Im Liebeswahn - Heidi Oehlmann - E-Book

Im Liebeswahn E-Book

Heidi Oehlmann

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Beschreibung

Die Auftragslage des Privatdetektivs Edgar Wolf war beunruhigend. Seit Wochen nahm niemand seine Dienste in Anspruch. Da kam ihm die Bitte seiner ehemaligen Kollegin Ella gelegen. Er sollte herausfinden, warum sich ihre Tochter verändert hatte. Plötzlich bekommt der Detektiv beinahe täglich Liebesbotschaften einer Unbekannten. Als seine Freundin Elena Drohungen erhält und ein Anschlag auf sie verübt wurde, begreift er den Ernst der Lage. Krampfhaft versucht er, hinter die Identität der Verfasserin zu kommen. Findet Edgar heraus, wer es auf ihn abgesehen hat? Wird das Stalking ein Ende haben?

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Seitenzahl: 157

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Heidi Oehlmann

Im Liebeswahn

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

Impressum neobooks

1. Kapitel

Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, fiel Elenas erster Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sieben Uhr. Sie hatte den Wecker, der halb sechs klingelte, nicht gehört und einfach verschlafen. Es war nicht weiter verwunderlich. Das letzte Mal, als sie so früh aufstehen musste, war schon lange her. In den vergangenen Jahren konnte sie ausschlafen. Meist stand sie erst auf, wenn sie von allein wach wurde. Die Uhrzeit spielte dabei keine Rolle.

Am gestrigen Abend war sie so aufgeregt gewesen, dass es ewig dauerte, bis sie einschlafen konnte. Dieser Tag war ein besonderer für sie. Elena hatte ihren ersten Arbeitstag seit Jahren.

Edgar, der noch schlafend neben ihr lag, hatte das Klingeln des Weckers ebenfalls überhört. Er war selten um diese Uhrzeit wach. Falls es doch mal vorkam, dann nur, weil er die Nacht zuvor wegen eines Auftrages gar nicht geschlafen hatte.

Sie küsste ihn auf die Stirn, sprang aus dem Bett und rannte ins Bad. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr, um sich fertigzumachen. Halb acht war Schichtbeginn. Sie musste heute um jeden Preis pünktlich sein. Sonst wären alle ihre Bemühungen der letzten Wochen umsonst gewesen. Sie hatte fast hundert Bewerbungen geschrieben. Darauf folgten jede Menge Absagen. Als sie die Hoffnung schon aufgeben wollte, bekam sie das Bewerbungsgespräch bei der Bäckereikette. Sie hatte in der Tageszeitung die Anzeige entdeckt, dass eine Verkäuferin gesucht wurde und sich sofort beworben.

Eine richtige Ausbildung hatte Elena nicht. Ihre Kindheit verbrachte sie behütet bei ihrem Eltern in der Ukraine. Eigentlich wollte sie studieren und Lehrerin werden, aber dann kam alles anders. Mit zwanzig bekam sie ein Stipendium, um in Deutschland die Uni zu besuchen. Ihr Lehramtsstudium begann sie in Wernigerode. Kurz danach lernte sie ihren zukünftigen Mann Florian kennen. Es dauerte nicht lange, bis sie zu ihm gezogen war. Ein halbes Jahr später hatten sie geheiratet. Ihr Studium brach sie nach nicht mal zwei Semestern ab. Ihr Mann hatte das so gewollt. Sie war anfangs sehr glücklich in ihrer Ehe und vertraute ihm. Gleichzeitig freute sie sich über die viele Freizeit, die sie plötzlich hatte. Ihre Eltern konnte Elena schon nach ihrer Hochzeit, finanziell unterstützen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Geplant war es erst nach dem Studium, sobald sie eine feste Anstellung hatte, ihrer Familie jeden Monat etwas Geld zu schicken. Mit den Einnahmen, die sie während des Studiums durch verschiedene Aushilfsjobs verdiente, konnte sie gerade so ihre monatlichen Ausgaben bestreiten.

Von ihrem hart erarbeiteten Verdienst blieb Elenas Eltern nicht viel übrig. Sie mussten sich finanziell einschränken und an allen Ecken und Enden sparen. Da Florian genug verdiente, konnte sie ihren Eltern schon nach relativ kurzer Zeit unter die Arme greifen. Damals war sie noch stolz auf ihr scheinbar sorgloses Leben. Ihre Eltern freuten sich ebenfalls darüber, dass ihre Tochter es anscheinend geschafft hatte.

Nun rächte sich ihr einst unüberlegtes Verhalten. Sie hatte es schwer, ohne eine abgeschlossene Ausbildung eine Anstellung zu finden. Entweder war sie unterqualifiziert oder die Jobs waren so schlecht bezahlt, dass Elena sie gar nicht erst haben wollte. Umso glücklicher war sie, ab sofort als Verkäuferin in der Bäckerei arbeiten zu dürfen. Endlich würde sie auf eigenen Füßen stehen können.

Auch wenn sie nun bei Edgar wohnte und zumindest wieder ein Dach über den Kopf hatte, wollte sie ihm nicht länger auf der Tasche liegen. Elena wollte ihren Fehler von damals keinesfalls wiederholen und sich kein zweites Mal von einem Mann abhängig machen. Außerdem war Edgar die meiste Zeit sowieso pleite. Um überhaupt über die Runden zu kommen, musste er jeden noch so kleinen Auftrag annehmen. Da war ein festes Einkommen in ihrem gemeinsamen Haushalt schon ein Segen für beide.

Natürlich wollte sie heute besonders frisch aussehen. Zum Duschen blieb ihr keine Zeit mehr. An diesem Morgen musste eine Katzenwäsche reichen. Sie zog sich die Sachen an, die sie sich am Vortag schon im Bad zurechtgelegt hatte. Schnell wusch sie ihr Gesicht und putzte ihre Zähne. Dann kämmte sie im Eiltempo ihre blonde Mähne und band sie sich zu einem Zopf zusammen.

Der Blick auf ihre Armbanduhr, die im Badezimmer auf dem Regal lag, verriet ihr, sie hatte nicht mehr viel Zeit für ihr Make-up. Es war inzwischen schon zehn Minuten nach sieben. Jetzt musste sie sich beeilen. Sie legte sich schnell ihren hellblauen Lidschatten auf und griff zur Wimperntusche. Nachdem sie diese aufgetragen hatte, legte sie ihre Armbanduhr um und verließ das Badezimmer. Ein Frühstück war nicht mehr drin. Wahrscheinlich hätte sie vor Aufregung sowieso keinen Bissen hinunter bekommen. Da ihre neue Arbeitsstätte eine Bäckerei war, standen die Chancen nicht schlecht, dort später etwas zu essen und vielleicht einen Kaffee zu trinken. Sobald ihre Nervosität nachließe, würde sie sicherlich großen Hunger haben.

Sie ging zur Garderobe und zog sich ihre schwarze Jacke über. Tagsüber war es noch warm, aber in den Morgenstunden war es jetzt zum Herbstanfang schon ziemlich kühl draußen.

Ganz aufgeregt verließ sie die Wohnung. Auf dem Weg zu ihrer neuen Arbeitsstelle gingen ihr jede Menge Gedanken durch den Kopf. Sie wusste nicht, was sie heute erwarten würde. Elena hoffte auf einen erfreulichen ersten Arbeitstag und natürlich auf nette Kolleginnen. Ein angenehmes Arbeitsklima war ihr neben dem Verdienst einer der wichtigsten Punkte bei ihrem neuen Job. Um ihrer neuen Arbeitsstelle langfristig nachgehen zu können, musste sie Spaß an ihrer Arbeit haben. Sollten sich ihre Arbeitskolleginnen als unkollegial herausstellen, würde sie nicht lange in der Bäckerei bleiben und sich bald nach einer neuen Stelle umsehen.

2. Kapitel

Edgar tastete die linke Seite des Bettes ab. Sie war leer. Elena lag nicht mehr neben ihm. Langsam öffnete er die Augen. Sein erster Blick fiel auf die leere Bettseite und wanderte weiter zu der Uhr, die sich auf Elenas Nachttisch befand. Es war halb zehn. Elena arbeitete bereits seit zwei Stunden und musste schon vor einer Ewigkeit aufgestanden sein. Edgar hatte weder den Wecker gehört noch gemerkt, wann sie wach geworden war. Dabei wollte er ihr für ihren ersten Arbeitstag Glück wünschen. Er konnte sich nicht erklären, warum er so tief geschlafen hatte. Der gestrige Sonntag verlief normal. Sie verbrachten den ganzen Tag in ihrer Wohnung. Seine Auftragslage war im Moment nicht so berauschend, sodass sie viel Zeit füreinander hatten.

Seit zwei Wochen hatte er schon keinen neuen Fall mehr zu lösen gehabt. Umso glücklicher war er, dass es für Elena besser lief. Sie hatte sich wochenlang um einen Job bemüht. Nun hatte es endlich geklappt. Er war stolz auf sie und freute sich über ein festes Einkommen. Vielleicht müssten sie Meier, ihrem Vermieter, nie wieder auf die Miete warten lassen.

Edgar ärgerte sich immer noch darüber, Elena am Morgen nicht gehört zu haben. Dafür wollte er sie am Nachmittag von der Arbeit abholen. Er hoffte, dann würde er wenigstens pünktlich sein.

Nun musste er sich endlich fertigmachen. Um elf war er mit Ella, seiner ehemaligen Kollegin und jetzigen Informantin bei der Polizei, zum Frühstück verabredet. Im Laufe der Zeit waren sie auch Freunde geworden. Seit Wochen bat sie den Detektiv schon um ein Treffen. Edgar vertröstete sie immer wieder. Er wusste aber, wenn er sich nicht bald mit ihr traf, würde sie ihm in Zukunft keine Informationen mehr zu spielen. Warum sollte sie ihren Job für jemanden riskieren, der nicht mal Zeit für ein persönliches Gespräch mit ihr hatte? Außerdem war er neugierig, was sie von ihm wollte. Für einen einfachen Kaffeeklatsch hätte sie ihn bestimmt nicht immer wieder zu einer Verabredung gedrängt. Er war gespannt, was ihn erwartete.

In seinen Gedanken versunken, merkte er nicht, wie schnell die Zeit vergangen war. Inzwischen war es schon kurz vor zehn. Er sprang auf und ging ins Bad.

Nachdem er wieder aus dem Bad gekommen war, zog er sich an und überlegte, ob die Zeit noch für eine Tasse Kaffee reichte. Da das Treffen mit Ella mitten in der Innenstadt stattfinden sollte, entschied er sich dagegen. Er wollte sich lieber gleich auf den Weg machen. Denn er wusste nicht, wie lange er mit der Suche nach einem Parkplatz beschäftigt sein würde und wie weit er bis zum Café laufen musste. Ella sollte keinesfalls auf ihn warten. Das würde sie nur verärgern. Im Café hätte er dann genug Zeit, um sein Lieblingsgetränk zu sich zu nehmen.

3. Kapitel

Edgar lief keuchend auf das Café zu. Wieder merkte er, wie mies seine Kondition war. Und das, obwohl er am Tag der Geburt seiner Tochter aufgehört hatte zu rauchen. Er musste endlich anfangen Sport zu treiben und so seine Ausdauer verbessern. Diesen Vorsatz hatte er schon seit einigen Jahren gehabt. Jedoch hatte es nie gereicht, den Plan auch in die Tat umzusetzen. Ihm fehlte einfach die Selbstdisziplin. Jetzt wusste er wieder, warum er seinen inneren Schweinehund unbedingt überlisten sollte.

Er parkte auf dem großen Parkplatz am Rand der Innenstadt. In der Stadt selbst waren alle Parkplätze restlos belegt. Die Fußgängerzonen und kleinen Gassen waren voller Menschen. Nun war der Detektiv froh, sich gleich auf den Weg gemacht zu haben, statt noch einen Kaffee zu trinken. Den würde er in wenigen Minuten bekommen und nach den Strapazen der Parkplatzsuche in vollen Zügen genießen.

Endlich hatte er das Café erreicht. Von außen sah er Ella bereits an einem kleinen Zweiertisch sitzen. Sie schaute gerade ungeduldig auf die Uhr. Edgar tat es ihr gleich. Inzwischen war es auch schon kurz nach elf. Er überlegte kurz, wer diesen ungünstigen Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Dann fiel es ihm wieder ein. Es war Ella. Sie wählte den Ort, damit sie es später nicht so weit zur Wache hatte. In dieser Woche hatte sie Spätdienst. Um vierzehn Uhr begann ihre Schicht.

Edgar betrat das Café und ging auf den Tisch zu, an dem seine ehemalige Kollegin saß. Irgendwie sah sie anders aus, als er sie in Erinnerung hatte. Womöglich lag es an der neuen Haarfarbe. Bisher hatte sie immer hellbraune kurze Haare gehabt. Nun waren ihre Haare schwarz und schulterlang. Er fand, sie sah ausgesprochen gut aus. Als sie ihn sah, stand sie auf. Sie lächelten sich an und fielen sich in die Arme.

»Hallo Ella! Schön dich zu sehen«, sagte Edgar, nachdem sie sich aus der Umarmung gelöst hatten.

»Hallo Edgar! Ich freue mich, dass es endlich geklappt hat. Unser letztes Treffen ist bestimmt schon Monate her.«

»Stimmt. Es tut mir leid. Ich hatte in den letzten Wochen einiges um die Ohren. Gut siehst du aus.«

»Danke! Du aber auch. Kann es sein, dass du verliebt bist?«

»Woher weißt du das?« Edgar musste grinsen. Er hatte Ella noch nichts von seiner Beziehung mit Elena erzählt. Nachdem die beiden zusammengekommen waren, wollte er erst abwarten, wie ernst es zwischen den beiden war. Inzwischen war er sich sicher, es war mehr als nur eine kurze Liebelei. Seit sich seine Frau von ihm getrennt hatte, war Edgar das erste Mal wieder so richtig verliebt.

»Ich weiß nicht, aber irgendwie sieht man dir das an.«

»Wollen wir uns nicht setzen und etwas bestellen? Ich habe einen Bärenhunger.«

»Ja, natürlich.«

Nachdem sie Platz genommen hatten, gab Edgar der Bedienung mit einem Wink zu verstehen, dass er eine Bestellung aufgeben wollte. Die Kellnerin kam sofort.

»Was möchtest du?«, fragte er.

»Ich hätte gerne das kleine Frühstück!«

»Zwei Mal bitte. Und eine extra Kanne Kaffee bitte!«

Die Kellnerin machte sich Notizen und verschwand kurz darauf.

Ella lächelte: »Es hat sich nichts geändert. Du trinkst immer noch literweise Kaffee.«

»Manche Dinge ändern sich eben nie. Hast du mal wieder etwas von Lucy und Lena gehört?«

»Ach Edgar du weißt doch, dass ich dir nichts sagen darf. Aber ja, wir haben seit ein paar Wochen wieder sporadisch Kontakt. Den beiden geht es gut.«

»Hast du sie auch mal gesehen?«

»Ja, letzte Woche.«

»Wie gern würde ich Lena sehen. Wie sieht sie denn aus?«

»Warum meldest du dich nicht bei deiner Tochter und findest selbst heraus, was du wissen willst?«

»Mm, du sagst das so einfach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich sehen will.«

»Versuch es doch einfach! Vielleicht vermisst sie dich ja genauso, wie du sie.«

»Wieso, hat sie das gesagt?«

»Nein. Über dich haben wir nicht gesprochen. Und du weißt, dass ich dir wirklich nichts erzählen darf. Das, was ich dir jetzt gesagt habe, war eigentlich schon zu viel.«

»Okay, ich will dich auch nicht in Schwierigkeiten bringen. Gibt es einen bestimmten Grund für unser Treffen hier?«

»Den gibt es in der Tat. Ich mache mir Sorgen um Sandra.«

»Was ist mit deiner Tochter?«

»Sie hat sich in den letzten Wochen sehr verändert. Sie ist in der Schule total abgerutscht. Das heißt, wenn sie mal hingeht, schreibt sie nur schlechte Noten. Zu Hause lässt sie sich kaum noch blicken. Ich komme nicht mehr an sie ran. Ganz gleich, was ich sage, es ist ihr egal. Ich mache mir wirklich Sorgen.«

»Aber ihr hattet doch immer so ein tolles Verhältnis zueinander.«

»Ja, das war mal so. Ich weiß einfach nicht, was mit ihr los ist und was ich machen soll.«

»Wie alt ist Sandra jetzt?«

»Sie wird nächsten Monat siebzehn.«

»Du weißt aber schon, dass ich keine Erfahrungen mit Teenagern habe und dir deshalb auch keine schlauen Ratschläge geben kann!«

Ella seufzte. »Es geht mir auch nicht um Ratschläge. Die bekomme ich schon genug, meistens von Leuten, die selbst keine Kinder haben. Es ist furchtbar! Nein, ich möchte, dass du herausfindest, was mit Sandra los ist und wo sie sich herumtreibt.«

»Okay. Hast du ein aktuelles Foto von ihr?«

»Ja, warte!«, sagte Ella und kramte in ihrer Handtasche. Kurz darauf holte sie ein Foto raus und reichte es Edgar über den Tisch. Er nahm es und schaute es sich genau an.

»Groß ist sie geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Weißt du, wo ich sie tagsüber finden kann?«

»Nein. Das ist ja mein Problem. Sie verlässt morgens das Haus, sobald sie aufgestanden ist, und kehrt erst spät am Abend zurück. Durch meine unterschiedlichen Schichten sehe ich sie manchmal tagelang nicht.«

»Das heißt, ich soll morgens vor deiner Tür auf sie warten und ihr dann hinterher spionieren?«

»Ja, es wäre toll, wenn du das machen könntest. Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Bitte, hilf mir!«

»Okay. Dann komme ich morgen früh vorbei und warte vor deinem Haus, bis Sandra rauskommt.«

»Danke, das vergesse ich dir nie!«

»Schon gut. Du hilfst mir doch auch immer.«

»Ach! Du weißt, dass ich das gern mache. Und wie geht es dir sonst?«

»Ganz gut und dir?«

»Na ja, wenn das mit Sandra nicht wäre, würde es mir besser gehen.«

»Mm, das verstehe ich.«

»Wie heißt sie eigentlich?«

»Hä, wer?«

»Die Frau, wegen der du so glücklich bist.«

»Ach so. Sie heißt Elena.«

»Ist sie hübsch?«

»Ja, das ist sie.«

»Das dachte ich mir. Ich hätte nicht gedacht, dass du es irgendwann noch mal schaffst, von Lucy wegzukommen.«

»Ich auch nicht.«

»Wo habt ihr euch kennengelernt?«

»Bei einem Fall.«

»Wo auch sonst? Du arbeitest bestimmt immer noch so viel, wie früher, oder?«

»Ja. Das heißt, wenn es Aufträge gibt. Im Moment ist es eher ruhig. Und du? Gibt es in deinem Leben mal wieder einen Mann?«

»Nein, im Moment nicht. Ehrlich gesagt habe ich auch keine Nerven dafür. Sandra und der Job lasten mich schon genug aus.«

»Es ist bestimmt nicht so leicht für dich, alles unter einen Hut zu bekommen!«

»Das ist es wirklich nicht.«

Beide schwiegen sich an. Nun hatte Edgar endlich wieder einen Fall. Auch wenn es ihm nicht einen müden Euro einbrachte, war er froh, für den nächsten Tag eine Aufgabe zu haben. Elena würde sowieso den halben Tag auf ihrer neuen Arbeit sein und Edgar hätte nicht allzu viel Zeit zum Nachdenken. Morgen, am ersten Oktober wäre Max, sein ehemaliger Kollege und gleichzeitig bester Freund, siebenundvierzig Jahre alt geworden. Seine letzten drei Geburtstage erlebte er nicht mehr mit. Edgar dachte jedes Jahr an ihn. An diesem Tag holte ihn die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit und ihren letzten Einsatz jedes Jahr aufs Neue ein. Er hoffte, es würde irgendwann aufhören. Gleichzeitig wusste er, dass es niemals endete.

Als ob Ella seine Gedanken lesen konnte, sagte sie: »Ach Edgar, es tut mir leid! Morgen ist doch der Geburtstag von Max. Daran hatte ich nicht gedacht.«

»Ist schon gut, ein wenig Ablenkung wird mir gut tun.«

Sie redeten noch eine Weile und schwelgten in längst vergangenen Erinnerungen.

Irgendwann schaute Ella auf die Uhr und sagte: »Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Ich muss zum Dienst!«

»Ist es tatsächlich schon so spät?«

Edgar schaute ebenfalls auf seine Uhr und sah, dass es bereits halb zwei war. In einer halben Stunde hatte Ella Dienstantritt und Elena in einer Stunde Feierabend. Zur Feier des Tages wollte er ihr einen Strauß Blumen kaufen, bevor er sie abholte.

Ella verabschiedete sich und verließ das Café.

Edgar blieb noch einen Moment sitzen, rief die Kellnerin zu sich und bezahlte das Frühstück der beiden. Anschließend verließ auch er das Café. Auf dem Weg zum Auto wollte er nach einem Blumenladen Ausschau halten. Obwohl er in Wernigerode geboren und aufgewachsen war, hatte er keinen Schimmer, wo es hier Blumengeschäfte gab. Den letzten Strauß rote Rosen kaufte er, als er frisch mit Lucy zusammen war. Das war über zwei Jahrzehnte her. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wo er die Blumen damals gekauft hatte.

4. Kapitel

Es war kurz vor halb drei, als Edgar seinen Wagen auf dem Parkplatz des Supermarktes abstellte. Er war froh, dass Elena in einer Bäckerei in einem Einkaufsmarkt arbeitete. So fiel jetzt wenigstens die lästige Parkplatzsuche weg. Der Gang vom Café bis zu seinem Wagen hatte ihn viel Zeit gekostet. Immerhin hatte er einen Blumenstrauß bekommen. Eigentlich wollte er rote Rosen kaufen. Leider passten sie nicht mehr in sein Budget. Also hatte er sich für einen bunten Herbststrauß entschieden und hoffte, er würde Elena gefallen. Nun wusste er, wo es Blumen zu kaufen gab. Um genau zu sein, war er bei seinem Fußmarsch an drei Blumenläden vorbei gekommen. Wie oft war er in den letzten Jahren schon durch die Innenstadt gelaufen, aber noch nie war ihm einer, dieser Läden aufgefallen.

Er griff nach dem Strauß auf der Rücksitzbank, stieg aus seinem Wagen und ging in den Supermarkt hinein. Den Blumenstrauß versteckte er hinter seinem Rücken, damit seine Überraschung perfekt war.