegensatz zum ruhigen, offenen und kühlen Dungeon. Er war in zwei Bereiche geteilt. Der weiter entfernte Bereich enthielt die Spielzonen. Die näher gelegene Sektion – dort, wo ich stehen geblieben war – war für Veranstaltungen gedacht, dunkelrot gestrichen und mit einem riesigen orientalischen Teppich auf dem Boden. An einem Ende gab es eine niedrige, kleine Bühne, auf der für gewöhnlich Vorführungen stattfanden, und der Rest war normalerweise leer.

Heute Abend stand bereits ein Mann im Anzug auf der Bühne und hantierte mit einem Mikrofon. Zu meiner Linken befand sich eine Reihe von Käfigen an der Wand – größer als normale Hundekäfige, aber nicht viel. Ich zählte sechs und alle waren belegt. Auf jedem Käfig war eine Karte platziert und im Inneren befand sich eine großteils nackte Person.

Ich trat zum ersten Käfig und sah mir die Karte an, ehe ich meine Aufmerksamkeit auf den Insassen richtete. Der Mann war gute zwanzig Jahre älter als ich. Er hatte silbernes Haar, saß mit gekreuzten Beinen und gesenktem Kopf im Käfig und trug nichts außer einem String und einem breiten Lederhalsband. Zwar sah er nicht übel aus, aber für gewöhnlich stand ich nicht auf Männer, die so viel älter waren als ich. Ich war etwas erleichtert, als auf seiner Karte neben einer Anzahl von Aktivitäten eine Vorliebe für Frauen aufgelistet war.

Die nächsten drei Käfige enthielten Frauen, also überging ich sie. Weibliche Körperteile hatten mich nie auch nur im Mindesten interessiert. Ich wollte Liebhaber mit außen liegenden Geschlechtsteilen.

Der fünfte Käfig brachte mich zum Stehenbleiben. Kleiner und ein wenig jünger als jeder Mann, mit dem ich je gespielt hatte, kniete er mit gesenktem Kopf und den Händen auf dem Rücken verschränkt. Es war schwierig, es in dieser Position abzuschätzen, aber ich schätzte, dass er ziemlich groß war. Seine Brust wies schlanke Muskeln auf und seine Bauchmuskeln waren straff, aber nicht übermäßig ausgebildet, genau wie ich es mochte. Seine Beine waren muskulöser. Ich hielt ihn für einen Läufer oder Schwimmer. Weiches braunes Haar fiel ihm ins Gesicht und er trug nichts als einen winzigen, schwarzen Lederjock. Er hatte Ringe in beiden Brustwarzen und ich konnte eindeutig die Umrisse eines Prince-Albert-Piercings in seinem Penis sehen, der selbst in schlaffem Zustand ziemlich gewaltig wirkte.

Auf seiner Karte hatte er Dienerschaft, Impact Play (Schläge), sensorische Spiele, Wachs und Feuerspiele als Optionen angeführt, doch was mir wirklich ins Auge stach, stand in Klammern am Schluss: Andere Optionen möglich innerhalb unumstößlicher Tabus. Ich war beeindruckt, dass er gewillt war, seine Grenzen durchzusetzen. Sein Alter wurde mit dreiundzwanzig angegeben. Acht Jahre Altersunterschied waren nicht so schlimm, nicht, dass es für eine einzige Session eine Rolle spielte. Aber was wirklich meine Aufmerksamkeit erregte, war die nächste Zeile: Präferenz: männlicher Dom.

Ich hockte mich vor seinen Käfig. »Junge, sieh zu mir hoch.« Ich legte jedes Quäntchen Dom in mir in meine Stimme.

Er hob sofort den Kopf und ein Schauer lief durch ihn. Sein Blick ging nie höher als bis zu meinem Kinn und diese zur Schau gestellte Unterwürfigkeit sprach jede einzelne dominante Faser in meinem Körper an. Ich wollte ihn. Es geschah so schnell und so einfach und es erschütterte mich mehr als nur ein kleines bisschen.

Es ließ mich auch wissen, dass ich tatsächlich wusste, wie man einen Sub erkannte. Vielleicht war ich die ganzen Jahre durch meine Bekanntschaft mit Blake blind gewesen. Vielleicht war er gut darin gewesen, eine devote Ader vorzutäuschen. Ich wusste es nicht, aber dieser Junge sah irgendwie viel ehrlicher aus. Ich verschob meine Ängste auf später und betrachtete ihn.

Ein Blick auf ihn raubte mir ein wenig den Atem. Sein rundes Gesicht wies volle Wangen, ein winziges Kinn und fast eine Stubsnase auf. Er erinnerte mich an einen Elfen oder eine Fee. Wahrscheinlich wäre ich nicht überrascht gewesen, wenn er spitze Ohren gehabt hätte. Seine grünen Augen dominierten sein Gesicht und sein Mund… gütiger Gott, dieser Mund war dafür geschaffen, einen Schwanz zu lutschen. Volle rosige Lippen, und ich sah ihm an, dass er unbedingt seine Zähne hineingraben wollte.

»Warum bevorzugst du Männer, Junge?« Es war absolut möglich, dass er einfach Sex vermeiden wollte, und ich wollte keine Missverständnisse. Wenn es nur darum ging, würde ich gewiss mit ihm spielen… und dann nach Hause fahren und mir einen runterholen, bis ich wund war. Aber ich wollte Klarheit, bevor wir uns auf irgendetwas einließen, und ich konnte zugeben, dass ich hoffte, dass das nicht der Grund war. Natürlich ging ich davon aus, dass ich die Auktion gewinnen würde, und ich war ziemlich sicher, dass ich das garantieren konnte.

Zwar würde ich mich nicht als reich bezeichnen, aber ich hatte keine finanziellen Probleme. Meine Firma für IT-Sicherheitstechnik hatte mir früh ein bescheidenes Heim verschafft und dafür gesorgt, dass ich jederzeit einen guten Wagen fuhr. Im Gegensatz zu meiner Jugend musste ich mir nie Sorgen machen, dass mir im Winter der Strom abgedreht wurde. Meine Firma hatte mir auch erlaubt, mir ein nettes Sparkonto anzulegen, falls etwas schieflaufen sollte.

Ich konnte es mir leisten, diesen Jungen zu ersteigern.

Er errötete und die Farbe seiner Wangen fuhr direkt in meinen Schwanz. Er schluckte und biss sich auf die Lippe. »Ich bevorzuge Männer, Sir, weil ich…« Er sah so schnell zu mir hoch, dass ich es verpasst hätte, wenn ich nicht seine grünen Augen beobachtet hätte. »… ich schwul bin«, beendete er leise den Satz.

Schwul. Oh Scheiße, dieser Junge würde mich umbringen. »Nicht geoutet?«, fragte ich und verbannte für einen Moment die Härte aus meiner Stimme.

Er nickte. »Ja, Sir. Meine Familie würde mich enterben.«

Ich zuckte zusammen. Meine Eltern hatten es nicht wirklich verstanden, aber sie gaben ihr Bestes. Ich konnte mir nicht vorstellen, sie wegen meiner sexuellen Orientierung zu verlieren.

Ich wollte noch mehr fragen, aber genau in dem Moment klopfte der Mann auf der Bühne auf sein Mikrofon und mir wurde bewusst, dass sich der Raum gefüllt hatte, während ich meinen Jungen begutachtet hatte.

Dieser Gedanke ließ mich stutzen. Mein Junge. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Ich hatte Blake nie offiziell ein Halsband verliehen – wir hatten eines, das er während der Sessions trug, es aber ablegte, wenn das Spiel vorbei war. Ich hatte von ihm nie als meinem Jungen gedacht. Dass ich das bei diesem Jungen tat, warf mich aus der Bahn.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Moderator und hörte mir die Regeln an. Jeder Gewinner musste einen Vertrag unterzeichnen und versprechen, sich an Tabus zu halten und die Sessions »sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich« zu gestalten oder zumindest innerhalb des Bereichs einer »einvernehmlichen und individuellen persönlichen Risikobeurteilung«. Er erklärte den Ablauf der Bezahlung, deutete dabei auf eine Dame an einem Tisch neben der Bühne und kündigte dann den ersten Sklaven an.

Einer der Doms, der bei der Führung dieses Dungeons half, hielt am Käfig neben dem, in dem mein Junge saß. Er befreite das Mädchen und führte es auf die Bühne. Ich achtete nicht wirklich darauf, hörte nur zu, wie hoch die Gebote wurden. Sie endeten bei fünfhundert Dollar, aber ich hatte den Verdacht, dass das nur der Fall war, weil es die erste Auktion des Abends war.

Ich trat zur Seite, als die Frau von der Bühne geführt wurde und sie dann zum Käfig meines Jungen kamen. Der Dom sperrte ihn auf und mein Junge kroch heraus. Als er aufstand, stellte er seine Füße sofort schulterbreit hin, richtete sich auf und verschränkte die Hände in Höhe seiner Taille hinter seinem Rücken. Er sah kurz in meine Richtung, dann senkte er den Blick auf den Boden. Mein Schwanz zuckte wieder.

Ich war hingerissen, als ich feststellte, dass er mir bis zum Kinn reichte. Ich war nicht der größte Mann der Welt, aber ich hatte einige respektable Zentimeter auf der oberen Seite von ein Meter achtzig. Das machte ihn im Ganzen eine Spur kleiner als mich, und vor zwei Jahren hätte ich jeden ausgelacht, der mir suggeriert hätte, dass ich einen solchen Jungen wollte.

In diesem Moment jedoch konnte ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu wollen.

Etwas in diesen tiefgrünen Augen rief nach mir, brachte meinen Schwanz zum Strammstehen und meinen Magen auf gute Art zum Flattern. Seine blasse Haut bettelte mich nahezu an, wunderschöne Striemen und hübsche blauviolette Flecken darauf zu hinterlassen. Diese Brustwarzen waren dazu geschaffen, gefoltert zu werden, mit Ringen, an denen ich ziehen wollte.

Oh ja, er gehörte mir. Und mir wurde bewusst, dass ich bereits weit über diese Auktion hinausdachte. Irgendwie beunruhigte mich dieser Gedanke kein bisschen, auch wenn er das vermutlich sollte.

Kapitel 2

Kyle

Er faszinierte mich. Ein Satz, ein Befehl reichte aus, um meinen Schwanz nahezu schmerzhaft hart zu machen, und brachte meine Hoden dazu, sich zusammenzuziehen. Obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen, geschweige denn seine Stimme gehört hatte, könnte ich schwören, dass ich auf der Stelle abgespritzt hätte, ohne auch nur einmal meinen Schwanz anzufassen, wenn er mir befohlen hätte zu kommen. Das hatte ich noch nie geschafft.

Er war der feuchte Traum eines jeden schwulen Subs. Seine Dominanz erfüllte die Luft um ihn herum, sprach den Sub in mir auf eine Art an, die mir eigentlich hätte Angst einjagen sollen, es aber nicht tat. Ich wollte in diesem Augenblick auf meinen Knien zu seinen Füßen sein. Nicht wartend im Käfig. Er hatte mich gewonnen, obwohl er noch nicht einmal geboten hatte.

Er hatte breite Schultern und seine Größe löste in mir das Gefühl aus, mich unterwerfen zu wollen. Seine breite, muskulöse Brust war leicht mit Haaren bedeckt, durch die ich meine Finger streichen lassen und in denen ich mein Gesicht vergraben wollte. Ich würde beide Hände brauchen, um damit seinen Bizeps zu umfassen, und ich war nicht sicher, ob mir das auch bei seinen Oberschenkeln gelingen würde. Ich hätte meinen nächsten Gehaltsscheck verwettet, dass auch diese Muskeln steinhart waren.

Das Leder, das er trug, lag überall eng an und überließ nichts der Fantasie. Mein Loch hatte sich zusammengezogen, als er an meinen Käfig getreten war und der Umriss seines Schwanzes mein Blickfeld ausgefüllt hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob er hart oder weich war, aber ich hoffte fast auf hart, weil er auf mich riesig wirkte, und ich hatte noch nie etwas in der Art gespürt. Die Hose könnte ein falsches Bild vorgaukeln, aber ich glaubte nicht, dass das der Fall war. Mein Schwanz tropfte, als ich mir vorstellte, wie er tief in mir vergraben war.

Ich wäre der Erste, der zugab, dass ich nicht der erfahrenste Schwule der Welt war. Da ich so lange nicht geoutet war, hatte es eine Ewigkeit gedauert, bis ich mich in einen Club wagte. Erst nachdem ich das Haus meiner Eltern verlassen und mit dem College angefangen hatte, hatte ich das Gefühl, frei atmen zu können. In den letzten anderthalb Jahren hatte ich meine Sexualität erforscht und mich selbst höllisch erschreckt, als mich mein Freund Mike zum ersten Mal in diesen Club mitgenommen hatte. Den ganzen Abend lang war mein Schwanz hart gewesen. Ich wollte unbedingt derjenige sein, der an die Spankingbank oder das Andreaskreuz gefesselt war, um den Flogger oder die Hand oder was auch immer zu spüren.

Ich brauchte beinahe ein halbes Jahr, um genug Mut aufzubringen, Mike zu sagen, dass ich mehr erfahren wollte. Er fühlte sich nicht wohl, es mir beizubringen – später erfuhr ich, dass es hauptsächlich daran lag, weil er selbst ein Sub war –, aber er stellte mich einem seiner Freunde vor, der ein Dom war. Master Nash war zwar hetero, aber gewillt, mich einzuweisen. Ich hatte es seiner Ermutigung zu verdanken, dass ich heute Abend in diesem Käfig saß.

Meine Zeit mit Master Nash war schön, aber frustrierend gewesen. Obwohl er Orgasmuskontrolle und -verweigerung als Mittel benutzt hatte, um mir beizubringen, was es bedeutete, ein devoter Sub zu sein, war meine Erlösung immer nur durch meine eigene Hand gekommen. Und obwohl ich das ganz gewiss gewohnt war – für einen nicht geouteten schwulen Mann gab es nicht viele andere Optionen –, wurde es deshalb ein sehr schwieriges Jahr für mich.

Ich schüttelte die Gedanken ab und ließ meinen Blick über das Publikum schweifen, während ich den Kopf gesenkt hielt. Der Auktionator stellte mich vor und teilte den Bietern mein Angebot und meine Präferenzen mit, was mich erröten ließ. Der Dom stand noch immer in der Nähe meines Käfigs und zögerte keinen Moment, als der Auktionator das Gebot bei zweihundert Dollar ansetzte. Ich fragte mich, ob ich so viel erzielen würde wie das Mädchen vor mir. Ich hoffte darauf. Das Geld war für eine gute Sache – dieses Jahr für das örtliche Tierheim – und ich wollte dafür so viel einbringen, wie ich nur konnte.

Das Gebot stieg dank eines Mannes weiter hinten auf dreihundert Dollar. Von meinem Standpunkt aus konnte ich nicht sehen, wer er war, doch der andere Mann hielt sofort mit einem Gebot dagegen. Ein dritter Kerl versuchte, meinen Dom – ich nannte ihn so, weil ich unbedingt ihm gehören wollte – zu überbieten, doch er bot sofort noch mehr. Einige Zeit lang wetteiferten die drei in Fünfzig-Dollar-Schritten, bis mein Dom das Gebot um ungefähr zweihundert Dollar auf achthundert erhöhte, was Jubelrufe im Publikum auslöste.

»Achthundert, zum Ersten!«

»Neunhundert!«, rief der Mann ganz hinten.

Mein Dom schüttelte den Kopf und hob die Hand. »Eintausend.«

Der Auktionator musterte mich, als würde er versuchen herauszufinden, ob ich tausend Dollar wert sei oder nicht. Ich glaubte ganz sicher nicht, dass ich es war. Mit großen Augen starrte ich meinen Dom an und vergaß dabei völlig das Protokoll.

»Eintausend, zum Ersten!« Der Auktionator sah zu dem anderen Mann, dann wieder zu meinem Dom. »Zum Zweiten!« Die nächste Pause von ein paar Sekunden, dann: »Verkauft!«

Leicht benommen stieg ich von der Bühne und achtete dabei nicht auf den knappen Jockstrap, den ich trug und der mir früher peinlich gewesen war. Für mich zählte nichts anderes als der Dom, der mich gekauft hatte. Mein Dom.

Ich dachte, dass ich nervös sein sollte. Schließlich wusste ich überhaupt nichts über diesen Mann, nicht einmal seinen Namen. Ich hatte Gerüchte über einen Dom gehört, der sich vor einigen Jahren als Serienmörder herausgestellt hatte. Aber ich war nicht nervös, nicht einmal ein bisschen. Er strahlte Selbstsicherheit aus, obwohl ich keinerlei Arroganz an ihm erkennen konnte und ich nicht einmal eine Spur Grausamkeit in seiner Miene entdeckte.

Als er sich mir näherte, dachte ich nicht einmal bewusst darüber nach. Ich fiel auf die Knie und senkte sofort den Kopf.

Er belohnte mich, indem er mein Haar streichelte. »Braver Junge«, murmelte er, bevor er an den Tisch trat, und bei dem Lob wurde ich von einer Wärme erfüllt, die Master Nashs Worte nie hervorgerufen hatten.

Ich wartete und versuchte, gleichmäßig zu atmen, während ich auf seine schwarzen Lederstiefel starrte. Ich hatte den dämlichen Gedanken, dass sie poliert werden müssten – das war etwas, das Master Nash mir beigebracht hatte –, und schüttelte über mein Verhalten beinahe den Kopf, bevor ich mich daran erinnerte, dass ich mich nicht bewegen sollte.

»Junge, du musst das ebenfalls unterschreiben«, sagte mein Dom.

Ich stand auf, ging zum Tisch und schenkte der Frau vor mir ein zögerndes Lächeln. Sie warf mir einen offenen, musternden Blick zu, genau wie der Auktionator vorhin. Ich konzentrierte mich auf das Blatt Papier vor mir, las die Zusicherung – medizinische Probleme offenzulegen, Tabus zu besprechen – und die Verzichtserklärung, dass ich das Asylum für nichts verantwortlich machen würde, was sich hieraus ergeben würde. Ich musste tief einatmen, um nicht zu zittern, als ich unterschrieb, danach gab ich ihr das Blatt zurück.

Sie unterzeichnete unter meiner und der Unterschrift meines Doms – Malcolm Tate, wie ich auf dem Blatt las – und legte es beiseite. »Ich werde es hier aufbewahren. Falls Sie möchten, können Sie später eine Kopie davon haben.«

»Danke«, sagte Mal und wandte sich dann mir zu. »Wie wär's, wenn wir ein ruhiges Plätzchen finden, um uns zu unterhalten, Junge?«

»Ja, Sir«, sagte ich und hielt den Kopf gesenkt.

»Gut.« Er beugte sich zu mir. »Ich weiß, dass wir gerade nur eine Session ausgemacht haben, aber falls ich dich nicht für den ganzen Abend beanspruche, kenne ich mindestens drei andere Männer, die dich belästigen werden.«

Ich war nicht sicher, was er damit meinte. Ich hatte mit mehr als nur einigen der Doms ohne Partner hier gespielt, und keiner von ihnen hatte mich für mehr als eine Session gewollt.

Ich musste mich räuspern, ehe ich etwas sagen konnte. »Ich würde gern bei Ihnen bleiben, Sir.«

»Braver Junge«, sagte er und legte seine Hand auf meinen Nacken. Erneut genoss ich das Lob und die Berührung. »Bleib in meiner Nähe, aber hinter mir, Junge.«

»Ja, Sir.«

Ich folgte ihm durch die Menge, wobei ich einigen Händen ausweichen musste, was mich irritierte. Die Etikette im Dungeon besagte, dass sie mich nicht ohne meine Erlaubnis berühren durften – oder ohne die meines Doms, da es offensichtlich war, dass ich zumindest für den Moment einen hatte. Aber ich war vollkommen auf das konzentriert, was vor mir lag, um mich nicht allzu sehr davon ärgern zu lassen.

Der Haupttrakt des Dungeons erstreckte sich unter dem Gebäude. Er bestand aus Spielbereichen, die mit großen Teppichen unterteilt waren, obwohl ich oft genug gesehen hatte, wie die Einrichtung verschoben worden war. Mein Dom führte mich in eine ruhige Ecke mit einem Sofa, auf der eine ziemlich füllige Frau saß. Ihr Sub kniete zu ihren Füßen.

»Sammy, das ist mein Junge«, sagte mein Dom und deutete auf mich, während er sich auf das andere Ende der Couch setzte. Sofort kniete ich mich zu seinen Füßen, was er mit einem erneuten Streicheln belohnte. Ich liebte den Mein Junge-Teil – nicht der Typ, den ich ersteigert habe, sondern mein Junge – und hoffte, dass es das bedeutete, was ich mir wünschte.

»Hat er noch einen anderen Namen außer Junge?«, fragte sie und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

»Großer Gott, Weib, ich habe ihn gerade erst ersteigert. Ich musste ihn von diesem Chaos wegschaffen.« Er deutete mit einer Hand in Richtung des Veranstaltungsraums, dann drehte er sich zu mir um und hob mein Gesicht an. Ich hob leicht meinen Blick und richtete ihn auf sein Kinn. »Wie heißt du, Junge?«

Falls Mike hätte antworten müssen, hätte er etwas wie Junge, Mistress. Das haben Sie doch gesagt? zu Mistress Jen gesagt und wäre dafür prompt über das Knie seiner Mistress gezerrt worden und hätte den Arsch versohlt bekommen. Obwohl ich liebend gerne herausgefunden hätte, wie es sich anfühlte, über den Schoß dieses Mannes gezogen zu werden und den Hintern voll zu bekommen, wäre es mir lieber, es zumindest im Moment vorher abzusprechen. »Kyle, Sir.«

»Hallo, Kyle«, sagte Sammy zu mir und streichelte über mein Haar. Ich vermutete, dass die beiden gute Freunde meines Doms waren, da sie nicht einmal zögerte, mich zu berühren.

»Weißt du, du könntest mich um Erlaubnis bitten, bevor du anfängst, meinen Jungen zu betatschen«, knurrte mein Dom.

Sammy lachte. »Oh, oh, sieh dir das nur an, Junge«, sagte sie und stupste den Mann zu ihren Füßen an. »Ich glaube, Master Mal hat hier etwas.«

Der andere Sub grinste zu meinem Master hoch. Ich glaubte, ihn Wurde auch Zeit murmeln zu hören, doch ich war mir nicht sicher. Vermutlich versuchte er, sich zu benehmen.

Master Mal gab ihm trotzdem einen Klaps. »Junge, ich habe mich vorhin für dich eingesetzt. Bring mich nicht dazu, das zu bedauern.«

»Ja, Sir«, sagte der andere Sub kleinlaut, doch ich sah ein Glitzern in seinen Augen.

»Kyle, das sind Cam und Mistress Sammy, meine engsten Freunde.«

»Hallo, Mistress.« Ich beugte den Kopf in ihre Richtung und sah danach Cam an. »Hallo, Cam.«

Er lächelte mich breit an. »Ebenfalls hi, Kyle. Freut mich, dich kennenzulernen.« Er sah zu meinem Master auf. »Also, Sir, werden Sie dann spielen?«

»Wenn ich ein paar ruhige Minuten mit meinem Jungen bekomme und wir uns einig werden, ja.«

Mistress Sammy grinste. »Verstanden. Nun, wir werden uns dann mal vorbereiten. Ich nehme den Tisch dort drüben, falls du irgendetwas brauchst. Ich weiß, du bist…«

»Nur weil du eine Mistress bist…«, knurrte mein Master und brachte Mistress Sammy wieder zum Lachen.

Sie tätschelte seine Wange und schnippte dann mit den Fingern vor Cams Nase. »Komm jetzt, Junge. Sehen wir zu, dass wir diesen Arsch rot bekommen. Mal sehen, ob du einstecken kannst, was ich austeilen werde, hm?«

»Ja, Mistress«, sagte Cam, sah mich an und zwinkerte. Ich grinste.

»Kyle«, rief mein Master und ich sah wieder zu seinem Kinn hoch. »Ich möchte, dass du dich neben mich setzt, mich mit meinem Namen – Mal – ansprichst und mit mir frei heraus über deine Grenzen redest.«

»Ja, Sir.«

»Mal.«

Ich schluckte. »Ja, Mal.« Ich stand auf und ließ mich neben ihm auf dem Sofa nieder. Es fühlte sich äußerst merkwürdig an, mit ihm auf gleicher Höhe zu sein. Aber ich musste zugeben, dass mir gefiel, was ich in seinen Augen sah. Sie waren dunkel, beinahe schwarz, und ich mochte die Ernsthaftigkeit, die ich in ihnen entdeckte, die Sorge und die Rücksicht.

Dann lächelte er und ich vergaß zu atmen.

Tiefe Grübchen bildeten sich auf seinen Wangen und diese hinreißenden dunklen Augen funkelten. »Wie wär's, wenn wir damit anfangen: Ich bin Mal Tate. Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte er und reichte mir die Hand.

Ich konnte nicht anders. Ich lachte, weil es mir so lächerlich vorkam. Da war der Mann, der gerade eintausend Dollar bezahlt hatte, um wahrscheinlich meinen Arsch grün und blau zu schlagen, der mir Befehle erteilt und meinen fast nackten Körper angestarrt hatte. Und er stellte sich mir vor. Während ich seine Hand schüttelte, lachte ich weiter unterdrückt. »Kyle Bingham. Freut mich auch, dich kennenzulernen.«

Er lachte leise. »Nun, jetzt wo wir diese Peinlichkeit aus dem Weg geschafft haben…«

Ich lachte wieder.

»Richtig. Lass uns über medizinische Probleme reden.«

»Keine, S– äh, Mal. Keine medizinischen Probleme und ich lasse mich regelmäßig testen.«

Er nickte. »Genau wie ich, dennoch sind Kondome ein Muss, falls irgendetwas Sexuelles passiert.«

Ich nickte ebenfalls. Nicht nur, dass ich darauf hoffte, dass etwas Sexuelles passierte – bitteGottlassessexuellwerden –, ich hoffte auch darauf, dass wir uns öfter und lange genug treffen würden, um keine Kondome mehr zu brauchen. Ich hatte es noch nie ohne getan, aber da war etwas an diesem Mann, das mich dazu brachte, ihm alles geben zu wollen.

Dieser Gedanke jagte mir etwas Angst ein. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Falls ich mich zu sehr auf jemanden einließ, würde ich mich durch irgendetwas verraten und meine Familie würde es herausfinden. Ich hatte nicht übertrieben, dass sie mich enterben würden, und da ihnen im Moment meine Wohnung und mein Auto gehörten, könnte das katastrophale Folgen haben. Oder wäre zumindest eine Zeit lang extrem unbequem. Ganz zu schweigen davon, dass ich meine Familie verlieren würde.

Mal lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch. »Gut. Grenzen und Tabus. Ich habe selbst einige und möchte deine kennen.«

»Ich habe hauptsächlich die, die die meisten Leute auch haben – keine Kinder, keine Tiere, keine Fäkalien, solche Sachen. Ich hasse es, wenn man meine Fußsohlen berührt, und ich kann nicht immer kontrollieren, was ich tue, wenn das passiert. Es ist für alle einfacher, wenn ich nicht in die Verlegenheit komme, nach dem Mann zu treten, der die Peitsche schwingt.«

Er lachte bei diesen Worten. »Kluge Entscheidung. Sonst noch etwas?«

»Keine aufgerissene Haut – jedenfalls nicht mit Absicht. Und dazu zählt so etwas wie ein Knutschfleck nicht. Ich weiß, dass manchmal etwas zufällig passiert, aber ich stehe nicht auf Nadeln oder etwas in der Art.«

Wieder nickte er. »Das ist fair. Ich verletze Haut nicht gerne. Ich habe es ein- oder zweimal unabsichtlich getan, aber ich werde mich um dich kümmern, falls irgendetwas passiert.«

»Ich weiß nicht warum, aber… ich weiß, dass du das wirst. Das klang dämlich«, murmelte ich und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Ich war nicht besonders selbstbewusst, aber für gewöhnlich konnte ich zumindest eine Unterhaltung führen. Mal ließ meine Konversationsfähigkeiten schrecklich verkümmern.

»Nein, hat es nicht. Aber du musst vorsichtig sein. Ich… habe einen Freund verloren, als er nicht sicher war.«

»Das tut mir leid.« Ich blickte auf. »Ich werde vorsichtig sein. Falls wir heute Abend spielen – mein Ausbilder ist hier. Er wird nach mir sehen. Falls ich gehe, muss ich es meinem besten Freund sagen und mich bei ihm abmelden.«

Mal lächelte wieder, dieses hinreißende, breite Lächeln. »Freut mich, das zu hören. Noch irgendwelche Tabus?«

»Körperflüssigkeiten«, platzte ich heraus.

Er blinzelte mich an. »Du… willst sie nicht?«

Ich errötete. »Nein. Ich meine… ich werde dir, äh, einen blasen…« Meine Wangen wurden noch röter. »… äh, und es schlucken. Aber, also, nichts anderes.«

Er streckte den Arm aus, streichelte mit einem Finger über meine Wange und beugte sich dann zu mir. »Ich liebe die Vorstellung, diese Lippen um meinen Schwanz zu sehen«, murmelte er und seine tiefe Stimme und die Worte fuhren geradewegs in meinen Penis. Dieser war seit der Versteigerung nicht erschlafft und jetzt wurde er sogar noch härter. Ich war der Meinung, dass ich ein Wimmern ausstieß, denn Mal lachte dunkel. »Oh, mir gefällt dieser Laut, Junge.«

Diesmal wusste ich, dass ich wimmerte.

Er streichelte erneut meine Wange und setzte sich dann auf. »Unsere Tabus passen ziemlich gut zusammen. Ich habe Grenzen, was die Art von Schmerz angeht, den ich austeile. Ich habe keine Erfahrung mit einschwänzigen Peitschen, gerollten Drachenpeitschen oder Bullenpeitschen.« Ich erschauerte unwillkürlich, was anscheinend die richtige Reaktion war, denn er lächelte wieder. »Gut. Falls du wirklich daran interessiert bist und genug Geduld hast, damit ich es lernen kann, würde ich es irgendwann versuchen, aber im Moment ist es nichts, was ich ausprobieren will. Es gibt genug andere Arten, dich zum Fliegen zu bringen.«

Mir gefiel der Klang von diesem irgendwann wirklich. Ich wusste nicht, ob es etwas hinter der Anziehungskraft seiner Dominanz und Attraktivität war, das mich ansprach, aber ich wollte es. Ich wollte mich darin verlieren, in ihm ertrinken. Andererseits erschreckte mich dieser Gedanke und ich erschauerte leicht, doch ich schob die Angst beiseite. Ich würde es in dieser Nacht nicht herausfinden, und nach der Session hätte ich genug Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken.

»Ist dir kalt? Sie neigen dazu, es hier unten kühl zu halten.« Bevor ich antworten konnte, beugte er sich über das Ende der Couch, wühlte in irgendetwas herum und richtete sich mit einer Decke in der Hand wieder auf. »Hier, leg die um, bis wir spielen.«

Ich blinzelte ihn an, lächelte allerdings dankbar, als er mir die Decke um die Schultern legte. »Danke.«

»Es gibt noch etwas, auf das ich bestehen muss. Wir reden. Immer. Ich will wissen, was los ist. Falls dir kalt ist, dann sag es mir. Gelb ist für den Fall, dass irgendetwas nicht für dich funktioniert.«

»Zitrone«, sagte ich und biss mir auf die Lippe.

»Das ist dein Gelb?«

Ich nickte.

»Gut. Hast du noch andere Safewords?«

»Kirsche für rot. Ich, äh, hab mal den Fehler gemacht, eine Bemerkung darüber zu machen, wie rot mein Arsch ist, und die Session hat sofort aufgehört, was jede Chance auf Subspace vernichtet und ein ziemliches Chaos angerichtet hat.«

Er lachte. »Ich kann verstehen, wie das die Dinge durcheinanderbringen kann. Nun gut. Kirsche und Zitrone.«

Ich biss mir wieder auf die Lippe und versuchte, mir zu überlegen, was ich noch fragen könnte, als er die Hand ausstreckte und meine Lippe zwischen meinen Zähnen hervorzog.

»Wir müssen mit diesen Lippen aufpassen. Der einzige Missbrauch, den sie erdulden sollten, besteht aus meinen Lippen oder meinem Schwanz.«

Gott, wie er solche Sachen so beiläufig erwähnte. Wenn er damit weitermachte, befürchtete ich, dass ich den Abend mit einer großen, weißen Sauerei in meinem Jockstrap beenden würde, noch bevor wir angefangen hatten.

Ich erinnerte mich an eine Frage und war wütend auf mich selbst, weil sie mir nicht früher eingefallen war. »Hast du irgendeine Präferenz, wie ich dich anreden soll?«

»Mir gefällt Master am besten, aber falls du das vergisst, lasse ich es durchgehen, solange du mich weiterhin mit Sir anredest. Für dich bevorzuge ich Junge. Hast du damit ein Problem?«

Ich schüttelte rasch den Kopf. »Nein. Das gefällt mir, Master.«

»Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen. Jetzt noch ein paar Dinge, bevor wir spielen. Ich möchte keine Überraschungen erleben. CBT?«

»Ja, bitte«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen und er lachte. Ich liebte Cock and Ball Torture, liebte es, wenn mein Schwanz und meine Eier gefoltert wurden und hoffte, dass er bereitwillig mitmachen würde.

»Gut, eine meiner liebsten Spielarten. Okay. Cockringe?«

Ich nickte.

»Edgeplay – Orgasmuskontrolle und -verweigerung?«

»OhGottja«, stöhnte ich, bevor ich es verhindern konnte.

Er grinste. »Das ist definitiv eine meiner liebsten Spielarten.« Er betrachtete mich. »Gibt es irgendwelche Utensilien, die du absolut nicht magst?«

»Äh… Abgesehen von Peitschen, nein. Es gibt einige, die ich noch nie gespürt habe, aber nichts, von dem ich weiß, dass ich es nicht mag. Das wären verhandelbare Grenzen.«

»Gut, gut. Bondage? Bewegungseinschränkung?«

Wieder nickte ich. »Eigentlich gefällt es mir, mich nicht bewegen zu können. Dadurch kann ich schneller loslassen.«

»Also gut. Ich denke, ich werde zurechtkommen. Gibt es etwas Besonderes, auf das du heute Abend gehofft hast?«

Ich zögerte. Die Antwort, die ich früher gerne gegeben hatte, hatte mehr als einmal Seufzen und genervte Blicke ausgelöst. Aber er hatte betont, dass er großen Wert auf Offenheit legte, und ich würde nicht lügen. »Ganz ehrlich… Ich möchte Sie zufriedenstellen.« Ich konnte meine Stimme nicht dazu zwingen, lauter zu werden, aber ich war sicher, dass er mich hörte.

Als es mir gelang, ihn wieder anzusehen, war ich von dem schiefen Lächeln überrascht, das auf seinen Lippen lag. »Das ist die beste Antwort, die du geben konntest, Junge.«

Erleichterung durchflutete mich und ich atmete durch.

Sein Lächeln wurde breiter und er neigte den Kopf. »Gibt es ein Problem?«

»Na ja, ich habe auf diese Antwort schon schlechte Reaktionen erhalten.«

»Tja, das sind Idioten«, erwiderte er einfach und zuckte mit einer Schulter. »Nun gut. Bist du bereit?«

Ich holte tief Luft, glitt dann von der Couch, kniete mich hin und senkte den Kopf. »Ja, Master.«

»Wunderschön«, murmelte er und ich starb beinahe, als ich einen Kuss auf meinem Scheitel spürte. »Dann lass uns anfangen, Junge.«

Kapitel 3

Mal

Ich nahm die Decke, stopfte sie unter meinen Arm und hob dann meine Spielzeugtasche auf. Ich betrachtete die verfügbare Ausstattung im Dungeon und entschied mich für eine Spankingbank hinter Sammy und Cam. Dieser Bereich war vermutlich so ruhig und privat, wie es in einem offenen Dungeon möglich war, und als Bonus zeigte ein Spiegel die Seite der Bank, die zur Wand gerichtet war.

»Präsentier dich«, befahl ich meinem Jungen, als wir stehen blieben. Er spreizte leicht die Beine, legte die Hände hinter seinen Rücken und senkte den Kopf. Ich ließ die Spielzeugtasche und die Decke in eine Ecke fallen und ging um ihn herum. »Ich will, dass du den Kopf hebst. Lass den Blick gesenkt, aber sei stolz darauf, dass du ein wunderschöner Junge bist.« Er schluckte und ich lächelte, weil ich liebte, was mein Lob bei ihm auslöste. »Du bist wunderschön«, sagte ich und trat an seine Seite, nahe genug, dass er meine Wärme spüren konnte, doch ohne ihn zu berühren.

»D-danke, Master«, flüsterte er.

»Von jetzt an keine Worte mehr. Du darfst alle anderen Laute von dir geben, die du willst, aber du wirst deine Worte für dich behalten, außer ich stelle dir eine direkte Frage. Hast du verstanden?«

»Ja, Master.« Er schluckte wieder.

Ich gab der Versuchung nach, mit einer Hand über seine Brust zu streichen, dann glitt ich mit den Fingerspitzen über seine Nippelringe. »Wie lange hast du die schon?«

»Seit einem halben Jahr, Master.«

»Dann ist alles verheilt?« Ich wusste nicht genau, wie lange so etwas brauchte, aber ich würde nichts riskieren.

»Ja, Master.«

»Gut.« Ich drehte einen der Ringe und zog sanft daran. Zufrieden registrierte ich, wie er darum kämpfte, ruhig stehen zu bleiben. Er biss sich auf die Lippe und ich war sicher, dass es ein Versuch war, seine Worte zurückzuhalten. »Mach das nicht mehr«, sagte ich und zog die Lippe unter seinen Zähnen hervor. »Das ist eine Angewohnheit, die du dir abgewöhnen musst, Junge. Du kannst deine Worte für dich behalten, ohne das zu tun.«

Er schluckte wieder und nickte als Antwort, da ich keine Frage gestellt hatte.

Ich liebte seinen Gehorsam. Erneut umrundete ich ihn und strich mit meiner Hand über seine schlanken Muskeln. Seine glatte Haut fühlte sich gut unter meiner Berührung an und ich konnte es nicht erwarten, sie zu markieren. Ich blieb vor ihm stehen und musterte ihn eine Zeit lang, ehe ich sein Gesicht umfasste und dem Verlangen nachgab, meine Lippen auf seine zu legen. Er öffnete sofort den Mund und ich stieß meine Zunge hinein, um ihn zu schmecken. Er war köstlich. Ich glaubte nicht, dass ich jemals etwas so Wunderbares geschmeckt hatte. Da war eine Süße, die ich nicht zuordnen konnte, Minze, die zweifellos von Zahnpasta stammte, aber darunter war noch etwas anderes, das ich für absolut süchtig machend hielt.

Ich ließ meine Zunge an seiner entlanggleiten, neckte und erforschte ihn. Ich spürte das Stöhnen mehr, als dass ich es hörte, und es fuhr direkt in meinen bereits harten Schwanz. Das Leder meiner Hose hatte sich noch nie so eng angefühlt und sein sündiger Mund machte es nur schlimmer. Ich wusste, dass ich ihn irgendwo anders spüren musste, bevor wir anfingen, da ich sonst auf keinen Fall bis zum Ende durchhalten würde.

Ich unterbrach den Kuss und wir beide keuchten laut bei dem Versuch, wieder Luft zu bekommen. Sein Blick klebte an meinem Mund und ich liebte das Verlangen auf seinem Gesicht, während er damit kämpfte, sich zu beruhigen. Ich wartete, bis ich überzeugt war, dass er sicher auf beiden Beinen stand, dann trat ich einen Schritt zurück.

»Zieh den Jockstrap aus.« Es war Zeit, alles von ihm zu sehen.

Hastig kam er meinem Befehl nach und hielt den Jockstrap in seiner Hand, als er fertig war. Nachdem ich ihm das Kleidungsstück abgenommen hatte, begab er sich sofort wieder in seine Präsentationspose. Sein Schwanz war lang und dünn, leicht nach oben gekrümmt und bereits wunderbar hart und rot. Ein dicker Silberring glitzerte an seiner Spitze.

Ich berührte ihn, sah zu seinem Gesicht auf und dann wieder hinunter auf den Ring. »Ist das verheilt, Junge?«

»Ja, Master«, sagte er atemlos und ich drehte den Ring und zog ein bisschen daran. Er stöhnte etwas lauter und gab dem Zug leicht nach, doch ansonsten bemühte er sich sichtlich stillzuhalten.