Im Dialog mit dem Jenseits - Brigitte Ostwinkel - E-Book

Im Dialog mit dem Jenseits E-Book

Brigitte Ostwinkel

5,0

Beschreibung

Ein Buch über die Geschichte, Philosophie, Ethik und Didaktik des Spiritualismus und der medialen Kommunikation mit der geistigen Welt In diesem Buch ist alles zusammengefasst, was ein spirituelles Medium wissen sollte. Es geht nicht nur um die Geschichte und Entstehung des Spiritualismus, sondern auch um Philosophie und Ethik sowie um die verschiedenen Facetten der Medialität, von der Arbeit mit der Aura, über Jenseitskontakte und Trance, bis hin zur Heilung und physikalischen Medialität. Vorschläge zu Übungen runden das Buch ab. Vor allem aber geht es um die Gewissheit, im Dialog mit unseren physisch Verstorbenen und unseren geistigen Begleitern zu stehen. Wer sich über Medialität informieren will, ist mit diesem Buch gut beraten, wohl eines der wenigen deutschen Bücher, das einen umfassenden Einblick gibt in alle Bereiche der medialen Arbeit. Ein didaktisches Muss für jeden, der sich auf seinen medialen Weg begibt. Sicherlich eröffnet es für manche eine ganz neue Perspektive auf die Kommunikation mit dem Teil des Universums, das im Unsichtbaren verborgen bleibt, aber in unserem Innern und durch uns in seiner ganzen Schönheit sichtbar werden kann.

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Schlimmer als blind sein ist, nicht sehen wollen.

Wladimir I. Lenin

Die in diesem Buch beschriebenen Geisteshaltungen, Ideologien, Methoden und Übungen basieren auf sorgfältiger Recherche und persönlichen Erfahrungen der Autorin und wurden nach bestem Wissen und Gewissen zu Papier gebracht. Autorin und Verlag übernehmen keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwertung der Angaben in diesem Buch entstehen. Die Informationen in diesem Buch sind als Inspiration gedacht, sich kritisch mit dem Thema des Jenseits unter geschichtlichen, ethisch-moralischen und pädagogischen Aspekten auseinanderzusetzen. Der Leser ist aufgefordert, seine eigene Wahrheit zu finden.

Für Britta und Sarah, meine wunderbaren Töchter, ohne die mein Leben nicht vollkommen wäre. Für meinen Mann, der mich gelehrt hat, meine seelischen Bedürfnisse zu erkennen.

Für meinen Vater aus der geistigen Welt, der mir immer wieder sagen ließ, ich solle das Buch endlich zur Post bringen.

Und für meine Mutter, die nicht nur meine größte Herausforderung, sondern auch meine einzige Freundin ist.

Haltern am See, im September 2017

Danksagung

Ich danke allen, die mir bewusst oder unbewusst, durch treue Teilnahme an meinen Workshops und Zirkeln sowie durch Fragen geholfen haben, dass dieses Buch entstehen konnte, auch allen, die mir Mut gemacht haben, das Buch zu verfassen.

Einen besonderen Dank an Jackie Wright und Nicole de Haas, die mir meine vielen Fragen beantwortet haben. Vielen Dank an Andreas Wurl, der mir bei den ersten Schritten meiner medialen Entwicklung eine unentbehrliche Hilfe war. Ganz herzlichen Dank an Inge, für deren konstruktive Kritik und Beratung ich sehr dankbar bin und die mir Mut gemacht hat, das Buch zu veröffentlichen.

Auch einen großen Dank an die Eingebungen aus der geistige Welt, an der ich mich während meines Schreibens angebunden fühlte, für die Inspiration, die Gedanken und Ideen, die mir während des Schreibens immer wieder zuflossen! Ich bin meinen Freunden aus der geistigen Welt, die mir im Laufe der Jahre sehr vertraut und unentbehrlich geworden sind, unendlich dankbar.

Aber auch ganz großen Dank an die vielen Medien, bei denen ich in den Kursen am Arthur Findlay College und am Zwanenhof lernen durfte, mit denen ich viele Stunden in Workshops und Seminaren verbracht habe und von denen ich sehr viel gelernt habe: Sandy Baker, Sally Barnes, Colin Bates, Libby Clark, Eileen Davis, Helen DaVita, Eamonn Downey, Chris Drew, Philip Dykes, Jason Goldworthy, Margaret Falconer, José Gosschalk, Julie Grist, Katherine Grundy, Geoffey Hayward, Sharon Harvey, Nicole de Haas, Paul Jacobs, Brenda Lawrence, Brian Lynch, Christine Morgan, Maureen Murnan, Mavis Pittilla, Sue Odam-Cole, Lynn Probert, Judith Seaman, Gerard Smith, Tony Stockwell, Bill Thompson, Martin Twycross, Terry Tasker, Stella Upton, Steven Upton, Sue Wood, Kitty Wood, Jackie Wright.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Fragen an den Großen Geist

WORTERKLÄRUNGEN

Literatur - Empfehlungen

Vorwort

Dieses Buch richtet sich an alle, die mehr über die spirituelle Medialität, über den Spiritualismus, ja über die mediale Arbeit erfahren möchten. Es entstand dem Wunsch vieler Teilnehmer1, ein deutschsprachiges Buch in Händen zu halten, in dem alles enthalten ist, was man über den Spiritualismus und die Medialität wissen möchte und müsste.

Im Rahmen meiner Ausbildung begann ich eine Recherche der Medialität in Deutschland. Daraus ist ein umfassender Bericht entstanden, der die internationalen Verbindungen im Spiritualismus und in der Medialität aufdeckt. Natürlich kann hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden, doch sollte ein guter Einblick in die Geschichte garantiert sein, die individuell zu weiteren Recherchen inspirieren darf und auch soll.

Die Darstellungen zu den verschiedenen Bereichen der Medialität fußen auf meiner umfangreichen Ausbildung am Arthur Findlay College und am Zwanenhof, ergänzt durch meine Übersetzungen vieler englischsprachiger Workshops ins Deutsche, die mir weitere Einblicke in die mediale Arbeit ermöglichten sowie der Übersetzung für die SNU (u. a. SD1, Code of Conduct, H1) sowie mehrerer Bücher über den Spiritualismus. Da ich selbst als Medium tätig bin und alle Disziplinen durchlaufen habe, weiß ich auch um die Schwierigkeiten und Zweifel, die auf dem langen Weg der Ausbildung immer wieder aufkommen. Natürlich kennt niemand zu bestimmten Fragen die ganze Wahrheit, wenn es z. B. darum geht, das Jenseits zu beschreiben oder Engel mit Geistführern - einfach ausgedrückt - zu vergleichen.

Ich bin nach dem englischen Grundsatz, der am Arthur Findlay College von Medien der SNU in GB vertreten wird, ausgebildet worden, sehr bodenständig, sehr faktisch, sehr analytisch. Ich selbst war der ungläubige Thomas, der alles hinterfragte und diese kritische Haltung habe ich bis heute. Aber nach dem, was ich erlebt habe, gibt es für mich keinen Zweifel an dem, was ich in diesem Buch zusammengefasst habe. Leider zweifle ich an vielen Medien oder an den Praktiken vieler Medien. Ich glaube gerne, dass manche es gar nicht besser wissen, aber dennoch brauche ich Beweise, um eine authentische Arbeit annehmen zu können. Das gefällt mir an dem britischen Zugang zur Medialität, der - wie bereits gesagt - sehr bodenständig ist. Trotzdem sollte sich jeder seine Meinung bilden und nicht blind glauben. Ich kann hier nur meine Überzeugung aufschreiben und nach meinem besten Wissen und Gewissen, nach meiner Überzeugung dokumentieren.

Die Quellen meiner Recherche sind in den Fußnoten zu finden. An manchen Stellen, besonders im historischen Teil, ist der Bezug lediglich zu dem Buch, aber nicht zur Seite gegeben, da ich aus der Erinnerung geschrieben habe, das Buch als Quelle jedoch zuordnen kann. In der Bibliographie werden die Bücher, auf die ich Bezug genommen habe, aufgeführt. Vieles habe ich aus Aufzeichnungen in Workshops, die ich, wenn das möglich war, den Medien zugeordnet und entsprechend als Quelle vermerkt habe. Vieles habe ich einfach nur behalten und aus meiner Erinnerung aufgeschrieben. Vieles ist mir während des Schreibens eingegeben worden und ich habe es zu Papier gebracht. Falls ich einen Gedanken wiedergegeben habe, der nicht von mir stammt, den ich aber nicht als fremden Gedanken identifizieren konnte, so möge man mir das nachsehen, es ist nicht absichtlich geschehen. Die einzelnen Kapitel können gesondert gelesen werden, daher wiederholen sich manche Erklärungen oder Quellen, doch habe ich mich bemüht, identische Wiederholungen zu vermeiden und in jedem Kapitel andere Schwerpunkte zu setzen.

Das Buch ist eine Zusammenfügung aller Informationen, die ich während meiner Ausbildung schriftlich oder mündlich erhalten habe, jedoch ist es in der von mir verstandenen Deutung verfasst. Ihr, liebe Leser, seid aufgefordert, das Buch kritisch, aber interessiert und offen zu lesen. Vergesst, was bisher Euer Glaubenssystem definierte und lasst Euch auf eine neue Sicht des all umfassenden Lebens im Diesseits und im Jenseits ein. Seht es als eine Herausforderung an, Eure eigene Meinung zu bilden und das anzunehmen, was sich für Euch stimmig anfühlt. Wenn fünf Personen, die in derselben Straße leben, der geistigen Welt mitteilen sollten, wie unsere Welt sich definiert, gäbe es fünf verschiedene Versionen, weil jeder die Welt anders erlebt - und jede wäre nach der Erfahrung des Einzelnen jeweils richtig. Schließlich bin ich davon überzeugt, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt und dass Toleranz, Offenheit und die positive Akzeptanz der Andersartigkeit wichtig sind, um die Komplexität unserer Leben im Universum zu begreifen.

1 In diesem Buch werde ich überwiegend die männliche Genderform benutzen, um den Textfluss nicht zu unterbrechen und den Lesefluss so einfach wie möglich zu gestalten. Ich bitte Euch, liebe Leserinnen, um Verständnis. Auch werde ich die persönliche Anrede Du benutzen, da sie sich als gebräuchliche und respektvolle Umgangsform bewährt hat.

Fragen an den Großen Geist

Ich wurde als Mädchen geboren

Und lebe mein Leben als Frau.

Ich frage den Großen Geist:

Warum bin ich hier?

Warum bedeutet mein Leben schwere Arbeit?

Wo ist die Liebe, die ich verdiene?

Und der Frieden, nach dem ich mich sehne?

Warum schmerzt mein Körper?

Lebt meine Seele in meinem Herzen?

Bin ich meine Taten?

Und der Große Geist antwortet:

"Du bist nicht die Begrenzung deines physischen Körpers.

Du bist mehr als dein physischer Körper.

Du bist hier aus einem bestimmten Grund!"

Mein Verstand kontrolliert meinen Körper, meine Bewegungen, meine Sprache.

Manchmal sagt mir mein Verstand, was falsch ist, welches die Gründe für meine physischen Schmerzen sind.

Und ich frage mich: Ist das, was ich tue, richtig oder falsch?

Sollte ich auf meinen Verstand hören statt körperlich und emotional Widerstand zu leisten?

Bin ich mein Verstand?

Lebt meine Seele in meinem Verstand?

Bin ich, was ich denke?

Und der Große Geist antwortet:

"Du bist nicht die Begrenzung deines Verstandes, deiner Gedanken oder deiner Denkleistungen.

Du bist mehr als deine Gedanken.

Du bist hier für das Erwachen des Verstandes.

Meine Gefühle sind überwältigend,

sie machen mich traurig oder glücklich.

Sie lassen mich nett oder unangenehm wirken.

Manchmal kontrollieren die Gefühle meinen Körper. Manchmal kann ich nicht denken, wenn die Gefühle zu stark sind, wenn ich in einen Ozean der Tränen versinke, für mich, für andere, für den Verfall der Menschheit.

Lebt meine Seele in meinen Emotionen?

Bin ich, was ich fühle?

Und der Große Geist antwortet:

"Du bist nicht die Begrenzung deiner Gefühle.

Du bist mehr als dein Emotionalkörper.

Du bist hier, um Gefühle zu erfahren.

Ich habe angefangen zu meditieren,

ich habe mich mit meinem inneren Selbst verbunden

ich bin mit meinen Geistführern im Einklang - mit meinen Schutzengeln, mit der Großen Seele,

ich bin mir meines spirituellen Körpers bewusst.

Lebt meine Seele in meinem spirituellen Körper?

Bin ich mein spiritueller Körper?

Und der Große Geist antwortet:

"Dass du dich deines spirituellen Körpers bewusst bist,

dass du dich deiner Seele in deinem spirituellen Körper bewusst bist, heißt, dass du eine wichtige Lektion gelernt hast:

Dein wirkliches Selbst - deine Seele - kann nicht sterben - deine Seelenenergie ist ewig.

Deine Seele ist Energie - und Energie kann nicht sterben.

Sie kann ihre Form verändern, aber sie wird nie verwesen.

Was bedeutet das, meine Seele ist in meinem spirituellen Körper?

Und der Große Geist antwortet:

"Der spirituelle Geist ist der Zündstoff für die Existenz deiner Seele.

Der spirituelle Geist verbindet alle Seelen, was alle Menschen zu Brüdern und Schwestern macht.

Funken des göttlichen Geistes sind in jedem - das verbindet euch. Deine Seele ist der individuelle Ausdruck deiner gesamten Existenz, des spirituellen Geistes in dir.

Warum bin ich hier auf Erden?

Welches ist meine Aufgabe?

Warum muss ich körperliche, emotionale und mentale Schmerzen aushalten?

Und der Große Geist antwortet:

"Weil du hier bist, um zu lernen. Jede Seele sucht sich Aufgaben aus, Verpflichtungen, die sie auf Erden eingeht.

Jede Seele möchte lernen, sich entwickeln, weiterkommen durch ihre Erfahrungen auf Erden.

Du brauchst deinen physischen Körper, um auf diesem Planeten leben zu können - um atmen zu können, musst du deine Körperfunktionen in Gang halten.

Du brauchst deinen mentalen, emotionalen und physischen Körper, um die Polarität des Lebens zu erleben: Hitze und Kälte, Gesundheit und Krankheit, Liebe und Hass, Klugheit und Dummheit, Freunde und Feinde, Glück und Trauer.

Aber warum muss ich leiden?

Warum kann das Leben nicht leicht sein?

Warum habe ich Pech, während andere Glück haben und in Licht und Liebe leben?

Warum bin ich unwichtig und unterlegen, während andere wichtig und überlegen sind?

Und der Große Geist antwortet:

"Wer hat deiner Meinung nach Glück? Wer weiß, wer zu den Glücklichen zählt? Wer weiß, warum du hier auf Erden bist? Wer kennt deinen Seelenplan?

Die Reichen und Wohlhabenden, die vom Glück Begünstigten sind nicht unbedingt diejenigen, die in Licht und Liebe leben.

Du hast deinen freien Willen, um zu entscheiden, was für dich richtig ist!

Du musst dich nicht als Opfer deines Lebens sehen, du bist der Schöpfer deines Lebens!

Unterstütze deine Seele bei ihrem Seelenplan hier auf Erden.

Wenn du glaubst, dass andere Leute wichtiger sind als du, irrst du dich. Jeder von euch hat seinen Platz im Leben. Jeder wird gebraucht, denn es geht nicht ohne den anderen.

Du kannst dich ohne die anderen nicht einmal verstecken - wenn du allein wärest, bräuchtest du dich nicht zu verstecken!

Manchmal ist es schwer, das Leben als Chance anzusehen, nicht aufzugeben, sondern die Ruhe zu bewahren und weiterzumachen.

Und der Große Geist antwortet:

"Sei dir bewusst, dass du und alle anderen Seelen, dass Ihr eine Vereinigung aller Geistwesen aller Welten seid, und Ihr seid alle Teil des Göttlichen Geistes.

Ihr seid Geistwesen in Licht und Liebe,

Ihr seid auf dem Weg aus der Dunkelheit zum Licht, aus der Unwissenheit in die Weisheit und in die bedingungslose Liebe, die gibt, ohne zu erwarten.

Sei dir bewusst, dass du nie allein bist."

Also - wer bin ich?

Und der Große Geist antwortet:

Du bist, was du scheinst, was du denkst, was du fühlst und was du weißt.

In deiner spirituellen Existenz bist du deine Seele, in der physischen bist du deine Gedanken und deine Gefühle und - du bist auch alles zusammen.

Du bist verantwortlich für dein Leben, du hast deinen freien Willen!

Deinesgleichen zieht Deinesgleichen an!

Deine unschuldige Selbst-Liebe zieht die Liebe anderer an.

Du wirst ernten, was du säst im Hier und Jetzt und Dort und Dann.

Du bist Ursache und Wirkung.

Du bist dein eigenes Selbst - es gibt keinen Richter außer dir - das ist das Gesetz der Natur.

Und Du bist alles in einem!

B. E. Mühlenbrock, 14. Februar 2015

I. Das Aufkommen des Spiritualismus

1.Spiritismus - Spiritualismus - Medialität

1.1. Was ist Spiritismus oder Spiritualismus?

Die Meinungen über das, was Spiritismus oder Spiritualismus ist, gehen weit auseinander und sind vielfach auch - nach dem, was ich nach vielen Recherchen, einer gründlichen Ausbildung und Rezeption fundierter Quellen erfahren habe - schlichtweg falsch. Doch kann ich hier nur meine Meinung wiedergeben, sie als Impuls setzen und weitergeben. Bildet Euch Eure eigene!

Spiritismus ist eine Geisteshaltung, die die Basis einer jeden Religion sein sollte, aber auch von Menschen gelebt wird, die keiner religiösen Gruppe angehören. Im 19. Jahrhundert und - zumindest zu Beginn des 20. Jahrhunderts - waren die Begriffe Spiritismus und Spiritualismus austauschbar. Mit der Gründung religiöser Gemeinschaften in Großbritannien ist überwiegend von Spiritualismus die Rede. Im Folgenden werde ich diese Terminologie benutzen.

Der Spiritualismus ist eine unverblümte Philosophie von der Fortdauer des menschlichen Geistes in einer persönlichen und individuellen Art. Die Identität der Persönlichkeit hat mit Erinnerung und Erfahrung zu tun, sonst gäbe es keine persönliche Identität. Der Spiritualismus erklärt und definiert die geistige Welt sehr genau und er erklärt die ununterbrochene Entwicklung der menschlichen Seele hier auf Erden, aber auch in der geistigen Welt bis hin zu den höheren Sphären. Damit ist die Möglichkeit der Reinkarnation nach spiritualistischem Glaubenssystem nicht sinnvoll, denn die Seele entwickelt sich in der geistigen Welt weiter. Eine Reinkarnation wäre ein Schritt zurück, ohne dass Neues gelernt würde, denn jede irdische Erfahrung ist grundsätzlich gleich, ob als König oder Bettler. Jeder Mensch fühlt und erlebt Dinge auf dieselbe Art und Weise, jeder hat zu kämpfen und strebt nach einem Ziel. Jedes Leben, das des Bettlers und das des Königs, ist gleich viel wert. Jeder beginnt sein Leben als eigenständiger Mensch im Unterschied zu anderen Menschen und jeder lernt den Gegensatz von Freude und Schmerz, Sieg und Niederlage kennen, was wichtig ist, damit der Geist des Menschen die größeren und schöneren Freuden und Schönheiten des jenseitigen Lebens zu schätzen imstande ist. Die grundsätzliche Erfahrung des Lebens, die jeder Mensch macht, ist die einzige Bedeutung, die das Leben hier auf Erden hat, nicht das Erleben jeder möglichen Erfahrung hier auf Erden.2 Nach dieser Definition macht der Reinkarnationsgedanke keinen Sinn, wie er in der Theosophie und von östlichen Religionen vertreten wird. Das ist der Glaubenssatz, der von den Pionieren der spiritualistischen Bewegung vertreten wurde. Viele Medien teilen diese Ansicht der negierten Reinkarnation inoffiziell jedoch nicht, wobei sie auf eigene Déjà-Vue-Erlebnisse zurückgreifen oder auf das, was ihre Geistführer in Trance durch sie durchgeben. Vielleicht unterliegt die Reinkarnation ja auch dem eigenen Willen, den man im Evolutionsprozess nicht unterschätzen sollte.

Spiritualismus bedeutet das Bewusstsein, dass jeder Mensch, egal welcher Herkunft oder Religion, aus der göttlichen Quelle entstanden ist und zu ihr zurückstrebt. Es gibt keinen Tod außer dem physischen, bei dem die Energie des physischen Körpers jedoch auch in der Transformation zu gutem Humus weiterverwendet wird und in der irdischen Evolutionskette integriert wird. Die anderen Energiekörper, die Spiritualisten denken hierbei hauptsächlich an den emotionalen und den mentalen Körper, gehen ein in die spirituelle Welt, wobei die Persönlichkeit des Verstorbenen erhalten bleibt und sich im Jenseits weiterentwickelt. Das gesamte Leben, im Diesseits und Jenseits, unterliegt dem freien Willen des Individuums. Gott ist die bedingungslose Liebe, die immer da und für jeden zugänglich ist. Es gibt im Jenseits keinen Richter, der Mensch richtet sich selbst, denn in der geistigen Welt gibt es kein Verstecken, keine Heuchelei, sondern alles und jeder ist grundsätzlich transparent.

Im Spiritualismus als Religionsgemeinschaft gibt es Regeln und Regelungen, wie bei jeder anderen Religion auch. Das Grundkonzept basiert auf den 7 Prinzipien, die dem Medium Emma Hardinge Britten von Robert Owen aus der geistigen Welt durchgegeben wurden.3 Die Spiritualisten treffen sich zum spiritual service, einem Gottesdienst, in dem neben dem Gebet zu Gott, der Geistheilung, einer philosophischen Rede auch Jenseitskontakte gemacht werden. Bei den Jenseitskontakten handelt es sich weder um die Beschwörung von Geistern, denn da jeder Mensch im Diesseits UND Jenseits einen freien Willen hat, kann niemand beschworen werden, noch wäre das die Absicht der Spiritualisten. Im Gegenteil kann man es sich so vorstellen, dass die geistige Welt bei den Jenseitsmedien gewissermaßen Schlange steht, um Kontakt zu einem Hinterbliebenen aufzunehmen. Dieser Kontakt besteht aus der Beweisführung, der Kommunikation zwischen dem Verstorbenen und dem Hinterbliebenen und der Botschaft.4 Wer einen solchen Gottesdienst miterlebt hat, wird von der überwältigen Energie und Liebe, die greifbar, spürbar ist, berichten. Hier findet Heilung nicht nur durch Geistheilung, sondern auch durch die Kontakte zwischen den Welten statt. Eine Vereinigung aller Menschen, die in Liebe miteinander verbunden sind.

Viele Menschen kennen den Unterschied zwischen Geist und Gespenst nicht und glauben, das eine sei genau dasselbe wie das andere. Keineswegs handelt es sich bei den Kommunikatoren aus der geistigen Welt, anders ausgedrückt den Geistern aus dem Jenseits, um Gespenster - ghosts, wie der Engländer sagt - sondern um spirits, also Geister/Geistwesen. Davon abgesehen, dass Gespenster Hollywood-Produkte sind, die die Kinokassen füllen sollen, sind die so genannten Gespenster eher energetische Abdrücke - imprints - die eine Zeitlang an einem Ort bestehen können. Hat eine Person vielleicht lange oder zeit ihres Lebens an ein und demselben Ort gelebt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Energie dieser Person für sensitive Menschen noch lange sehr deutlich spürbar ist oder dass diese Verstorbenen sogar mit dem physischen Auge des Sensitiven gesehen werden können. Wenn eine andere Familie in dieses Haus einzieht und ihre Energie durch Einrichtung, Musik, Möblierung, schlichtweg durch ihr Leben in dem Haus ausbreitet, wird der Eindruck der früheren Bewohner verschwinden.

Von einem Fall in England in der Nähe von Ashford, wo eine junge Frau mit ihrem Auto verunglückte, heißt es, dass noch Jahre später zu einer bestimmten Jahreszeit eine junge Frau von unterschiedlichen Spaziergängern wahrgenommen wurde. Die Energien, auch durch elektrische Leitungen und Wasseradern, waren an diesem Ort besonders hoch, so dass der energetische Abdruck lange erhalten bleiben konnte. Im Laufe der Jahre verblasste das Bild der jungen Frau immer mehr, bis nichts mehr von der jungen Verunglückten wahrgenommen wurde.

Ein Spiritualist ist also ein Mensch, der dieses Bewusstsein des ewigen Lebens in sich trägt. Manche haben dieses Wissen, ohne sich mit Philosophie oder den Fragen des Lebens zu beschäftigen, andere werden im Laufe ihres Lebens durch Interesse oder Schicksalsschläge mit den Fragen, was nach dem Tode mit uns geschehe, konfrontiert. Man muss nicht einer spiritualistischen Gemeinschaft angehören, um sich Spiritualist zu nennen. Ein Spiritualist ist nicht notwendig auch ein Medium, aber ein Medium sollte ein guter Spiritualist sein. Without the knowledge and proof of spiritualism, there is no meaning to life, stellte das weltberühmte Medium Gordon Higginson einst fest.5

Spiritualismus bedeutet keine Bewertung des Guten oder Bösen im Menschen. Wer sich als Spiritualist bezeichnet, kann ein guter Mensch mit sehr viel Nächstenliebe und Empathie sein, der selbstlos zuerst an andere denkt, verzichtet und hilfsbreit ist, aber als Spiritualist darf sich auch bezeichnen, wer nur an sich denkt, seine egoistischen Wünsche an die erste Stelle stellt oder andere übervorteilt. Vor allem kann jeder Charakter ein sehr gutes Medium sein. Wer glaubt, ein Medium sei ohne Fehler, ohne Konkurrenzdenken, erfüllt von (Nächsten-)liebe und Frieden, sollte alle Medien ganz schnell vom Podest holen. Spiritualist zu sein, heißt, das Bewusstsein zu haben, den physischen Tod mit allen Aspekten der individuellen Persönlichkeit zu überwinden. Medium zu sein, heißt, die Gabe zu haben, sich mit der geistigen Welt - in welchen Fakultäten auch immer - zu verbinden und als Vermittler zwischen den Welten zu fungieren. Die geistige Welt urteilt nicht, ob man ein guter oder schlechter Charakter ist, das erledigen wir Menschen.

Von den Pionieren wurde der Spiritualismus in philosophisch (Andrew Jackson Davis: harmonisch) und phänomenal unterschieden, also einerseits als Lehre von dem Leben in der geistigen Welt (philosophisch) und andererseits als Beweis, dass es nur den physischen Tod gibt und die Kommunikation mit der geistigen Welt, also den Verstorbenen, möglich ist (phänomenal). Für den Beweis bedarf es eines Mediums, das den Kontakt zur geistigen Welt herzustellen imstande ist. Hier spricht man auch von Medialität. Diejenigen, die den Kontakt herstellen können, werden allgemein als Medien, Jenseitsmedien, Trance- Medien oder physikalische Medien und in dem Bereich der Heilung als Heilmedien, Heiler(innen) bezeichnet. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff Spiritualismus jedoch häufig synonym gebraucht zu Mediumismus oder Medialität

1.2. Was versteht man unter Medialität?

Unter Medialität versteht man die Vermittlung zwischen dieser, der materiellen Welt und der geistigen (spirituellen) Welt. Jeder Mensch ist in der Lage, die geistige Welt wahrzunehmen. Bei manchen Menschen geschieht das unbewusst durch luzide Träume, durch Wahrnehmung von Energien, die plötzlich hinter oder neben einem auftauchen, durch das Gefühl, am Haar gezogen zu werden oder eine Hand auf der Schulter zu spüren. Manchmal ahnen wir, dass Tante Anna anrufen würde, was auch eintrifft oder dass man diese Fahrstrecke lieber meiden sollte, sondern eine andere nehmen, was sich im Nachhinein als genau richtig erwies. Manche haben schon im Kindesalter Spielgefährten aus der geistigen Welt, die auch später im Leben noch kommen, sie nehmen die Wesen bewusst wahr, häufig hell- sehend - diese Menschen sind mit der geistigen Welt gewissermaßen auf du und du. Andere hören plötzlich Stimmen oder hören in Form eines Gedankens und erhalten eine Information, die wichtig ist für sie selbst oder andere. Wieder andere wissen einfach, dass da jemand aus der geistigen Welt ist, aber können die Kommunikation nicht bewusst führen. Sie spüren die seelische Verbindung mit der geistigen Welt, nehmen die Liebe, den Frieden wahr. Wie auch immer die Verbindung mit der geistigen Welt empfunden wird, die Kommunikation mit der geistigen Welt, d.h. die Informationen, die wir auf diese Weise aus der geistigen Welt erhalten, ist niemals angstbesetzt, sondern wird immer als neutral oder bereichernd, auf jeden Fall aber liebevoll empfunden.

Wenn diese Wahrnehmungen nicht plötzlich und unerwartet, sondern kontrolliert wahrgenommen werden sollen, kommt die Medialität ins Spiel. Denn sie ist die bewusste Kommunikation mit der geistigen Welt. Das Medium bestimmt nicht, wer aus der geistigen Welt durchkommen soll, das kann es gar nicht, es hat keinen Einfluss auf Vorgänge oder Personen in der geistigen Welt. Genau so wenig Einfluss hat die geistige Welt auf uns. Sie gibt Impulse, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Dinge/Vorgänge/Personen, aber wir haben den freien Willen, unser Leben zu gestalten, Entscheidungen zu treffen. Die geistige Welt würde uns nie eine Entscheidung abnehmen, das widerspräche unserem Auftrag hier auf Erden, die Seele durch eigene Erfahrungen wachsen zu lassen. Das Medium hat ebenfalls den freien Willen, die Kommunikatoren6 aus der geistigen Welt zu empfangen, und zwar, wann und wo es dazu bereit ist. Diese bewusste Kommunikation kann geübt und praktiziert werden. Aber dennoch ist jede Kommunikation mit der geistigen Welt ein Experiment, das nicht immer gelingen muss. Der Mensch kann lernen, seine hellen Sinnen zu schärfen, die Energien bewusst wahrzunehmen, sich mit der geistigen Welt zu verbinden, um ein Medium zu werden, ein reiner Kanal, der die Botschaften so ungefiltert wie möglich durchgibt.

Ein Therapeut pflegt auf der psychic7 Ebene, der Seelenebene, zu arbeiten, um den Patienten bei der Gesundung seiner Seele zu helfen. Wenn ein Therapeut auch ein Medium ist, kommt die mediale Komponente noch dazu.

Medialität ist also die Vermittlung zwischen dieser und der jenseitigen Welt. Es ist die Brücke, über die man gehen muss, um mit den physisch Verstorbenen kommunizieren zu können und die Philosophie aus der geistigen Welt zu empfangen und weiterzugeben, aber auch um Heilstrom aus der geistigen Welt in diese Welt fließen zu lassen. Damit Heilung, Kommunikation und Phänomene stattfinden können, bedarf es der Vermittlung; wie bei der Benutzung des Handys, des Telefons oder anderer Kommunikationsmedien braucht es Vermittler zwischen dem Sender und Empfänger. In der geistigen Welt formiert sich ein ganzes Team von Helfern, Freunden, Mentoren, - auch Geistführer genannt - um diese Kommunikation möglich zu machen. Es ist eine große Anstrengung, durch die schwere Materie der irdischen Energie durchzukommen, nicht nur durch solide feste, sondern auch durch negative feinstoffliche Bestandteile. Auch in unserer materiellen Welt bedarf es eines Teams z. B. in Form eines Zirkels/einer Séance, um die Energie zu bilden und/oder eines Mediums, das die Fähigkeit entwickelt, mit der geistigen Welt zu kommunizieren, und zwar aktiv mit Hilfe der hellen Sinne oder passiv in einem Trance-Zustand; auf jeden Fall ist es eine Kommunikation von einem Geist (spiritueller Kommunikator) durch den Geist eines Mediums zu einem Geist des Hinterbliebenen/Empfängers: from spirit through spirit to spirit.

Jeder Mensch ist in gewisser Weise medial, was häufig als sechster Sinn identifiziert wird oder durch Ausrufe wie, "Ich habe es gewusst! Ich weiß nicht, warum!" , zum Ausdruck kommt. Durch Erziehung, Geschichte und Kultur verlernen wir unseren natürlichen Zugang zur spirituellen Welt. Wer diesen Zugang wieder gefunden hat, häufig durch einen Unfall, bei dem man fast ums Leben gekommen wäre, oder den Verlust eines geliebten Menschen, glaubt und vertraut seinen Wahrnehmungen meistens nicht, denn es kann doch nicht sein, dass wir einen Verstorbenen spüren, hören oder sehen. Unser Bewusstsein verbietet uns, unseren Wahrnehmungen zu glauben. Im besten Fall gehen wir der Sache nach, indem wir ein Medium aufsuchen, das den Kontakt für uns herstellt.

In vielen Menschen wird der Wunsch geweckt, auch selbst Kontakte herstellen zu können, es zu lernen. Ich bin davon überzeugt, dass das Interesse an der medialen Arbeit der beste Beweis ist, die Fähigkeit und das Potential zu haben, sich medial entwickeln und fortbilden zu können; man sollte immer seinen Interessen und seiner Freude zum Wohle aller folgen. Man sollte sich jedoch klar machen, dass niemand hier auf Erden aus einem Menschen ein professionell arbeitendes Medium machen kann. Das ist eine - meiner Meinung nach - bereits vorher in der geistigen Welt getroffene Vereinbarung mit unserem Team. Aber die Ausbildungen helfen natürlich, seinen individuellen Weg zu finden und den Spiritualismus zu verstehen, was eine große Hilfe für das Verständnis des Lebens hier auf Erden ist. Nicht jeder, der sich medial weiterentwickelt, wird ein professionell arbeitendes Medium werden, aber jeder wird sich weiterentwickeln und auf sein soziales Umfeld positiven Einfluss nehmen. Man kann nur sich selbst ändern, nicht die anderen, aber wir agieren und reagieren und in diesem Austausch passiert sehr viel. Auf einmal finden Familien, die im Streite leben, wieder zueinander, auf einmal können fremde Kulturen mit ganz anderen Augen gesehen und toleriert werden. Niemand bleibt unberührt, sobald er diesen Weg betritt, jeder verändert sich automatisch zum Positiven, indem er mehr Liebe und Frieden in sein Leben lässt und die Werte und das, was das Leben ausmacht, überdenkt; dadurch verändert sich auch die soziale Umgebung des Einzelnen, indem er positiv, nonverbal und einfach nur durch die Veränderungen seiner eigenen Energien auf andere Einfluss nimmt . Ihr könnt Euch vorstellen, was die Energie des friedlichen und positiven Bewusstseins für den Frieden auf der Welt bedeutet, aber auch für die kleine Welt der Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen. Auch wenn nicht jeder ein professionelles Medium sein wird, kann jeder sehr viel für sich und andere tun: Es ist nicht wichtig, ein Medium zu sein, es ist wichtig, spirituell zu leben.

2. Die Ursprünge des Spiritualismus und der Medialität

Beispiele übersinnlicher Phänomene sind in der Geschichte immer wieder dokumentiert worden. Alle größeren Religionen basieren ursprünglich auf einem übersinnlichen Ereignis, das später einem Dogma oder Glaubenssystem angepasst wurde.

In prähistorischen Kulturen und in Kulturen der Urvölker hatten Priester, Schamanen, Orakel die Aufgabe, Weisheit in der geistigen Welt zu suchen und sie den Menschen weiterzugeben. Schamanen führten durch verschiedene Methoden den Trance-Zustand herbei, z.B. durch die Anwendung natürlicher Substanzen aus Pflanzen, die Halluzinationen hervorriefen oder durch mystische Tänze.

In den veränderten Bewusstseinszuständen trafen diese ihre geistigen Führer. Pythia, das Orakel von Delphi (Griechenland), das den Status einer Priesterin hatte, sprach oft in einem Zustand der Trance. Das Orakel/Medium traf Vorbereitungen, die Baden und Fasten mit einbezogen, bevor es in den Zustand der Trance eintrat. Es saß dann auf einem dreifüßigen Schemel über einer Spalte im Boden, aus dem kalte gasartige Dämpfe emporstiegen, die dabei halfen, den ekstatischen oder tranceähnlichen Zustand herbeizuführen.

In Jersey gibt es das “La Hougue Bie“, einen Dolmen, eine Art Grabhügel oder Katakombe, das heute als Museum genutzt wird. Vor dem Eingang befindet sich ein grasbedeckter Erdhügel. Der Dolmen war 5500 Jahre zuvor errichtet worden, als Jersey noch zum Festland Frankreichs gehörte. Bis zu 3000 Leute kamen hierher, um auf diesem Gelände am Gottesdienst teilzunehmen. “Das Herzstück ihres Gottesdienstes war die Vereinigung mit den Verstorbenen!“ In dem Grabhügel befand sich am äußersten Ende ein “Alkoven“ aus großen, flachen, aufrechten Felssteinplatten. Bau und Struktur der Steine machen deutlich, dass es wie ein Kabinett ist, wie es exakt in einer spiritualistischen Séance benutzt wird und so handelt es sich um eine Art Séance-Raum.8

Mit Göttern oder Geistwesen (das Wort bedeutet in alten Kulturen dasselbe) in Trance zu kommunizieren, war in der Priesterkaste der alten Ägypter eine hoch entwickelte Kunst. Die frühen Chinesen, Tibeter, Japaner, Inder, Babylonier, Assyrer und Kelten benutzten die Trance-Medialität, um mit nichtinkarnierten Geistwesen oder Göttern zu kommunizieren. Die Propheten und heiligen Männer und Frauen des Judentums, Christentums und Islam erhielten göttliche Führung durch Trance-Medialität.

Die Bibel ist voll von Hinweisen auf Trance; In Genesis Kap. 15, Vers 12, wird festgestellt, dass Abraham in einen tiefen Schlaf fiel und ihn große Dunkelheit überkam, was zweifellos erklärt, dass er im Zustand der Trance war. Im Neuen Testament wird berichtet, dass ein Engel Maria erschien, um ihr die frohe Botschaft der Geburt Jesu zu verkünden. Nach der Kreuzigung Jesu erscheint er Maria Magdalena im Garten Gethsemane, um ihr zu beweisen, dass er den Tod überwunden hat. Der ungläubige Thomas fasste die Wunden Christi, um sich zu überzeugen, dass sein Meister vor ihm stand und den Tod überwunden hatte. Die Christen feiern Pfingsten in Gedenken an den heiligen Geist, der den Jüngern erschien und verkündete, sie möchten hinausgehen in alle Welt und die frohe Botschaft verkünden, dass Jesus lebe. Der heilige Geist kann also gleichgesetzt werden mit einer Information oder Botschaft aus der geistigen Welt, die von Spiritualisten in der ganzen Welt praktiziert wird.

Texte in der original-hebräischen Ausgabe der Bibel, berichten von Saul, der die Frau von Endor als eine, die weise ist, konsultiert (Hebräisch: Yidde Onin). Eine später übersetzte Version änderte diese Geschichte in Die Hexe von Endor. Wer zuvor gepriesen worden war als diejenigen, die die Welt der geistigen Wesen offen legten, wurde nun beschimpft, Teufelswerk zu tun. So erlebte die Medialität dunkle Jahrhunderte, in denen viele Medien als Hexen zum Tode verurteilt wurden. Moses erhielt als erster Gründer der ersten Religion die 10 Gebote, die er von Gott aus der geistigen Welt erhalten hatte, um ein friedliches Zusammenleben zu regeln. Für die christliche Kirche gilt die Missachtung der 10 Gebote als Sünde und muss im katholischen Glauben durch Beichte gestanden und Buße gesühnt werden.

In der frühchristlichen Kirche hatte das Medium einen rechtmäßigen Platz inne. Johannes erklärt in seinem Brief an die Korinther sehr genau, welche Bestandteile einen frühchristlichen Gottesdienst ausmachten. Der Ablauf ist fast identisch mit dem Gottesdienst in einer modernen spiritualistischen Kirche, einschließlich einer Offenbarung mit Interpretation, was man heute als Jenseitskontakte bezeichnet. Nach dem Konzil von Nicäa jedoch bewirkte der Wunsch des Menschen, die Massen durch Religion zu kontrollieren, eine Veränderung in der lange bestandenen, hoch geschätzten Position der Medien9.

Die Geschichte zeigt, dass die geistige Welt nie mit dem Versuch aufhörte, mit den Menschen auf der Erde zu kommunizieren; es war ihre Initiative, die die Kommunikation durch Medialität herbeiführte. Es sind nicht die Jenseitsmedien, die die physisch Verstorbenen stören und herbeirufen, sondern jene sind es, die Kontakt mit uns aufnehmen möchten, um uns zu sagen, dass der physische Tod nicht das Ende ist, sie wollen uns ihre Welt, ihre neue Perspektive, ihr erweitertes Bewusstsein offenbaren.

2.1. Pioniere des modernen Spiritualismus: Die frühe Neuzeit

Wir sind keine Menschen, die eine spirituelle Erfahrung machen, sondern wir sind spirituelle Wesen, die erfahren, Mensch zu sein! (Pierre Teilhard de Chardin)

Der moderne Spiritualismus10, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika seinen Anfang nahm, sich von dort nach Großbritannien als Religion in spirituellen Glaubensgemeinschaften verbreitete, hatte seinen geistigen Ursprung schon gut 300 Jahre eher mit dem Beginn der Frühen Neuzeit. Die Einflüsse entstanden durch Innovationen in den Bereichen der Naturwissenschaften, der Religion und der Theologie.

Bis zum 16. Jahrhundert sahen die Menschen den Himmel als einen begehbaren Raum an, der sich mit der Erde als Mittelpunkt der Welt oberhalb der Erde befand, im Kontrast dazu die Hölle innerhalb der Erde. Himmel und Hölle sind in der römischen und griechischen Mythologie räumliche Orte, bekannt geworden als solche durch den Griechen Orpheus, auch Persephone und Eurydike sind vertraute Namen, wenn es um Himmel und Hölle geht. In der christlichen Tradition fährt der Prophet Elias mit dem Wagen in den Himmel, das Paradies wird von Engeln bewacht, damit niemand hineinkommt. In der katholischen Kirche werden die Himmelfahrten Jesu und Marias mit Gedenktagen belegt.

Im 16. Jahrhundert wurde diese räumliche Begrenzung des Himmels aufgehoben zugunsten der Unendlichkeit. Giordano Brunos (1548-1600) Behauptung, die Erde sei nicht Mittelpunkt der Welt konnte mit Galileos (1564-1642) Beweisführung durch einen einzigen Blick durch das Fernglas gefestigt werden. Auch wenn Galileo, durch die katholische Kirche erzwungen, widerrief, war das heliozentrische Zeitalter geboren und die Erde als Mittelpunkt der Welt nicht mehr tragbar und mit dieser Absage war die Unendlichkeit des Himmels entdeckt. Ein Gedankenbild, auf dem die Kirche ihren Glauben aufgebaut hatte - Gott im Himmel, König und Papst als gleichberechtigte Partner und Stellvertreter Gottes hier auf Erden und das Schicksal der Menschen, sich in Bescheidenheit zu üben, da die Belohnung im Himmel ausstehe - hatte keinen Bestand mehr. Der sichtbare Himmel war als religiöse Welt in Frage gestellt, der Besuch des Himmels nicht mehr möglich, Himmel, Hölle und Erde waren nicht mehr getrennte Orte in der materiellen Welt.

Die Erforschung des Universums, die Entdeckung zahlreicher Sonnensysteme, führten Menschen nicht in Unglauben, denn sogar führende Wissenschaftler haben ihren Glauben an Gott nicht verloren. Physiker können manche Phänomene oder Abläufe nur logisch und sinnvoll erklären, wenn geistige Dimensionen als Fakt angenommen werden, was sich z. B. durch die Quanten-Theorie oder die String-Theorie beweisen lässt.

2.2. Von Europa nach Amerika: Geistige Wegbereiter des 15./16. Jahrhunderts

Den religiösen Grundstein legte zum großen Teil die Reformation Martin Luthers (1483-1546), der die Macht der Kirche, vor allem ihr alleiniges Recht, verlorene Seelen durch Geldspenden aus Nächstenliebe, bekannt als Ablasshandel, aus dem Fegefeuer zu retten und erlösen, fundamental beschnitt. Die Übersetzung der 95 Thesen 1518 ins Deutsche und Johannes Gutenbergs (1400-1468) Erfindung des Buchdrucks ermöglichten es, die protestantische Reformation zu verbreiten. Martin Luther proklamierte, dass der einzige Weg zur Rettung der Seele durch den Glauben an Gott durch Jesus Christus geschehe. Das war ein direkter Widerspruch zur Kirche. Er schuf den Katechismus, der dem einfachen Menschen den christlichen Glauben verständlich machte, ohne die vermittelnde Instanz der Kirche zu benötigen, deren Vertreter als einzige die lateinischen Worte und Schriften lesen konnten und verstanden. Durch Luther war der Mensch imstande, die Religion selbst zu interpretieren. Kernpunkte seiner Lehre, die eng mit dem spiritualistischen Gedankengut verbunden sind, sind der Fortbestand der Seele und die individuelle Persönlichkeit des Einzelnen nach dem physischen Tod. Er negiert die Verdammnis der Seele im Fegefeuer oder in der Ewigkeit, sondern vertritt die These, sie schlafe für eine Weile und wache dann auf.

Luther wurde exkommuniziert, zum Tode verurteilt, jeder konnte ihn - ohne Strafe - eliminieren. Friederich III, Prinz von Sachsen, gewährte ihm Asyl auf der Wartburg, wo er die Bibel ins Deutsche übersetzte und damit nicht nur jedem Menschen den ungeschulten Zugang zur Bibel ermöglichte, sondern auch den ersten Schritt in Richtung einer Vereinheitlichung der deutschen Sprache tat. Die staatliche Unterstützung wurde ihm garantiert, nachdem er einen Bauernaufstand, der die Sicherheit des Staates gefährdet hätte, verhinderte. Luther wurde wieder legitimiert und als er im Alter von 62 Jahren starb, hinterließ er ein spirituelles Erbe, das bahnbrechend für die westliche Welt sein sollte.

John Calvin11 (1509-1564) gehört zu der zweiten Generation der protestantischen Reformation. Als Lutheraner im katholischen Frankreich trug er zu der Verbreitung des Protestantismus in diesem Land bei, was ihn schließlich zwang, in die Schweiz zu fliehen, wo er in Genf als Administrator weltliche mit kirchlichen Aspekten verband und einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Infrastruktur des Landes hatte, denn Staat und Kirche waren untrennbar miteinander verbunden. Zu den zentralen Gedanken des Kalvinismus gehörte u. a. die Vorherbestimmung des Einzelnen, indem Gott entschied, wer zu den wenigen Auserwählten gehörte, aber der Einzelne konnte sein Schicksal durch entsprechende Lebensführung beeinflussen.

Der geistige Weg nach Großbritannien war geebnet, denn im selben Zeitraum kam es zu einem großen Umbruch im britischen Reich. Henry VIII (1491-1547), bekannt durch seine Ehen mit sechs Frauen, von denen er sich scheiden (Katharina von Aragon/Anna von Kleve), die er köpfen (Anne Boleyn/Katharina Howard) ließ, die starb (Jane Seymour) oder ihn überlebte (Katharina Parr), gründete 1531 die Church of England, ein Akt, der die endgültige Trennung von Rom, vom Papst, besiegelte. Heinrich VIII wollte sich vom Papst nicht vorschreiben lassen, wie oft er heiraten dürfe12. Damit hielt die protestantische Gesinnung, Religion sei, vereinfacht gesprochen, eine Sache zwischen dem Einzelnen und Gott, hier zwischen dem König und Gott, Einzug in die britische Staatskirche, aber der Gesinnungswandel dauerte nicht lange - eine Revolution von oben für private und egoistische Zwecke kann sich in den Köpfen des Volkes, die eine solche Bewegung mittragen müssten, nicht manifestieren - und so näherte sich die britische Staatskirche gesinnungsgemäß, in Regeln und Doktrinen wieder mehr der katholischen Kirche an, natürlich unter Beibehaltung der Trennung von Rom, d. h. die Trennung von Staat und Kirche blieb erhalten, was eine Religionsfreiheit, wie sie in Amerika und GB praktiziert wurde, einer religiösen Bewegung wie dem Spiritualismus (GB) oder einer spiritualistischen Gesinnung (Amerika) nur förderlich sein konnte.

Den Puritanern, einer kleinen Gruppe in Großbritannien, gingen die Reformen nicht weit genug, sie waren in England nicht mehr erwünscht und emigrierten an die Nordostküste nach Amerika. Die Migration der Puritaner endete 1642, aber nicht, ohne nicht einen großen Einfluss auf die Siedler Amerikas ausgeübt zu haben: der Kongregationalismus entwickelte sich zu einer neuen religiösen Bestimmung. Dem Kalvinismus sehr ähnlich, übernahm der Einzelne ein gewisses Maß an Kontrolle über sein Leben, indem er sich durch Bekehrung retten konnte, indem er sein Leben, seinen Lebensstil änderte, jedoch lag es immer noch in Gottes Entscheidung, wer gerettet wurde. Die Wiederbelebung der protestantischen Bewegung in den 1730er und 1740er Jahren nennt man First Great Awakening, das erste große Erwachen.

Die Reformation Luthers, die protestantische Bewegung, hatte also ihren Weg nach Amerika gefunden, ein Amerika, das zu der Zeit das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, das Land, in dem Milch und Honig floss, das Freiheit und individuelle Entfaltung versprach - ein fruchtbarer Boden, auf dem religiöse Eigenverantwortlichkeit wachsen konnte. Die Durchführung des religiösen Freiheitsgedankens machte der 3. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika - Thomas Jefferson - im Jahre 1791 konstitutionell. Seine erste Gesetzesänderung der amerikanischen Verfassung lautete: Trennung von Staat und Kirche, was das Recht auf freie Religionswahl garantierte. Diesen Akt nennt man Second Great Awakening, das zweite große Erwachen.

Das Zeitalter der Aufklärung in Europa und Amerika datiert sich auf die Zeit zwischen 1650 und 1800 mit dem Fokus auf individueller Freiheit und Verantwortung, Emanzipation des Einzelnen, rationalem Denken und damit verbunden mit dem Bewusstsein seiner Rechte in allen Bereichen des Lebens. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung gehören zu den zentralen Gedanken der Aufklärung. Natürlich entwickelt sich das Bewusstsein nicht über Nacht. Die Bevölkerung war nicht gerade gebildet, sie brauchte Fürsprecher und Vertreter in alltäglichen Dingen. Den Menschen wurden Gesinnung, Haltung, Rechtsempfinden vorgeschrieben. Aber die Pioniere, die den Weg über den Ozean von Europa nach Amerika gewagt und überlebt hatten, waren ihrer Haltung nach mutige Freidenker, ließen sich auf Neues einen, fällten eigenverantwortlich ihre eigenen Entscheidungen. Die Pioniere des Spiritismus zeichneten sich durch eben diese Charaktermerkmale aus.

2.3. Der Spiritualismus im Amerika des 18./19. Jahrhunderts

Im Amerika des 18. und 19. Jahrhunderts entstanden gleichzeitig viele verschiedene religiöse Gruppen mit unterschiedlichem Fokus, aber dem einen gemeinsamen Nenner, der Verantwortung des Einzelnen vor Gott und dem Fortbestand der Seele nach dem physischen Tod. Ralph Waldo Emerson (1803-1882) führte den Gedanken des Transzendentalismus ein, indem er die persönliche Verbindung zum Göttlichen durch und in der Natur durch Meditation herstellte. So ist eine Korrespondenz mit allen Ebenen des Universums möglich sowie der göttliche Einfluss von höheren auf niedere metaphysische Ebenen. Emerson sieht das physische Alter des Menschen als einen Gewinn an, indem der Mensch - in Verbindung mit seiner Seele - nach seinem physischen Tode in die Ewigkeit eingeht und dort in einem ewigen Kreislauf erneut geboren wird. Dabei spielt die Selbstbestimmung des Menschen eine wichtige Rolle.

An der Selbstbestimmung des Geistes genau so interessiert war Henry David Thoreau (1817-1862); auch er gehörte zu den Transzendentalisten, die im 18. Jahrhundert der geistigen Gesinnung des Spiritualismus sehr nahe waren, wenn auch in kritischer Auseinandersetzung. In seinem Werk Walden beschreibt Thoreau das einfache Leben in den Wäldern mit Verzicht auf materielle Güter, aber der Möglichkeit der inneren Balance in der Verbindung mit Gott und der geistigen Welt durch Einfachheit und dem Bewusstsein, dass nach dem Tode nicht alles vorbei ist. Phineas P. Quimby (1802-1866) entwickelte das Konzept des Science of the Mind, einer Fähigkeit, sich mit den göttlichen Heilkräften zu verbinden und seine eigene Gesundheit durch die Kraft der Gedanken zu kontrollieren. Der Transzendentalismus ist keine Vorstufe, aber eine mentale Begleitung des spiritualistischen Gedankenguts.

Zur selben Zeit sind in Europa drei Pioniere zu nennen, die den Zeitgeist repräsentierten, der zum globalen Wegbereiter des Spiritualismus wurde: Emanuel Swedenborg, Friedrich Christoph Oetinger, Gotthold Ephraim Lessing. Bis 1850 waren es überwiegend Philosophen, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, also Einzelne herausragende Denker mit einer guten Bildung, die das Verhältnis von Gott und Mensch überdachten und neu definierten.

2.4. Geistige Wegbereiter im Europa des 18./19. Jahrhunderts

Wegweisend war der in England lebende schwedische Wissenschaftler, Staatsmann, Diplomat, Ingenieur, Physiker, Mathematiker und Philosoph Emanuel Swedenborg (1688 -1772). Er fand heraus, dass es möglich ist, einen Blick in die spirituelle Welt zu werfen, die ein Spiegel der realen Welt sei. Er war der Überzeugung, dass die himmlischen Sphären in einem Trance-Zustand besucht werden können. Die Kommunikation mit der Geistwelt geschah in seinen Träumen, die er von März bis Oktober 1744 in seinem Traumtagebuch niederschrieb. Die Träume lieferten das Konzept für eine höhere Erkenntnis. Die himmlischen Geheimnisse hielt er in der Arcana Coelestia fest, einem Werk, in dem er die Schöpfungsgeschichte neu beleuchtet und die Einblicke in die geistige Welt gibt. Der Himmel war für ihn ein sinnlich zugänglicher Ort. Swedenborg beanspruchte für sich, in Kommunikation mit den Geistern und Engeln zu sein und postulierte sein Wissen als höhere Einsicht, womit er die Offenbarungen, die sonst nur die Kirche für sich in Anspruch nahm, niederschrieb und jedem Menschen zugänglich machte. Intellekt und Weisheit sind Nahrung für den Geist. Spirituelle Freiheit und persönliche Verantwortung sind Schlüssel für den Platz im Himmel, den sich jeder selbst schafft und den jeder unter Beibehaltung seiner Persönlichkeit, gespeichert mit Erinnerungen und Erfahrungen, bewohnen wird, wobei alles unter dem Einfluss Gottes steht.

Auch wenn Swedenborg die Möglichkeit, mit Geistern zu kommunizieren, als gegeben ansah, hielt er dieses für gefährlich, Geister seien sich der Nähe des Menschen gar nicht bewusst. Er unterschied ebenfalls gute und böse Geister, wobei letztere einen Hass gegen Menschen hegen und sie am liebsten zerstören würden. Die Kommunikation mit Geistern bedeute auch nicht, dass die Wahrheit vermittelt wird, weil die Geister sich ja auch auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen befinden. Vielfach sei die Kommunikation mit den Geistern ein Produkt der eigenen Vorstellung, vor allem bei den Menschen, die allein leben und sich regelmäßig in die geistige Welt hineindrängen. Swedenborg spricht auch mehr von einer Kommunikation mit Engeln als mit Geistführern. Walter Hasenclever bedauert, dass der Spiritualismus Swedenborg für sich in Anspruch nimmt, wo dieser doch den Umgang mit Geistern als gefährlich angesehen habe.13

Swedenborg sah sich als auserwählt, mit den Geistern und Engeln kommunizieren zu können. Neben dieser Fähigkeit besaß Swedenborg ebenfalls hellseherische Fähigkeiten, so teilte er mit, das Buch Jaschar sei in China bei den Tartaren zu finden, was sich durch dessen Fund im Jahre 1829 bestätigte. Ein weiteres Beispiel seiner hellseherischen Fähigkeiten liefert die genaue Beschreibung des Feuers, das sich am 19. Juli 1759 im 400 km entfernten Stockholm bis vor sein Haus ausbreitete. Swedenborg gab seine Vision am nächsten Tag den Behörden zu Protokoll, die seine genaue Beschreibung durch einen Berichterstatter, der einige Tage später eintraf, bestätigen ließen14. Auch Immanuel Kant (1724-1804), Philosoph der Aufklärung, war dem Gedankengut Swedenborgs verwandt; er verfasste u. a. Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik und beschäftigte sich mit der Macht des Bewusstseins und der Kraft der Gedanken, auch unter metaphysischem Aspekt.

Insgesamt ist auffällig, dass Swedenborg an dem Glauben an Himmel und Hölle festhielt, zwischen den moralisch einwandfrei denkenden und handelnden Menschen und denen, die sich zwar so verhielten, aber anders dachten, unterschied. Der Weg in der geistigen Welt ist für Heuchler und Ehrliche zunächst derselbe, doch wählen die moralisch Ehrlichen schließlich den schmalen und steinigen Pfad in den Himmel, wohingegen die Heuchler über die Steine stolpern und schließlich den breiteren Pfad in die Hölle wählen. Er moralisiert auch über Ehen, so wird die heuchlerische Aufrechterhaltung einer Ehe, in der keine Liebe herrscht, im Jenseits genau so behandelt, wie eine Ehe, die offen unglücklich war.15 Hier machen sich - meiner Ansicht nach - der Zeitgeist sowie die Tatsache, als Sohn eines Bischofs in Stockholm geboren worden zu sein, bemerkbar. Der moralische Zeigefinger und der Weg in den Himmel oder die Hölle, die den christlichen Vorstellungen entsprechen, findet man bei allen Medien, die im christlichen Glauben erzogen wurden, wieder, wie z.B. bei Anna Katharina Emmerich oder den Begnadeten des Armen-Seelen-Glaubens. Daran wird deutlich, dass die Kommunikation mit der geistigen Welt immer über die Datenbank des Mediums vor dessen Hintergrund der jeweiligen historischen Zeit, der eigenen Ideologie und Religion abläuft und zur verständlichen Kommunikation zwischen den Welten der zeitgeistige Hintergrund berücksichtigt werden muss.

Der in Deutschland lebende Prediger Friedrich Christoph Oetinger (1702 - 1782) wandte sich dem theozentrischen Weltbild ab und dem anthroposophischen Weltbild zu. Er vertrat die Auffassung Swedenborgs, dass es u. a. ein Zwischenreich gebe, in dem sich die Seelen aufhalten und auf ihre Aufnahme in den Himmel warten. Für die geistige Vorbereitung des Spiritualismus bedeutet dieses, dass er die Kommunikation mit den Geistern als gegeben ansah, er spricht von einer Central-Erkenntnis, bei der die Wirklichkeit wie Fragmente eines zerbrochenen Spiegels zu erkennen sei. Die erkennende Seele werde passiv, was zu erweiterter Erkenntnisfähigkeit führe. Doch nur die Geister, die in der Lage seien, in die Zukunft schauen, ohne den Ort zu wechseln, miteinander zu kommunizieren und sich zu erkennen, hätten eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit, nicht die Menschen. Der Mensch behalte nach dem Tode seine Persönlichkeit bei, er sei also nicht gottgleich. In diesem Kontext spricht er von der Erkenntnis einer 4. Dimension. Die Existenz der Engel sieht er als gegeben an und bezeichnet sie als Wesen ohne physischen Körper16.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war der deutsche Schriftsteller der Aufklärung, außerdem u. a. Übersetzer von Shakespeares Werk, Theologe und Bibliothekar, aber auch ein Vorläufer spiritualistischen Gedankenguts, das er in seinem Werk Erziehung des Menschengeschlechts zum Ausdruck bringt. Lessing kann sich eine Seelenwanderung in der Evolution des Menschen nach der Auferstehung des spirituellen Leibes sehr gut vorstellen, nach der der Mensch einst göttlich wird, denn er vervollkommnet sich - modern ausgedrückt - im Unendlichen und nimmt die Eigenschaften eines himmlischen Wesens an. Der Mensch entwickelt sich also nach dem Tode auf seiner Seelen- oder Planetenwanderung. Diese Vorstellung weicht von der christlichen ab, bei der der Mensch im Himmel in einem eher statischen, zumindest aber passiven Zustand verharrt. Für die damalige Zeit war dieses eine revolutionäre Bekenntnis eines Theologen.

Ein wichtiger Vertreter und Wegbereiter in Frankreich war Allan Kardec (1804-1869), der mit Le Livre des Esprits - Das Buch der Geister, einen wichtigen Grundstein des modernen Spiritismus in Paris legte; von dort aus verbreiteten sich seine Werke in den romanischen Ländern Europas und nach Südamerika, wo noch heute seine Lehren Beachtung finden. Allan Kardec hatte es sich als seine Aufgabe gemacht, Jenseitsforschung naturwissenschaftlich zu betreiben; so näherte er sich dem Thema wissenschaftlich prüfend und experimentell, so dass seine Erkenntnisse und Forschungsmethoden auch heute noch von Bedeutung sind.

Das Interesse, die Welt metaphysisch und/oder theosophisch zu deuten, bestand nicht erst seit Swedenborg, Oetinger, Lessing oder Kardec, hier handelt es sich um philosophische und naturwissenschaftliche Bereiche, die nur einigen wenigen Gelehrten mental zugänglich waren und die von den Lehren der Kirche doch erheblich abwichen.

Neben den Wissenschaftlern und Philosophen gab es nämlich auch Männer und Frauen, die die Gabe besaßen, mit der Geistwelt zu kommunizieren. Sie waren als Seher oder Seherinnen bzw. Visionäre/Visionärinnen bekannt, da sie ohne Limitierung von Raum und Zeit in die Zukunft, in die Vergangenheit, ins Jenseits schauen konnten.

Dokumentierte Seher und Seherinnen - beginnend im Mittelalter - waren, um nur einige zu nennen, - neben dem Seher Nostradamus - die Nonne Hildegard von Bingen, die Magd Anna Maria Freyin, die Nonne Katharina Emmerich und die mittelständische junge Frau Friederike Hauffe, Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen oder Positionen, aber mit der einzigartigen Gabe versehen, mit der geistigen Welt kommunizieren zu können.

Zusätzlich war Friederike Hauffe aber auch noch eine Begnadete, wie die Kirche die Frauen bezeichnet, die das Leiden der Seelen im Fegefeuer auf sich nehmen und sie dadurch zu der Möglichkeit verhelfen, den Schöpfer schauen zu können und die eigene Erlösung voranzutreiben. Dazu gehören auch Katharina von Emmerich und einige andere Frauen, die im katholischen Glauben erzogen wurden und für die Seelen im Fegefeuer leiden. Dass sie in der Lage waren, mit diesen Seelen zu kommunizieren, Fakten über ihre Leben zu erfahren, war sekundär, denn Gott hatte ja, wie Geistliche monierten, modern ausgedrückt, keinen Chatroom eingerichtet für Neugierige und so sollte die Kommunikation über banale Alltagsgeschehen oder Privates unterbleiben.

Die Spiritualisten bezeichn(et)en die Seherinnen und Begnadeten als Medien, die mit den Verstorbenen kommunizieren können, dahinter verbirgt sich der Glaubenssatz, dass die Seele unabhängig vom Körper weiter existiert; kommuniziert wird mit dem spirit/dem Geist, der eine Persönlichkeit und einen Intellekt besitzt und mit dem die Hinterbliebenen kommunizieren können. Man sagt, die Seele sei der individuelle Ausdruck des gesamten Menschen, sie entwickelt sich weiter und ihre Bedürfnisse entsprechen oft nicht den Bedürfnissen des (im positiven Sinne) Egos. Der spirit/Geist verbindet den Menschen mit dem göttlichen Funken und die Menschen untereinander. Der spirit/Geist ist auch der Anteil der Gesamtpersönlichkeit, der die Kommunikation mit den Hinterbliebenen - meistens über ein Medium - führt. Die Spiritualisten nennen die Verstorbenen auch Kommunikatoren aus der geistigen Welt, wohingegen die Verstorbenen von den Kirchen und den Begnadeten als Seelen bezeichnet werden. Die derzeitig vorherrschende Meinung ist die, dass sich irgendwann, zu einem uns unbekannten Zeitpunkt, die Seele im Jenseits vom Geist/spirit löst und weiterreist. Nach meiner Ansicht ist die (irdische) Persönlichkeit, die wir im spirit/Geist repräsentieren, noch so lange präsent, wie wir von Menschen hier auf Erden erkannt werden können. Gleichzeitig, glaube ich, entwickelt auch dieser Geist/spirit im Jenseits weiter. Für mich hängt dem spirit/Geist noch viel Irdisches an - aus der Perspektive des Erdenlebens betrachtet - wohingegen die Seele Weises, Altes und Reifes in sich vereint. Nicht umsonst sagt man, die Seele sei das Höhere Selbst, das mit der geistigen Welt verbunden ist. Wie viel Wunderbares ist so oft von unserem Höheren Selbst an unsere Mitmenschen gerichtet! Welch weise Worte werden gesprochen, die zwar aus unserem Mund, aus unserem Herzen, aus unserer Seele, aber nicht aus unserem Kopf kommen, die weder unserem Verstand noch unserer Ausbildung geschuldet sind. Ich meine, wir sollten unserm eigenen höheren Geist mehr Respekt zollen und ihm ebenso viel Achtung entgegen bringen wie dem Geistführer, der nicht aus uns selbst spricht, sondern sich uns von außen nähert, sich mit uns verbindet und uns als Medium nutzt, um seine Weisheit und Liebe uns Menschen zu offenbaren.

2.4.1.Weibliche Pioniere des 18./19. Jahrhunderts

Hettie Wesley

Ein erwähnenswertes Ereignis, das sich in Großbritannien im 18. Jh. zutrug, ist der so genannte Spuk im Pfarrhaus von Epworth 1717, ca. 37 km nordwestlich von Lincoln. Beide werden der Energie junger Damen zugeschrieben, die zu der Zeit dort lebten.