Omega-Glück mit Hindernissen - Grace R. Duncan - E-Book

Omega-Glück mit Hindernissen E-Book

Grace R. Duncan

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Beschreibung

Liam ist krank. Das sollte für ihn als Wolfsgestaltwandler eigentlich gar nicht möglich sein und doch stimmt irgendetwas nicht mit ihm und das könnte seine Zukunftsaussichten als Omega auf eine eigene Familie und Kinder zunichtemachen. Als er schließlich notgedrungen einen Arzt aufsucht, stellt sich die Krankheit als vergleichsweise unproblematisch dar, ihre Behandlung dagegen durchaus. Als er in Hitze an seinem Arbeitsplatz auftaucht, könnte die ganze Situation in einer Katastrophe enden – wäre da nicht sein Chef Mason, der schon seit Jahren versucht, Liam näherzukommen und ihn ohne zu zögern als seinen Gefährten akzeptieren würde. Doch in Liams Vergangenheit lauern alte Verletzungen und Ängste, die es ihm schwer machen, Mason zu vertrauen. Wird er sich seinem Alpha öffnen können und ihnen beiden so die Chance auf eine Zukunft voller Liebe geben?

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Seitenzahl: 361

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Oktober 2022

Für die Originalausgabe:

© 2017 by Grace R. Duncan

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Three Hearts«

Published by Arrangement with Grace Duncan

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2022 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: Print Group Sp.z.o.o. Szczecin (Stettin)

Lektorat: Katherina Ushachov

ISBN-13: 978-3-95823-969-2

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Charlotte Roiß

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Liam ist krank. Das sollte für ihn als Wolfsgestaltwandler eigentlich gar nicht möglich sein und doch stimmt irgendetwas nicht mit ihm und das könnte seine Zukunftsaussichten als Omega auf eine eigene Familie und Kinder zunichtemachen. Als er schließlich notgedrungen einen Arzt aufsucht, stellt sich die Krankheit als vergleichsweise unproblematisch dar, ihre Behandlung dagegen durchaus. Als er in Hitze an seinem Arbeitsplatz auftaucht, könnte die ganze Situation in einer Katastrophe enden – wäre da nicht sein Chef Mason, der schon seit Jahren versucht, Liam näherzukommen und ihn ohne zu zögern als seinen Gefährten akzeptieren würde. Doch in Liams Vergangenheit lauern alte Verletzungen und Ängste, die es ihm schwer machen, Mason zu vertrauen. Wird er sich seinem Alpha öffnen können und ihnen beiden so die Chance auf eine Zukunft voller Liebe geben?

Für Trish:

Ohne dich würde es dieses Buch gar nicht geben.

Ich kann dir nicht genug für alles danken – insbesondere dafür, dass du meine schlechte Kommasetzung und unmöglichen gleichzeitig ablaufenden Handlungen ertragen hast.

Du bist toll!

Für Sara,

die mich wie immer unterstützt und ermutigt hat.

Ohne dich hätte ich schon längst aufgegeben.

Und natürlich für Joe,

der die Geduld eines Heiligen und immer Verständnis für mein Bedürfnis zu schreiben hat.

Kapitel 1

Liam

Als der Wecker klingelte, brachte ich ihn mit einem Schlag zum Schweigen und verkroch mich noch tiefer in mein Kissen. Aufstehen war das Letzte, was ich wollte. Obwohl ich geschlafen haben musste, hatte ich absolut keine Energie. Ich konnte mich nicht erinnern, in der Nacht aufgewacht zu sein, und ich wusste, dass ich um zehn Uhr ins Bett gegangen und ziemlich schnell eingeschlafen war.

Ich gab mich einen Moment lang dem Selbstmitleid hin. Als Wolfswandler sollte ich nicht krank sein. Ich sollte durch gewöhnliche Dinge gar nicht krank werden können. Und falls doch, sollte ich in der Lage sein, mich innerhalb von ein oder zwei Tagen zu erholen. Unsere Verletzungen hielten uns nie länger als ein oder zwei Tage auf, und das auch nur, wenn sie schwer waren. Wir bekamen keine Krankheiten, vor allem keine menschlichen. Und wenn wir es doch einmal schafften, uns mit etwas anzustecken, das unsere Wolfs-Immunität angriff, erholten wir uns schnell davon.

Es gab Gerüchte, dass in der Wolfspopulation eine Form von Krebs ausgebrochen war. Das machte mir mehr als nur ein bisschen Angst, besonders wenn man bedachte, was auch immer in letzter Zeit mit mir los war. Das war ein Grund, warum ich noch nicht zum Arzt gegangen war. Ich war mir nicht sicher, ob ich hören wollte, was man mir dort sagen würde.

Denn ich war auch kein typischer männlicher Shifter. Ich gehörte zu einer seltenen Art, die Idioten gerne Omega nannten. Ich wusste nicht, ob sie es ironisch meinten, denn der Name war aus falschen Annahmen der Menschen über wilde Wölfe entlehnt. Aber Omega war definitiv eine falsche Bezeichnung. Früher hatte es schwach bedeutet. Sozusagen das untere Ende der Hackordnung in einem Wolfsrudel. Ich war zwar kleiner, aber das war genauso wenig ein Hinweis auf meine Stärke wie mein hellbraunes Haar.

Omegas sind genauso stark wie viele andere Wölfe und auch genauso schnell. Die meisten Wölfe schauen nicht auf uns herab, und wir sind auch nicht die Letzten, die etwas tun dürfen oder etwas bekommen. Sicher, es gibt immer einige, die darauf bestehen, dass wir weniger wert sind. Wahrscheinlich handelt es sich dabei hauptsächlich um Neid, aber es war nicht immer leicht, sich daran zu erinnern, als ich gehänselt wurde.

Nein, was uns einzigartig machte, war, dass Omegas Jungen austragen und zur Welt bringen konnten.

Wie die Wölfinnen kamen auch Omegas einmal im Monat in Hitze, normalerweise vier Tage lang um den Neumond herum. Manchmal mehr oder weniger; das war so individuell wie bei menschlichen Frauen. Wir Wölfe, sowohl die Omegas als auch die Wölfinnen, nahmen ein Verhütungsmittel ein, das unsere Hitze unterdrückte. Ich hatte keine Ahnung, wie das mit unserem Stoffwechsel funktionierte, aber offenbar wussten die Wissenschaftler der Shifter viel mehr als ich. Wenn der Neumond näher rückte, nahm ich also zweimal am Tag eine Pille und voilà – keine Hitze.

Das war auch gut so, denn die Hitze war zum Kotzen.

Es war die schlimmste Geilheit, die es gab. Ich konnte mir vier Tage lang ununterbrochen einen runterholen und es verschaffte mir keinerlei Erleichterung. Selbst mehrere Dildos in meinem Hintern machten keinen Unterschied. Das Einzige, was half, war das Einzige, was ich mir bisher nie erlaubt hatte – Sex mit einem Alpha zu haben.

Ja, es gab Alphas. Es lag allein an einem genetischen Marker in ihrem Blut. Die meisten von ihnen waren ein bisschen größer als der durchschnittliche Wolf, manche ein bisschen stärker. Aber es gab keine großen Unterschiede. Und ich hatte noch keinen Alpha mit der Art von Arschloch-Attitüde kennengelernt, die man ihnen so gerne nachsagte. Sie wurden Alphas genannt, weil man sie zuerst entdeckt hatte. Alphawölfe waren die einzigen, die einen Omega schwängern konnten, was wahrscheinlich an diesem genetischen Marker lag. Das war wissenschaftlich erforscht, was aber nicht bedeutete, dass ich es verstand.

Der Rest der Wolfspopulation hatte keine spezielle Bezeichnung. Wenn man kein Alpha oder Omega war, war man einfach ein normaler Wolf.

Aber auch wenn ich noch nicht bereit war, einen Gefährtenbund einzugehen, wollte ich eines Tages Welpen haben. Deshalb hatte ich auch große Angst davor, was der Arzt mir sagen würde. Was, wenn etwas nicht in Ordnung war und ich keine Welpen bekommen konnte?

Aber ich musste meine Angst überwinden. Das ging nun schon seit zwei Monaten so. Obwohl ich mich an Vollmond verwandelt hatte – es passierte einfach, wir hatten keine Wahl – und Sport trieb oder Laufen ging, wenn ich konnte, hatte sich mein Zustand nicht gebessert.

Ich war erschöpft. Die ganze Zeit über. Mir wurde plötzlich kalt. Und ich vergaß immer wieder Dinge. Blöde kleine Details, die mich verrückt machten. Das musste aufhören.

Seufzend drehte ich mich um und schaute auf die Uhr. Selbst wenn ich meinen müden Hintern sofort aus dem Bett hieven würde, würde ich es niemals pünktlich zur Arbeit schaffen. Aber mein Chef, Jack, war bestimmt schon da, also schnappte ich mir mein Handy vom Nachttisch und lehnte mich zurück. Ich rief meine Kontakte auf und wählte seine Nummer. Es klingelte kaum zweimal, bevor er abnahm.

»Hey, Liam!«

Ich konnte mir ein Kichern bei der Begrüßung nicht verkneifen. »Hey, äh... ich kann heute nicht kommen. Ich weiß, ich war in den letzten Monaten oft krank, aber –«

»Sag mir, dass du endlich zum Arzt gehst«, sagte Jack, und in seiner Stimme schwang Hoffnung mit. Jack war nicht nur mein Chef, sondern wahrscheinlich auch mein engster Freund. Ja, mit Freunden zu arbeiten, war nie eine gute Idee. Aber bei Jack und mir funktionierte es. Ich wollte nie ins obere Management. Ich war glücklich mit meiner Position und meiner Arbeit. Deshalb war ich auch froh, als Jack die Beförderung bekommen hatte, die er sich so gewünscht hatte.

»Ja«, sagte ich und atmete tief durch. »Ich rufe an, sobald er aufmacht.«

»Das wurde auch Zeit, verdammt«, brummte Jack. »Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht.«

»Ich weiß, ich weiß. Je nachdem, was er sagt, bin ich wahrscheinlich morgen wieder da.«

»Nimm dir ein paar Tage Zeit. Kurier dich aus. Mir ist es lieber, du ruhst dich aus, erholst dich und kommst dann in alter Stärke zurück.«

Jack hatte recht. Vielleicht gefiel es mir nicht, aber er hatte recht. »Ich checke trotzdem meine E-Mails«, sagte ich. Dass er recht hatte, bedeutete nicht, dass es mir auch recht war. In den letzten zwei Monaten hatte sich einiges an Arbeit angehäuft, und ich war so weit im Rückstand, dass ich mich langsam fragte, ob ich das jemals wieder aufholen könnte. »Scheiße«, stöhnte ich. »Die Budgets sind fällig. Mason bringt mich um, wenn ich sie nicht diese Woche abgebe.«

»Ich sage Mason, er soll sich verpissen. Er wird warten müssen.«

»Jack! Er ist unser CFO. Du kannst ihm nicht einfach sagen, dass er sich verpissen soll, das kostet dich den Job.«

Jacks unverbindliches Summen beruhigte mich nicht im Geringsten.

»Hör mal...«, sagte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Ich komme auf dem Heimweg von der Arztpraxis vorbei und hole die Unterlagen für die Budgets ab, okay? Ich erledige es so weit es geht von zu Hause aus.«

Jack hielt einen Moment lang inne und sagte schließlich: »Ich schicke sie dir per Kurier. Schick mir eine Nachricht, wenn du weißt, wann dein Arzttermin ist. Danach schicke ich dir die Budgetunterlagen.«

Er konnte manchmal eine echte Nervensäge sein. Vor allem, wenn er recht hatte.

»Gut«, brummte ich ungnädig. Was auch immer ich hatte, es hatte schon genug meiner Zeit und Energie in Anspruch genommen.

»Gut. Meld dich, wenn du mehr weißt. Und schlaf ein bisschen!«

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich merkte, dass Jack aufgelegt hatte. Ich schüttelte den Kopf und legte mein Handy weg.

Ich hatte Jack nicht von meiner Angst vor Krebs erzählt. Er würde mir sagen, dass ich mir zu viele Sorgen machte. Dass ich bestimmt etwas anderes hatte, zum Teil, weil er mich beruhigen wollte, und zum Teil, weil er es selbst nicht glauben wollte.

Also behielt ich es für mich.

Bevor ich es mir ausreden konnte, nahm ich mein Telefon wieder in die Hand. Mit einem tiefen Atemzug wählte ich die Nummer des Arztes.

Ich war kein besonderer Fan von Arztpraxen. Ich landete immer in einem Kittel, der nicht einmal meinen Hintern bedeckte, und hatte nichts weiter als eine dünne Schicht Papier, um mich warm zu halten. In Anbetracht der Tatsache, dass mir in letzter Zeit so kalt war, war es dieses Mal noch schlimmer. Zum Glück brachte mir eine Helferin ein richtiges Laken anstelle des Papiertuchs, und das half zumindest ein bisschen. Außerdem ließ ich meine Socken an.

Mein Hintern war allerdings immer noch im Freien.

Ich schüttelte den Gedanken ab, während ich darauf wartete, dass Dr. Phillips hereinkam. Alles würde gut werden. Was auch immer ich hatte, würde vorübergehen. Ich wiederholte es in meinem Kopf wie ein Mantra, bis sich die Tür öffnete.

Dr. Phillips war einer dieser Ärzte, bei denen man sich sofort wohlfühlte, wenn er den Raum betrat. Das sollte eigentlich nicht möglich sein – er war groß, hatte definierte Muskeln und durchdringende graue Augen –, aber genau so war es. Ich spürte, wie ich mich zum ersten Mal seit zwei Monaten entspannte.

»Guten Tag, Liam. Wie geht es Ihnen?«, fragte er, während er zum Waschbecken hinüberging und sich die Hände wusch.

Ich atmete tief durch. »Eigentlich nicht so gut, Doktor.«

»Sagen Sie mir, was los ist.«

Ich biss mir auf die Lippe, weil ich zu sehr darauf konzentriert war, wie er sich die Hände abtrocknete, und schüttelte mich ein wenig, weil ich mich so einfach ablenken lassen hatte. »Ich bin erschöpft. Ständig eigentlich. Seit Wochen schon. Mir ist die ganze Zeit kalt, selbst wenn es im Zimmer warm ist. Und mein Gehirn fühlt sich an, als würde es nur noch halb so schnell arbeiten – als würde ich durch einen Nebel laufen, die ganze verd– Entschuldigung, die ganze Zeit über.«

Dr. Phillips gluckste und hob eine Hand. »Sprechen Sie ruhig, wie Sie möchten.« Er trat näher, legte seine Hände rechts und links an meinen Hals und fuhr dann mit leichtem Druck nach oben. »Irgendwelche anderen Symptome?«

Ich überlegte, aber diese hatten mir schon gereicht. »Nicht, dass ich wüsste.«

»Wie steht es mit Ihrer Hitze?«

Ich versuchte, nicht zu erröten. »Ich nehme das Medikament zur Unterdrückung«, murmelte ich. »Na ja, außer einmal. Die Apotheke hatte es nicht mehr.«

Er zog sich zurück und musterte mich. »Wann war das?«

Ich biss mir auf die Lippe und überlegte. »Wenn ich ehrlich bin...« Ich blinzelte. »Ich glaube, es war kurz bevor das hier anfing.«

Er nickte, dann ging er zum Computer, um eine Notiz zu machen. »Wie lange nehmen Sie das Medikament schon?«

»Seit ich mit sechzehn meine erste Hitze hatte.« Es kostete mich alles, ruhig zu bleiben. Ich wollte knallrot werden, aber das war lächerlich. Er stellte mir einfache medizinische Fragen, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen heiß wurden.

»War die Hitze, die Sie erlebt haben, normal?«

Ich runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe nur ein paar durchgemacht. Aber mir ist nichts Besonderes aufgefallen.«

Dr. Phillips nickte wieder und tippte weiter. »Ich werde ein paar Bluttests anordnen, aber ich glaube, ich weiß, was los ist.«

Ich blinzelte. »Und zwar?«

»Nun, ich weiß nicht, ob ich das sagen will, bevor ich die Ergebnisse habe, aber...« Er schürzte die Lippen. »Ich denke, die plötzliche Hitze hat Ihre Hormone aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Medikament zur Unterdrückung ist selbst ein Hormon, das Sie gar nicht erst in Hitze kommen lässt, wissen Sie?«

»Ja.«

»Ihr Körper ist also seit Jahren daran gewöhnt, dieses Hormon zu bekommen. Und dann hatte er es plötzlich nicht mehr.«

»Aber...« Ich zog die Stirn in Falten. »Aber ich dachte, ich würde mich davon erholen?«

»Das werden Sie. Aber es wird länger dauern. Das Omega-Gen verlangsamt einige dieser Heilungsprozesse. Mit Schnitten, Kratzern und Prellungen kann Ihr Organismus leicht umgehen. So etwas wie das hier ist allerdings deutlich langwieriger. Und die zusätzlichen Hormone, die ein Omega-Gen mit sich bringt, spielen auch noch eine Rolle. Aber zuerst die Bluttests. Ich möchte Sie auch noch untersuchen.«

Ich wurde rot. Ich hatte so eine Ahnung, was gleich passieren würde. Ich wurde alle paar Jahre untersucht, damit ich das Rezept für das Unterdrückungsmedikament bekam. Aber das letzte Mal war schon ein paar Jahre her und ich war bei einem anderen Arzt gewesen. Ich hatte jedes Mal Angst vor der Untersuchung.

Dennoch tat ich mein Bestes, um nicht zu zappeln oder darüber nachzudenken, als er die Helferin rief, um mir Blut abzunehmen. Einen schmerzhaften Stich und ein paar Ampullen später klopfte sie mir auf die Schulter und ging. »Spätestens in ein paar Stunden haben wir die Ergebnisse.«

Shifter-Labore mussten schnell arbeiten. Wenn etwas mit uns nicht in Ordnung war, blieb meistens nicht mehr viel Zeit. Genauso, wie wir schnell heilten, breitete sich auch die Krankheit aus, falls wirklich einmal etwas nicht mit uns stimmte. Wahrscheinlich hatte ich deshalb so schnell gemerkt, dass ich krank war.

»Also gut. Lehnen Sie sich bitte zurück.«

Ich atmete tief durch, tat, was er verlangte, und streckte mich auf dem unbequemen Untersuchungstisch aus. Er legte das Laken so, dass es gerade meine Genitalien bedeckte, und zog den Kittel hoch. Er drückte auf meinen Unterbauch, und ich schwieg, damit er sich konzentrieren konnte.

Wir Omegas hatten eine ruhende Gebärmutter in unserem Unterleib. Wir waren keine Hermaphroditen oder dergleichen. Wir besaßen keine voll funktionsfähigen Eierstöcke, sondern hatten eine begrenzte Anzahl von Eiern in unserem Pseudo-Uterus gespeichert. Falls ich Sex mit einem Alpha hätte, würden seine Hormone das Organ erwecken und die Freisetzung der Eier veranlassen – in der Regel ein einzelnes.

Über den anderen Teil dieses Prozesses – die eigentliche Geburt – dachte ich lieber nicht nach. Einige Omegas entschieden sich einfach für einen Kaiserschnitt. Ich war mir nicht sicher, ob ich auf diese Weise entbinden wollte, aber ich war auch nicht besonders scharf darauf, darüber nachzudenken.

Denn es gab nur einen anderen Weg, den das Baby nehmen konnte.

Der Zugang zur Gebärmutter erfolgte – ja genau – durch das Rektum. Eine zusätzliche kleine Öffnung am oberen Ende war normalerweise versiegelt. Auch sie wurde von den Alphahormonen geöffnet, sodass wir schwanger werden konnten. Danach versiegelte sie sich wieder und schützte die Gebärmutter vor Schmutz und Bakterien. Und auf diesem Weg kam das Baby auch heraus. Als müsste man auf die Toilette, nur in einer ganz anderen Dimension. Und mit großen Schmerzen, denn anders konnte etwas von der Größe eines Babys diese Öffnung nicht passieren.

Ja, darüber wollte ich nicht nachdenken.

Das bedeutete natürlich auch, dass der Arzt, als er mein Organ untersuchte, auch mein Rektum und meine Prostata untersuchte. Apropos – zusätzlich zu der Gebärmutter und den Eiern konnten wir auch feucht werden. Ich meine, das machte wohl Sinn. Unsere Körper waren für die Fortpflanzung gemacht, also war es nur vernünftig, dass sie sie so einfach wie möglich machten. Aber es war verdammt peinlich, wenn es passierte, wenn wir nicht allein zu Hause waren. Einmal war ich beim Tagträumen auf der Arbeit so heiß geworden, dass ich einen nassen Fleck auf meiner Hose hatte. Mehr als peinlich.

Und wenn der Arzt mich untersuchte, bekam ich nicht nur einen Ständer, sondern wurde auch noch feucht.

Ich fügte mich in das Unvermeidliche, holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen, als er meine Position veränderte. Ich habe es schon immer gehasst, meine Füße in diesen Bügeln zu haben – auch, weil sie eiskalt waren –, aber ich mochte die Position einfach nicht. Eines Tages würde ich einen Alpha zwischen meinen Beinen haben, der mich fickte und seinen Knoten in mir versenkte, und ich würde von ihm schwanger werden. Irgendwann. Bis dahin würde ich es wirklich vorziehen, meinen Arsch für mich zu behalten.

Seine Handschuhe schnalzten, ich spürte die Wärme der Lampe auf meinem Hintern, und dann murmelte der Arzt: »Ich berühre Sie jetzt von außen.«

Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, während er mir den Ablauf erklärte. Ich konnte es fühlen, ich brauchte es nicht auch noch zu hören. Also blendete ich seine Worte aus und versuchte, die unsexysten Dinge heraufzubeschwören, die ich konnte.

Das betraf in der Regel Frauen.

Das lag nicht nur daran, dass ich ein Omega war. Nicht alle Omegas waren schwul. Aber ich war es. Ich liebte Männer. Ich liebte ihren Geruch, ihr Aussehen.

Ich dachte an eine nackte Frau und stellte mir riesige, wackelnde Titten vor, und zum Glück blieb mein Schwanz schlaff. Obwohl mir auch ein wenig übel wurde, überstand ich die gesamte Untersuchung, ohne erregt zu werden.

»Alles sieht normal aus und fühlt sich auch so an«, sagte Dr. Phillips, schaltete das Licht aus und setzte sich auf.

Ich verschwendete keine Sekunde, dasselbe zu tun. »Okay, also...?«

»Sie sollten problemlos in der Lage sein, Welpen zu bekommen. Wenn die Laborergebnisse so ausfallen, wie ich es erwarte, kann ich Ihnen ein Hormonpräparat verschreiben, das Sie stabilisiert und Ihrem Wolf hilft, sich etwas schneller zu erholen. Es ist nicht perfekt, aber Sie sollten nicht mehr so erschöpft sein.« Er zögerte, und mein Herz schlug ein wenig schneller. »Es gibt nur einen Haken.«

Das hörte sich nicht gut an. Ich schluckte. »Welchen denn?«

»Sie können das Medikament gegen die Hitze nicht einnehmen. Es wirkt dem Hormon direkt entgegen und macht es damit unwirksam.«

Nun, ich war mir nicht sicher, ob das so schlimm war. Es waren ungefähr vier Tage. Vier Tage extremer Geilheit, aber damit war ich schon einmal klargekommen. Und wenn es das Hormonungleichgewicht beseitigte? Dann war es das wert. Ich nickte. »Okay.«

»Es gibt mögliche Nebenwirkungen. Nichts Lebensbedrohliches«, sagte er, als sich meine Augen weiteten. »Sie könnten außerhalb des Neumonds Hitzesymptome zeigen – vielleicht sogar eine echte Hitze erleben. Ebenfalls möglich sind leichte Übelkeit und Kopfschmerzen, aber die sollten schnell vergehen.«

»Hitzesymptome?«

Dr. Phillips lächelte leicht. »Ja. Wenn es nur die Symptome sind, sollte es sich die ganze Zeit über wie eine leichte Hitze anfühlen. Andernfalls...« Er brauchte es nicht zu erklären. Ich wusste sehr wohl, wie sich eine Hitze anfühlte.

Scheiße. Vier Tage waren eine Sache. Aber ständig? Ich hatte keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte. Aber ich hatte es satt, müde zu sein und mich zu fühlen wie in Watte gepackt. Welche andere Wahl hatte ich denn? Erneut nickte ich.

»Gut. Sie können sich anziehen, und ich sehe nach, ob die Testergebnisse schon da sind. Wenn ja, kann ich Ihnen das Rezept ausstellen, bevor Sie gehen.« Damit tätschelte er mir das Knie und ging hinaus.

Während ich meine Kleidung wieder anzog, betete ich zu allen möglichen Göttern, dass es ohne Nebenwirkungen funktionieren würde. Mich beschlich die leise Ahnung, dass ich nicht so viel Glück haben würde.

Ich starrte auf die Pillenflasche auf dem Küchentisch. Sie verspottete mich, verhöhnte mich. Ich hatte gerade die Budgetunterlagen auf der Theke meiner Einzimmerwohnung ausgebreitet, aber mich noch nicht dazu durchringen können, das Medikament zu nehmen.

Das war lächerlich. Ich musste es nehmen. Ich brauchte meine verdammte Energie zurück. Mit einem Knurren schnappte ich mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schluckte die verdammte Pille, bevor ich eine weitere Ausrede finden konnte.

Natürlich hatte ich an diesem Nachmittag noch mit dem vernebelten Gefühl und der Erschöpfung zu kämpfen. Ich gab jedoch früher als sonst nach und ging zu Bett. Am nächsten Tag würde ich weiter an den Budgetunterlagen arbeiten müssen, aber hoffentlich zeigte das Medikament bis dahin eine erste Wirkung.

Oh ja, es wirkte.

Ich wachte zum ersten Mal seit Monaten mit Energie auf. Und ich wachte auch verdammt geil auf. So viel zu den Nebenwirkungen. Warum konnte ich keine Kopfschmerzen haben? Oder Übelkeit? Damit hätte ich besser umgehen können.

Das bedeutete auch, dass ich dem Büro fernbleiben musste, bis sich herausstellte, ob die Symptome abklangen oder ob es sich um eine echte Hitze handelte, vor der Dr. Phillips mich gewarnt hatte. In Hitze im Büro aufzutauchen, war allgemein verpönt. Meine Firma war ziemlich offen und entspannt. Außerdem bestand sie zu etwa drei Vierteln aus Menschen und nur zu einem Viertel aus Shiftern. In meiner Abteilung gab es außer mir nur zwei.

Aber es gab andere, darunter zwei Alphas. Und wenn ich in Hitze wäre, würden sie es merken. Sie würden mich von der anderen Seite des Stockwerks aus riechen. Zumindest wäre es unangenehm. Und im schlimmsten Fall? Nun, ein paar Alphas waren sogar wegen sexueller Nötigung schon mal angezeigt worden. Das wollte ich niemandem antun. Ich wusste, wie schwer unsere tierischen Seiten manchmal zu handhaben waren. Wenn der Paarungstrieb in ihnen wütete, musste es noch schwieriger sein.

Trotzdem waren sie halb menschlich. Letztendlich lag es also an ihnen, sich zu kontrollieren und sich nicht irgendeinem armen Omega aufzuzwingen. Aber wenn ich diese Situation ganz vermeiden könnte, würde ich es tun.

Ich rief Jack an und erzählte ihm, was der Arzt gesagt hatte. Wir sprachen eine Weile über die möglichen Nebenwirkungen und darüber, ob ich zu ihm kommen sollte oder nicht. Widerwillig stimmte ich zu, ein paar Tage abzuwarten, ob meine Energie wirklich zurückkehrte – es gefiel mir immer noch nicht, meine Arbeit aufzuschieben. Falls ja, würden wir uns dann mit einer möglichen Hitze befassen.

Am zweiten Tag war mir jedoch klar, dass ich voll in Hitze war. Ich wollte die Wände hochgehen. Ich hatte mir öfter einen runtergeholt, als ich zählen konnte, aber es half nichts mehr. Mein Schwanz war wund und mein Hintern klitschnass. Und meine Träume zählten zu den erotischsten meines Lebens.

Meine Energie war jedoch wieder da. Sobald ich mit der umgehen lernte, könnte ich zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehren, bis meine Hormone wieder im Einklang waren.

Ich versuchte, mich in meine Arbeit zu stürzen und meinen Schwanz und meinen Hintern zu ignorieren. Eine Zeit lang gelang mir das, und ich konnte einen Großteil des Budgets abarbeiten. Ich schaffte es, meine Assistentin Karen anzurufen, einige Dinge mit ihr zu klären und sogar eine Dienstreise zu planen.

Ich liebte meine Arbeit. Ich schulte Ausbilder darin, wie man Leute in die von meinem Unternehmen entwickelte Software einwies. Ich half ihnen, ihre Fähigkeiten zu verbessern, und bewertete sie, um sicherzustellen, dass sie unseren Standards entsprachen. Außerdem half ich dabei, unsere Kurse bei den Unternehmen zu bewerben, die unsere Software verwendeten.

In meiner Abteilung gab es neben den Ausbildern nur zwei weitere Mitarbeiter. Einige der Ausbilder arbeiteten freiberuflich, andere waren fest angestellt, aber Gott sei Dank hatte ich keine Personalverantwortung. Jack übernahm diesen Part. Ich war nur für den Unterricht und die Evaluierung zuständig.

Ich war dankbar, dass ich einen Großteil meiner Arbeit von zu Hause aus erledigen konnte. Also tat ich genau das. Aber am Ende der Woche musste ich die Budgetunterlagen einreichen und noch einige andere Dinge mit Karen erledigen, und es wurde mir klar, dass sich zwar die Symptome meines Hormonungleichgewichtes beruhigt hatten, meine Hitze aber nicht verschwinden würde.

Zum ersten Mal seit Jahren war ich nervös, als ich das Büro betrat. Ich war früh da, um möglichst wenigen Leuten zu begegnen. Ich hatte keine Ahnung, was meine Hitzepheromone mit den Nicht-Alpha-Wölfen im Büro anstellen würden, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es herausfinden wollte. Sie waren zwar keine Alphas, hatten aber trotzdem den gleichen Sexualtrieb wie Alphas und reagierten auf weibliche Hitzepheromone, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich auch auf meine reagieren würden.

Ich schloss mich den Vormittag über in meinem Büro ein und kam nur einmal heraus, um auf die Toilette zu gehen. Der große nasse Fleck, den ich auf meiner Unterwäsche entdeckte, ärgerte mich zu Tode, aber er ging wenigstens nicht bis auf die Hose durch. Ich eilte zurück in mein Büro und schloss mich wieder ein.

Karen hatte Mittagessen bestellt, Gott segne ihre Menschlichkeit, und wir aßen in meinem Büro und besprachen Meetings, Reisen und dergleichen. In den nächsten Monaten hatte ich einen vollen Terminkalender, aber ich freute mich darauf. Ich liebte es, für die Arbeit zu reisen, auch wenn ich normalerweise keine Zeit für Sightseeing hatte.

Als sie ging, konnte ich meinen Schwanz nicht mehr ignorieren. Das Einzige, was ich noch zu tun hatte, war, die Budgetberichte bei unserem Finanzchef Mason Hayes abzugeben, und dann konnte ich nach Hause gehen und mir für den Rest des Abends... und des Wochenendes einen runterholen. Mit hämmerndem Herzen sammelte ich die Papiere ein und tat mein Bestes, ruhig zu atmen, als ich mit dem Aufzug in den obersten Stock fuhr. Ich sagte mir die ganze Fahrt über, dass ich mich entspannen sollte, aber mein Körper war so durcheinander, dass er nicht darauf hören wollte.

Ich wandte mich an seine Assistentin, eine hübsche Menschenfrau namens Sara, die ein strahlendes Lächeln und ebenso helles Haar hatte. Ich mochte sie, und wann immer ich mit ihr zu tun gehabt hatte, war sie nett gewesen.

»Hallo, Liam!«

Ich lächelte sie an, während ich mich ihr näherte. »Endlich. Ich weiß, er wird mich umbringen, weil ich so lange gebraucht habe.«

Sie grinste. »Er ist kein komplettes Monster.«

»Nur ein großer böser Wolf?«, fragte ich, und sie lachte schnaubend auf.

»Er ist genauso schlimm wie du.«

Ich schüttelte den Kopf. »Woher weißt du, dass ich nicht furchterregend bin?«

Sie hob eine gezupfte Augenbraue. »Dafür bist du zu süß, Darling.«

Ich seufzte. »Keiner glaubt, dass ich ein großer böser Wolf bin.« Ich schmollte spielerisch.

Sie lachte wieder, dann winkte sie ab. »Er ist da drin. Geh einfach rein.«

»Danke, Sara.« Nach einem Winken wischte ich mir die verschwitzten Handflächen an der Hose ab und ging zur Tür. Mein Herz hämmerte immer noch.

Ich klopfte an und stieß dann die Tür auf, sobald ich ein »Herein!« hörte. Als ich in das große Eckbüro trat, kehrte die Nervosität, die sich in Saras Gegenwart etwas gelegt hatte, mit aller Macht zurück. Ich fragte mich, ob es eine so gute Idee war, die Unterlagen selbst abzugeben. Ich hätte Karen mit ihnen schicken sollen. Sie hätte sie gerne für mich hochgebracht. Normalerweise tat ich das, um Masons Fragen sofort beantworten zu können, aber dieses Mal hätte ich sie wahrscheinlich nicht selbst abliefern sollen.

Denn Mason Hayes war einer der beiden Alphas.

»Hi, Liam. Hast du endlich das Budget fertiggestellt?« Er sah nicht gerade verärgert aus, aber er war alles andere als glücklich.

Ich zuckte zusammen. »Es tut mir leid, Sir. Ich war krank.«

An die Stelle seines finsteren Blicks trat sofort Besorgnis. »Krank? Wie kannst du krank sein?«

Ich runzelte die Stirn, dachte aber, dass es nicht schaden würde, es ihm zu sagen. »Äh, Hormonschwankungen. Ich werde wieder gesund, aber es wird mehr Zeit brauchen, weil...« Ich zögerte. Ich wusste nicht, ob Mason wusste, dass ich ein Omega war, und obwohl es keine große Sache war, war ich mir nicht sicher, ob er es wissen musste.

»Weil du ein Omega bist?«

Tja, Mist. Ich hätte mir denken sollen, dass er alles über die Angestellten wusste, zumindest über die, die eng mit ihm arbeiteten. »Ja, Sir.« Ich stählte mich, durchquerte den Raum und übergab ihm den Papierkram. Ich ignorierte den herrlichen Blick aus den Panoramafenstern und versuchte stattdessen, mich auf meine Erklärung zu konzentrieren. »Jedenfalls war ich beim Arzt und musste dann eine Weile Medikamente nehmen, bevor ich herkommen konnte. Es tut mir sehr leid, dass ich so spät dran bin.«

Mason winkte ab. »Besser spät als nie. Es ist kein...« Er sah plötzlich zu mir auf, mit grimmigem Gesichtsausdruck und geblähten Nasenflügeln, und mein ohnehin schon schneller Herzschlag beschleunigte sich um das Dreifache. Der Ausdruck in seinem gut aussehenden Gesicht – intensiv, bereit zuzuschlagen – rief jede vernachlässigte Omegazelle in meinem Körper auf den Plan. Mein Po wurde sofort feucht, mein Schwanz hart, und mein Gesicht färbte sich knallrot, denn es war unmöglich, dass Mason meine Erregung nicht roch.

Es half auch nicht, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte.

Mason war nur etwa zehn Zentimeter größer als ich, was meiner Meinung nach der perfekte Unterschied war. Seine Muskeln waren definiert, aber er war nicht wirklich massig. Er hatte dunkles Haar, das ihm bis zum Kragen reichte und sich bei hoher Luftfeuchtigkeit wellte – ja, ich hatte ihn schon ein- oder zweimal draußen gesehen... oder vielleicht auch dreimal. Sein Lächeln war wirklich herzzerreißend. Und er hatte die unglaublichsten blauen Augen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte.

Er war Sexappeal in Person. Ich war mir ziemlich sicher, dass mindestens die Hälfte der Frauen und die meisten schwulen Männer in der Firma ihm an die Wäsche wollten. Und ich musste zugeben, dass ich auf ihn stand, und das schon seit den guten zwei Jahren, in denen ich hier arbeitete. Soweit ich wusste, hatte er sich jedoch noch nie mit jemanden aus der Firma abgegeben. Ich nahm an, dass er Geschäftliches nicht mit Privatem vermischen wollte.

Mason legte die Unterlagen langsam auf seinen Schreibtisch und stand auf. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren, als er um den Schreibtisch herumging und auf mich zukam. Er blieb nur wenige Zentimeter von meinem überhitzten Körper entfernt stehen, und seine Nasenlöcher blähten sich auf, als er an mir schnupperte.

Meine Knie zitterten, mein Herz klopfte heftiger, aber ich konnte nicht sagen, ob es Angst oder Erregung oder eine Kombination aus beidem war. Seine Erregung war nicht zu übersehen. Wenn sein Geruch es nicht verriet, dann tat es die Beule in seiner Hose. Er war nicht nur erregt – er war scharf auf mich. Ich konnte nicht so recht einschätzen, ob es nur die Wirkung meiner Pheromone war oder ob er sich zu mir hingezogen fühlte.

Es gab ein paar Gründe, warum ich noch Jungfrau war. In der Highschool hatte ich mich zurückgezogen und mich von denen ferngehalten, die mich gehänselt hatten, weil ich ein Omega war, ganz zu schweigen davon, dass ich schwul war. Ich hatte mich nicht geoutet, zumindest nicht in der Schule.

Wir hatten keine Rudel im eigentlichen Sinne. Wölfe gehörten normalerweise zu großen Familien, die sich mehr oder weniger wie ein Rudel verhielten. Meine Familie bildete eher eine Ausnahme von der Norm. Mein Kontakt zu anderen Wölfen war also begrenzt, da ich ein Einzelgänger war.

Diese Zurückhaltung hatte sich auf das College ausgeweitet, wo ich mich wieder größtenteils zurückgehalten und meine Omega-Natur lieber verborgen hatte, als Hänseleien zu riskieren. Die Vorurteile Omegas gegenüber waren dort vielleicht geringer, aber ich wollte das Risiko nicht mehr eingehen. Ich hatte also nicht viele Wolfsfreunde, nur lose Menschenbekanntschaften und keine schwulen Freunde, weder Menschen noch Shifter. Tatsächlich hatte ich niemanden gehabt, den ich als Freund bezeichnen konnte, bis ich im letzten Studienjahr Jack kennengelernt hatte.

Nach dem College hatte ich begonnen, die schwule Szene zu erkunden, aber schnell gelernt, dass die anderen Wölfe mich nur schwängern wollten, anstatt mich kennenzulernen oder mit mir auszugehen, also mied ich sie. Und die menschlichen Schwulen schienen nur an schnellem Sex und Blowjobs in dunklen Gassen interessiert zu sein, worauf ich getrost verzichten konnte. Ich hatte genauso viel Spaß am Sex wie jeder andere, ob Wolf oder Mensch, aber hin oder her, da ich nicht spüren konnte, wer ein Alpha war, bestand die Möglichkeit, dass ich von einem Wolf schwanger wurde – also wollte ich das nicht riskieren.

Ich wusste nur, dass Mason einer war, weil es in der Gerüchteküche im Büro die Runde gemacht hatte. Und obwohl ich mir bei Menschen keine Sorgen um eine Schwangerschaft machen musste, gab ich zu, dass ich mir einen Wolf wünschte – jemanden, den ich lieben und mit dem ich eventuell Welpen haben könnte. Ich war mir sicher, dass die Behauptung, schwule Männer wollten keine Beziehung, zum Teil mit dem Alter zusammenhing, aber das konnte nicht die ganze Wahrheit sein. Mich beschlich der Verdacht, dass ich einfach nicht so attraktiv war.

Mason atmete tief ein, sein unglaublich blauer Blick bohrte sich in mich. »Du bist in Hitze.«

Es war eine Feststellung, keine Frage, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf.

»Nein?«

»Es ist n-n-nicht... Ich meine, ich d-d-d... Es sind die...«, stammelte ich, unfähig, die Worte über meine Lippen zu bringen. »Nebenwirkungen«, platzte ich schließlich heraus. Seine Anwesenheit fing an, meine Sinne zu überwältigen und meine ohnehin schon durcheinandergeratenen Hormone noch mehr verrücktspielen zu lassen.

Er blinzelte mich an. »Keine echte Hitze?«

Ich schüttelte den Kopf. Wegen der möglichen Folgen für einen Omega oder eine ungebundene Wölfin in Hitze wurde von uns im Allgemeinen erwartet, dass wir während dieser Zeit zu Hause blieben. Es gab zwar keine ausdrückliche Vorschrift – dafür hatten sie wohl zu viel Angst vor Diskriminierungsvorwürfen –, aber es wurde ausdrücklich empfohlen. Ich zog es auf jeden Fall vor und versuchte in dieser Zeit, meine Bedürfnisse selbst zu befriedigen, aber ich war trotz der Schwere meiner Symptome immer noch nicht sicher, ob ich tatsächlich in HItze war. Ich wusste also, dass ich keine Regeln brach. Aber ich wollte keine Probleme verursachen. »Nein. Aber, äh... trotzdem ziemlich erbärmlich«, sagte ich und errötete dann noch stärker.

Er lachte leise, aber der Blick, den er mir zuwarf, änderte sich nicht wesentlich. Die Intensität, der Geruch seiner Erregung... Ich fragte mich, ob man an Erregung sterben konnte. Mein Schwanz war so hart, dass es weh tat, vor allem, wenn er so gegen meinen Reißverschluss drückte, sogar durch meine Unterwäsche. Besagte Unterwäsche war auch schnell durchnässt, da mein Körper sich darauf vorbereitete, mit diesem Mann zu schlafen.

»Was, wenn ich dir sagen würde, dass ich seit einer Weile ein Auge auf dich geworfen habe?«, fragte Mason.

Ich blinzelte nur.

»Dass ich darüber nachgedacht habe, dich um ein Date zu bitten?«

»Blödsinn«, platzte es aus mir heraus. Damit musste ich aufhören. Dieser Mann brachte mein Hirn durcheinander. Oder vielleicht war es die Hitze. Ich fragte mich, ob ich recht hatte, dass ich nicht wirklich in Hitze war. Ich konnte nicht genug Verstand zusammenschustern, um es herauszufinden – oder mich so schlecht zu fühlen, dass ich trotzdem ins Büro gekommen war, wie ich es hätte tun sollen.

Er hob eine Augenbraue und verzog amüsiert die Lippen. »Du glaubst mir nicht?«

Ich schüttelte den Kopf. »Jeder weiß, dass Sie niemanden aus der Firma daten«, brachte ich heraus.

»Vielleicht, weil es nur eine Person gibt, mit der ich mich verabreden wollte.«

Ich holte tief Luft. Das war nicht möglich. Ich konnte nicht eine Minute lang glauben, dass er mich meinte. Ich stand wie angewurzelt da und wartete auf die Pointe, darauf, dass sich diese sexy Lippen zu einem Lächeln verzogen und er sagte: »War nur ein Scherz.«

Aber er tat es nicht.

Er beugte sich vor, bis unsere Lippen kaum noch einen Zentimeter voneinander entfernt waren. »Halt mich jetzt auf, wenn du es nicht willst.«

Es nicht wollen? War er wahnsinnig? Ich wollte den Abstand verringern, ihm zeigen, wie sehr ich ihn brauchte, ihm sagen, dass ich mich jetzt für ihn bücken würde. Ein Grund dafür waren die Hitze und meine Hormone, das wusste ich. Aber ein anderer war, dass ich mein größtes Versprechen an mich selbst nur für eine einzige Person brechen würde: Mason Hayes.

Das war der andere Grund, warum ich mit achtundzwanzig immer noch keinen Analsex gehabt hatte. Ich hatte mir geschworen, dass mir nicht passieren würde, was meinem Omega-Vater passiert war. Ich würde nicht riskieren, schwanger zu werden, es sei denn, es wäre der Mann, der auch einen Gefährtenbund mit mir eingehen würde. Mein Alpha-Vater hatte meinen Omega-Vater geschwängert und ihn mit den Folgen allein gelassen. Er hatte mich mit nur einem Elternteil zurückgelassen. Er wollte mich nicht. Ich hatte mir geschworen, dass das weder mir noch meinen Welpen passieren würde.

Mason machte es mir extrem schwer, an dieser Entscheidung festzuhalten. Bei ihm wollte ich mein Versprechen nicht halten. Ich wollte ihn in mir haben, wollte seinen Knoten tief in meinem Körper, wollte, dass er mein schlummerndes Organ weckte und mit seinem Samen flutete. Ich wollte ein Kind von ihm. Ich hatte keine Ahnung, warum er mich dazu brachte, dieses Versprechen so leichtfertig über Bord zu werfen, aber es waren nicht die Pheromone, die mich dazu brachten, es zu wollen.

Aber ich konnte nichts davon sagen. Das Verlangen, das in mir tobte, hielt meine Lippen versiegelt.

»Soll ich aufhören?« Masons Stimme war zu einem Knurren geworden, das meinen Schwanz zucken und meinen Hintern noch feuchter werden ließ.

Ich schaffte es, den Kopf zu schütteln, kam aber nicht weit, bevor seine Lippen auf meine stießen.

Kapitel 2

Mason

Ich zog ihn an mich und schlang beide Arme um ihn. Sein Schwanz drückte gegen meinen, und das Gefühl machte mich verrückt. Als ich mit meiner Zunge seine Lippen berührte, öffnete er sie sofort und ich zögerte nicht, von ihm zu kosten.

Etwas Süßes gemischt mit Kaffee. Und darunter ein Aroma, das mich auf eine Weise ansprach, wie ich es noch nie zuvor empfunden hatte.

Shifter haben keine Schicksalsgefährten oder etwas in der Art. Aber wenn, dann wäre Liam meiner. Seine tiefbraunen Augen, sein hübsches Gesicht, seine vollen Lippen und sein schlanker, durchtrainierter Körper hatten mir schon mehr als eine unglückliche Erektion im Büro beschert. Seine Pheromone – nicht die Omega-Pheromone, einfach seine – riefen nach mir.

Ich hatte überlegt, wann ich ihn am besten ansprechen sollte. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, etwa fünf Minuten nachdem er hier angefangen hatte, hatte ich gewusst, dass ich ihn wollte. Ich wollte herausfinden, wie er tickte. Wollte wissen, was er mochte, was ihn zum Lachen brachte, was ihn wütend machte.

Zwei Jahre lang kam mir jedoch immer wieder etwas in die Quere. Das Unternehmen geriet unter den Verdacht des Wertpapierbetrugs, was zwar nicht stimmte, aber fast ein Jahr voller extremer Überstunden, Meetings und Geschäftsreisen mit sich brachte. Auch Liam reiste viel, und wenn ich im Büro war, war er unterwegs.

Aber jetzt, jetzt hatte ich die Chance, den ersten Schritt zu machen, und die wollte ich mir nicht entgehen lassen. Vielleicht zäumten wir das Pferd von hinten auf, aber wenn er es so sehr wollte wie ich – und das lag nicht nur an den Pheromonen, da war ich mir sicher –, dann störte mich das kein bisschen. Und er schien es zu wollen, also zögerte ich nicht weiter.

Ich stützte seinen Hinterkopf mit einer Hand und fuhr mit den Fingern durch sein weiches Haar. Die andere ließ ich zu seinem Hintern sinken. Die Hitze und Nässe, die durch seine Hose drangen, verrieten mir, wie erregt er war. Wenn ich es nicht schon gerochen hätte, wüsste ich spätestens jetzt Bescheid.

Ich zog sein Hemd aus der Hose und schob meine Hand hinein, in seinen Slip, und ließ dann einen Finger zwischen seine Pobacken gleiten. Er war klatschnass, triefte von seiner natürlichen Erregung, und ich wurde noch härter. Ich reizte seine Öffnung, sodass er stöhnte und sich mir entgegenreckte.

Ich brach den Kuss ab und blickte auf seine glasigen Augen, seine geschwollenen, feuchten Lippen und sein errötetes Gesicht hinunter. Mein Schwanz zuckte bei seiner Schönheit. Es dauerte einige Sekunden, bis ich sprechen konnte. »Liam?« Meine Stimme war beinahe ein Knurren, mein Wolf kurz davor, die Kontrolle zu übernehmen. Er wollte sich paaren, wollte Liam nehmen, und zwar jetzt. Er verstand mein Zögern nicht.

Liam schluckte und atmete schwer. »Ja?«

»Sag es mir jetzt, falls du nicht glaubst, dass du mich als Gefährten akzeptieren könntest.«

Seine Augen weiteten sich. »Du... du willst mich zu deinem Gefährten machen?« Er blinzelte ein paarmal und starrte zu mir hoch.

Ich verkniff mir ein Knurren. Ich wusste nicht, mit wem er zusammen gewesen war oder was er gesehen hatte, das ihn auf die Idee brachte, ich würde ihn schwängern, ohne ihn zu meinem Gefährten zu machen. Schließlich wussten wir beide, dass das wahrscheinlich passieren würde, wenn wir miteinander vögelten. Wer auch immer ihn auf diesen Gedanken gebracht hatte, ich wollte ihn finden und in Stücke reißen. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich zu beruhigen, damit ich nicht zu wütend klang.

»Ja, ich möchte dich zu meinem Gefährten machen, Liam. Ich will, dass du von mir schwanger wirst. Ich will meinen Schwanz tief in deinem Arsch versenken, dich mit meinem Samen fluten und meine Welpen in deinen Bauch pflanzen.« Ich holte tief Luft, um mich ein wenig zu beruhigen, damit ich mich so klar ausdrückte, dass er mich auch wirklich verstand. »Dann will ich sehen, wie sie in dir wachsen. Ich will dabei sein, wenn du sie zur Welt bringst. Ich will dir helfen, sie aufzuziehen. Und dann will ich das alles noch einmal von vorn.«

Liam schluckte erneut, dieses Mal schwer. Sein Herzschlag beschleunigte sich, seine Augen wurden groß. Er hob seine Hand und berührte meine Wange, sein Blick tanzte über mein Gesicht. »Wirklich?«, fragte er verwundert.

Wieder wollte ich auf etwas einschlagen, aber ich unterdrückte das Bedürfnis und nickte einfach.

»Ja«, sagte er erstickt.

Das musste reichen, ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich fing seine Lippen in einem weiteren tiefen Kuss ein. Sein Stöhnen wurde lauter, und mir fiel ein, dass wir in meinem Büro waren. Wir hätten woanders hingehen sollen – zu mir, zu ihm, ganz egal –, aber ich konnte auf keinen Fall so lange warten, und Liams Körpersprache nach zu urteilen, ging es ihm ähnlich.

Sanft drückte ich ihn von mir. »Zieh dich aus. Leg dich auf die Couch, während ich die Tür abschließe.« Wahrscheinlich klang ich verrückt – oder wie ein Arschloch von einem Alpha, das ihm Befehle gab –, aber der Alpha in mir brauchte Sex, musste in ihm sein, und das am besten gestern.