Im Angesicht der Sterne (Verfemung der Sterne 6) - Jens Fitscher - E-Book

Im Angesicht der Sterne (Verfemung der Sterne 6) E-Book

Jens Fitscher

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Beschreibung

Tarik Connars Körper wurde verändert, sodass er jetzt nicht mehr unter das Naturgesetz der Zeitkorrelation fällt. Als die Chron-Bastion auf dem Asteroidenschiff ihn zum TOHIKUM PANGAE auf der Erde versetzt, geht etwas schief und es kommt zu einer Zeitverschiebung. Es ist der 23. März 2022. In den tiefsten Gebirgsregionen der südamerikanischen Anden, in einer Höhe, wo noch Schnee und Eis herrschten, liegt in 1700 Meter Tiefe das TOHIKUM PANGAE. Connars Strahlenunfall ereignete sich am 13 Mai 2021. Er begegnet seiner ersten Frau Carolin. Alte Wunden brechen auf und es kommt zu einem Zeitparadoxon besonderer Art.

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Seitenzahl: 240

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JENS FITSCHER

IM ANGESICHT

DER STERNE

VERFEMUNG DER STERNE

BUCH 6

© 2021 Jens Fitscher

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Commander Connar“ im Sammelband

2. Auflage

ISBN: 978-3-96674-245-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Sei dir nie zu sicher im Leben. Deine Gefühle werden bestimmt durch Äußerlichkeiten, die du selbst nur zum Teil beeinflussen kannst und das Delta dabei ist dein Schicksal. Etwas Demut in deinem gesamten Handeln gibt die Gewähr, den richtigen Pfad in deinem Leben zu beschreiten, unabhängig von Erfolg oder Misserfolg.

Inhaltsverzeichnis:

Prolog

In den Katakomben

Flucht ins Ungewisse

Flucht von MALAKUR

Der Tyrann

Die Sklavin

Dvija

Gestrandet im Reich Estrato

Kampfgefährten

Die Macht der Kshatriyas

Die Kaperung

Mentale Kräfte

Syeels Schiff SOWALLON

Altrea

Machtkämpfe

Überleben

Traum-Sequenz beendet - Gegenwart

Erde, 23 März 2022

Tohikum Pangae

Unwirtliche Situationen

Der Außerirdische

Begegnung der anderen Art

Rufer der Nacht

Das erste Ich

Interessenkonflikte

Prolog

Plötzlich verschwommen die Bilder vor meinen Augen. Eben noch befand ich mich in den Katakomben von MALAKUR, jetzt stand ich in einer Schiffkabine.

Was ging hier vor sich? Nur langsam wurde mir bewusst, dass ich gerade dabei gewesen war, die SOWALLON zu verlassen, um mich zu einer Audienz bei König Haastak I zu begeben.

Wieso stand ich dann immer noch hier in meiner Kabine? Ich entschloss mich zunächst die Schiffsbrücke aufzusuchen. Ich wollte gerade die Kabine verlassen, als das Schott sich öffnete und S’schrack vor mit stand.

„Syeel, du bist wieder aktiv? Sehr gut. Wir dachten schon, du bist endgültig zu deinen Ahnen heimgekehrt!“

Ich schaute ihn zunächst verständnislos an. S’schrack und sein Partner Z’schuck waren die letzten noch existierenden Überbleibsel meiner Vergangenheit in menschlicher Form.

Dieser verdammte Usurpator der Repbs. Er war der Grund, weshalb wir mit dem Schiff abgestürzt sind und Altrea dabei umgekommen ist.

Ganz zu schweigen von der Umwandlung meines Körpers in ein Hightech Monstrum.

Mir war, als hätte ich diese ganze, bereits vergangene Odyssee gerade erst erlebt. „König Haastak I wartet. Wir sprechen später über diesen merkwürdigen Vorfall!“

Als S’schrack keine Anstalten machte, mir den Weg durch das geöffnete Schott freizumachen, wurde ich nervös.

An der Mimik des Repbs war nicht zu erkennen, was er in diesem Moment dachte. Dazu war mir diese Spezies immer noch zu fremd. S’schrack und Z’schuck waren mir mittlerweile gute Freunde geworden, sodass sein Verhalten keinen aggressiven Grund haben konnte. Ich schaute ihn fragend an. „Syeel, das geht nicht. Wir befinden uns nicht mehr im Planetensystem ARCMON!“

„Wieso?“ Meine Gedanken überschlugen sich und ich fühlte mich auf einmal ungut.

„Als der Funkspruch aus dem Regierungspalast kam und man wissen wollte, weshalb du die Audienz bei König Haastak I nicht wahrgenommen hast, waren wir zunächst ziemlich erstaunt. Wir hatten nämlich angenommen, dass du bereits längst schon die SOWALLON verlassen hast, nämlich auf deine eigene Art und Weise!“

Er meinte meine Fähigkeit der Teleportation, die ich durch den DVELLA Cortex des untergegangenen Volks der Kshatriyas erhalten hatte.

Als Z’schuck und ich auf der Suche nach dir deine Kabine betraten, haben wir dich hier gefunden. Du warst nicht ansprechbar und wir wussten zunächst nicht, was wir tun sollten. Auch das Bordgehirn der SOWALLON war nicht in der Lage, zu erkennen, was mit dir ist. Dein Hightech-Körper widerstand jedem Scan. Dann erinnerten wir uns an das, was du uns über die Chron-Bastion TILMUN auf dem Planeten Soleit im Sonnensystem SOSEMT einst erzählt hast, und wir beschlossen dieses System anzufliegen. Vielleicht konnte uns die Chron-Bastion in Bezug auf deinen Zustand weiterhelfen.“

Ich verstand sofort, dass meine sogenannte Traum-Sequenz einen bestimmten Zeitraum in Anspruch genommen hatte.

„Wieviel Zeit ist seit meinem Blackout vergangen?“

„Etwa 15 Zeiteinheiten. Wir befinden uns gerade am Rande des SOSEMT Systems.“

Fünfzehn Zeiteinheiten, also etwas mehr als einen halben Tag meiner alten Zeitrechnung. Das war in Bezug auf meine Traumerlebnisse nicht viel. Dort hatte ich Tage, ja sogar Wochen erlebt. Ein Traum, der mich zurück in die Zeit meiner Entführung von meinem Heimatplaneten gebracht hatte. Damals begann meine Odyssee, die letztendlich dazu führte, dass ich meinen menschlichen Körper verlor.

Unvermittelt veränderte sich die Wellenlänge der Kabinenbeleuchtung und pendelte zwischen 420 und 490nm.

„Annäherungsalarm!“

S’schrack verließ bereits meine Kabine und ich beeilte mich, ihm zu folgen. Wir erreichten gemeinsam die Brücke. Der Alarm wurde nicht gegeben, wenn es sich um Asteroiden oder Planetoiden, also astronomische Kleinkörper, die sich um die Sonne bewegten, handelte.

In diesem Fall agierte das Schiffsgehirn vollkommen autonom. Auch ein fremdes Raumschiff würde keinen solchen Annäherungsalarm auslösen. „Es wurden zwei Objekte in unserer Flugrichtung geortet. Ihre Größe ist vernachlässigbar, jedoch zeigt der Mental-Scanner, dass es sich um intelligentes Leben handelt. Die Objekte bewegen sich mit 55.000 Stundenkilometer in den freien Raum hinaus!“

Z’schuck hatte das Commander-Pult verlassen und kam auf uns zu.

„Geschwindigkeit anpassen. Wir nehmen sie an Bord.“

Die Ortung ergab, dass es sich nur um zwei Mammalianer in ihren Raumanzügen handeln konnte. Was machten sie so weit hier draußen und vor allem, wie waren sie hierhergekommen?

„Es sind keine weiteren Schiffe innerhalb des SOSEMT Systems auszumachen. Es scheint gerade so, als hätte man sie bewusst ausgesetzt!“

Ich starrte S’schrack irritiert an. Wenn man sich ihnen hätte entledigen wollen, dann doch wohl ohne Raumanzug.

„Wir werden es gleich wissen!“

Ich drehte mich um und wollte die Brücke verlassen, als mein Unterbewusstsein mich zur Eile antrieb. Es war plötzlich schummrig geworden, dann merkte ich erst, dass ich mich nicht mehr auf der Brücke befand.

In den Katakomben

Wir rannten jetzt bereits gewiss schon eine Stunde lang. Mahl oder besser gesagt, der vom Thron gestürzte Usurpator Mreckk’saah Mahl und ich befanden uns tief unterhalb des eigentlichen Regierungspalastes.

Wir waren durch eine Geheimtür den Schergen von Drako’lehhr’Suramah, dem alten als auch neuen Präsidenten von MALAKUR, entkommen.

Ich hatte keine Wahl gehabt, mich zu entscheiden, Mreckk’saah Mahl zu folgen, oder im Palast zu bleiben. Die Widerstandskämpfer machten keinen Unterschied zwischen einem Menschen oder einem leguarischen Untergebenen der Monarchie. Für sie waren wir alle zumindest Mitläufer und demnach schuldig.

Jetzt konnte ich nicht mehr und hielt an. Ich hatte Seitenstechen und japste nach Luft.

„Ihr schwächlichen Primatenabkömmlinge, keine Ausdauer, kein Kampfwille, nur als Sklaven zu gebrauchen!“

Mreckk’saah Mahl blickte mitleidig aus seinen geschlitzten Reptilienaugen auf mich herab.

Für mich hatte sein Blick etwas Lauerndes an sich. Er wölbte seine Brust nach vorne streckte den Körper. Mit seiner Körpergröße von zwei Metern zwanzig war er selbst für einen Repbs ziemlich groß.

Aus der vorgeschobenen Schnauze konnte ich dünne, aber messerscharfe Zähne erkennen, als er seinen lippenlosen Mund fletschte.

Für ihn schien es eine beruhigende Geste zu sein, für mich sah es sehr bedrohlich aus.

„Wir sind doch längst in Sicherheit. Wozu dann die Eile?“

Ich erhob mich langsam aus der Hocke und streckte ebenfalls meinen Körper.

„Man ist nie wirklich in Sicherheit, mein kleiner Mensch. Das hast du doch selbst auf deinem primitiven Planeten gesehen. Aber keine Angst, du wirst nicht mehr weit laufen müssen. Hinter der nächsten Gangkreuzung gibt es einen kleinen, verborgenen Raum. Ich habe ihn selbst nur zufällig entdeckt. Dort ist zunächst unser Ziel!“

Ein zischender Laut verließ nach dem letzten Wort seine Kehle und es klang wie das Niesen eines Hundes.

Ich blickte verblüfft und angewidert auf die nasse Stelle am Boden. Etwas wie ein Schleimbrocken war ihm aus den Nüstern artigen Einkerbungen seiner Schnauze entwischen. Mreckk’saah Mahl benahm sich nicht wie ein Kaiser, eher wie ein Tier.

Er war bereits wieder losgegangen und ich beeilte mich, zu ihm aufzuschließen. Immer wieder waren in diesen Katakomben merkwürdige Geräusche und Töne zu hören.

Mannschmal glaubte ich sogar, aus ihnen menschliche Stimmen herauszuhören. Stimmen, die all ihr Leid, ihre Angst und ihren Schmerz in die Welt hinausschrien. Es war mehr als gespenstig.

Jetzt stellte sich mir die Frage, was hatte Mreckk’saah Mahl dazu bewogen, früher öfters diese unterirdischen Hallen aufzusuchen?

Dass er es getan hatte, hatte sich klar aus seiner letzten Bemerkung ergeben.

Der angeblich verborgene Raum war mit einer massiven Stahltür verschlossen.

Der Usurpator nestelte an seiner ramponierten Kleidung herum und brachte einen altertümlich wirkenden Schlüssel zum Vorschein.

Er gab einen gackernden Ton von sich und schloss die Tür auf.

Ich war nun wirklich gespannt, was sich dahinter befand. Zunächst sah ich nur ein dunkles Loch.

Mreckk’saah Mahl verpasste mir einen heftigen Stoß und ich stolperte über die hohe Türschwelle und fiel auf den Boden. Es roch muffig und meine Handflächen fühlten lose Erde.

„Was soll das? Ich wäre dir auch so gefolgt. Was blieb mir sonst auch anders übrig!“

Wieder vernahm ich ein Gackern.

„Ich vergaß, dass ihr Primaten in der Dunkelheit nicht sehen könnte. Das ist wieder ein klarerer Nachteil eurer Rasse und setzt mich über dich an die Nahrungsspitze!“

Er grunzte, gackerte und zischte wie ein Wilder und schien sich überhaupt nicht mehr zu beruhigen.

Als es mir zu bunt wurde, rief ich laut: „Ist ja gut, ich habe es verstanden. Kannst du trotzdem etwas Licht machen? Für mich ist es hier stockfinster.“

Ich stand auf und streckte beide Arme aus, um nicht unbeabsichtigt gegen den Repbs zu stoßen.

„Das ist nicht möglich. Es existiert keine Energiequelle!“

Ich verstand nicht wirklich, was er überhaupt hier unten wollte.

„Du musst große Angst vor Präsident Drako’lehhr’Suramah haben, wenn du dich in ein solches Loch verkriechst.“

Ich wollte ihn aus der Reserve locken, musste aber vorsichtig sein, mit dem, was ich sagte. Seine aufbrausende Art war mir bereits zu Genüge bekannt. Ein laues Krollen kam von rechts.

„Du kannst froh sein, dass du mir das Leben gerettet hast, obwohl ich im Nachhinein wohl davon ausgehen muss, dass es nicht mehr als um einen Zufall gehandelt hat. Sonst hätte ich dich schon längst in Stücke zerrissen.“

Es gab einen lauten Knall und etwas flog an mir vorbei und krachte gegen die Wand. Ich spürte noch den Luftzug an meiner rechten Wange.

„Das hier ist das wahre Geheimnis dieser Gruft, du Wurm. Es ist eine Schande, dass ich es an dich, einem Primaten ohne Verstand, verraten muss, aber ich bin durch deine Tat immer noch an dich gebunden. Aber glaube mir, das wird nicht mehr lange so sein!“

Ich wurde unvermittelt am Arm gegriffen und nach vorne gezogen.

Dann gab der Boden unter meinen Füßen nach und ich rutschte auf einer schrägen Ebene abwärts.

Mreckk’saah Mahl hatte mich wieder losgelassen und ich vernahm mehrmals seine grell gackernde Laute, die jetzt von weiter unten kamen. Ich wagte nicht, mit den Händen die Seitenwände zu berühren, da ich mich immer noch in Bewegung befand.

Ich hätte mir womöglich die Hände an spitzem Gestein verletzt. Ich krümmte meinen Körper so dicht wie möglich zusammen und hoffte, dass die Rutschpartie bald vorbei war.

Tatsächlich erreichte ich bereits nach wenigen Sekunden das Ende und fiel aus einer Höhe von zwei Metern dem Usurpator direkt vor die Füße.

Ein abgehacktes Gackern und Zischlaute zeigten mir, dass er an meinem Anblick Spaß hatte.

Ich blickte in zwei tückisch leuchtende Reptilienaugen, als ich in verkrampfter Haltung vom Boden aufstand.

Gerade noch konnte ich einem Schleimbrocken ausweichen, der aus den Nüstern des Repbs flog und neben mir auf dem Boden landete.

Angewidert blickte ich in eine andere Richtung. Erst jetzt bemerkte ich die gänzlich veränderte Umgebung.

Der Raum, in dem wir uns jetzt befanden, hatte überhaupt nichts mehr von dem unterirdischen Gewölbekomplex, den wir bisher betreten hatten.

Die Wände glitzerten in einer stahlgrauen Legierung und wirkten sehr massiv.

„Da staunst du, Primatenabkömmling! Ich habe diesen Raum vor genau fünfzehn Jahren entdeckt. Leider bin ich bisher noch nicht dazu gekommen, herauszufinden, welchen Zweck er dient oder wer ihn erbaut hat. Zumindest ist für mich klar, dass die Erbauer des Regierungspalastes es nicht waren. Auch die uralten Katakomben unter dem Palast, die bereits vor mehr als 500 Planetenumdrehungen entstanden sind, können hiermit nichts zu tun haben. Das Material, aus dem er besteht, widersetzt sich unseren Möglichkeiten, es zu analysieren. Selbst ein Breitbandscan hat nichts gebracht.“

Ich hörte ihm immer noch zu, während ich mich in dem leeren Raum umsah.

Er wirkte quadratisch mit einem Seitenmaß von etwa fünf Metern.

Der einzige, sichtbare Zugang befand sich in zwei Meter Höhe an der Wand hinter mir.

Die Öffnung war oval und ließ nicht erkennen, ob sie tatsächlich als Zugang zu diesem Raum dienen sollte, oder ob sie ursprünglich eine andere Funktion gehabt hatte.

Jedenfalls gab es sonst keinen sichtbaren anderen Eingang.

„Und wie geht es jetzt weiter?“

Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was Mreckk’saah Mahl wirklich vorhatte.

Der Raum konnte auch schnell zu einer Falle werden, dann nämlich, wenn die Schergen des neuen Machthabers von MALAKUR die Eisentür entdeckten, und damit den Zugang, der sie direkt hierherführte.

„Hier sind wir zunächst einmal sicher und wir haben jetzt genug Zeit der Welt, um diesen Raum genau zu untersuchen. Er muss einem bestimmten Zweck dienen und diesen gilt es herauszufinden!“

Ich hatte dazu meine eigenen Gedanken, aber ich behielt sie für mich. Mreckk’saah Mahl stand unter gewaltigem Stress, das erkannte ich nicht nur an seiner Körperhaltung, sondern an seinem ganzen Gehabe.

Obwohl ich mich erst seit ein paar Tagen auf MALAKUR und im Herrschaftsgebiet der Repbs befand, hatte ich ihre Verhaltensmuster und ihre Körpersprache analysieren gelernt.

Irgendwelche Widerworte meinerseits wären momentan nicht nur kontraproduktiv, sondern allenfalls auch lebensgefährlich.

Ich behielt also meine Skepsis für mich und tat so, als würde ich ihm zustimmen und schwieg.

Ich setzte mich in eine Ecke des Raums auf den Boden und verwinkelte meine Beine in den Schneidersitz.

Mreckk’saah Mahl war bisher ständig in Bewegung. Er ging von Seite zu Seite und strich mit seinen Klauen über die Oberfläche der Wand. Ich beobachtete ihn so eine Zeit lang, dann hielt ich es selbst nicht mehr aus.

„Vielleicht sollten wir zunächst überlegen, wie die Helligkeit hier in dem Raum überhaupt entsteht. Ich kann keine Primärquelle feststellen.“

Er war abrupt stehen geblieben, als er meine Stimme vernahm.

„Was meinst du damit?“

Er drehte sich ruckartig in meine Richtung.

„Ist dir solch eine Technologie bekannt?“

„Nicht, dass ich wüsste. Auf was willst du hinaus?“

Jetzt stand ich wieder im Mittelpunkt seines Interesses. Ob das so gut war, würde ich gleich erfahren.

„Wir befinden uns hier in einem Raum, der vor undenkbar langer Zeit erbaut worden ist und das anscheinend mit einer Technologie, die es damals hier auf dem Planeten überhaupt nicht geben konnte!“

„Primat, rede endlich klar und deutlich, sodass ich verstehen kann, welchen Blödsinn du mir verkaufen willst!“

Ein knurrender Laut folgte seinen letzten Worten.

„Ich meine, wir sollten nicht unsere eigene Logik dazu nutzen, um zu verstehen, um was es bei diesem Raum geht, sondern auch Kontralogik anwenden, also artfremde Logik.“

„Ich glaube, du bist von Sinnen. Nur so ist es zu erklären, welchen Schwachsinn du mit einem Mal von dir gibst, Primatenabkömmling.“

Mreckk’saah Mahl wandte sich wieder von mir ab und setzte seine Beschäftigung des Wandbefühlens fort. Er hatte mich nicht verstanden.

Auch gut. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal gegessen? Oder etwas getrunken?

Ich wusste es nicht mehr. Jetzt wurde mir auch klar, warum ich so ein komisches Schweregefühl in der Magengegend hatte.

Mreckk’saah Mahl schien sich darüber wohl noch keine Gedanken gemacht zu haben.

Ich blickte hinüber, zu dem ovalen Loch in zwei Meter Höhe. Dort würde ich den Raum nicht mehr verlassen können.

Die glatte und steile Röhrenform dahinter ließ zum Klettern keinen Halt zu. Ich fühlte mich wie lebendig eingemauert.

„Verdammt, warum bist du überhaupt zusammen mit diesem Monstrum geflohen?“

Meine Gedanken fingen an mich in eine gewisse Panik hineinzutreiben, die alles nur noch schlimmer machte. Langsam erhob ich mich vom Boden. Sofort wurde Mreckk’saah Mahl wieder auf mich aufmerksam.

Er schniefte lautstark und wieder flog ein Schleimbrocken aus seinen Nüstern. Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorierte und dachte nach.

Dieser Artefakten Raum war nicht grundlos erbaut worden. Der Zugang über diese Röhrenrutsche war ein Teil von ihm.

Die Frage blieb, war es wirklich ein Zugang oder lediglich eine Art Entlüftung? Dann müsste es aber noch einen anderen Zugang geben.

Ich blickte mich im Raum um, benetzte mit meinem Speichel die Fingerkuppen und hielt sie in die Luft.

Es war keine Zugluft zu spüren, also gab es keinen anderen Belüftungsmechanismus als das ovale Loch.

Der Repbs beobachtete mich lauernd, verhielt sich aber sonst still.

Ich ging zu der gegenüberliegenden Wand und legte meine Handfläche dagegen. Sie fühlte sich hart und kalt an.

Ich wollte meine Hand gerade von ihr wegziehen und mit der Faust dagegen klopfen, als ich etwas spürte.

Ich hielt inne und legte nun ebenfalls meine zweite Hand gegen die Wand. Tatsächlich bemerkte ich schnell, dass sich die Flächen unter den Händen langsam erwärmten.

In meinem Rücken spürte ich den stechenden Blick von Mreckk’saah Mahl, während sich die Wand weiter erhitzte.

Ich schätzte, dass sie mittlerweile Körpertemperatur angenommen hatte, also etwa 37 Grad Celsius.

„Was tust du da?“

Der stinkende Atem des Repbs ließ meine Geruchsnerven explodieren.

Er war seitlich neben mich getreten und seine Echsenschnauze berührte fast meinen Kopf.

Ich versuchte nach der anderen Seite hin zu atmen, was er anscheinend falsch verstand.

Mit einem wütenden Gegrunze riss er meine Arme zur Seite und schleuderte mich zu Boden.

Dann fing er mit seinen Greifklauen an, die Stelle zu befühlen, auf der eben noch meine Hände gelegen hatten. Seine Gestik wurde immer hektischer.

„Da ist nichts, absolut nichts. Du willst mich wohl in den Irrsinn treiben? Das wird dir aber nicht gelingen, vorher töte ich dich!“

Er hatte sich mir zugedreht und stand jetzt drohend über mir und schaute mit wütenden Schlitzaugen auf mich herab.

Ich versuchte noch rückwärts rutschend aus seiner unmittelbaren Nähe zu gelangen, da hatte er mich bereits an meiner Kleidung gepackt und zu sich hochgerissen.

Ohne große Anstrengung schleuderte er mich gegen die hinter mir liegende Wand. Die Atemluft wich pfeifend aus meinen Lungen, als ich gegen sie prallte und an ihr herunterrutschte und verkrümmt am Boden liegen blieb.

Es dauerte mehrere Sekunden, bis ich wieder einatmen konnte. Ich dachte schon, ich würde ersticken.

Aus geweiteten Augen sah ich verschwommen, dass sich die Greifklaue des Usurpators auf sein kurzes Schwert gelegt hatte, das er in seinem Gürtel trug.

Wollte er mich jetzt umbringen? Verzweifelt versuchte ich trotz Atemnot aufzustehen. Ich lehnte mich stützenden gegen die Wand und konzentrierte mich darauf, etwas zu sagen.

Dazu benötigte ich aber mehr Luft, die jetzt schmerzhaft durch meine Lungen schnitt und meine Augen mit noch mehr Tränenflüssigkeit füllte.

„Halt ein, ich…“ Ich musste von neuem Atem holen.

„Warum willst du mich töten? Ich habe dein Leben gerettet!“

Mehr konnte ich momentan nicht mehr sagen. Er stand zwei Meter vor mir in Angriffshaltung und schien zu überlegen.

Dann ging alles sehr schnell. Ich spürte noch die zunehmende Hitze in meinem Rücken, dann begann die Wand, an der ich immer noch lehnte, sich vor mir zurückzuziehen oder besser gesagt, sich aufzulösen.

Ich konnte mich gerade noch abfangen, sonst wäre ich nach hinten gefallen. Dort, wo sich eben noch eine undurchdringliche, harte Metallwand befunden hatte, gab es jetzt einen Durchgang.

Verwirrt blinzelte ich in einen schmalen, sehr hellen Gang hinein.

Hinter mir hörte ich ein lautes Schnauben, mehr nicht. Mreckk’saah Mahl zwängte sich mit seinem mächtigen Reptilienkörper durch den entstandenen Durchgang, der genau meinen Körperkonturen entsprach.

„Primat, du bist doch noch zu etwas zu gebrauchen. Ich habe mich entschlossen, dich zunächst am Leben zu lassen!“

Er schob mich mit einer Armbewegung grob zur Seite und wollte gerade an mir vorbeigehen, als er wie vom Blitz getroffen auch schon wieder stehen blieb.

Direkt vor ihm flimmerte kurz die Luft und ein menschliches Wesen stand dort.

Ich hielt die Luft an, während Mreckk’saah Mahl reflexartig nach seiner Waffe griff.

„Sei gegrüßt, du Sohn von Astoll. Fürchte dich nicht, denn dir wird kein Haar gekrümmt. Vielmehr bist du willkommen in den heiligen Hallen von Eedeen.“

Mreckk’saah Mahl war bei den ersten Worten einen Schritt zurückgewichen.

Die Abstrahlmündung des in seinem Jegly integrierten Hochenergiestrahlers glühte rötlich.

„Was hat er gesagt? Ich habe nichts von dem verstanden!“

Erst jetzt bemerkte ich, dass die Worte, die aus dem Mund des Fremden kamen, auch für mich zunächst unverständlich waren, aber in meinem Kopf ergaben sie plötzlich einen Sinn.

Ich vernahm eine zweite Stimme, die direkt in meinem Geist zu sprechen schien und die ich verstand.

Mreckk’saah Mahl schien sie nicht zu hören.

„Folge mir!“

Der Fremde hatte das Aussehen eines Mannes mittleren Alters. Er trug eine beige Tunika.

Sein Haar war kurz und grau. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als hätte er bisher den Repbs vollkommen ignoriert, obwohl er einige Schritte näher zu ihm stand.

Jetzt hatte der Fremde sich umgedreht, als Mreckk’saah Mahl unbeherrscht zu griff, das heißt, er wollte den Fremden an der Schulter festhalten, griff jedoch durch ihn hindurch ins Leere.

Nur kurz flimmerte das Abbild des Mannes. Es handelte sich bei ihm eindeutig um ein Hologramm, aber um ein sehr hochwertiges.

Die Holografie hatte zweifellos zu mir gesprochen und nicht zu dem Repbs, schoss es mir jetzt durch den Kopf.

Es hatte mich Sohn von Astoll genannt, wer auch immer das war, es musste mich mit ihm verwechseln.

Mreckk’saah Mahl war kurz stehen geblieben. Ich ging an ihm vorbei und folgte dem Hologramm.

Dabei wurde ich von den kalten Augen des Repbs regelrecht seziert.

Vor dem Fremden löste sich wieder eine Wand auf und ich befand mich in einem strahlend hellen Raum, in dessen Mitte ein goldenes Podest stand, auf dem ein sargähnliches Gebilde nebulös sichtbar wurde, als es in mein Blickfeld kam.

Mreckk’saah Mahl war mir schweigend gefolgt und stand jetzt neben mir.

„Der Sohn Astolls wird gebeten, die endgültige Berechtigung seines Volkes zur Machtaufstockung nachzuweisen. Er möge sich dem Elysion anvertrauen!“

Plötzlich legte sich die Klaue des Repbs um meinen Hals.

„Du wirst mir jetzt mitteilen, was er gesagt hat, oder ich werde dir augenblicklich die Kehle aufschlitzen!“

Ich spürte bereits die messerscharfen Klauenspitzen an meinem Hals und wollte ihm gerade antworten, als er regelrecht zusammenzuckte und mit einem bellenden Aufschrei die Klaue von mir wegzog.

Sein ganzer Körper erzitterte wie unter einem starken Stromschlag und die gelben Schlitzaugen waren unnatürlich weit geöffnet.

„Eine Störung der einmal begonnenen Aktivierungsphase ist unzulässig. Jede weitere Einmischung wird geahndet!“

Ich schluckte noch mehrmals schwer, rieb mir meinen Hals und blickte auf das Podest, von wo die Stimme jetzt zu kommen schien, jedenfalls war das Hologramm verschwunden.

Mreckk’saah Mahl hatte sich zurückgezogen, das heißt, er stand jetzt an der vollkommen weißen Wand, die sich in etwa fünf Metern Entfernung spiralartig um das Podest zog, und beobachtete mich sehr genau.

Ich wusste momentan nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die Haltung von Mreckk’saah Mahl irritierte mich noch zusätzlich.

Sein Aggressionspotenzial hatte deutlich zugenommen, aber jetzt benahm er sich auffällig ruhig. Man verlangte anscheinend von mir, dass ich mich in den sargähnlichen Kasten legen sollte, der als Elysion bezeichnet wurde und den ich jetzt etwas deutlicher auf dem goldenen Podest erkannte. Feiner weißer Nebel umwob immer noch das Gebilde.

Eine unnatürlich Stille stellte sich mit einem Mal ein oder es war lediglich ein subjektives Empfinden, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Die Zeit schien wie angehalten zu sein. Meine Gedanken überschlugen sich. Verschwinden, einfach umdrehen und weglaufen, konnte ich nicht mehr. Etwas hielt mich fest, ließ mich nicht vom Fleck rühren. Ich weiß nicht, wie lange ich so vor dem Podest stand, als ein Ruck durch meinen Körper fuhr. Schlimmer als die Sache mit dem Wasserbassin konnte es nicht mehr werden und den Sturz hatte ich überlebt.

Langsam stieg ich in die weiße Maschine, die jetzt völlig teilnahmslos und scheinbar ungefährlich vor meinen Füßen lag.

Ich vernahm noch einen zischenden Laut von der Stelle, an dem ich Mreckk’saah Mahl vermutete, dann schloss sich die Maschine in der gleichen Art und Weise, wie vorher die Wand verschwunden war. Völlige Dunkelheit umgab mich.

Flucht ins Ungewisse

Ich war immer noch völlig ahnungslos, was ich überhaupt in diesem Kasten sollte.

Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie naiv ich mit verhalten hatte. Wieso vertraute ich einer völlig fremden, außerirdischen Technologie?

Die Antwort lieferte sofort mein Unterbewusstsein: „Du bist in der Gewalt von Außerirdischen, die sich Repbs nennen. Eine aufrecht gehende, intelligente und aggressive Reptilienrasse. Alles, was jetzt noch kommen könnte, kann nur besser werden!“

Ich hatte die Augen geschlossen und versuchte mich zu entspannen. Die weiche, elastische Unterlage ließ meine Anspannung, die sich in den letzten Tagen aufgebaut hatte, tatsächlich etwas abklingen und ich fühlte mich zum ersten Mal wieder sicher, so merkwürdig das auch erscheinen mochte.

Ich fing an, kleine farbige Punkte zu sehen. Es wurden immer mehr und sie begannen zu tanzen.

Verblüfft öffnete ich wieder die Augen, aber sie blieben trotzdem.

Ich erinnerte mich, als kleines Kind hatte ich immer viele Hundert kleine Sterne gesehen, wenn ich einmal kranke gewesen war und vor dem Einschlafen meine Augen geschlossen hatte.

Jetzt war es ähnlich.

Die Punkte flirrten Kaleidoskop artig über meine Netzhaut oder durch meinen Geist, das konnte ich in diesem Moment nicht unterscheiden.

Ich versuchte automatisch ihnen zu folgen und musste wohl dabei eingeschlafen sein.

Mreckk’saah Mahl fühlte das Jegly besonders intensiv in seiner rechten Klaue.

Er drückte immer wieder feste auf den Griff, um sich zu versichern, dass es im richtigen Augenblick auch funktionieren würde und sofort einsatzbereit war.

Gebannt verfolgte er, wie der Mensch Syeel regungslos vor dem goldenen Podest stand, aus dem eine Stimme zu ihm sprach.

Der Repbs verstand zwar die Sprache nicht, aber eine innere Eingebung sagte ihm, dass etwas sehr Außergewöhnliches und Einzigartiges direkt vor seinen Augen geschah, dass eventuell auch seinen weiteren Lebensweg bestimmen würde.

So nervös und unsicher war er nicht mehr gewesen, seitdem er aus dem Ei geschlüpft war. Nur kurz dachte er daran, jetzt einzuschreiten.

Aber diese Option wurde sofort wieder von seinem Intellekt verworfen.

Zunächst galt es, zu beobachten, um an mehr Informationen zu gelangen.

Er beobachtete mit zusammengekniffenen Schlitzaugen, wie Syeel den Podest erstieg und sich in das offene Behältnis legte.

Anscheinend war das von der unbekannten Station, in der sie sich befanden, so geplant.

Mreckk’saah Mahl ging etwas näher heran und sah, wie der Körper des Menschen durch eine spiegelnde Fläche, die sich wie ein Verschluss über ihn legte, seiner Sicht entzogen wurde.

In einer Reflexbewegung griff er mit der linken Klaue danach, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die feindliche Reaktion der Station im gegenüber, als er nach Syeel gegriffen hatte, und zog sie schnell wieder zurück.

Er durfte zunächst nichts unternehmen, was seinerseits als feindlichen Akt verstanden werden könnte.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Dabei machte er sich natürlich so seine Gedanken.

Was geschah mit dem Menschen in diesem Gerät? Er hatte es von Anfang an als solches definiert.

Es musste sich um eine sehr fremde und hochentwickelte Technologie handeln. Selbst die leguarische Wissenschaft war nicht in der Lage, ein so perfektes Hologramm zu erzeugen, wie es sich hier dargestellt hatte. Auch er war zunächst von ihm getäuscht worden.

Mreckk’saah Mahl hatte sich wieder an die weiße Wand zurückgezogen und sich dort auf den Boden gesetzt.

Er ließ die Maschine auf dem Podest keine Sekunde mehr aus den Augen und trotzdem erschrak er, als das Behältnis nach etwa drei Stunden erst anfing, hell zu erstrahlen, um dann für mehrere Sekunden vollständig aus seinem Blick zu entschwinden.

Ruckartig stand er auf und umklammerte wie ein Ertrinkender die einzige Waffe, die er besaß.

Als das Behältnis wieder sichtbar geworden war, erklang ein erschreckend unnatürlicher Ton, der sämtliche Wände zum Schwingen brachte. Mreckk’saah Mahl drehte sich im Kreis und blickte voller Unbehagen durch den sonst leeren Raum.

Von allen Seiten tönte es auf ihn nieder, um dann abrupt zu verebben. Er traute sich nicht, noch näher an das Podest zu treten.

Als ich wieder meine Augen öffnete, wusste ich sofort, dass die Gehirnaufstockung und Aktivierung brachliegender Gehirnsektionen gelungen war.

Warum auch nicht, schließlich handelte es sich bei der angewandten Technik um eine von den Menschen erschaffene Technologie, auch wenn seitdem viele Jahrtausende vergangen waren.

Ein eiskalter Schauer lief meinem Rücken hinunter und die Härchen an meinen Armen stellen sich auf.

Wie kam ich bloß auf diese Feststellung? Mit einem Ruck setzte ich mich auf und ein Kaleidoskop von Farben überfiel meine Sehnerven.

Gleichzeitig überfiel mich ein sehr lautes Rauschen und mein Nervus trigeminus war hochgradig angespannt.

Ich fühlte mich irgendwie beschwingt und doch gleichzeitig auch überlastet. Jetzt schälten sich erste Konturen aus dem Farbenwirrwarr.

Meine Seenerven kämpften ununterbrochen gegen irgendwelche falsche Reizimpulse und versuchten krampfhaft ihre gewohnte Tätigkeit wieder aufzunehmen.

In diesem Moment fiel ein gewaltig großer Schatten auf mich.

Ich wurde an der Schulter gepackt und hochgerissen.

Im ersten Moment wusste ich nicht, wie mir geschah, da flog ich bereits aus dem Aufstockungsgerät heraus und landete mehr als unsanft an der gegenüberliegenden Wandfläche.

Ich konnte gerade noch im letzten Augenblick beide Arme vor den Kopf reißen, da rutschte ich bereits an der weißen Wandfläche nach unten, knallte auf den Bodenbelag und fiel in Ohnmacht.

Mreckk’saah Mahl handelte reflexartig, als er den Oberkörper von Syeel sah, der sich gerade aufrichtete. Für ihn stand unausweichlich fest, dass er sich ebenfalls in diesen Kasten begeben musste.

Insbesondere, als er in Syeels Gesicht blickte und die Veränderungen darin bemerkte, war ihm klar, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war. Tief in seinem Unterbewusstsein war etwas verankert, das keinen Widerspruch duldete.

Dieses instinkthafte Verhalten, das jedem Repbs zu eigen war, hatte sie in ihrer Ökologie zu herrschenden Rasse werden lassen.

Gepaart mit der einsetzenden Intelligenz war es ihnen fortan möglich, gefährliche Situation schon vor ihrem Entstehen zu erkennen, aber auch folgerichtige Entscheidungen zu treffen, wenn mangelhafte Informationen zu einer bestimmten Abfolge von Ereignissen und oder Gegebenheiten vorlagen.

Dies war hier der Fall.

Es bestand absolut keine Notwendigkeit noch gebot es die Logik, dass er seinerseits, wie der Primat vor ihm, sich in diese Maschine legte. Ganz im Gegenteil sollte der Überlebenswille ihn eigentlich daran hintern, sich einer völlig fremden Technologie anzuvertrauen.

Aber dennoch tat er es.

Nachdem Mreckk’saah Mahl den Menschen Syeel aus der Maschine geworfen hatte, stieg er selbst hinein. Er bemerkte sofort, dass das Gerät nicht für seine Größe gemacht zu sein schien.

Der Repbs stieß bereits mit den Stiefeln gegen die untere Wandung, obwohl sein Oberkörper noch nicht gerade lag.

Mit einem wütenden Zischen knickte er das zweite Kniepaar ein. In dieser Haltung würde er nicht lange verharren können, sie bereitete ihm bereits jetzt ein gewisses Unbehagen.

„Die Zellschwingungsanalyse ermittelt den Gebrauch der Gehirnaufstockungstechnologie durch eine artfremde Wesenseinheit. Dispens wird gewehrt, wenn der bereits aufgestockte und anwesende Dvijas nicht unverzüglich widerspricht.“

Mreckk’saah Mahl verstand zwar kein Wort, aber in seinem Unterbewusstsein fühlte er, dass etwas sehr Wichtiges geschah, auf das er keinen Einfluss mehr hatte.

Der Verschluss wurde hergestellt, nachdem kein Einwand des Berechtigten, da bereits aufgestockten, Dvijas erfolgt war.

Die Maschinerie ging davon aus, dass das artfremde Wesen, dessen Gehirn nunmehr ebenfalls einer Veränderung unterworfen wurde, ein besonderer und geschätzter Diener des Dvijas war, des „zweimalgeborenen“ Menschen.

Natürlich war sein gesteigertes Aggressionspotenzial aufgefallen und registriert worden.

Aber das konnte auch ein artspezifisches Verhaltensmuster sein, zumal Dvijas keine Anstalten machten, um zu intervenieren.

Syeels Bewusstlosigkeit wurde als solche von dem künstlichen Stationsgehirn nicht erkannt, lediglich seine Bioscandaten wurden angemessen und bezeugten, dass er im Raum anwesend war und ihm keine Gefahr drohte.

Seine Herzkreislauffunktionen bewegten sich innerhalb der Spezifikationen, die in den Altspeichern hinterlegt waren.

Das Stationsgehirn ging ebenfalls davon aus, dass die Gehirnaufstockung des Fremdwesens, dessen Rasse nunmehr als Hilfsvolk des Dvijas eingestuft wurde, lediglich in der Form einer für solche Fälle vorgesehenen Mindestanpassung erfolgen sollte.

Spezifische Gehirnregionen im Großhirn, die speziell bei Menschen vorhanden waren und die nur teilweise ihr Pendant bei Fremdwesen als verkrüppelten Ansatz aufwiesen, wurden nicht angetastet.

Aus früheren Aufstockungen wusste es, dass solche Maßnahmen zu ungewollten Prozessen führten und die Fremdwesen ihrer Lebensfähigkeit beraubten.

Deshalb aktivierten die Nanomaschinen bei Mreckk’saah Mahl lediglich die Gehirnregionen, die eine eingeschränkte paranormale Tätigkeit zuließen.